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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0453

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Oie Reichshauptstadt im Endspurt

Olympioniken kaufen ein — Begegnung mi< Gchmeling

SonderberiKt der Olympia-Schriftleitung der „VolksgemeinsKaft"

Berlin, 31. Juli

An jedem Torbogen, an jedem Fenstei fast sieht
man jetzt die Hakenkreuz- und Olympia-Fahnen.
Erünschmuck kommt hinzu und macht zusammen mit
dem bisher schon reichen „offizicllen" Schmuck sinen
wundervoll festlichen Emüruck.

Fast jeden Tag fieht man kleine Eruppen von
Olympiakämpfern in den schöncn Stratzen Les We,
stens. Einmal mutz schlietzlich jeder den Kurfürsten-
öamm gesehen oder in einem der grotzen Geschäfte
sich einen der schönen Schlipse oder irgendein Anden-
ken an Berlin gekauft haben. Vor eincm grotzen
Wäschcgefchäst sahen wir gestern abend eine Reihe
r-on schwedischsn Sportstudenten, die im gleichen
Dretz wie die Olympiakämpser erschienen stnd. Das
war natürlich eine kleine Sensation sür die jederzeit
neugierigen Berliner. Ja die Sensation war so stark,
ste sogar vor dem Wä'chegeschäst, in dem doch
sonft die Männer sehr intensiv beschäftigt sinö, wenn
es etwa gilt eine neue Krawatte auszusuchcn, nicht
Halt machte. Zucrst lietzen die männlichen Kunden
die schönsten Krawattenmuster im Stich. Die Ver-
käuferinnen waren ebenso hurtig wie ihre Kundschaft.
2m Nu standen auch ste unter der Ladcntür und be-
guckten sich die vermeintlichen Olympiakämpfer. Die
konnten nun natllrlich auch nicht anders als ange-
stchts der Vorschuh'.orbceren, die sie da bekamen,
freundlich lächeln. Da auch die hübschen Verkäuserin-
ven lächelten, war plötzlich jeder von den Schweden
überzeugt, datz er doch unb Lingt einen neuen
Schlips erwerben müsse. Schmunzelnd standen die
zahlreichen Augenzeugen diescr kleinen Szene dabei,
wie der Trupp im Eilschritt zum Laden stürzte.

Ehinesen erlernen lBerkehrsordnung

Vom Bahnhof Zoo, an dem die Omnibuslinie, die
die „Urlauber" aus dem Dorf in die Siadt bringt,
ihr Ende nimmt, strömen immer wieder kleine
Trupps im Mannschasisdresi der Olympiakämpfer in
die Stadt. Nach der dörflichen Stille kommt ihnen
dcr Riesenverkehr ein wenig ungewohnt vor. Autz r-
dem weitz auch nichl jeder Ausländer Bescheid mit
den Farben, die da wie Zaubergewalt den Verkehr
regeln. Da schlendert eine Eruppe Chinesen daher.

Mitten in die ebcn entgegenkommende Fahr.
zeugkolonne gerät der cine von ihnen, wcil er das
rote Stopplicht übers hen hatte. Zunächst einmal
fuhren alle Wagen sehr rücksichtsvoll und langsam,
Um Lem Chinesen Eelegenheit zu geben, rechtzeitig
ans „rettende Ufer" zu kommen. Und dann kamen
glcich von drei Seiten hilssbereite Bcrliner, zu de-
»en auch dcr Schupo zählte, und machte dem Chine-
sen durch Eebärdenlprache klar. welches Lichtsignal cr
abwarten müsse, um ungesährdet über die Stratze zu
kommen.

Die Berliner haben es sich in den Kopf gesctzt, ge-
radezu hervorragende Gastg-ber zu sem. Da habcn
stch zum Beispiel alle Sprachkundigen dem Berliner
Verkehrsverein zur Verfügung gestellt, die soviel
sreie Zeit haben. um ausländische Eäste zu führen.
Andere wieder stürzen sich sofort aus eine uiüchlüssig
dastehend« Eruppe, die nach dem Weg sucht, und bei-
Nahe ungefragt kommt die richtige Auskunft. Auch
Wir. die wir „blotz aus dem Reich" nach Berlin ge-
kommen sind, werden als richtige Olympiagästc be.
handelt und Las macht uns die Derliner von Tag
iü Tag sympathischer.

Dkoxe knobelt

Vor kurzem haben wir von der alkholfreien Var
>w olympischen Dors erzählt. Ecstern haben wir
vuf Anratcn eines erfahrenen Mannes nun die
«portbar Berlins bcsucht. Da gibts zwar auch

Orangeade und sonstige Säfte zu trinken, aber es
wird meist wenig Eebrauch davon gemacht. Denn da
sitzen neben Len eigentlichen Sports leuten, die
sich mit alkoholfreien Eetränken begnügen auch viele
Sports freunde, die lieber etwas Kräftigeres trin.
ken. Diese Sportssreunde sind manchmal ganz be-
rühmte Leute vom Film, vom Theater, aus dem
Wirtschaftsleben. Sie treffen hier ihre Freunde vom
Voxring, vom Turf oder vom Automobilsport. Eine
lustige Gemeinschaft von lebhaften jungcn und jung.
gebliebenen Menschen findet stch da immer zusammen.
Die Sportsleute bezeugen ihre Anhänglichkeit oft mit
kleinen Geschenken, mit Bildern oüer gar mit irgend-
welche Siegestrophäen. Auch fcne, die nicht hier ver.
kehren, die aber im Olympiajahr besonders grotze
Verdienste um den deutschen Sport errungen haben,
sind hier verewigt. Man hatte uns gcsagt, datz wir
da eine ganz mteressante Sammlung finden würden.

Tat'ächlich staunten wir auch, als wir den ori-
ginellen Wandichmuck sahen. Da hängcn am Ehren-
platz drei Paar Boxhandschuhe. mit denen Max

Schmeling seine Kämpfe bestritt (u. a. ein Paar vom
Kampf gegen 2oe Louis), Baiers Schlittschuhe, mit
denen er die goldene Medaille erlief, glitzern da-
neben.

Birger Ruud will ein Paar Skier für die Ski-
ecke stiften, in der Vilder von Christel Cranz und
Franz Pfnür einen Ehrenplatz einnehmen. Wäh-,
rend wir uns so umgucken, sage ich plötzlich: ,
Mensch, da sitzt ia Schmeling. Die anderen können
nicht in meine Blickrichtung sehen und meinen, ich,
würde „pflaumen". Schlietzlich bequemen ste sich >
zum Aufstehen und. . . tatsächlich, da sitzt er also
doch. Er spielt mit Freunden, zu denen auch der
Besitzer dieses originellen Lokals gehört, jenes
schöne Männerspiel mit dem Würfelbecher, das
jeder unter dem NaMen „Knobeln" kennt. Ein
Bekannter schleift uns sogar zu ihm hin, macht
uns bekannt aber wir habcn auch unseren Stolz
und wollen nun nicht zum hundertsten Mal die be-
rühmten Fragen „wie war der Kampf" usw.
stellen. Schmeling sieht sehr erholt aus. Macht

Ist Spvrlckion l-u!s IH-mntdons'ekrer von ItKg,
^ mit cter 8i.ec.Ii sed > dlannsodatt In 8 e r c i n

Etes, unck an clvi-on Spitrv Im ctirenmal Untee
>-In^«n «>nsn Kranr nleclei-losts. «out« «leck
* »«m kübr«r «lnen velrveel« tidsrroioN«,

r«ei Sport-SterntlüUe Im reioben cker fünk pinUS

e!n nationsior unck ein intsi-natlonaloi' IVettbewert,, encketen in ckieson lasen »uf cksm neuen 8ei"!ner
SportNukIiafen NsnASckorf. Unser Siick reigt cken veneral ckce I-iiesei- IV! i I o Ii !m Lsspräod mit ckem
voraussivbtlivden Slesei- «auptmann 5reifi«rrn Speolc von Storndurs (linäs)

Oie feierliche Eröffnung durch den Führer

Oas Tagesprogramm am August

Uhr

7.35 Erohes Wecken durch die Webrmacht.

9.15 Abfahrt der Mitglieder des Jnternatio-
nalen Olymvia-Komitees und des Or-
ganisationskomitees vom „Hotel Adlon"
zum Dom und zur Hedwigskathedrale.

10-10.45 Eottesdienst

9.30 Eintrefsen von 1000 Angehörigen des
Jnternationalen Svort-Studentenlagers
und von 780 Angehörigen des Jnter-
nationalen Jugendlagers auf dem Lehr-
ter Bahnhof.

10.45 Ein Ehrenbataillon der Wehrmacht. be-
stehend aus zwei Komvanien des Hee-
res und je einer Komvanie der Luft-
wafse und der Kriegsmarine. trctt vor
dem Ehrenmal an. _

11.00 Die Mitglieder des JOC. und OK., die
inzwischen am Zeughaus eingetrosfen
sind, marschieren mit dem Kommandan-
ten von Berlin unter Führuna des Era-
sen Baillet-Latour die Front des Ehren-
bataillons ab. Eras Baillet-Latour und
Mitglieder des JOC. und des OK le-
gen am Ehrenmal Kränze nieder. Vor-
beimarsch des Ehrsnbataillons am Eh-
renmal.

11.30 Die Mitglieder des JOC. und des OK.
begeben sich durch das Snalier zu Fuh
zum Emvsang im Alten Museum. Dort
Begrüimng durK den vreuhisK"n Mini-
steroräsidenten Eeneraloberst Eöring.

12.00 Ausmarsch von 29 600 Mitgliedsrn der
Hitlerjugend. des DeutsKen Fungvolks
und des Vundes Deutscher Mädel zur
Jugendkundaebung im Lustgarten.

12.15 Noch Veendigung des Fabneneinmarsches
grünt der Reichsiuoendführer Valdur
v. S K i r a K im Namen der deutschen
Jugend die Fuaend der Welt. Nocb ibm
iorschen R--ichssoortführer von' Tscham-
mer und Osten und ReiKsminister Rust.
Darauf n-mmt Reichsminister Dr. Eoeb-
bels das Wort.

12.50 Eintreffen des olnmvisch-n Feuers im
Lustgarten. EntsaKung des olymn'sKen
-reuers auf dem Altar vor dem Alten
Museum und dem Altar vor der Fah-
nenwand mit den Fabnen oller an den
OlymvilKen Evielen beteiligten Natio-
nen. Die HiNeringend Lütet da» Feuer
bi, um 16.00 Ubr.

13.00 Nach Beendigung der Feier im Lustaar-
ten fahren die Mitglieder des JOC.
und des OK. über die südliche Fahrbabn
der Strahe Unter den Linden und die
Wilhelmstrahe zur Reichskanzlei, wo der
Emvfang beim Führer stattsindet.

15.00 Fabrt des JOC. und des OK. von der
Wilhelmstrahe zum Elockenturmplah.

15.15 Fahrt des Führers und des Reichs-
kriegsministers zum Elockenturm.

16.00 Das olymvische Feuer wird vom Lust-
garten ins Stadion gebracht.

Der Führer betritt mit den Mitglie-
dern des JOC. u. des OK. das Stadion.

Veginn der Erösfnungsfeier im Stadion
Programm:

Deutschland- und Sorst-Weffel-Lied.
„Olymvia-Fanfaren" von Hcrb, Windt.
Auf das Kommando: „Heiht Flagge!"
werden von der Abteilung der Krieas-
marine unter dem Eeläut der Olymnia-
glocke auf sämtlichen Masten des Sta-
dions die Flaggen der an den Olymvi-
schen Svielen beteiligten Notionen ge-
biht. Die MannsKaften marsch'eren ein
Eriechenland an erster. Deutschland an
letzter Stelle.

Varon Coubertin svricht.

Ansprochs des Präsidenten des Organi-
sationskomitees Exz. Lewald.

Dex Fjih--er eröffnet die X I. Olympischen
Spiele Verlin.

Die Olnmviaflagae wird geb'ht.

Eine Abteilung Artillerie schieht Salut.
Zur gleichen Zeit werden 30 000 Brief-
tauben aufgelassen.

„Olnmvio-Fanfaren" von Panl Winter.
„Olvmpische Hvmne" von Rich Strauh.
Lauf des Fackelläufers durK das Sta-
dion. Entzünden des olymvischen Feuers.
Dem Führer wird vom Moratbon-
sieger von 1896. L o u i s. der Oelzweig
von Olnmvia überreicht.

Der Vertreter der deutschen Mannschost.
Jsmayr, leistet den olymvischen Eid.
„Halleluia" von Händel.

Äusmarsch der Teilnehmer.

Lbsahrt de» Fübrsr«.



FcmeriNas sonwimmXünsn
ist ckie 13jät>ri8e l'urn sprinserin Msrjorie L e s t-
ri«8, ckio bior von idrom 1'rsiner ssrsck vocki»
ietrto LnvieisunASn bekommf

Fotos: Scherl-Bilderdienft

einen frischen und elaftischen Eindruck und ist im
übrigen viel weniger wuchtig oder gar massig als
wir ihn uns vorgestellt hatten.

Bald macht er Schluh mit Knobeln, geht zu sei-
nem Wagen, den er als Geschenk aus Amerika mit-
bekam, und fährt mit schneidigem Tempo davon.
Wir und die anderen paar Eöste, die zufällig her-
eingeschneit kanien, haben natürlich einen Mords-
spatz daran gehabt, Schmeling zwnr in der Sporr-
bar — aber sonst ganz „biugerlich" gesehen zu
habe-- , x.

Deim besten Fahnenfchwinger
der Wskt

Franz Hug siirKtet kick vor dem Wind

Berlin, 81. Äuli

Wir wuhten. dah der bcste FahnsnsKwinaer d«r
Welt. den das olymviiKs Organiiationskomitee
einqeladen batte. am Eröffnunastaae beim Ein-
marick der Nationen und abends beim Festsviel
die olymviicke Fabne zu ickwinasn. in Berlin em-
getroffen war. Dieier FabnsnsKwinaer ist so be-
rükmt aeworden. dah wir Franz Hug aus Luzern
im olymnisKsn Dori aussuckten. um uns mit ihm
einmal übsr die Fertigkeit des FahnensKwingens
zu unterhalten.

Esrade als wir beim Attackee der Sckweizer
Olymviamann'sckaft uns nack Franz Hug erkundig-
ten. stand der arohe blonde Sckwe"er mit seiner
blauen Äacke und dsm Sckweizer Wavven auf der
Vruit vor uns. Er ist zum eriten Male in der
ReiKshauvtstadt und kommt natürlick aus dem
Staunen nickt beraus. Franz Sua ist von Bsrui
Briefträaer in Luzern und hat ickon in frühen
Äahren das Fahnenickwinaen mit eincr Voll""^""a
gekonnt. lo dah er seit 10 Äabren in seiner Heimat
unaesKlaaen ist. Damit wurde er zum besten
Fabnensckwinaer der Welt. war aus der Weltaus-
stelluna in Brüffel. zeiate das Fabnensckwinoen in
der Albert Sall in London. fübrte es in Paris.
in Barcelona. in Lüttick und Aniwerven vor. und
brackte es sckliehlick zu einer solcken Vollendunq.
dah ibn das Olymv'sKe Organisationskomitee nach
Verlin einaeladen hat.

Franz Sua kam in Vealeituna seiner 66iäbri-
aen Mutter. Er iloq mit ihr aus Einladurg der
Lustbama dieser Taae in einer dreimoto-'aen
Äunkers über Berlin und er ist davon so beaeistert.
von die!em eriten Flua seines Lebens. dah er
aerne einmal eine aröhere LuftreHe macken —"Kte.
Als wir mit ibm durcks olymviicke Dorf nack dem
Sause Koblenz aeben. wo er zunäMt der einzige
Gait war. da erzäblte er uns reckt intereffant von
dem Fabnensckwinaen. Die Fabne. die er am Er-
öffnnnastaa zu sckwinaen bat. j-st 1.50 Mtr. breit.
Seine einziae Sorae ist der Wind: denn die aewal-
tme Fabne bietet eine arnhe Anari'is'lnKc und
bei starkem Wind ist natürliK das FabnensKmjn-
aen auherordentliK sckwer. Fram Sua ist beut«
36 Äabre alt und übt diesen eidacnössiscken Volks-
brauck seit 10 Äabren aus allen Sckminofesten der
Sckweiz. Wo er erfMcn. bei den Sckwing- und
Aelvlerfesten seiner Heimat, da blieb er auck
Sieaer.

Er ist ia so glllcklick. dah er nun DeutsKlands
Reicksbn„M'stadt kennen lernt. Lber d'« er sckon il
viel aeleien bat. Än den wen'"en Tagen seinek
Aufentbalt-°s bat er mit seiner Mutter. fiir die et
auck eine Ebrenkarte zum Stodion bat. kreuz nnd
auer Verlin durckwandert. Dr„uhen in seinem
ZimmerKen zeiat er uns feine Riesenfobnenftange
und erklärt uns das Fnbnenschminaen. Er bat bei
den bisberiaen Proben zum 8iestir>iel einen kl-'nen
E'ndruck des aewaltiaen EelKebens erbalk-" das
stK om Eröf'nunnstage aus dem Reicks>vortf;ld
„bivielen wird Eines bat «r fckon in den weni„en
Taaen iei„->s Berliner Ausenib-altes berausaesun-
den. nämlick. dah manckes in DeutiMand anders
ist. als m"n es in einem Teil der Sckweizer Zei-
tunaen liest.

Franz Hua ist ein besckeid>>ner Svortsmann. der
ffck aber wie ein kleines Kind aui die Kämvfe
freut. Wenn er dann m'cder lu -?>'>'!!? Luzern
trevoaus. trevvab di« Poff aus-trö„t. dann wird er
nock lanae an die olymviscken Taae von B-rlin
zurückdenk"n: denn ffe merden sickerlick sein aröhte«
Erlebnis lein nnd bleiben. L.V,
 
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