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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0218

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in 5 Fortsetzungen in öer Zeit vom 20. Juni bis 27. Juli 1936
Die Sieger erhalten Preise im Gesamtwerte von 180 Mk.*) in bar
Ferner kommen Buchpreise zur Verteilung

Welche L«t«dee erhalte« dte goldene, die stlber«e, dte -ro«ze«e Medaille?

1. Zm 100-rn-Lauf? 2. Zm Marathonlauf? 3. Zm Zehnkampf?


Das große Gommer-Preisausschreiben der „Bolksgemeiufchafi

An den leichtathletischen Wettkümpfen beteiligen fich
fast alle gemeldeten Nationen

Wie find die Ausfichten?

Leichtathletik, der olhmpische Shork

Wer ist schnellster Lüufer der Welt?

Zu den Elanzpunkten der olymvischen Leichtathletik-Tage
zählt der 100-Meter-Lauf. jenes Rennen, in dem es sich entschei-
den soll, wer als der Welt schnellster Läufer zu gelten hat. Auf
breitester Front rücken Dutzende von Könnern und Meistern an,
denen um die 10,5 Sekunden liegende Zeiten fast schon zu All-
täglichkeiten geworden sind. Aus dieser Riesenschar von gleich-
wertig erscheinenden Läufern nun die engere Äuswahl zu treffen,
ist schwer, ja fast unmöglich. Darum sind gerade in den 100 Me-
tern olympische Ueberraschungssiege häufiger denn anderswo, da
Kleinigkeiten und geringste Nebeneinflüsse oft das Rennen ent-
scheiden können. Denken wir doch nur an Amsterdam 1928, wo
dieser kleine Kanadier Williams. von niemand vorher gekannt.
nicht nur die 100, sondern wenige Tage sväter auch die 200 Me-
ter gegen die von hochklingenden Namen getragene Weltklasse
gewinnen konnte. Oder an 1924 in Paris. wo der lange Eng-
länder Abrahams die vier im Endlauf stehenden berühmten
Amerikaner Scholz, Bowman, Paddock und Murchison schlagen
konnte. Wenn schlietzlich Los Angeles 1982 kaum als Üeber-
raschung zu werten ist, so darf hier nicht das Drum und Dran
übersehen werdcn, das, aus dem kalifornischen Klima beraus ge-
boren, von vornherein den Amerikanern und Söhnen dieses gött-
lichen Erdenfleckchens am Stillen Ozean gesteigerte Erfolgsmög-
lichkeiten gegeben hat.

Wie ist nun die Lage heute? Da kommen zunächst einmal
von den Vereinigten Staaten, wenn nicht alles täuscht. als Ver-
tretung des Sternenbanners über die 100 Meter drei Neger,
die unter heimischen Verhältnissen kaum zu schlagen sind: Jesse
Owens, Eulace Peacock und der Zweite von Los Angeles. Ralvb
Metcalfe, bei denen allein die Frage offen bleibt. ob sie auch
in der veränderten Umgebung ihre Leistung balten können (die
Amerikaner haben beispielsweise 1928 in Amsterdam gerade in
den Laufstrecken die bittersten Enttäuschungen erleben müssen).
Vielleicht schafft sich an Metcalfes Stelle auch Draver vor, der
kaum schlechter als die drei Schwarzen einzuschätzen ist: für 10.8
bis 10,4 Sekunden sind diese alle gut!

Japan marschiert diesmal zu den Kurzstreckenläufen mit
starken Waffen auf. von denen wir eine Ahnung beim grotzen
Fünfländerkamvf im letzten Herbst auf Berliner Boden erleben
konnten, als dieser kleine Suzuki die Besten der vier anderen,
Schweden, Deutschland, Ungarn und Jtalien, niederlies. Mit
Suzuki stehen zum mindesten auf gleicher Stufe Tanuguchi und
Aoshioka, der schon 1932 im Endlauf war.

Wer ist Eurovas Bester? Wir glauben nicht daneben zu
greifen. wenn wir hier dem Schweizer Lmnni den Vorzug geben.
dessen Naturtalent sich rasch zu einem grotzen Spitzenkönnen ver-
edelt hat. Hinter Hänni kommt eine annähernd gleichwertige
Eruvve mit dem Ungarn Sir. den beiden Holländern Osendarv
und Perger. dem Schweden Strandvall und den Deutschen Lei-
chum. Borchmeyer. Neckermann und Hornberger. in die sich noch
der Argentinier Fondevilla (10,4 für 100 Meter und 21,7 Se-
kundcn für 200 Meter) einschieben könnte.

Zehnkampf, die Krone der Leichtathletik

Als dsr König van Schweden 1912 bei der Preisverteilung
zu den Stockholmer Olymvischen Svielen dem im Zehnkamvf
sjegreichen Indianer Jim Tborpe den Siegerkranz aufsetzte, ba
nannte er ibn den grötzten Athleten der Weltz und traf damit
zweisellos das richtige: Zehnkamvf ist die Krone der Leicht-
athletik! ,

Hier ist die Auswahl ziemlich eng: Zehnkämvfer werden
nicht von heute auf morgen geboren. Sie müssen in eine barte
Schule gehen. bis sie Weltklasse werden und zu olymvischen
Ehren reif geworden sind.

Nach dem Olymvia-Sieg von James Vausch 1932 in Los
Angeles hatte Amerika aus diesem Eebiet keine überragenden
Leistungen mehr herausgebracht und es schien fast so, als wür-
den die Vereinigten Staaten in der Entscheidung des Berliner
Zehnkampfes keine grohe Rolle spielen. Äls vor zwei Jahren
der Deutsche Hans Heinz Sievert einen neuen Zehnkampf-Welt-
rekörd erzwang. war in keinem anderen Land der Welt ein an-
näbernd gleichwertiger Eegner zu finden. und als im Vorjahre
sich auch noch der Lharlottenburger Stöck in die Svitzengrupve
vorkämpste. da hatte Deutschland zwei Eisen im Feuer. die erst
geschlagen sein wollten.

Aber nun tauchen in den Staaten. die Lber ein unerschöpf-
liches, hervorragendes Menschenmaterial veriügen. die Namen
zweier Zebnkämpfer auf. die schon heute. kaum dah man sie
kennt. Weltklasse darstellen: Der 24jährige Elenn Morris und
der ebenfalls noch iehr junge Runar Ston. deren Namen man.
sich für Berlin wird merken müssen.

Sieverts Weltrekord, .auf die neue Zehnkampfwertung um-
gerechnet, steht bei 7834 Punkten. Demgegenüber erzielte Mor-
ris in den ersten Apriltagen dieses Jahres 7576 Punkte und
Stone kam auf 7425 Punkte. Das sind Leistungen. die den bei-
den Amerikanern erste Möglichkeiten im kommenden olymvischen
Zehnkamvf verschafsen: mit diesen beiden werden wohl noch Ro-
bert Clark und Jay Verwanger in der amerikanischen Mann-
Ickaft stehen.

Finnland, das in den ersten Nachkriegs-OIymviaden den
Zehnkampf zu einer finnischen Vormachtstellung zu gestalten
schien, ist inzwischen etwas zurückgefallen und wird fich wohl in
erster Linie auf seinen bewährten Achilles Järvinnen stützen,
der aber unter den sechs Ersten sicher zu finden ist.

Deutschland. Amerika und Finnland stehen also in der ersten
Reihe der Anwärter au? den olympischen Sieg in der schwierig-
sten Uebung der Leichtatbletik!

Wir wollen unseren knavven Ueberblick noch kurz ergänzen,
indem wir für 1928 und 1932 die sechs besten Länder nennen:
1928: Finnland. Finnland. Amerika, Ämerika, Amerika. Schwe-
den. 1932: Amerika. Finnland, Deutschland. Amerika. Deutsch-
land. Finnland.

Maralhonlauf — Höhepunkt und Abschluß

Der Marathonlauf stellt den Höhevunkt der Leicktatbletik-
Woche dar und mit ihm schlieht das Olympia der Leichtatbleten.
Wenn wir heute die Frage nach dem Sieger des Marathonlau-
fes der Sviele von Berlin auiwerfen wollen. dann wird sicher
die grohe Mehrheit den Argentinier Juan Zabala zum Favo-
riten erheben. Zabala hat 1932 in Los Angeles die rund 42
Kilometer der Marathonstrecke in der olymviicken Rekordzeit
von 2:31:36 Stunden als Sieger beendet. Jn den inzwischen
verflossenen vier Iahren ist Zabala noch besser geworden und
wenn er, der „Sobn des Aeauators". an einem Apriltag in Mün-
chen nun bei Kälte, Schnee und Wind Rurmis alten 20-Kilo-

meter-Weltrekord gebrochen hat, dann ist diese Lberragende Lei-
stung der beste Beweis fiir das grohe Können des Argentiniers.
Es wird darum verständlich, wenn man vielfach Zabala die noch
von keinem anderen Läufer erreichte Leistung zutraut. zum zwei-
ten Male olymvischer Marathon-Sieger zu werden.

Aber 42 Kilometer sind lang und können manche Zwischen-
sälle mit sich bringen. Wer weih, ob Zabala 1932 den Mara-
thonlauf gewonnen hätte, wenn nicht der nach mehr als 30 Kilo-
metern mit einer Minute Vorlvrung fübrende Finne Virtanen
wegen einer Fuhverletzung hätte aufgeben müssen. der gleiche
Virtanen. der auch fllr Berlin wieder Finnlands gröhte Hoff-
nung trägt!

Die Marathonläufe sind immer reich an Ueberraschungen
gewesen und in ihnen stecken viele Fragen. viele Rätsel. die kei-
ner vorhssr lösen kann.

Wenn wir nun noch einige Vorjahrszeiten zum Vergleiche
anziehen. dann raten wir, sie nur mit Vorsicht zu betrachten.
Rangordnungen in dieser Disziplin haben nur „vlatonischen"
Wert, da wir ia nie wissen können. ob die Strecke genau ver-
messen ist. wie sie liegt (bergauf. bergab). Diese Warnung
findet gleich im Svitzenreiter, Enochsson (Sckweden). eine Bestä-
tigung, dessen 2:19:12,0 Stunden wir ihm — sein Können anet-
kannt! — nie glauben können. Auf den nächsten Plätzen ver-
merken wir: Jdenaka (Japan) 2:26:42 und seinen Landsmann
Son mit der gleichen Zeit. Kusonoki (Javan) mit 2:26:51.
Kelley (Amerika) mit 2:32:07. Suziki (Iapan) mit 2:33:05. Den-
gis (Amerika) mit 2:34:01, Begeot (Frankreich) mit 2:37:01,
Wood (England) mit 2:37:20 und den Schweden Palms mit
2:38:12. Wir sehen also schon, dah Japan in Berlin eine grohe
Rolle spielen kann!

*) Für die richtige Feststellung des 1. Siegers werden drei
Punkte, des 2. Siegers 2 Punkte und des 3. Siegers 1 Punkt
gutgeschrieben. Diejenigen Einsender. die in den 5 Preisfragen
zusammen die meisten Punkte erhalten, sind Eewinner des
Preisausschreibens. Vei Punktgleichheit entscheidet das Los.
Wir verweisen hier nochmals auf die Äusschreibung unserer Zei-
tung. Vordrucke für die Einsendungen, die znsammen auf einem
Vordruck einzureichen sind, können von unseren Eeschäftsstellen
und Agenturen koitenlos bezogen werden. Der Verlag.
 
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