Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0452

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vier Grüße an -ie Welt

3ur Eröffnung der Xl. Olympischen Spiele

BerNn. 31. Jutt

Das heillge olympische Feuer durcheilt bereits
die deutschen Lande. Jn wenigcn Stunden hat es
die Reichshauptjtadt errcicht, slammt es, umjubelt
von Hunderttausenden, aus den Altären der Fest-
stadt und in der Feuerschale des Marathontores
an der Olympischen Stätte aus. Jn wenigen Stun-
den steigt unter dem Dröhnen der Geschütze, untcr
den Klängen der Fansaren, dem Gesang der Olym-
pischen Hymne und dem Läuten der Elocke, die die
Jugend der Welt gerusen hat, das Fahnentuch mit
den fiinf verschlungenen Ringen am Hauptmast
empor, der Welt den olympischen Frieden
zu oerkünden. Mit Deutschland siebert eine ganze
Welt dem Ereignis, dem gröAcn Sportsest aller
Zeiten entgegen.

Jn diesem Augenblick erheben die Hüter der
Olympischen Jdee, der Begritnder der neu-
eitlichen Spiele und lebenslängliche Ehrenpräsident
der Olqmpischen Spicle, der greise Varon Pierre
de Coubertin, der Präsident des Jnternatio-
nalen Komitees, Eras deBaillet- Latour,
Dr. Th. Lewald. nnd des Präsident des Deut-
'chen Olympischen Ausschusses, Reichssportsührer
Kans von Tschammer und Osten, ihre
Stimme.

Sie sprechen durch das Deutsche Nachrichtenbüro
zur Welt und erklären:

Oen Manen der neuzeltlichen
Olympischen Spiele

Jn dem Augenblick, da Deutschlands Bemühun-
gen um einen glänzenden Verlauf der XI. Olym-
pischen Spiele nun bald mit dem verdienten
Erfolg gekrönt sein werden, gilt mein dank-
bares ^denken denienigen Männern, die mir vor
nunmehr 40 Jahren beigestanden haben, als es galt,
den in Vergessenheit geratenen olympischen Eeist

zu neuem Leben zu erwecken und so die Voraus-

setzungen zu schasfen für den uns jetzt bevorstehen-
den gewaltigen Höhepunkt. König Konstantin
von Griechenland, der schwedische General Victor
Balck, der ehrwürdige R. S. Laffan, der frühere
Leiter des englischen College in Cheltenham, der
amerikanische Professor Williams M. Sloane. —
Jene treuen und erlauchten Freunde der Geburts-
stunde der modernen olympischen Stunde weilen
nicht mehr unter den Lebenden. Für den Plan,
den sie mit mir gemeinsam entworfen haben, zolle
ich ihnen in dankbarer Zuneigung den verdienten
Tribut. Jhnen, aber auch allen neuen Mitarbei-
tern, die nach ihrem Hinscheiden beigetragen
haben zur Festigung und Verschönerung des von
ihnen errichteten Eehäudes, gilt mein Dank!

Am 27. Juli 1936.

Jm ersten Jahre der XI. Olympiade.

. Pierre de Loubertin.

Am Vorabend der Gch»acht

Das gesamte deutsche Volk, dem Aufruf , des
Führers Folge leistend, bereitet sich darauf vor,
die Jugend von 53 Nationen mit offenen Armen zu
empfangen.

Stolz auf die Ehre, die ihnen vom Jnter-
nationalen Olympischen Komitee erwiesen wurde,
,sind Dr. Lewald, Carl Ritter von Halt und Herzog
Adolf Friedrich zu Mecklenburg, unterstützt von
Larl Diem und in ausgezeichneter Zusammen-
arbeit mit von Tschammer und Osten und dem
Deutschen Olympischen Ausschuß, damit beschäftigt,
eine Organisation zu vollenden, die die Bewun -
derung der ganzen Welt erwecken wird.

Die am heiligen Feuer von Olympia entzün-
dete Fachpl ist unterwegH: von Hand -u Hand wei-
tergegeben, wird fie am 1. Äugust im Olym-
pischen Stadion zur selben Stunde eintreffen. wo
die eherne Elocke mit vollem Klange die Eröff-

Iialiens Kronprinz in Berlin

Herzliche Begrüßung auf dem Tempelhofer Keld

Tslts 2

riß, wie er dadurch alle Tendenzen, die den Unter.
gangdesAbendlandes, d. h. der Kultur der
weigen Rasie vorausjagten, zerstörte, so wirkte er
auch außen politisch.

Iedes Volk soll nach nationalsozialistischer Auffas.
sung — nach einem Wort des größten preußiichen
Königs — nach seiner Facon selig werden. Alle sol-
len die ihnen eigenen völkischen Lebens- und Re.
gierungsformen herausbilden, sollen dabei Larauf
verzichten, Einfluß auf das Jnnenleben fremder
Völker zu nehmen. Mit Worten Dr. Koebbels' aus.
gedrückt: „Am lirbsten würden wir dcn National-
iozialismuK fnternational patentieren lassen,
Lamir ihn uns niemvnd kopieren kann." — Solcher.
inaßen gettennt und' Loch verbunden durch die Jdee
des gemeinjamcn Menschseins schlechthin, könnten
dann die einzelnen Völker und ihre Regierungsformen
in friedlichem Wettstreit, begrenzt durch ihr Hoheits-
gebiet, durch Leistungen beweisen, w e m der
Lorbeerkranz des Sieges, d. h. Ler besten Lei.
st u n q gebührt.

Das ist die olympische Jdee edlen Kampfes
im Leben der Völker und Staaten.

' Wenn Deutschland die Ehre hat, den Völkern der
Welt im Jahre 1936 die XI. Olympischen Spiele aus-
zurichten, so ist es sich bewußt, daß es diese gewaltig,
Arbeit in kurzer. Zeit nur deshalb leisten
konnte, weil iNnerhalb seiner Volksgcmeinschaft der
Eedanke ehrlichen Leistungswettkampfes zum Erund.
iatz völkischen Lebens erhoben wurde, sodaß alle deut-
schen Volksgenosien heute nicht auf die 53 Natio.
nalitäten, sondern auf deren Leistungen
schauen.

Eine solch' olympische Haltung konnte nur ein
Nolk einnehmen, das von seiner Aufgabe in der
Welt überzeugt ist. Ein Volk, das im fried-
lichen Leistungskampf der Völker größeren Erfolg
sieht, als im blutigen Ringen der Schlachten.
dcm zumeist die Besten ihre Vlutopfer bringen.

Für uns ist die XI. Olympiade keine Propa-
gandagelegenheit. sondern eine willkom-
mene Möglichkeit, zu beweiien, daß wir an das Lc-
bensrecht aller Kulturoölker der Welt glauben. daß
wir im Glauben an dieses Recht jenen sie zerstören»
Len Kräften bei uns den Einbruch verwehrten.

Wir bekennen uns zum Leben, wir verachten feige
' Resignätion, die den Kampf meiden will, weil sie des
Sieges nicht gewiß ist. Wir glauben ehrliche und
unbestechliche Bürgen jenes olympischen
Eeistes zu sein, der den Versall verdammt und den
im männlichen Kampf errungenen Sieg — oder einer
ebenso männlich getragenen Niederlage — den Vor.
Sug gibt, gegenüber feigem Verzicht.

Olympia 1936 beginnt heute. Möge ste in diesem
Eeiste endenl

Von Bernhard Seeger-Kelb«

Internalionaler Gportpresse.Konareß

^ , Berlin, 31. Juli.

Im großen Sitzungssaal des Hauses der Deut-
schktzt-Presie in Berlin hielt der Internationale
Sportpresse-Verband, wie stets vor Beginn der
Olympischen Spiele, seinen Kongreß ab, der von
zahlreichen Delegiertcn besucht war. Präsident
Viktor Boin (Velgien) konnte unter anderen den
Erafen P« i l l e t - L a t o u r, den Präsidenten
des Internationalen Olympischen Komitees, be-
grüßen, der in einer kurzen, herzlichen Rede auf
die Bedeutung der Sportpresie für die Befrie-
dung der Völker hinwies und der Tagung einen
erfolgreichen Verlauf wünfchte. Ferner sprachen
der Reichssportführer. Staatssekretär
Junk, Ministerialrat Verndt und Dr. Boll-
mann für die deutsche Sportpresse.

Sodann ergriff Viktor Voin das Wort zu
einem ausführlichen Referat, in dem er der deut-
schen Nation und ihrer Regierung den Dank der
Mternationalen Sportpresie übermittelte. Er schloß
mit den besten Wünschen für das Wohlergehen
des FLHrers und den Wohlstand Deutschlands.

Berli«. 31. Juli

Der italienische Kronvrinz Umberto. der als
begeisterter Svortsmann den Olympischen Svielen
Berlin 1938 beiwohnr» wird, tras a» Freitag »«
1K.1V Ubr mit -inem Sonderflugzeu» aus dem Flug-
hasen in Temoelhos ein.

Der Reichsminilter des Aeuhern. Freiherr v on
Neurath. der in Begleitung des Lhess des Pro-
tokolls, Eesandten v. B ü l o w - S ck w a nt e. aui
dem Temvelhofer Flughasen erichienen war. hieß
den hohen italieniichen Eait im Ramen des Füb-
rcrs und der Reichsregierung herzlich ln der Reichs-
hauotstadt willkommen. Ferner waren aus dem
Flughafen Temvelhof zu ieiner Vegrühung anwe-
send der italienische Botschaster Altolico mit
den Mitgliedern der Botschast. der italienische Pro-
vagandaminister Alsieri. der italienische Fi-
nanzminister Tbaon di Revel, die italienischen
Militärattachs-', iowie der Jnivekteur der italie-
nischen „schnellen Truvve". Eeneral di Giorgio.
von deutscher Seite Staatssekretär Lammers.
dcr Kommandierende General des 3. Armeekorps
Eeneralleutnant v. Witzleben, der Komman-
dant von Berlin. Eeneralleutnt. Schaumburg.
Nei der Abfahrt des Kronvrinzen mit Gefokge
vcm Tempelbofer Feld brachte die zum Volksslug-
tag aus dem Flughasen weilende Menschenmenge
ihm berzliche Ovationen dar. Als das Flugzeug

mit dem hoben italienischen East landete. spielte
eine Kapelle die italienische Königshymne und die
Giovinezza.

Or. Goebbels vor ^206 yresseveriretern

Reichsminister. Dr. Goebb el s einpfing in den
RSumen des Bcrlincr Zoo die Vcxtreter der Presse,
Les Fklms, des Rundfunks und der Bildberichierstat.
tung aus aller Welt. Er - begrüßte -die rund 1206
Veriretci und versicherte ihnen, Laß sie alle zusam-
mcn mit ihren deutschen Kollegen nur eine Auf-
gabe hätten: Herz, Auge und Ohr zu sein, das
ihren Vö'kern einc Teilnahme an dem gewaltigsn
olympischen Ringen ermögliche. „Wir haben nicht
die Absicht", so iagte Dr. Eoebbels abschließend,
„Ihnen Potemkische Dörfer vor Augen zu führen und
so. für uns Propaganda zu machen." Die Vertreter
der Weltpresse sollten sich Deutschland ansehen und
dann selbst urteilen.

Neues Pausenzeichen des Reichssenders Berlin

Berlin, 31. Juli

Der Reichssender Berlin erhält vom 1. August
äb mittels des neuen, von der Reichsrundfunk-Ge-
iellschast entwickelten lichtelektrischen Verfahrens
als endgültiges Pausenzeichen den L-Dur-Drei-
klang in der Tonsolge L—O—L.

gelegt. Deshalb hatten minderbegabte Schüler so
gut wie nichts von einem solchen llnterricht. Der
Meister hörte sie kaum an, lietz sie aber gewöhn-
lich ruhig zu Ende spielen, oder quittierte ihr
Spiel mit einem Scherzwort, das dennoch als Ur-
teil vernichtend war. Gegen die Begabten jedoch
zeigte der Meister eine geradezu unerbittliche
Strenge. besonders hinsichtlich desien. was Temvo
und Aufsassung betraf.

Manchmal setzte siÄ Liszt selbst ans Klavier.
und dann ging ein Zauber von sejner faszinieren-
den Persönlichkeit aus, der mit unserer mensch-
lichen Sprache nicht zu beschreiben ist. Ich erin-
nere mich beispielsweise an die vorletzte Var'a-
tion in gis-moll aus den symvbonischen Etüden
von Robert Schumann. Niemals habe ich diese
wundervolle Variation so von einem Pianisten ge-
hört. Manche Stellen in seinen Werken nannre
Liszt „Firleianzen". Das waren etwa die kadenz.
artigen Teile in seinen Werken. Aber selbst hier
erwies er stch nicht nur als Virtuose, sondern auch
als unvergleichlicher Künstler.

Liszt erteilte seinen Unterricht unentgeltliA.
Es warcn ja auch keine gewöhnlichen Stundsn.
Ließ sich denn ihr unschätzbar großer Wert in
Eeld umrechnen? Das hätte wohl niemand auf
der Welt fertig gebracht, auch der beste Arith-
metiker nicht. Des Meisters Wahlspruch war
„Noblesse oblige" sAdel vervflichtets. Keiner wie
Liszt war so edel in seinem Beruf. Er war wahr-
haftia ein eckiter Christ im allerschönsten Sinne
des Wortes. Wie hat sich Liszt ohne die geringste
Rücksicht auf eigene Interesien stets für andere
eingesetzt! Niemals hat er etwas für die Ver-
breitung seiner Werke unternommen. Als schaf-
sender Komoonisi wur-e Liszt gelegentlich ver-
höhnt. Und noch bis zuletzt gab es Stimmen. die
den Meister als Lberflüssigen Dilettanten hinstellen
wollten.

Seine Werke leben aber unö sind nicht tot zu
machen. Ja noch mebr: in der Musikgeschichte be-
deutet das Schassen Liszts eines der gewaltigsten
Kavitel. Seine Rhapsodien haben ein herrliches
Volkstum zur höchsten Meisterschaft des musikali-
schen Ausdrucks gebracht. Es ist beionder« beach-
tenswert, das Liszt. obwohl er eigentlich Pianist

-vDottsgemelnfchaff^

Eamstag. de« 1. tlaguit tXSK

nung der Spiele der XI. Olympiade einläuten
wird.

Nach den Wettkämpfen werden die Sieger, dis
Stirne mit den Lorbeerkränzen umwunden, vor«
beiziehen, und, wie ich zu hosfen wage, wird jeder
Mitkämpfer in seine Seimat mit dem Oelzweig
zurückkehren, dem sichtbaren Zeichen des olympischen
Friedens, der von der ganzen Welt mit lauter
Stimme gefordert wird, zum Schutze der Kultur
und zum Heile der Völker.

Graf de Ba i llet-Latour
Präsidcnt des Jnternatlonalen Olympischen
Komitees.

„Wer hätte an sokcheErfüllung gedacht'*

Die Jahre der Vorbereitung der XI. Olym-
pischen Spiel sind vorüber, die letzten Stunden
harter Anspannung liegen hinter uns. Der Tag
des Festes ist gekommen, und wir sehen der Feier
freudigen Herzens entgegen. Alle unsere Er-
wartungen sind übertroffen. Wer hätte je vorher
an solche Erfüllung gedacht! Das neue Deutsch-
land hat sie uns gegeben. Unser Fühcer und
Reichskanzler verlieh unserer Arbeit seinen
Schwnna und seine Kraft, und so steht heute ein«
Kampsstatte vor unseren Augen, die in der Welt
nicht ihresgleichen hat, und die Völker der Erd«
kommen zu uns in einer Zahl, wie es nie zuvor
der Fall war. Die Reichshauptstadt'Berlin hat sich
in eine wahre Feststadt verwandelt; freudigs
Scharen von Deutschen und Ausiändern aus aller
Welt durchziehen zu Tausenden ihre reich ge«
schmückten Straßen. Den sremden Sportmannschaf-
ten ist von der ganzen Bevölkerung ein von ihnen
mit Freude, Dank und Ueberraschung empsundenek
Empfang bereitet. Möge über diesem Fest olym«
pischer Frieden walten und möge es s o verlaufen,
daß sich unsere Eäste bis an das Ende ihres Le«
bens der Stunden in den olympijchen Kampsstätte«
mit Freude erinnern!

Dr. Th. Lewald
Präsident des Organisationskomitees
fllr die XI. Olympiade Verlin 1936.

Oie Epiele beginnen

Seit mehr als drei Jahren erwarteten wir voll !
Freude und Zuverficht den Tag, der die Eröffnung
der Spiele einleitet. Aus aller Welt sind nun !
unsere Eäste, denen wir die Versicherung sportlicher
olympischer Eastfreundschaft entgegengesanbt haben.
herbeigeströmt. Verlin, in diesen Tagen dis
sportliche Hauptstadt der Welt, hat das
festlichste Kleid angelegt. Wochen der Freude und
des Erlebens liegen vor uns. Mögen sie in den
Herzen nicht nur unserer Eäste, sondern aller Döl«
ker der Erde zu einem stets wachsendea Verständ« ^
nis für die völkerverbindenden Jdeale des olym«
pischen Gedankens führen.

Reichssportfllhrer

-i> > oon Tschamme r u n d Ost amc

Olymp'a 4940 in Tokio '

Verlin, 31. Juli

Jn der Arbeitssitzung am Freitag beschloh daS
Jnternationale Olymvische Komitee mit 38 zu 2?
Stimmen die XII. Olympischen Sviele 1948 ncu»
Tokio zn vergeben.

Oer Kührer wie-er in Bersin

Berlin, 31. Juli

Der Fiihrer und Reichskanzler traf am Fr itaa'
nachmittag um 16.88 Ubr, oon München kommend.
aus dem Flughafen Temvelhof unerwartet mit sei-
ner itändigen Begleitung ein. Er wurde von de«
dort »um Empfang des italieniicken Kronvrinze»
anwesenden italicnischen und deuischen Persönlick-
keiten begeistert begrllht. Auch die vielen Zuschaues
des gleichzeitig ktattfindenden Grohflugtages am
, dcm Temvclhoser Flughafen jubelten dem Führe<

' hcrzlich zu.

war. dennoch zu einem grohen Reformator des Or-
chesters wurde. Nachdem er sich in seinen Klavie^
werken ausgelebt batte, dre vielseitig sind — iw j
erinnere nur an die dämonische Leidenschaft dek
k-moll-Sonate im Eegensatz zu der zarten Poefis
ieiner Etüden und ramantiichen Klavierstücke
schus Lrszt die geiyaltige Faust - Symvhonie. di*
Dante-Svmvhonie und bereicherte die Kirchenmusll
mit der Eraner-Mesie. Jn der Faust-Symvbonis
tut sich ein neues Klangbild auf: die bald zackigeil- !
bald flimmernden Streicherfiguren, das Flüster»
der Holzbläser im Eretchensatz. die gewaltigen Am-
schreie des Blechs. Es ist eine zukunftweisende Be'
handlung der Klangsprache des Orchesters. deid :
ganz neue Ausdrucksmäglichkeiten abaerungen m-r> i
den. Neben Richard Wagner und Berlioz ist LisS* !
das dritte Elied eines glänzenden Dreigestirns.

Sowohl als Mensch wie als Künstler ist in>l
Liszt stets ein leuchtendes Vorbild gewesen. I»
danke dem Sckövfer. daß es mir vergönnt war, dea
berrlichen, einziaen Menicken. den großen Kiinsiler
Franz Liszt gekannt zu haben und seine Lehre»
mein Leben hindurch besolgen zu dürsen.

Hauotkchristlener: Fran, Bretz.
Stcllvertrrler: Bernbard Srrgrr-kkclbe.

Cbcl vom Dlcnlt: Dr Friedrtch Didier.
Peramworilich Ilii siiiiiriiovlulk: Frau, Brev: fü>
Äiikcnvoltilk nnd Wlrtschalt: Bcrnbard Sccaer-Kclbc!
lilr Dtadt Scldclbcra »nd Bcn»'a»na Scrmaun LciS!
kitr Badlkche tpachrichlen »nd Soon: Hcrman» N"bcr>>!
liir Fciiillcton »nd Untcrbaltiina: Dr. sirtcdr Didi'L
llir sämtlichc 4ict>aacn: Hcrbcrl Nliedcmann: tlir
der: Hauvllchriklleitiina: k»r dlnrciacn- Mllb Beövc>'
sdmtlich tn Hcldclbcra
Schrtktlcilnna lyrnnncnaallc 20-A1.

Bcrlincr Schriltlcitnng:

HanS Grok Reilchach -tciltn §29 tlx Oliarlottenllr
Rachdriics ciacncr Bcrichte okne anSdrlirkllchc ltzcncbw
anna dcr Schfisn,-,,„na nlch« acslattel .

Lvrechltiindcn dcr Kchrlktlctlnna. ?tia> von IS >7 llo»
Fcrnrnl 27,»

Fllr unocrlanai ctnacaanacnc Bcttrtiae wtrd kctn«
Bcrantniortimn libcrnoinincn
Prrlaa .Rolköacmrlnlchakt' G m b H. Hauvt«
tzrabc >22 12» tllnlvcrlltätövlatzl >,

Drncki Hcldclbcracr (Nlilcnbcra-Drnrkcrcr M m b

D-A VI ,936 24 513 ,

Davon: Be,IrkSanSaabe Odcnwald u Banland 2SZ0

BczirkSansaabe Rnnd um Mosbach 8

Be-lrksaii?aabe Der Franke Z8»L

Be»irkSn»S-'alie Der tkraichaau gAvS

Lur Zett lü Prelsllste Nr. 6 allltta.

LrIeI)M5^e mil

Von frecjekie I_amoncl

Fredcrlc Lamoud. ber «eltberühmte Pianltt.
ift cluer der ga«, Weuigen noch lebeudc« Mei-
ktcrschüler vou Frauz Liszt. Wir geben ibm
zur 5l>. Wiederkebr des Tobestages Liszts
<31. Jirlit das Wort:

Nie werde ich den erhabenen Augenblick ver-
gesien, in dem ich zum erstenmal oor Franz Liszt
stand. Es war ein Traum meiner Kindheit unv
meiner Zugend, bei dem größten Meister des Kla-
«iers einmal studteren zu dürfen. Aus Empfeh-
lung eines ehemaligen Schülers Liszt's kam ich
im Sommer 1885 zu dem Meister nach Weimar.
Liszt bewohnte damals di« Hofgärtnerei. die ihm
vom Herzog von Weimar zur Verfügung gestellt
roorden war. Der Meister hatte ja bereits eine
lange Weimar-Periode «rfolgreichster künstlerischer
Tätigkeit hinter sich — in den 56er Jahren war
sr in Weimar Hofdirigent gewesen und hatte dort
auch -Lagners .Lohengrin'^ aus der Taufe geho-
ben. Zetzt verbrachte er nach einem bewegten Da-
jein im Dienste der Kunst seinen Lebensabend in
der friedlichen kleinen Musenftadt am Jlm.

Die Hofgärtnerei war ein kleines Dienst-
gebäude, idyllisch am Ende des romantischen Wei-
marer Parks gelegen, in dem Eoethe und Schil-
ler oft in angeregter Unterhaltung spazieren ge-
gangen sind. Von einem Meisterschüler Liszts ge-
leitet, der mich vom Hotel abgeholt hatte, stieg
ich eine enge Treppe empor, bis ich mich in einem
«icht allzu großen, mit bescheidener Behastlichkeit
emgerichteten Raum befand, — jenem, in dem
der Meister seine weltberühmt gewordenen Un-
terrichtsstunden zu geben pflegte. Vor mir stand
«in feiner alter Herr im Eewande eines Welt-
priefters. Lange weihe Haare hingen ihm in
Strähnen über die auffallend edel gesormte Stirn.
Ein paar kluge Auge sahen mir ernst, aber gütig
entgegen. Mir schlug das Herz bis zum Halse
hinaus: Dkes also war Franz Liszt. war iene sa-
»enhaste Persönlichkeit, die einst mit Lhopin be-
Mundet gewesen war, die in selbstloser Aufopfe-
rung für Richard Wagner gekämpft und nn dem
tzrogen Werk von Bayreuth znitgearbeitet hattel

Ein ehrfurchtsvoller Schauer ergriff mich, als ich
daran dachte, dah der Knabe Liszt, von dem Eott
der Musik, von Beethoven, den Weihekuß emp-
fangen hatte. Auch der beispiellosen Triumphe
Liszts in der Zeiisvann« 1835—1840 muhte ich
gedenken, an seine Virtuosenreisen, aus denen ihm
in dieser Zeit die ganze Musikwelt in atemloser
Vewunderung zujubelte. Ietzt sah ich den verehr-
ten Meister leibhastig vor mir stehen.

Mein Begleiter, der Meisterschüler, Lbernahm
die Zeremonie der Vorstellung. Indem er hervor-
trat und, wie es anscheinend üblich war, des Mei-
sters Hand kützte, sagte er: „Jch bringe Jhnen
einen jungen Schotten, Frederic Lamond. Er hat
einen Vries von Max Schwarz aus Franksurt
am Main an Sie abzugeben".

Liszt nabm den Brief. wandte stch ab und las
ihn. Dann kam er aus mich zu. Das Herz pochte
mir gewaltig, als der Meister mir nun kräftig
die Hand drückte und sagte: „Ich erfahre aus dem
Brief, daß Sie die Sonate Opus 196 gut spielen.
Also gut, morgen nachmittag um vier Uhr spie-
len Sie mir die Fuge vor". Daraufhin brummte
Liszt ein Thema aus der Sonate und gab mir
ernen freundlichen Schlag auf die Schulter. Jch
war entlassen, Vor Vestürzung und Elückseligkeit
sühlte ich mich so benommen. daß ich nicht einmal
imstande war, ern Wort des Dankes hervorzu-
bringen.

Die Zeit, die nun begann, muß ich als die
glücklichste Zeit meines Lebens bezeichnen. Ich
durste viermal in der Woche bei Liszt zum Un-
terricht erscheinen. So konnte ich dem Meister
mein ganzes Klavierrepertoire vorivielen. Liszt's
Unterricht war eine Ossenbarung, Freilich erwar-
tete der Meister von den Schülern die höchste tech-
nische Vollendung, Es war eine selbstverständliche
Voraussetzung, daß der Schüler alles Technische
vollkommen beherrschen mußte, und so wurde das
Technische überhaupt gar nicht erwähnt. Nur der
Eeist, das tiefste Wesen der Musik, wurde von
Liszt mit blitzartig erhekenden Pemerkungen klar-
 
Annotationen