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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2140

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Löits 2

„Dollsgemeinschaff*

Dieustag, be» Lt. November 1>O

Beginn -es Reichsbauerntages in Goslar

Kachberatungen und Gondertagurigerr — Gicherung der Volksversorgung

Ziel, aus dem deutschen Voden heraus mehr zu
erzeugen als bisher und für die deutsche Industrie
die Rohstoffe anzubauen, die unser Boden heroor-
brinbt. Das geschah — wie betont werden mutz —
zu emer Zeit, in der Deutschland infolge der aus-
ländischen Einfuhr noch em Ueberangebot auf-
wies. Kluge Leute wollten damals wissen, datz
durch eine solche Mehrerzeugung aus eigener
Scholle das gesamte Preis- und Änbaugefüge der
Landwirtschaft in Unordnung geraten würde. Sie
haben, wie vorausgesehen, Unrecht behalten. Denn
durch die nationalsozialistischen Agrargesetze und
durch die Marktordnung konnten die Erscheinun-
gen früherer Zeit vermicden werden.

Heute kann die Landwirtschaft und ihre Füh-
rung stolz darauf sein, schon damals mit diesem
Kampse um die Leistungssteigerung begonnen zu
haben. Heute kann sie sogar schon mit Stolz auf
die Erfolge hinweisen, die erzielt worden sind.
Diese Erfolge sprechen für sich. Sie zeigen, datz
auch in der jetzt in Goslar verkündeten zweiten
und verstärkten Etappe der Erzeugungsschlacht das
Ziel, Deutschland in seiner Ernährung unabhän-
gig zu machen, wesentlich näher rücken roird. Denn
was ist bis jetzt erreicht? Beginnen wir mit der
E e t r e i d e w i r t s ch a f t. Hier hietz das Ziel,
die Anbaufläche zu Eunsten der notwendigen Oel-
und Eespinstpflanzen einzuschränken und trotzdem
mehr, oder wenigstens dasselbe zu erzeugen. Das
ist gelungen. 1934 hatten wir bei einer Anbau-
fläche von 12 Millionen Hektar eine Ernte von

21.6 Millionen Tonnen, 1935 bei 11,7 Millionen
Hektar 22,9 Millionen Tonnen und 1936 bei nur

11.6 Millionen Hektar sogar 22,5 Millionen Ton-
nen. Danach wurden 1936 trotz Verringerung der
Anbaufläche um 360 000 Hektar rund 900 000 Ton-
nen Eetreide mehr geerntet als 1934, wobei auf
das Brotgetreide eine Ertragssteigerung von
86 000 Tonnen entfällt und auf das Futterge-
treide eine solche von 808 000 Tonnen. Der Durch-
schnittsertrag bei Eetreide stieg also von 18,0 auf
annähernd 19,6 Doppelzentner je Hektar oder um
fast 10 Prozent.

Auch bei Hackfrüchten, die vor allem fiip
dw tierische Ernährung von Wichtigkeit sind, kann
eine wesentliche Steigerung der Erträge festge-
stellt werden. Mit Ausnahme der Kartoffelernte
1935 lagen sämtliche Erträge weit über denen des
Jahres 1934. In weit stärkerem Matze aber ist
das bei dem Rauhfutter feftzustellen. Vor
allem beim Heu sprechen die Zahlcn für sich. Hier
wurde 1936 rund 54 Prozent mehr geerntet als
1934, was allsrdings auch auf die günstige Wit-
terung zum Teil zurückzuführen ist.

Ueberhaupt hat durch die bisherigen Erfolge
der Erzeugungsschlacht das Ziel, unseren Tier -
bestand durch Anbau wirtschaftseigener Futter-
mittel zu ernähren, wesentlich nähergerückt werden
konncn. Das war ja das Versäumnis früherer
Jahre, datz diese wirtschaftseigene Futtergrundlage
vernachlässigt wurde. Dafllr führten wir die ei-
w.eitzh-ltigen Futtermittel aus dem Auslande ein.
Im..Kriege schon hat sich das bitter gerächt, und
ein starker Rückgang dcr Milcherzeugung war die
FMe dieser falschen Wirtschaftsführung. Heute
hcitzt daher die Hauptforderung in der Erzeu-
gungsschlacht neben der Ertragssteigerung auf
allen Gebicten vor allem die Steigerung unserer
Futtererträge und der Anbau eiweitzhaltiger
Pflanzen. Ein Mittel dazu ist der Zwischen-
fruchtanbau, der keine eigenen Flächen be-
ansprucht, sondern zwischen dcm Anbau der Haupt-
frucht eingcschoben wird. Seine Anbauflächc stieg
in der Zeit von 1927 bis 1935 von 352 000 Hektar
auf 965000 Hektar, also um rund 170 Prozent.
Man könnte so auf jedem Eebiet der Landwirt-
schaft andere Erfolge aufzeigen. Wir wollen uns
aber auf die Oel- und Gespinstpflanzen
beschränken, weil die Steigerung ihres Änbaus
auch für die neue Etappe von Wichtigkeit sein

Eoslar, 23. November

2n der Reichsbaucrnstadt am Harz hat dcr
Vierte Rcichsbauerntag am Montagsrüh seinen An-
sang genommen. Die schöne alte Stadt ist sestlich
geschmückt. Ein Meer von Hakenkreuzsahnen ver-
deckt die Häusergiebel. Eirlanden und Tannen-
grün veroollständigen das fcierliche Bild. Durch
die bisherigen Reichsbauerntage hat sich auch eine
persönliche Gemcinschast zwischen dem Führerkorps
des Reichsnährstandes und den Vürgern der Stadt
gebildet. Jn der Regel kommt jedcr Tagungsteil-
nehmer immer unedcr in das gleiche Quarticr, so
datz die Eäste mit den Einwohnern eine einzige
grohe Familie bilden.

Berlin, 23. November

Botschafter von Ribbentrop hat am Mon-
tag im Auftrage der Reichsregierung an den eng-
lischen Staatssekretär sür auswärtige Angelegen-
heiten eine Note gerichtet, in der erklärt wird, dah
die deutsche Reichsregierung den Bestimmungen
über den llnterseebootskrieg dcs Teiles IV des Lon-
doner Seerüstungsvertrages beitritt und dicse als
vom heutigen Tage ab für sie verbindlich annimmt.

Die Note hat solgenden Wortlaut:

„Jn einer Mitteilung vom 9. des Monats hat
der königlich-britische Botschafter in Berlin dem
Reichsminister des Äuswärtigen Abschrift eines am
6. November 1936 in London unterzeichneten Pro-
tokolls über die Regeln der llnterseeboot-Krieg-
führung gemätz Teil IV des Londoner Vertrages
vom 22. April 1930 übersandt und dabei namens
seiner Regierung der Hoffnung Ausdruck verliehen,
die deutsche Regierung werde den genannten Re-
geln beitreten.

Diese Regeln lauten:

„1. Bei ihrem Vorgehen gegen Handelsschiffe
müssen Unterseeboote stch nach den Bestimmungen
des Völkerrechts richten, welchen Ueberwasserschiffe
untcrworfen sind.

2. Insbesondere darf, mit Ausnahme des Fal-
les der fortgesetzten Weigerung zu stoppen, nachdem

wird. Ihr Anbau war bei der Machtübernahme
saft überhaupt oerschwunden, weil es sich nicht
mehr lohnte, mit der ausländischen Erzeugung zu
konkurrieren. Zn den drei Iahren seit der Macht-
übernahme ist z. B. der Anbau von Raps und
Rübsen um das Zehnfache, von Flachs um das
Neunfache und von Hanf um das 27fache vermehrt
worden. Htute schon decken wir unseren Flachs-
bedarf wieder zu 80 Prozent und bei Hans etwa
zu 30 Prozent.

Neben dieser wirtschaftlichen Seite der Gos-
larer Tage wird wie jedes Jahr die weltan-
schauliche und politische Seite stark be-
tont werden. Was hilft es denn, den deutschen
Bauern und Landwirt zu einer grotzen Än-
strengung aufzurufen, wenn man ihm nicht gleich-
zeitig zeigt, warum man dies von ihm verlangt.

Die ersten drei Tage des Goslarer Bauern-
treffens sind mit Fachberatungen in zahl-
reichen Sontertagungen ausgefüllt. Hier werden
die Erfahrungen aus dem abgelaufenen Jahr aus-
getauscht, Zweifelsfragen der praktischen Arbeit
geklärt und die Arbeitsgrundsätze auf den vielen
Arbeitsgebieten des Reichsnährstandes vertieft.

Der Montag war mit derartigen Vesprechungen
der einzelnen Gliederungen in der Reichs-
h a u p t a b te i l u n g II, die für eine gleichmätzige
Versorgung der Verbraucherschaft und für eine an-
gemessene Preisbildung verantwortlich stnd, aus-
gefüllt. Es handelt sich dabei um die Frage des
Marktes, also die Erfassung, Verarbeitung und
Weiterleitung der landwirtschaftlichen Erzeugniste

die ordnungsmätzige Aufforderung hierzu ergan-
gen ist, oder des tatsächlichen Widerstandes gegen
Bestchtigung oder Untersuchung, ein Kriegsschiff, ob
Ueberwasserschiff oder Unterseeboot, ein Handels-
schiff nicht versenken oder zur Seefahrt untauglich
machen, ohne vorher die Passagiere, die Beman-
nung und die Schiffspapiere an einen sicheren Ort
gebracht zu haben. Für diesen Zweck werden die
Boote des Schiffes nicht als ein sicherer Ort an-
gesehen, es sei denn, datz die Sicherheit der Passa-
giere und der Bemannung bei den herrschenden
See- und Wetterverhältnissen durch die Nähe von
Land oder durch die Anwesenheit eines anderen
Schiffes, welches in der Lage ist, sie an Vord zu
nehmen, gewährleistet ist."

Die deutsche Regierung hat anläßlich der
deutsch-englischen Flottenverhandlungen in der Zu-
sammenfassung der Besprechungen zwischen den
deutschen und englischen Flottensachverständigen am
23. Juli 1935 ihre Vereitwilligkeit erklärt, den Be-
stimmungen über den llnterseebootskrieg des Tei-
les IV des Londoner Seerüstungsvertrages beizu-
treten.

Demgemätz beehre ich mich, im Auftrage meiner
Regierung zu erklären, datz die deutsche Regierung
den oben wiedergegebenen Regeln beitritt und diese
als vom heutigen Tag ab für sie verbindlich an-
nimmt. gez. von Ribbentrop."

Nur mit Menschen, die wissen, um was es geht,
kann man einen Kamps siegreich bestehen. Des-
halb werden auch in Eoslar die grotzen politischen
Probleme unserer Tage zur Sprache kommen. Zu
diesen Themen wird auch in erster Linie die Aus-
emandersctzung mit dem Bolschewismus kommen.
Denn dieses Thema ist auf einer Bauerntagung
gerade am aktuellsten. Bolschewismus und Bauern-
tum verstehen sich wie Wasser und Feuer, das
deutsche Landvolk weitz um das Schicksal des russi-
schen Vauern. Und weil es das weitz, reiht es sich
freudig in den Kampf ein. Es will nicht nur im
wirtschaftlichen Kamps in den ersten Reihen stehen,
sondern auch in dieser grotzen Äuseinandersetzung
zweier Wcltanschauungen. Das deutsche Landvolk
marschiert unter der Parole: Goslar sür ein
sreies, starkes Deutschland.

vom Erzeuger zum Verbraucher. .iunächst sprache«
die Reichsabteilungsleiter über ihre Aufgaben«
gebiete. Durch mehr als 150 Marktverbänd«,
Marktgemeinschaften und Bezirksgruppen regelt di«
Hauptvereinigung des Reichsnährftandes die Volks-
versorgung. Sie wird durch eine nach einheitliche«
Richtlinien ausgerichtete Marktüberwachung be«
straffer Zusammenfassung in den Landesbauern«
schaftcn kontrolliert.

Eine ähnliche einheitliche Marktübersicht sorgt
sür die Erfassung der Bestände in deN
verschiedenen Abschnitten des Warenverkehrs und
liefert die Unterlagen für die Abwicklung des G«'
schäftes am Markt. Daneben ist der Marktausglelch
im Sinne einer gefunden Vorratshaltung seit d«n
letzten Jahren nahezu lückenlos ausgebaut. Preis«
schwankungen zum Äusgleich der Versorgungsver«
hältnisse werden nicht mehr geduldet. Dafür wik"
das Lagerungsgewerbe einschlietzlich deN Ver'
wertungsindustrien zur weiteren VerbesserunS
der Lagertechnik und Senkung der Lager'
kosten angeregt, während der Abschlutz von Li«'
ferungsverträgen mit festem Zeitpunkt der Lie'
ferung als Mittel für die Durchführung geordnet»
Vorratswirtschaft gefördert wird. Zur Ueber«
windung zeitlicher Schwierigkeiten trägt der Mar"'
ausgleich durch untereinander verwertbare Erzeugp
nisse bei, um im Sinne einer Verbrauchssenkung
für den Verzehr derartiger Erzeugnisse zu sorgeE
die gerade besonders reichlich und preiswert z>»
Versügung stehen und vor dem Verderben bewah»
werdcn müsfen.

Die Einschränkung der Kapltalfr «i'
zügigkeit kommt durch Vermeidung von FeP'
investi'erungen der Allgemeinheit zugute, und zwa»
nach dem Grundsak datz freies Kapital nicht doA
hin abflietzt, wo es den grötzten privatwirtschasr'
lichen Nutzen zu erwarten hat, sondern vielmehr
dorthin, wo es für die Volkswirtschaft am ;««»*
mätzigften ist. Das sind die wesentlichen Eruno'
sätze, 'die sich aus der Entwicklung des abgelaufene»
Iahrcs dur.ch die weitere Handhabung der Agrar
märkte zur einwandfreien Sicherung der VolrS'
ernährung ergeben haben.

Der Eeschäststräger der spanischen Nationckl'

regierung siir Verlin. Wie die spanische Nationaj'
rcgierung dem Auswärtigen Amt mitteilt, hat ft«
zu ihrem Geschäststräger in Berlin Botschastsra»
Luis Alvarez de Estrade ernannt.

ch

Die Vergung der „Elbe l". Die Hebeversu^

am Wrack des Feuerschiffes „Elbe l" nehmen ernen
günstigen Verlaus. Man rechnet damit, benn
nächsten Hochwasser das Feuerschiff heben S"
können.

* ^

Ehrenvolle Verufung. Generaldirektor Dr. ju^
Hans Ullrich-Gotha wurde in das Internationaj
Jnstitut zur Vereinheitlichung des Privatrechts
Rom berufen.

ck

Zankoss besucht Deutschland. Der ehemalig«

bulgarische Ministerpräsident und Führer de
Volkssozialen Bewegung, Prof. Alexander ZankoO'
wird im Verlauf einer politischen Jnformationr
reise im Ausland auch Deutschland besuchen.

(Weitere politische Meldunge« Deit« 11)

Llnterseebootkrieg - Abkommen gebiltigt

Oeutschland beweist durch Beitritt seinen Verständigungswillen

KIei5l-?e5l>vo(^e öoe^um

5clrlu6tiericlrt umerex äonZerkericlrterrtatter! lleinr (.eipps

II.

Die Woche Kleistscher Dramenaufführungen gab
dem Besucher gewissermatzen in perspektivischer
Verkürzung — ein eindruckgvolles Bild von der
Erflllltheit der kargen Frist. in die das Schaffen
Kleists eingespannt war. llnd auberdem vermit-
telte sie die Vielfalt und den Reichtum von Kleists
Dichtertum und die Eewalt der polaren Eegensätze,
die sich darin vereinen.

4. Ilbenck: „pontbesiloa"

So ist auch Penthesilea nur im Zulammenbange
mit dem Käthchen zu versteben, weil diese beiden
volar entgegengesetzten Frauengestalten gemeinsam
das Bild, welches Kleist von der Frau hatte. aus-
machen.

Jn der „Penthesilea" ist alles Lberlebensgrotz,
monumental, elementar. Es gibt darin keine ab-
schwächenden Hemmungen oder Zugeständnisse an
die Umwelt oder das eigene Dasein. Der Konslikt
entwickelt sich in brutaler Härte. die Konseauenzen
werden über das Matz des gemeinbin Erträglichen
vorangetrieben. Aber was dann vor uns steht, ist
auch die Tragödie in Reinsorm, wie sie uns kein
anderer Dickter besckert, und was Nietzsche. der ge-
rade für die Tragödie einen sicheren Jnstinkt be-
sab, die unheilbare Seite der Natur genannt hat.

Die Penthestlea Seidi Kuhlmanns trug bei
der Bockmmer Auffübrung das Eeschehen. Es war
eine prachtvolle Leistung, und es mub einmal be-
tont werden.datz solche Pentbesilea-Eestaltungen ganz
selten sind. Heidi Kuhtmann spielte die Amazonen-
königin wirklich überlebensgrotz und machte die
Svannungen von Königin-sein-müssen und WeiL-
sein-wollen, von dem dunklen „in der Brust der
Frauen, das sür das Licht des Tages nicht ge-
macht", und strablender Weiblichkeit. die alle in
Pentbesileas Seele wobnen, von einer Eindring-
lichkeit sichtbar. die diese Eesichte elementarer
Eewalt und kosmischer Unbedingtheit voll wirken
lieben. Die übrigen Darsteller. Ächilles eingeschlos-
fen. mutzten neben dieser grotzartigen Leistung not-
wendigerweise etwas verblassen. Doch das ändert
nichts an der Wucht und Eeschlossenbeit der Aus-
führung. Die Änwesenheit des Schirmherrn der
Kleist-Woche. Alfred Rosenberg. unterstrich die
Ledeutung dieier Auffübrung. ,

5. Hbenck: „vss Kätbobsn von ttsllbronn"

Die Lebensatmosphäre dieses Schauspiels ist
seine Märchenstimmung. Die wunderbaren Erschei-
nungen. die traumkaste Handlung. die unwirklichen
Verbältnisse, sie mützten alle als bombastische Re-
quisiten des schauerlich-sützen Ritterschauspiels jener
Zeit wirken. wenn nicht eine innige Märchenstim-
mung alles verklärte. Nun, dieser Märchenzauber
war bei der Bochumer Aufführung unbedingt da.
nur mit einer gewissen Hinüberleitung ins Derb-
Volksstückbafte bei Betonung einer humorigen
Note. Das Sviel Lberstrahlt von der wunder-
baren Eestaltung des Käthchens durch Eisela
Ublen. welche die schicksalhafte Hingebung einer
reinen Weiblichkeit glaubbaft, und. ohne als Hö-
rige zu wirken, herauszustellen verstand. Das Bild
der Frau im Kleistschen Werk wurde durch diese
Käthchengestalt vollendet.

6. Hdsnck: „Me Hoemimnsoblaobt"

Die Hermannsschlacht wirkt in ihrer Leiden-
schaftlichkeit neben ihrer Bedeutung als Aufrus
wider Navoleon wie ein beitzes Erzwingenwollen
der Gemeinschaft. eine Erkenntnis. die man da-
mals in der Nichterkennung und Äblehung seines
Werks ihm schmerzhaft weigerte. „Wehe. mein Va-
terland. dir! Die Leier zum Ruhm dir zu schlagen.
ist, getreu dir im Schotz. mir, deinem Dichter. ver-
webrt!" Dieses Wort, das er auf das Titelblatt
seiner „Hermannsschlacht" setzte, wirkt wie eine bit-
tere Resignation gegenüber der flammenden Stim-
mung dieses Dramas, die stch am besten in dem
anderen Worte Kleists widerspiegelt: „Schlagt ihn
tot! Das Weltgerichi fragt euch nach den Eründen
nicht!" Denn immer, wo er von Römern spricht.
meint er die Franzosen, meint er Navoleon.

Die Spielleitung hatte wieder kiibn gestrafft
und in Verbindung mit dem geschlosienen Sviel
des Ensembles und den ausdrucksstarken Bühnen-
bildern eine aufrüttelnde Leistung erreicht.

7. /ibsnck: „pelnr pelvckeleb von «omdues"

Wir können heute nicht mehr versteben, wie die-
ses Hohelied von Preuhentum und Soldatengeist
zu Kleists Tagen als eine Herabwürdigung des
oreutzischen Offizierskorvs emvkunden werden
konnte. Und gerade die Szene,. in welcker der Prinz
Lvaesicht« drr nsben Todes alle Lassung verlierl

und nur noch um sein Leben bettelt, und die den
Anstotz zu solcher Ansicht bildete, erscheint uns
beute in ihrer Wabrhaftigkeit und meisterlichen
Zeichnung der Jnnerlichkeit eines Menschen, der
eben Mensch und kein Tbeatergott ist, als groh-
artig, weil sie allein die spätere Wandlung des
Prinzen zutiefst begründet und als echt und not-
wendig wirken lätzt. Diese Läuterung des egozen-
trischen Jndividualisten zum seiner Bindungen voll
bewutzten und sie bejabenden Eemeinschaftsmen-
schen spricht in der künstlerischen Eewalt. mit der
sie Kleist uns vor Augen stellt, uns unmittelbar
und mächtig an. Auf dieses Unmittelbare
kommt es an. Nur das Wabrbafte. das fern
aller Phrasen. das Unmittelbare also. vermag uns
etwas zu sagen und besitzt die Kraft. zu erziehen.

Der letzte Abend zeigte den „Prinzen von Hom-
burg" als das Werk der Reife. die Auffübrung
selbst als die reifste und ausgealichenste Leistung
in der Reihe der doch wirklich bochstebenden Aus-
fübrungen. Eerhard Meinecke gestaltete die
Rolle des Kurfürsten meisterbaft. Horst Caspar
den Prinzen lebenswahr in Sturz und Erhebung.
und Eudrun Christmann gab die Prinzessin
Natalie als die in der Liebe starke und unbeirr-
bare Frau. Dazu ein Ensemble. das keine Schwäche
aufwies. und wunderbar gelungene Bühnenbilder
— eine Aufführung. würdig. den Schlutzstein dar-
zustellen im gewaltigen Vau des Kleistschen Werks.

Als die Vesucher an diesem Abend aus dem
Tbeater traten. glübte der Himmel über Bochum
rot wie nur je im Widerschein der Hochöfen. Ihnen
war es aber. als habe eine ganze Woche lang ein
anderes Firmament ihnen röter noch geleuchtet.
und in der eigenen Brust: Das Erlebnis
Kleists. llnd sie schritten unter dem roten Bö-
chumer Arbeitsbimmel dabin mit dem Vermächt-
nis Kleists als einer stillen Glut im Herzen.

?poie55or ^iegler ?rä5iclent
<^er I^eicli^Icammer cler kilcienclen Kün^te
Verlin. 23. November

Der Präsident der Reichskammer der Bilden-
den Künste, Pros. Eugen Hönig, hat den Prä-
sidenten der Reichskulturkammer Rcichsminister Dr.
Goebbels gebeten, ihn mit Rücksicht aus sein vor-
geschrittenes Alter und zur Erfüllung versönlicher
künstlerischer Aufgaben von seinem Amte zu ent-
binden. Reichsminister Dr. Goebbels hat diesem
Wunsche entsprochen mit dem Ausdruck des Be-
dauerns uNd des Dankes für die grotzen Verdienste.
di« sich .Prosessor Hönig beim Aufbgu d«r Rrichs-

kammer der Bildenden Künste erworben hat. ElleA
zeitig hat Reichsminister Dr. Eoebbels ProsesR'
Hönig sein Vild mit einer besonders herzliwe^
Widmung llberreichen lassen. Prosessor Hon'»
bleibt auch weiterhin Mitglied des Präsidialrate'
der Reichskammer der Vildenden Künste und
Reichskultursenates.

Als Nachsolger von Prosessor Hönig bat NeichA
minister Dr. Eoebbels das Mitglied des Präsidia>'
rates der Reichskammer der Bildenden Künste uN'
des Reichskultursenates Professor Adols ZieS
ler in München zum Präsidenten der Reiw"
kammer der Bildenden Künste ernannt.

Kücklcelir

cjer cleut^clien ?iimaIc>i'a-?xpecjit!oN

Die deutsche Himalaja-Expedition. der Notn*
Vauer. Dr. Wien. Dr. Hevv und Ädolf Eöttn«
angehören. hat ihre Tätigkeit beendet und beiw,
det sich bereits auf der Seimfakrt. Die Erveditions
teilnehmer erreichten am 19. November Port SN' ,'
von wo aus sie mit einem italienischen Dainv'e
nach Triest weitersuhren. Am 24. November E,
den sie in München eintreffen. Die Ervedition. o'.
gute Erfolge verzeichnen kann. hat u. a. den 69»
Meter bohen Siniolchu bestiegen.

Hauptschriftleiter: Franz Bretz
Stellvertrcter: Bernbard Seeaer-Kelbe.
Cbcf oom Dicnlt: Dr. ssricdrich Didier.

'S'

Berantwortlich für Innenvolitik: Fra», Bretz!
Autzcnvolttik und Wtrtschaft: Berubard Sccacr-Kel«,.
fiir Stadt Hetdelbera und Bewegung: Ocrma»»
für Badische Nachrichten unb Svort: Hermann Ueb««',-
für Feuilleton und Unterbaltuna: Dr. Friedr. Di»»,',,-
für sämtl. Beilaaen: i. B. Dr. Friedr. Didicr: für ^
der: Hanvtschriftleitnna: für Anzeiaen: Wilb. Beöp'
sämtlich in Heidclbera.

Schriftleituna: Brunnenaasse 20—24.

. Bcrliner Schriftlcituna: «-».

Ha»s Erak Ncischach. Rerlin SW 86 Cbarlottenstr.
Nachdruck eiaener Berichte ohne ausdrücklfche Ge"'
miauna der Schriftleituna nicht aestattet. „«r.
Svrechstundcn der Schriftleitung: Täal. von 17 U"

^ Fernruf 3740. ...

Fiir unverlanat einaeaanaene Beiträac wird ket»'

„ Berantwortuna iibernommen ..

Verlaa .Nolksaemcinlchaft" G. m. b. S„ Ha«>^
strahe >28/128 tUniverlltätsvlatzi. .
Druck: Hctdelberaer Gutenbcra-Druckeret G. nt. ^
D.-A. X. 38: 25 441.

Davon: Beztrksaussabe „Rund um Mosbach
Bezirksausaabe „Der Odenwälder"
Bezirksausaabe „Der Kraichaau"
Bezirksausgabe „Der K: ^ "

Lur Zett tkt PreiSltü« '
 
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