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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 121 - No. 130 (24. Mai - 4. Juni)
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RelchstagsmckgueocmiLues sprachen auchsie ecvgg.
Richter und Windthorst in der Geschäftsordnung im
Reichstage aus, der 1887 ebenfalls oorBeendigung der Stich-
wahlen eröffnet worden war. Der zweite Grund des
Herrn de Jonge stützt sich auf die Natur des Mandats
als eines zweiseitigen Rechtsgeschäfts, das heißt, es ist da-
bei nicht nur die Wahl, sondern auch die Annahme der
Wahl erforderlich. Diese Annahme braucht keineswegs
„Zug um Zug" zu erfolgen, es ist vielmehr -ine Ueber-
legungsfrist von acht Tagen reichsrechtlich festgesetzt. Der
Reichstag kann nicht vor Ende dieses Drlibrationsrechts
einberufcn werden.
Berlin, 26. Mai. Der Kriegsminister theilt im
„Reichsanzeiger" mit: Das gegen den Hauptmann
Prey in Frankfurt a. d. O. infolge der Behauptungen
Bebels im Reichstage wegen Soldatenmißhand-
lung eingeleitete Strafverfahren sei wegen Mangels jeg-
lichen Beweises eingestellt. Bebel habe sowohl in einem
Schreiben an den Kriegsminister als auch in seiner
Zeugenaussage zu gerichtlichem Protocoll erklärt, er habe
die Briefe, auf Grund deren er die Behauptung aufstellt,
vernichtet, und könne daher den Gewährsmann nicht
nennen. Der Kriegsminister fügt noch hinzu, da Bebel
die Immunität als Abg. vor der Verfolgung schütze, so
bleibe zur Rechtfertigung des Hauptmanns Prey nur die
Veröffentlichung des Sachverhalts übrig.
Berlin, 26. Mai. Wie dem „Berliner Tageblatt"
aus London gemeldet wird, besagen dort singetroffene
New-Aorker Draht-Nachrichten, der Kongreß der Nord-
amerikanischen Union werde im Juli einberufen werden,
um über die Abschaffung der Mac Kinley-Bill zu
beschließen.
Berlin, 26. Mai. In der gestrigen nochmaligen
Sitzung der neuen Fraction des Herrenhauses, welche über
den Fall Baumbach-Herbette bericth, wurde der
Vorstand dem Vernehmen nach mit großer Mehrheit be-
auftragt, an Baumbach ein Schreiben zu richten, in dem
es heißt, daß sein Verbleiben in der Fraction den Be-
stand derselben gefährde und ihm anheim gegeben werde,
auszuscheiden. Der Vorstand sandte das Schreiben ab.
Krantreich.
Paris, 26. Mai. General Dodds ist seit gestern
vom Sumpffieber befallen.
Rußland.
Petersburg, 26. Mai. Es steht ein kaiserlicher
Ukas bevor, wonach die körperliche Züchtigung
auch bei männlichen nach Sibirien Verschickten aufge-
hoben wird.
Moskau, 26. Mai. Das Kaiserpaar unternahm
gestern Vormittag den traditionellen Kirchgang im Kreml.
Als das Kaiserpaar dabei, gefolgt von dem Thronfolger,
den übrigen Mitgliedern des Kaiserhauses, den Ministern
und sonstigen Würdenträgern auf der historischen rothen
Treppe erschien und sich vor der Menge verneigte, brach dieselbe
in stürmischen Jubel aus. Auch auf der Trepp- des
Tschudow-Klosters wurde das Kaiserpaar lebhaft begrüßt.
Amerika.
Newyork, 26. Mai. Nach einer Meldung des
„New-Aork Herald" aus San Juan del Sur in
Nicaragua von gestern waren nach dec am 20. Mai
stattgehabten Schlacht der Gesandte der Vereinigten Staaten
sowie der Consul der Vereinigten Staaten und Oesterreichs
zu einer Friedenscommission zusammengetreten
und verhandelten mit den Aufständischen. Die Grund-
lagen der Verhandlungen seien unbekannt, doch wisse man,
daß Sacaza zu Gunsten der Aufständischen abdanken
solle. Trotz der Friedensverhandlungen sei kein Waffen-
stillstand geschlossen worden. Die Aufständischen stürmten
heute Tinotepe. _

Dte Reichstags-Waylvewegung.
Karlsruhe, 26. Mai. Der konservative Kandidat
v. Stockborner im Karlsruher Wahlbezirk ist definitiv
von der Kandidatur zurückgetreten.
Mannheim, 26. Mai. Der südwestdeutsche frei-
sinnige Parteitag, der auf den Anfang Juni in
Neustadt anberaumt war, ist auf den Herbst verschoben.
stfi Handschuhsheim, 27. Mai. Gestern Abend
fand hier im „Deutschen Kaiser" eine sehr gut besuchte
nationalliberale Versammlung statt. Nachdem dieselbe von
Herrn Bürgermeister Schröder eröffnet worden, legte
Herr Consul Weber sein Programm dar. Herr Hof-
rath Meyer ergriff hierauf das Wort und sprach über
das Verhältniß der Parteien zu einander. Herr Lehrer
Schneide r-Neuenheim wies auf die früheren traurigen
Verhältnisse in Deutschland bin und bezeichnete cs als ein
Glück, jetzt ein geeinigtes Vaterland zu haben, auf das
Jeder stolz sein könne. Nachdem hierauf auch Herr
Landwirth F r a u e n f e ld von hier in seiner bekannten be-
geisterten Weise über die Machtentfaltung unseres Vater-
landes gesprochen, suchte Herr N e u (freis.) Herrn Hofrath
Meyer in verschiedenen Punkten zu widerlegen, worauf
dieser äußerte, daß er sich ausdrücklich vor der Meinung
verwahre, die nationalliberale Partei habe, da ihr Wahl-
aufruf mit den, antisemitischen in einigen Punkten über-
einstimme, irgend eine Gemeinschaft mit den Antisemiten.
Herr Pfarrer Raupp, der hierauf sprach, bekannte
seinen freisinnigen Standpunkt und suchte namentlich
dem Vorwurf zu begegnen, daß die Freisinnigen, die ibr
Nein bezüglich der Militärvorlage nur wohlerwogen aus-
gesprochen, der Vaterlandsliebe entbehrten. Unter Hin-
weis auf den Dreibund gab er seine Meinung dahin ab,
daß Deutschland stark genug und eine neue kostspielige
Heeresvermehrung nicht absolut erforderlich sei. Herr
Prof. Cantor suchte den Anwesenden klar zu machen,
wie nahe die Gefahr namentlich von Seiten der Fran-
zosen sei. Herr Schmiedemeister Franz Thur echt mel-
dete sich sodann zum Wort, bezeichnete sich als den be-
kannten alten „Oppositionsmann" und sprach dann seine
Meinung über die einzelnen Parteien aus in einer Weise,
die mehr humoristisch aufzufassen war. Zum Schluß
brachte Herr Thurecht ein Hoch auf Kaiser und Groß-
herzog aus. Herr Sch n eid er brachte dann noch ein
Hoch aus auf den Kandidaten Herrn Consul Weber.
Damit schloß die Versammlung.
Leimen, 27. Mai. Seitens der freisinnigen
Partei fand gestern Abend hier im „Rößle" eine gut be-
suchte Versammlung statt, bei welcher Herr Redacteur
Ehret aus Karlsruhe über die bevorstehende Reichstags-
wahl sprach.
Würzburg, 26. Mai. Die Nationalliberalrn
nominirten als Kandidaten den Professor Ernst Meyer.
Frankfurt a, M., 26. Mai. Als gemeinsamer
Kandidat der Demokraten und Freisinnigen ist
der verdiente demokratische Parteiführer Herr Leopo ld
Sonne mann aufgestellt worden. Im Interesse der
Sache hat sich Herr Sonnemann schließlich zur Annahme
der Kandidatur bereit erklärt.
Gießen, 26. Mai. Für die freisinnige Partei
des 1. hessischen Wahlkreises hat Herr Landrichter D o o e
in Frankfurt a. M. die Kandidatur angenommen.
Kassel, 26. Mai. Die Freisinnigen stellen hier als
Kandidaten den Rechtsanwalt Eickhoffin Duisburg auf.
Kiel, 26. Mai. Professor Haencl hat die Kandi-
datur in Elmshorn angenommen.
Aus Wuv und Jern.
* Karlsruhe, 26. Mai. Die bis jetzt erstatteten
Saatenstandsberichte lassen schon jetzt ein allgemeines
Urtheil über die diesjährige Ernte in Baden zu. Die
Halm- und Futtergewächse stehen überall schlecht. Der

kam aber zu spät und war überdies ungenügend. Die
Bestockung der Halmfrüchte ist derart, daß in allen Ge-
gegenden mit sandigem Boden der Strohertrag ein
äußerst geringer wird. Fast im ganzen Großherzogthum
wird nach dem derzeitigen Kleebestande der erste Schnitt
für verloren gegeben. Zur Vorbeugung gegen den
drohenden Futtermangel wird vielfach Roggensaat als
Futter verwendet sowie Klee durch Anpflanzung von.
Mais und Wickhafer ersetzt. Ebenso ungünstig steht der
Reps. Verbältnißmäßig gut stehen die Obstbäume uno
Reben. Erstere haben fast durchweg gut verblüht, nur
wird an manchen Orten ein Abfallen der Frucht in
Folge der Trockenheit befürchtet. Der Frost des letzten
Winters hat den Obstbäumen und Reben nicht so großen
Schaden zugefügt als bisweilen angenommen wurde. Die
Reben, welche im Vorjahre zum ersten Male seit langer
Zeit wieder gesundes Holz angesetzt hatten, beginnen theil-
weise zu blühen.
* Baden, 26. Mai. Der Sänge rbundHohen-
baden, well, er beim vorjährigen Gesangswettstreit in
Karlsruhe einen Zweiten Preis errang, feiert in den Tagen
vom 17. bis einschließlich 19. Juni hier das Fest seines
25jährigen Bestehens.
* München, 26. Mai. Der Magistrat bewilligt
für die hiesige Schriftstellergenossenschaft 30 000 M., für
dieSecessionisten 20 000 M.
' München, 26. Mai. In der Wallfahrts-Kirche
von Germersheim bei Ingolstadt brach gestern, während
gerade eine Betstunde abgehalten wurde, Feuer aus. Es
entstand eine Panik und alles drängte nach dem Ausgange.
Vier Kinder wurden als leblos vom Platze getragen,
mehrere andere Personen verletzt.
* Augsburg, 26. Mai. Der Juristentag findet
hier vom 6.—10. Sept, statt.
* Augsburg, 26. Mai. Ein eigenthümlicher Unfall
ereignete sich auf der Rückfabrt von einer Turnfahrt im
Eisenbahnwagen. Der 22jährige Schlosser Arthur Lauten-
bacher war über die Zwischenwand aus einem Coupe in's
andere vorlogirt; dabei hat ihm ein Anderer einen Stock
mit der spitzigen Zwinge voran, entgegengehalten und
Lautenbachcr spießte sich daran so unglücklich, daß -ine
tödtliche Mastdarmverletzung entstand. Das Gericht hat
Untersuchung eingeleitet.
* Breslau, 26. Mai. Der Grenadier LukaS
des hiesigen schlesischen Grenadier-Regiments besuchte
während der Feiertage seine Braut, die Köchin Mari:
Schoenaich, in dem nahe gelegenen Dorfe Wessig. AIS
die Beiden sich früh 2 Uhr vom Tanze zurückb-gaben,
drang der Grenadier, da seine Braut sich weigerte, ihn
bei sich zu beherbergen, mit der blanken Waffe auf sie
ein; er richtete dieselbe so schrecklich zu, daß daS
Mädchen infolge Blutverlustes hoffnungslos darnieder liegt.
Der Grenadier ist flüchtig.
* Aus Jtalieu, 26. Mai. In Cuneo (Piemont)
fiel ein sintflutartiger Regen, der Eisenbahnen,
Straßen, Brücken und Dämme, sowie viel bebautes Land
fortschwemmte.
* Petersburg, 26. Mai. Ein Gemeiner des Jur-
jewschen Infanterieregiments in Dünaburg hat, wie die
„Köln. Ztg." mittheilt, einen Baumkletter-Apparat er-
funden. Angeblich bewährte sich der genannte „Selbst-
kletterer" bei einem jüngst im Beisein des Divisions-
commandeurs angestellten Versuch vorzüglich. Mit dem
Apparat an den Füßen erstiegen Leute leicht und sicher
hohe Bäume, auf Commando hielten sie mitten im Klettern
ein, luden bequem das Gewehr und feuerten. Ebenso
leicht erstieg ein Soldat glatte Telegraphenpfosten. Der
„Russische Invalide" legt der Erfindung große Bedeutung
bei Erkundungen, Waldvertheidizung, Zerstörung von
Telegraphenleitungen u. s. w. bei. Beim Gehen wie
Reiten können die Leute den Apparat an den Füßen b--

anf Gut Dahlen mit Erfolg anwenden kannst. Herr von
Ahlbeck wird in einigen Tagen hierher kommen, Du kannst
dann sofort mit ihm abreisen."
Sie schwieg und» sah ihren Sohn erwartungsvoll an.
In Walters Gesicht war eine leichte Röthe gestiegen,
sonst blieb er sehr gelassen, als er nach einer Pause erwiderte:
„Weiß mein Vater von dieser Abmachung?"
Georgine hob ein wenig die Schultern. „Dein Vater?
Wann hätte er sich je um solche Dinge gekümmert," meinte
sie kühl.
„Dann zweifle ich, daß er darein willigen wird, mich von
sicb zu lassen," versetzte Walter; „ich weiß wohl, daß meine
landwirkhschaftlichen Kenntnisse noch ziemlich unbedeutend
sind, aber um das Versäumte nachzuholen, würde es genügen,
daß ich unter der Leitung unseres ganz tüchtigen Verwalters
mich praktisch einübe. So lange es geht, möchte ich meinen
Vater nicht verlassen."
Bei der Rede ihres Sohnes war Frau von Dahlen ab-
wechselnd erröthet und erbleicht. Ein zorniger Blick schoß
unter den halb gesenkten Lidern auf den jungen Manu hervor.
„An dem, was ich einmal bestimmt habe, wird nichts ge-
ändert," sagte sie streng.
„Verzeihe, das erste Recht über deuSohn steht dem Vater
zu; auch bin ich kein Kind mehr und besitze genug Urtheils-
kraft, um über gewisse Dinge bestimmen zu können," ver-
setzte Walter in festem Tone. „Ich weiß, daß meinem armen
Vater nur noch eine kurze Lebenszeit vom Himmel vorge-
schrisben ist, ich weiß auch, daß er mich liebt, daß meine Ge-
genwart seine einzige Freude, sein einziger Trost ist, er würde
meine Abwesenheit schmerzlich und bitter vermissen — es ist
das Wenigste, das ich für ihn thun kann, wenn ich bleibe —
aber das will ich auch thun und Niemand, nichts — soll
mich von ihm trennen."
„Das heißt, Du weigerst Dich, mir zu gehorchen?" fragte
die Mutier finster

„Ich weigere mich, ganz entschieden," lautete die Antwort.
Eine jähe Zorneswelle schlug über.das schöne Antlitz der
Frau. „Thörichter Knabe," knirschte sie zwischen den Zähnen,
aber sie konnte nicht weiter redeu, Walters Hand legte sich
fest und schwer auf ihren Arm.
„Nicht diese Sprache," rief er, „mit der unwürdigen Be-
handlung, die Du mir angedeihen ließest, hat es nun ein
Ende. Ich werde meinen eigenen Weg gehen, und wenn ich
Dir nicht bittere Vorwürfe ins Gesicht schleudere, so dankst
Du es nur dem Umstande, daß Du meine Mutter bist. Und
nun will ich die Wahrheit wissen. In welchem Verhältnisse
stehe ich zu Melitta — ist sie wirklich meine Schwester —
ist sie es nicht?"
Bei diesen in kategorischem Tone gesprochenen Worten
durchlief ein Beben den Körper der stolzen Frau; vergebens
rang sie nach Fassung. Eine peinliche Pause entstand. Im
Geiste durchflog Georgine rasch alle Folgen — wenn sie die
Wahrheit sagte? Würde sie dadurch den Sohn an sich ketten,
ihn sich wieder gefügig machen? Nein! Sie zweifelte daran.
Er war im Staude, das schöne Gut zu opfern, um dessent-
willeu, was er Gerechtigkeit nannte, er würde offen die Wahr-
heit bekennen und alles war verloren.
Andererseits, welcher Gewinn erwuchs ihr daraus, wenn
Walter auch das Erbe antrat?
Mit seinen geänderten Gesinnungen, mit der Festigkeit,
die er jetzt zeigte, würde sie es nie mehr dazu bringen, ihn
wie weiches Wachs in ihrer Hand zu kneten. Die Herrschaft
über den Sohu war ihr verloren gegangen von dem Augen-
blicke an, da sie einen Feuerbrand in sein liebendes Herz ge-
worfen — was hatte sie davon, wenn Walter Herr auf Schloß
Dahlen wurde, nichts — nichts, denn sie fühlte es, sie besaß
keine Macht mehr über ihn.
Es war ein schwerer Kautpf, den die stolze Frau in ihrem
Innern kämpfte. Sie sah sich unterliegen und mochte doch
nicht daran glauben, sie fühlte sich gedemüthigt und wollte

doch stolz die Stirn heben — sie sah keinen Ausweg vor sich
und doch — vielleicht — sie konnte, sie mochte nicht so rasch
jede Hoffnung aufgeben.
Walter hatte die Arme verschränkt und sah sie erwar-
tungsvoll an.
Sie mußte sprechen, sie mußte eure Antwort finden, di«
ihn zufrieden gab und sie doch nicht so ganz bloßstellte.
Mit schwerer Betonung sagte sie: „Sind Dir Zweifel an
meinen Worten gekommen? Das kann ich doch nicht glauben;
so hoch sollte Dir Deine Mutter immerhin stehen, daß Da
ihr nicht eine Lüge dieser Art zumuthest. Das, was ich Dir
gesagt, ist wahr. Ich war mit Herrn von Molitor vermählt,
aber wir sahen bald ein, daß wir nicht zu einander paßten
und trennten uns. Wir sind rechtmäßig geschieden und ich
war berechtigt, eine zweite Ehe einzugehen. In meiner Ver-
lassenheit lernte ich Dahlen kennen, ich hatte nichts von meiner
ersten Ehe zu ihm erwähnt und als er in mich drang, seine
Gattin zu werden, hielt ich es für überflüssig, ihm davon
Mittheilung zu machen. Ich war ja frei und that nicht»
Unrechtes damit. Ueberhaupt sind das Dinge, die nur allein
mich angehen," fuhr sie fort, wieder in ihren stolzen, rechts
habcrischen Ton verfallend. „Du hast in dieser Sache nicm
mein Richter zu sein. — Das ganze Unheil hast Du nur dur«
Deinen Ungehorsam heraufbeschworen."
„Oder Du durch Dein Verheimlichen der Wahrheit,
unterbrach er sie bitter, „wärest Du wahr und offen gegen
meinen Vater gewesen, so hätte solches nicht geschehen könnet
Deine Enthüllung traf mich damals entsetzlich — seit meiner
Genesung jedoch sind mir andere Gedanken gekommen
mein Verwandschaftsverhältniß zu Melitta ist doch kein I'
nahes, wie Du mir darstellen wolltest. Sie hat einen andA"
Vater eine andere Mutter als ich, wie können wir ltvs
schwister nennen?"
(Fortsetzung folgt.) 3,S 1^
 
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