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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 151 - No. 152 (29. Juni - 30. Juni)
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der Faust in's Gesicht schlug, daß daS Blut au« Mund
und Nase floß. Der Mißhandelte wurde nicht in's Re-
vier zugelassen, er sollte auch nicht in's Lazareth zuge--
lassen werden und aus Angst vor ferneren Mißhandlungen
wagte er es auch nicht, dies zu melden (er wurde sogar
auch noch aufgefordcrt, Dienst zu thun), bis er endlich
von Schmerzen überwältigt gezwungen war, in's Lazareth
zu gehen, wo er dann mit dem Bemerken, „er ist umge-
fallen," ausgenommen wurde. Bemerkt muß noch werden,
daß der Verletzte einige Tage nach seiner Mißhandlung
keine andere Nahrung als nur für 5 Pfg. Zucker zu
sich nehmen konnte. Die Untersuchung des Falle« ist
eingeleitet.
* Verlin, 26. Juni. Von einem traurigen Geschick
wurde die Familie des Optikers Treuer betroffen, in-
dem sie in kurzer Zeit vier Kinder an der Diphtheritis
verlor. Die Begräbnisse fanden an den vier verflossenen
Sonntagen statt.
* Berlin, 27 Juni. Die Strafkammer des Land-
gericht« verurtheilte heute den Abgeordneten Ablwardt
wegen Beleidigung der preußischen Beamten, insbesondere
derjenigen des Justizressorts, begangen in einer zu Essen
gehaltenen Rede, zu drei Monaten Gefängniß.
* Landsberg a. d. Warthe, 27. Juni. Der Bäcker-
geselle Boettcher aus Bernburg, welcher am 20. No-
vember 1892 einen Lustmord an der Dienstmagd Pun-
berg verübt hatte, wurde heute hier durch Reindel
enthauptet.
" Aus Ostpreußen, 27. Juni. Die „Preußische
Lehrerztg." schreibt: Den betreffenden Amtsgenossen und
allen sich dafür interessirenden Kreisen zur Nachricht, daß
der schneidige Lieutenant Hempel für sein eifriges „Eier-
schleifen bis aufs Gelbe", daS er bei der zehnwöchigen
Uebung der Lehrer in einer Garnison als militärisches
Erziehungsmittel in Anwendung gebracht, seinerzeit zu 3
Monaten Festung vcrurtheilt worden ist.
* Rio de Janeiro, 26. Juni. Ein Complott, nach
welchem das Arsenal in Santa Anno in die Luft gesprengt
werden sollte, wurde noch rechtzeitig entdeckt. Ein
Lieutenant und 2 Soldaten wurden verhaftet.
* Prag, 27. Juni. Heute brach ein Streik aus
im Karbitzer Revier auf den Schächten Doblhoff und
Neuhoffnung (Brürer Bergbaugesellschaft) und theilweise
auf dem Teutoniaschacht (Gewerkschaft Ausstria.) Man
befürchtet, daß sich der Streik morgen au sdehnen werde.
" Salzburg, 27. Juni. Ein Hauptmann des 22.
Jägerbataillons in Komotau, etwa 35 Jahre alt, hat sich
vor etwa 10 Tagen in einem abgelegenen Waldtheile des
Gaisberges aus Liebeskummer erhängt. Gestern wurde
die schon völlig unkenntliche Leiche gefunden.
* Pest, 27. Juni. Dem „Neuen Wiener Abendblatt"
wird von hier folgendes Ehedrama gemeldet. Vacarescu,
der Besitzer des Gutes Skulya in Südungarn, hatte im
verflossenen Jahre die Tochter eines rumänischen Bojaren
in Bukarest geheirathct — ein Mädchen von hervorragender
Schönheit, das aber zugleich starken Emancipativnsgclüsten
zuncigte. Vacarescu glaubte schon bald nach seiner Ver-
ehelichung auf seine junge Frau, die vielen jungen Leuten
der Umgegend ihre Gunst bewies, eifersüchtig sein zu
müssen. Eines Tages nun bestach Vacarc-cu seinen
„Hußarcn" Georg Bitzu, gab ihm zu trinken und führte
ihn vor das Fenster jenes Zimmer«, in welchem seine
Frau vor einem Schreibtisch saß. Hier gab Vacarescu
dem Hußaren ein geladenes Gewehr in die Hand und
steckte ihm zugleich'100 fl. in die Rechte. Daraufhin
legte Bitzu das Gewehr an, drückte los, und lautlos
stürzte die junge Frau entseelt zu Boden. In demselben
Augenblicke aber wurde Bitzu selbst von rückwärts ange-
schossen; Vacarescu wollte auf diese Art den Zeugen seiner
Unthat aus der Welt schaffen. Bitzu wurde aber von
der Kugel nur gestreift, und als die« Vacarescu wahr-
nahm, schwang er sich in das Zimmer seiner Frau und
entleibte sich neben ihrer Leiche. Der Hußar wurde von
Gendarmen nach Detta gebracht, wo er die eben mitge-
theilten Vorfälle zu Protocoll gab.
' London, 26. Jan. Die Kreuzer „Edgar" und
„Phaeton" sind von Tripolis abgegangen, um die ge-
retteten Mannschaften des untergegangenen Panzerschiffes
„Victoria" an Bord zu führen.
' London, 27. Juni. Im großen Hydepark wurde
ein übelberüchtigtes Frauenzimmer ermordet. Man legt
auch diese neue That dem bekannten Bauchaufschlitzer Jack
zur Last.
* London, 27. Juni. Nach einer Meldung des Bureau
Reuter kamen in Jcddah und Mekka gestern 999 Cholera-
todesfälle vor.
* Lovdo«, 27. Juni. „Bureau Reuter" meldet
zum Untergang des Panzerschiffes „Viktoria" nachfolgende
Einzelheiten: Das Geschwader hatte in zwei Parallelen
Aufstellung genommen. Admiral Tryon gab während
des Manöveriren« den Befehl zur Schwenkung. Der
„Camperdown" rannte hierbei die Viktoria" am Bug u.
drang mit dem Sporn bis in's Ccntrum des gerammten
Schiffes ein. Tryon gab der „Viktoria" die Richtung
gegen das Land, um dieselbe festzufahren. Tie an Bord
befindlichen Kranken, Gefangenen und die ganze
Besatzung wurden auf die Schiffsbrücke befördert. Durch
da« große Leck drang das Wasser rasch ein und das
Schiff sank mit dem Bug voran. Tryon befahl: „Rette
sich wer kann!" Alles stürzte sich in die Wogen, Tryon
allein blieb auf der Commandobrücke stehen. Die „Vic-
toria" nahm, in ihrer Bewegung fortfahrend, immer mehr
.eine senkrechte Stellung ein, das Hintertheil über Wasser.

irbel ver-


nur ein Utecht auf io,nicht aver auf Pfennig Hc-
habt. Zu einem strafgerichtlichen Verfahren zu greifen,

war nach 10 Minuten vollständig in einem
schwunden. Zwei Crplosionen verriethcn die letzten Spuren
der „Victoria".
Loccrte MittheiMngen.
Heidelberg, 28. Juni.
< Der Futtermangel auf dem Lande, der allenthalben
jetzt herrscht, hat überall auch Fleischpreisermäßigung herbei-
geführt- So wird u- a- von Freiburg berichtet, daß daselbst
Mastochsenfleisch erster Qualität bis zu 40 Pfg-, zweiter Quali-
tät sogar für 30 Pfg. per Pfund verkauft wird- In Bruchsal
kostet gegenwärtig bei sämmtlichen Metzgern das Pfund Rind-
fleisch 36 Pfg. Auch im Ausland herrschen ähnliche Verhält-
nisse. In Frankreich sind die Fleischpreise auf die Hälfte der
sonstigen Höhe herabgcgangen-
— (Neues Pfarrhaus.) Nach der letzten Vorlage des
ev- Kirchengemeinderaths an die Kirchcnvcrsammlung soll ein
neues Pfarrhaus für 45000 Mark erworben werden- Das
alte würde mit etwa 36 000 Mk. zu verwerthen sein.

um einen Civilanspruch zu erzwingen, sei nichts anderes
als Erpressung.
— (Eine Schauergeschichte.) Zwei kaukasische
Prinzen haben sich, wie erst jetzt bekannt wird, vor einigen
Wochen gegenseitig ermordet. Man berichtet darüber:
Die Prinzen Bagram-Beg-Teschnidekoff und Mustapha
Raibalay-Alkber-Ogly, die den ältesten Fürstenfamilien
von Daghestan angehörten, waren vor wenigen Wochen
nach Moskau abgereist, wo sie sich dem Czaren vorstellen
sollten, da sie in die kaiserliche Leibgarde ausgenommen
zu werden wünschten. Die beiden Prinzen, die zusammen
reisten, nahmen in dem Städtchen Barwa (?) Aufenthalt,
um das Frühstück einzunehmen; nach dem Frühstück statteten
sie dem Polizeidirector der Stadt einen Besuch ab und
wurden mit allen ihrem Rang entsprechenden Ehren

x (Ungalant.) Folgende Mittheilung ging der „Bürger-
Zeitung" zu: Gestern waren verschiedene Herren Zeugen eines
äußerst ungalanten Benehmens eines jungen Lieutenants des
I. Grenadierregiments, der den hiesigen, im Dienst ergrauten
Gendarmeriewachtmeister in protziger Weise stellte, warum der-
selbe keine Ehrenbezeugung abgebe. Der Gendarmeriewacht-
meister gab ihm bescheiden zur Antwort, daß er ihn nicht ge-
sehen habe, was Vorkommen könne; aber trotzdem rief er ihm
entgegen: „Machen Sie die Augen auf!" Wir glauben, daß
die Gendarmerie die Augen auf hat, besonders der Wacht-
meister-
O (Unfall.) Ein Landwirth hatte gestern in einem
Weinberg oberhalb der Gaisbergstraße das Unglück, beim
Kirschenpflücken von der Leiter herabzustürzen. Derselbe erlitt
glücklicherweise keinerlei Verletzungen-
X (Allerlei.) Gestern Vormittag wurde ein Individuum
hier verhaftet, welches beim Einbrcchen in eine Geschirrhütte
am Gymnasiumsgebäude s. Zt. betheiligt gewesen ist- Ver-
schiedene Geräthe, besonders Schaufeln, fanven sich in dessen
Behausung vor. — Am 27. entstand in einem Hause der
Brückenstraße in Neuenheim ein kleiner Brand in einer Küche.
Derselbe entstand dadurch, daß das Dienstmädchen auf das
Feuer Erdöl goß- Einiges Küchcn-Mobiliar wurde dabei zer-
stört. Der Schaden beträgt ca- 13 Mark- Der Betroffene ist
nicht versichert. — Im Stadttheil Neuenheim gelangte gestern
ein Hausbursche zu polizeilicher Anzeige, weil er seinem
Prinzipal, einem Kaufmann, einige Cigarren, Schnupftabak
und Streichhölzer entwendete. — Einem Landwirth wurde
gestern Nachmittag dessen zweirädcriger Handkarren von einem
kurz vorher eingestellten Knecht unterschlagen. Derselbe gab
vor, er wolle seine Kleider am Bahnhöfe abholen. Er ver-
duftete jedoch, ohne den Karren wieder an Ort und Stelle ge-
bracht zu haben.

Handelsnachrichten.
Mannheimer Börse, Effekten. An heutiger Börse
notiren: Heidelberg-Lpcyer-Actien 38 1i., Badische Anilin-
Actien 332>/z O., 333 j/z L., Mannheimer Lagerhaus-Actien
86Vo L-, Zellstofffabrik Waldshof-Actien 225 0l. -
Frankfurt, 27. Juni- (Effecten-Societät.) Umsätze bis
6>/j Uhr Abends. Oesterr. Lredi! 281^, s/g, i/^ b- compt-,
2815/,, i/?, 5/^ 1/2 b- Juli, Disconto-Eommandit 184.35
bis 60 b- compt. 184.55, SO, 70 b- Juli, Berliner Handels-
gesellschaft 138.80 b. Juli, Darmstädter Bank 136.30 b.
Dresdener Bank 140.80, b. u. G. 141 b. u- G- Juli, Lom-
barden 8lU/g, b. compt. 89>/z, b/g h- Juli, Laura 99.30 b. cpt.,
Türk- Loose 27.75 b. G-, Gotthard-Actien 159-99 b. Juli,
159.70 b-ult- do-, Schweizer Centtal 116-80 b. Juli, Schweizer-
Nordost 109.40 b. Juli, Union 73.70, b- Juli, Jura-Simplon
St.-Act- 54 b- Juli, 5proc- Italiener 91.40 b. ult- Juli-
6V2 Uhr: Kreditactien 281^ Juli- Disconto 184.70 Juli-

Mannheim, 27. Juni
(Produktenbörse.)
Hafer Mai
Weizen Mai
26.
00.00
27.
00.00
„ Juli
16.80
16.80
Juli
„ Nov.
17.36
17.35
„ Nov-
Roggen Mai
00.00
00 00
Mais Mai
„ Juli
15.50
15.50
Juli
„ Nov.
15.95
16.—
Lenden
„ Nov.
z: flauer.

26.
00.00
17.35
15.55
00.00
12.00
12.05

27.
00.00
17.50
15.55
00.00
12.00
12.05

Allerlei.
— (Fürst Bismarck, kehre wieder!) Eine
große Anzahl Stimmzettel wurde am Sonnabend in den
Wahlurnen des 5. Berl. Wahlkreises aufgefunden, die mit
fetter Schrift die Worte enthielten: „Fürst Bismarck,
kehre wieder!" Diese Zettel, die natürlich ungiltig
waren, wurden vielfach an der Urne abgegeben — in
einem einzigen Wahlbezirk des 5. Wahlkreise« fand man
18 solcher Zettel.
— Ein englischer Ri chtcrspruch wird gegen-
wärtig in London viel besprochen. Eine kleine Putz-
macherin benutzte täglich eine bestimmte Strecke der großen
Süd-Londoner Pferdebahn. Da« Fahrgeld betrug 10
Pfennig, wurde aber im September v. I. auf 15 Pfg.
erhöht. Am 23. September bestieg die Putzmacherin,
ohne von der Preiserhöhung etwas zu wissen, wie ge-
wöhnlich den Wagen, zahlte 10 Pfennig und erhielt ein
Billet, auf dem aber die Strecke, für die es giltig war,
nicht angegeben war. Nach einiger Zeit erschien ein
Kontroleur, forderte ihr Billet und erklärte, daß sie 10
Pfennig nachzuzahlen habe. Das Mädchen weigerte sich,
bot aber, als sie von der Preiserhöhung hörte, die fehlen-
den 5 Pfennig an. Schließlich wurde ihr Name notirt
und sie verließ den Wagen ohne zu zahlen, worauf die
Gesellschaft sie vor den Polizeigerichtshof citirte, der sie
freisprach. Die Putzmacherin, die nicht auf den Kopf
gefallen, erkannte, daß nun sie an der Reihe sei, klagte
gegen die Gesellschaft wegen „böswilliger Verfolgung",
forderte Schadenersatz und erhielt als Schadenersatz 3000
Mark zugesprochen, was für sie ein kleines Vermögen
sein muß. Richter Grandham erklärte in seinem Urtheil,
das Gesetz wolle nicht, daß Personen vor die Behörde
geschleift und beschuldigt werden, ungesetzlich und mit
Willen sich geweigert zu haben, ihren Fahrpreis zu zahlen,
wenn sic den richtigen Fahrpreis anbieten, oder selbst
wenn sie im Jrrthum sind und anbieten, was sie für

ausgenommen. Während der Unterhaltung sprach
Prinz Bagram in beleidigendem Tone von einem Chan,
einem Verwandten des Prinzen Mustapha. Der Letztere
wurde darob so wüthend, daß er seinem Reisegefährten
eine schallende Ohrfeige versetzte. Prinz Bagram zog
sofort einen Dolch au« der Scheide und bohrte ihn bis
ans Heft in die Brust des Prinzen Mustapha. Mit seiner
letzten Kraftanstrengung ergriff nun Mustapha einen Re-
volver und jagte dem Prinzen Bagram eine Kugel durch
den Kopf. Das Alles war das Werk eines Augenblicks;
dem Polizeidirector blieb Nichts weiter übrig, als die
Leichen der beiden heißblütigen Jünglinge einzusargen
und nach Tiflis zurückzuschicken.
— (DaS größte Geschäft der Welt.) Aus
Chicago wird uns geschrieben: „Unsere Stadt ist der
Sitz des größten Geschäfts der Welt. Es wird das nie-
mand zu bestreiten wagen, der den nachstehenden Ausweis
von Armour u. Cie. für das am 1. April 1893 endende
Jahr liest. In diesem Jahre schlachtete die Firma
1 750 000 Schweine, 1800 000 Stück Rindvieh und
625 000 Schafe, und ihre Verkäufe beliefen sich auf
102 000 000 Dollars. Sie beschäftigte 11000 Leute,
denen sie zusammen 5 500 000 Doll. Löhne zahlte. Zur
Fortschaffung ihrer Erzeugnisse an Schinken, Speck
Schmalz rc. waren 4000 Eisenbahnwagen und 700
Pferde in fortwährendem Betrieb. Außerdem beschäftigte
sie noch 750 Mann in ihrer Leimfabrik, welche 12 000 000
Pfd. Leim erzeugte. Schreiber dieses hat vor einiger
Zeit die hiesige Union Stock Hards besucht, in welchen
die riesigen Viehhöfe und Schlächtereien (kuakünA Hou8S8)
der Firma sich befinden. Da staunt man aber, und
mit Recht, wenn auch empfindlichen Damen und über-
haupt nervenschwachen Personen vom Besuch dieser groß-
artigen Anlagen abzurathen ist, obwohl auf allen Wegen,
auf welche die Besucher geführt werden, erstaunliche Rein-
lichkeit herrscht. In den Schweineschlächtereien wurden
an diesem Tage rund 5000 Borstenthiere verarbeitet, im
Winter bis zu 10 000 an einem Tage. Ferner gegen-
wärtig 4500 Stück Rindvieh täglich. Für den Laien
interessant sind auch die großen Gefrierhäuser und Pökel-
hallen. Armour beherrscht vollständig den Weltmarkt in
Schweinefleisch und Schmalz._
Neueste Nachrichten.
Neustadt a. d. H. 27. Juni. In Pirmasens sind
Nachmittags Ruhestörungen ausgebrochen. Die
Feuerwehr und die Polizei sind auSgerückt.
Verlin, 27. Juni. Die „Freis. Ztg." veröffentlicht
die Einladung zum konstituirenden Parteitag der Frei-
sinnigen Volkspartei aui Samstag und Sonntag den 15.
und 16. Juli nach Berlin.
Berlin, 27. Juni. ES soll die Absicht bestehen,
dem Reichstag ein Ausfuhrverbot von Futtermitteln
aus dem Reiche vorzulegen, um zu verhindern, daß unsere
geringen Vorräthe noch vom Auslande angekauft werden.
— Die Freiconservativen Schultz-Lupitz und Ge-
nossen haben im Abgeordnetenhause folgende Interpellation
eingebracht: „Welche Mittel gedenkt die kgl. Staatsre-
gierung zu ergreifen, um den in Folge der anhaltenden
Dürre bereits eingetretenen, für den Winter aber noch
vermehrt drohenden Nothstand in Betreff Viehfutter und
Streumaterial namentlich der ländlichen Kleinbesitzer auf
den geringeren Böden nach Möglichkeit zu mildern?"
Prag, 27. Juni. Die Ortschaft Honau in Nord-
böhmen brannte bei heftigem Sturmwind vollständig
nieder. Drei Menschen fanden in den Flammen den
Tod.
Paris, 27. Juni. Die Abendblätter verzeichnen be-
friedigt den bevorstehenden Abbruch der deutsch-russischen
Handelsvertrags-Verhandlungen.
Newyork, 27. Juni. Das Vorgehen Indiens in
der Silberfrage hat unter den hiesigen Silberleuten
großen Schrecken verursacht; sie verlieren damit ihre letzte
Stütze. Der Präsident und Carlisle werden von Con-
greßleuten, Depeschen und Beschlüssen aus dem ganzen
Land bestürmt, die Sherman-Bill sofort zu wider-
rufen und den Vollwerth dem Silberdollar zu geben.
Das Cabinet beräth in seiner heutigen Sitzung die Thun-
lichkeit der sofortigen Einberufung des Congresses.
Beschwerde» LA!
lung der „Bürger-Zeitung" wolle man un-
verzüglich an uns gelangen lassen.
Die Expedition.
 
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