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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1759

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verlag «nd tzrrau»ge»er, verkag voMgemetnschaft Hetdekberg, tzauptstr >2»/t2S. BammeL

»tr. zrrs Lchriftleililng: «rnnnengaffe A,r4. Kernrus 3740 Die .SolkSgemeinichaft' nffcheint 7 mat
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Feuerschiff „Elbe l" gekentert

Mann vermißt — Orkanunwetter über der Nordsee

Luxhaven, 27. Oktober

Seit Montagnachmittag herrscht über der Nord-
see wieder schwerer Siidweststnrm. Am Dienstag-
iuorgen wnrde Windstärke 10 bis 12 gemessen. 2n
Borkum ist der Wasserstand bereits wieder IV- Me-
ster über normal.

Das Fenerschiff „Elbe I" ist Dienstagnachmit-
tag bei dem hestigen Orkan gekentert. Man ist ohnc
jcde Nachricht von dem Schiss. Nach dem Bericht
eines Angenzeugen. des Kapitäns eines englischen
Dampfcrs, wnrde „Elbe I" in einer Erundsee er-
fatzt und kenterte um 13.10 Uhr. An Vord des
Fcnerschisfes besanden sich 15 Mann Be-
satzung, mit deren Tod man rechnen muh. Ber-
gungsdampser „Hcrmes", der in Cuxhavcn anslies,
muhte unverrichteter Dingc umkehren, da er gegen
die grobe See nichts ausrichten konnte.

Bnrgos, 27. Otober

Der spauische Staatschef Geueral Fraueo
soll die Absicht habeu, der roteu Scheiuregiernng
iu Madrid ein Ultimatnm zu übermittelu, iu dem
die sosortige llebergabe der Haupt-
stadt gefordert wird. Wenu ans dieses lllti-
matum uach Ablauf von 18 Stnnden kein« Ant.
wort eingegangeu sei, wiirden die nationalen Trup-
Pen den letzten Widerstand der Rote» brecheu uud
Madrid mit Eewalt besetzeu.

Die Einkreisung der spanischen Hauptstadt schrei-
tet programmgemätz fort. Zwei nationale Flug-
zeuge überflogen am Dienstag erneut die Flug-
häfen Cuatro Vientos und Getafe in der
Ümgebung von Madrid und stellten fest, dah diese
Flugplätze oöllig geräumt sind. Da die Roten
noch im Besitze einer Anzahl von Flugzeugen iein
mützten, wird angenommen, datz die letzten Appa-
rate an einer stcheren Stelle verborgen worden
stnd. um die rechtzeitige Flucht der marxistischen
Erötzen ins Ausland zu ermöglichen.

Die am Montag durchgefiihrten milttärischen
Operationen an der Biskaya-Front haben
zu einer völligen Einschliehung der noch im Besitze
oer Roten befindlichen Hasenstadt Gijon ge-
führt.

Ro^er „General" aeflohen

Wie der Sender Teneriffa meldet, ist der rote
„Eeneral" Asencio, der die marxistischen Streit-
kräfte im Abschnitt von Talavera befehligte,
Nnd von den nationalen Truppen vernichtend ge-
schlagen wurde, nach Frankreich geflüchtet. Beim
Grenzübertritt habe er erklärt, datz es ihm an-
gesichts der Disziplinlosigkeit und Feigheit der
rnarxistischen Horden unmöglich sei, die Verteidi-
gung der Hauptstadt zu organisieren.

Eine Meldung des Senders Iaca besagt, datz
der rote Zivilgouverneur von Malaga
auf Anordnung der Anarchisten erschossen
wurde. Man machte ihm zum Vorwurf. datz er
einigen rechtsgerichtcten Personen gegen ein Ent-
gelt von je 5000 Peseten die Flucht aus der Ge-
walt der anarchistischen Horden ermöglicht habe.

Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, wird
das Hauptquartier des Führers der Nordarmee
General Mola in diesen Tagen von Valladolid
Nach Avila verlegt werden. Die Vorverlegung des
Hauptquartiers lätzt auf den baldigen Beginn des
Angriffes auf Madrid schlietzen.

Hunaernde Marxiflen landen ,'n Malta

Jn Malta trafen zwei unter katalonischer
Flagge fahrende spanische Dampfer „Lapitan Se-
garra" und „Eiucho" ein, deren Besatzungen völlig
erschöpft und ausgehungert waren. Die Fahrzsuge
hatten Befehl. sowjetrussische Häfen anzulaufen.
Ünterwegs waren ihnen jedoch Kohle und Pro-
viant ausgegangen. Die Hafenbehörden von Malta
verweigerten den Schiffen das Bunkern. Die Mann-
schaften werden aber mit Lebensmitteln versehen.
Nach Mitteilungen der Besatzung jollen noch wei-

Der schwedische Dampfer „Singoakla- ist
etwa 52 Meilen von Borkum eutsernt in Seenot
geraten. Das Vorkumcr Boot ist zur Hilscleistung
ausgesahren. Auch bei Norddeich soll sich ein Fahr-
zeng, dessen Ladung Lber Bord gespült wurde, iu
Seenot besinden.

Auf der Jnscl Norderney wnrde «rneut
grotzer Schaden angcrichtet. Auch ans Vremer-
haven und Wilhelmshaven liegen Sturmmeldungeu
vor. Aus den Häsen an der deutschen Nordseeküste
ist am Dicnstagmorgen kein Schiff ausgesahren.

Deulsche Schiffe tn Seenot

Der orkanartige Nordweststurm hat auch in den
holländischen Eewässern zahlreiche Schiffsunfälle
zur Folge gehabt. Der Dampfer „Schwaben"
des Norddeutschen Lloyd war bei Hoek van Hol-

tere Schiffe aus spanischen Häfen, die noch in der
Hand der Marxisten sind, in Malta vor Anker
gehen.

Sowjeimunitionsdamvfer erfolgreich
bombardiert?

Paris, 27. OktoLer

Nach einer Meldung der Agence-Fournier aus
Eibraltar sollen die nationalistischen Flugzeuge
in der Bucht von Barcelona zwei sowjetrussische
Munitionsdampfer durch Bomben in Brand ge-
gesetzt haben. Ein weiterer Munitionsdampfer sei
auf der Höhe von Malaga von nationalistischen
Flugzeugen beschossen worden.

Moskau -rückt sich!

Londo«, 27. Oktober

Die für Dienstagnachmittag in Anssicht ge-
nommene Sitzung des Unteransschnsses des Inter-
nationalen lleberwachungsausschnstes muhtc abge-
sagt werden, da die sowjetrusstschen Erläuterunge«
zn dem bekannten Schreiben des Botschafters
Maiski nicht eingetroffen sind. Das Aus-
bleiben der Antwort Moskans hat in englisqen
Kreisen erhebliches Aufsehen erregt.

Auch für Mittwoch ist keine weitere Sitzung
des llnteransschusses vorgesehen, hingegen findet
am Mittwoch nachmittag die geplante Sitzung des
Ueberwachungsausschusses statt.

land gestrandet. Fiinf holländischen Hochseeschlep-
pern gelang es, das Schifs aus seiner bedrohlichen
Lage zu befreien. Die „Schwaben" befindet sich nun
anf dem Wege nach Rotterdam. Ferner gelang es
einem holländischen Bergungsdampfer, den in See-
not befindlichen deutschen Dampfer „Kult Hart-
wig Siemens" nach Hoek oan Holland einzu-
schleppen. Das kleine deutsche Tankschiff „Grete
Glad befindet sich 18 Seemeilen von Pmuiden
in Seenot. Das Schiff haj im Sturm sein Ruder
oerloren. Bei Terschelling ist das dänische Schiff
„ Esbjerg" leck geschlagen und befindet sich in
schwerer Seenot.

Das deutsche Schiff „Norburg", dem bei
Terschellinger Vank ourch den Sturm zwei Luken
eingeschlagen wurden, hat SOS-Zeichen gesandt.
Das Schiff befindet sich in stnkendem Zustand.

Der Sturm hat eine solche Gewalt, datz es selbst
in der geschützten Reede von Pmuiden zu einem
schweren Unfäll kam. Einem holländischen Schiss-
dampfer, der — von See kommend — in den Ha-
fen einlief, wurden durch cinc Sturzsee die Deck-
aufbauten fortgerissen. Bier Mitglieder der Be-
satzung ertranken. Das Schiff ist gesunken.

Tlordseedeiche bedroht

Durch die Sturmflut stnd auch die Deiche der
schleswig-holsteinischen Westkllste schwer bedroht.
Vor dem Husumer Auhendeich wütete die Sturm-
flut am Dienstagvormittag mit einer Eewalt, wie
man ste seit vielen Vahren nicht mehr erlebt hatte.
Der Husumer Wasterstand betrug fast 3,40 Meter
über normal. An mehreren Stellen der nord-
friestschen Küste strömte das Waster über die Deiche
in die dahinterliegenden Köge. wo die letzte Sturm-
flut die Deichkronen angefresten hatte und so die
inzwischen notdürftig ausgebesserten Löcher in den
Deichen erneut entblötzt wurden. So wurde am
Husumer Autzendeich und am Nordstrander Damm
A r b e i t sdi e n st e i n g e s e tz t, der erst während
der Sturmflut an den besonders gefährdeten Stel-
len Ausbesterungsarbeiten vornahm. Da der Was-
serstand mittags nach der Hochflutzeit langsam zu-
rückging, scheint die grötzte Gefahr Lberwunden zu
sein. Bisher liegen keinerlei Nachrichten über
gröhere Sturmflütschäden vor.

Zerflörungen ouk Eylt

Auch die Jnsel Sylt und vor allem Wester-
land sind von der neuen Sturmflut stark in
Mitleidenschast gezogen. Schwere Stürme beschä-
digten das Dach der am Strand gelegenen Kur-
Lesehalle, so datz bei ieder neuen See das Waster
durch das Dach ins Jnnere dringt. Der Klein-
bahndamm im Süden wurde vom Waster durch-
brochen. Die siidlichen Stratzen von Westerland
stehen unter Waster.

Wolken über Kairo

Von P. Schmitz.Kairo

Mitte Oktober ist der Sgyptische Ministerpräst»
dent Nahas Pascha nach Unterzeichnung Les
ägyptisch-englischen Vertrages in London nnd nach
einem längeren Kerienaufenthalt in Europa, der
ihn auch nach Verlin führte» wieder nach Aegypten
zurückgekehrt. Seine Ankunft in Alexandria glich
einem Triumphzug.

Hunderte und aber Hnnderte von Schiffen allcr
Erötzen, vom Küstenkreuzer bis zur kleinen Schisfer-
barke, waren dem Passagierdampfer, der den Mi->
nisterpräsidenten nach Hause brachte, in festlichem
Flaggenschmuck entgegengefahren, um den „Befreier
der Nation", wie die Zeitungen der Wafdparter
Nahas Pascha genannt haben, feierlich einzuholen.
Am Kai des Hafens von Alexandria waricte eine
unübersehbare Menschenmenge auf den Eescierten.
Abordnungen aus allen Teilen Aegyptens, von der
Mittelmeerkllste bis zum Sudan, vom Roten Meer
bis zur Cyrenaika-Erenze, waren aufgeboten zum
Willkommensgrutz. Und da dcr Dampfer „Kawsar"
der Aegyptischen Misr Schisfahrtsgesellschaft an-
legte, Lberschlug sich dfe Begeisterung der auf
80 000 Menschen geschätzten Masse. Man durchbrach
die Polizeiketten, rannte alles nieder, und nur mit
Mühe konnte der Ministerpräsident zum RatKaus
gebracht werden, wo ein Festbankett zu seinen
Ehren vorbereitet war.

Unter den 80 000 Menfchen, die nach Alexandria
zum Hafen geeilt waren, befanden sich auch dio
Sturmscharen des Wafd, jene Kampffor-
mationen der ägyptischen Nationalisten, die sich
früher,. nach ihrer Uniform, „Vlau-Hemden" nann-
ten, an diesem Tage aber erstmalig in überraschen-
der Stärke von fast 10 000 Mann als Blaue Miliz
aufmarschierten. Diese blaue Miliz präsentieNe
sich zur Ueberraschung vieler als eine wohlbewaff«
nete Organisation, was umso mehr Aufsehen er»
regte, als man. bisher stets jegliche Vewaffnung
dieser Parteigarde in Abrede stellte.

Hatten stch Lber diese bewaffnete Parteigarde
schon am Tage der Ankunft des Ministerpräsidenten
in europäischen, vor allem englischen Kreisen
Vedenken bemerkbar gemacht, so wurden diese Bc»
denken kaum eine Woche später, am Tage, da
Nahas Pascha in seine Hauptstadt Kairo einzog,
noch erheblich vertieft.

An diesem Tage nämlich fielen bittere Wer-
mutstropfen in den Freudenbecher der ägyptischen
Nation, als von verschiedenen Orten schwere Zwi-
schensälle und Zusammenstötze gemeldet wurden, die
überall — wie behauptet wird — von den bewafs-
neten Blauhemden verursacht waren. Studenten-
grnppen waren mit Arbeitergruppen der Blauen
Miliz zu einer blutigen Schlägerei aneinander ge-
raten. Andernorts hatten Blauhemden die Polizei
attackiert nnd überrannt, und schlietzlich waren vis
Blauhemden in Kantara handgemein geworden mit
englischen Soldaten, die sich weigerten, ihre Plätzs
im Eisenbahnzug zugunsten der Blauhemden zu
räumen. 2m Vollgefühl ihrer jungen Macht spielte
sich die Blaue Miliz recht unerfreulich auf.

Diese Zwischenfälle, die stch ereigneten in dem
Augenblick, da man die Konferenz über die Ab-
schaffung der Kapitulationen vorbereitet, auf der
unter anderem der Schutz der Europäer restlos den
ägyptischen Behörden übertragen werden soll, sind
die Ursache, warum man in englischen Kreisen, vor
allem im offiziösen Blatt der englischen Residenz,
die Frage aufwirft, wie sich das Vorhandenscin
einer bewaffneten Formation mit dem englisch-
ägyptischen Vertrag vereinbaren lasse, in dem über
die Wehrhaftmachung der ägyptischen Nation ge-
naue Borschriften erlassen seien. Weit bedeutsamer
als diese Frage aber scheint die nach der Sicherheit
der europäischen Kreise vor dem Tätigkeitsdrang
der Blauhemden, die, wie das Beispiel zeigte, die
einheimischen Polizeiorgane durchaus nicht respek-
tieren, diese vielmehr im Bereich ihrer eigenen Be-
hausungen angreifen. Die Verhandlungen llber die
Äbschaffung der Kapitulationen, die binnen KLrzs
beginnen werden, sind daher durch die Zwischen-
fälle für die europäischen Kapitulationsmächte
keineswegs erleichtert worden.

Schwierig wird vor allem die Stellung Eng-
lands, das sich bekanntlich verpflichtete, den ägypti-
schen Standpunkt in dieser Frage voll zu unter-
stützen. Die ägyptische Regierung, die ja ausschlietz-
lich wafdistisch ist — und daher die „Blaue Miliz"
decken mutz und ihre Haltung. wird gut daran tun,
diese Truppe in ihre Schranken zu verweisen, um
so der bevorstehenden Konferenz einen Beitrag
ihres guten Willens zu liefern, sollen die Verhand»
lungen nicht schon an der Frage des Fremden»
schubes scheitern. die, wie die Verqangenheit lehrtt.
ln Aegypten nicht unLedsntsam ist«

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Die Ltebergabe Mabri-s gefordert

Llltimatum General Zrancos — Gijon emgeschloffen
 
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