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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0827

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«erkag unb H«rauSg-»«i verlag BoIkSgemktnschast H-Id-Iberg. Haudtstr IA/IA. «ammek.

vr. Z22S. Schristleilung: Brunnengaffe 20/24, gernrus 3740. Die .Vnlksgemeinschast" -rscheint 7 mal
knchentlich und kastet monatlich 1.70 RM. bei Trögerzustellung 3k> Vig . bei Vostzustellung 42 Vsg. mehr.

tzst bie Deitung am Srscheinm sanch burch hbher« »ewalts oe.^tnbert, bestefft kein «nsffruch aus Ent-

schädjgung. ilbbestellungen müffen biS IpätestenS 25 d. M. sür den solgenden Monat direkt beim Verlag
eiugereicht werden. ilusichlietzlicher Serichtsstand Heidelberg. Anzeigenpretse laut austiegendem Taris.

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Generalangriff aufLrun
und Gan Gebaffian

Gchwererkämpfter Vormarsch -er Militärgruppe im Nor-err

Hendaye. 26. August

- Seit Mittwoch morgen sieben Ubr donnern an
der Front von Jrun — San Sebastian ununter-
brochen die Eeschützsalven der nationalistischen
Truvven. Obwohl dichter Nebel jede Sicht aus
Lber tausend Meter unmöglich macht. »nd der
starke Bodennebel besonders die Fliegertätigkeit
sehr behindert, haben die Luststreitkräfte der Mili-
tärgruvve doch den ganzen Vormittag Lber das
rote Gebiet mit zahlreichen Vomben belegt.

Jn den Mittagsstunden scheinen gröhere Flug-
reuge eingegriffen zu haben. was aus dsm Moto-
rengeräusch und den wesentlich grötzeren Bomben
»u erkennen ist, deren Einschläge nahe der franzö-
sischen Erenze liegen. Jn Hendaye zittern die Häu-
ser von dem Ervlosionsdruck, und das ungeheure
Krachen der Einschläge bcunruhigt die Einwohner-
schaft. die sürchtet. daß sich eines dieser Flugzeuge
bei der schlechten Sicht irren und Bomben auf
französisches Eebiet fallen lassen könnte.

Das Maschinengewehr- und Jnsanteriefeuer.
das von zahlreichen Handgranatenexplosionen be-
gleitet wird. kommt von den Jrun vorgelagerten
Bergen langsam. aber ständig näher. Schätzungs-
weise dürften sich die Legionäre im Nebel bis auf
etwa zwei Kilometer an die Ortsgrenze von Jrun
herangearbeitet haben. Man nimmt an. dab es
sich bei den Kämpfen um den Beginn des schon
seit längerer Zeit angekündigten Grohangriffs der
Nationalisten auf die Front Jrun — San Seba-
stian handelt. Auch aus der Richtung von San
Sebastian ist der Donner schwerer Einschläge zu
hören.

600 Marineoffiziere ermordet

Lissabon. 26. August

In seiner Abendansprache über den Sender Se-
villa meldete General Queipo de Llano am
Dienstag, dah die ^lufräumungs- und Säuberungs-
mahnahmen im Bergwerksgebiet von Rio Tinto,
das sich bekanntlich völlig in der Eewalt der Kom-
munisten und Anarchisten befand. grohe Fortschritte
gemacht hätten. Mit wenigen Ausnahmen befän-
den sich jetzt alle Bergarbeiterdörfer in den Hän-
den der Militärgruvve.

Don der Euadarrama-Front berichtete der Ee-
neral. daß Eeneral Mola die Wasser-
zuleitunsen nach Madrid beherrsche.
Er wolle jedoch mit Rücksicht auf die Zivilbevöl-
kerung der spanischen Hauptstadt die Wasserzusuhr
nicht abschneiden. denn Barbareien wolle das Na-
tionalheer nicht beaehen. Jm übrigen seien am
Dienstag an der Euadarramo-Front zwei Kom-
mandanten der Euardia Civil mit ihren Truppen
zu den Nationalisten übergegangen.

Weiter machte Eeneral Queivo de Llano die
Mitteilung, dah fast Küv Ossiziere der Mar«ne-
station in Cartagena, die sich gegen dic Marxiiten
ausgelebnt hätten, mit Steinen um den Hals ins
Meer geworfen worden keien.

Der Eeneral bestätigte dann die Vombar-
dierung von Cadiz durch Flugzeuge der Ma-
drider Regierung. wobei drei Kindet getötet wor-
den seien. Auch Eranada sei am Dienstag erneut
durch Regierungsflugzeuge mit Bomben belegt
worden. Der dort angerichtete Schaden sei jedoch
gering gewesen.

Jn Asturien hätten die Nationalisten den Ort
Cangas de Tineo besetzt und die Marxisten in die
Fluckt geschlagen.

Täglich 4-S00 Ermordungen

Sendaye, 26. August

Die Nichte des Eeneralsekretärs der spanischen
saschistiichen Partei traf aus Madrid in Hendaye
ein. Es war ibr gelungen. am Dienstag die spa-
nische Hauptstadt zu verlassen, nachdem ihr die
Polizei mitgeteilt hatte. dah ihr Mann. Fernan-
dez Cuesta. am Montag hingerichtet worden s»i.
Diese im tiefsten erschütterte Frau gab ein Bild
von dem Treiben der Anarchisten in Madrid. an
dessen Richtiokeit nicht geZweiselt werden kann.
und das alle Norstellnngen überscbreitet Die Anar-
chisten seien, so berichket sie, znsommen mii den
Kommunisten die alleinigen Herren der Stadt.

Mit einer Planmäßigkeit, die in Erstaunen ver-
setze, würden jede Nacht und teilweise sogar am
Tage alle irgendwie verdächtig erscheinenden Per-
sonen aus ihren Wohnungen geholt und erschossen.
Man würde nicht fehl gehen. die Zahl der aus diese
Weise täglich Ermordeten auf 400 bis 800 zu
schätzen. Wenn das weitergehe, bleibt iiberhauvt
kein Bllrger mehr am Leben, der nur halbwegs den
Eindruck mache. zu den „besitzenden" Klassen zu ge-
hören.

Bomben auf I^egierungsschiffe
in Malaga

London, 26. August

Der Rundsunksender der Militärgruppe in
Sevilla teilte einer Reutermeldung aus Echral-
tar zufolge mit, dah die einer britischen Eesell-
schast gehörenden Rio Tinto-Eruben von den
Truppen der Nationalisten besetzt worden sind.
Widerstand wurde nicht geleistet.

Ferner wird gemeldet, datz die im Hafen von
Malaga vor Anker liegende Regierungsflotte von
zwei Erotzflugzeugen der Militärgruppe am Mitt-
wochnachmittag mit Bomben belegt worden ist.

LlGA protestiert in Madrid

Washington, 26. August

Die amerikanische Regierung hat durch ihren
Eeschäftsträger der Madrider Regierung eine

Neiokispsrteitss-ktautsn kurr vor ckor Vollsnckuns. Schcrl-Bttderdlenst

NiLSl^s Trttrünonbauton sinck auf ckor roppolln-iVIeso errivsttot «orckon.

scharse Note überreichen lassen. In ihr wird auf
das Bestimmteste erklärt, datz Amerika den Schritt,
durch den die marxistische Regierung akle Häfen
in Spanien/Spanisch-Marokko, auf den Balearen
und den Kanarischen Inseln als unter Blok-
kade befindlich erklärt und sremden Han-
delsschiffen unter Schutzwarnung den Zutritt ver-
weigert, unter keinen Umständen aner-
kennen könne. Bei allem Verständnis fllr die
gegenwärtige Lage müsse die amerikanische Regie-
rung betonen, datz nach völkerrechtlicher llebung
eine Blockade tatsächlich und wirksam durchgeführt
sein müsse.

Furchibare Zustände m Madrid

Mgierung ohne Oisziplinargewalt — Azana nach Valenzia abgereist

Hendaye, 26. August

In der spanischen Linkspresse häufcn sich die
Ermahnungen und Anfruse zur Ausrechterhaltung
der Disziplin, zur Zukammenarbeit und zur Ver-
meidung von Rioalitiiten, die letzten Endes nur
den Nationalisten zugute kämen. Aus dicsen be-
sorgten Ausrusen ergibt sich immer deutlicher cine
weitere wekentliche Lockerung von Ordnung und
Disziplin auf seiten der Roten.

Diese Tatsache geht auch aus einem Artikel des
Sozialistenführers Prieto hervor, der dringend
einen gemeinsamen Oberbefehl für die Streitkräfte
der Madrider Regierung verlangt und die zusam-
menhanglofen Einzelaktionen vieler Unterführer
aufs schärfste verurteilt. Aehnliche Schlohfolgerun-
gen ergeben sich auch aus einem Aufruf der anar-
chistischen Gewerkschastsorganiiation L.N.T.. die
ihre Mitglieder dringend ausfordert, alle über-
slüssigen Waffen abzuliefern, damit diese an die
Front geschickt werden könnten. wo sie, ebenso wie
Munition, dringend benötigt würden. „Mit Ma-

schinengewehren im Kasfeehaus zu sitzen", so heiht
es in diesem Aufruf, „sei eines roten Kämvfers
unwürdig: alle Männer gehörten an die Front."

Jn diesem Zukammenhang ist die Schilderung
eines aus Madrid geslohenen Ofsiziers über Zu-
stände in der spanischen Hauvtstadt interessant.
Diekem Bericht zufolge sollen in Madrid drei
verschiedene „Tschekas" berrschen. die ganz
nach eigenem Eutdünken verfahren und wahllos
jede Nacht Verhaftungen und Erschiehungen vor-
nehmen. Die Regierung sühre nur mehr ein Schat-
tendasein und werde völlig von den Anarchisten
beherrscht. Der Staatsvräsident sowohl wie einige
unbeliebte Minister seien ständig von roter Miliz
bewacht. um ihre Flucht zu verhindern.

Aus La Coruna wird gemeldet. in Vaena seien
Krankenschwestern des dortigen Hospitals von den
Marxisten ermordet worden. Radio Sevilla er-
klärte, dah Präsident Azana Madrid verlassen und
sich nach Valencia begeben habe.

Sowjet-GM regiert...

„Trotzkisten-Nester" im Moskauer Staatsverlag

Moskau, 26. August

Die Sowietpresse ist in den letzten Tagen ooll
von Nachrichten und Zuschriften aus allen Teilen
der Sowjetunion, in denen neue „Entlarvun-
sen" von Angehörigen der ehemaligen Rechts-
oder Linksopposition gemeldet werden. Jn den
meisten Fällen wurden gegen die Betresfenden
Diszivlinarverfahren eingeleitet. Allein in den
Moskauer Vlättern konnte man in den letzten Ta-
gen 119 Fälle zählen, in denen gegen oft mahgeb-
liche Parteimitglieder wegen angeblicher ovvosi-
tioneller llmtriebe vorgegangen wurde. Der
„Prawda" zufolge soll die EPU in Pjatigorsk
im Nordkaukasus in diesem Zusammenhang sogar
sowietfeindliche Aufruse gefunden baben.

Di« „Prawda" deckt i» ihrer Mittwochausgabe sei".

„T r o tz k i st e n - N e st e r" im Moskauer Ver-
einigten Staatsverlag auf. Vekanntlich war der
srühere rechtsoppositionelle Tomski. der dieser Tage
Selbstmord verübte, Leiter des Staatsverlages.
Nunmehr bezichtigt die „Prawda" den Leiter des
sozial-ökonomischen Sektors des Staatsverlages.
Tardyj, dessen Stellvertreter. Milejkowski,
ferner den Sekretär Radeks, Tiwel. und den
Rektor der Moskauer Universität, Fricdland.
sowie zahlreiche andere im Staatsverlag tätige
Personen oppositioneller llmtriebe und des Mih-
brauches von Verlaasgeldern. Das Blatt betont
dabei, dah „die Liste der Parteifeinde und der
zweifelhaften Elemente. die in dem Verlag Unter-
schluvf gefunden hätten, noch lange nicht erschöpft

„Grundsahtreue"

Der Marxtsmus hät es 'von jeher verstanden,
die „T a kt i k" bei der Erreichung seiner unter-
irdischen Ziele über alles zu. stellen. Als man
den. Frack noch nicht angezogen hatte und sich in
Eenf noch nicht zu Hause fühlte, war bekanntlich
der Völkerbund die „verrufenste und verworfenste
kapitalistische Räuberhöhle", von der die gesamte
Sowjetpresse der russischen Millionenbevölkerung
vorzupredigen wutzte, datz hier das grotze Kom-
plott gegen den „Staat der Arbeiter und Bauern"
geschmiedet wurde. Frankreich war nahezu
ein Jahrzehnt hindurch der von den roten Macht«
habern bestgehatzte „Handlanger des räuberischen
westlichen Kapitalismus". Man könnte Bände mit
sowjetrussischen Zeitungen füllen, in denen alles in
den Kot gezerrt ist, was dem französischen Volke
auch heute noch heilig ist, und in denen die fran-
zösische Armee mit Schmeicheleien bedacht ist, wie
sie nur noch im kommunistischen Jargon wiederzu«
finden sind.

Aber diese chamäleonhaften Wandlungcn, die
der Bolschewismus jeweils mit überraschender
Schnelligkeit durchmachte, erstrecken sich auch auf
alle anderen „Grundsätze", die in Moskau gepre-
digt werden, und die von hier in alle Welt expor-
tiert werden sollen. Der Weltpazifismus, drw sich
das bolschewistische Rutzland zurechtgeschustert hat,
soll zunächst auf den Spitzen von Millionen Ba-
jonetten der Welt nach dem Muster Spaniens zu
ihrer Beglückung gebracht werden. Der sowjet-
russische „Pazifismus" stellt sich noch immcr in der
Summierung von Tanks, Bombengeschwadern und
allen technischen Errungenschaften der modernen
Kriegsindustrie vor, ganz zu schweigen davon, datz
alles andere, wenn diese sowjetrussischen Waffen
schon nur dem „wahren Frieden" dienen können,
selbstverständlich nur nackter und blutiger ,,Jm«
perialismus" sein kann.

Diese jüdisch-bolschewistische llmkehrung aller
Begriffe feiert auch im Augenblick wieder Orgien,
und zwar in einer Weise, die belustigend wirken
mützte, wenn sie nicht wiederum ernstliche Gesahren
in sich bergen würde. Wie verschiedene französische
Blätter berichten, haben die Ereignisse in Spa-
nien keineswegs irgendeine „yrundsätzliche" Aen-
derung der Haltung des französischen Marxismus
gegenllber der alten französischen Militärpolitik
gebracht. Der französische Bolschewismus hält nach
wie vor die Kriegsdienstverweigerung
für ein durchaus passables und vernünftiges Mit-
tel, dem „kapitalistischen System" in den Rücken zu
fallen. Selbst Herr Jouhaux soll erklärt ha-
ben, datz ein Krieg mit Waffengewalt verhindert
werden mützte, wenn er nicht der „Arbeiterklasse"
(lies: dem Moskauer Bolschewismus) diene.

Pazifismus und Kriegsdienstverweigerung also,
da wo es richtig erscheint, der eigenen Nation und

dem eigenen Volk in den Rücken zu fallen--

aber Waffen für den bolschewistischen Mord in
Spanien. Datz diese verbrecherische Begriffsver-
wirrung, die der vernichtende Erfolg der bolsche-
wistischen Propanganda ist, nicht allein in Frank-
reiche Triumphe feiert, zeigt aber noch ein andere»
 
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