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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0317

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6sits 3

„Dolksgemei'nschast"

Louucrstag. dcu 2A. Juli 1SS8

Berlins »Dorf ohne Krauen"

ELn Tag bei -er Olympischen Zugend — Hartes Training, frohe Gtunden

(Drabtbericht unserer Verliner Schriftleitung)

Berlin. 22. Juli 1936.

Nur noch 8 Tase trennen uns von der Eröff-
nung der Olymvischen Sriele. Wäbrend das Jn-
teresse der ganzen Welt von Tag zu Tag steigt.
verbringt die Olvmvische. Iugend vor den Toren
Verlins im idvllisch gelegenen ..Dorf obne Franen"
die letzten Tage vor dem grohen Eescheben. Vom
früben Mvrgen bis zur Nacktrube erschallt srobes
Lacken. Singen und Musik aus den. zwilchen Bir-
ken und Kieiern. ganz im Erünen versteckt liesen-
den Eemeinschaftshäusern. Trotz des schon auf-
genommenen harten Trainings reitzt - die gUte
Laune bei den Aktiven nicht ab.

Kurz vor sieben Uhr morgens, wenn vom
Elockenturm am Dorfeingang das „Jch hab' mich
ergeben" erklingt. beginnt Leben in die bis dahin
still und verträumt daliegenden Häuser des Dor-
fes zu kommen. Man hört plötzlich das Weckru-
fen der Mannschastsführer und wenige Sekunden
sväter steht alles in den Wasch- und Vrauseräu-
men. Bei den meisten Mannschaften folgt dann
eine kurze Morgengomnastik unter Leitung des
Mannschaftsführers. Die vielsvrachigen Komman-
dos tönen über den Dorfanger und überall zwi-
schen den Birken siebt man die Svortler hals-
Lrecherische llebungen beim Morgentraining aus-
führen. Die eifrigen japanischen Marathonläu-
fer beginnen ihr Tagewerk mit einem Laufe um
das ganze Dorf.

3VV Köche für hungernde Magen

Jn dem grotzen weitzen Wirtschaftsgebäude ist
inzwischen auch bereits alles beschäftigt. „309
KLche und über 500 Stewards haben bereits jetzt
alle Hände voll zu tun. Wie gut es schmeckt. be-
weist. datz gestern ein junger Boxer immerhin 14
Nachsveisen verdrückt hat". erklärt ein Steward.
Vergnügt kommen die einzelnen Mannschaften aus
ihren Häusern zum Frllhstück. Da noch nicht alle
Nationen eingetroffen sind. essen die hisber An-
wesenden in mehreren grotzen Sälen zusammen.
Aber natürlich jeder nach seiner Art! Zu bewun-
dern die Stewards, die jcdem haargenau sein
Leibgericht kredenzen.. Hier einmal Reis mit einer
gehörigen Portion Curry für die Dschungelsöhne
Jndiens. Dort viel Obst und Milch für die stol-
zen Argentinier und bei den temveramentvollen
Peruanern ja nicht etwa den beliebten Perba
Mats vergessen!

Bitte altdeutschen Haarschnitt

Die letzten sind nock beim Frühstück. da be-
ginnt an den llebungsstätten des Dorfes schon
überall das harte Training. Aus dem Hinden-
burghaus dringen aufgeregte Schreie und feurige
Rufe: Die argentinische Florettmannschaft
ist mit all ihrem südlicken Temverament am Werk.
Jm Raum daneben hört man dumpfe Schläge: es
sind die javanischen Borer bei der Morgen-
arbeit. Ünd mit welchem Eifer. das muh man
einmal gesehen haben! Während mehrere am
Punchingball und Sandsack arbeiten. steigt zwi-
schen den Seilen ein Kampf nach dem anderen.
Es hagelt Schläge. datz einem schon beim Zu-
schauen Hören und Sehen vergeht. Unerbört hart
und voll ungebrochener Energie sind diese Kämp-
fer mit den breiten Buchstaben „Nipvon" auf
der Vrust.

Aber nicht lange darf man zuseben. denn die
Mannschaftsfübrer sind besorgt. dah ibnen evtl.
einige „Kniffe". in denen sie das Eebeimnis des
erwarteten Erfolgs sehen, abgelauscht werden
könne. Beim Verlassen des Hindenburghauses
fällt der Blick in einen hochmodern eingerichteten
Haarschneide-„Salon". Auf den erstaunten Blick
in diesen Raum, in dem über 30 modernste Stllhle
mit Oeldruckpumpen stehen. stürzen sofort einige
Friseure berbei und bieten in allen Svrachen der
Welt ihre Dienste an. Nachdem man sich auf gut
deutsch geeinigt hat, ersäbrt man. dah fast alle
Nationen den altdeutschen Haarschnitt verlangen.

Oer Wunderspieler mit 200 Toren

Aber auch drauhen auf dem Svortplatz bei den
schlesischen Häusern treffen verschiedene Svortler
ein und beginnen zu trainieren. Die japani-
schen Marathon-Läuser legen soeben ihr
tägliches Pensum 5000 und 10 000 Metsr zurück.
Die Argentinier üben sich im Basketspiel.

Ein groher Teil der Svortler fährt mit den Wehr-
machtomnibussen, an denen jeweils die Fahnen
der betresfenden Nationalmannschaft wehen. auf
die am Reichssportfeld besindlichen Kamvistätten.

gestikulierend kommt eine besonders farbenvräch-
tige Eruvve zum Dorfeingana. Es sind die Inder
und zwar Hindus, Sikhs uns Mohammedaner mit
Turbanen, rxezen und euroväischen Hüten bedeckt.
Jeder ein Bündel Hockeyschläger. die sie so meister-
haft zu führen verstehen, unter den Ärmen. „Das
ist unser Wunderspieler" erklärt einer mit präch-
tigem rotseidenen Turban und langem schwarzen
Bart in gebrochenem deutsch und zeigt auf Kavi-
tän Dvan Lband — „200 Tore schoh er allein
auf der letzten Australien-Tournee."

Känguruh auf märkischem Gand

So rollt das Leben im Dors wie ein bunter
Film ab. Jn jeder Sekunde wieder neue Ein-
drücke und Erlebnisse bringend. Man wandert
immer wieder durch die versteckt liegenden Wege
des Dorfes und schaut in dieses oder jenes Haus.
Die Philivvinen haben soeben einige Banios
erhalten. Nun sitzen sie. ihre schwermütigen Lie-
der singend. vor ihrem Haus. llm sie ein buntes
Eemisch von Svortlern aus aller Welt, die an-
dächtig zuhören und mit dem Beisall nicht sparen.
Die Peruaner sind vor ihrem Saus mit Ball-
spielen beschäftigt. Ein Teil der Australier

begleitet mit lautem Hallo ihren lebenden Talis-
mann. das Känguruh aus seinen grohen Svrüngen
über die Wiesenfläche. Es hat aus Erund ärzt-
licher Anordnung wegen Verdauungsbeschwerden
für heute Ausgang bekommen, erklärte ein Austra-
lier. Aus dem Haus „Lübeck". wo die mexika-
nischen Polosvieler wohnen. schallen tempera-
mentvolle Rufe. Sie sitzen im Eemeinschaftsraum
und sind wieder einmal mit aller Leidenschaft
beim Kartensoiel.

Änd obends ins Hinüenburq-Haus

Langsam senkt sich der Abend über das Dors
dieser glücklichen jungen Menschen und die ersten
Lichter werden in den Eemeinschastshäusern an-
gedrebt. Dann geht's zum Hindenburghaus. wo
Hauptmann Haagen, der Leiter der „Abteilung
Freude". wie man scherzhaft im Dors sagt. wieder
mal ein echtes, mitreihendes Varieteprogramm zu-
sammengestellt bat.

Es ist bereits Nacht geworden. als sich der Vor-
hang zum letzten Mal schlieht und alles in Eruv-
ven vlaudernd zu den Häusern wandert und srch
zur Ruhe begibt. Kurz nach 10 Uhr — und das
Dorf ist wieder wie ausgestorben. Nur im Emv-
fangsgebäude brennt noch Licht. Der Kommandant
sitzt mit einigen Ossizieren zusammen und schaut
hinaus über das friedlich liegende Dorf. über dem

drauhen im Dors vor den Toren Berlins. wohnt
eine glückliche Jugend!

Um jetrt cken auslänckisobsn Lästen jecks knleloll-
terun8 ru versobattsn, bat ein Lesoltäktsltsus in
Serlin sine l'akel ansedraolit, auk cksn ckie Xöpk»
cker AnNssteilten ru seden sinck, ckie ckort krsmck«
Spraolien spreoden

Marsch -eutscher Iugen- zum Kührer

380 HL-Bannfahnen ziehen nach Mrnberg

Berlin. 23. Juli

Hente bcginut der Sternmarsch dcr 380 Ba««-
fahnc« der HJ «ach Nürnbcrg Vo» Königsbcrg,
dcr Metrovolc im Ostc« des Reiches. a«s iver-
de» die Feldzeiche» der Jugcnd Adolf Hitlers
geschnltcrt, «m i» einem A«marschweg vo« »icht
wc«iger als 81V Kilomcter i«»erbalb 47
Tagc» in die Stadt dcr Rcichövarteitagc der
»ationalsozialistische» Frcidcitsbewcgung getra-
ge» z« «crdc».

2m Iahre 1929 war es die Berliner H2, 1934
die schlesische Iugend, die einen Marsch quer durch
Deutschland in die sränkische Hauptstadt durchsühr-
ten. Zum Parteitag der Freiheit 1935 traten erst-
malig in der Geschichte Üer jungen Bewegung aus
samtlichen 2 5 Gebieten der H2 Bann-
fahnenabordnungen den Marsch nach Nürn-
berg an. Diese Bannfahnen wurden in einem Be-
kenntnismarsch nach Nllrnberg getragen, ver fortan
bis in die ferne Zukunft hinein stolz den Namen
„Ad olf - H i t l e r - M a r s ch" führen wird.

So werden denn in diesem Iahre zum zweiten-
mal aus den Eauen des Reiches die Bannfahnen der
deutschen Iugend als die Zeichen eines neuen gläu-
bigen Geschlechtes sich zu einem stolzen Marsch in
Bewegung setzen, der seiner 2dee und Durchführung
nach ein beredtes Zeugnisvonder idealen
Bereitschast und der körperlichen Lei-
stungsfähigke it der Hitlerjugend zu
rermitteln vermag. Iedes Eebiet stellt eine Marsch-
einheit von durchschnittlich 60 Jungen, die unter der
Leitung eines Äarlchführcrs nach den Anordnungen
üer Reichsjugendfllhrung den Adolf-Hitler-Marsch
durchsührt.

Wie bereits erwähnt, hat das Eebiet Ost -
land die längste Strecke zu bewältigen.
Die Einheit des Eebietes Pommern z. B. setzt
sich mit einer Strecke von 765 Kilometer am 30. Iuli
1936 in Marsch. Die der Stadt der Reichsparteitage
nächstliegenden Gebiete Württemberg und Bayerische
Ostmark entsenden ihre Marscheinheiten am 26. bzw.
27^ August nach Nürnberg Die gesamte Länge der
Anmarschwege beläuft sich aus 11380 Kilo.

meter, die in etwa 500 Marschtagen
mit etwa 150 eingeschalteten Ruhe-
tagen zurückgelegt werden. Somit beläuft sich die
durchschnittliche Tagesleistung einer Marscheinheit
auf 20 bis 25 Kilometer.

Die Auswahl der an den Einheiten der Eebiete
teilnehmenden Jungen wurde iehr sorgfältig vorge-
nommen, um eine körperliche Ueberanstrengung zu
vermeiden. So hat, um ein Beispiel herauszugreisen,
die am 23. Juli in Marsch tretende Einheit von
Ostpreußen während ihrer 47tägigen Marschzeit ins-
gesamt 11 Ruhetage. Die Marscheinherten, in
ihrer Eesamtheit etwa 1600 Jungen, werden von
ausgebildeten Feldscheren begleitet.
Es ist Vorsorge getrofsen, datz an jedem Tagesziel
der zuständige HJ-Arzt bei den Marschteilnehmern
erscheint, sich persönlich von dem Wohlergehen der
jungen Kameraden llberzeugt und von FaÜ zu Fall,
gewissermatzen zur Stichprobe, Jungen aus der
Marscheinheit herausgreift und sie einer eingehen-
den Untersuchung unterzieht.

Es ist ebenso selbstverständlich, datz die Jungen
sehr gut verpflegt werden; eine motorisierte
Gulaschkanone, die jede Formation begleitet, wird
täglich zweimal warmes Essen für die Jungen be-
reitstellen. Autzerdem wird reichlich Frühstück und
Abendbrot gereicht. Die Marscheinheiten werden
nachts in Privatquartieren, in Jugendherbergen
oder in Zeltlagern, je nach den örtlichen MLgÜch-
keiten, untergebracht.

Es ist ein neuer herrlicher Aufbruch der deutschen
Iugend, der stch in den kommenden Wochen vollzieht.
Aufrechte und sonnengebräunte Jungen ziehen über
die Landstratzen, ste marschieren zum Führer, der
ihrer Organisation seinen Namen gab. Eanz
Deutschland wird in den nächsten Wochsn Zeuge
sein, wie diese Iugend ihre heiligen Banner mit
sehnigen Händen und heitzen Herzen im Marschtritt
nach Nllrnberg trägt.

Jede Einheit vertritt die Hitlerjugend ihrer
engeren HeiMat. Das gegenseitige Kennenler-
nen der einzelnen deutschenStämme
soll bewutzt durch den Adolf-Hitler-Marsch gefördert

werden. Die Hitlerjugend soll immer wieder er.
leben, datz die Sitten und E.bräuche unserer Stämme
in ihrer Gesamtheii der Lebensausdruck eines gan-
zen Volkes sind und die einzelnen Landschaften mit-
einandcr verbinden. Jn den Ruhetagen werden die
Marscheinheiten öffentliche Kundgebun.
gen durchfllhrungen, in welchen sie bei der Bevöl-
kerung des betreffenden Ortes als Künderin
des Volkstums ihrer Heimat auftreten;
Vorträge und Lieder werden von der Eigenart, der
Eeschichte und dem Kampf ihrer Heimat anderen
deutschen Volksstämmen Kunde bringen. So wird
z. B. die Bannfahnenmarscheinheit des Eebietes
Ostland am 20. August in Meihen der sächsischen Be.
völkerung und am 4. September in Bayreuth der
Bevölkerung der Bayerischen Ostmark einen Äeben-
digen Eindruck ostpreutzischen Volkstums veIHMln.

Zu den kulturellen und ideellen Auswirkungen
des Adolf-Hitler-Marsches kommt in besonderem
Matze der moralische Wert dieses einzig-
artigen Bekenntnismarsches. Die Einheiten sind
wochenlang zujammen, und jeder Teilnehmer mutz
für diese Zeit in emer streng geordneten Eemein.
schaft leben. Der Weg von mehreren hundert Kilo-
metern bei jeder Witterung ist eine strenge Prü.
fung für die körperliche Leistungsfähigkeit und
die charakterliche Stärke. Von diesen Eesichtspunk-
ten aus gesehen ist der Adolf-Hitler-Marsch ein
Prüfstein für die Leistungsfähigkeit der HJ und
eine eindrucksvolle Demonstration des
Leistungswillens der jungen Gene.
r a t i o n.

Der feicrliche Abschlutz des Adolf-Hitler-Marsches
wird zugleich seine Krönung sein: Äm 9. September
vormittags werüen die rotweitzen Banner der Hit-
lerjugend als erste Formation in der alten Reichs-
stadt ihren Einzug haltcn. Ein junges Volk wird
seine hehren Feldzeichen in die Stadt tragen und
somit symbolijch die ewigeIugend der
nationalsozialistischen Bewegung vor
aller Welt bekunden. Der Einmarsch der
380 Bannfahnen der Hitlerjugend ist das Bckennt.
nis einer Partei und eines Volkes zur Jugend.


^sisi'Iivli Islstvn ckle srlevlilsolisn Sportlsi' (Ilnlis vorn am b/Ilüroplion cksr eeste t.äukei' Vonstantin
Konckvlis) cksn olvmpiselisn Svtiwur Sows: Scherl-Bttderdtenst

tn elnsm «olilspiesel «ui-cks In ckei- Tempslstackt von vlxmpla ckie lieiliss plamme vntrünckst. —.
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