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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
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Montag, 1. Juli Ml.

Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — Ir. 15V.


scheint täglich. Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post he-
tz zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr,
öeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung
und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

deutsche und russische Marine im fernen
Osten.
Unseren Lesern wird vielleicht noch in Erinnerung
g,,"' wie wir vor einiger Zeit berichteten, in welcher
k-ichNs nnenden Weise Briefe vom russischen Lazarett-
ftx"" „Zaritza" sich über die zweckmäßige Einrichtung
hiju deutschen Lazarettschiffes „Gera" ausgesprochen
lN, mit welchem das erstere in Ostasien zusammen-
Men war.
r>,,-Wute liegt uns ein Bericht des Oberarztes dieses
ii^chhen Schiffes vor, in welchem er aus Nagasaki
E die Beziehungen zu den Deutschen auf der „Gera"
) ^6^ „Nicht weit von dem zeitweise in Naga
stationierten Lazarettschiffe
„Archa" vor Anker. —

Gera" ging die
Zwischen den Kollegen von der

^a" und uns entwickelte sich in kürzester Zeit ein
wahrhaft freundschaftlicher Verkehr, der uns die
iy^fgen Tage unseres vierten Aufenthaltes in Nagasaki
M Fluge verstreichen ließ. — Am Tage vor unserer
ch chrt nach Port-Arthur erhielten wir eine Einladung
d^M^m uns zu Ehren veranstalteten Abendessen auf
ijj, "Gera". Der Abend wird uns allen Wohl im Ge-
hj^tiiis bleiben; in tiefempfundenen Reden Pries man
zj^n wie drüben die aufrichtig freundschaftlichen Be-
tzkMngen zwischen Deutschen und Russen hier im fernen
Die nationalen Sympathieen und Antipathieen
i>,n, a bei Gelegenheit des Krieges in China eine für
tz "che überraschende Verschiebung erfahren. Wir be-
sinn da im großen wie im kleinen ganz unerwarteten
rj/"dinationen." Als Beweis hierfür führt der Be-
lh^rstatter einen Vorfall bei einer der Streitigkeiten
^ sie ja m den Wirtshäusern der Häfen zwischen
-Natrosen der verschiedenen Nationen nicht zu den
Hoheiten zu gehören Pflegen.
s>M^nglische und amerikanische Matrosen hatten der
HjA nach unterlegene französische Matrosen bedrängt.
holten aus einem der benachbarten Gasthäuser
sjs^che Matrosen zu ihrer Hilfe, denen sich sogleich rus-
anschlossen. Dem so geschlossenen „Dreibund" ge-
dio „Anglo-Amerikaner" aus dem Felde zu
"gen.
^Urerikanische Konkurrenz auf dem Eisen-
^ bahnmarkt.
»IN schlimmer wie mit der amerikanischen Konkurrenz
Kohlenmarkt sieht es mit der auf dem Eisen-
"UZ. Nach einer sachverständigen Darlegung von
sL. ^ enschau konnte trotz der hohen amerikanischest
i>ee ^ am 1. Januar 1899, also kurz vor dem Eintritt
I'iu^ochtonjunktur, die Tonne Roheisen (1000 Kg.) in
^>1-,, urg zu 32 Mk. 56 Pfg. erblasen werden; in Am-
wo Eisenerz und Kohle noch dichter beieinander
^8ar noch etwa 6 Mk. 30 Pf. billiger. Dagegen
°i>>e ^?u demselben Zeitpunkte die Gestehungskosten für
Nsi^oune Roheisen in Europa bedeutend höher; in
!>t Sosborough beliefen sie sich auf 52 Mk. 37 Pfg.,
»ii^oorschiesien nach den Berechnungen des Assessors
^liMPsur 1898 auf 54 Mk. 31 Pfg., in Böhmen nach
-stst^siing des Direktors Cestranek für 1899 auf 66
M Pfg., für Rußland haben sie zuletzt sogar 73
KP/O Pfg betragen. Zieht man inbetracht, daß die
Äwcht von Pittsburg nach Liverpool etwa 13 Mk.
-Ho^lg. beträgt, so konnte also damals amerikanisches
zun: Selbstkostenpreis von 46 Mk. nach Liver-

pool hinübergeschafft werden und somit das einheimische
um etwa 6 Mk. unterbieten. Daß das wirklich in großem
Umfange geschehen ist, lehrt die englische Einfuhrstatistik.
Nimmt man hinzu, daß selbst die Kolonialregierungen
häufig amerikanischen Angeboten den Vorzug geben, da
sie sich durch größere Billigkeit und schnellere Lieferung
vor den englischen auszeichnen, so kann man ermessen,
wie schwer die amerikanische Konkurrenz schon jetzt auf
dem englischen Eisenmarkt lastet. Der Druck, den die
Vereinigten Staten auf England ausüben, muß sich na-
türlich auf dieübrigeneuropäischenMärkte
fortpflanzen. Die dringendste Gefahr für den europäi-
schen Markt liegt übrigens augenblicklich gar nicht ein-
mal in den Vereinigten Staaten, sondern in K a n a d a.
Das einzige Gegenmitel wird vielleicht darin erblickt wer-
den müssen, daß die europäischen Jndustrieen gleich-
falls ihre Produktionskosten Herabdrücken. Das wird
besonders da schwer halten, wo den Unternehmern mäch-
tige Arbeiterverbände gegenüberstehen, oder wo haupt-
sächlich mit teuren importierten Erzen gearbeitet wird,
wie in England, Rheinland, Westfalen und Oberschlesien.
Um so dankenswerter ist es, daß die Regierung schon jetzt
Vorkehrungen trifft, durch Eisenbahnfrachtherabsetzung
dem westfälischen Jndustriebezirk dm Bezug der billigen
lothringischen Eisenerze statt der teuren schwedischen und
spanischen zu ermöglichen. Vor Allem aber werden auch
Kohlengrubenbesitzer und Koksbrenner alsdann das
ihrige zur Herabsetzung der Gestehungskosten beitragen
müssen. Vieles hängt von dem Bestehen der gegenwär-
tigen Z o I l g e s e tz g e b u n g in den Vereinigten
Staaten ab. In dem Augenblick, wo die Zoll-
schranken fallen und der künstliche Unterschied zwischen
In- und Auslandpreis nicht mehr aufrecht erhalten wer-
den kann, sind die Amerikaner genötigt, auch im Aus-
lande Preise zu verlangen, die ihnen einen anständigen
Verdienst übrig lassen. Aber auch dann werden sie fort-
fahren, auf fremden Absatzgebieten, wie Ostasien und
Südamerika, den europäischen Jndustrieen Konkurrenz
zu machen. ^
Ausland.
Rußland.
Petersburg, 28. Juni. Die „Nowoje Wremja"
schreibt: So lange in China nicht normale Ordnung der
Dinge herrsche und so lange in Peking nicht eine starke
Regierung bestehe, die die Wiederholung der vorjährigen
Wirren zu verhüten imstande sei, könne von der Rückgabe
der Mantschnrei an China nicht die Rede
sein. Wenn es ober auch verfrüht sei, von einer Rück-
gabe zu sprechen, so folge daraus nicht, daß die Frage des
Abschlusses eines Sonderabkommens zwischen Rußland
und China über die Mantschurei nicht wiederum auge-
regt werden könne.
Heidelberger Vereinsangelegenheiten.
(?) Gartenbau-Verein. Die am vergangenen Mittwoch Abend
im Gartensaale der Harmonie abgehaltene Monatsversammlung
war ziemlich gut besucht. Nach Begrüßung der Erschienenen
durch den I. Vorsitzenden des Vereins, Geh. Hofrat Prof. Dr.
Pfitzer, ergriff Hr. L. Hann em ann zu einem Vortrag
.lieber Pflanzenernährun a und dieDüngung"
das Wort. In seinen einleitenden Worten bemerkte der Redner,
daß er willens sei, hier in Heidelberg über das erwähnte Thema
in einem Vortragscyklus in eingehender Weise zu sprechen. Für

diesen Abend beabsichtige er nur in allgemeinen Umrissen Mit-
teilungen über Pflanzenernährung und Düngung zu machen. Hr.
Hannemann führte nun die verschiedenen Stoffe an, aus welchen
die Pflanzen zusammengesetzt sind. Wenn man eine Pflanze ver-
brenne, so seien in der zurückbleibenden Asche, die beispielsweise
Phosphor, Schwefelsäure, Chlor und noch vieles andere enthalte,
nicht mehr alle Stoffe vorhanden, aus denen die verbrannte
Pflanze zusammengesetzt war, indem durch den Verbrennungs-
prozeß einzelne Pflanzenbestandteile, wie Kohlensäure und Wasser-
stoff, sich in der Luft verflüchtigten. Jeder einzelne der vielen
Stoffe, aus welchen die Pflanze zusammengesetzt sei, spiele eine
andere Rolle. Einzelne im Erdreich vorhandenen Stoffe seien
zum Wachstum und Gedeihen der Pflanzen unbedingt erforder-
lich, andere wieder weniger notwendig, da dieselben durch andere
ersetzt werden könnten. Als Kernnährstoffe bezeichnte der Red-
ner den Stickstoff, Phosphorsäure, Kalt, Kalk, Magnesium,
Eisen rc. Stickstoff sei in jeder Pflanzenzelle, Phosphorsäure in
jedem Pflanzenteile enthalten. Das Eisen, das sich auch im
menschlichen Blute vorfinde, gebe der Pflanze ihre Farbe. Es
frage sich nun, ob es notwendig sei. daß alle Kernnährstoffe der
Pflanzen dem Boden in der Form des Dunges zugeführt werden
müßten. Und da müßte mit Nein geantwortet werden. Einzelne
Stoffe seien manchenorts in ganz geringer Menge vorhanden
und würden überdies dem Boden durch das Bepflanzen nahezu
völlig entzogen und wieder andere finden sich m so reicher
Menge vor, daß ein Ersatz derselben gar nicht notwendig ist.
Zur Bekräftigung dieser Behauptung führte der Redner die
Resultate der Untersuchung an, die inbezug auf den bezeichneten
Stoffgehalt des Bodens in der näheren und weiteren Umgebung
Heidelbergs angestellt wurden. Während sich überall ein mehr
oder weniger großer Mangel an Kali zeige, sei das Eisen
in hinlänglicher Menge vorhanden. Es sei also vor allen
Dingen, wolle man einen angemessenen Ertrag auf den
zu bebauenden Grundstücken erzielen, zu prüfen, welche Stoffe
dem Boden zuzuführen seien, und dies müssemit besonderer Rücksicht
darauf geschehen, daß nicht jede Pflanze zu ihrem Gedeihen ein
mehr oder minder großes Quantum ein und desselben Nährstoffes
beanspruche. Die Wahl des Düngemittels erfordere also eine
genaue Sachkenntnis; der von Alters her und zwar mit vollem
Recht als Dung hochgeschätzte und noch heute benutzte Stallmist
schließe nicht alle Bestandteile in sich ein, die von den Pflanzen,
sollen sie günstig gedeihen, beansprucht werden; deshalb sei es
notwendig, dem Boden, der je nach Lage so verschiedenartige
Zusammensetzungen aufzuweisen hat, die fehlenden Stoffe durch
künstliche Düngemittel, die in verschiedenen äußeren Formen
existierten, zuzuführen. Auch die Zeit der Anwendung sei nicht
gleichgiltig; wolle man z. B. einen Baum im Spätjahr mit
Ehilisalpeter, welches sofort seine Triebkraft äußere, düngen, so
könne das für den Baum verhängnisvoll werden. Der Baum
komme von neuem in Trieb und zwar zu einer Zeit, wo das
Holz zum Schutz gegen die Winterkälte ausgcreift sein soll; tritt
strenge Kälte ein, so erfriert der Baum. Für kurzlebige, rasch
sich entwickelnde Pflanzen sei das Chtlisalpcter ein vorzüglich
geeignetes Treibmittel, während für langlebige Pflanzen amoniak-
haltige Düngemittel empfehlenswert seien. Werde der künstliche
Dünger zur rechten Zeit, am rechten Ort und bei der richtigen
Pflanze angewandt, so sei seine Wirkung eine geradezu erstaun-
liche. Fehlen dem Boden diejenigen Stoffe, welche eine besondere
Pflanze speziell zu ihrem Gedeihen notwendig hat, so könne auf
keinen Ertrag gerechnet werden, da, wie früher schon der be-
rühmte Chemiker Liebig nachgewiesen hat, der Ertrag einer Frucht-
gattung absolut den Grundnährstoffen entspricht, die der Bode»
enthält, auf welchem sie gebaut wird. Selbstverständlich habe
man mit dem Düngemittel nicht alles zum Gedeihen einer
Pflanze Erforderliche in der Hand: entsprechende Feuchtigkeit,
Licht, Luft und Wärme spielen eine nicht minder große Rolle.
Redner stellte zum Schluß, wie schon oben erwähnt, weitere Vor-
träge in Aussicht, bei welchen auf die Anwendung des Düngers
für Einzelkulturen eingegangen werden soll. Der Vorsitzende
dankte dem Redner für seinen lehrreichen Vortrag. Freiherr
Göler von Ravensburg empfahl das an diesem Abend
Gehörte ernstester Beachtung. Die übliche Gratisverlosung von
Topfpflanzen bildete den Schluß der Zusammenkunft.



Schwer geprüft.
Roman von Georg Gertz.
(Fortsetzung.)
nun," wandte Olenowitsch sich an den jungen Rei-

!d 'Ne!!'"' "ich Will das Versäumte nachholen. Willkommen
L^ste Hansel Hoj, Frau, bringe Wein, daß ich dem
Willkommentrunk reiche. Laßt Euch nieder meine
und Tochter, welche in einem Nebenzimmer mit
^ se„ chd Schrecken Zeugen des ganzen Vorganges gewesen,

chex ^tzt fröhlich hinab, um den besten Wein aus dem

4>,t


t"8eu' holen und einen Imbiß für den neuen Gast auf-

ioßen die Männer zusammen; gab's doch vrel zu
m^gcht den Fortschritten, welche die Erhebung im Lande
" den Siegen, welche Hubmahers Korps' erfochten.

ep yvsts liegen, wercye
^ letzt ) bon einigen Niederlagen .welche es, namentlich in
h, Ech, " erlitten hatte.
liebste 'E flössen einige Stunden dahin. Der junge Offizier
D Aufbruch und Reinhold ging auf sein Zimmer,
^ Vorbereitungen zu treffen. Schnell war dies ge-
kr sta„s7 vertauschte noch die Zivilkleider mit seiner Uniform
lx""nn reisefertig da. Noch einen letzten Blick warf
kjm.'hn Auster hinaus und freute sich, der schönen Ansicht,
"d l" Manchmal in den vergangenen Wochen erquickt
l^lerul°pfte es leise
4°'LiMa. Inh
"'Nie siechen,
leerte:
'Re? Dich mir. wenn ich Dich hier aufsuche, aber ich
^ hir/oH einmal sprechen, ehe Du fortgehst. Du ziehst
""6 ins Feld, der Gefahr entgegen, da ist Dir

. und auf sein „Herein" erschien
holder Verwirrung erglüte ihr lieb-
leiser

>ie fs.r:^Nen, als sie zu Reinhold tretend

Schutz von Nöten. Nimm hier das geweihte Amulet, es ist
wundcrthätig und bringt Glück dem, der es trägt."
Damit nestelte sie eine an einem dünnen Silberkettchen
hängende Schaumünze von ihrem Halse und hing sie ihm um.
Er wußte nicht, wie ihm geschah, aber plötzlich dämmerte
es in ihm auf, daß Laisa ihn vielleicht liebte.
„Habe Dank, edles Mädchen, für alles, was Du mir gc-
than, nie kann ich's Dir vergelten. Mögest Du im Leben so
glücklich werden, wie Du es Verdienst. Leb' Wohl!"
Er reichte ihr die Hand. Aber Laisa, das heißblütige
Kind des Südens fiel ihm um den Hals und bedeckte seinen
Mund mit Küssen.
„Leb' Wohl! aber vergiß die arme Laisa nicht!" hauchte
sie mit von Thränen erstickter Stimme.
Reinhold zog sie sanft an sich, und wie ein krankes
Vögelchen ruhte ihr Haupt eine zeitlang an seiner Brust.
Dann schob er sie sanft von sich, da er Schritte hörte und
verließ das Zimmer.
Unten standen die Pferde schon bereit; nach wenigen
Minuten setzte sich die kleine Reiterschar in Bewegung.
Olenowitsch begleitete sie eine Strecke.
Der Weg schlängelte sich in vielen Windungen den Berg
hinab. Oben im Fenster stand Laisa und schaute den Reitern
nach. Bald waren sie ihren Blicken entschwunden.
Aber noch einmal mußte sie Reinhold sehen. Schnell
wie ein Reh huschte sie die Treppe hinab und eilte dann auf
einem Fußpfade durch den Wald den Berg herab. Ehe die
Reiter den weiten Weg zurücklegten, war sie längst auf
Kippe, an welcher der Weg unten vorbeiführte.
Sie setzte sich auf einen Stein nieder, ihre Brust wogte
heftig vom schnellen Lauf. Da hörte sie Hufschlag, sie spähte
den Weg entlang. Ja sie hatte sich nicht getäuscht, jetzt bogen
sie um die Ecke. Voran ritt der junge, fremde Offizier, ihm
zur Seite ihr Vater und Neinhold. Ihr Herz zog sich zu-
sammen vor bittrem Weh. „Leb' wohl", flüsterten ihre
Lippen und ein Strom von heißen Thränen rollte über ihre
Wangen.

Der Weg machte wieder eine Biegung. Noch wenige Augen-
blicke, da waren die Reiter ihr entschwunden.
„Gott schütze Dichl Ich bleibe Dein bis in den Tod!"
rief sie ihm nach, daun sank sie wie gebrochen auf ihren
Steinsitz zurück.
Da umfaßte ein starker Arm ihren Leib, ein heißer
Atem streifte ihre Wange und als sie erschreckt aufschaute,
blickte sie in das wutverzerrte Antlitz Igors.
„Also ihn liebst Du? Ihm willst Du treu sein bis in de»
Tod?" zischelte er ihr zu. „Nun gut, dann sollst Dü ihm
treu bleiben, wie Du es soeben gelobt, treu bis in den
Tod."
Seine Rechte griff in den Gürtel, die Klinge des Dolches
blitzte auf und fuhr Laisa in die Brust. Ein gellender Ans
schrei — dann sank sie leblos zusammen. Tr hatte sie mitten
ins Herz getroffen. In wilder Grausamkeit stieß er ven »och
zuckenden Körper von der Klippe hinab, daß er schwer und
dumpf auf den Weg stürzte.-
Üngehürt war der gellende Todesschrei im Walde ver-
hallt. Ahnungslos setzten die Reiter ihren Weg fort. Am
nächsten Dorfe machten sie Halt. Noch ein Abschiedstrunk,
dann trennte sich Olenowitsch und lenkte sein Rotz wieder heim-
wärts.
Die Ereignisse des Tages glitten noch einmal an seinem
Geiste vorüber. „Nun gilt es, auf der Hut sein," sprach
er zu sich selbst, „denn Igor wird, wenn auch ohne Grnnd,
seine Rache an mir kühlen, da ihm Laisa nun für immer ver-
loren ist."
(Fortsetzung folgt.)

— Geistesgegenwart. Sie (schlaftrunken zu ihrem spät nachts
aus dem Wirtshaus heimkehrenden Mann): „Was — Du bist's
— wie viel ist's denn?" — Er: „So gegen zwölf wird's sein!
(In diesem Augenblick ruft die Kuckucksuhr in der Stube drei-
mal: Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!) Sofort ruft der Mann weiter:
„Kuckuck!" bis die Zwölf voll ist.
 
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