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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2257

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„Volksgemeinschaft"

Mittwoch. deu 2. Dezember 198«

^etrt in cüs ^ücki'un^s

^ünk Zpiels cler Lerinlcsklssss Ost — Vt8 Wissloeli in Weinkeim

Bezirksklaffe Ost. beginnt am Sonntag
^inten Ausnahme ^is^Rückrunde.^, In dem

»en sestgesetzt

aarn>,^isen der Verbandssviele sind solgende

St. Ilgen — 05 Heidelberg
.rreyg Limbach — FVgg. Evvelbeim
Kickers Waldürn — SvV. Sandbause«
LV. Weinbeim — VsB. Wiesloch
iE. Kirchheim — SvV. Eberbach.

^orx.^b Bflichtsviel in Limbach gehört noch der
n L Die Limbacker miissen nun endlich
'liitz,.,s?ben. jhre Laae m verbessern. wenn sie nicht
hch mit dem Abstieg vertraut machen
'^eranr ? iedock Evvelbeim sich als Punkt-
"illl beraeben wird. das erscheint sraglich. zu-
b>Lrts»°,.iSäste gewillt sind. ihre Meisterschaftsan-
'"n njcht io ohne weiteres aus der Hand zu

iebr schweren Aufaabe stebt der Sei-
^'rd i".-Club". Das Sckicksal St. Jlgens
?er s,!.".den kommenden Wochen entschieden. Aus
Mh den Neulina drobenden Eefabr ergibt sich.
9r»,d s? .- Club" in St. Ilgen auf grötzten Wider-
^iler-n n i> wird. Und wenn die Heidelberger keine
?"nn ^ ^eistungen zeigen. wie am letzten Sonntag.
desj^sberden sie das Sckicksal mit den in St. Jlgen
»s«n Mannschaften teilen müssen.

^eit „ Sandbaulen wird es allmäblich
- der Geiabrenzone berauszukommen. Der

fbllln, ^..Tabellenvlatz entsvricht allerdings nicht
'viel Uunasvermögen. In ibrem letzten East-
sailz »! Kirckbeim kinterliek, Sondbausen ieden-
'4lls> ^eri sehr guten Eindruck. Wenn die Mann-
Mn» fait der aleichen Energieleistung auswartet,
a>n wie im Vorsviel (0:0) im Bauland

Kai^s'eriolg zultande kommen. Allerdings aegen
gewinnen, die Leute

zu

ver-

"w jst schwer
». äu kämvfen.

wicktiaste Tresfen iu unierer Abteilung
wickelt sich an der Bergstrake ab.
öd>js<k? b e , in ist der Sckauvlatz eines Kamvfes
vin,z Ä swei Mannschasten. die bereits den Titel
tüi,. ^bteilunasmeisters trugen. Der Tabellen-
und Serbitmeister Wieslock.

, — Serbstmeister Wieslock. kat ge-

'brunn Weinbeimern einen knavven Vor-
?bi Ks, "b" iwei Punkten. der mit einem SLlage
ltetzj ^bntaa ausaealichen werden kann. Das eine
bnr,dak di« Beweaungssvieler in der Zwei-
»Iz /sbbadt vor einer schwierigeren Aufgabe stehen
«m verslossenen Sonntag.

'vi einzige Seidelberaer Bezirkskloss-nsviel gebt
Pl-i?tadtteil Kirckbeim aus dem Platze an der
bicki b^sforiterstrake vomtatten. Eberbach geht
leil» llbne Aussscht in den Kamvi Am 18. Oktober
bat -Zblln ssch mit 3:3 in die Punkte. Kirchbeim
vlla 'b seinen Letstunaen erbebl'ck ^'"^asssn.

Zkt „ " Neckartäler auch auswärts sür Ersolge
lliid Anug sind. Union und Sckwetzingen
° 'vielsrei. Lbk.

^bbsllen Lsrirkslc'ssssn

kchiE Gau Baden haben die Tabellen in den ver-
^nen Eruvven folgeudes Ausieben:

^jUnterbaden West. Alem. Ilvesbeim 11 Sv.. 20
^illn»? ?Mb. Neulukbeim 11 Sv.. 15 Pkt.. Pbönir
ll A!!^im 11 Sv.. 15 Pkt., Germ. Friedrichsfeld
^ v » 13 Pkt.

vri.

""elbaden-Nord. VsR Neureut 10 Sv.. 17 Pkt..

Germania Durlach 10 Sv.. 14 Pkt.. SvVg. Aue 10
Sv.. 11 Pkt.. FC. Eutingen 10 Sv.. 10 Pkt.

^ Freiburg-Nord. FV. Kehl 10 Sv.. 15 Pkt.. FC.
Waldkirch 10 Sv.. 13 Pkt.. FV. Osfenburg 10 Sv..

12 Pkt.. ViR. Achern 10 Sv.. 11 Pkt.

Konstanz. VsR. Konstanz 10 Sv.. 18 Pkt.. FE.

Konstanz 8 Sv.. 13 Pkt.. FC. Singen 9 Sv.. 13
Pkt. FV. 08 Villlngen 9 Sv- 12 Pkt.

Mittelbaden-Süd. Phönir Karlsrube 11 Sv..
22 Pkt- FV. Daxlanden 11 Sv- 19 Pkt- Phönix
Durmersbeim 11 Sv- 15 Pkt., FV. Ettlingen 11
Sv- 11 Pkt.

Freiburg-Süd. FV. Lörrach 10 Sv- 17 Pkt- SC.
Freiburg 10 Sv- 17 Pkt.. Kickers Freiburg 10 Sv-,

13 Pkt- FC. Rbeinselden 9 Sv- 12 Pkt.

Ss6sn gegen Westksisn

Dke Rerchsbundpokal-Zwischenruude
Das Fachamt Futzball gibt jetzt dis Paarungen
für die vier Zwischenrundenkämpfe um den
Reichsbund-Pokal bekannt, die am Sonntag, den
20. Dezember, ausgetragen werden. Der einzige
noch im Wettbewerb beftndliche süddeutsche Gau,
Baden, mutz in Dortmund gegen Westfalen an-
treten. Da die Westfalen diesmal zwcisellos mit
den Spielern von Schalke 04 antreten werden,
wird es in der Kampfbahn „Rote Erde" einen
grotzen Kampf geben. Jm einzelnen lauten die
Paarungen wie folgt: in Dortmund: Westfalen —
Baden, in Hannover: Niedersachsen —Sachsen, in
Köln: Mittelrhein — Brandenburg, in Erfurt
oder Magdeburg: Mitte — Niederrhein.

lumgemsincls flsicfslbsi'g 76 cutt

Wintsrfest in cle»' Stscltlislls — QcolZes ^estpcogcsmm

Turnen — Svort und Leibesübungen — sind
Quellen der Krait iür jung und alt. Zahlreiche
Veranstaltungen sind der Einwobnerichait Heidel-
bergs schon in diesem öerbit geboten worden. Dieies
Mal ruit die Turnaemeinde 78 Heidelberg zu ihrem
Fest am Samstaaabend in die Stadthalle: sie will
den Beweis erbrtnaen. dak üe in der Pslege der
Leibesübungen auck beute Hervorragendes und
Mustergültiges zu bieten vermag. Die weit über
die Turnerkreile btnaus bekanuten Leiter und Lei-
terinuen des Vereins baben ein abwechslungs-
reiches Programm zusammengestellt. in welchem
Ausschnitte aus der turnerischen und ivoitlichen Ar-
beit der verichiedenen Abteilungen enthalten iind.
Jn zweiitündiger Voriübrunassolge wird die Turn-
gemeinde 78 ein klares Deiiviel der Vislieitigkeit
und Vielgestaltigkeit einer eriolgreichen Vereins-
tätigkeit lieiern.

Es ist iür einen Berein. wie die Turngemeinde
78. die schon seit einer Reibe von Iabren hoch-
itebende turnerische Leiitungen voriüürte. nicht
leicht. immer wieder etwas Neues und Seltenes
zu bringen. Und doch will der iestgebende Derein
anch in diesem Jabre den Veweis erbringen. datz

das Können der vergangenen Iahre nickt nur ge-
halten. sondern nach gesteigert werden konnte. So
wie der Verein vor allem in der Lelcktatbletik Her-
vorragendes leistete so nimmt er auch aus dem
Gebiete des reinen Turnens eine beiondere Stel-
tung ein. Die TES. 78 war stets bemübt. gute
Könner aui den verschiedenen turnerischen und
svortlicken Gebieten zu besitzen und trotzdem ist die
möglichst beste Ausbilduna der Maffcn in allen
Abteilungen die Hauvtamgabe gewesen.

Am kommenden Samstag wird also die turn-
sreudige Einwobnerschait unierer Stadt einen Teil-
ausschnitt aus der turneriicken Arbeit der TG5 78
zu ieben bekommen. Nicht alle Abtell'>ngen können
natürlich in der kurzen Zeit in Ericheinung treten
und auch die. die ibre Voriührungen zum beiten
geben. können nickt mehr als nur ein kleines Ge-
biet ibrer Tätiakeit sinniällig dartun. Aber das zur
Vorsührung »elanaende wird ieine Wirkung nicht
verieblen. Mit Freude werden die Teilnebmer des
Schauturnens bemübt iein. alles in musteraültiger
Ausfübrung vor den Augen des Beschaners er-
scheinen zu laiien. Freude wird ausstrahlen aui die
Zmckauer selbst. und bei manchen wird der Wunsch
wach werden. in Zukunit auch dabei sein zu wollen.

vec Siegss^ug clss 7V frot

7:S-Lrfo>g übsi' Ssekenlisim — /^m Sonntsg gegen SV Wslcüiok

Ein über den normalen Rabmen der Ver-
bandsiviele binausragender Kamv' lies am Sonn-
ta» in Seckenheim vom Stavel. denn der Nenling
Rot. der mit an der Svitze der Tabelle itebt. iollte
beweiien. datz leine derzeitige Poiition kein Zuiall
oder alücklichen Umitänden zuzuickreiben tit. Dieien
Veweis hat die Mannichait des TV. Rot erbracht.
Das Sviel begann mit iorichen Ano-iiien der
Platzberren. die auch in der dritten Minuts von
Eriolg gekrönt waren. Der beste Mann der Aus-
wahlivieler Eebr-Seckenheim. kam zu einem Pracht-
schutz. der sür d-en Roter Torbüter uubaltbar im
Netz landete. Zwei Miuuten sväter glich Rot aus.
Bis zur Pause erhöbte Sveckert aui 5:2.

. Nach der Salbzeit war der Gastgeber zunächit
wieder tonanaebend, doch zu greiibaren Ergebnissen
kam es vorerst nicht. Seckenbeim brackte dann eine
barte Note ins Sviel, trotzdem erböht« Rot aui
6:2. Doch auch Seckenheim bolte ein Tor aui. dem
Rot wiederum eines vorlegte. Kurz vor Schlutz war
Seckenbeim nock zweimal eriolgreich.

Mit 7:5 hat Rot dieies Sviel verdient gewon-
nen und itebt iomit weiter vunktgleich mit Wald-
bof an erster Stelle der Tabelle. Der kommende
Sonntag bringt nun die Entscheidung um den er'sten
Tabellenvlatz. Rot mutz nach Waldbos.

Auch die Iugendmannschast des TV. Rot
war wieder in Neulutzheim eriolgreich. Sie aewann

gegen die dortige ivielsta''ie Iugend des a.bd. mit
6:3 und stebt damit weiter mit 6 Svielen und 12
Punkten und einer Torzabl von 61:23 ungeschlagen
an der Tabellenivitze.

Inzwischen sind auch die restlichen Termine
der -unde bekannt und b-""its ei-'ae Svi >e
der Nachrnnd« anaeietzt. Der Svielvlan lautet wie
iolgt: 6. 12.: Waldbos — TV. Rot 11 Uhr: TV.
Weinheim SvC. Freiburg: TV. Seckenheim ge-
gen ViR. Mannbeim: TSV. Oitersheim — TSV.
Nutzloch. 13. 12.: SPC. Freiburg - SPV. Wald-
hoi: TV. Rot — Tad. Keück: TV. Weiuheim ge-
»en ViR. Mannbeim: TV. Ettlingen — TSV.
Oitersbeim. 20. 12.: ViR. Mannbeim — SPE.
Freiburg: TV. Weinbeim — TV. Ettlmgen: Tgd.
Ketich — TSV. Nutzlock: TV. Seckenbenn — SvV.
Waldboi: TSV. Oitersbeim — TV. Rot.

SssgstcsiKIsf flsnübs»

Kreisklaiie l: Die Sviele vom 22. November:
TV Kirchheim — TE Laudenbach 5:9: TG Dosien-
heim — TV Grotziachien 4:10: SG Eberbach gegen
TV Oberilockenbach 6:7. — Die Sviele vom 29.
November: TV Oberilockenbach — TV Erotzsachsen
4:6: TG Dossenheim — HG Eberbach 3:7; TV
Edingen — TB Neckariteinach 6:7.

Die Tabelle

TE Laudenbach

5

4

1

0

64:20

0

TV Erahiachsen

5

4

1

0

27:16

9

TV Neckarsteinach

6

4

0

2

40:27

8

TV O flockeubach

6

4

0

2

82:43

8

TV Edingen

7

3

0

4

35:41

6

HE Eberbach

6

2

0

4

37:52

1

TV Kirchhcim

5

1

0

4

35:47

->

TE Dossenheim

6

0

0

6

13:57

0

TB Eppclheim

I —

TB Rheinau

8:3 (8:01


Das tzeimfpiel am Sonntag gegen die 1. Mann-
schaft des TV Rheinau konnte der TV Eppelheim
nur unenkschieden gestalten.

Wetterben'cht

deS Reichswetterdiensles Ausgabeort Irankfurt a.M.

Mittwoch: Veränderlick mit Auibeiterungen ader
auch einzelnen Niederschlagsichauern (im Gc-
birge vieliach Schnee oder Erauveln). bei teil-
weiie böigen westlichen bis nordweitltchen Wm-
den. Temveraturen wenig verändert.

Donnerstag: Nach anfänglicker Berubrgung und
stärkerer nächtlicher Abkllblung. vorausstchtlich
wieder »unebmende Unbeitändigkeit.

Wasserstanvsnachrlchte«:

Rbein

Tag

Rhein-

ieiden

Brei-

ach

Kehl

Maxau

Mann-

deim

Lauv

Köln

30. l l
1.12.

214

208

i09

104

236

233

393

391

301

293

223

216

249

234

Neckar

Tag

Plo-

Heil»

Jagst-

Diedes-

Heidei-

Mann-

chinflen

bronn

ield

heim

berfl

heim

30.11.





270

303

1.12.









270

298

tromsn von I-t. O. Wuttig

LM Tl§GM AMÄ

^ S^°"setzung

Nachmittag wacht Werner aus kurzem
^tan ."uf. Nrnh dem Mittagessen war er mit
t^ A in die Hutschachtel zurückgegangen, beide hat-
öe>is § auf die Strohsäcke gelegt, und nun ist Fran-
tzj? ^ager leer. Ganz leise muß er gegangen sein.

AZeile bleibt Werner noch liegen. Jn vielen
sest-ä? des Raumes liegen andere Kameraden in
bey s^^chlummer, da greift er leise in den klei-
^lt ^l>alt zwischen Wand und Bettrahmen und
Las kleine bunte Tuch hervor.
dllz"?larie", denkt er, liebe, kleine Marie", führt
ki, ^'dige Eewebe mit einer zärtlichen Bewegung
aii°-Gestcht und versteckt es dann wieder am

L-P'atz-

dezFtit keinem Wort hat Franz von dem Verlust
i>Ls. ,aches zu ihm gesprochen. Lange hat Werner
blltt ' gewartet. Es geschah nicht. Gefühlsmätzig
Stzjkd er schon an demselben Sonntag gespürt, datz
Franz und Marie etwas gewesen war,
sich - " nichts wutzte. Seit diesem Tage hat er
lich°°"l aller Auflehnung gegen jeden unfreund-
lZedanken Franz gegenüber zu wehren ver-
i>vK .Jmmer wieder hat er stch gesagt, daß Franz
ütz/.Ulchts dafür künne, wenn ihm Marie gefiele.

soll denn Franz auch wissen, datz er selbst
liebt, so wie er noch kein Mädchen geliebt
lejäEr hat Franz vor sich verteidigt und jeden
8eii, l§ründe anerkannt. Ünd doch ist es ihm nicht
bich?^"> einen Rest heimlicher Eifersucht hat er
t'lgen können. Franz hatte das Tuch Ma-
hz? besessen. Er war der Erfolgreichere, und jetzt
46erner auch das Vertrauen des Kameraden
len> Franz ist heimlich gegangen und wird
^^unten bei Marie auf dem Hofe sein.

»k, ''Hch könnte ja hinterhergehen", denkt Werner,
l>lln, selben Augenblick verwirft er diesen Ee-
ij^ten wieder und versucht noch einmal, wieder
in n^lafen. Es gelingt ihm nicht, die Unruhe
^ti'k lst zu stark. Da steht er auf, zieht sich die
an und geht hinaus.

»>n» lst nicht aerade eine ausgezeichnete Stim-
sj. ug, jn der er sich befindet, als er nun unschlüs-
u tni Lager herumwandert. Jn der leeren Kan-

tine spült Lübbert Eläser, in der Küche wird Ee-
schirr gewaschen, ein hätzlicher Dunst zieht von
dort heraus, und angewidert verlätzt Werner wie-
der den Raum. — Drüben auf dem Platz, den der
Wind wieder getrocknet hat, wird FutzbaÜ gespielt.
— Nein, auch dazu hat er keine Lust. Er will
allein sein, er wird einen Spaziergang machen. Da
steht in der Tür des Lagerbüros plötzlich Baufüh-
rer Larsen und winkt ihn heran. „Na, Sie wissen
wohl nichts mit sich anzufangen, was? — Aber,
Mensch, was ist denn los mit Jhncn, Sie machen
ja ein ganz verhageltes Eesicht! — Kommen Sie
mal herein."

Larsen, der von früh an bis zum Abend die
Arbeit beidor Schichten leitet, meist rn der Nachr
dann noch über Zeichnungen sitzt, macht gerade seine
Kaffeepause und gietzt auch Werner eine Tasse ein.

„Eigentlich ist das kein Eetränk für Männer.
Beim Bier lätzt stch besser reden. Aber nun schietzen
Sie mal los, was für eine Laus ist Jhnen Lber
die Leber gelaufen?"

Von Larsens Gesicht, das bei der Arbeit ganz
schmal und hart werden kann, geht jetzt ein Strom
von Herzlichkeit. von Wärme und Verständnis aus.
Er spürt, datz Werner bedrückt ist, obgleich sich die-
ser jetzt krampshaft bemüht, ein vergnügtes Eestcht
zu zeigen. — Aber Werner kann nicht reden. Soll
er Larsen erzählen, datz er unglücklich verliebt ist
und datz sein bester Freund auf dem Wege ist, ihm
das Mädchen wegzuschnappen! Larsen würde ein
brüllendes Gelächter anschlagen oder ihm vielleicht
bestenfalls vüterlich und mit gutem Rat auf die
Schulter klopfen. — Nein, er kann darüber nicht
reden. Das ist eine Sache, die er ganz allein fiir
sich durchstehen mutz.

Larsen ist übrigens auch auf ganz falscher Fährte.

„Der Sprung vom Studiosus zum Strahenar-
beiter ist cin bihchen grotz, was? — Ja, daran
mutz man stch hier erst gewöhnen. Manchem fällt es
schwer."

Er weitz ja nicht, datz bei Werner diese llm-
stellung längst seit zwei Iahren vollzogen ist.

„Es ist ja sehr schön, wenn man nicht nur Pflau-
menmus im Kopfe hat, aber hier drautzen kann

nur der bei der Stange halten, der auch ein rich-
tiger Kerl ist", fährt Larsen fort. „Dazu gehört
auch, datz man eine innere Einsamkeit ertragen
kann. — Jch kann Jhnen gut nachfühlen, wie es
ist. Scklietzlich gibt es ja autzer der Dreckarbeit,
autzer oem Fressen, Schlafen und Futzballsprelen
gerade für einen wie Sie noch andere Dinge, über
oie man reden möchte. Da ist man hier natürlich
sehr allein."

So kommt Larsen Werners Zustand schon etwas
näher.

„Sehen Sie", fährt er fort, „ich habe das ja
auch alles erfahren. Drüben in Mexiko . . . llebri-
gens, Sie wollten mir doch einmal von Tampico
erzählen. . . Na, ein andermal . . . Ja, also drü-
ben, da habe ich zwei Iahre beim Brückenbau in
einem Camp gehaust, nur umgeben von dreckigen
Jndios und Mischlingen. Ein paar Weitze waren
ja darunter, aber die waren auch danach. Sehr
auserlesen war die Eesellschaft, nicht, aber gear-
beitet haben sie und wir haben zusammengehalten
wie Pcch und Schwefel. Jn anderthalb Jahren
haben wir die Brücke über den Rio hochgezaubert.
Ich war ja damals noch jünger. War aus Deutsch-
land frisch von der Hochschule gekommen und war
dann manchmal nahe daran gewesen. mir in mei-
ner Wellblechbude einen Strick um den Hals zu
legen. Nur aus Verzweiflung über die Einsamkeit
— Einsamkeit des Herzens, verstehen Sie, inmit-
ten von zweihundcrt Menschen. — Ja, das zu er-
tragen will gelernt sein . . . llnd wenn es so bei
Zhnen steht, dann will ich Jhnen gerne helfen, es
zu ertraaen, hören Sie. — Dann kommen Sie zu
mir, verstanden!"

Werner nickt. Er hat Larsen, ohne ihn zu un-
terbrechen, angehört. Zu einem gewissen Teil hat
er ia auch bei ihm den Kernpunkt getroffen. Es
ist vie Einsamkeit des Herzens, an der Seite eines
Freundes, von dem er zu viel verlangt hat. Und
dann ist noch das andere da, von dem Larsen nichts
weih.

Eine kurze Weile sitzt der Vauführer dann noch
mit Werner zusammen, ste reden nun llber andere
Dinge, über den Bau, llber Mexiko, über Sachen,
die entfernter liegen und dann mutz Larsen wieder
hinuntcr zur Arbeit.

„Also, Kopf hoch, Mann! — Uebrigens, saaen
Sie mal, wollen Sie eigentlich später nicht wieoer
zurück auf die Universität? — Stratzenbau ist ja
für Sie eine Zeitlang fehr gut, aber schlietzlich
wollten Sie doch einmal ctwas anderes werden als
Bauarbeiter, nicht wahr."

Werner zuckt mit den Schultern.

„Studium kostet Eeld, Herr Bauführer! Jch
besitze nichts mehr, als ich hier verdiene."

„Auch darüber werden wir einmal reden, mein
Lieber."

Jetzt mutz Larsen aber fort. Herzhaft drückt er
Werners Hand, und während er mrt grotzen, eili-
gen Schritten hinunter zum Luch geht, setzt Werner
seinen Spaziergang allein fort und schlägt den
Weg ein, der hinter dem Radewitzer Eut vorbei-
geht. hinüber zum Tantower Forst.

Eewitz, Larsen ist ein feiner Kerl und hat ihm
gut zugeredet. Aber dennoch Lberfallen Werner
unterwegs wieder die quälenden Gedanken. Er
weih genau, datz sein Eroll auf Franz Eisersuchk
ist, glatte Eifersucht und ungerecht dazu. Aber j»
mehr er versucht, die Schuld bei sich zu finden, um
so mehr steigert sich in ihm ein Hotzgefühl gegen
Franz. Er kommt sich hintergangen vor, Franz,
den Freund und Kameraden, sieht er wie in einem
Zerrspiegel, sein eigenes Herz ist zerrissen, und Ma-
rie ist weit auf cinem anderen Stern.

Es ist schon sehr dunkel, als er ins Lager zu-
rückkommt. Die zweite Schicht sitzt noch in der
Kantine beim Essen. Das Fuchsloch und die Hut-
schachtel sind hell erleuchtet.

„Wenn ich ihn nur jetzt nicht treffen würde!"
denkt Werner beim Eintreten in die Baracke. Aber
kaum hat er die Tür geöffnet, da hört er schon die
Musik der Ziehharmonika. Franz ist also da, und
er ist tatsächlich auf dem Röjelerhof gewesen.

„N' Abend, Werner!"

„N' Abend!"

Das ist alles, was Werner sagt. Franz ist ja
nun schon an Werners merkwürdigen Zrrstand ge-
wöhnt und macht sich nichts mehr daraus. Soll dbr
Teufel aus ihm schlau werden. Er hat es aufge-
geben. Wenn Werner verrückt spielt, so soll er es
ohne ihn tun. Er hat nun feine Ziehharmonika

80ffiv>107, bisupistrssss >6

D^ocgenröelcv — Ksursnrtigv

>n ^infsskv'- uncl äusfllkluno

wieder. Vorhin erst hat er fie mit Jsolierband ge-
slickt. Er hat zwar Marie unten auf dem Hof
nicht angetroffen, sie war in Schmölln — aber wen
geht das etwas an. Er will lustig sein und spielt
sich nun einen Schlager, herauf und herunter, im
Batz und Sopran.

Fortsetzung folgt.
 
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