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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 131 - No. 140 (6. Juni - 16. Juni)
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neuen Tunnel im Birkenauer Thal Sprengungen vorge-
nommen am Tunnelbau und zwar in der Zeit Morgens
vor Tagesanbruch und eingetretenec Dunkelheit Nach-
mittags.
* Pforzheim, 8. Juni. Die vor wenigen Tagen in
feierlicher Weise eröffnete Bijouterie-Fach aus st ell-
ung gewährt in ihrer Vielseitigkeit ein farbenprächtiges
Bild und übertrifft alle Erwartungen, die man auf sie
gesetzt hatte. Was uns hier an halbfertiger und fertiger
Waare vorgeführt wird, ist keine Durchschnittswaare,
sondern die geschmackvollste und sauberste Arbeit, welche
die Goldschmiedekunst überhaupt hervorbringen kann. So-
wohl die Produkte der Estamperien, der Graveure, Emaille-
maler und sonstigen Hülssgeschäfte, als auch die Erzeug-
nisse der eigentlichen Goldschmiedekunst in ihren unzähligen
Formen (wie z. B. Tafelaufsätze, Dosen, Stockgriffe, Fächer,
goldne Operngläser, Diademe, Broschen, Nadeln, Arm-
bänder, Ohrringe u. s. w.) zeigen den gediegenen Ge-
schmack und die sorgfältige Arbeitsmethode, welche sich
heutzutage in der Schmuckwaaren-Jndustrie so prächtig
entfaltet haben. Einen besonderen Anziehungspunkt der
Ausstellung bilden selbstverständlich die vielen Brillant-
sachen, darunter namentlich die kostbaren, hier ausge-
führten Schmucksachen Ihrer Königlichen Hoheiten der
Großherzogin von Baden und der Kronprinzessin von
Schweden, sowiedie elektrisch betriebenen Hülfs-
ma schirren, welche auf dem Gebiete der Mechanik recht
viele Neuerungen aufweisen. Alles in allem entspricht
die Ausstellung der Bedeutung der Pforzheimer Industrie,
welche mit ihren zwölftausend Arbeitern und einem jähr-
lichen Umsätze von etwa vierzig Millionen Mark die weit-
verzweigtesten Verbindungen in allen Ländern der Welt
unterhält.
* Freiburg, 8. Juni. Bei der heute stattgehabten
Ziehung der Freiburger Münsterbau-Lotterie siel der
Hauptgewinn von 50 000 M. auf Nr. 538, ein Ge-
winn von 20 000 auf Nr. 186300 und 10 000 Mk.
auf Nr. 14430.
* Mülhausen, 8. Juni. Im Laufe des Winters
wurde hier, wie erinnerlich, ein Verbrechen an einem
etwa 7jährigen Mädchen im Garten des katholischen
Jünglingsvereins von einem ruchlosen jungen Menschen
verübt, der durch die Umsicht dec Criminalpolzei gleich
Tags darauf ermittelt und verhaftet wurde. Der Un-
mensch hatte dem sich wehrenden Kinde drei lebensge-
fährliche Stiche in den Hals versetzt. Das Gericht hat
denselben jetzt zu vier Jahren Gefängniß verurtheilt.
* Groß-Gerau, 8. Juni. Ein hiesiger angesehener
Bürger bat sich beim Hantiren mit seiner Jagdflinte gestern
Abend erschossen. Die Ladung ging ihm mitten in das
Herz. Angeblich war er mit dein Reinigen der Waffe
beschäftigt.
* Darmstadt, 8. Juni. Auf dem Griesheimer
Schießplatz ereignete sich gestern wieder ein Unglücks-
fall. Ein Soldat des 11. Feldartillerie-Regiments fand
eine blind gegangene Granate, die in seinen Händen
erplodirte und ihn derart verstümmelte, daß an seiner
Wiedergenesung gezweifelt wird.
* Blankenburg, 8 Juni. In der Stadt Cassel-
felde sind 85 Gebäude von drei Straßen total nieder-
gebrannt. Das Feuer verbreitete sich bei der herrschenden
Trockenheit niit außerordentlicher Geschwindigkeit über die
Holzbauten. Der Telegraph ist zerrissen. Die Feuer-
wehr wurde von fernliegenden Orten herbeigerufen. Viel
Vieh ist vorbrannt, aber kein Menschenleben zu beklagen.
Die Roth ist groß.
* Berlin, 8. Juni. Mas einem kleinen Bauern
ein Sohn in der Uniform bedeutet, wird in der „Ger-
mania" nach der Aufstellung eines Landwirthes berechnet:
Lohn eines Knechtes 180 Mk., Kost desselben 2lO Mk-,
Zugabe zum Lohn 20 Mk. baar dem Sohne 20 Mk.,
zusammen 490 Mk. Zieht man sogar die Kost nicht in
Betracht, weil ja der Sohn in der Kaserne beköstigt
wird, so bleiben noch immer 250 bis 300 Mark.
Berlin, 8. Juni. In der „Deutschen Warte"
erklärt der Reichscommissar Peters, alle Nachrichten über
den Tod Emin Paschas seien falsch.
* Berlin, 7. Juni. Ein Recept zur Herbeiführung
eines dauernden Friedens gibt ein hoher französischer
Wilitär in einer Broschüre: „Elsaß und Lothringen
follen für drei, vier Milliarden mit Zugabe Tonkins von
Frankreich „zurückgekauft" werden, nachdem die Elsässer
Und Lothringer darüber abgestimmt haben, zu welchem
Lande sie gehören wollen. Daß die Bevölkerung des
^eichslandes „französisch geblieben" ist, gilt dem Fran-
zosen natürlich für ausgeschlossen." Daraus wird wohl
'aum etwas werden.
* Berlin, 8. Juni. Das hiesige königl. Landgericht
verhandelte heute gegen Ahlwardt wegen Beleidigung der
^esammtheit der preußischen Beamten insbesondere der
Justiz-Verwaltung, begangen in einer am 29. October
^891 zu Essen an der Ruhr abgehaltenen Rede. Die
Behandlung war bereits einmal auf Antrag der Ver-
teidigung auf Ergänzung der Beweisaufnahme vertagt
Morden. Ahlwardt behauptet heute, es habe ihm ferne
Wegen, der Gesammtheit des Beamtenthums einen Makel
?Nzuhängen. Er sei vielfach nicht verstanden worden.
Der Gerichtskof beschließt, die Sache zu vertagen, den
nvlizeicommissar Gauk zu vernehmen, ferner amtliche Aus-
'Unft über die Persönlichkeit Gauks einzuholen.
* Wien, 8. Juni. Die Ueberschwemmungsnachrichten
virs der Bukowina, Ost- und Westgalizien lauten sehr
fvvstlos. In vielen Orten wurden ganze Häusergruppen
^geschwemmt, außerdem wüthen heftige Hagelstürme.

Der Landausschuß votierte Unterstützungen für die Noth-
leidenden.
* Karlsbad, 8. Juni. Eine mit dem Erscheinen
des Sultans von Jo höre verbundene Liebesgeschichte
bildet gegenwärtig hier das Tagesgespräch. In seiner
Begleitung traf hier am 2. Juni ein Neffe ein, der sich
schon vor 2 Jahren nach dem Tode seiner Gemahlin hier
aufgehalten hatte. In dieser Zeit lernte er die bildschöne
Tochter eines hiesigen Schlossermeisters kennen, der auch
der erste Besuch nach seiner Ankunft galt. Dann folgte
die Vorstellung der jungen Dame bei dem Sultan und
man erwartet die Verlobung noch in dieser Woche. Unser
Gewährsmann, der sich der zukünftigen prinzlichen Braut
vorstellen ließ, theilt mit, daß ein näheres Uebercinkom-
men schon getroffen ist und daß die Ausenvählte mit
ihren Eltern dem Zukünftigen bald in seine Heimath
folgen wird.
* Newyork, 8. Juni. Ein riesiges Feuer äscherte
den größten Theil der Geschäftsgegend von Fargos in
Norddacota ein. Die Brücke der Great Northern-Bahn
ist so beschädigt, daß sie unpassirbar ist. Tausende von
Menschen sind obdachlos. Der Schaden wird auf zwei
Millionen Dollars geschätzt._
Loccrie MitLheiL'ungen.
Heidelberg, 9. Juni.
-h Das Programm für den ersten 112er Tag in
Lahr, an welchem sich auch eine Anzahl hiesiger Kameraden
betheiligt, ist folgendes: Vorfeier, Samstag. 24. Juni: Abends
6 Uhr: Böllerschüßen- Abends ^9 Uhr: Großer Zapfenstreich,
ausgcführt von 3 Capellen. Abends 9 Uhr: Banket im Rappen-
saale- Hauptfeier, Sonntag, 25. Juni: Norm. 6 Uhr:
Böllerschießen, Tagwache. Von Vormittags 8 Uhr ab: Em-
pfang der ankommenden Kameraden. Von Vorm. 10 Uhr ab:
Frühschoppenconccrte, für das 1. Bataillon in der „Gam-
brinushallc", für das 2. Bataillon im „Falken", für das 3.
und ehemalige 4 Bataillon im „Prinzen". Von Nachmittags
t2>/z Uhr ab: Festessen in verschiedenen Gasthäusern, das
Gedeck ohne Getränk zu 1.50 Mk. Von Nachm. 2>/2 Uhr ab:
Aufstellung des Festzuges in der Luisenstraße beim Bahnhof,
mit der Front nach der Luiscnschule. Die 112er compagnie-
weise, die Militärvcrcine in alphabetischer Reibenfolge auf dem
linken Flügel. Die Plätze der Abtheilungen sind durch Tafeln
bezeichnet. Von 3 Uhr ab: Festzug durch die Stadt (Defilier-
punkt an der Jammstraße vor dem Ungcr'schcn Haufe) auf
den Festplatz im «Ltadtpark. Nach Ankunft: Festact mit An-
sprachen- Hierauf kameradschaftliches Zusammensein u- Volks-
belustigungen aus dem Festplatze. Abends 8^/2 Uhr: Großes
Feuerwerk auf dem Festplatze. Der Festplatz wird electrisch
beleuchtet sein- Nachfeier, Montag, 26. Juni: Von Vorm.
10 Uhr ab: Frühschoppenconcert auf dem Festplatz. Fortsetzung
der Volksbelustigungen. Besichtigung der Sehenswürdigkeiten
von Lahr und Umgegend. Aus alledem ist ersichtlich, daß die
Feier eine großangelegte ist und für alle Theilnehmcr genuß-
reich und interessant werden wird.
* Eine intereffante Entscheidung für Bienen-
züchter ist dieser Tage vom Reichsgericht getroffen worden.
Ein süddeutscher „Houigfabrikant" hatte bis vor kurzer Zeit
seinen von ihm fabrizirten „Schweizer Alpcnhonig" zum Ver-
kaufe angepriescn- Sein Fabrikat wurde jedoch vom Landge-
richte einer Prüfung unterzogen, wobei es sich herausstcllte, daß
der gepriesene „Schweizer Alpenbonig" aus Chile bezogen
war, ein Kunstproduct sei und 58 °/„ Glvkose — aus Kar-
toffel- oder Stärkezucker — enthalte, im Uebrigen aber aus
einem Absude verschiedener Kräuter bestehe. Das Landgericht
glaubte den Begriff „Honig" definiren zu müssen, daß dar-
unter der von den Bienen gesammelte Blüthenhonig zu ver-
stehen sei und verurtheilte den Honigfabrikantcn zu 3 Wochen
Gefängniß und 1000 Mark Geldstrafe. Hiergegen legte der
Honigfabrikant Revision beim Reichsgericht ein, weil nach seiner
Ansicht der Begriff „Honig" vom Landgericht unrichtig definirt
worden sei. Das Reichsgericht trat jedoch den Ausführungen
des Angeklagten entgegen und bestätigte das Urtheil des Land-
gerichts in allen Punkten- Diese reichsgerichtliche Entscheidung
über den Begriff „Honig" wird eine Warnung sein für alle
diejenigen, welche sich mit dem Verkauf von sogenanntem
Schweizcrhonig befassen. Der Bienenzüchter dagegen wird sein
Bienenproduct zu schützen suchen und alle diejenigen zur An-
zeige bringen, welche eine derartige Schmiere unter dem Namen
„Schweizer- oder Tafelhonig" in den Handel bringen- Die
Vorstände der Bicncnzuchtvereine vermitteln bcreitwilligst die
chemische Untersuchung verdächtiger Honigwaare.
Gerichlszemmg.
* Heidelberg, 8. Juni. (Schöffengerichtssitzung.)
In der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
ledigung :
1) Gustav Fischer von Freirode erhielt wegen Dieb-
stahls 1 Woche Gefängniß und die Kosten. 2) Lisette
Angeloch von Mittelschefflenz erhielt wegen desgl. 10 Tage
Gefängniß und die Kosten. 3) Die Verhandlung gegen
Bernhard Wagner von hier und Gen., angeklagt wegen
Körperverletzung, wurde vertagt. 4) Heinrich Mathias
Bräuninger von Rohrbach, angeklagt wegen desgl., erhielt
10 Tage Gefängniß und die Kosten. 5) Sebastian Boll-
mann von Käferthal erhielt wegen desgl. 2 Wochen Ge-
fängniß und die Kosten. 6) Ludwig Dörr von Sand-
haufen u. Gen. wurden von der Anklage wegen desgl.
kostenlos freigesprochen. 7) Heinrich Heid sen. u. Leonh.
Heid jun. erhielten wegen desgl. je 2 Wochen Gefängniß
und tragen sie gemeinschaftlich die Kosten. 8) Georg
Joh. Müller vonPetersthal erhielt wegen Vergehens gegen
183 R.-St.-G.-B. 1 Monat Gefängniß u. die Kosten.
9) Karl Lamade von hier erhielt wegen Betrugs 3 Tage
Gefängniß und die Kosten._
Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekten. Bei geringem Ge-
schäfte notireu: Pfälzische Hypothekenbank-Actien 138'/« g,
l38'/s Bf- Badische Anilin- und Sodafabrik-Actien 336 Bf-
Westeregeln Alkali-Actien 125'/2 b. Waghäusler Zucker-Actien
63>/z b- Eichbaum Brauerei-Actien 1l4°/i b. Schwetzinger
Brauerci-Actien 19 Bf-
Frankfurt, 8. Juni- (Effccten-Socielät-) Umsätze bis
6'/< Uhr Abends. Oesterr. Eredit 283?/», V«, V, b. DiSconto-
Commandit 186.20, 10 b. Berliner Hanvetsgesellschaft 141.30
b. Darmstädter Bank 137.50 b. Deutsche Bank 159 b. Dres-
dener Bank 144.20 b- u. G- Lombarden 88-/,, 87°/«, 88>/,,

87?/« b. u. G- Marienburger 71, 70.90 b. Ungar. Goldrente
96.20 b- ult., 96.30 b. compt. Gelsenkirchen 128.30 b. Laura
99.70, 40 b. Türk. Loose 28.10 b. Gotthard-Acticn 157.20,
25 b- u- G- Schweizer Central 117.40 b- Schweizer Nordost
109.20 b. Union 73 70 b. Jura-Simplon St.-Act- 54-50,
53.40 b. 5proc- Italiener 92 b. ult-
6^2 Uhr: Creditactien 284>/,. Disconto 185.90. Lom-
barden 87°/4- Simplon 52.50.
Mannheim, 8. Juni. (Productenbörse.) Per 100 Kilo
Weizen, Pfälzer 18.25 bis —, Norddeutscher 18.— bis
—-—, Kalifornier —.— bis —.—, Azima 19 00 bis 20.00,
Girka 18.50 bis —, Taganrog 18.75 bis 19.—, Amerik.
Winter 17.75 bis 18.—, Rumänischer 17.— bis 17.75, Kansas II
17.75 bis 18.—, Kernen 18-25 bis —-—. Roggen, Pfälzer
16.— bis 16.25, Norddeutscher 16.— bis 16.25. Gerste hiesiger
Gegend —.— bis —.—, Pfälzer —.— bis —, Ungarische
—.— bis —.—. Hafer, Badischer 18.25 bis 18.50, Nord-
deutscher —.— bis —.—, Russischer —.— bis —.—. Mais,
Amerik. mixed. 12.75 bis —, Donau 12.25 bis 12.50.
Kohlrcps, Deutsche", neuer 27.50 bis —. Leinöl mit Faß
49.— bis —.—. Rüböl mit Faß 62.— bis —.—. Petroleum
mit 20«/g Tara 18.— bis —.
Weizenmehl: Nr. 00. Nr. 0. Nr- 1. Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
31.—. 28.—. 26.—. 25.—. 23.50. 19.50.
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1.
24.50. 21.50.
Mannheimer Strohmarkt vom 8. Juni- Wiesenheu
per Ctr. Mk. 5.00—5.50; Kleeheu per Ctr. Mk. 6.00—6.50.
Kornstroh per Ctr- 3.50—4.00; Gerstcnstroh Mk. 3.50—4.00.
Neueste Nachrichten.
Paris, 8. Juni. Die „Agentur Dalziel" meldet
Details über den Kampf bei Toffo südlich von
Abomey am 2. Mai: 50 Mann unter Führung des
Capitains Mangin wurden von Anhängern Behanzins
überfallen. Nach langem Kampfe behaupteten die Fran-
zosen ihre Stellung; Capitain Mangin wurde getödtet,
ein anderer Capitain verwundet. In letzter Zeit fanden
mehrfache Scharmützel statt.
Hüll, 8. Juni. Die Lage ist wieder sehr unbefrie-
digend. Die Dockarbeiter klagen, daß entgegen dem
von den Rhedern gegebenen Versprechen den nicht der
Union zugehörigen Arbeitern der Vorzug gegeben werde.
Die unienistischen Führer hielten heute Nachmittag eine
Berathung ab. ES droht ein neuer Strike.
Belgrad, 8. Juni. Die Wiederholung der poli-
tischen Morde verursacht das größte Aufsehen.
Newyork, 8. Juni. Das Bundesgericht entschied
mit 2 gegen 1 Stimme, daß die Ausstellung an
Sonntagen geschlossen werde. Die Direction
wird appelliren._
Sprech saert.
Gleiches Recht für Alle.
Für Artikel unter dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. Im übrig«
steht der Sprechsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
„JmpfzwanggegnerBerein!"
Es ist wahrlich mit Freuden zu begrüßen, daß man
endlich, wie überall, so auch hier in unserer Stadt anfängt,
einen Irrwahn des 19. Jahrhunderts zu erkennen und zu
vernichten. Die Impfung! Welches Mutterherz hat
nicht schon mit Zagen und Bangen des Augenblickes ge-
dacht, wo sie mit dem Säugling, ihrem Liebling auf dem
Arm vor den Impf-Arzt treten muß, mit anseyen muß,
wie dem jungen Weltbürger der Arm geritzt und Gift
in die Wunde hinein geschmiert wird! Doch es hilft
kein Murren —die Obrigkeit hat es befohlen, — —
Schutzpockenimpfung! Mütter und Väter, ihr seid
schändlich betrogen! Man suchte Euch wohl weiß zu
machen, daß diese Pockenimpfung eurem Kinde eine Decke,
ein Panzer sei in den Tagen einer etwaigen Epidemie,
— wie thöricht! Nicht Hunderte, nein Tausende von
Beweisen stehen uns zur Seite, daß gerade solche Kinder,
die geimpft waren, am schnellsten von jener Pest erfaßt
wurden, und ihr auch schon in wenigen Stunden oder
Tagen erlagen, wohingegen nicht geimpfte Kinder sich in
Kürze wieder erholten.
Kein Wunder! Gift ist und bleibt Gift!
Gift in einen ohnehin noch so zarten Körper, bedeutet
ebensoviel, als — Oel in's Feuer; das Jmpfgift, das
unfern Gesammtorganismus förmlich durchfrißt, es
macht uns um das lOfache empfänglicher für das Blattern-
gift einer künftigen Blatternepidemie. Die Impfung von
„Thierjauche" in's höher organisirte Menschenblut
ist, überhaupt genommen, vor dem Forum der Vernunft,
eine der traurigsten Verirrungen des mensch-
lichen Geistes!
Impfstoff ist nichts anderes, als die für das betreffende
Thierblut (einer Kuh) reinigende Ausstoßung eiteriger
Lymphe, also „Thierjauche", welcher man zur Beschönig-
ung verschiedene lateinische Namen angehängt hat. —
Die von den Medicinern aufoktroyirte Zwangsimpfung
ist also ein — Faustschlag gegen die Logik!
Darum ihr Männer und Väter, die ihr euere Kleinen
lieb habt, und deren leibliches Wohl euch wahrhaft am
Herzen liegt, tretet einmüthig zusammen, fordert
von der Regierung noch zu diesem Reichstage „Befrei-
ung von dem Joche des Impf-Zwanges." 1800
Petitionen an den Reichstag aus allen Gauen des deutschen
Landes um Aufhebung des Jmpfgcsetzcö von 1874, gingen,
wegen Auflösung des Reichstages, unerledigt zurück. —
Ein „Jmpfzwanggegner Verein" hat sich nunmehr auch
hier gebildet und wird derselbe weder Mühen noch Kosten
scheuen, sein Ziel, vereint mit seinen Brudervereincn des
ganzen deutschen Landes, zu erreichen, zum wahren Wohl
und Nutzen unseres Volkes. —
Allen Impfzwangs- und Jmpfgegnern sei es hiermit
dringend ans Herz gelegt, sich zu der Hauptversammlung
obigen Vereins heute Freitag Abend 8^/2 Uhr im „Bad.
Hof" (Nebenzimmer) recht zahlreich einfinden zu wollen!
Ei« Zmpfzwangsgegner.
 
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