Lsiis 4
„Dottsgemeinschafk*
Dienstag. de» L«. Okt-»««tdS»
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blsek smtliekem IVlstei'IsI russmmsngestsllt von ^ellsi'
1S.
0sf Sslksn — ris» 2>sl risi^ Komintsrn
Der Nährboden der dolsihewistisKen Revolution
war die matxistisch« Jnternationale. Der Krieg
versehte der Jnternationale den Todesstoh, aber
der zur Macht gelangte Bolschewismus sorgt« um
ihre Wiedergeburt.
Am 2. März 1919 versammelten fich in einem
der Kreml-Säl« eine Gruppe Bolschewisten, mei«
stens aus Ruhland. einige wenige aus dem Aus-
lande. Sie beschlossen, eine ..Kommunistische Jn«
ternationale". die „Dritte Jnternationale", zu
schafsen. Der Augenblick schien gut gewählt — in
ganz Mitteleuropa loderten die Flammen des
Aufruhrs. des Klassenhasses, der Zerstörung alles
Bestehenden. Das Gebäude der alten Gesellschaft
wankte. immer breiter klafften die Risse in ihm,
es zu vernichten. schien ein leichtes zu sein.
Das verderblich« Unterfangen der Komintern
Wihland. Ungezählt waren die vom Bolschewis-
mus unternommenen Versuche, in Europa zur
Macht zu kommen. Jn Deutschland. Jtalien.
Oesterreich. Ungarn, den Randstaaten. dem Bal-
kan, überall waren die Sendboten der Komintern
tätig, überall stifteten sse Unruhe und Streike,
Mord« und Plünderungen an. Ueberall erwies es
fich jedoch, dah die innere Widerstandsfähigkeit
der Menschheit gröher war, als man es im Kreml
anaenommen hatte.
Gegen End« des Jahrer 1921 wurde es klar.
dah mit einem baldigen Sturz des „Kapitalis-
mus", dah mit einem bevorstebenden „Sieg der
vroletarischen Weltrevolution" nicht mebr »u rech-
nen war. Die Komintern schritten nicht an der
Svitze der Werktätigen, die sich ein neues Leben
erobern wollten, nein. — sse war nicht mehr als
di« Aufrührerin von haltlosen Jntellektuellen,
von «inigen verzweifelten Arbeitslosen, von ftäd-
tischem Mob und arbeitvscheuem Gesindel. Die
Führer waren nicht aufrechte Kämpfe für die
..Ausgebeuteten", sondern jüdisch« Politiker. Kaf-
seehausliteraten und skruvellose Abenteurer. Mit
einem Wortt die Komintern war und ist keine
.Massenvartei", sondern nur ein Haufen von Ver-
Wwörern gegen die Menschbeit.
Jm Jahre 1923 zerflatterte die grohe Sofsnung
der Komintern in Nichts — eine Revolution im
Inflations-Deutschland. Das deutsch« Volk erwies
ssch als »u gesund für den Kommunismus. man
muhte ssch nach anderen, „schwächsten Eliedern des
Kavitalismus" umsehen, wo man den Hebel an»
ketzen konnte. Die Wahl fiel aus den Balkan. wo
nicht nur soziale, sondern auch schwerwiegende
nationale Eegensätze aufeinander prallten. Die
„Aktion" sollte in Vulgarien anfangen, da, von
einem sechsjährigen Krieg und von der Niederlag«
zerrüttet war, von dort auf den Lbrigen Balkan
übergreifen, wo man einstweilen die Revolution
bis auf bessere Zeiten zurückgestellt hatt«.
Mit allen Mitteln sollt« nun der Balkan revo«
lutioniert werden. Mit allen Mitteln — das be-
deutet, dah man nicht nur di« Methoden der
Propaganda des bewasfneten Aufstandes verwen»
den wollte, sondern auch dieienigen des Terror».
Für den Terror war aber die Tscheka zuständig.
diese Svezialorganisation für die Ausrottung An-
dersdenkender. Demgemäh stieg auch die Vedeutung
der Tscheka, so wurde einer der wichtigsten Fak-
toren. das schärfste Werkzeug der Komintern.
Nichts wäre falscher, als zu glauben. di« Tscheka
bestebe aus lauter brutalen Mördern und Hen-
kern. Nein, es gab und gibt dort eine Menge
gebildeter und kluger — wenn auch gewissenloser
— Menschen. die eine in ihrer Art unübertroffene
Organisation schufen, jedenfalls die einzig« Be-
hörde der Sowjet-llnion, wo weder der übliche
Schlendrian, noch der alles tötende Sowjet-Büro-
kratismus herrscht.
Ein französsscher Kommunist, der Eelegenheit
hatte. in das Jnnerste der Tscheka einzudringen,
erzäblt. mit welcher Methodik die Tscheka an ihr
Werk geht. Alle Hilssmittel der Technik. Wissen-
schaft und Organisationskunst stehen der Tscheka
»ur Verfügung, sie besitzt eigene Laboratorien.
riesengrohe Diagramme und Karten geben ge-
naueste Auskunft über das Netz der Komintern«
Stützpunkte, der Svionage-Zentralen und -ab-
teilungen, der Waffen- und Svrengstoff-Nieder-
lagen in der ganzen Welt. Zu diesen Hilfsmitteln
gehört eine genaue Klassifizierung aller Terror-
und Kampfmittel, und in der historischen Ab-
teilung ssnd Karteien vorhanden. die eine er-
schöpfende Auskunft über alle bisher stattgefun-
denen Terror-Akte enthalten.
Eins dieser Karteiblätter enthält die Eeschichte
der Ervlosion im Hotel Bristol in Petersburg am
11. März 1908.
Kurze Zeit vor diesem Tage hatte sich im
Hotel ein hiibscher, lustiger und beweglicher junger
Mann mit Ichwarzem Haar und sinnlichem Mund
einauartiert. der einen englischen Pah auf den
Namen Mac Kellog vorweisen konnte. Er erhielt
wenig Besuch, und das Licht brannte bei ihm bis
in die späte Nacht. Was er da so allein trieb,
»bnte kciner.
Mehrere Stunden vor Morgengrauen ertönte
am 11. März eine furchtbare Ervlosion. Sämtliche
Fenster des Hotels wurden »ertrümmert. alle
Türen aus den Angeln gerissen, eine grohe An-
zahl von Menschen verwundet.
Die sofort herbeigeeilte volitische Polizei fand
hald heraus, datz das Zentrum der Exvlosion im
tzimmri dkM »Ensläkrders" lag. Es mutzts dort
ein« ungeheure Masse Dvnamit gesprengt worden
sein. Jn einer Ecke fand man di« rechte Hand
Kellogs, die eine klein« Metallröhre fest umklam-
merte. Der übrige Körver war vernichtet. überall
klebten kleine Fetzen von Haut, Fleisch und Ge-
hirn ....
Es wurds folgendes festgestellt: der angebliche
„Engländer" war der Jude Mar Schweizer. Mit-
glied der Terroristen-Organisation. an deren Evitze
Asef und Sawinkow standen. Seine Aufgabe be-
stand in der Vorbereitung eines Attentats am
11. März, am 21. Jahrestag« des Mordes an dem
Zaren Alexander II. Jn der Kirch« der Peter-
und-Paul-Festung sollt« ein feierlicher Eottesdienst
stattsinden, an dem der Zar, die gesamte Regie-
rung. sowie die Spitzen der Militär- und Zivil-
verwaltun« anwesend sein würden. Der Plan der
Terroristen bestand darin. die ganze Kirche in
die Lust zu sprengen und dadurch sämtlich« Mit-
glieder der Regierung zu töten.
Wenn dieser Plan mihlang. so nur infolge
iraend einer Unvorsichtigkeit Max Schweizers.
wodurch das in seinem Zimmer befindlich« Dvna-
mit sur Exvlosson gebracht wurde.
Der Tschekist, der dieses Karteiblatt durch-
gelesen hatte. sing an zu überlegen.
..Ein durchaus brauchbarer Eedanke". meinte
er nachdenklich. machte sich Notizen und schickte sse
in die Abteilung, die neue Jdeen »u bearbeiten
hatte. So war der Plan geboten. die Kathedrale
„Sweta Nedelja" in Sofia zu sprengen.
QesekLfts clen Komintei'n
Seit 1921 enlwickelten alle ausländischen Or-
gan« der Komintern «ine rege Tätigkeit. Jm
mondänen Kurort Baden in der Nähe von Wien
oersammelte ssch ein« „illegale Balkankonferenz".
Anwesend waren di« Wiener Jüdin Rutb Fischer.
der „Vulgar«" Mark Friedmann. ein Neumann.
ein Kreibich. «in Eoldstein und andere derselben
Sorte. Dort wurden die endgültigen Pläne aus-
gearbeitet, di« »ur Revolution in Bulgarien
sühren sollten.
Die Erundzüg« des neuen Feldzuge, des Kom-
munismus waren: verstärkte Propaganda in Bul-
sarien, insbesondere Ausnutzung der starken Eä-
rung tn Bauernkreisen, Zersetzung der Armee.
Vildung bewaffneter roter Kräft« in Form von
„Fünfergruppen". Schmuggel von Wasfen. Die
oberste Leitung sollte in Verlin sstzen. an ihrer
Spitze stand ein verdienstvoller Tschektft. Dr. Leo
Eoldstein. ein Vetter von Litwinow. Das Wei-
marer Deutschland war voller Wohlwollen zu der
Sowjet-Union. Jn Moskau operierte man ersolg-
reich mit dem Phantom de, kommenden gran»
diosen ..Ruhland-Geschäst«»". und das deutsch«
Bürgertum lieb ssch immer wieder blenden. Man
lieb die Sowjet-Leute alles machen. was ss« woll-
ten, denn bei jedem Versuch, ihnen näher auf die
Finger ru sehem. taten sse böchst beleidigt und
sprachen in dunklen Worten vo« einer „Ver-
gebung der Aufträg« an ander« Länder". Da»
genügte, — um Eotteswillen blotz das Ruhland-
Geschäft nicht verderben! Aus diesem Geschäft ist
niemals etwas Dauerhafte, geworden. aber die
Komintern genoh voll« Bewegungsfreiheit in
Deutfchland. — llnd sse nutzt« sse weidlich aus!
Und so kam es, dah Eoldstein seinr Gmissär«
nach Vulgarien unter der Maske von Jngenieuren.
Wissenschaftern, Handelsvertretern, Aufkäufern von
Tabak oder Rosenöl. kurz, in jeder Derkleidung
und unter jedem Vorwand, zu Hunderten schicken
konnte. Si« kamen nach Vulgarien nicht heimlich,
sondern mit ordnungsmähigen Pässew. mit Emv-
fehlungen und Referenzen Berliner Banken, die
mit Sowjet-Eeld arbeiteten, oder von äuherlich
vollkommen unverdächtigen Firmen, hinter denen
wiederum Sowjet-Leute standen.
Jn alle Kreis« des bulgarischen Volkes konnten
diese getarnten Propagandisten eindringen und
sogar mit Regierungsorganen wertvolle Verbin-
dungen anknüpfen. lleberall konnten sie Agenten
anwerben, Spione schicken, Verräter am eigenen
Vokke kaufen — denn Eeld hatten sie genug, in
Bulgarien gab es aber verarmte Jntellektuelle oder
kleine Polizeibeamte, denen die Not im Nacken satz.
Zwischen der Sowjet-Regierung und der vor-
ISufig noch auf dem Papier stehenden „bulgari-
schen Sowjetregierung" kam ein regelrechter Ver-
trag zustande: den Bulgaren wurden 2 Milltonen
Dollar in Devisen vorgestreckt. Kein Eeschenk der
Komintern, sondern eine regelrechte Anleihe: nach
dem Sieg des Kommunismus sollte sie in Robta-
bak zurückgezahlt werden. Man sage nicht, datz die
Komintern stch nicht auf Eeschäfte versteht. ..
Neben dem Berliner Zentrum befand stch noch
sin Aktions-Komitee in Wien, welchem der Waf-
fenschmuggel und die Organisation von Terror-
akten oblag, an seiner Spitze stand der Vertreter
der Tscheka-Luganowski.
Fieberhaft trieb man die Vorbereitungen vor-
wärts, Mitte April 1925 sollte nach gegebenem
Eignal — der Ermordung des bulgarischen Zaren
— der Aufstand ausbrechen. Nach seinem Tode, so
kalkulierte die Komintern, würde in der Kathe-
drale von Sofia in Anwesenheit der gesamten
Regierung ein feierlicher Trauergottesdienst statt-
finden. Die Kathedrale sollte dann gesprengt und
unter ihren Trümmern die Regierung und die
Spitzen der führenden Schicht des Landes begraben
werden. Das Zentrum des Widerstandes gegen
den Kommunismus wäre dann mit einem Schlag
vernichtet und Vulgarien zu einer leichten
Beuts der Roten Revolution geworden. Dieser
Etzui tm zeiv gMlesstn
„Hindenburg" als Ghestister - Luftreise zum Traualtar
Neuyork, 19. Oktober
Das alte Wort »Ehen werden im Himmel ge-
schlossen", hat eine ganz neue Vedeutung erhalten,
seit der deutsche Zeppelin durch das Luftmeer
zwischen Europa und dem amerikanischen Kontinent
segelt. Zwar pflegt das stolze Riesenluftschiff „Hin-
oenburg" nicht gerade im „siebenten Himmel" zu
schweben, aber manchen seiner Fahrgäste kommt das
so vor, nachdem sie hier hoch in den Lüften Herz-
klopfen bekamen, das durchaus nicht auf irgend-
welche atmosphärische Umstände zurückzuführen war.
Es hat sich nämlich gezeigt, datz der deutsche Zeppe«
lin gan§ ungewollt ein „Ehestifter" geworden
ist — eine ganze Anzahl von Passagieren, die ein-
sam die Reise llber den Ozean antraten, verlietzen
oas Schiff der Lüfte zu zweit, um zum Traualtar
zn schreiten.
Der erste, den Amors Pfeil in den Wolken traf,
war Lommander I. Murray Thornton von der
amerikanischen Bundesmarine, der als Beobachter
für die Flotte der Vereinigten Staaten die Fahrt
mitnachte. Er lernte beim Mittagessen am Kapi-
tänstisch im Beisein Dr. Eckeners, Fräulein Helena
Leisy aus Peoria im Staate Jllinois kennen, die
einzige Tochter des bekanntesten Erundstücksmaklers
im Mittelwesten. Fräulein Leisy hat am Smith
Lollege ihre Studien beendet und erhielt von ihrem
Vater als Anerkecknung hierfür eine Aeppelinreise
zum Geschenk. Die Fahrt dauerte nur etwas mehr
als zwei.Tage — aber das genügte, datz sich zwei
Herzen fanden. Ein Funkspruch aus dem Aepp be-
nachrichtigte den Vater von dem Lberraschenden
Ereignis, und als der „Hindenburg" wieder nach
Amerika kam, schritten die beiden geradeswegs zur
Bartholomew-Kirche, wo bereits durch die
Eltern die Trauung vorbereitet worden war. Und
die Zsppelinreederei in Frankfurt erhielt zusam-
nien mit der Vermählungsanzeige yin hübschss
DaaWreiben.
Bielleicht ist es däs Lberwältigende Erlebnis
einer Zeppelinreise. das selbst dem oerwöhntesten
Weltenbummler immer wieder wie ein Wunder
vorkommt, welches die Herzen öffnet und Bezie-
hungen zwischen Menschen knüpft, die unter anderen
Umständen vielleicht nie entstanden wären. Man
denk« nur an Jutta Tom, die kleine New Porker
Stenotypistin, die zu träumen glaubte, als sie ihr
Lhef, ein hoher Herr aus der Wall Street, auffor-
derte, sie möge ihn als seine Sekretärin im Aeppe-
lin nach Europa begleiten. Es war der stärkste Ein-
druck ihres Lebens, als sich das silberne Schisf
in die Lüfte erhob, um über den Ozean zu glei-
ten. Jutta hat vielleicht geglaubt, man könne gar
nicht glücklicher sein, als ste es in diesem Augenblick
war. llnd doch schwebte sie erst zehn Stunden später
wahrhaft im „Siebenten Himmel". Als nämlich ihr
Tischherr, der kanadische Farmer Herbert S. Frock
sie fragte, ob sie nicht gewillt sei, ihr Leben an der
Schreibmaschine aufzugeben und mit ihm nach Ka-
nada zu kommen. Wieder einmal hat ein gewal-
tiges technisches Erlebnis ein Herzenserlebnis im
Eefolge gehabt. Schon auf der Riickreise hatte der
hohe Herr aus der Wall Street eine andere Sekre-
tärin, während Jutta Tom einem neuen Glllck ent-
gcgenschwebte an der Seite eines Mannes, den sie
„ein Aufall in den Wolken" treffen lietz. Aber auch
oer „Graf Zeppelin", der schon länger als sein
grotzer Vruder das Weltmeer überquert, um nach
Südamerika zu fliegen, kann einige Herzensmelo-
dien singen. Am hübschesten ist wohl die Eeschichte,
wie sich an Bord des Luftschisfes zwei junge Leute
fanden, die Jahre lang im selben Haus ge-
wohnt hatten, ohne voneinander Notiz zu neh-
men. Marino Fierotti, Bankprokurift in Rio
de Janeiro, hat ausgerechnet auf der Fahrt nach
Deutschland.Fräulein Josita kennen gelernt, die
Tochter eines argentinischen Ofsiziers, Ler im sel-
ben Hause wohnte Mie Fierotti,
Plan fchien der Komintern so wichtig, dah si^ ^
seine Verwirklichung einen besonderen Betrag ^
150 000 Dollar zur Verfügung stellte. was
200 Millionen Lewa ist, — dem Jahres-Buo»
von drei bulgarischen Ministern.
Die Vorbereitungen dauerten neun
Anfang April schien alles geregelt zu sts"- M
Jagd auf den König konnte anfangen. Uever
waren kommunistische Späher da, die jeden ^
Schritte der Nord-Zentrale meldeten. An
Spitze standen zwei zukünftiae bulgarische Bo> ^
kommissare — der Advokat Mark Friedmann »
ein Dimitrow, von dem die Kommunisten beya r,
ten, er wäre nicht identisch mit demjenigen .
trow, der im Reichstagsprozetz mit angeklagtw
Loris snttcommt
Am 11. April 1925 schien das Schicksal des ^
ren Boris bestegelt zu sein. Bei seiner
von einem Jagdausflug mutzte er eine «astu -
passieren. Dort hatte sich die Mordbande usrss^
acht schwer bewaffnete Männer. Als das ^ ^
des Königs durch die steile Schlucht in langsav"
Tempo fuhr, erösfneten die Kommunisten eM
sendes Feuer. Der Schofför und noch ein av"
rer Vegleiter waren sofort tot. aber mit unero.
ter Eeistesgegenwart ergriff der verletzte Ko»
das Steuer, entkam den Mördern, holte Salva
und Maschinengewehre aus der nächsten Earn> .
und machte sich an deren Spitze an die Verfolg
der Attentäter.
Als Friedmann vom Mitzlingen des Khn'S^
mordes hörte, tobte er vor Wut — das Eelrns^
des ganzen Planes war aufs Spiel gesetzt, da i
den 16. April bereits die allerletzten VorvA,
tungen getroffen waren, und an Bulgariens
sten in der Nacht geheimnisvolle Schiffe auftauch
de Waffen für den Aufstand brachten. ,
Der vorgesehene Trauergottesdenst uruß'
stattfinden, die Kathedrale mutzte gesprengt."> y
den, folglich mutzte auch als Opfer eine genug .
hochstehende Persönlichkeit gefunden werden,
deren Bahre sich die ganze Regierung sanrM
würde. ,
Friedmanns Wahl fiel auf einen äuherst
lären Abgeordneten, den Obersten Konstantin
orgiew: bereits am nächsten Tage wurde «r " ,
hellen Tage auf der Stratze in der Nähe
Kirche der Sieben Heiligen von gedungenen
dern durch Revolverschüsse getötet. .
Alles schien nach Wunsch zu gehen: für
nachfolgenden Tag, den 16. April um 12 Uhr
tags wurde der feierliche Eottesdienst in der
thedrale anberaumt, auch der König sollte an»
send sein.
vss /Usfmsignsl
Der von den „Volkskommissären" Friedma^
und Dimitrow, von den Mordzentralen in M „
und Verlin, von dcr Tscheka und der Komiu»r l
so heih ersehnte Augenblick war gekommen.
alle Zideige der Organisation eilte das Alar'.,
ssgnal, die Umstürzler hielten ssch bereit,
„Fünfer-Eruppen" waren mobilisiert, die Wass „
verteilt, Listen der festzunehmenden Eeiseln
der sofort zu tötenden Eegner waren fertiggE,,
— nicht nur die Kathedrale, ganz Bulgarien
in Trümmer verwandelt werden.
Vor dem Untersuchungsrichter sagte Sadgo^
seit 25 Jahren Wächter der Kathedrale, Folgen
aus:
„Im Februar dieses Iahres macht« ich die ^
kanntschaft eines Mannes aus Philippopel, der > A
Koptjew nannte. Er schien viel Eeld zu haben u ,^
traktierte mich mit Wein und Schnaps. Ich b>n l
und arm und habe viele Sorgen. Ich war
einen Mann gefunden zu haben, der mir mrlM
viel Jnteresse zuhörte, mir gute Ratschläge S
und manchmal auch mit etwas Eeld aushalf-
Immer öfter trafen wir uns und gingen
i"
einen Weinkeller, wenn ich viel getrunken
wurde mir leichter ums Herz. Jn der ersten o <
sprach er mit mir gar nicht Lber Politik, spu^.
schimpfte er viel Lber die Regierung und sA„»
unser ganzes Unglück käme von den reichen
ten, die alles haben und uns nichts gönnen w .
len, und von den schlechten Ratgebern unss',
Zaren. Er wiederholte auch immer, datz unsere°ss„
zige Rettung von Mütterchen Ruhland koinl"
konnte.
Ich hörte ihm gerne zu, denn bereits von >' <
nen Eltern wutzte ich, datz dcr selige russische. p „
Alexander die TLrken aus Vulgarien vertrl»
hätte. »
Eines Tages erschien Koptjew in Beglen ,,
eines Russen und zweier Juden, der eine war
garischer, der andere russischer."
(Es sei hier bemerkt, datz der Russe Tassin b^-
er war der Vertrauensmann der Tscheka,
Auge Moskaus", der, ohne sich selbst einzumssN^.
den Verlauf des Attentates zu beaufstchtigen
Die beiden Juden waren Friedmann und E
stein).
„Der bulgarische Iude sprach viel mit mll-.„
erzählte von Rutzland, wie gut es dort die al»
Leute jetzt hätten, und bat mich, den Russen
helfen. Er versprach mir auch viel Eeld zu nAj>>
lud mich ein, auf seine Kosten zu Däterchen
nach Moskau zu fahren, und forderte, ich >
einen heiligen Eid leisten.
Jch wuhte nicht, was ich sagen sollte. Den
zen nächsten Tag trank ich, da ich keinen
wutzte. Abends trasen wir uns wieder in
Weinschenke. Sie gaben mir zu trinken, und
Iude schenkte mir 500 Lewa. Ich weih nicht, ^t
in mich gefahren war — ich leistete den Eid.
ist meine Seele verdammt, denn ich bin zum -v
der von vielen Lhristen geworden.
Am 10. April brachte mir Koptjew ein P" x,
das 3—1 Pfund wog. Er sagte, ich soll seh^sst
sichtig sein, denn es wäre Sprengstoff. Das
sollte ich unter dem Altar verbergen. Jch we>6^t
mich, denn ich konnte doch nicht etwas gegen
Kirche tun, die ich 25 Iahre bewache. KoptjeM ue
innerte mich an meinen heiligen Eid und
mir, ich käme in die Hölle, wenn ich ihn
Vier Abende nacheinander mutzte ich solche. >M> „
schwerere Pakete mitnehmen und am letzlen U> ^j„
noch einen fremden Mann hineinlassen, del ,
Pakete. auf das. Dach brachte (Fortsetzung fm^
„Dottsgemeinschafk*
Dienstag. de» L«. Okt-»««tdS»
7 ^Ll»L7LLl»L»tE ^^t»»»«A»7ä
blsek smtliekem IVlstei'IsI russmmsngestsllt von ^ellsi'
1S.
0sf Sslksn — ris» 2>sl risi^ Komintsrn
Der Nährboden der dolsihewistisKen Revolution
war die matxistisch« Jnternationale. Der Krieg
versehte der Jnternationale den Todesstoh, aber
der zur Macht gelangte Bolschewismus sorgt« um
ihre Wiedergeburt.
Am 2. März 1919 versammelten fich in einem
der Kreml-Säl« eine Gruppe Bolschewisten, mei«
stens aus Ruhland. einige wenige aus dem Aus-
lande. Sie beschlossen, eine ..Kommunistische Jn«
ternationale". die „Dritte Jnternationale", zu
schafsen. Der Augenblick schien gut gewählt — in
ganz Mitteleuropa loderten die Flammen des
Aufruhrs. des Klassenhasses, der Zerstörung alles
Bestehenden. Das Gebäude der alten Gesellschaft
wankte. immer breiter klafften die Risse in ihm,
es zu vernichten. schien ein leichtes zu sein.
Das verderblich« Unterfangen der Komintern
Wihland. Ungezählt waren die vom Bolschewis-
mus unternommenen Versuche, in Europa zur
Macht zu kommen. Jn Deutschland. Jtalien.
Oesterreich. Ungarn, den Randstaaten. dem Bal-
kan, überall waren die Sendboten der Komintern
tätig, überall stifteten sse Unruhe und Streike,
Mord« und Plünderungen an. Ueberall erwies es
fich jedoch, dah die innere Widerstandsfähigkeit
der Menschheit gröher war, als man es im Kreml
anaenommen hatte.
Gegen End« des Jahrer 1921 wurde es klar.
dah mit einem baldigen Sturz des „Kapitalis-
mus", dah mit einem bevorstebenden „Sieg der
vroletarischen Weltrevolution" nicht mebr »u rech-
nen war. Die Komintern schritten nicht an der
Svitze der Werktätigen, die sich ein neues Leben
erobern wollten, nein. — sse war nicht mehr als
di« Aufrührerin von haltlosen Jntellektuellen,
von «inigen verzweifelten Arbeitslosen, von ftäd-
tischem Mob und arbeitvscheuem Gesindel. Die
Führer waren nicht aufrechte Kämpfe für die
..Ausgebeuteten", sondern jüdisch« Politiker. Kaf-
seehausliteraten und skruvellose Abenteurer. Mit
einem Wortt die Komintern war und ist keine
.Massenvartei", sondern nur ein Haufen von Ver-
Wwörern gegen die Menschbeit.
Jm Jahre 1923 zerflatterte die grohe Sofsnung
der Komintern in Nichts — eine Revolution im
Inflations-Deutschland. Das deutsch« Volk erwies
ssch als »u gesund für den Kommunismus. man
muhte ssch nach anderen, „schwächsten Eliedern des
Kavitalismus" umsehen, wo man den Hebel an»
ketzen konnte. Die Wahl fiel aus den Balkan. wo
nicht nur soziale, sondern auch schwerwiegende
nationale Eegensätze aufeinander prallten. Die
„Aktion" sollte in Vulgarien anfangen, da, von
einem sechsjährigen Krieg und von der Niederlag«
zerrüttet war, von dort auf den Lbrigen Balkan
übergreifen, wo man einstweilen die Revolution
bis auf bessere Zeiten zurückgestellt hatt«.
Mit allen Mitteln sollt« nun der Balkan revo«
lutioniert werden. Mit allen Mitteln — das be-
deutet, dah man nicht nur di« Methoden der
Propaganda des bewasfneten Aufstandes verwen»
den wollte, sondern auch dieienigen des Terror».
Für den Terror war aber die Tscheka zuständig.
diese Svezialorganisation für die Ausrottung An-
dersdenkender. Demgemäh stieg auch die Vedeutung
der Tscheka, so wurde einer der wichtigsten Fak-
toren. das schärfste Werkzeug der Komintern.
Nichts wäre falscher, als zu glauben. di« Tscheka
bestebe aus lauter brutalen Mördern und Hen-
kern. Nein, es gab und gibt dort eine Menge
gebildeter und kluger — wenn auch gewissenloser
— Menschen. die eine in ihrer Art unübertroffene
Organisation schufen, jedenfalls die einzig« Be-
hörde der Sowjet-llnion, wo weder der übliche
Schlendrian, noch der alles tötende Sowjet-Büro-
kratismus herrscht.
Ein französsscher Kommunist, der Eelegenheit
hatte. in das Jnnerste der Tscheka einzudringen,
erzäblt. mit welcher Methodik die Tscheka an ihr
Werk geht. Alle Hilssmittel der Technik. Wissen-
schaft und Organisationskunst stehen der Tscheka
»ur Verfügung, sie besitzt eigene Laboratorien.
riesengrohe Diagramme und Karten geben ge-
naueste Auskunft über das Netz der Komintern«
Stützpunkte, der Svionage-Zentralen und -ab-
teilungen, der Waffen- und Svrengstoff-Nieder-
lagen in der ganzen Welt. Zu diesen Hilfsmitteln
gehört eine genaue Klassifizierung aller Terror-
und Kampfmittel, und in der historischen Ab-
teilung ssnd Karteien vorhanden. die eine er-
schöpfende Auskunft über alle bisher stattgefun-
denen Terror-Akte enthalten.
Eins dieser Karteiblätter enthält die Eeschichte
der Ervlosion im Hotel Bristol in Petersburg am
11. März 1908.
Kurze Zeit vor diesem Tage hatte sich im
Hotel ein hiibscher, lustiger und beweglicher junger
Mann mit Ichwarzem Haar und sinnlichem Mund
einauartiert. der einen englischen Pah auf den
Namen Mac Kellog vorweisen konnte. Er erhielt
wenig Besuch, und das Licht brannte bei ihm bis
in die späte Nacht. Was er da so allein trieb,
»bnte kciner.
Mehrere Stunden vor Morgengrauen ertönte
am 11. März eine furchtbare Ervlosion. Sämtliche
Fenster des Hotels wurden »ertrümmert. alle
Türen aus den Angeln gerissen, eine grohe An-
zahl von Menschen verwundet.
Die sofort herbeigeeilte volitische Polizei fand
hald heraus, datz das Zentrum der Exvlosion im
tzimmri dkM »Ensläkrders" lag. Es mutzts dort
ein« ungeheure Masse Dvnamit gesprengt worden
sein. Jn einer Ecke fand man di« rechte Hand
Kellogs, die eine klein« Metallröhre fest umklam-
merte. Der übrige Körver war vernichtet. überall
klebten kleine Fetzen von Haut, Fleisch und Ge-
hirn ....
Es wurds folgendes festgestellt: der angebliche
„Engländer" war der Jude Mar Schweizer. Mit-
glied der Terroristen-Organisation. an deren Evitze
Asef und Sawinkow standen. Seine Aufgabe be-
stand in der Vorbereitung eines Attentats am
11. März, am 21. Jahrestag« des Mordes an dem
Zaren Alexander II. Jn der Kirch« der Peter-
und-Paul-Festung sollt« ein feierlicher Eottesdienst
stattsinden, an dem der Zar, die gesamte Regie-
rung. sowie die Spitzen der Militär- und Zivil-
verwaltun« anwesend sein würden. Der Plan der
Terroristen bestand darin. die ganze Kirche in
die Lust zu sprengen und dadurch sämtlich« Mit-
glieder der Regierung zu töten.
Wenn dieser Plan mihlang. so nur infolge
iraend einer Unvorsichtigkeit Max Schweizers.
wodurch das in seinem Zimmer befindlich« Dvna-
mit sur Exvlosson gebracht wurde.
Der Tschekist, der dieses Karteiblatt durch-
gelesen hatte. sing an zu überlegen.
..Ein durchaus brauchbarer Eedanke". meinte
er nachdenklich. machte sich Notizen und schickte sse
in die Abteilung, die neue Jdeen »u bearbeiten
hatte. So war der Plan geboten. die Kathedrale
„Sweta Nedelja" in Sofia zu sprengen.
QesekLfts clen Komintei'n
Seit 1921 enlwickelten alle ausländischen Or-
gan« der Komintern «ine rege Tätigkeit. Jm
mondänen Kurort Baden in der Nähe von Wien
oersammelte ssch ein« „illegale Balkankonferenz".
Anwesend waren di« Wiener Jüdin Rutb Fischer.
der „Vulgar«" Mark Friedmann. ein Neumann.
ein Kreibich. «in Eoldstein und andere derselben
Sorte. Dort wurden die endgültigen Pläne aus-
gearbeitet, di« »ur Revolution in Bulgarien
sühren sollten.
Die Erundzüg« des neuen Feldzuge, des Kom-
munismus waren: verstärkte Propaganda in Bul-
sarien, insbesondere Ausnutzung der starken Eä-
rung tn Bauernkreisen, Zersetzung der Armee.
Vildung bewaffneter roter Kräft« in Form von
„Fünfergruppen". Schmuggel von Wasfen. Die
oberste Leitung sollte in Verlin sstzen. an ihrer
Spitze stand ein verdienstvoller Tschektft. Dr. Leo
Eoldstein. ein Vetter von Litwinow. Das Wei-
marer Deutschland war voller Wohlwollen zu der
Sowjet-Union. Jn Moskau operierte man ersolg-
reich mit dem Phantom de, kommenden gran»
diosen ..Ruhland-Geschäst«»". und das deutsch«
Bürgertum lieb ssch immer wieder blenden. Man
lieb die Sowjet-Leute alles machen. was ss« woll-
ten, denn bei jedem Versuch, ihnen näher auf die
Finger ru sehem. taten sse böchst beleidigt und
sprachen in dunklen Worten vo« einer „Ver-
gebung der Aufträg« an ander« Länder". Da»
genügte, — um Eotteswillen blotz das Ruhland-
Geschäft nicht verderben! Aus diesem Geschäft ist
niemals etwas Dauerhafte, geworden. aber die
Komintern genoh voll« Bewegungsfreiheit in
Deutfchland. — llnd sse nutzt« sse weidlich aus!
Und so kam es, dah Eoldstein seinr Gmissär«
nach Vulgarien unter der Maske von Jngenieuren.
Wissenschaftern, Handelsvertretern, Aufkäufern von
Tabak oder Rosenöl. kurz, in jeder Derkleidung
und unter jedem Vorwand, zu Hunderten schicken
konnte. Si« kamen nach Vulgarien nicht heimlich,
sondern mit ordnungsmähigen Pässew. mit Emv-
fehlungen und Referenzen Berliner Banken, die
mit Sowjet-Eeld arbeiteten, oder von äuherlich
vollkommen unverdächtigen Firmen, hinter denen
wiederum Sowjet-Leute standen.
Jn alle Kreis« des bulgarischen Volkes konnten
diese getarnten Propagandisten eindringen und
sogar mit Regierungsorganen wertvolle Verbin-
dungen anknüpfen. lleberall konnten sie Agenten
anwerben, Spione schicken, Verräter am eigenen
Vokke kaufen — denn Eeld hatten sie genug, in
Bulgarien gab es aber verarmte Jntellektuelle oder
kleine Polizeibeamte, denen die Not im Nacken satz.
Zwischen der Sowjet-Regierung und der vor-
ISufig noch auf dem Papier stehenden „bulgari-
schen Sowjetregierung" kam ein regelrechter Ver-
trag zustande: den Bulgaren wurden 2 Milltonen
Dollar in Devisen vorgestreckt. Kein Eeschenk der
Komintern, sondern eine regelrechte Anleihe: nach
dem Sieg des Kommunismus sollte sie in Robta-
bak zurückgezahlt werden. Man sage nicht, datz die
Komintern stch nicht auf Eeschäfte versteht. ..
Neben dem Berliner Zentrum befand stch noch
sin Aktions-Komitee in Wien, welchem der Waf-
fenschmuggel und die Organisation von Terror-
akten oblag, an seiner Spitze stand der Vertreter
der Tscheka-Luganowski.
Fieberhaft trieb man die Vorbereitungen vor-
wärts, Mitte April 1925 sollte nach gegebenem
Eignal — der Ermordung des bulgarischen Zaren
— der Aufstand ausbrechen. Nach seinem Tode, so
kalkulierte die Komintern, würde in der Kathe-
drale von Sofia in Anwesenheit der gesamten
Regierung ein feierlicher Trauergottesdienst statt-
finden. Die Kathedrale sollte dann gesprengt und
unter ihren Trümmern die Regierung und die
Spitzen der führenden Schicht des Landes begraben
werden. Das Zentrum des Widerstandes gegen
den Kommunismus wäre dann mit einem Schlag
vernichtet und Vulgarien zu einer leichten
Beuts der Roten Revolution geworden. Dieser
Etzui tm zeiv gMlesstn
„Hindenburg" als Ghestister - Luftreise zum Traualtar
Neuyork, 19. Oktober
Das alte Wort »Ehen werden im Himmel ge-
schlossen", hat eine ganz neue Vedeutung erhalten,
seit der deutsche Zeppelin durch das Luftmeer
zwischen Europa und dem amerikanischen Kontinent
segelt. Zwar pflegt das stolze Riesenluftschiff „Hin-
oenburg" nicht gerade im „siebenten Himmel" zu
schweben, aber manchen seiner Fahrgäste kommt das
so vor, nachdem sie hier hoch in den Lüften Herz-
klopfen bekamen, das durchaus nicht auf irgend-
welche atmosphärische Umstände zurückzuführen war.
Es hat sich nämlich gezeigt, datz der deutsche Zeppe«
lin gan§ ungewollt ein „Ehestifter" geworden
ist — eine ganze Anzahl von Passagieren, die ein-
sam die Reise llber den Ozean antraten, verlietzen
oas Schiff der Lüfte zu zweit, um zum Traualtar
zn schreiten.
Der erste, den Amors Pfeil in den Wolken traf,
war Lommander I. Murray Thornton von der
amerikanischen Bundesmarine, der als Beobachter
für die Flotte der Vereinigten Staaten die Fahrt
mitnachte. Er lernte beim Mittagessen am Kapi-
tänstisch im Beisein Dr. Eckeners, Fräulein Helena
Leisy aus Peoria im Staate Jllinois kennen, die
einzige Tochter des bekanntesten Erundstücksmaklers
im Mittelwesten. Fräulein Leisy hat am Smith
Lollege ihre Studien beendet und erhielt von ihrem
Vater als Anerkecknung hierfür eine Aeppelinreise
zum Geschenk. Die Fahrt dauerte nur etwas mehr
als zwei.Tage — aber das genügte, datz sich zwei
Herzen fanden. Ein Funkspruch aus dem Aepp be-
nachrichtigte den Vater von dem Lberraschenden
Ereignis, und als der „Hindenburg" wieder nach
Amerika kam, schritten die beiden geradeswegs zur
Bartholomew-Kirche, wo bereits durch die
Eltern die Trauung vorbereitet worden war. Und
die Zsppelinreederei in Frankfurt erhielt zusam-
nien mit der Vermählungsanzeige yin hübschss
DaaWreiben.
Bielleicht ist es däs Lberwältigende Erlebnis
einer Zeppelinreise. das selbst dem oerwöhntesten
Weltenbummler immer wieder wie ein Wunder
vorkommt, welches die Herzen öffnet und Bezie-
hungen zwischen Menschen knüpft, die unter anderen
Umständen vielleicht nie entstanden wären. Man
denk« nur an Jutta Tom, die kleine New Porker
Stenotypistin, die zu träumen glaubte, als sie ihr
Lhef, ein hoher Herr aus der Wall Street, auffor-
derte, sie möge ihn als seine Sekretärin im Aeppe-
lin nach Europa begleiten. Es war der stärkste Ein-
druck ihres Lebens, als sich das silberne Schisf
in die Lüfte erhob, um über den Ozean zu glei-
ten. Jutta hat vielleicht geglaubt, man könne gar
nicht glücklicher sein, als ste es in diesem Augenblick
war. llnd doch schwebte sie erst zehn Stunden später
wahrhaft im „Siebenten Himmel". Als nämlich ihr
Tischherr, der kanadische Farmer Herbert S. Frock
sie fragte, ob sie nicht gewillt sei, ihr Leben an der
Schreibmaschine aufzugeben und mit ihm nach Ka-
nada zu kommen. Wieder einmal hat ein gewal-
tiges technisches Erlebnis ein Herzenserlebnis im
Eefolge gehabt. Schon auf der Riickreise hatte der
hohe Herr aus der Wall Street eine andere Sekre-
tärin, während Jutta Tom einem neuen Glllck ent-
gcgenschwebte an der Seite eines Mannes, den sie
„ein Aufall in den Wolken" treffen lietz. Aber auch
oer „Graf Zeppelin", der schon länger als sein
grotzer Vruder das Weltmeer überquert, um nach
Südamerika zu fliegen, kann einige Herzensmelo-
dien singen. Am hübschesten ist wohl die Eeschichte,
wie sich an Bord des Luftschisfes zwei junge Leute
fanden, die Jahre lang im selben Haus ge-
wohnt hatten, ohne voneinander Notiz zu neh-
men. Marino Fierotti, Bankprokurift in Rio
de Janeiro, hat ausgerechnet auf der Fahrt nach
Deutschland.Fräulein Josita kennen gelernt, die
Tochter eines argentinischen Ofsiziers, Ler im sel-
ben Hause wohnte Mie Fierotti,
Plan fchien der Komintern so wichtig, dah si^ ^
seine Verwirklichung einen besonderen Betrag ^
150 000 Dollar zur Verfügung stellte. was
200 Millionen Lewa ist, — dem Jahres-Buo»
von drei bulgarischen Ministern.
Die Vorbereitungen dauerten neun
Anfang April schien alles geregelt zu sts"- M
Jagd auf den König konnte anfangen. Uever
waren kommunistische Späher da, die jeden ^
Schritte der Nord-Zentrale meldeten. An
Spitze standen zwei zukünftiae bulgarische Bo> ^
kommissare — der Advokat Mark Friedmann »
ein Dimitrow, von dem die Kommunisten beya r,
ten, er wäre nicht identisch mit demjenigen .
trow, der im Reichstagsprozetz mit angeklagtw
Loris snttcommt
Am 11. April 1925 schien das Schicksal des ^
ren Boris bestegelt zu sein. Bei seiner
von einem Jagdausflug mutzte er eine «astu -
passieren. Dort hatte sich die Mordbande usrss^
acht schwer bewaffnete Männer. Als das ^ ^
des Königs durch die steile Schlucht in langsav"
Tempo fuhr, erösfneten die Kommunisten eM
sendes Feuer. Der Schofför und noch ein av"
rer Vegleiter waren sofort tot. aber mit unero.
ter Eeistesgegenwart ergriff der verletzte Ko»
das Steuer, entkam den Mördern, holte Salva
und Maschinengewehre aus der nächsten Earn> .
und machte sich an deren Spitze an die Verfolg
der Attentäter.
Als Friedmann vom Mitzlingen des Khn'S^
mordes hörte, tobte er vor Wut — das Eelrns^
des ganzen Planes war aufs Spiel gesetzt, da i
den 16. April bereits die allerletzten VorvA,
tungen getroffen waren, und an Bulgariens
sten in der Nacht geheimnisvolle Schiffe auftauch
de Waffen für den Aufstand brachten. ,
Der vorgesehene Trauergottesdenst uruß'
stattfinden, die Kathedrale mutzte gesprengt."> y
den, folglich mutzte auch als Opfer eine genug .
hochstehende Persönlichkeit gefunden werden,
deren Bahre sich die ganze Regierung sanrM
würde. ,
Friedmanns Wahl fiel auf einen äuherst
lären Abgeordneten, den Obersten Konstantin
orgiew: bereits am nächsten Tage wurde «r " ,
hellen Tage auf der Stratze in der Nähe
Kirche der Sieben Heiligen von gedungenen
dern durch Revolverschüsse getötet. .
Alles schien nach Wunsch zu gehen: für
nachfolgenden Tag, den 16. April um 12 Uhr
tags wurde der feierliche Eottesdienst in der
thedrale anberaumt, auch der König sollte an»
send sein.
vss /Usfmsignsl
Der von den „Volkskommissären" Friedma^
und Dimitrow, von den Mordzentralen in M „
und Verlin, von dcr Tscheka und der Komiu»r l
so heih ersehnte Augenblick war gekommen.
alle Zideige der Organisation eilte das Alar'.,
ssgnal, die Umstürzler hielten ssch bereit,
„Fünfer-Eruppen" waren mobilisiert, die Wass „
verteilt, Listen der festzunehmenden Eeiseln
der sofort zu tötenden Eegner waren fertiggE,,
— nicht nur die Kathedrale, ganz Bulgarien
in Trümmer verwandelt werden.
Vor dem Untersuchungsrichter sagte Sadgo^
seit 25 Jahren Wächter der Kathedrale, Folgen
aus:
„Im Februar dieses Iahres macht« ich die ^
kanntschaft eines Mannes aus Philippopel, der > A
Koptjew nannte. Er schien viel Eeld zu haben u ,^
traktierte mich mit Wein und Schnaps. Ich b>n l
und arm und habe viele Sorgen. Ich war
einen Mann gefunden zu haben, der mir mrlM
viel Jnteresse zuhörte, mir gute Ratschläge S
und manchmal auch mit etwas Eeld aushalf-
Immer öfter trafen wir uns und gingen
i"
einen Weinkeller, wenn ich viel getrunken
wurde mir leichter ums Herz. Jn der ersten o <
sprach er mit mir gar nicht Lber Politik, spu^.
schimpfte er viel Lber die Regierung und sA„»
unser ganzes Unglück käme von den reichen
ten, die alles haben und uns nichts gönnen w .
len, und von den schlechten Ratgebern unss',
Zaren. Er wiederholte auch immer, datz unsere°ss„
zige Rettung von Mütterchen Ruhland koinl"
konnte.
Ich hörte ihm gerne zu, denn bereits von >' <
nen Eltern wutzte ich, datz dcr selige russische. p „
Alexander die TLrken aus Vulgarien vertrl»
hätte. »
Eines Tages erschien Koptjew in Beglen ,,
eines Russen und zweier Juden, der eine war
garischer, der andere russischer."
(Es sei hier bemerkt, datz der Russe Tassin b^-
er war der Vertrauensmann der Tscheka,
Auge Moskaus", der, ohne sich selbst einzumssN^.
den Verlauf des Attentates zu beaufstchtigen
Die beiden Juden waren Friedmann und E
stein).
„Der bulgarische Iude sprach viel mit mll-.„
erzählte von Rutzland, wie gut es dort die al»
Leute jetzt hätten, und bat mich, den Russen
helfen. Er versprach mir auch viel Eeld zu nAj>>
lud mich ein, auf seine Kosten zu Däterchen
nach Moskau zu fahren, und forderte, ich >
einen heiligen Eid leisten.
Jch wuhte nicht, was ich sagen sollte. Den
zen nächsten Tag trank ich, da ich keinen
wutzte. Abends trasen wir uns wieder in
Weinschenke. Sie gaben mir zu trinken, und
Iude schenkte mir 500 Lewa. Ich weih nicht, ^t
in mich gefahren war — ich leistete den Eid.
ist meine Seele verdammt, denn ich bin zum -v
der von vielen Lhristen geworden.
Am 10. April brachte mir Koptjew ein P" x,
das 3—1 Pfund wog. Er sagte, ich soll seh^sst
sichtig sein, denn es wäre Sprengstoff. Das
sollte ich unter dem Altar verbergen. Jch we>6^t
mich, denn ich konnte doch nicht etwas gegen
Kirche tun, die ich 25 Iahre bewache. KoptjeM ue
innerte mich an meinen heiligen Eid und
mir, ich käme in die Hölle, wenn ich ihn
Vier Abende nacheinander mutzte ich solche. >M> „
schwerere Pakete mitnehmen und am letzlen U> ^j„
noch einen fremden Mann hineinlassen, del ,
Pakete. auf das. Dach brachte (Fortsetzung fm^