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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 121 - No. 130 (24. Mai - 4. Juni)
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Finanzminister.
Serbien.
Kladowa, 23. Mai. König Alerander und die
Königin Natalie besuchten gestern die Arbeiten am ,
Eisernen Thore. Ein ungarischer Regierungsdampfer holte
dieselben von Kladowa ab. Namens der Disconto-Gesell-
schaft begrüßte Director Ostermann die Gäste, welche
gegen zwei Stunden die weit vorgeschrittenen Kanalbauten
besichtigten und dann einer Einladung zum Dejeuner
entsprachen._
Die Reichstags Wahlbewegung.
Hj Heidelberg, 24. Mai. Um einem Mißvcrständ-
niß vorzubeugen bezügl. der gestern im Bericht über die
Bandhausv.rsammlung erwähnten preußischen Beamten-
gehälter, die in vielen Fällen nicht 900 Mark über-
schreiten, möchten wir bemerken, daß sich Herr Muser in
seiner Einwandrede gegen Dr- Affolter auf eine
Statistik in den preußischen Jahrbüchern für National-
ökonomie bezog und zwar auf die vom Jahre 1888. Laut
dieser, wie Herr Muser bemerkte, versteuerten in Preußen
nur 7o/o der Bevölkerung ein Einkommen von mehr als
900 Mark, es könnten also den übrigen 930/^ nicht
noch neue Belastungen aufgebürdet werden. Redner be-
merkte hierzu, daß zwar bei uns in Baden die Verbält-
nisse etwas günstiger, sonst aber doch ähnlich so liegen.
(In Baden stellt sich nämlich nach der officiellen ver-
gleichenden Uebersicht über die Einkommensteuerveranlagung
für die Jabre 1886 bis 1891 die Sache folgendermaßen:
ca. 5O"/o der Einkommensteuerpflichtigen haben ein Ein-
kommen von über 1000 Mark, nur 24<>/o ein solches
von über 1500 Mark und nur 150/fi ein solches von
über 2000 Mark. In diesen Zablen sind nur Diejenigen
aufgeführt, welche überhaupt Einkommensteuer bezahlen,
da das badische Gesetz eine Minimalstufe enthält, bis zu
welcher eine Einkommensteuer nicht entrichtet wird.)
Karlsruhe, 23. Mai. Im vierten Wahlbezirk (Müll-
Heim-Stauffen) hat Bürgermeister Grether-Lörrach die
freisinnige Candidatur angenommen.
Würzburg, 23.Mai. Reichstagscandidat derVolks-
part ei im Wahlkreis Lohr ist Privatier Johann
Weißenberger- Gänheim-
Würzburg, 23. Mai. Reichscandidaten des Volks-
vereinsin Wahlkreisen Unterfrankens sind: In Aschaffen-
burg Stadtrath Iorda n - Amorbach; Kitzingen Dr.
Conrad-Gnodstadt; Lohr Privatier Reichenberger
Gänschen , Neustatt Buchdruckereibesitzer K 0 hl - Würzburg
Privatier Langlotz - Würzburg.
Stuttgart, 23. Mai. Gestern Morgen verbreiteten
die Socialdemokraten hier (und wahrscheinlich im
ganzen Lande) ein W ab l - Flu gb la t t, das die Wähler
auffordert, für die socialistischen Candidaten einzutreten,
da auf die übrigen Parteien kein Verlaß sei. Das Flug-
blatt läßt es an den heftigsten Angriffen gegen alle anderen
Richtungen nicht fehlen, es sagt u. A.: „Den Arbeitern
fällt die Aufgabe zu, die Rechte der bürgerlichen Freiheit
zu vertheidigen, die von dem Bürgerthum selbst so
schmählich im Stiche gelassen worden." Es stände wirk-
lich schlimm, wenn es in Wahrheit mit dem Bürgerthum
sich so verhielte.
Ulm, 23. Mai. Eine Versammlung des frei-
sinnigen Bürgervereins hat sich einstimmig für
die demokratische Candidatur Hähnle ausgesprochen.
Mainz, 23. Mai. Die Nationalliberalen
wählten Amtmann Brau n-Mainz als Candidaten für
Mainz-Oppenheim. Bürgermeister Hirsch-Alsbeim lehnte ab.
Dresden, 22. Mai. Ein Wahlcuri 0 su m, wie
es nur auf sächsischem Boden erwachsen kann, findet sich
in den Jnseratenspalten des Antisemitenorgans unserer
Stadt, der „Dresd. Nachr.". Es lautet Behufs Her-

so groß auch meine Macht über ihn sein niag, das wäre mein
Untergang, mein Verderben, denn diese Schuld könnte er
mir nie vergeben!"
Nach und nach beruhigte sie sich; ihre Züge glätteten sich
wieder, die Stirn wurde rein und frei, aber in den Augen
glomm noch ein düsteres Feuer, diese Ruhe war nur äußer-
lich, innen tobte noch der Sturm.
„Diese Verbindung muß gelöst werden," sprach Geor-
gine in entschiedenem Tone, sich hoch aufrichtend, als wolle
sie damit ihre wieder erwachte Thatkraft bezeugen. „Walter
muß mit mir zurückkehren, ich schicke ihn dann für eine Zeit
aus Reisen — das düstere Geheimniß soll begraben bleiben,
ich werde mich selbst nicht verrathen."
Georgine nahm den Brief auf, den sie in der ersten Er-
regung zu Boden geworfen und las ihn nochmals aufmerk-
sam durch. Dann faltete sie das Blatt sorgfältig zusammen
und steckte es zu sich; nun erst dachte sie daran, auch ihrer
Person einige Aufmerksamkeit zu schenken.
Als sie vor den Spiegel trat, erschrak sie selbst vor der
Blässe ihres Antlitzes, den unheimlich funkelnden Augen.
Sie badete sich das Gesicht in kühlem Wasser und wusch es
dann mit einer wohlriechenden Essenz ab; ohne die Hilfe
ihrer Kammerfrau in Anspruch zu nehmen, ordnete sie ihr
reiches Haar und nachdem sie noch an ihrer Toilette einige
kleine Aendernngen vorgenommen, verließ sie ihr Zimmer,
um sich zu ihrem Gatten zu begeben. Herr Leo von Dahlen
saß einsam in seinem Rollstuhle; der Tag war trüb und
regnerisch, deshalb mußte sich der Gelähmte ans sein Zim-
mer beschränken, und da er die Gesellschaft seines Sohnes,
der sonst viel bei ihm war, entbehrte, fühlte er sich doppelt
einsam und verlassen.
Frau Georgine war geräuschlos eingetreten, ihr Gatte
bemerkte erst ihre Anwesenheit, als sie dicht bei ihm stand.
Der matte Versuch eines Lächelns überflog sein bleiches,
müdes Gesicht; langsam streckte er ihr die Hand entgegen.

Bildung eines Central-Co mitas in Dresden
vorgenommen werben. Vollständig freie, unabhängige
Männer, welche geneigt sind, dieses Vorhaben thatkräftig
und materiell zu unterstützen, werden um Einsendung ihrer
Adresse unter M. N. 900 „In v a li d en da n k"
Dresden, gebeten."
Berlin, 23. Mai. Nach einer Mittheilung der „Ger-
mania" heißt es im Wahlaufruf des Centrums
betreffend die Militärvorlage: Der Widerspruch gegen die
Militärvorlage und den von den Bundesregierungen auf-
genommenen Antrag Huene werde der Feldruf des Cen-
trums sein. Das Centrum betrachte auch in Zukunft die
Resolutionen Windtborst als seine Richtschnur._
Aus Wcch unö Jern.
* Mannheim, 23. Mai. Ertrunken ist am Pfingst-
sonntag früh beim Baden im offenen Rbein beim neuen
Rheinpark ein bis jetzt noch unbekannter junger Mann.
Ein bei den Kleidern am Ufer zurückgelassenes Notizbuch
enthielt einen Forderderungszettel, der auf den Namen
Pbilipp Ambros Taglieber lautete.
* Wiesloch, 23. Mai. Mit großer Befriedigung
hat man im ganzen hiesigen Bezirke von der General-
verfügung des Gr. Ministeriums Kenntniß genommen,
nach welcher in ausgiebigsten Maße Laubstreu und Gras,
sowohl aus den Gemeindewalduugen, als auch aus den
Staatswaldungen abgegeben werden kann. Dadurch wird
wohl der in den Landorten vorhandenen Noth gesteuert
werden.
Schriesheim, 23. Mai. Die K irs chen er nt e
ist nunmehr hier, in Dossenheim und Handschuhsheim in
vollem Gange; es werden allein hier täglich schon über
100 Centner versandt. Wie die ungeheure Blüthenmenge
ahnen ließ, ist die Zahl der Früchte eine so große, daß
an den Bäumen mehr Kirschen als Laub zu sehen sind.
Infolge dessen sind die Kirschen recht klein geblieben.
Dein entsprechend find auch die Preise niedrige. Ende
voriger Woche wurden nur noch 11—12Pfg. pro Pfund
bezahlt, doch werden bei der Menge immerhin schöne Ein-
nahmen erzielt. Mit den Spätkirschen wird es besser
werden, besonders wenn sich bald ein ausgiebiger Regen
einstellt. Aepfel und Birnen berechtigen zu schönen
Hoffnungen und auch die Reben haben so viele und ge-
sunde Fruchtansätze, wie schon lange nicht mehr. Mögen
die Hoffnungen auf ein gutes Obst- und Weinjabr in
Erfüllung gehen.
* Weinheim, 23. Mai. Im Gorchsbeimer Thal ver-
unglückte der verbeirathete Arbeiter L. Menz aus Heddes-
heim dadurch, daß ihm ein schwerbeladener Wagen den
rechten Arm brach, eine Zehe abdrückte und eine andere
so beschädigte, daß sie abgenommen werden muß. Die
Pferde wollten durchgeben und da versuchte Menz vom
Wagen zu springen, blieb aber hängen und wurde fort-
geschleift. Ein Glück war es noch, daß das Leitseil brach.
* Speher, 23. Mai. Verhaftet wurde, laut „Sp. Ztg",
der Wildprethändler Wilhelm Schneider. Derselbe war
seiner Zeit mit der Wildprethändlerin Distler durchge-
brannt, hatte sich aber wieder hierher begeben und trieb
sich hier herum, um Ausstände einzukassieren.
* Freiburg, 23. Mai. Das alte Universitätsge-
bäude soll zu Rathhauszwecken umgebaut werden. Die Pläne
hierzu sind vom Hochbauamt bereits ausgearbeitet.
* Freiburg i. Br., 23- Mai. Viel böses Blut
erregt es hier, daß das Garnisonsbauamt beim Ausschreiben
der Arbeiten für 12 Kasernenbauten nur auf Gesammt-
gebote von 100,000 und 400,000 Mark sich einließ und
so die mittleren Baugeschäfte geradezu ausschloß. Diese
officielle Bevorzugung des Großunternehmerthums steht
in starkem Widerspruch zu den Bestrebungen auf Er-
haltung des Mittelstandes.

„Wie gut, daß Du kommst", sagte er, „ich habe mich sehr
einsam gefühlt — ich vermkssx Walter sehr."
Fran von Dahlen zuckte leicht zusammen, als ihr Gatte
des Sohnes Erwähnung that. Sie berührte mit ihren weißen,
schlanken Fingern nur flüchtig die dargereichte Hand Dahtens.
„Walter's wegen wollte ich init Dir sprechen," sagte sie.
„Nun?" Inden Angen des Gelähmten leuchtete es auf;
wenn sie gewußt hätte, daß er dem Sohne eine Anweisung
auf seinen Bankier gegeben, welche Walter in den Stand
setzte, Jahre lang bequem fern der Heimath zu leben, die
Frau, die alles allein beherrschen und regieren wollte, wäre
außer Rand und Band gerathen.
„Walter hat mir geschrieben," sagte Georgine kurz, „er
will sich mit mir aussölMN und bittet um meine Vergebung."
Sie sah bei diesen Worten ihren Gatte» forschend an.
Sie wollte erfahren, wie weit derselbe in das Vertrauen
seines Sohnes eingeweiht war. Daß sie eine Verbindung
niit Fräulein von Blinden wünschte, war ihrem Gatten be-
kannt, aber sie Wichte nicht, hatte Walter seinem Vater von
Melitta erzählt oder nur ihr von seiner Liebe Mittheilung
gemacht.
Nicht die leiseste Ahnung beschlich Georgine, ihr Gatte
könne von Walter's Steigung zu dem jungen Mädchen eben
mehr wissen als sie selbst.
Herr von Dahlen hatte den Blick gesenkt, er wollte weder
sich noch den Sohn verrathen. Um doch etwas zu sagen,
murmelte er:
„Walter willigt also ein, Fräulein von Minden zu seiner
Gattin zu machen?"
Frau Georgine antwortete nicht sofort, sie überlegte,
ehe sie in gedehntem Tone sagte: „Darum handelt es sich
jetzt nicht; vor allein anderen muß er wieder zurückkehren,
dergleichen eigenmächtige Handlungen dürfen nicht mehr
vorkommen."
Herr von Dahlen schwieg, sein unsicherer Blick suchte

trete, sei noch eine Mittelernte zu erwarten, sonst eine
Mißernte.
* Leipzig, 23. Mai. Gestern Abend wurde die 30.
allgemeine Lebrerversammlung in dein Krvstallpalast bicr-
selbst eröffnet. Es sind über 4000 Tbeilnebmer aus
allen Theilen des Reiches anwesend. Zum ersten Vor
sitzenden wurde Debbe-Bremen, zum zweiten Vorsitzenden
Germer-Leipzig und zum dritten Vorsitzenden Moerle-Gera
gewählt. Während des heutigen Empfangsabends begrüßte
Rechtanwalt Harich, Mitglied des hiesigen Schulaus-
schusses, die Theilnehmcr.
* Leipzig, 23. Mai. Wie der „Generalanz." meldet,
wurden sieben wegen Hochverraths angeklagte Personen
aus Duisburg hier eingeliefert. Der Prozeß vor dem
Reichsgericht werde am 7. Juni beginnen und voraus-
sichtlich drei Tage währen.
* Kassel, 23. Mai. Der Verbandstag deutscher
Gewerbeschulmänner beschloß an den Reichskanzler und
den Reichstag eine Resolution zu richten, in der die Noth-
wendigkeit der Beibehaltung eines mehrstündigen Sonntags-
Vormittags-Nnterrichts betont wird.
* Esse» a. d. Ruhr, 23. Mai. Heute wurden auf
dem hiesigen Viehhofe mehrere Verhaftungen vorgenommen.
Sie gehören zu dem Bestechungs-Prozesse gegen die
Hamburger Schaffner.
* Berlin, 23. Mai. Am Samstag ist von dem
Provinzial-Schulcollegium die Dienstentlassung Ahlwardts
als Rectors der städtischen Gemeindeschule verfügt worden.
Es scheint der Ausgang des endlosen Disciplinarverfahrens
gegen ihn gar nicht abgewartet worden zu sein. Gegen
diese Verfügung steht dem Entlassenen nur die Beschwerde
an den Minister zu.
" Berlin, 23. Mai. „Eine ungenirt belegene Ere-
cutorwohnung preiswerth in 8^'. zu vermiethen. Näheres
8ub X X Postamt 13 zu erfragen." Diese eigenartige
Anzeige enthält ein hiesiges Bezirksblatt. Zur Erläu-
terung derselben bemerkt die „Dgl. Rundschau", daß
man hier unter dem Ausdruck „Crecutorwohnung" daS
Absteigequatier einer Person, die aus gewissen Gründen
den Besuch der Gerichtsvollzieher zu scheuen hat, versteht.
Diese Wohnung, in der Regel nur aus Tisch und Bett
bestehend, ist ausschließlich für den Gerichtsvollzieherbesuch
so ausmöblirt, daß der gestrenge Gesetzvollstrecker mit
ruhigem Gewissen in seinen Acten den Vermerk: „Erc-
cution war fruchtlos!" eintragen kann. Für solche „Ere-
cutorwohnungen" sollen von gewissen Leuten gute Mieths-
preise gezahlt werden.
* Berlin. 23. Mai. Dem „Berliner Tageblatt"
wird aus Afrika von einem Berichterstatter gemeldet, daß
Emin Pascha am Jturi jedenfalls nicht ermordet worden
sei, sondern in der Richtung nach dem Kongo abmarschirt
sei, wahrscheinlich nach den Stanleyfällen. (Also wieder
einmal lebendig. D. R.)
* Berlin, 23. Mai. Der vor einiger Zeit aus
Karlsruhe hierher übergesiedelte bekannte Maler von
Meckel hat gestern in seinem Atelier Selbstmord geübt;
er wurde mit einem Schuß in der linken Brust aufge-
funden. Sein Zustand ist bedenklich.
* Thun, 23. Mai. Nach kurzer Berathung erklärt
das Geschworenen-Gericht den Belchenmörder Thierstein
für schuldig des Raubes mit tödlichem Ausgang unter
Ausschluß mildernder Umstände. Das Urtbeil der
Kriminalkammer lautet auf lebenslängliche Zuchthausstrafe
und Entschädigung der Civilparteien in Höhe von 4000
Franken.
* St. Galle», 23. Mai. Die Urabstimmung über
die Auflösung des ostschweizerischen Stickereiver-
bandes ergab 2200 Ja und 2300 Nein. Der Ver-
band bleibt daher fortbestehen.
* Aus der Schweiz, 22. Mai. Bei dem Gesangs
das Fenster; eS war ihm peinlich, daß seine Frau ihn s*
forschend anblickte.
„HatWalterDirvielleicht einige Mittheilungen gemacht?
fragte Georgine, „hat er Dir nicht» von seiner Leidenschaft
für ein anderes Mädchen erzählt?"
Dieser direkten Frage war nicht auszuweichen, auch hatte
Leo von Dahlen nicht den Muth dazu. Zögernd antwortete
er: „Walter sprach mir Mal von seiner Liebe für ein junge»
Mädchen, daS er auf seinen Spaziergängen kennen gelerick
— mein Gott, Georgine, in seinem Alter verliebt man sich
leicht — Du könntest ja prüfen, ob er seine Neigung einem
würdigen Gegenstände zugewendet, dann steht es Dir noch
immer zu, eine Entscheidung zu fällen."
Frau von Dahlen's Augen sprühten Blitze. Also Walter
hatte den Vater zum Vertrauten erwählt, ihm vielleicht auch
mitgetheilt, daß er di« Absicht habe, eine heimliche Ehe mit
Melitta von Molitor zu schließen, es war da ein förmliche»
Komplott gegen sie gerichtet, aber sie wollte alle diese Ränke
zu schänden machen, beide mußten sich beugen und ihren
Willen fügen.
„Das Mädchen ist eine Abenteuerin," versetzte sie kurz
und kalt, „ich würde nie einwilligen, daß unser Sohn einr
derartige Verbindung schlösse. Das kann auch Dein Wunsch
nicht sein!" Sie vergaß, daß sie selbst nicht viel mehr alS
eine Abenteuerin war, als Leo von Dahlen sie traf und nach
kurzer Bekanntschaft zu seiner Frau machte. Sie vergaß,
daß ihre Vergangenheit so manchen dunklen Flecken besaß,
den zu verbergen sie sorgfältig bemüht sein mußte, sie vergaß
alles andere außer dem einen schrecklichen Gedanken, daß
ihr Sohn die Toaster jenes Münires zur Gattin genommen,
der eigentlich das größte Anrecht an sie, Georgine von
Dahlen, besaß; denn Georgine war die rechtmäßige GattrN
des Mannes, der sich hier Herr von Molitor nannte!
(Fortsetzung folgt.) 3,2 Isct
 
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