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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 121 - No. 130 (24. Mai - 4. Juni)
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* Vern, 30. Mai. In Saint Innere dem Haupt-
orte der Uhrenfabrikation im Berner Jura haben Ruhe-
störungen stattgefunden. Die Menge begab sich beim
Verlassen einer tumultuösen Arbeiter-Versammlung in
welcher anarchistische Reden gehalten worden waren, nach
der Uhrkapseln-Fabrik von Gygar und warfen dort mit
Steinen alle Fenster ein. Die Behörde berief die Feuer-
wehr herbei, welche die Menge durch Wasserstrahlen aus
den Hydranten zerstreute. Seit längerer Zeit schon hatte
der Präfect des Bezirks Courtelary über eine Bewegung
berichtet, welche von den zum Gewerkverein gehörigen
Arbeitern ausging und deren Zweck ist, die sogenannten
freien Arbeiter durch Drohungen zum Eintritt in den
Gewerkverein zu zwingen. Die Lage wurde noch durch
Manöver der Anarchisten schwieriger. Die Polizeidirection
von Bern hat eine Abtheilung Gendarmerie abgesandt,
um die Ordnung wiederherzustellen.
* Wie», 29. Mai. Nach einer Athener Meldung
der „Polit. Corresp." wird die Eröffnung des Canals von
Korinth in 3 bis 4 Wochen stattfinden. Der Feier
werden die Mitglieder der königlichen Familie, die Ver-
treter der auswärtigen Staaten und vielleicht niedrere
fremde Kriegsschiffe beiwohnen.
* Paris, 30. Mai. In Chantille verhaftete die
Polizei vier Taschendiebe, wovon ein Engländer, die
andern drei Deutsche sein sollen; sie scheinen einer inter-
nationalen Verbrecherbande anzugehören.
* New-York, 29. Mai. Am Sonnabend und
Sonntag fanden in Tenessee, Mississippi-Arkansas und
Neu-Louisiana andauernde Regengüsse statt. Der Nord-
osten Louisiana's steht unter Wasser. Es sind etwa
1000 Personen obdachlos und ohne Nahrung. Der
Gouverneur sandte Zelte und Lebensmittel.
* Newyork, 30. Mai. Bernhard H. Güter bock,
Redacteur des Handelstheils der „N.-A. Staatszeitung",
wurde gestern erschossen auf dem Boden seines Schlaf-
zimmers gefunden. Er hatte mit seiner Frau Streit
gehabt. Diese sowie das Dienstmädchen und ein Haus-
fteund, der Broker C. D. Balse, wurden verhaftet. Frau
Güterbock behauptet, Balse habe sie gegen ihren Gatten
vertheidigt. Weder sie noch Balse will etwas davon wissen,
daß in dem Streit Schüsse gefallen seien. Güterbock hatte
vor Kurzem 80,000 Doll, geerbt.
* Chicago, 30. Mai. Laut Beschluß des großen
Ausstellungscomits's bleibt die Ausstellung auch Sonntags
geöffnet.

Die Hagelversicherung.
Das unter dem 7. Februar 1891 zwischen dem Großh.
Ministerium des Innern und der Norddeutschen Hagel-
Versicherungs-Gesellschaft abgeschlossene Uebereinkommen
setzt voraus, daß öffentliche Mittel zur theilweisen oder
gänzlichen Deckung der den Versicherten obliegenden Nach-
schußpflicht zur Verfügung gestellt werden. Dieser Vor-
aussetzung ist mittlerweile entsprochen worden. Nicht nur
haben sämmtliche Kreise des Landes in ihre Voranschläge
Mittel für den bezeichneten Zweck eingestellt, auch das
Staatsbudget für 1892/93 sieht unter Titel XVI § 3
des Budgets des Großh. Ministeriums des Innern als
„Beihilfe zur Hagelversicherung" einen Beitrag von
200,000 Mk. vor. Aus den für die Verwendung dieser
Summe dem Budget beigegebenen, bei der ständischen
Berathung unbeanstandet gebliebenen Erläuterungen heben
wir hervor, daß die bewilligten Mittel unter gewissen
Voraussetzungen an die Kreise vertheilt werden sollten, um
diese in Stand zu setzen, ihren Kreisangehörigen in der
Tragung der Nachschußpflicht Erleichterungen zu gewähren.
Die jeweils unverwendet gebliebenen Beträge sollen zu
einem Hagelreservefonds angesammelt und über diesen als
einen aus dem übrigen Kreisvermögensbestandtheil be-
sondere Rechnung geführt werden. Bei der Vertheilung
der Summen an die einzelnen Kreise des Landes sollte
einerseits die Versicherungsmöglichkeit, andererseits die that-
sächliche Versicherungsnahme in dem betreffenden Ver-
sicherungsjahre und die Verschiedenheit der in der Höhe
der Vorprämie zum Ausdruck gelangenden Hagelgefahr in
Betracht gezogen werden. Zu diesem Behufe sollte als
Vertheilungscoeffizient diejenige Zahl dienen, die aus der
Vervielfältigung der in jedem Einzelkreise tatsächlich be-
zahlten Vorprämie mit derjenigen Verhältnißzahl gewonnen
wird, welche den procentischen Antheil des Kreises an der
gejammten versicherungsfähigen Fläche des Landes (Acker-
und Rebland mit Ausschluß der Wiesen und Weiden)
darstellt.
Von den bewilligten 200 000 Mk. sind bis jetzt
isiOOOO Mark zur Verausgabung gekommen. Von
diesen haben 36 000 Mk. unter Zustimmung der beiden
Kammern der Ständeversammlung insofern eine von dem
Ursprünglichen Programm abweichende Widmung erhalten,
sie zur Gewährung von Beihilfen an 3 Kreise des
Landes — Konstanz, Villingen und Waldshut — ver-
wendet wurden, denen im Jahre 1891 durch die Ueber-
^ahme der besonders hohen Nachschußprämien dieses Jahres
Ausgaben von außergewöhnlicher Höhe erwachsen waren,
^er Rest mit 64000 Mk. wurde der „Bad. Corr."
Afolge für das Jahr 1892 nach dem oben dargelegten
/strtheilungsfußc unter die Kreise folgendermaßen ver-
gilt: Konstanz 55 521 Mk., Villingen 2840 Mk.,
Aaldshut 1062 Mk., Freiburg 175 Mk., Lörrach 60
M, Offenburg 557 Mk., Baden 218 Mk., Karlsruhe
Mk., Mannheim 140 Mk-, Heidelberg 341 Mk.,
Mosbach 2651 Mk., zusammen 64 000 Mk.

Locale Mittheilungen.
Heidelberg, 31. Mai-
x Das Univerfitäts-A-reßbuch für das Sommer-
semester 1893 ist soeben in dem bekannten Verlag von Gross
erschienen. Die diesmalige Frequenz steht, wie daraus ersicht-
lich, der vorjährigen etwas nach. Sie betrug im vorjährigen
Sommersemcster 1292, gegenwärtig, eingerechnet 147 zum Be-
such der Vorlesungen berechtigte Personen reiferen Alters, H3ö.
* (Stipendium.) Der „Staatsanzeiger" gibt bekannt:
Aus der Köster-Stiftung in Heidelberg kann für das Jahr
1893 bis dahin 1894 ein Stipendium von 400 Act. vergeben
werden. Dasselbe ist — ohne besondere Vorbehalte hinsichtlich
der Confession oder des Studiums — hauptsächlich für
Studirende der Universität Heidelberg aus dem Großherzog-
thum bestimmt und sollen solche Bewerber besonders berück-
sichtigt werden, welche in Heidelberg auch ihrer Militärpflicht
genügen. Bewerbungen sind unter Anschluß von Geburts-,
Vermögens-, Studien- und Sittenzeugnissen binnen vier Wochen
bei dem Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts
einzurcichen.
o Die diesjährige Hundemusterung sür die Stadt
Heidelberg, Neuenheim, Schlierbach, Kümmelbacher Hof, Kohl-
hof, Königstuhl und Speyererhof findet laut Bekanntmachung-
des Großh. Bezirksamts vom 7.—9. Juni, jeweils Vormittags
von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr in dem
Lagerraum der Handelskammer im Marstallhof statt-
* (Die Heidelberger Fischjuchtanstalt in Haud-
schuhsheim.) Das Aussetzen von jungen Lachsen, aus letzter
Brutpcriode abstammend, in Forellenbäche, die in den Neckar
einmünden, ist nunmehr beendet. Im Ganzen wurden 412 000
Stück gesunde Fischchen der Freiheit übergeben- Mit der
Lieferung wurde die Heidelberger Fischzuchtanstalt von dem
Deutschen Fischerei-Verein betraut- Außerdem lieferte diese
Anstalt im Auftrag des Deutschen Fischerei-Vereins 415 000
bebrütete Lachseier an verschiedene Fischzuchtanstalten im Rhein-
gebiet. Daß 'die Heidelberger Fischzuchtanstalt namentlich auch
in der Zucht der Regenbogenforellen hervorragend leistungsfähig
ist, ist eine bekannte Thatsache. Hunderttausende von bebrüteten
Eiern kamen in neuester Zeit zur Versendung- Die Brut
folgt diesen, sobald deren Entwickelung entsprechend vorge-
schritten sein wird-
* (Das Papirr der Frachtbriefformulare.) Die
vom Reichöeisenbahnamt im October v. Js. erlassenen Be-
stimmungen, wodurch für die deutschen Eisenbah n-F r a cht-
briefe ein stärkeres, haltbares Schreibpapier vorgcschrieben
wurde, haben zur Folge gehabt, daß bei der Versendung von
Frachtbrief-Duplikaten mit der Post wegen der größeren
Schwere des Frachtbriefpapiers nicht mehr so umfängliche
briefliche Mittheilungen beigefügt werden konnten wie früher,
wenn nicht das Gewicht des einfachen Briefes überschritten
werden sollte- Um dem abzuhelfen, hat das Reichseisenbahn-
ami sür Frachtbrief-Duplikate, bei denen es auf Wider-
standsfähigkeit des Papiers weniger ankommt, als bei den
durch zahlreiche, oft rauhe Hände gehenden Originalfrachtbriefen,
jene Bestimmungen bis auf Weiteres außer Anwendung
gesetzt und die Beschaffenheit des Schreibpapiers freigegeben.
---- (Vor -en Wahlen — nach -en Wahlen.) Fol-
gende Berschen, denen wir hier einenMatz einräumen, dürften
zu allgemeinem Nutz und Frommen gegenwärtig angebracht sein:
Vor den Wahlen nichts als Güte,
Nächstenlieb' in höchster Blüthe,
Hie und da vielleicht gar Pump;
Nach den Wahlen: Marsch Du Lump!
Vor den Wahlen Handgeschüttel,
Arm in Arm mit Arbeitskittel.
Nach den Wahlen — ach wie bald-
Rase hoch und Miene kalt-

(Productenüörse.)

Dres-
140.60.

29.
17.50
16.60
15.05
12.25
11.50
11.90

Hafer Mai
„ Juli
„ Nov.
Mais Mai
„ Juli
„ Nov.

30.
17.00
16.60
15.00
12.40
11.45
11.85

Vor den Wahlen holdes Neigen
Und Zumvolkheruntersteigen;
Nach den Wahlen kurz und grob:
Wir die Herren — Ihr der Mob-

— (40 Jahre lang in Männerkleidern.)
Eine große Ueberraschung wurde in dem Hospital Laennec
zu Paris dieser Tage den Aerzten zu Theil. Ein altes

Vor den Wahlen nichts als Milde.
Nichts als Wohl des Volks im^Schilde:
Nach den Wahlen hart wie Stein —
Bauer, fall nicht wie-er 'rein!

Vor den Wahlen schöne Reden
Und Versprechungen sür Jeden;
Nach den Wahlen: Nichts bekannt
Von Versprechen; leer die Hand-

Weizen Mai
Juli
„ Nov-
Roggen Mai
Juli
,. Nov-

Tendenz: flauer.
Würzburg, 27. Mai- An den 5 Markttagen waren
im Viehhofe zugeführt: 9 Bullen, 43 Ochsen, 32 Stiere,
17 Kühe, 385 Kälber, Io Schafe, 260 Schweine, zusammen
-Thiere- Der Preis beträgt für das Vs Kg- Fleischge-
wicht bei Bullen 00—00, Ochsen 54—56, Stieren 42—46,
Kühen 38, Kälbern 32—37, Schafen 45—50, Schweinen 49
-52 Pfg.

Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekten. An der heutigen Börse
nötiren: Badische Anilin- und Sodafabrik-Actien 338 b-, Oel-
fabrik-Actien 97'/, g, Schwarz Braucrei-Actien 94 Bf- Mann-
heimer Versicherungö-Actien 585 Bf.
Frankfurt, 30. Mai- (Effecten-Sociekät-) Umsätze bis
6-/« Uhr Abends. Oesterr. Eredit 281-/4, Vs, Vs, Vs, Vs, V- b.
Disconto-Commandit 185.40, 30, 40, 35 b. Berliner Hanvels-
gesellschaft 140, 140.20 b- Darmstädter Bank 137 b- Dres-
dener Bank 144.30, 50 b- Lombarden 82-/,, Vs b- Busch-
therader 386-/», 387-/2 b- u. G. Elbthal 200-/,, 201 b. u. G-
Marienburger 68.70, 80 b- Ungar- Goldrente 95-70 bez- cpt-
3proc- Portugiesen 22 b- 4proc- Griechen 49-70 b. ult-, 50 b-
cpt- 5proc- dto- 47.50 b. Gelsenkirchen 131.70, 40, 50 b.
Laura 99.70 h. Türk- Loose 27.90 b. Gotthard-Actien 158,
158.10 b- Schweizer Central 117.20 b. Schweizer Nordost
109.90, 110.10 b. Union 74.10, 30 b. Jura-Simplon St.-Act.
55 b. 5proc- Italiener 91.90 b. ult-
6-/g Uhr: Creditactien 281 >/z. Dtsconw 185.25.
dener 144.70 P. 60 G- Berliner Handelsgesellschaft
Harpener 118-50.
Mannheim, 26. Mai.

29.
80. I
17.10
17.00
17.00
16.95
17.35
17.20
15.50
15.40
15.55
15.55
15.70
15.50

Männchen, sehr sauber und sorgfältig gekleidet, hatte sich
eines Morgens zur Aufnahme gemeldet, die üblichen
Angaben gemacht und ein Bett gefunden. Nachmittags
um die gewöhnliche Stunde machte der diensthabende
Hausarzt die Runde und schritt zur Untersuchung des
neuen Patienten, wobei sich denn alsbald herausstellte,
daß das vermeintliche alte Männchen ein altes Weibchen
war. Das alte Fräulein wurde im weiteren Verlauf der
Dinge in die Frauenabtheilung versetzt und fand sich
dort zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder in weib-
licher Kleidung. Sie erzählte, daß sie mit 30 Jahren
unter die Männer gegangen sei, sich als Buchhalter in
großen Bureaus, zuletzt auch bei der „Agence Havas,"
reolich durchgeschlagen habe, seit etwa zehn Jahren arbeits-
unfähig geworden sei und seitdem von wohlthätigen Per-
sonen ihrer Bekanntschaft versorgt und unterhalten worden
sei. Alle diese Angaben stellen sich als durchaus richtig
heraus. Die alte Person bewohnte ein Zimmer seit 35
Jahren in einem Hause, das damals eben fertig ge-
worden war, und unter ihren Bekannten war keine Seele,
die sie anders als in männlicher Tracht gesehen oder
unter dieser Tracht eine alte Jungfer vermuthet hätte.
— (Das Haar der Kaiserin von Oester-
reich.) Die amerikanische Monatsschrift „Harper's
Monthly" enthält in ihrem Maihefte einen von einer
Hofdame der Kaiserin von Oesterreich verfaßten Artikel,
in welchem dem Leser einige Einblicke in die Lebensweise
und den Charakter der Kaiserin gegeben werden. Der
einzige Anhauch von Eitelkeit, welchen die Verfasserin des
Aufsatzes an der Kaiserin bemerkt zu haben sich erinnert,
war, daß sie auf ihr prächtiges, kastanienbraunes Haar,
welches bis über die Knie reicht, einst stolz war. In
früheren Zeiten ließ sie es jeden Tag stundenlang bürsten,
während ihre Vorleserin, Mademoiselle F—, aus eng-
lischen, französischen oder ungarischen Novellen vorlas.
Die Kaiserin war ganz besonders darauf bedacht, daß die
Zofe, die sie frisirte, es vermeiden sollte, auch nur ein
Haar mit der Bürste herauszuziehen. Das war natürlich
eine Unmöglichkeit, und die unglückliche Zofe verheimlichte
sehr sorgfältig in der Tasche ihrer Schürze ein jedes
Haar, das in der Bürste liegen blieb. Eines Tages be-
merkte die Kaiserin zufällig, wie die Zofe in der eben
beschriebenen Weise eine Reine Rolle von Haaren ver-
barg. Die Kaiserin stand sofort aus, ergriff ärgerlich
die Hand der Uebelthäterin und rief aus: „Jetzt Hab-
ich Sie endlich abgefaßt. Sie ruiniren mein Haar."
Mit großer Geistesgegenwart erwiderte die Dienerin:
„Ich flehe um Verzeihung, Majestät! Ich wünsche nur
einige wenige Haare Ihrer Majestät für das Medaillon,
welches meine kleine Tochter als Talisman um den Hals
trägt." — Die Kaiserin nahm darauf ihren Sitz wieder
ein, lachte herzlich und beschenkte am nächsten Tage die
Zofe mit einem Medaillon ,welches mit Diamanten besetzt
war und sagte: „Das ist die Art von Talisman,
welchen Ihre kleine Tochter verdient, weil sie eine so
gescheite Mutter hat!"_
Römisch-Katholischer Gottesdienst.
Donnerstag, 1. Juni. (Hl- Fronleichnamsfest.)
Jesuitenkirche.
Morg. 6 Uhr: Frühgottesdienst.
„ 8 „ Schulgottesdienst.
„ 9 „ Prozession; Feierliches Hochamt-
„ 11 „ Stille hl- Messe.
Nachm- 2 „ Feierliche Vesper-
Abds. -/»8 „ Sakramentale Andacht.
Nothkirche-
Morg. 7 Uhr: Hl. Messe-
Der übrige Gottesdienst fällt aus.
Kapelle des St. Josephshauses-
Morg- ch Uhr: Hl. Messe und Spendung der hl-Kommunion-
Altkatholischer Gemeindegottesdienst.
Donnerstag, 1. Juni. (Fronleichnamsfest.)
Morgens 9 Uhr in der Heiliggeistkirche: Herr Stadtpfarrer Dr.
Stubenvoll._
Neueste Nachrichten.
Berlin, 30. Mai. Der Berliner Bezirksverein
deutscher Ingenieure ist seitens des Arbeitsausschusses für
die im Jahre 1896 geplante Berliner Gewerbe-Aus-
stellung eingeladen worden, drei seiner Mitglieder in
den Gesammtvorstand dieses Unternehmens zu entsenden
und hat, um zu ermitteln, welche Stellung der Berliner
Maschinenbau und ihm verwandte Industriezweige, denen
seine Mitglieder größtentheils auch angehören, zu dieser
Ausstellung einnehmen, auf den 2. Juni eine Ver-
sammlung von Vertretern jener Industriezweige ein-
berufen.
Berlin, 30. Mai. Im kgl. Feuerwerkslaboratorium
bei Spandau ist der Chemiker Dr. Schl o er durch
eine Explosion von Knallsilber getödtet worden.
Darmstadt, 30. Mai. Zu Ehren des Großher-
zogs von Baden fand heute Nachmittag Festtafel im
neuen Palais statt, wobei die Kapelle des 115. Regts.
concertirte. Um 6 Uhr 50 Minuten reiste der Groß-
herzog nach Karlsruhe zurück. Der Großherzog von Hessen
hatte ihn nach dem Bahnhof begleitet.
Paris, 30. Mai. Infolge des gestrigen Kammer-
votums wären etwa sechszig Deputirte, welche den großen
Staats- und Eisenbahnverwaltungen angehören, nicht
mehr wählbar, darunter Casimir, Perier, Leon Say
und Henri Schneider._
Beschwerden «M
lung der „Bürger-Zeitmrg" wolle man un-
verzüglich an uns gelangen lassen.
 
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