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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0032

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Seits 4

„Dolkrgemeinschxff*

Frcitaa, de» S. Iuli 1SS»

Kameraöschast -er Künstler unö Mrbeiter

tzeute große werkfeier in -er Vaggonfabrik §uchs

Bekanntlich werden die Teilnehmer des Zelt-
lagers der jungen Kunst, das vom 1. bis 16. Juli
H.e^elberg in der Nähe des Bierhelderhoies
stattflndet. mehrere grötzere Veranstaltungen sür
die Oeffentlichkeit durchführen. Vorgesehen sind
m^rere Aufführungen von Werken grotzer Meister,
z. B. „Das mustkalische Opfer" von Joh. Sebastian
Bach nne auch ein Orgelkonzert mit Professor
Dr-^Hermann Poppen und Professor Hermann

Dem entschlossenen Eriff dieser Jugend nach der
hohen Kunst entspricht auf der anderen Seite jedoch
erne enge kulturelle Fühlungnahme mit dem ein-
rachen schaffenden Volksgenossen au- Werkstatt oder
Fabrik. Diese enge Fühlungnahme offenbart sich
n, erner weiteren Art von Veranstaltungen, die die
Terlnehmer des Heidelberger kulturpolitischen Ar-
beitslagers gemeinsam mit den Arbeitern mehrerer
hlesigen Vetriebe durchführen werden.

Es finden im Verlaufe des Lagers drei Werk-
feiern statt deren erste heute Freitag. den
2ul i, 10 Uhr, in der Waggonfabrik Fuchs L Co.
durchgefuhrt wird. Die geiamte Lagermannschaft
wird in den Werkräumen der Waggonfabrik ge-
meinsam mit der dortigen Arbeiterschaft eine
Stunde schönster Kameradschaft und nationnlsozia-
listi,chen Gemeinschaftsgeistes verbringen. Die

Spielschar, die dem Heidelberger Arbeitslager der
Reichsjugendführung angeschlossen ist, wird mit
den Arbeitern neue Lieder singen. Bei dieser Ee-
legenheit werden diese auch die Dichter und di<
Komponisten der betreffenden Lieder kennenlernen.
Jm Mittelpunkt dieser Gemeinschaftsstunde steht
dann eine Rede des Obergebietsführers Cerff, die
zum Grundgedanken hat, datz die Jugend und die
Arbeiterschaft auss engste zusammengebört.

Durch das diesjährige kulturpolitische Arbeits-
lager soll die Hitlerjugend nämlich auch zum Aus-
druck bringen, daß Kunst und Kultur nicht Vor-
recht und Angelegenheit einer besonderen Eesell-

schaftsschicht sind, sondern datz auf diese ebenso gut
der deutsche Arbeiter berechtigten Anspruch hat. Es
ist dabei enscheidcnd, auf welche Art und Weise er
in diese Dinge eingeführt wird. Und es ist serner
wichtig, datz er ein gutes Verhältnis zu den Men-
schen, die die künstlerischen Schöpfungen gestalten,
findet. Er darf niemals das Eefühl haben, als
„dürfte" auch er an diesen Dingen teilhaben, son-
dern er mutz wissen, datz unsere iungen Dichter und
Musiker seine Kameraden sind, datz sie ihn ver-
stehen, datz sie sich in seinem Kreis wohlfühlen und
er in ihrem Kreis ein gerngesehener und jederzeit
willkommener Kamerad ist. Er mutz witzen datz
ogs Schaffen dieser Künstler ja schließlich hochster
Ausdruck seiner eigenen Sehnsucht, seines eigenen
Glaubens, seiner Arbeit und seines Kampfes ist.
Dann wird er zu der Kunst eine rechte und ver-
ständnisvolle Beziehung finden. 2u.

öesucht öas Zeltlager öer jungen Kunst!

Die Lagerleitung des kulturpolitischen Arbeits-
lagers der Reichsiugendführung am Bierhelderhof
gibt solgendes bekannt:

Um zablreichen Wünschen und Anfragen nachzu-
kommen, ist der Heidelberger Vevölkerung Eelegen-
beit gegeben. amSonnabend den4. Iuli.
nachmittags von 16—19 Ilhr das Zeltlager mit
seinen gesamten Anlagen zu besichtigen und hier-
bei auch das Lagerleben kennenzulernen. Wäbrend
dieser Zeit wird auherdem die Rundfunksoielschar
der Reichsiugendführung auf dem Lagerplatz singen
und musizier^-

Am Sonntag, den 12. Juli 1936, 29 Uhr, findet
im Arbeitslager des Kultur. und Rundfunkamtes der
Reichsjugendsübrung auf dem Vierhelderhof ein

KameradschaftsabendderaltenEarde

der Heidelberger Hitler-Jugend statt.

Alle HJ-Kameraden aus der Kampfzeit melden
sich sofort auf der Esschäftsstelle des Bannes 110,
Heidelberg, Theaterstratze 10.

Der Führer dcs Bannes 110
gez. Emil Lenz, llnterbannführer.

Streifzug durch die Iahrtausende / Von Dr. Hans Froembgen

Covvrisbt bo: Horn-Verlag. Berlin
6. Fortsetzung.

Die Preisrichter, die Hellanodiken, haben
Mühe kühl zu bleiben angesichts der Kraft und
Gewandtheit, die ftch im Stadion entfaltet. Das
Pentathlon ist die Seele, das Zenlrum der olym-
pischen Spiele. Der, dem hier der Siegerkranz ge-
reicht wird, ist der Sieger der Olympiade, gibt
ihr den Namen, so in die Ewigkeit eingehenü,
denn sein Name wird damit Matz der Zeit.

Die Flöten erklingen, die Kämpfer greifen üie
Halteren, die Preisrichter konzentrieren sich: der
Sprung beginnt. Den Oberarm am Körper, den
llnterarm wagerecht gestreckt, das Sprunggewicht
in der Hand, nimmt der Springer Anlauf, lätzt
kurz vor dem Absprung die Arme sinkey, schleu-
dert sie dann kräftig nach vorn, abspringend, um
sie beim Niedersprung wieder nach hinten zu wer-
fen und ganz zuletzt oie Hände mit den Halteren
nach vorn zu stotzen.

Dem Sprung gilt die grötzte Teilnahme der
Menge.

Aus dem Heiligtum werden die Disken heran-
getragen. Konzentrische Kreise und Hakenkreuze
zieren die Wurfscheiben. Zum Diskuswurf drängt
ftch die Schar der Wettkämpser. Die Kunst will >n
endlosem, mühevollem Training erworben sein.

Dann sliegen die Leiber pfeilgeschwind durch
die Bahn im Wettlauf, die Speere schnellen durch
die Luft, bis zuletzt der Ringkampf dasPentathlon
beschlietzt.

V.

Wettsahrt urit Lcm Tsd im Nacken.

Die olympische Eymnastik ist beendet. Jenseits
I»es Stadions steigt der zweite, äutzerlich prunk-

vollere, aufwühlendere Teil: im Hippodrom fahren
die Rennwagen auf, prächtige Viergespanne, Für-
sten und Politikern, reichen, ehrgeizigen Damea
gehörend.

Der dort in strahlendem Eewand auffährt, mit
feiner, wohlgeformter Hand vier Träume von
Pferden lenkend, ist niemand anders als der junge
Alkibiades, Feldherr, Staatsmann, Lebemann, die
Zierde Athens.

Jm heitzen, trägen, Winde blähen sich schwer
und trunken die weiten Mäntel der Wagenlenker.
Gleich werden sie zu knatternden Fahnen, wenn
der Rosse Huf in rasendem Wirbel den Boden
trommelt.

Lässig und stolz stehen die Lenker im Wagen.
Nicht wenige Wagen haben schon anderen Kampf
um sich erlebt, Schlachten und Nefechte. Mit Vor-
liebe fährt der Hellene das olympische Rennen in
seinem Schlachtwagen, mit dem er gegen Perser
und andere Barbaren, nicht weniger oft auch ge-
gen seine Stammesbrüder im blutigen Kampf an-
brauft. Jetzt grützen sich lächelnd die Rivalen, die
einstens im gleichen Wagen stch bekriegten. Jetzt
wollen sie sich in freundlicherem Wettbewerb ge-
genseitig niederringen.

Zunächst versuchen sie, den Augen der Zuschauer
ein Freudenfest zu geben. Der Mantel des Alki-
biades wird mit brausendem Beifall begrützt, sei-
nen Pferden jubelt man zu, während sie laufgie-
rig, eitel schnauben, angesteckt, ergriffen vom Fie-
ber des Eeltenwollens, des Ueberragenwollens in
die Bahn treten. Die niedrigen Räder der Wagen
knirschen über den Sand, prüfend blinzeln die
Lenker in die ihnen entgegenstehende Sonne, in
der Rechten d« Mastix, den peitfchenartigen Sta-

chelstab, an dem stlbrig die Glöckchen klingen, die
Klapperbleche rasseln.

Dort hinten, irgendwo im glühenden Elast des
Sonnenlichtes lauert der Taraxippos, der Tod-
bringer, der Rosseschrecker.

2äh erstarrt das buntschillernde, klingelnde,
selbstgefällige, lässig bewegte Leben, dieses Hochmü-
tig liebenswürdige Sichzurschaustellen. 2n Reih
und Elied sind die Wagen angefahren. Ungebär-
dig tänzeln die Rosse am Zügel, erhitzt, befeuert
von der Vewunderung, die ihnen aus vieltausend
Augen und Lippen heitz entgegenschlägt. Die Len-
ker haben die Muskeln angespannt, ducken sich er-
wartungsvoll, bebend-.

Dann braust cs los.

„Alle zugleich auf die Rosse erhoben sie dro-
hende Geitzeln, schlugen zugleich mit den Riemen und
schrien ermahnende Worte heftigen Muts.

Aber die Lenker.

Standen empor in den Wagen, es klopft einem
jeden das Herz nun sehnsuchtsvoll nach dem Sieg,
und jeglicher drohte den Rossen mächtigen Rufs,
uni) sie flogen in stciubendem Lauf durch die
Bayn-".

Von Minute zu Minute wechselt das Bild.
Staub wirft dichte, wehende Schleier über die ra-
senden Wagen, die nur wie ein Ungewisses, Farb-
ftrahlendes wahrnehmbar sind, huschend, auftau-
chend aus der llmwölkung, wieder darin verschwin-
dend.

Dort zersplittert irgendwo ein Ioch, ein Ge-
wühl von Rosseleibern, bäumend, sich schüttelnd,
stumm, mit zusammengepretzten Lippen fliegt ein
Lenker aus dem Wagen, Staub, Staub, Staub, ver-
hllllt die Sicht, ein farbiges Sausen legt sich vor
das Bild: die anderen Wage», die vorübersausen,
erbarmungslos, siegtoll.

Flach gebückt über des Wagens Vrüstung schmei-
chelt der Lenker den Pserden, flüstert Koseworte,
verspricht ihnen alle Kostbarkeiten des Olymps,
beschwörend, wie ein bestnnungslosrx Lirbtzabrr hie
strahlende Eeliebte bestürmt.

Odersebletsktilii'si' Liwl vsrkk

Profesior Abendroth dirisiert für das Zeltla««*
der iungen Knnst. Wie wir erfahren. bat Proi-
Abendroth, der Dirigent des Leipziger b'
wandhausorchesters. der durch seine grotzen ErfolS^
im Verlaufe der Heidelberger llniversitätsfeiel^
den Heidelbergern ein Vegriff geworden ist. fts'
bereit erklärt, fllr die Lagermannschaft des ZeU'
lagers der jungen Kunst, das zur Zeit in der Räv>
des Bierhelderhofes stattfindet, am Sonntag, def
12. Juli, 20.00 llhr, in der Aula der Neuen lln'!
versität ein grohes Orchesterkonzert n>o
dem verstärkten städtischen Orchester zu dirigiereN
Die Lagerleitung hat zu diesem Konzert 200
beitskameraden aus Heidelberger Betrieben ei"
geladen. Auch diese Veranstaltung beweist. dah ek
dem Nationalsozialismus gelungen ist. die KuE
zu einem Gut unseres Volkes zu machen.

Dänische Anerkennung. Die konservarive „Dagenf
Nyheder" veröffentlicht unter der Ueberschrift
alte Burschenherrlichkeit" eine länge^
SHilderung ihres nach Heidelberg entsandten E
richterstatters. Darin heitzt es u. a., datz das ll^,
versitätsjubiläum von einem selbstbewutzten, stolzfs
und starken Deutschland gefeiert worden sei. Unns
Vezugnahme auf verschiedene aus diesem Anlatz S:!!
haltene Reden führt der Berichterstatter aus, datz
älteste Universitätsstadt des Reiches die Hände üof
den Rhein strecke und den Nachbarn im Westen a»r
fordere, die blutiaen Kämpfe der Vergangenheit i
vergessen. Heideloerg habe den Eästen aus de
Auslande keineswegs die nationalsozialistische

anschauung auszwingen, wollen. Die^ wunderschö^!

und in der ganzen Welt besungene Neckarstadt W
fich jedoch als ein Ausschnitt ves nationalsozialw
schen Reiches präsentiert.

> ..

Bebend fühlt er den Rivalen im Nacken,
aufholt, aufholt, näherkommt. Durch das LäriNs
des Rennens hört er dann und wann die Rufe d'
Eegners, die heiser von Strafe und Tod künd<,
Flacher strecken sich die Leiber der Pferde, rof
ihnen der Lenker ins Ohr schreit, datz er sie ti>>
wird, wenn sie ihm nicht den Sieg bringen.

Heitzer, zitternder wirbt, schmeichelt der ei§
angstvoller droht der andere-.

,->s!

Da, der Taraxippos! Wie schnaubt es da voi
trompetenartig, wild, bang! Sand knirscht, ",
Räder sägen ins Erdreich, Sekunden noch, — d>
heran an die Zielsäule, haardicht, haardicht, ^
steinkalte Bild der schönen Hippodameia, der
genhaften Königstochter, um die stch Tod und
rat häufte, nun herum, — ein blitzkurzes, feuri^
Kreisen, Schwindelgefühl, hinter einem Nebel
nernde Rufe, ausgestotzen von einem riesigen ^
sen, Volk, Zuschauerfchast, ein Stotz, ein wüte<
Knirschen — die Radnarbe ritzt die Zielsä^
wankend, die Radscheiben malen wieder heu",
den Sand — Evoe, — gelungen, die Zielsär,
haarscharf umfahren, sekundenlang Spielball ges",
sen, den Tod und Leben ftch gegeikseitig zuwalft

Der Kranz winkt, der Oelzweig!

Eoldene Standbilder sollen euch errichtet
den, hört ihr es, schmaledle Rosse, ihr Zermal^
des Boden, ihr fliegenden Uebcrwinder des
mes, ihr Ruhmträger! Eoldene Standbilder, ^
Recht steht euch zu, ihr wahren Sieger im olvs,
pischen hippischen Wettkampf. Fliegt, rast,
Edlen, Herrlichen, die ihr einst im Erbbegrä^f
der Familie beigesetzt werden sollt, denen ,
morne Stülle erstehen werden — vorwärts, ^
wärts-.

Des Stadions hat sich orgiastischer Taumel ^
mächtigt. Die Lüfte beben unter den kurzen Äi^
stötzen des Ungeheuers Publikum, gepeitscht "
gellendrn Rufen.

(Fortzetzung folgt)
 
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