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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 141 - No. 150 (17. Juni - 28. Juni)
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1563, Osthoff (fr.) 496. Lutz (k.) 2474, Lender ist
gewählt.
Offenburg. Bei schwacher Wahlbetheiligung Schauen-
burg (Nl.) 1766, Reichert (C.) 5766, Muser (D. V.)
860, Geck (Soc.) 1637. Stichwahl zwischen Schauen-
burg und Reichert.
Triberg, 16. Juni. Gesammtresultat: 8765, Horn-
stein, 7074 Wacker, 965 Maier, 1164 ZielowSki. Stich-
wahl zw- Hornstein und Wacker.
Vonndorf, 16. Juni. Hornstein (kons.) 1780,
Wacker (ul.) 821, Zelowski (Sozialdcm.) 91, Mayer
(freis.) I I.
Freiburg. Fünfter badischer Wählt. Gesammtresul-
tat. Winterer (Nl.) 8811, Marbe (C-) 8221, Köhler
(Soz.) 1998, Liebermann (Antis.) 328, Fromherz (fr.)
281. Stichwahl.
Schopfheim, 16. Juni. Krafft (Nl.) 7794, Früh-
auf (freis.) 1100, Schuler (ul.) 9817, Haug (Soz,)
384, Vogel (Antis.)
Konstanz. Erster Wahlkreis Hug (C.) 9265, Heilig
(Nl.) 7802, Venedey (D. V.) 1734, Baumgärtner
(Soc.) 682. Stichwahl zwischen Hug und Heilig.
Speyer, 17. Juni. Clemm '(Nl.) 1281, Siben
(nl.) 610, Ehrbart (Soz.) 706 Stimmen.
Ludwigshafen. 16. Juni. Hier findet Stichwahl
zw. Clemm nach, und Ehrhart Sozialdem. statt. Die
Entscheidung liegt in den Händen des Zentrums.
Landau Pfalz. Germersheim Brünings (Nl.) 6700
Lichtenberger (B. B.) 1114, Baumann (C.) 5940,
Huber (Soc.) 740. Stichwahl zwischen Brünings und
Baumann.
Landau. Bürklin (Nl.) gewählt.
Kaiserslautern. Mayer (D. V.) 4900, Brunck (Nl.)
9936, Baumann (C.) 2581, Klemmt (Soc.) 2495.
Stichwahl zwischen Mayer und Brunck.
Zweibrücken. Stichwahl zwischen Adt (Nl.) und
Reeb (C.)
Stuttgart, 16. Juni. Endlich kann das definitive
Resultat der Wahlen in Württemberg mitgetheilt
werden. In Böblingen haben erhalten Kercher 8235,
Schrempf 6414, Wächter 1817. zersplittert 70. Stich-
wahl. In Freudenstadt: Galler 6492, Egelhaaf 4559,
Hipp 2835, Hildenbrand 1025. Stichwahl. Beide
Kreise sind für Demokratie sicher. Die amtliche Zählung
ergab leider, daß Ulm verloren ging. Bantleon 10 384,
alle Uebrigen 10 370. Die deutsche Partei verdankt
diesen Zuwachs antisemitischer Beihilfe. Das Endresul-
tat ist, daß 10 Volksparteiler aus Schwaben in den
Reichstag einziehen werden. Der „Beobachter" konsta-
tirt, daß das Land der Militärvorlage ein entschiedenes
Nein entgegensetzte.
Aschaffenburg. Pfarrer Hans (C.) 6337, Jordan
(D.V.) 2251, Schmelzer (Nl.) 1171, Opificius (Soc.)
1323. Hans gewählt.
Rudolstadt. Stichwahl zwischen Lüttich (fr. V.)
und Hoffmann (Soc.)
Guben. Prinz Carolath (Wildlib.) gewählt.
Passau. Stichwahl zwischen Wimmer (Bauernverein)
und Pichler (C.)
Nürnberg. Gesammt-Ergebniß: Grillenberger (Soc.)
17 980, Dr. Pauschinger (Fr.) 8405 Dietz (Nl.) 2566
(D. V.) 1556, Conservative, Centrum und zersplittert
1109 Stimmen. Die Freisinnigen haben einen erheb-
lichen Rückgang zu verzeichnen, die Deutsche Vvlkspartei
verhältnißmäßig die größte Mehrung.
Worms. Heyl '(Nl.) 10,229, gewählt.
Frankfurt a. M. Sonnemann 7021, Schmidt (S.)
13 382, Dr. Oswald (ntl.) 7275, Dr. Lieber (Cent.)
1616. Liebermann und Sonneberg (Antis.) 1418 St.
Eisenach. Stichwahl zwischen v. Osten (Nl.) und
Kasselmann (Fr.)
Gotha. Bock (Soc.) gewählt.

Herzogthum Altenburg. Baumbach (Cons.) gew.
Arnsberg-Meschede. Fusangel (C.) gewählt.
Chemnitz. Schippel (Soc.) gewählt.
Weimar. Samhamer (Fr.) 4136, Urtel (Nl.) 2848, ;
Kallmring(K.) 4955, Liebermann v. Sonnenberg (Antis.)
447, Baudert (Soc.) 5465, Voraussichtlich Stichwahl
zwischen Kallmring und Baudert.
Zittau. Wahlkreis Löbau. Stichwahl zwischen dem
Freisinnigen und Antisemiten.
Goslar. Engels (K.) 5576, Millke (Soc.) 3430,
Minnigerode (Ctr.) 2074. Stichwahl.
Marburg. Stichwahl zwischen Böckel (Antis.) und
Lucke (K.)
Meiningen. Der Wahlkreis Meiningen II ist an
die Socialdemokraten verloren gegangen.
Friedeberg-Answalde. Die Wiederwahl Ahlwardt's
scheint gesichert.
Koblenz. Mayen, Rechtsanwalt, Braubach (C.) ge-
wählt.
Naumburg. Stichwahl zwischen Günther (Nl.) und
Hofmann (Soc.)
Berlin, 16. Juni. Die Wahlen sind in Berlin und
Unigegend nach allen Berichten in geradezu musterhafter
Ordnung verlaufen. Die Ruhe wurde auch im Laufe
der Nacht trotz zahlreicher Versammlungen nirgends ge-
stört. Die Socialdemokraten erhielten in den sechs Ber-
liner Bezirken 150977. (Zuwachs gegen 1890: 24 660.)
Der Freisinn 58 060. (Abnabme 16 946.) Konservative
und Antisemiten 46 937. (Zunahme 12 470), wobei aller-
dings zu bemerken, daß sie vor drei Jahren in 3 Wahl-
kreisen überhaupt nicht kandidirt haben. Daß die Wahl
eine Niederlage der Fortschrittspartei in Berlin bedeutet,
wird in den Organen der Partei nicht verhehlt.
Berlin, 16. Juni. Bis II Uhr Nachts sind 312 Wahl-
resultate bekannt; davon 33 Conservative, 15 Na
tionalliberale, 6 Reichspartei, 3 Freisinnige Vereinigung,
57 Ccntrum, 1 Wilder, 5 Freisinnige Volkspartei, 20
Socialisten, 2 Antisemiten, 14 Polen, 6 Elsässer, 1 Däne.
149 Stichwahlen. Daran betheiligt sind 67 National-
liberale, 70 Socialisten, 12 Freisinnige Vereinigung, 29
Freisinnige Volkspartei, 7 Polen, 5 Bund der Land-
wirt!)?, 27 Centrum, 3 Welfen, 1 Elsässer 6 Reichspartei,
15 Antisemiten, 8 Volkspartei, 48 Conservative.
Oldenburg. Stichwahl zwischen Major Hinze (Fr.
V.) und Hug (Soc.)
Waldenburg. Stichwahl zwischen Bitter (K.) und
Möller (Soc.)
Münster. In den vier Wahlkreisen des Regierungs-
bezirks Münster hat das Ccntrum gesiegt. Der Schole-
mer'sche Candidat erhielt in Beckum ein Achtel, in Ahaus
ein Drittel der Stimmen des Centrumscandidaten. In
Borken ist voraussichtlich der Handwerker Euler gewählt
gegen den bisherigen Abgeordneten Beckmann (beide
Centrum). Die Wahlbetheiligung war überall außer-
gewöhnlich stark.
Bremen. Erster oldenburgischer Wahlreis: Wahr-
scheinlich Stichwahl zwischen Ennecerus (Nl.) und Hug
(Soc.) Dritter oldenburgischer Wahlkreis: Graf Galen
(C.) gewühlt. Zweiter oldenburgischer Wahlkreis: Stich-
wahl zwischen Träger (Fr.) und Hug (Soc.) Achtzehnter
hannöverscher Wahlkreis: Bennigsen (Nl.) gewählt.
Raguit-Pilkalleu. Kanitz (cons.) gewählt.
Straßburg. Hagenau-Weißenburg Prinz Alexander
von Hohenlohe 13 085, Bachmann (C.) 5952, zer-
splittert 1550. Hohenlohe gewählt.
Aus Wuy unö Jern.
o Karlsruhe, 16. Juni. Das Project einer A l b-
thalbahn von Karlsruhe über Ettlingen und Frauen-
alb nach Herrenalb, das wiederholt aufgegriffen aber immer
wieder fallen gelassen wurde, ist nun von der Stadt
Karlsruhe aufgegriffen worden und damit erhält das ganze

Project die bestinimte Aussicht, tn allernächster Zen ver-
wirklicht zu werden. In seiner heutigen Sitzung beschloß
der Stadtrath, beim Bürgerausschuß die Bewilligung von
s 5000 Mark für die Fertigung des Projectes zu bean-
tragen. Durch den Bau der Bahn wird das Albthal dem
Verkehr erschlossen und vor allem der Touristenverkehr in
das württcmbergische Albthal gehoben.
Karlsruhe, 15. Juni. Anläßlich der nächsten
Montag hier tagenden Landesversammlung des Badischen
Frauenvereins wurde auf Wunsch der Frau Großherzogin,
der Protektorin des Vereins, hier eine Ausstellung von
Arbeiten der verschiedenen Anstalten des FraucnvereinS
arrangirt und heute eröffnet. Die Ausstellung ist ver-
hältnißmäßig sehr reichhaltig; sie umfaßt mehrere hundert
der verschiedensten Handarbeiten, und gewährt ein vor-
theilhafteS Bild von dem Wirken des Vereins auf er-
zieherischem Gebiet. Manche der ausgestellten Arbeiten,
vornehmlich der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerb-
lichen Ateliers, sowie ein Blumenkörbchen der HaushaltungS-
schule des Fricdrichsstifts, die Blumen aus Kartoffeln und
Rüben gefertigt und mit Cochenille und Saffian gefärbt,
sind Meisterwerke jugendlicher Schülerarbeiten. Die Groß-
herzogin hat ebenfalls eine Collektion eigener Handarbeit
ausgestellt.
Gaiberg, 16. Juni. Gestern früh brach in
unseren Ort ein bedeutendes Feuer aus, das durch die
große Trockenheit rasch um sich griff. Mehrere Wohn-
häuser und Scheuern wurden in Asche gelegt. Glücklicher-
weise gelang es, des Feuers bald Herr zu werden, immer-
hin ist der Schaden beträchtlich. Herr Geh. Negierun S
rath Pfister von Heidelberg war auf der Brandstätte
anwesend.
' Nußloch, 16. Juni. Nächsten Sonntag feiert der
hiesige Turnverein „Jahn" das Fest der Fahnenweide. Am
Festzug werden sich ca. 20 Vereine betheiligen.
* Tauberbischofsheim, 16. Juni. Dieser Tage
wurde von Großrinderfeld eine Kuh zum Verkaufe hier-
hergetrieben und schließlich um 25 Mk. losgeschlagen. Im
Gau w.rde diese Woche eine frischmelkende sammt Kalb
für 32 Mk. verkauft. Bei der gestern stattgehabteu Ver-
steigerung des Heugraseö auf den Böschungen der Tauber
wurden für den ehemaligen badischen halben Morgen,
auf dem eine kleine Fuhre Heu erzielt wird, bis zu 150
Mk. erlöst. Da kommt der Ctr. Heu auf dem Halm
auf 7 Mk. zu stehen. Das kennzeichnet zur Genüge die
schwierige Lage unserer Landwirthe.
" Pforzheim, 16. Juni. Die Heuernte fällt im
hiesigen Amtsbezirk so spärlich aus, wie seit Menschen-
gedenken nicht. Bei manchen Wiesen lohnt es sich nicht,
dieselben abzumähen, der Boden ist ganz ausgebrannt.
" Pforzheim, 16. Juni. Für die Besucher der
Bijouterie-Fach-AuSstellung wird von den badischen StaatS-
bahnen Fahrpreißermäßigung in der Weise bewilligt, daß
die einfachen Fahrkarten nach Pforzheim, die an Donners-
tagen auf badischen Stationen gelöst werden, innerhalb
der Giltigkeitsdauer entsprechender Rückfahrten auch zur
Rückreise benützt werden dürfen, sofern dieselben in der
Ausstellung abgestempelt wurden. Dabei ist die Be-
nützung von Schnellzügen gegen Zulösung von Schnell
zugszuscblagkarten — und zwar je für Hin- und Rück-
fahrt besonders — gestattet.
- Vaden, 16. Juni. Am 19. und 20. d. MtS-
findet h ier der neunte Verbandstag des Badischen Bäcker
Verbundes statt. Auf der Tagesordnung stehen u. Ä-
folgende Gegenstände: Beschlußfassung über eine Ein
gäbe an das Gr. Ministerium, die Vertretung der Gs
nossenschaften im Gewerberath betr.; Besprechung über dN
Sonntagsruhe im Handelsgewerbc und Beschlußfassung
über eine Eingabe, die einheitliche Regelung derselben be
, treffend; Beantwortung der Fragen über Festsetzung tN
Arbeitszeit der Bäckergebilfen; Verminderung der Arbeit
I zeit an Sonntagen; Vorlage eines Vertrages mit tstk

war esgewesen, als habe er von unten herauf gedämpft und
kaum vernehmbar ein leises Pfeifen vernommen. In tiefster
Erregung starrte er todtenblaß lange hinein ins Leere.
Von nun an kam die Ratte oft auf Besuch, fraß gierig
die ihr gereichten Brodkrumen, wurde von Tag zu Tag zu-
traulicher und ließ sich bald streicheln und an sich nehmen.
Er hatte fortan wenigstens auf Stunden ein lebendes Wesen
um sich, an dem bald sein ganzes Herz hing. Darüber, daß
die Ratte bereits an einem Schicksalsgenossen einen Herrn
besitze, waltete kein Zweifel mehr bei ihm, da sich von unten
her noch oft das Pfeifen vernehmen ließ, auf welches hin sie
regelmäßig sofort verschwand. So gern er sie als alleiniges
Eigenthnm besessen hätte, so würde er es doch für ein ab-
scheuliches Verbrechen gehalten haben, ihr den Rückzug zu
ihrem rechtmäßigen Besitzer unmöglich zu machen.
Dafür ließ ihn der Gedanke nicht mehr aus, mit dem-
selben in Verbindung zu treten, welcher ihm keine Ruhe
mehr ließ, weshalb er eines Tages daran ging, ihn zur Aus-
führung zu bringen. Als Feder mußte ihm ein angebranntes
Schwefelhölzchen und als Briefpapier ein von der Flamme
verschont gebliebenes Stückchen Papier dienen, womit der
Gefangenwärter sich vor einiger Zeit die Tabakspfeife ange-
zündet hatte. Tarloni hatte diese unbedeutenden Kleinig-
keiten sorgsam aufbewahrt, ohne zu wissen, warum, und nun
sollten sie ihm wichtige Dienste leisten. Mühsam schrieb er:
„Gieb mir durch unfern gemeinsamen Liebling, der den Weg
zu mir gefunden, Kunde von Dir und wehre ihm nicht sein
Kommen."
Mit einigen aus seinem groben leinenen Hemd heraus-
gezogenen Fäden befestigte er dasznsamniengefalteteStückchen
Papier um den Hals der Ratte, was diese willig geschehen
ließ und mit dem sie bald verschwand, als abermals der ge-
heimnißvolle Pfiff ertönte.
Es verging eine lange Zeit, bevor sie wieder kam und
auch nun hatte sie einen Zettel nm den Hals gebunden, doch

war es nicht mehr derselbe, mit dem sie Tarloni's Kerker-
zelle verlassen. Dieser war vor Erregung kaum im Stande
ihn loszulösen und zu entfalten. In plumper, ungeübter
und fehlerhafter Schrift, welche jedoch von Feder und Tinte
herrührte, stand in deutscher Sprache darauf geschrieben:
„Gern würde ich Dir trauen, wenn ich wüßte, wer Du bist.
Mein Loos ist ewiger Kerker. Vielleicht hat die Ratte uns
den Weg zur Freiheit gewiesen!"
Graf Tarloni las die wenigen Zeilen immer auf's Neue
wieder, wenn er damit zu Ende. Der Schluß derselben
stürmte allgewaltig auf ihn ein. Wie sollte es jedoch gelingen,
ohne die nöthigen Werkzeuge die meterstarken Mauern zu
dnrchgraben! Bei diesen: Gedanken angelangt, entschwand
ihm ein jeder Hoffnungsschimmer. Gleich darauf spukten
ihm jedoch alle Abenteuer romantischer Fluchtversuche durch
den Kopf, von deucn er einst gelesen, wobei er ganz darauf
vergaß, daß er nicht einmal die Mittel besaß, sichvon seinen
Ketten zu befreien.
Roch reichte die Spitze des ungebrannten Schwefelhölz-
chcns zu der letzten Nachricht hin, welche er unter die Zeilen
seines Mitgefangenen schrieb: „Ich bin der zu lebensläng-
lichem Kerker verurtheilte politische Gefangene Graf Alberto
Tarloni. Kannst Du unsere Flucht ermöglichen, so biete ich
Dir dafür ein ganzes Vermögen. Ich besitze für dieselbe
Jngcndkraft und Entschlossenheit, sonst aber nichts."
Auf diesen Zettel erhielt Tarloni keine Antwort und die
Ratte kam immer leer in seine Zelle; eines Tages hatte sie
jedoch ein kleines Päckchen uni den Leib gebunden, in wel-
chem sich eine ganz feine Feile befand, bei deren Anblicke
ihm ein leiser Jubelruf entfuhr, sah er doch den Weg zur
Freiheit bereits offen vor sich liegen in seiner ersten freudigen
Erregung. Ungesäumt ging er an das Durchfeilen seiner
Ketten. Bald merkte er, daß auch sein Schicksalsgenosse nicht
müssig war, denn er hörte das Geräusch des Grabens unter
dem Fußboden seiner Zelle immer näher kommen.

Graf Tarloni lag eines Tages eben sinnend auf dc>»
dünnen Strohlager, als er durch ein dumpfes, unterirdisch^
Poltern aufgestört wurde. Erschrocken fuhr er empor,
spannt nach der Stelle blickend, unter welcher das Geräm^
stattgefunden. Plötzlich hob sich vaselbst eine Steinplam
und gleich darauf tauchte ein mächtiges, von pechschwarz^
wirren Haar und Bart umrahmtes Gesicht auf, dem rE
der dazu gehörige Körper nachfolgte. Sprachlos standen
beiden Gefangenen einander gegenüber, der Graf mit de»
edlen Gesicht und der Andere mit breiten, wilden ZiE
und derber, gedrungener Gestalt. Verwundert starrten b
sich an; endlich übermannte sie die Bewegung und ül>R
wältigt von dem Sturme der Gefühle sanken sie sich in Nw»
loser Rührung in die Arme.
Dann gab es eine erregte Wechselrede voll eifriger FraS^
und kurzer Antworten, denen der Graf in fliegender
seine Lebensgeschichte folgen ließ.
Tarloni endete mit den Worten: „Wir wollen FreU»^
sein für's ganze Leben und die versprochene Belohnung
nach dem Gelingen unserer Flucht pünktlich ausgez»"
werden!"
Düster blickte der Andere eine Weile zu Boden,
entgegnete er abwehrend, während es scheu in seinen AuS
blitzte. ,,,jt
„Das Geld will ich gern nehmen, aber in der Fre>^
dürfte der vornehme Graf wenig Ehre aufheben mit »
Freundschaft eines Raubmörders!" ,
„Eines Raubmörders?!" entfuhr es bebend den Lipi-
des Grafen und entsetzt blickte er seinen Genossen an, wäh^
ein leiser Schauer seinen Körper durchrieselte. . j,c
Mit einem Raubmörder befand er sich ganz allen'
tiefer Kerkereinsamkeit! Es war ihm auf einmal, als »' ,,
dieser panthergleich auf ihn zuspringen, um ihn zu erwin» .
(Fortsetzung folgt.) 2,0
 
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