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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0143

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Lsite 3

-vVolksgemeknfchast^

Samstag, de» 11. J«li ISSlk

Iugend aus aller Weü in Berlin

Lnternationale Lugendlager beherbergen auslan-Lsche Gäste — Wehrmacht schuf -ie Zeltsta-t

Berlin, 10. Juli

Jn dielen Tagen wuröe Las internationale
Jugenölager tn Berlin öurch Len kornman-
Lierenöcn General öes III. Armeekorvs, Gene-
ral von Witzleben, an öas Olympische Or-
ganisationskomitee übergeben.

An dei Heerstraße, die Berlin mit Spandau
verbindet, ist neben den modernen Villen und den
grotzartigen Eartenanlagen eine riesige Zeltstadt
emporgewachsen. Das internationale Jugendlager
ist hier entstanden.

Eine grotze hölzerne Freitreppe fllhrt von der
Stratze hinauf zu dem ein wenig höher gelegenen
Zeltplatz. Rechts und links sind junae Kissern an-
gepflanzt, und tzben unter dem Tor steht der Dop-
pelposten einer Pionierkompanie. So weit das
Auge sehen kann, schlietzt sich bis hinten an den
Wald ein Zelt an das andere. Weiße Zelte, braune
Zelte, graue Zelte. Dazwischen eingestreut liegen
grüne lange Holzbaracken. Jm Mittelpunkt des
Lagers steht der Mast mit der Fahne der Olympi-
schen Spiele. Lautsprecher umstehen den Fahnen-
mast, Blumsnanlagen verschön^ i dieses Herz der
neuen Stadt aus Leinwand und Holz.

Die 35 Wohnzelte, die hier entstanden sind, bie.
ten Platz für 30 Mannschaften aus allen Teilen der
Welt. Jede Mannschaft bekommt ihr eigenes Zelt
zugewiesen und die restlichen fllnf Zelte werden für
Nachzügler bereit gehalten. Ein grotzes Kranken.
zelj bietet Hilse für vorkommende Ünfälle oder Er-
krankungen. Oft wechseln noch die Zusagen der
Jugendabordnungen und fast von einem Tag zum
andern verschiebt sich die Zahl der Gäste um ein
Erhebliches. Heute rechnet man mit 23 Nationen,
doch kann auch diese Zahl noch umgestotzen werden.
Die jungen Leute, die alle im Alter von 15 bis 18
Jahren sind, kommen in erster Linie aus Erotz-
britannien, aus den skandinavischen Ländern, aus
Jtalien und Spanien. Auch aus llebersee liegey be-
reits Zusagen vor.

Schwere Arbeit der piomere

Mit unendlichen Schwierigkeiten hatte die Pio.
nierkompanie zu kämpfen, ehe sie das Lager fertig
Lbergeben konnte. 1200 Meter Wasserleitung
mutzte neu gelegt werden, die Masten für die Licht.
leitungen eingerammt, und die Anschlüsie hergestellt
werden, 1500 Meter mutzten im Lager gebaut wer.
den, 150 Fahnenmasten sollten den ganzen Komplex
umsäumen. Die Anfuhr des Zeltmaterialg und der
Ausrllstungsgegenstände gestaltete sich fchwieriger,
als man erwartet hatte und die Anpflanzung der
Kiefern an der Freitreppe und der Blumenanlaaen
im Zentrum des Lagers stellten an das gärtnerische
Können der Pioniere hohe Anforderungen.

Alle Jungens, die yier drautzen ihre Unterkunft
finden werden, sind von der Erenze des Reiches an
Gäste Deutschlands. Das Deutsche Reich hat alle
Nationen, die an den Olympischen Spielen betei-
ligt sind, aufgefordert, 30 Jugendliche während der
Spiele nach Deutschland zu senden. Die jungen
Leute erhalten Plätze im Stadion, um den Wett-
kämpfen beiwohnen zu können, es finden Führungen
für sie durch Verlin und zu den Sehenswürdigkei-

ten statt, und durch das Organisationskomite« oder
das Ministerium für Erziehung und Volksbildung
hören ste Vorträge aller Art.

Lugend in gemeinsamer Irom

Wrr können sicher sein, daß diese Jungens, die
sich hier kennen lernen und die hier Deutschland
kennen lernen, zu Hause in ihrer He-imat mit Be-
geisterung und mit Stolz von ihren Erlebnissen im
Dritten Reich erzählen werden. Dadurch, datz man
auch zwei ausgewählte deutsche Mannschaften im in.
ternationalen Jugendlager unterbringen wird stehen
die fremden Gäste in ständiger engster Verbindung
mit der deutschen Jugend.

Die Abende werden Konzerte der Militärkapelle
ausfiillen oder die Jungens selbst werden Lieder
aus ihrer Heimat stngen. An den Lautsprechern
können sie die Darbietungen des deutschen Rund.
funks hören und sie können dann und wann das
Programm ihres eigenen Heimatlandes mitanhören.
Besonderer Jubel wird das Lager aber erfüllen,
wenn ein Kämpfer aus der Mannschaft der eigenen
Nation auf dem Stadion als Sieger hervorgeht.

S. v. B.

Eine Gesandiin heiratet

Aus Kopenhagener Hosklatsch wird Wahrheit

t, daß es die Jungens
äste sein werden, gut

Sv Mann in jedem Zelt

Ein Blick in die Zelte zeigt, da!
aller Nationen, die unsere Gäste
haben werdens 2n jedem der grotzen Leinwand-
häuser ist elektrisches Licht, in jedem steht ein langer
Tisch und hinter den Spinden, die in Reih und
Elied quer durch das ganze Zelt stehen, sind die
Vetten untergebracht. Jmmer zwei Vetten stehen
Lbcreinmtder, und somit ift in jedem Zelt Platz für
80 Mann. Telefonanschlüsse gewährleisten schnellste
Verständigung untereinander.

Sechs besondere Zelte sind als Waschgelte ein-
gerichtet. Mitten hindurch ziehen sich drei 10 Meter
lange Waschtröge, und oben von der Decke spenden
lange Röhrenanlqgen das nötige Naß. Ein beson-
ders grotzes Zelt von 15 Meter Länge und zwölf
Meter Vreite ist dag Speisezelt. An den langen
Tischen wird in einem Monat schon Hochbetrieb
sein. Die Jungens, die den ganzen Tag draußen
auf dem Rerchssportfeld oder an der Segelstrecke in
Erünau, in der Stadt oder bei irgendroelchen Vor.
trägen und Fllhrungen gewesen sind, werden sicher.
lich den nötigen Appetit nicht vermissen lassen. 2n
den großzügigen KLchenanlagen wird ein besonderer
Koch für das leibliche Wohl seiner Schützlinge zu
sorgen haben.

Vor zwei abgegrenzten grünen Holzbaracken
wehen die Fahnen der Wehrmacht. Hier ist die
Pionierkompanie untergebracht, die das Lager er.
richtete. Jede Baracke ist 45 Meter lang, und was
das Erstaunliche dabei ist, jede Baracke ist ein regel-
rechter Pfahlbau. Der llntergrund war zu sandig
und zu nachgiebig, um ein festes Bauwerk gefahrlos
errichten zu können. Man entschloß sich daher kur-
Serhand, Pfähle einzurammen und auf diesem künst-
lichen Unterbau die Varacken zu errichten. 900
Pfahl« waren für jeden einzelnen Vau notwendig.
Eine dritte, 30 Meter lange Holzbaracke, beherbergt
die Kantine. die Verwaltung, die Post und die
Wechselstube,

vär. Kopenhagen. 10. Juli

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika wer-
den schon seit drei Jahren am dänischen Hof durch
einen weiblichen Eesandten, die reiche und
elegante Frau Bryan Owen, vertreten. Die
Diplomatin hat jetzt eine llrlaubsreise nach USA.
angetreten; aber in der Kopenhagener Eesellschast
-ist es kein Eebeimnis. datz diese Reise nicht nur
politischen Zielen dient, sondern in einem Liebes-
roman ein neues Kapitel erösfnen wird. Kavitän-
leutnant Börge Rohde hat nämlich soeben sein
elegantes Junggesellenheim verlassen und ist mit
dem nächsten Damvfer dem Eesandten Frau Bryan
Owen nachgefahren. Auf Long Jsland soll die
Heirat zwischen dem dänischen Gardeoffizier und
dem weiblichen Eesandten der Vereinigten Staa-
ten vollzogen werden.

Romantisch genug war schon die Vorgeschichte
dieser Ehe. Kavitänleutnant Börge Rohde hatte
in seiner Eigensckaft als Kammerjunker bei einem
Hofball den dienstlichen Vefehl erhalten. bei dem
weiblichen Vertrefer der befreundeten Erotzmacht
USA. die Kavalierspflichten zu übernehmen. Er

bat diesen Vesebl mit Eifer und Liebe ausgesührt
und die Eegenliebe blieb nicht aus. Was zunächst
nur im engen Kreise als Kovenhagener Hofklatsch
umging. datz nämlich aus Hofdienst und volitischer
Revräsentationsvflicht sich eine ganz richtige Lie-
besheirat entwickeln konnte, das wird nun mit
einem Koppx enä wie im Film seine Bestätigung
finden.

Sireit mit tö-lichem Ausgang

Berli«, 10. Juli

Die Justizpressestelle teilt mit:

„Jn der Nacht zum 10. Juli 1936 ist in dem
Dorf Marwitz bei Velten der Beifahrer eines dä-
nischen Lastkraftwagens, namens Petersen, mit
Teilnehmern einer Hochzeitsgesellschaft vor einem
Lokal in Streit geraten, in dessen Verlauf er
einen tödlichen Stich erhalten hat. Die sofort ein-
geleiteten Ermittlungen haben zur Festnahme des
Täters, eines gewisien Ludwig aus Marwitz, ge-
führt."


Neue Ausnahmegesetze gegen -ie
Sudetendeutschen

Prag, 10. Juli

Am 10. 2uli erschienen rn der Eesetzessamm.
lung drei weitere Durchführungsverordnungen der
Rcgierung zum Staatsverteidigungsgesetz. Die wich-
tigste der drei Verordnungem betrifft die Durch.
führungsbestimmungen des Staatsverteidigungsge.
setzes durch Festsetzung der kriegswichtigen Betriebe.
Als „kriegswichtig" werden nahezu sämtliche Jndu-
striebetriebe bezeichnet. Kriegswichtige Betriebe
sind auch Eas-, Wasser- und Elektrizitätswerke und
gesundheitliche Einrichtungen sowie Organisationen,
die für den An- und Verkauf von Rohstoffen ge-
schaffen wurden. Durch die Verordnung werden auf
alle betroffenen Jndustrien folgende Bestimmungen
des Eesetzes ausgedehnt:

Ausländer dürfen ohne vorherige Zustimmung
der Militärverwaltung nicht beschäftigt werden.

Ms nsuo Unlkorm ckse sssuvrlösohpollrs» SLerl Bilöeröienst.

Asm kibsk ckee Orcknunsspollrsl, kvneral llalues«, «urcksn ckurvh oberbranckckli'ektor V/asnsr ckls ak-
Ssän<isrten Unikormsn ckor sseuerlöseiipollrsl vorsokührt. Ulo Unlkorm bsstoht aus ckunkslblausm
Lruncktuob, ivls ss blsber sslt 1870 von cker Soruksksuvrivshr Lvtrasen «urcks. rur kookblus» aus
Ounkeldlauom Tuob svbört ckann sins svbwsrrs Tuohhose. Sio lebnt sivh stark an cklg Unlkorm
Oor Vollrusspollrvl an, «ss In cker ktuskührunZ: cksr XrssonspivAel unck ckor ktansabrolvhen boson-
Ovrs rum Husckruvk kommt. Ills IVIütrv «ckrck vlns Sobirmmlltro aus blausm Stokk, ivls bisbor bsl
Oer kommunaisn Vollru8«pollrsl Lvtrasvn. Kuvb ckvi> fvuorveehrholm aus Uanrmota» träst cka»
»drelehon cksr pollrsl.

Die Zustimmung kann jederzeit und vhne Angabe
von Gründen verweigert werden.

Ferner dürfen in allen für die Staatsverteidi-
gung wichtigen Unternehmungen „staatlich un.
z u v e r l ä s s i g e" Personen nicht beschäftigt wer.
den. Wer „staatlich unzuverlässig" ist, bestimmt die
politische Behörde.

Leiier -er italienischen Wirtfchast
tn Berlin

Berlin, 10. Juli

Eraf Volpi, der Leiter der gewelblichen
Wirtschaftsorganisation Jtaliens, ist in Berlin an-
gekommen, um mit den Spitzen der deutschen Wirt-
schaftsorganisatiM in Verbindung zu treten. Graf
Volpi und Frau waren' am Donnerstagabend bei
dem Reichswirtschaftsminister Reichsbankpräsiden.
ten Dr. Schacht und Frau zu Gast, wobei der ita.
lienische Botschafter und eine Reihe führender Män-
ner der deutschen Wirtschaft mst ihren Frauen teil.
nahmen. Graf Volpi wird in den nächsten Tagen
eine Reihe von Besprechungen und Vesichiigungen
vornehmen.

Verstärkung der südafrikanischen
Lustflotte

London, 10. Iuli

Nach einer südafrikanischen Meldung kündigte
der Verteidigungsminister Pirow in einer Presse-
unterredung eine erhebliche Verstärkunq dcr süd-
afrikanischen Luftstreitkräfte auf Erund seiner kllrz-
lichen Besprechungen in London an. Jm Rahmen
eines Fünfjahresprogramms wllrden 5000 Piloten
und 5000 Mechaniker ausgebildet und mit den nöti-
gen Maschinen versehen werden.

England hebt -ie Ganktionen auf

London, 10. Iuli.

König Eduard VIII. unterzeichnete am Freitag
im Vuckingham-Palaft eine Verordnung, wonach die
gegen Jtalien verhängten Sanktionsmatznahmen
mit dem 10. Juli aufgehoben werden. Än der feier-
lichen Handlung nahmen der Lordpräsident Ramsay
MacDonald, der Lordsiegelbewahrer Lord Halifax,
Arbeitsminister Brown und der Haupteinpeitscher
der Konservativen Partei, David Margesion, teil.

Der Rat der Volkskommissare erlietz eine Ver-
ordnung, wonach vom 15. Juli an sämtliche Be-
stimmmungen über die Anwendung der Sanktionen
gegen Jtalien unwirksam sind.

Oesterreichische Nationalsozialisten
verurteilt

Wie», 10. Juli

Nach zweitägiger Verhandlungsdauer wurde
am Freitag das Urteil im Hochverratsvrozetz gegen
21 österreichische Nationalsozialisten gefällt. Drei
Angeklagte wurden freigesprochen, alle Lbrigen zu
strengen Arreststrafeq VLN drei bis sechs Wonaten
verurteilt.

panser Hoffnungen

London. 10. Juli

Der Veschlutz Londons. seine Seimatflotte auv
dem Mittelmeer zurückzurufen, und die Erkläruns
Frankreichs, die im Herbst für die Mittelmeer-
häfcn abgeschlossenen Beistandsabkommen gegen»
über England im Falle eines italienischen Angrisfs
als binfällig zu betrachten, werden von der Pa«
riser Morgenvresie zwar als wesentliche Beiträg«
zur Entspannung der euroväischen Lage betrachtet,
aber Lber die vraktischen Folgen dieser Matznahm«
besteht keine einheitliche Auffassung. Während ein
Teil der Blätter sich der Hoffnung hingibt, datz
damit die Rückkehr Jtaliens in seine frühere euro«
väische Stellung ohne weiteres gegeben erscheine»
wird von anderen auf die inzwischen eingetretene
„Richtungsänderung" der italienischen Politik hin-
gewiesen. Während einige Blätter annehmen, datz
Jtalien sich nun, als ob nichts geschehen wäre, an
den Tisch der Locarno-Mächte setzen und seine ent-
sprechenden Vervflichtungen erfüllen könne, stellen
andere bereits Schwierigkeiten in Aussicht, die sich
insolge der Forderungen nach Umgestaltung des
Völkerbundspaktes ergeben könnten.

Am hoffnungsfreudigsten zeigt sich der »M a«
t i n", der eine klare Entscheidung zwischen Paris,
London und Rom feststellen zu können glaubt und
erklärt, datz Jtalien nun keinen Erund mehr habe,
sich den Brüsseler Verhandlungen zu entziehen, noch
seinen Earantieanteil auf Erund der Londoner
Abmachungen vom 19. März zu verweigern, Au-
herdem will der römische Berichterstatter aus guter
Quelle erfahren haben. datz Musiolini die Einla-
dung zu der Brüsseler Konferenz grundsätzlich an-
nehmen werde, allerdings mit der Einschränkung
gewisier Vorbebalte.

Englisches Einlenken in Montreux

Montreux, 10, Juli

Der englische Delegierte Lord Stanley hatts
am Freitag eine Unterhaltung mit Paul Von-
cour. Jn dieser Unterredung brachte Lord Stan-
ley, wie verlautet, zum Ausdruck, datz die britische
Regierung sich der Bedeutung des sowjetrussischen
Zufatzantrages über die Ersüllung der Völker-
bundsverpflichtungen durchaus bewußt sei und sich
bemühen werde, ein Komvromitz zwischen den ver»
schiedensten Auffassungen zu sinden.

Jn Konserenzkreisen sieht man in dieser Kom-
vromihbereitschaft der Engländer eine Folge der
nachdrücklichen Unterstützung, die Frankreich dem
sowjetrussischen Standpunkt in der Durchfahrts-
srage angedeihen lieh und die auf englischer Seite
den Wunsch erstehen lieh, eine weitere Zuspitzung
der Konferenzlage zu vermeiden.

Man ist der Ansicht, dah dieser Umfchwung in
der englischen Haltung vor allem durch die Be-
fürchtungen veranlatzt worden sei, datz die Mit-
glieder der Balkan-Entente die mit England ge-
schlossenen Hilfeleistungs-Abkommen kündigen
könnten.

Die Stellung der britischen Regierung zu der
Frage, ob der sogenannte provisorische Mittel«
meerpakt fllr Erotzbritannien noch gilt, ist erueut
dahin festgelegt worden, datz nach englischer Än-
stcht diese Earantien bestehen geblie»
ben sind, insoweit sie Grotzbritannien, Eriechen«
land, die Türkei und Jugoslawien betreften. Dis
Zusicherung gegenseitigen Beistandes wird dem«
nach zwischen diesen vier Ländern weiterhin ,,vor«
läufig" als endgültig angesehen und durch das
von Frankreich ausgesprochene Erlöschen seiner
Beistandsverstcherung nicht berührt.

Diese Tatsache wird vom diplomatischen Mit-
arbeiter von Reuter und auch von Pretz Ässociated
ausdrücklich bestätigt. Der diplomatische Reuter-
korrespondent weist darauf hin, datz nach Ansicht
der britischen Regierung die Zeit der llngewitzheit,
die auf die Aufhebung der Sanktionen folgen
müsie, noch nicht beendet sei und datz daher auch
die Abmachunge auf gegenseitigen Beistand gemäß
Artikel 16 Absatz 3 zwischen Erotzbritannien, Erie«
chenland, der Türkei und Iugoslawien fortdauern.

Erfassuna mMäri'sch ousaeb'sdeter Wehr«
pflichtiger älterer Gebur^jahraänge

Berlin, 10. Juli

Es sind Zweifel aufgetreten. welche Beamte sich
bei den polizeilichen Meldebehörden anzumelden
haben,

Meldepflichtig sind nur diejenigen Bsamten. die
dem aktiven und Beurlaubtenstand des früheren
Heeres, der Schutztrupve, der kaiserlichen Marine
und der Reichswehr als Osfiziere oder Beamte an.
gehört haben.

Unberührt hiervon hleibt selbstverständlich die
Meldepflicht fllr alle, dib seit dem 31. Januar 1921
aus der Wehrmacht oder der Landespolizei aus.
ge-chied n 'md usw., wenn sie einem älteren als dem
Eeburtsjahrgang 1913 angehören.

Gewisienlose Obere

Koblenz. 10. Juli

Jm Prozeh gegen die Franziskanerbrüder katte
siL am Freitag der frübere Bruder Tarcisius
zu verantworten. Das Kericht verurteilte ibn zu
zwei Jahren 6 Monaten Eefängnis.

Vruder Tarcisius hatte in Waldbreitbach zu-
nächst mit dem Bruder Emanuel llnzucht getri»ben
und kam sväter auck mit den Rrüdern Linus. Gau-
dentius, Novatus und sogar mit den schwackisinni-
gen Zöglingen zusammen.

Jn seiner Vernehmung erklärte er, datz ibm das
Treiben im Kloster zuwider war und er alles da-
ransetzte. aus der Eenossenschast ausscheiden zu
können. Er sei seinerzeit über die Verfehlungen
so zerknirscht gewesen, dah er sie den Oberen Ca-
Millus und Pankratius mitteilte. Das einzige, was
diese ihm auf seine Anklagen jedoch zu sagen wutz-
ten, war die unglaubliche und kaum denkbare Ent-
gegnung: „Das ist ja alles nicht so schlimm, das
kommt öfter vor!" (!)

Autzerdem sagte man ihm, daß er nicht aus-
treten könne, weil er ja die ewigen Gelübde ab-
gelegt habe. 1932 gelang es ihm dann aber trotz-
dem, aus der Eenossenscbaft zu scheiden. Nachdem
er Arbeit gefunden hatte, freundete er sich mit ei-
nem Mädchen an, das er auch heiratete. Ein«
Woche nach seiner Hochzeit wurd« er verhaftet.
 
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