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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 121 - No. 130 (24. Mai - 4. Juni)
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den getroffenen Vorbereitungen zu schließen ein großartiges
zu werden.
* Simmern (Hunsrück), 29. Mai. Am Samstag
wurde in dem benachbarten Wüschheim eine von ihrem
Manne getrennt lebende Frau verhaftet, die ihr unehelich
geborenes Kind lebendig im Keller ihres Wohnhauses be-
graben und dann nach dem Walde geschafft hatte.
* Mertingen, 29. Mai. An 40 Familien sind
hier am Genüsse verdorbener Eingeweide einer von einem
Ortseinwohner geschlachteten Kuh erkrankt. Eine Person
ist gestorben. Der Fleischbeschauer will nur das Fleisch,
abgesehen von den Eingeweidcn, für genießbar erklärt
haben.
* Köln, 29. Mai. In der auf der Hohestrahe be-
legenen Apotheke explodirte ein Benzinballon und richtete
furchtbare Verwüstungen an. Der Besitzer und dessen
Ebefrau wurden angeblich schwer verletzt und ins Hospital
überwiesen. Scherben von großen Spiegelscheiben bedeckten
die Straße. Das Unglück wurde durch Unvorsichtigkeit
eines Laufburschen verursacht, der mit einem brennenden
Licht dem Ballon zu nahe kam.
* Düsseldorf, 29. Mai. Hier ist dieser Tage ein
großer Proceß wegen betrügerischen Bankerott? und
Wechselfälschung nach (»tägiger Verhandlung geschlossen
worden. Angeklagt waren die Inhaber der Firma Gebr.
Erwig, nämlich die Brüder Franz, Jean und Rudolf
Erwig, sowie deren Vater Johann Erwig. Der Fall
hat in den weitesten Kreisen das größte Aufsehen erregt,
da durch die Angeklagten, die den Ruf sehr wohlhabender
Leute genossen, eine Reihe von Firmen und Geschäfts-
leuten schwer geschädigt wurden. Johann Erwig flüchtete
im Mai vorigen Jahres mit seiner Frau nach Amerika,
wohin ihm sein Bruder Rudolf folgte. Franz und Jean
Erwig wurden in Deutschland festgenommen. Erwig Vater
stellte sich freiwillig, Rudolf ist in Chicago verhaftet worden.
Die Anklage lautete gegen Johann und Jean Erwig auf
gemeinschaftlich begangene Wechselfälschung, gegen Johann
und Rudolf Erwig desgleichen, gegen Johann Erwig
allein auf Beisciteschaffung von 70 000 Mk. zum Nach-
theil der Gläubiger und unordentliche Buchführung. Franz
Erwig hat seinen Vater Johann Erwig durch Rath und
That zur Begebung der obigen strafbaren Handlungen
angeregt, ferner 50 000 Mk. in Empfang genommen,
von denen er wußte, daß Rudolf sie sich durch Unter-
schlagung angeeignet habe. Auch hat Franz Erwig eine
erdichtete Forderung von 15000 Mk. an die bankerotte
Firma geltend gemacht. Johann Erwig wurde zu 8
Jahren Zuchthaus, Franz und Rudolf Erwig zu je 5
Jahren Zuchthaus verurtheilt, während Jean Erwig frei-
gesprochen wurde.
* Berlin, 29. Mai. Die Maurer traten mit gestern
in eine allgemeine Lohnbewegung ein. Eine vom „Verein
zur Wahrung der Interessen der Maurer Berlins" einbe-
rufene überaus zahlreich besuchte Versaminlung in der
Brauerei Friedrichshain faßte einmüthig den Beschluß,
mit der Forderung eines Minimallohnes von 55
Pfennigen für die Stunde an die Unternehmer
beziehungsweise die Poliere heranzutreten uud auf allen
Bauten, wo dieser Lohn nicht bewilligt wird, ungesäumt
die Arbeit niederzulegen. Auch die Kommunalbauten sollen,
wiewohl das Gewerbeschiedsgericht zu den Forderungen
der Maurer demnächst Stellung nehmen will, mit in
den Streik einbezogen werden.
* Berlin, 29. Mai. Hier wechselten beim April-
umzug 86344 Familien ihr Heim.
Hamburg, 29. Mai. Die Cholera-Commission
des Senats theilt mit, ein Comptoirbote in der Neustadt
von Hamburg, welcher seit 8 Tagen an leichten Durch-
fällen litt, begab sich am 27. ds. Mts wegen Cholera-
Erscheinungen in ärztliche Behandlung und starb an
demselben Tage Mittags. Die bakteriologische Unter-
suchung ergab gestern Cholera.
* Hamburg, 29. Mai. Einer Bekanntmachung der
Choleracommtssion des Senats zufolge wurde die alte
Schöpfstelle der Stadtwasserkunst gestern geschlossen. Die
ganze Stadt wird jetzt ausschließlich mit filtrirtem Wasser
versorgt.
* Flensburg, 29. Mai. Das Cadettenschulschiff „Stein"
gerieth beim Manöveriren auf Grund, konnte jedoch un-
beschädigt wieder flott gemacht werden.
* Bern, 29. Mai. Dem „Bund" zufolge wurde
in Zürich ein gewisser Frick, der einen schwunghaften
Mädchenhandel nach Oesterreich, Rumänien, Holland,
Frankreich und Italien trieb, verhaftet. Es sind bei ihm
höchst kompromittirende Papiere beschlagnahmt worden.
* Wien, 29. Mai. Der Millionär Franz Kurz,
der reichste Tuchfabrikant in Jägerndorf, hat sicherschossen.
* Brüssel, 29. Mai. Gestern erschoß sich ein Grenadier
mit feinem Dienstgewehr. Die Kugel drang ihm durch
den Kopf, dann durch die Zimmerdecke und schlug in's
Dach ein.
' Villeneuve, 29. Mai. Eine Feuersbrunst äscherte
eine große Fabrik ein. 300 Arbeiter werden arbeitslos,
der Schaden ist enorm.
* Genua, 29. Mai. Ein seltsamer Fall hat sich
dieser Tage hier zugetragen. Dort wurden kürzlich zwei
Herren Curro, Vater und Sohn, von ihrem Bedienten
Orsini erschossen, nachdem sie ihn durch eine wohl allzu-
scharfe, aber nicht unverdiente Zurechtweisung erbittert
hatten. Inzwischen ist das Testament des Vaters Curro
eröffnet worden und darin fand sich — ein Vermächtniß
Von 2000 Lire an „meinen treuen Diener" Michele Orsini.
' Belgrad, 29. Mai. Aus der Umgegend von
Nifchtstalak - Grejak werden große Ueberschwemmungen in

Folge eines Wolkenbruches gemeldet. Der Verkehr ist
unterbrochen, die Saaten sind verheert, 7 Menschen sind
um's Leben gekommen.
* Belgrad, 29. Mai. Aus der Umgegend der Sladie
Nisch, Stalac und Grejac werden große Ueberschwemmungen
in Folge eines Wolkenbruches gemeldet. Sieben Menschen
sind umgekommen, der Verkehr ist unterbrochen und die
Saaten sind verheert.
* Loudon, 29. Mai. Nach einer Meldung des
„Reuterschen Bureaus" aus Calcutta vom heutigen Tage
sollen während des kürzlich stattgefundene Cyclons in der
Bai von Bengalen bei der Ausladung der „Germania"
64 Leute ertrunken sein.
* Tiflis, 29. Mai. Der Curafluß ist infolge an-
dauernder Regengüsse ausgetreten. Ein Theil der Stadt
ist überschwemmt, mehrere Häuser sind zerstört.
* Chicago, 29. Mai. Die wegen der Preisver-
theilung entstandenen Schwierigkeiten haben eine uner-
wartete Wendung genommen. Die Commissare der
Länder, welche wegen der Art dec Prämiirung sich von
der Preisbewerbung zurückzogen, haben beschlossen, daß
ihre Länder unter sich concurriren, eine eigene unab-
hängige Jury ernennen und eigene Diplome austheilen.
* Chicago, 29. Mai. Der erste Sonntag der
Ausstellung hatte herrliches Wetter. Das Hauptgebäude
war bis 10 Uhr Abends, die Anlagen bi« 11 Uhr offen.
Die electrische Beleuchtung, die Musik und der starke
Besuch sind als ein Erfolg der Verthcidiger der Eröffnung
am Sonntage anzusehen.
Loccrse Mittheil'ungen.
Heidelberg, 30. Mai.
/x (Pfingsten.) Wie aus einer Zusammenstellung der
„Karlsr- Zig" ersichtlich, wurden beim Diesjährigen Pfingst-
vcrkehr auf dem hiesigen Hauptbahnhof, dem Main-Neckar-
bahnhof und auf der Station Karlsthor 22OV9 Fahrkarten
und Fahrscheine ausgcgeben und dafür eine Einnahme erzielt
von 34877 Mark. Aus diesen Zahlen kann man auf den
bedeutenden Umfang des Festverkehrs schließen.
sZ Die Scheidemauer in der Hetliggeistkirche, die
bekanntlich wiederholt ein Gegenstand erregten confessionellen
Streites war, wird nunmehr doch wieder aufgeführt werden.
Die Vergebung der bezüglichen Bauarbeiten ist bereits vom
Erzbischöflichen Bauamt ausgeschrieben.
** (Antwort auf eine Tagesfrage.) Es vergeht
wohl jetzt kaum ein Tag, an dem nicht den Zeitungslesern
das Wort „Militarismus" zu Gesicht kommt- Wir wollen
an dieser Stelle — ohne weitere Vertiefung in den Geist dieses
preußisch-lateinischen Wortes — eine kurze Antwort folgen
jassen. Also: Was ist Militarismus? Antwort: Die eine
Hälfte der Bevölkerung militärisch organischen, nicht sowohj
zur Vertheidigung des Vaterlandes, als um die andere Hälfte
im Zügel zu halten, das ist Militarismus! Durch eiserne
Disciplin die Selbstständigkeit des Denkens und Wollens im
Volke brechen, das ist Militarismus! Ohne Rücksicht aus ihr
späteres Schicksal tausende von vermögenslosen Männern
mehrere Male im Leben aus ihrem Brodverdienst, aus einer
mühselig errungenen Stellung herausreiben, das ist Militaris-
mus! Den Nichtgedienten alle Stellen wegnehmen und diese
für Militäranwärter rescrviren, das ist Militarismus! Inder
Gesellschaft und bei Hofe dem jüngsten Lieutenant den Vor-
rang vor den ältesten und verdientesten Männern einräumen,
wenn sie nicht zufällig „Reserveofficiere" sind, das ist Militaris-
mus! Zu Gunsten des Militärs alle anderen dem Staate ob-
liegenden Culturaufgaben vernachlässigen und das Volk mit
Steuern überladen, das ist Militarismus!
X (Verhaftungen.) Im Stadttheil Neuenheim wurde
heute Nacht von der dortigen Schutzmannschaft und dem Fcld-
hutpcrsonal eine Razzia abgehalten, bei welcher zwei Obdach-
lose Frauenzimmer und ein herumziehendcr arbeitsscheuer
Mensch verhaftet wurden-
Gerichtszeitung.
* Heidelberg, 29. Mai. (Schöffengerichtsfitzung.)
In der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
ledigung :
1) Karl Ludwig von Hoffenheim wurde von der An-
klage, wegen Uebertretung der Straßenpolizei, freigesprochen.
2) Andreas Mayer von hier erhielt wegen Uebertretung
der Gew.-Ordg. ein Geldstrafe von 5 Mark. 3) Friedrich
Trost von hier erhielt wegen Uebertretung 6 Tage Haft.
4) Johann Wunsch von Hirschhorn und Jakob Götz von
Neckarsteinach wurden von der Anklage wegen Uebertretung
freigesprochen. 5) Michael Wink von Hofenheim erhielt
wegen Schmähung eine Geldstrafe von 10 Mark und 1
Tag Haft. 6) Georg Friedr. Marci und 14 Genossen
von Handschuhsheim wurden von der Anklage wegen
Thätlichkeiten freigesprochen. 7) Die Verhandlung gegen
Christian Brinninger von hier wegen Beleidigung wurde
durch Vergleich erledigt. 8) Die Verhandlung gegen
Valentin Windisch Eheleute von Kirchheim wegen Be-
leidigung wurde durch Vergleich erledigt. 9) Christoph
Windisch IV. Ehefrau von Kirchheim erhielt wegen Br-
leidignng eine Geldstrafe von 5 Mark.
Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekte«. An der heutigen Börse
wurden umgesetzt: Pfälzische Hopothekenbank-Actien » 138'/.,
Schwarz Brauerei-Actien L 94. Rheinische Hypothekenbank-
Actien waren « 149, Eichbaum-Braucrei-Actien ü lOX-, ge-
sucht- Pfälzische Bank notiren: 118.80 Bf.
Frankfurt, 29. Mai. (Effecten-Societät.) Umsätze bis
6'/« Uhr Abends. Oestcrr. Eredit 277V?, b. cpt. 277»/«, Fg,
»/z b. Juni- Disconto-Commandit 183.50, 184, 183.80 b. cpt.,
183.70, 184.30, 184 b. Juni. Berliner Hanvelsgesellschaft
138.80 b- Juni- Dresdener Bank 143.60 b. cpt-, 143.60, 40 b.
Juni- Lombsrden 84»/, bez. cpt-, 84'/, b. Juni. Hess- Lud-
wigsbahn 110.75 b- cpt- Marienburger 68.60, 70 bez. compt-
3proc- Portugiesen 22.15 b. cpt-, 22.05 b- Juni- 4pr- Griechen
48.90 b. cpt-, 48.90, 49.20 b. cpt-, 48.60, 49 b- Juni. 5proc-
dto- 47.50 b. cpt- Gelsenkirchen 131.99, 132 b. Juni. Türk.
Loose 28 b- cpt. Gotthard-Actten 157.80 b- Juni, 157.70 b-
ult- ds. Schweizer Central 116-90 b- Juni. Schweizer Nordost
109.30 b. Juni, 109.30 b. ult- ds. Union 73.70 b. Juni.
73.70 b- ult- ds. Jura-Simplon St.-Act. 54.80 bez. ult- Juni,

5proc- Italiener 92.90 b- u- G- ult- Juni, dto- 92.10 b- u.
G- compt.
6'/, Uhr: Disconto 184 Juni- Schweizer Nordost 109.30
Juni-
Mannheim, 29. Mai. (Productenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen, Pfälzer 18.25 bi» —, Norddeutscher 18.— bi«
—, Kalifornier —bis —, Azima 19.00 bis 20.00'
Girka 18.50 bis —, Taganrog 18.75 bis 19.—, Amerik
Winter 18.— bis 18.25, Rumänischer 17.— bis 17.75, Kansas ll
17.75 bis 18.—, Kernen 18-25 bis —. Roggen, Pfälzer
16.— bis 16.25, Norddeutscher 16.— bis 16.25. Gerste hiesiger
Gegend —.— bis —, Pfälzer —bis —, Ungarische
—.— bis —. - - Hafer, Badischer 17.75 bis 18.—, Nord-
deutscher —bis —, Russischer —.— bis —- Mais,
Amerik. mixed. 13.— bis —.—, Donau 12.50 bis —-—.
Kohlreps, Deutscher, neuer 27.50 bis —. Leinöl mit Faß
49.— bis —.—. Rüböl mit Faß 62.— bi« —. Petroleum
mit 20S/o Tara 18.— bis —.
Weizenmehl: Nr. 00. Nr. 0. Nr. 1- Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4
31.—. 28.—. 26.—. 25.—. 23.50. 19.50
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1-
24.50. 21.50.

Mannheim, 26. Mai. (Productenbörse.)

Weizen Mai
27.
17.10
29.
17.10
Hafer Mai
„ Juli
17.10
17.00
„ Juli
„ Nov.
17.35
17.35
„ Nov-
Roggen Mai
15.50
15.50
; Mais Mai
„ Juli
15.60
15.55
„ Juli
,, Nov-
15.80
15.70
„ Nov.

Tendenz: behauptet-

27.
16.75
16.25
14.95
12.40
11.45
11.90

29.
17.50
16.60
15.05
12.25
11.50
11.90

Alberter.
— (Fünffacher Mord und Selbstmord.)
Aus Paris wird berichtet: Ein fünffacher Mord und
Selbstmord wurde dahier begangen. Der Weinschenker
Coupe, ein Fünfziger, betrieb seit elf Jahren in der Rue
Glaciere sein Geschäft, das in letzter Zeit infolge wahn-
witziger Rennwetten Coupe's sehr zurückging. Am jüngsten
Sonntag hatte er besonders große Verluste beim Totali-
sator erlitten. Er war die Woche über verstimmt und
äußerte wiederholt, er werde eher seinem Leben ein Ende
machen, als seinen geschäftlichen Verpflichtungen nicht
nachkommen. Am Freitag früh war der Laden um 8
Nhr noch geschlossen und der Hausmeister pochte besorgt
an die Fenster der nach dem Hofe gehenden Wohnung.
Er erhielt keine Antwort. Einige Minuten darauf
knallten mehrere Schüsse. Die Polizei wurde schleunigst
benachrichtigt und die Thür durch einen Schlosser geöffnet.
Im Augenblick aber, da der Commisstonär eindrang,
knallte ein neuer Schuß. Coupe hatte sich eine Kugel
in den Kopf gejagt, nachdem er vorher die ganze Familie
getödtet. Seine Frau, der 14jährige Sohn Georg und
die 12jährige Tochter Albertine waren todt, die 7jährige
Charlotte, sowie Coupe selbst röchelten in einer Blutlache
und wurden in hoffnungslosem Zustande in's Spital
transportirt. Ans dem Tische fand man ein Testament,
woraus hervorgeht, daß die Frau mit der Unthat einver-
standen war und zuerst getödtet wurde, um die Ermordunz
der Kinder nicht mit ansehen zu müssen. Ein Betrag
von 375 Frcs., welcher daneben lag, war für das Be-
gräbniß der Familie bestimmt.
Briefkasten.
Herrn T, Neuenheim, Charfreitag nur bei den Ev-,
Fronleichnam bei den Kath. D- Red-
Neueste Nachrichten.
Berlin, 29. Mai. Der neue amerikanische
Gesandte Runyon ist gestern Abend hier eingetroffen
und hat heute dem Reichskanzler und dem Staats-
sekretär des Auswärtigen Amts einen Besuch abgestattet.
Bremen, 29. Mai. Drei in der Nähe des Weser-
Bahnhofs stehende Waarensch uppen sind abgebrannt.
Sie erhielten ca. 1000 Ballen Baumwolle, 20 000 Sack
Reismehl und 3300 Sack Reis; der Schaden wird auf
ungefähr ftz Million geschätzt.
London, 30. Mai. Betreffs der Aussöhnungsver-
suche zwischen dem Deutschen Kaiser und Bismarck
sagt der „Daily Telegraph", der Exkanzlcr thuc nicht den
ersten Schritt. — Der „Daily Chronicle" fragt an,
warum der Kaiser nicht den ersten Schritt thue, da Bis-
marcks Unterstützung jetzt werthvoll sei.
Petersburg, 29. Mai. Als am Samstag in Mos-
kau Deputationen dem Kaiser und der Kaiserin
Heiligenbilder darbrachten, was ein Erbitten des Segens
bedeutet, sagte der Kaiser zu dem Moskauer Stadthaupte:
„Ich danke Ihnen, und nehme mit Vergnügen Ihren
Segen an, es ist, wie Sie richtig sagten, ich bedarf des
Segens Gottes. Ich bin sehr froh, den heutigen Tag in
Moskau zu verbringen, ich danke Ihnen nochmals sehr."
Zu dem Adelsmarschall sagte der Kaiser: „Ich danke
für Ihren Segen und nehme ihn an. Diese 10 Jahre
gingen glücklich vorüber. Ich hoffe, daß e« mit Gottes
Hilfe weiter so sein wird. (Übermitteln Sic dem Mos-
kauer Adel meinen und der Kaiserin Dank."
Newyork, 29. Mai. Die Meldung der Morgen-
blätter, China habe die Regierung der Vereinigten
Staaten verständigt, daß es alle Beziehungen ab brech en
würde, falls das Chinesengesetz vollzogen würde, hat das
Staatsdepartement überrascht, man weiß dort nichts davon.
Der chinesische Gesandte hatte zwei Unterredungen mit
dem Staatssecretär Gresham. Die Beziehungen beider
Staaten zu einander sind bis jetzt unverändert._
Kuittung.
Löblicher Verlag der „Bürger-Zeitung" in Heidelberg.
Für Ihre gütige Zusendung von Mk- 11,75 für unsere
Abgebrannten, Jhnm und Ihren braven Gebem unfern größten
Dank.
Klengen, den 26. Mai 1893.
Hernr. Nersgart, Rathschr.
 
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