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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 141 - No. 150 (17. Juni - 28. Juni)
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Paris, 20 Mai. Der Ministerrath beschäftigte sich
heute mit der von Millevoye angekündigten Anfrage über
den Stand der Unterhandlungen zwischen Frankreich und
England bezüglich der Auslieferung des Cornelius Herz.
Wie verlautet, würden der Minister des Auswärtigen,
Develle, und der Justizminister Guerin in der Antwort
auf die Anfrage erklären, daß die jetzige Okegierung nach-
drücklichst die Auslieferungs-Verhandlungen fortgesetzt
habe und sie auch nicht einen einzigen Augenblick aus
dem Auge lassen werde. Die Verhandlungen dauern
noch fort. — Gutem Vernehmen nach würde die Re-
gierung von Siam die verlangte Entschädigung sowie
jede geforderte Genugthuung für die Ermordung des
Milizinspectors Großgurin geben. Die vor einigen Tagen
von Saigun abgegangenen französischen Kriegsschiffe
werden demnächst an der Mündung des Menam eintreffen.
England.
London, 20. Juni. Wie aus Honolulu gemeldet
wird, hat die Königin vonHowai am 2. Juni frei-
willig abgedankt. Dieselbe empfängt künftig auch eine
Jahresrente von der Regierung der vereinigten Staaten.
Die Abdankung erfolgte ohne Störung.
Aus Wuy unö Ikern.
* Karlsruhe, 20. Juni. Die Landesversammlung
des Badischen Frauensvereins tagte gestern im großen
Rathhaussaale dahier. Die Bethciligung war eine starke.
Als Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden
nahmen die Herren Oberamtmann Beck, Oberbürgermeister
Schnetzler und Stadtrath Käppele Theil. Kurz noch 10
Uhr schenkte Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin
der Versammlung die Ebre Höchstihres Besuches.
* Karlsruhe, 20. Juni. Auf Grund der im ver-
flossenen und im laufenden Monate vorgenommenen
zweiten juristischen Staatsprüfung werden folgende Rechts-
praktikanten zu Rcferendären ernannt: Christian Ab er le
aus Freiburg, Karl Baader aus Waldshut, Adolph
Bauer aus Schwetzingen, Dr. Karl Baur aus Offen-
burg, Dr. Hermann Bleicher aus Bonndorf, Otto
Freiberr von Blittersdorf aus Karlsruhe, August
Büchner aus Pfullendorf, Leopold Dämmert aus
Freiburg, Emil Dietrich aus Wöschbach, Heinrich
Ewald aus Ueberlingen, Heinrich Frey aus Bühl,
Jak. Geiß mar aus Mannheim, Dr. Karl v. Grimm
aus Mannheim, Dr. Peter Gütlich auS Pforzheim,
Richard Haas aus Spesbach, Hermann Hahn auS
Grünsfeld, Friedr. Heß aus Malterdingen, Eduard Hof-
farth auS Konstanz, Dr. Jul. Holderer aus Mucken-
schopf, Wilhelm Huber aus Konstanz, Siegfried Kahn
auS Mannheim, Sigmund Kassewitz aus Altdorf, Dr.
Gustav Kaufmann aus Mannheim, Dr. Hermann
Kiefer aus Karlsruhe, Dr. Wolfgang Mittermaier
aus Heidelberg, Ludwig Freiherr v. Reck aus Bruchsal,
Richard Ritter aus St. Blasien, Oskar Schäfer aus
Görwihl, Friedr. Schmitt aus Kandern, Dr. Otto
Sei den adel aus Berghausen, Albrecht Freiherr v.
Stotzingen aus Denzdorf, Dr. Siegmund Strauß
aus Buchen, Ludwig Wassermann aus Dittigheim,
Ludwig Zimmermann aus Heidelberg.
* Karlsruhe, 20. Juni. Heute Morgen 4
Uhr brach im großh. Wildpark, zwischen der zweiten und
dritten Allee, Feuer aus, das rasch um sich griff. Gegen
halb 6 Uhr wurde in dem nächstliegenden Orte Rintheim
Sturm geläutet, von wo alsbald Mannschaft aufbrachen,
um dem verheerenden Elemente Einhalt zu bieten. Ueber
die Entstehungsursachc sind sichere Nachrichten bisher nicht
bekannt.
Mannheim, 21. Juni. Das gestrige Gewitter
brachte außer der segensreichen Wirkung leider auch zwei
Unglücksfälle mit sich. Im benachbarten Neckarau schlug

Hund" kein ehrenbeleidigcndes sei, da damit ja zwei der nütz-
lichsten Thiere bezeichnet würden, und er hob die guten
Eigenschaften dieser Thiere, vorzüglich die Treue und An-
hänglichkeit des Hundes hervor re. re. Die Geschworenen
gaben den Wahrspruch: „Nichtschuldig einer Ehrenbeleidi-
gung." Der Staatsanwalt bedankte sich hierauf bei denGe-
schworenen für die Belehrung, die er durch ihren Wahr-
spruch erhalten habe, und schloß mit den Worten: „Da das
Wort „Schweinhund" nun keine Ehrenbeleidignug, sondern
nach dem abgegebenen Urtheile sogar ein Lob enthält, so
enipfehle ich mich Ihnen, meine Herren Schweinhunde!"
Ein origineller Prozeß ist kürzlich im Westen der
Vereinigten Staaten verhandelt worden. Ein Pastor hatte
seit zehn Jahren die Manuskripte seiner Predigten bei der
Feucrassccuranz „Aetna" versichert. Bei einen, Brande, der
in seinem Hanse ansbrach, gingen diese Manuskripte zu
Grunde; die Assecnranz verweigerte die Entschädigung, da
sie behauptete, daß derlei Objecte keinenDollar werth seien.
Der Pastor klagte; die Psarrkinder sagten ans, die Predigten
seien sehr gern angchört worden, sie wären also werthvvll.
Die Jury vernrtheilte die Assccnranzgesellschaft zu einer
Summe von 5000Dollar für die verbrannten Manuskripte.
Werkthätige Reue. Dieser Tage erhielt die Ver-
waltung der schweizerischen Westbahnen einen Brief mit dem
württembergischen Postzcichen, unterzeichnet mit Initialen
und beschwert mit 5 Francs in Gold. Der Briefschreiber,
der, nach Schrift und Orthographie zu urtheilen, ein ein-
facher Arbeiter sein muß, klagt sich an, in, letzten Jahr ein
Waggonfenster zerbrochen zu haben, und bittet, den Bahn-
angestellten, der den Schaden ersetzen mußte, zu entschädi-
gen, und falls dies nicht mehr möglich sei, das Geld für die
Armen zu verwenden.
Einen Beitrag zur Sittengeschichte liefert
eine Wiener Hofordnnug vom Jahre 1624, die wörtlich also
lautet: „Se. K. Hoheit haben geruht, verschiedene Offiziere

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gegen 2 Uhr brach in der Provinzial-Jrrenheilanstalt
Eichberg bei Elitville in der Frauenabtheilung Feuer au-.

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gleichen wurde in Seckenheim ein junges Mädchen vom
Blitze erschlagen.
* Mannheim, 20. Juni. v. Oppen, Commandeur s das die ganze Abtheilung zerstörte. Die Insassen konnten

gerettet werden.
* Koblenz, 20. Juni. In der verflossenen Nacht
ist im benachbarten Dorfe Wallersheim ein Raubmord
an der alleinstehenden Wittwc des Gastwirthes Müller
verübt worden und zwar unter denselben Umständen, wie
in der Neujahrsnacht im Dorfe Hüls. Der Thäter ist
unbekannt.
* Cöln, 20. Juni. In der Irrenanstalt Eichberg
(Rheingau), in der, vergangene Nacht Feuer ausbrach,
werden mehrere Kranke vermißt.
* Trier, 20. Juni. Vor dem Bahnhof Speicher,
Eifelbahn, entgleiste der Personenzug nach Köln. Vier
Personen wurden leicht verletzt.
* Düsseldorf, 18. Juni. DaS 3 t/z-jähr. Töchterchen
einer Hierselbst wohnenden Familie ist gestern Mittag in
Abwesenheit seiner Eltern einem scheußlichen Attentat zum
Opfer gefallen. Der Verbrecher, ein hiesiger Colporteur,
ist bereits ermittelt und verhaftet, das Mädchen an den
ihm von dem Scheusal beigebrachten Verletzungen in-
zwischen gestorben. Ueber diesen zweiten Fall von Kinder-
schändung in hiesiger Stadt innerhalb kurzer Zeit herrscht
in der gesammten Bürgerschaft große Aufregung.
* Berlin, 19. Juni. Freitag Nachmittag gegen 3
Uhr hat nach der Neuen „Fr. Pr." der Infanterist Prar
des 99. Infanterie - Regiments inZuaim in der Burg-
kaserne im Mannschaftszimmer mit seinem Gewehre seinen
Zugführer Johann Christ, während dieser im Bette schlief,
von rückwärts erschossen. Die Kugel trang dem Christ
durchs Herz, durchbohrte noch sein linkes Handgelenk und
blieb dann in der Wand stecken. Der Führer der seit
zwei Jahren dient und erst vor kurzer Zeit befördert worden
ist, war sogleich tot. In dem Zimmer befanden sich noch
drei Mann, welche von dem Vorhaben Prar keine Ahnung
hatten. Der Infanterist hat den Mord angeblich wegen
schlechter Behandlung durch den Führer verübt.
* Berlin, 20. Juni. In dem heutigen Processe
gegen den Bankier Schulze und Genossen wegen unordent-
licher Führung der Geschäftsbücher und Depotunterschla-
gungen in 88 Fällen, der Untreue in 12 Fällen und
der Vorspiegelung falscher Thatsachen in 2 Fällen, wurden
der Bankier Viert zu 8 Jahren Gefängniß und Ehrver-
lust auf die Dauer von 8 Jahren, der Bankier Schulze
zu 5-jährigem Gefängniß und 5-jährigem Ehrverlust ver-
urtheilt. Beiden wurden die sechsmonatliche Untersuchungs-
haft angerechnet. Der gleichfalls angeklagte Treutler
wurde freigcsprochen.
* Berlin, 20. Juni. Der langjährige Zeichner des
„Kladderadatsch" Wilhelm Scholz ist heute Morgen ge-
storben.
* Berlin, 20. Juni. Vor der heutigen Gerichts-
verhandlung gegen den Antisemiten Paasch wegen Be-
leidigung des Gesandten v. Brandt, sowie der höheren
Beamten des Auswärtigen Amts, versuchte Paasch im
Untersuchungsgefängniß sich im Zustande der Exaltation
die Pulsadern zu öffnen. Die Verhandlung wurde in
Folge dessen auf zwei Stunden vertagt. Der Gerichts-
physikus ist mit der Untersuchung beauftragt. Beim
Wiederzusammentritt beschließt der Gerichtshof die Ver-
handlung zu vertagen und den Angeklagten sechs Wochen
lang in der Charite beobachten zu lassen.
* Plodsheim, 20. Juni. Ein 15jäbriger Schreiner-
lehrling stahl seinem Meister in dessen Abwesenheit Geld.
Als der Diebstahl entdeckt worden war, nahm der Unbe-
sonnene sich die That so zu Herzen, daß er sich erhängte.
* Schneidemühl, 19. Juni. Die durch Bohrung
eines artesischen Brunnens verursachten Häusersenkungen
schreiten immer noch weiter vor. Die Posenerstraße, die
Zeughausstraße und der neue Markt sind besonders ge-

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des hiesigen Grenadier-Regiments, wurde zum General-
major, unter Versetzung nach Darmstadt, befördert.
ztz Ladenburg, 20. Juni. Ein hiesiger Wirth
wurde gestern wegen Brandstiftung verhaftet. Dersebe ge-
langte durch ein Frauenzimmer zur Anzeige.
* Eberbach, 19. Juni. Die Heuernte ist bei uns
in vollem Gange. Das Erträgniß auf den Wässerwiesen
ist ein zufriedenstellendes, dagegen auf den andern Wiesen
ein ganz geringes. Der Preis des Heues bewegt sich
zwischen 6 bis 7 Mk. per Zentner. Ebenso sind aller-
orts in hiesiger Gegend die Käufer der Heidelbeeren ein-
getroffen, welche 15—18 Pfg. per Pfund bezahlen.
* Bruchsal, 20. Juni. Hermann Kn och von
Büchenau, Knecht des Nikolaus Reinhard von hier, siel
gestern Morgen vom Scheuergebälk durch das Garben-
loch aus einer Höhe von 4 Meter auf die geplattete
Tenne herab und mußte infolge anscheinend inneren
Verletzungen bewußtlos ins Spital getragen werden.
* Pforzheim, 19. Juni. Die Kunstgewerbe-Aus-
stellung wird am 30. Juni geschloffen.
* Wolfach, 19. Juni. Der 28 Jahre alte Holz-
hauer Otto Müller von Rippoldsau, welcher in der Nacht
vom 21. auf 22. Mai den 25 Jahre alten Bäckergesellen
Josef Oberföll erstochen hat, alsbald aber flüchtig ging,
wurde dahier verhaftet.
* Kaiserslautern, 19. Juni. Erstochen wurde
zwischen der Eselsfürth und dem Fröhnerhof der 23 Jahre
alte Jakob Relle von Neukirchen durch den Steinbrecher
Schlicher. Aus Anlaß eines Streites versetzte Letzterer
dem Relle einen Stich in die Brust, der den alsbaldigen
Tod herbeiführte. Schlicher ist verhaftet.
* Vom Bodensee. 20. Juni. Am Freitag Nach-
mittag wurde das am letzten Sonntag Vormittag ver-
schwundene 8 Jahre alte Mädchen des Straßenmeisters
Wedelich in Reichenau ohne Kleidungsstücke und leblos
aufgefunden und zwar beim „Käppele." Wie bestinimt
behauptet wird, muß das Mädchen, das lt. „Frb. Ztg."
Spuren verübter Gewaltthat trägt, letzte Nacht auf diese
Stelle getragen worden sein. Von dem ruchlosen
Thäter fehlt trotz aller Bemühungen von Seiten
der Gendarmerie und sämmtlichen Polizeiorganen
auch jetzt noch jede Spur. Jedenfalls ist dieses
Scheusal nicht weit von da. Es ist dringend zu wünschen,
daß sich die Sache auch noch weiter aufklären würde, damit
der Mörder ebenfals seinen wohlverdienten Lohn erhält.
Daß die betrübten Eltern auf das Lebhafteste bedauert
werden, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
* Aus Baden, 19. Juni. Ueber den Stand der
Hopfen wird lebhaft geklagt. Die Hopfenernte bildet be-
kanntlich in vielen Gegenden eine Haupteinnahmequelle,
und da diese im laufenden Jahre schwach fließen wird,
so werden manche auch darunter schwer zu leiden haben.
* Herchsheim, 20. Juni. Vergangene Nacht 12
Uhr schlug der Blitz in die Scheunen des Oekonomen
Schmit und Rösch und zündete. Abgebrannt sind 2
Scheunen und 3 Nebengebäude, Schweinställe rc. 16
Feuerwehren der umliegenden Ortschaften waren am Platze.
* Aus Oberhessen, 19. Juni. In Nieder-Weisel
bei Butzbach sind gestern 24 Häuser abgebrannt. Die
schon vom Feuer ergriffene Kirche konnte noch gerettet
werden.
* Hanau, 19. Juni. Die allen Besuchern Wil-
Helmsbads wohlbekannte sog. tausendjährige Eiche, ein
alter, ehrwürdiger Baumriese, ist gestern Abend, offenbar
in Folge von Brandstiftung, vollständig abgebrannt.
Durch den weithin leuchtenden Feuerschein wurde die
Feuerwehr von Kesselstadt alarmirt, doch gelang es nicht,
den wie Zunder brennenden ungeheuren Baum zu retten.

zur Tafel zu laden, und haben häufig Gelegenheit gehabt,
zu bemerken, daß der größte Theil dieser Offiziere sich mit
der größten Höflichkeit und guten Erziehung benimmt, und
sich gleich wahren und würdigen Cavaliere» aufführt, nichts
desto weiuger scheint es Höchstdemselben rathsam, den minder
erfahrenen Cadetten folgende Ordnungsvorschrift zu machen:
Sie sollen 1) Sr. k. k. Hoheit gleich nach Ankunft ihre Hoch-
achtung belveisen, hübsch gekleidet, mit Rock und Stiefeln
versehen sein und nicht in das Zimmer in halbtrunkenem
Zustande eintretcn; 2) bei Tafel nicht mit dein Stuhle
schaukeln oder sich daran rekeln, noch die Beine der Länge
nach ansstrecken; 3) nicht nach jedem Mundvoll trinken,
denn wenn sie das thnn, so werden sie bald berauscht sein;
den Becher nicht mehr als zur Hälfte nach jedem Gange
leeren und vor dem Trinken den Mund und Schnurrbart
rein abpntzen; 4) die Hände nicht in die Schüsseln stecken und
die Knochen nicht unter den Tisch werfen; 5) nicht die Finger
ablecken, noch in die Teller ansspucken und eben so wenig
die Nase am Tischtnche abpntzen; 6) nicht so bestialisch trinken,
um vom Stuhle zu fallen, und verhindert zu sein, aufrecht
zu gehen rc."
„S hatAllcs seine Ursach'", sang Lortzing, und
wer alle Ursachen kennte, würde auch die Erklärung für
manches Rüthsclhafte finden. So hat ein Herr in schon vor-
gerückten Jahren seine einsamen Tage mit zwei Freundinnen
beglückt. „Haben Sie denn," fragt ihn kürzlich Jemand,
„nicht an einer Freundin genug? Sollten Sie in Ihrem Alter
wirklich zwei brauchen?" — „Sie betonen, bester Freund,
mein Alter. Aber gerade in meinen Jahren liebt man die
Ruhe. So lange nur eine Freundin an meiner Seite weilte,
zankte sie sich mit mir den ganzen lieben Tag, und das be-
lästigte mich. Jetzt, da ich ihr eineGenossin gegeben, zanken
sich Beide unter einander und lassen mich in Ruheck'
Ein Dieb sagt zu dem Gerichtspräsidenten zu seiner
Entschuldigung. „Ich versichere Sie, Herr Präsident, daß

ich diesen Diebstahl wider meinen Willen begangen habe."
„Nun gut, was beklagen Sie sich denn? Sie sollen auch wider
Ihren Willen vernrtheilt werden."
Ein originelles Conto. In der Bibliothek zu Saint»
Genevieve wurde folgende Rechnung aufgefunden: Der Maler
und Decorateur Jaques Casqnin hatte im Jahre 1759 in der
Klosterkirche Reparaturen und dafür eine Rechnung von 78 fl.
gemacht. Der Prior, der diese Summe übertrieben fand, ver-
langte Detaillirung dieser Rechnung, die auch der Maler in
folgender Weise einsandte:
Ausgebessert und angestrichen die zehn Gebote Gottes
Dem Erzengel Gabriel den rechten Flügel vergoldet
Die Magd des hohen Priesters Kaiphas gewaschen
Dem Sohne des Tobias ein Paar Sandalen gemacht
Den Esel Bileams geputzt und beschlagen
Der Sarah ein Paar Ohrgehänge vergoldet
In die Esels-Kinnbacke des Simson neue Zähne eingesetzt
An den Krug der Samaritanerin einen Henkel angesetzt
Dein verlorenen Sohn das Hemd ansgebessert
Und sofort in dieser Weise »rächte er seine ziemlich
zweideutige Rechnung.
Ein al?es Vermächtniß. Eine vor langen Jahren
verstorbene Dame vermachte der St. Bartholomäus-Kirche
zu Smithfield einen Fonds für eine Predigt an jedern Char-
freitag und für eine Spende 6 ct an 25 arme Wittwen der
Pfarre. Es ist aber ausdrücklich im Testamente stipnlirt,
daß die betreffenden Armen das armselige Geschenk vom Grabe
der Erblasserin aufhebcu müssen und das diejenigen, deren
Alter ein so tiefes Bücken unmöglich in acht, die Sixpence
nicht bekommen sollen! Der Grabstein ist längst verfallen,
aber die Predigt wird jedes Jahr gehalten und die hart-
herzige Ceremonie wird dadurch aufrecht erhalten, daß die
Gcldstücklein auf einen benachbarten Grabstein gelegt wer-
den.
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