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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0229

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frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
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ausschließlich Zustellgebühr.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


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15 Pf. für die 1 spcltige.
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Für hiesige Geschäfts- und
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ermäßigt.

4

Gratis-Anschla
der'Jnserate auf oen Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Xr. 52.

DlumttstW, den 2. März

I8S9.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
den Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition, Untere
Ncckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
wenn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
15 Pfg. weiter. _
Die Erklärungen des Staatssekretärs v.Bülotv.
Von den Erklärungen, die Staatssekretär v. Bülow
auf Anfragen hin am 28. Februar in der Bndgetkommis-
fion des Reichstags gegeben, haben wir den zweiten Theil
Noch nachzutragen. Wir knüpfen nochmals an das an,
was v. Bülow über Kiautschou sagte.
Unsere nächste Aufgabe, so führte der Staatssekretär
aus, ist die Herstellung der Verkehrs st raße zwischen
Kiautschou und dem Hoangho. Um den Bau der
Bahnen haben sich verschiedene Unternehmergruppen be-
worben. Es ist gelungen, diese Gruppen zu vereinigen.
Unsere hervorragendsten Kapitalistenkreise haben sich mit
angesehenen ostasiatischen Handelshäusern verbunden, die
Unterhandlungen mit diesem sind noch nicht zum Ab-
schluß gelangt. Uebcr die Hauptpunkte ist aber eine Eini-
gung erzielt worden. Es steht zu erwarten, daß die
schwebenden kleineren Meinungsverschiedenheiten in Kurzem
beigelegt werden sollen. Ich hoffe, daß, wenn mein Etat
iui Plenum berathen wird, ich in der Lage bin, den Ver-
trag mit dem Syndikat zur Kenntniß des Reichstages zu
bringen. Das Syndikat wird.eine Aktiengesellschaft nach
deutschem Recht bilden. Ter Sitz der Gesellschaft wird in
Tsintau, also unter deutscher Gerichtsbarkeit sein. Das
Kapital, das aufgebracht werden soll, dürfte 50 000000^.
ubersteigen. Entsprechend unserem Abkommen mit China
ist eine Akticnbetheiligung chinesischer Unterthanen vor-
gesehen. Ich bin bet den Verhandlungen davon aus-
gegangen, daß dem Syndikat im Großen und Ganzen
Möglichste Bewegungsfreiheit zu lassen sei. Ich habe hierbei
jedoch bestimmte Grenzen gezogen und bestimmte Gesichts-
punkte ausgestellt. Zunächst haben wir ein Interesse daran,
daß die geplante Eisenbahnverbindung möglichst rasch her-
gestellt werde, schon wegen der Kohlenversorgung von
Kiautschou. Bei dem Betrieb der Eisenbahn muß das
allgemeine Verkehrsinteresse gewahrt werden. Wenn die
Eisenbahn ausreichende Erträgnisse abwirft, wird das Reich
an dem Gewinne Theil nehmen. Es ist dies nur recht
und billig, da einmal die Concessionen in Shantung dem
Reiche gemacht worden sind und anderseits nicht vergessen
Werden darf, daß die Hafen- und Quaianlagen, die das
Aeich in Kiautschou baut, die wirthschaftliche Voraussetzung
Mr das Eisenbahnunternehmen abgcben. Für die Zukunft
fft die Möglichkeit einer Erwerbung der Eisenbahn durch
aas Reich vorgesehen. Die Eisenbahn, die Shantung
durchqueren und Kiautschou mit dem Hoangho verbinden
wll, wird sich an die große Linie anschließen, die von
^Nischen und englischen Kapitalisten projektirt ist, um
^ientsin mit dem unteren Laufe des Jangtsekiang zu ver-
enden. Diese Eisenbahn soll den Jangtsekiang gegenüber
der Stadt Tschinkiang erreichen, an der Stelle, wo der
sllte chinesische Kaiserkanal in den Blauen Fluß einmündet.
T^ie Regulirung der Vergebung des Bergbaurechtes ist noch
w der Schwebe. Diese Frage ist insofern nicht brennend,
als eine Erschließung der Bodenschätze nicht vor Her-
uellung der Eisenbahnverbindung möglich sein wird. Auch
hwr neige ich zu der Ansicht, daß der Werth von Shan-

tung für uns zum großen Theil abhängt von der Be-
schaffenheit der dortigen Kohle. Die bisherigen Nach-
richten über die Shantungkohle lauten günstig. Als vor-
sichtiger Mann will ich aber nicht verschweigen, daß wir
noch größere Mengen der Kohle prüfen müssen, um ein
abschließendes Urtheil über die Güte fällen zu können.
Wir glauben aber jetzt schon sagen zu dürfen, daß die
Shantungkohle besser ist als die Shansikohle. Letztere
ist eine Anthracitkohle und sehr für den Hausbrand
geeignet. Shantung verspricht eine gute Schiffskohle
zu liefern. Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes
hat übrigens kürzlich bereits im Reichstage erwähnt,
daß auch in der Nähe von Kiautschou selbst, nicht weit
vom Meere abbauwürdige Kohlenlager gefunden worden
sind. Ich füge endlich noch hinzu, laß den Eisenbahn-
bauten in Shantung in der Richtung zum Hoangho nach
den bisher vorliegenden Nachrichten erhebliche Terrain-
schwierigkeiten nicht im Wege stehen. Der Bau wird
durch die Verhandlungen mit dem Syndicat übrigens nicht
verzögert. Das vereinigte Syndicat hat bereits im Eisen-
bahnbau erprobte und mit den chinesischen Verhältnissen
vertraute Ingenieure an Ort und Stelle entsandt, um Ver-
messungen vorzunehmen und die Trace festzustellen.
Auf eine Anfrage bezüglich der sogenannten Ab-
rüstungskonferenz erwidert Staatssecretär v. Bülow,
daß die Konferenz im Haag abgehalten werden soll. Die
Einladungen würden voraussichtlich bald ergehen. Wann
die Konferenz Zusammentritt, stehe noch nicht fest. Im
klebrigen sei er nicht in der Lage, Schriftstücke über die
Konferenz vorzulegen. Ein Programm sei von russischer
Seite aufgestellt. Verschiedene Regierungen wären jedoch
der Meinung, daß erst auf der Konferenz selbst zu den
einzelnen Punkten des Programms Stellung zu nehmen
sein werde. Demgemäß würden die Verhandlungen hierüber
auf der Konferenz statlfinden.
Hierauf brachte man die von fremden Zeitungen ge-
brachte Nachricht über die „Irene" und das angebliche
Verhalten des Admirals Dewey zur Sprache, der
gedroht haben soll, eine Pinasse der „Irene" in Grund
und Boden zu bohren. Der Staatssecretär erklärt, diese
Nachricht gehöre in die Kategorie der kürzlich von ihm
gekennzeichneten fetten Enten. Soviel er wisse, befinde
sich die „Irene" gar nicht bei den Philippinen, sondern in
Hongkong. Von deutschen Schiffen sei nur die „Kaiserin
Augusta" vor Manila. Wir hätten auf den Philippinen
eine große Anzahl deutscher Handelshäuser, deren Schutz
sich unsere Marine während des spanisch-amerikanischen
Krieges habe angelegen sein lassen. Wir hoffen, daß
unsere Landsleute unter amerikanischer Herrschaft volle
Sicherheit finden werden.
Auf eine.Anfrage des Abgeordneten Dr. Hasse wegen
des Falles Roth erwidert der Staatssecretär, der Fall
hat uns schon seit langer Zeit beschäftigt. Es ist richtig,
daß die Thäter freigesprochen sind. Diese Freisprechung
ist aber nicht auf den schlechten Willen der brasilianischen
Regierung zurückzuführen oder gar auf den Mangel an
Energie unseres Gesandten. Die Gründe für die Frei-
sprechung liegen darin, daß di-jenigen Personen, die den
Angriff gesehen haben sollen, nachher Anstand genommen
haben, unter dem Eid ihre belastenden Aussagen zu wieder-
holen. Dies wird auch von der dortigen deutschen Presse
bestätigt. Die brasilianische Regierung hatte es sich trotz
dieser Freisprechung angelegen sein lassen, eine angemessene
Entschädigung in Höhe von 18 000 Mk. zu bewilligen.
Diese Zahlung ist am 12. v. Mts- zu Händen unseres
Gesandten in Petropolis erfolgt. Gleichzeitig ist der
Gouverneur des Staates von St. Catharina von

der brasilianischen Regierung angewiesen worden, das
Verhalten der an dem Falle Roth bctheiligten Behörden
einer sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen. Uebrigens
hat sich dann Lehrer Roth an Bord S. M. S. „Sophie"
einer militärärztlichen Untersuchung unterzogen und diese
hat erfreulicher Weise ergeben, daß außer einer leichten
Nervosität bei Roth kein Schaden von der Mißhandlung
zurückgeblieben sei.
Ueber eine Reihe von Forderungen deutscher Staats-
angehöriger an Marokko erklärt der Staatssecretär:
Wir haben diese Reklamationen nachdrücklich vertreten.
Unser Gesandter ist zu diesem Zweck nach Marrakesch ge-
reist. Er hat auch vom Sultan einen Befehl erlangt,
durch den die marokkanischen Behörden angewiesen wurden,
den deutschen Forderungen nachzugeben. Wie es in diesen
Ländern häufig vorkommt, ist ein Theil der uns gemachten
Zusagen befriedigt worden. Wir werden aber auf volle
Zahlung hinwirken und wenn die marokkanische Regierung
noch zögern sollte, unsere berechtigten Forderungen zu er-
füllen, so könnten diese durch das Anlaufen unserer Schiffe
in den marokkanischen Häfen unterstützt werden.
Schließlich erklärt der Staatssecretär, die Entschädi-
gungsforderungen für die Verluste bei den cu dä-
nischen Kriegswirrcn betragen bei der Firma
Schneider und Fischer 2500 000 Mk., Lobeck Erben
1000 000 Mk., bei anderen Firmen zusammen 800 000 Mk.
Es wird nicht leicht sein, den Geschädigten zu ihrem Rechte
zu verhelfen. Die Regierung wird sich ihrer Reklamationen
möglichst annehmcn und anftreben, daß die Deutschen nicht
schlechter als Andere behandelt werden.

Wochen-Chronik.
(Vom 19. bis zum 25. Februar.)
Febr. 19.: In Talienwan findet ein Zusammenstoß zwischen
Russen und Chinesen statt.
„ 20.: Prinz Georg, der Statthalter von Kreta, eröffnet die
kretische Nationalversammlung.
21.: Die 2. bad. Kammer nimmt ihre Sitzungen
wieder auf.
„ 21.: Der Sultan von Maskat (Oman) wider-
ruft in Folge englischer Drohungen die den
Franzosen gewährte Abtretung einer Kohlenstation.
„ 23.: Nach der Beerdigung des Präsidenten
Faure versucht der Patriotenhäuptling Dsroulsd e
eine vom Friedhof zurückkehrende Abtheilung Militär
unter Führung des Generals Roget zum Marsch
nach dem Elisee aufzureizcn. Schließlich drängt
er sich in die Kaserne der betreffenden Mlitärabthei-
lnng und wird dort verhaftet.
„ 24.: Zum ungarischen Ministerpräsidenten
wird an Stelle Banffy's, den sich ein Theil des
Parlaments absolut nicht länger gefallen lassen will,
Kolonien Szell berufen.
„ 24.: Die vier Hauptwerke des bekannten Würzburger
Theologen Schell werden auf den Index gesetzt.
„ 24.: Das deutsche, verloren geglaubte Schiff Bulgaria
langt nach dreiwöchigem heldenmüthigen Kampf gegen
Sturm und Wellen glücklich bei den Azoren an.
„ 25.: Der frühere Schweizerische Bundespräsident Welti
stirbt.

Deutsches Reich
— Die Post beantragte bei der Staatsanwaltschaft
das strafgerichtliche Verfahren gegen den Vor-
wärts wegen Hehlerei, begangen durch Veröffentlich-
ung der Briefe des Freiherrn v. Stumm an die Post, die
nach einem Einbruchsdiebstahl in der Redaction der Post
in den Besitz des Vorwärts gelangten. (Es handelt sich
um einige Briefe des Frhrn. v. Stumm an die Redaction
der Post, welche im Vorwärts veröffentlicht wurden. Frhr.
v. Stumm macht darin der Redaction der Post Vorhal-
tungen über Artikel wirthschaftlichen Inhalts und fällt
Urtheile über einen ehemaligen Redacteur der Post.)

«)

Der erste Maskenball.
Novelle von I. Leopold Schiener.

(Fortsetzung.)
„Waldheim denkt anders," entgegnete Ada.
.... „Du irrst Dich. Er wird an jenem Abend, als er Dich
Utzlich vermißt hat, hier und da gefragt und sich dann sehr
.«cht durch die Unterhaltung mit einer anderen getröstet
°en, und wenn Du wieder mit ihm zusammenträfst und
d-0 diese Begegnung zurückkommen dürftest, so würde er sich
Vorfalls kaum noch erinnern. Nichts vergessen die
zerren so leicht als Versprechungen und Zugeständnisse, die
e den Damen machen."
"Waldheim bat den Vorfall nicht vergessen, hier lies!"
svn ^ reichte das ZeitungSblatt ihrer Kousine, welche ge-
^"Unt die bezeichnete Stelle überflog.
"Weißt Du, das finde ich unverschämt, beleidigend," sagte
ii"Wie leicht kann Dich jemand in diesen Versen erkennen l
pd^dann so schlechte Verse!"
^>e las mit scharf abschneidendem Versmaß:
„An die fliehende Sibylle!
I.
Warum so heimlich vor der zwölften Stunde
Entflohst Du. holde Traumgestalt?
Ich zieh von Haus zu Haus, und keine Kunde
Dem treuen Sucher wo entgegenschallt.
, II.
Ach soll Dich suchen. Ach, wie werd' ich's machen?
^ch kenne nur der iüßen Stimme Klang I
Die Ohren schmerzen schon von spötti'schem Lachen,
Das überall als Antwort ich empfang,
c- HI.
^ch hör' ein Lied erklingen, bleibe stehen.
Umsonst! — Doch jede Blonde red' ich an-
„Gott," sagt sie schnippisch im Vorübergehen
Und naserümpsend, „welch' ein frecher Mann!"

IV.
So trieb ich's unermüdet fort bis beute
Und hob' aus jeder Dame Stimm' gelauscht.
Wann kommst Du Holde wieder unter Leute
Aus Deiner Einsamkeit hervorgerauscht?
V.
Grausame Schöne, habe doch Erbarmen
Und gib sab IV. in diesem Blatte nur
Dem Liebereichen, aber Ruhearmen
Ein zielandeutend Zeichen Deiner Spur!
„Das hast Du nun davon," höhnte Mathilde nach der
Lektüre. „So danken uns diese starken Herzen die an-
genehmen Stunden, die wir ihnen bereiten. Hoffentlich wirst
Du die Aufforderung ignoriren und den Scherz nicht noch
weiter treiben."
„Den Scherz nicht, ich betrachte die Sache jetzt vollständig
ernst!" „Du solltest mir rathen. ich leide wahrlich schon genug.
Der Gedanke, daß ich ein solches Geheimmß allein tragen
mußte, hat mich Tag und Nacht beunruhigt, und wiewohl
die Ueberzeugung bei mir feststand, daß Waldheim auf irgend
eine Weise nach mir nachforschen würde, so wollte ich Dich
doch erst zur Mitwisserin machen, wenn ick Dir einen Beweis
geben konnte. Hier liegt er, und wie Du an seiner Auf-
richtigkeit noch zweifeln kannst, begreife ich nicht!"
Ada batte in großer Erregung gesprochen, aber ihre
Worte klangen so innig, daß Mathilde Mitleid empfand.
Sie gedachte ihrer Freundschaft, die nie zuvor getrübt war,
und sagte daher mit Theilnahme:
„Bist Du denn so für ihn eingenommen? Du hast ihn ja
nur erst in der Verkleidung gesehen!"
„Ich habe auch seine Gesichtszüge gesehen, nur ganz
flüchtig," erwiderte Ada erröthend. „Seine Maske verschob
sich, und um sie in die richtige Lage zu bringen, war er ge-
nöihigt, sie zu lüften. Wenn er mir begegnete, ich würde ihn
wiedercrkenncn."
„Und er gefällt Dir?"

Ada schlang die Arme um den Hals der Kousine.
„O, wäre ich nie auf einem Maskenball gewesen! Ich
fürchte, es ist ein Brand in mir entstanden, den kein Wasser
mehr löscht!"
„Dann steh' ich Dir bei!" rief Mathilde lebhaft.
„Mathilde! Meine liebe Mathilde!"
Und die Mädchen lagen sich in den Armen.
„Wir wollen gemeinsam berathen," flüsterte Mathilde,
was zu thun ist und wie weit Du gehen darfst, damit Du
Dich ohne Furcht zurückziehen kannst, wenn Du Dein In-
kognito lüftest und Dein Äeußercs dem Bilde nicht entspricht,
was er sich von Dir gemacht hat."
„Das wäre schrecklich!" rief Ada.
„Je länger Du Dein Inkognito bewahrst, um so höher
wird seine Phantasie die Ansprüche spannen, die er an Deine
Person stellt. Deshalb rathe ich, daß Du es ihm ermöglichst.
Deine Spur bald zu finden."
_ (Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
Heidelberg, 2. März.
„Die Reaimentstochter." Gastspiel der Großh. Hof-
opernsängerin Frau Brehm-Fritsch.
Die überpopulären Weisen Donizettis vermögen, mit gehöri-
ger Gesangskunst vorgetragen, noch immer einen gewissen Reiz
zu üben, und hatte die freundliche Oper gestern ein zahlreiche»
Publikum angclockt.
Die bekannte Karlsruher Coloratursängerin hat mit der Partie
der Marie einen großen Erfolg errungen. Neben der muntere»,
schauspielerischen Auffassung der Rolle hat sie mit gediegener und
brillanter Gesangskunst erfreut. Der feste, ruhige Ton, die Leich-
tigkeit, mit der sie dem figurirten Gesang gerecht wird, die warme
Vortragsweise der Cantilene verbinden sich, eine hocherfreuliche,
erquickende Wirkung zu erzielen.
Besonders die Einlage (der Schattenwalzer aus „Dinorah")
ließen die Virtuosität der liebenswürdigen Karlsruher Künstlerin
in glänzendem Licht erscheinen.
 
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