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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0933

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^scheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familimblättern monatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be.
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
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dorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr- 82.

Freitag. 29. November Ml.

Gxstss Matt.

43. Jahrgang. — Ir. 280.

Dom parlamentarischen Aöend Leim
Weichskanzker.
In dem telegraphischen Bericht der „Franks. Ztg." übe*
Parlamentarischen Abend, der am 27. d. stattfand, heißt
Graf Bülow ist der einladendste Reichskanzler. Es
^aren gegen 700 Personen eingeladen und wohl auch
^ößtknteils erschienen, wenn auch nicht alle gleichzeitig.
A>e politische gesellschaftliche Vorurteilslosigkeit des jetzigen
Reichskanzlers, eine schöne Folge seines langjährigen Auf-
enthalts iw Auslande, die Vielseitigkeit seiner auch außer-
halb der Politik liegenden Interessen, auch eine gewisse
steundliche Vorliebe für alle Männer der Feder zeigte sich
hü der Zahl der Zusammensetzung seiner Gäste. Von be-
tonten Persönlichkeiten unseres öffentlichen Lebens hat wohl
^'Ne gefehlt.
^ Es galt, den Gästen zu zeigen, was mit Hilfe der vom
^ichstag bewilligten Viertelmillion.aus dem alten Neichs-
t^zlerpalais geworden ist. An Stelle der altpreußischen
ästigen Vornehmheit der Räume ist eine moderne Eleganz
^d Wohnlichkeit getreten. Der Kongretz-Saal ist ziemlich
^verändert, die anderen Räume aber, die alle etwas Saal-
^tiges, Ungemütliches hatten, sind in schöne geschmackvolle
Salons umgewandelt. Eine prächtige Bibliothek ist ent-
banden und kunstvolle Möbel und alte Bilder, teils eigener
j efitz, teils aus Museen, schmücken die Räume. Es ist
sttzt ein vornehmes Palais, in dem die geschmackvolle Hand
"ner kunstsinnigen Frau zu spüren ist. Dem entspricht jetzt
die Zahl der Dienerschaft in reichen Livreen, etwas
^ italienischen Geschmack erinnernd, und noch etwas Neues
es: Tie Dame des Hauses und des Kanzlers
Schwiegermutter, Dona Laura, wohnten dem Em-
changx hist und begrüßten im sehr geschmackvoll ausgestat-
?ien roten Salon die Gäste ausdauernd lebhaft und lie-
Ehswürdig. Graf Bülow ist verheirateter als Bismarck
^ Hohenlohe, die vermählt waren.
»Der Kanzler, von seinem Adjutanten Prinzen Salm
dem Chef der Reichskanzlei, Geheimrat Conrad unter-
begrüßte im ersten Saale die von 9 Uhr ab in un-
terbrochenem Zuge eintreffenden Gäste mit all' der
ttnswürdigkcit, die ihm angeboren und schließlich zu
Technik ausgebildcl ist. Es ging sehr lebhaft ange-
lt öu. Man speiste von Büffets und an Tischen, dis in
Räumen aufgestellt waren. Ter Kanzler saß zunächst
t Zeit lang mit Virchow, Tiedema n und Menzel
it,ui"'en, widmete sich dann den übrigen Gästen und blieb
vten Räumen des Erdgeschosses, die diesmal auch geöffnet
btu, in langer Unterhaltung mit Politikern aller Richtungen,
Inders lange mit dem Alldeutschen Herrn Hasse und
H Dr. O ertel, dem agrarischen Publizisten. Das
" Mdete erst nach Mitternacht.
Die agrarische „Deutsche Tageszeitung", deren Chef-
Z akteur Dr. Oertel ist, berichtet, daß man bezüglich des
iiarifes im allgemeinen der Meinung Ausdruck ge-
tj, es werde wohl gelingen, in nicht zu langer Zeit zu
befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Bis
man in Reichstagskreisen, daß' der Zolltarif und
^Zollaesetz bis zum Sommer ihre Erledigung finden

werden. Sollte dies nicht möglich sein, so hält mau eine
nochmalige Vertagung für geboten.

Deutsches Reich.
— Die Kaisermanöver des nächsten Jahres werden,
wie das „Berl. Taaebl." im Gegensatz zu anders lautenden
Meldungen zuverlässig mitzuteilen in der Lage ist, in der
Gegend von Frankfurt a. M. abgehalten werden.
Deutscher Weichstag.
Berlin, 28. Nov. Die Strandungsordnung
wird in dritter Lesung genehmigt. Die Beratung der
Seemann sordnung wird bei Z 4, Besetzung der
Seemannsämter, fortgesetzt.
Dazu beantragt Cahens ly (Zentr.), daß ein Beisitzer,
falls dasVerfahren gegen einenSchiffsmann geht, aus denKrei-
sen der seebefahrcnen Schiffslente zu entnehmen ist.
Slbg. Alb recht (Soz.) beantragt, daß unter; allen
Umständen ein Schöffe ein scebefahrenerSchiffsmann fein muß.
Die Debatte erneuert sich in demselben Umfange wie vor-
gestern. Der brenuscheBundesratsbevollmächtigte Pauli macht
gelteird, daß in neun Zehntel aller Fälle bei Annahme des
Antrages Cahensly ein Schiffsmanu zugezogen werden müsse.
Sie würden auch oftmals über ihre Vorgesetzten zu urteilen
haben.
Auch Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky greift
in demselben Sinne in die Debatte ein und warnt hauptsächlich
vor Einführung der Standesgcrichte.
Der Antrag Albrecht wird abgelehnt, der Antrag Cahensly
angenommen.
Der letzte Absatz des § 4 bestimmt, daß, wenn ein Konsul
Mitinhaber oder Agent der Rheederei eines Schiffes ist, er
von der Wahrnehmung der Geschäfte des Secmannsamtes bei
Beschwerden über die Seetüchtigkeit des Schiffes oder die Be-
schaffenheit des Proviantes ausgeschlossen sein sollte, wc.rm
von dem Beschwerdeführer gegen seine Wirksamkeit protestiert
wird. Ein Antrag Albrechts will den Konsul auf jeden Fall
ausschließen; ein Schiffsrat, den der Kapitän aus den Schiffs-
offizieren und m gleicher Anzahl seebefahrcner Schiffsleute bil-
det, soll dann entscheiden. > Der Antrag wird in der Er-
örterung vom Unterstaatssekretär Rothe bekämpft und schließ-
lich angenommen; 8 4 in nunmehriger Fassung angenommen.
Ohne Debatte wurden die 88 5—9 angenommen.
8 10 bestimmt, daß der Kapitän oder ein Vertreter der
Rheederei bei der Musterung zugegen sein müsse. Ein An-
trag Herzfeld besagt dazu, daß der Vertreter zum Abschluß
von Heucrverträgen bevollmächtigt sein muh und gewerbs-
mäßige Stellenvermittler als Vertreter nicht bestellt werden
können.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky bemerkt,
Vertreter der Rheederei oder organisierte Heuerburans oder
Arbeitersekretäre seien jedenfalls nicht als gewerbsmäßige
Stellcnbermittler zu betrachten.
Der Antrag Herzfeld wird angenommen; ebenso die Z§ 10
bis 24.
8 28 bestimmt, daß dem Schiffsmann bei der Anheuerung
ein Ausweis zu geben ist, enthaltend den Namen des Schiffes,
die Angabe der Dienststellung, der Reise, der Dauer des Ver-
trages, der Höhe der Heuer und Zeit und Ort der Anmusterung
Ein Antrag Albrecht verlangt noch Angabe der Nationalität
des Schiffes, des Namens des Kapitäns, der Zahl der see-
befahrenen Schiffsmannschaft und der Höhe des Ueberstun-
denlohncs. Ein Antrag Herzfeld will auch die Zeit des Dienst-
antritts hinzufügcn.
Unterstaatssekretär Rothe widerspricht der Nationali-
tät des Schiffes und der Höhe des Ueberstundenlohnes.
Abg. Frehse lfr. Vcr.) bezeichnet die Kommissionsbe-
schlüsse als ausreichend.

Rach längerer Erörterung werden beide Zusatzanträge ab-
gelehnt und 8 25 angenommen, ebenso 88 26—29 ohne Er-
örterung, §8 30—31 nach unwesentlichen Erörterungen unter
Ablehnung sozialdemokratischer Znsatzanträge. Bei 8 32 wird
ein Antrag Arendt genehmigt, wonach den Schiffsleuten Land-
urlaub in dienstfreier Zeit und nach beendigter Rückreise ge-
währt werden mutz.
Morgen 1 Uhr Weiterberatung. Schluß 6l4 Uhr.

Stadtlheater.
- Heidelberg» 28. Nov.
H. D" ie Schmetterlingsschlacht". Komödie von
> stldermann.
«°h'"vgo Mark muß der Mensch doch haben, das hindert
daß er arm ist." Gut, daß die Steuermspektors-
Ndten Hergentheim diesen Ausspruch des Fantasiewarenfabri-
Nhny-llUnlelmann nicht Hörtel Sie wäre ihm mit einem
«sie n. chter in die weinerlich borgebrachte Rede gefallen und
gefragt: „Wissen Sie was ein Pfund Fleisch kostet?"
Wissen ^.Sie, was ein Pfund Margarine kostet?
»l'e *e, wie man durch die Welt kommt, wenn man nur
Pension erhält und drei Töchter hat. Man muß sich
» öen und Zimmer vermieten, man muß sich abrackern,
"ß alle Kniffe kennen, heucheln und schwindeln. Anders
drfiSe nicht durch die Welt, ja, wenn man drei heirats-
ßgj. —, Bon denen eine immer schöner ist als
In diesem Umstande liegt der Hebel, aus der
Lwauszukommen. Gelingt es einer Tochter, einen
bvj, si" Zu angeln, so ist diese feine Familie fein heraus.
h^pr^fi..öcn Töchtern „opfert" sich eben für die anderen.
Frau Hergentheim verfolgt bei der Erziehung
^ einnM die, denTöchtern denSchein strenger Sitt-
^eisp Süchten, zum midern, sie für denMstnnerfang in je-
hrsiG F fiauglich zu machen, wobei besonders Coquetterie in
t. Die Frau zwischen zwei Maximen hin und
sehen, ist einer der komischen Effekte des
*K?ette^??a dem vorliegenden Falle flattert als verliebter

nÄ um das blendende Licht weiblicher Schönheit
Amkelmann. Diesmal ist Elsa die Flamme, Her-
s.rwlteste; ach, wie bald wird er eingefangen. Elsa
dem? ^ben für die Familie. Dies fällt ihr nicht allzu
i ae ist ernstlich gewillt, sich in Bezug auf Herzens-
der Abbruch zu thun. Wozu wäre auch Keß-
auerweltsschwerenöter. Elsens Leichtsinn kommt an

den Tag; der junge Winkelmann ist empört. Glücklicherweise
ist die Jüngste von den Hergentheims ein goldiges Mädel;
sie lehrt ihn dasEchte. Mit dem ganzenReiz ihres unschuldigen,
wahrhaftigen Gemüts erobert sie ihn, wie sie den brummig-
weinerlichen Vater Winkelmann für sich gewann. In diesem
Stück haben zwei Moralen Gelegenheit zum Wort zu kommen:
zuerst die gekennzeichnete der Beamtenwitwe mit Töchtern,
zum andern die des erfolgreichen Handlungsrcisenden. Keh-
ler ist für mich unter allen Snderma'nn'schen Figuren die,
welche die größte Lebenswahrheit hat. Sie ist ein Meister-
stück. „Wenn ich arbeite, arbeite ich für drei, wenn ich bummle,
bummle ich für sechs. — Wenn ich zweiter Klasse fahre, hält
mich jeder für einen Offizier in Zivil I"
Kein idealer Mann, obgleich er sehr forsch ist, wie Rost,
dm kleine Unschuld sagt. Diese junge Dame, die geschmackvoll
Schmettert,nge auf Fächer zu malen weiß und bannt Geld
verdient, die für das Edle schwärmt, die mitten im Jugend-
drang steckt, der ihr das Wort abpreßt: es hat ja alles keinen
Zweck auf der Welt, dies ewig verliebte, ewig weinende, von
Grund aus ehrliche und liebenswürdige Geschöpf: wer hätte
besser zu dieser Rolle gepaßt als Frl. Kögl? Sic gab sich
liebenswürdig mit großer Natürlichkeit. Im zweiten Akt riß
sie alle zu starkem Beifall fort. Die Dame zeigte in dieser
größeren Rolle wünschenswerte Sicherheit; sie entschied den
Erfolg des Äbends. Hieran war dann besonders Herr R u-
dolph beteiligt; er war der Reisende, der alle Leutesto treff-
lich einseift und sich freut, wenn er ihnen das Fell über die
Ohren ziehen kann. Gute Laune, eine gewisse Eleganz, Groß-
mannsallüren, Schnoddrigkeit: alles, was zum Keßler nötig
ist, lag in dieser Darstellung. Das waren zwei sehr gute Lei-
stungen! Dazwischen kam null recht viel Verfehltes. Die
Steuerinspcktoriii des Frl. Hohenau war tüchtig studiert
und mit Hingebung agiert. Aber eine Berliner Witwe des Ka-
libers, das der Dichter vorgezeichnet hat, ist gemütlicher, läs-
siger, giebt sich wärmer, hat einen kleinen Stich ins Gemeine.
Hier reichten die Darstellungsmittel nicht ans. Nur im letz-

Baden.
V.6. Freiburg, 28. Nov. Ein Aufruf in der
„Breis. Zig." fordert zur Bildung eines „Vereins
nationalliberaler junger Männer" auf. Die
Altersgrenze ist für ordentliche Mitglieder auf 40 Jahre
festgesetzt.
— Aus Freiburg wird der „Allg. Ztg." ge-
schrieben: Bei uns beabsichtigt man, der von München
aus ergangenen Aufforderung, eine Zustimmung zur Kund-
gebung Mommsens vorzubereiten, keine Folge zu geben»
Wie besitzen hier eine katholisch-theologische Fakultät und in
der philosophischen Fakultät neben den protestantischen je
einen katholischen Professor der Geschichte und der Philo-
sophie. Gegen eine Einrichtung, der hier in allen Instanzen
erst vor kurzem zugestimmt worden, Stellung zu nehmen,
ist nicht wohl möglich. Auch besteht sie ja in Breslau,
Bonn und doch wohl auch in München. Sie gehört zu
dem Teile der Universitätseinrichiungen, der auf praktischem
Bedürfnisse des Staates beruht. Zu dem Ideal der freien
Forschung sich zu stellen, muß den konfessionell ausgewählten
und angestellten Docenten überlassen bleiben: sie sind ge-
wissermaßen weltliche Theologen und darin den geist-
lichen Theologen beider Konfessionen gleichgestellt. Daß
Forschung und Gelahrtheit prinzipiell nicht von Glaw»
bensbekenntniffen — auch nicht von politischen und
sozialen — geleitet sein sollen, ist selbstverständlich. Das
Suchen nach Wahrheit ist eine auf einem inneren:
Triebe beruhende Bethätigüng, die sich von außen weder
hindern noch fördern läßt. Was die Lehre anbctrifft, so
muß der Staat sie in der Regel unbedingt frei wünschen,
die Kirche wird es in der Regel nicht. Die konfessio-
nellen Professuren sind ein vom Staate für
eine befreundete Kirche zum Besten beider be-
willigtes Institut. Es ist besser, auch für uns, wenn
wir die künftigen Kl riker an der Universität festhalten, statt
sie in tridentinische L-eminare zu drängen. Der Fall Spahn
war ein Fehler, weil man diese Professur vor der Grün-
dung einer theologischen Fakultät schuf, für die sie allein
berechnet sein kann.
Pforzheim, 27. Nov. Die heutige Versammlung;
des sozialdemokratischen Vereins stellte als Kan--
didaten für die Landtagsersatzwahl den Genossen Ad. Geck!
auf, nachdem er sich schon vorher zur Uebernahme der
Kandidatur bereit erklärt hat.
L.O. Karlsruhe, 8. Nov. Die Lage des Centrums
gleicht heute der jenes Lohgerbers, welcher betrübten Herzens
ein Fell nach dem andern den Bach hinunterschwimmen
sieht. In überschwänglichen Worten und endlosen Kilo-
meterarikeln rühmte noch vor wenigen Tagen Herr Wacker
die „großartigen Erfolge" des Centrums bei den
letzten Wahlen. „Beinahe zu viel des Glückest" meinte

ten Akt stellenweise war gewissen Anforderungen genug gethan.
Die verführerische Else war der Bühuenerscheinung nach von
Frl. I ungman n ungefähr richtig gezeichnet. Im Dialoa
aber mit Herrn Rudolph, der im Natürlichplaudern die Kunst
V- Kraft dafür verfügbar hat, versagte sie fast völlig:
alles Gebrochene kam entweder geziert heraus, oder es war
"ufgetrage», wo Nonchalance gefordert war, alles ward
rurch ubermaipge Betonung um die einfache Wirkung gebracht,
n - hangt bei einem solchen modernen Familienstück
alles. Dre Winkelmanns hinwiederum wurden lobenswert
interpretiert von den Herren Schneider und Bernau.
Beionders der grämliche, polternde Kranke, mit dem Stich
ins Weinerliche, gewann durch die Darstellung des Herrn
Schneider viel Leben. Herr Lassen gab den Neffen aus
der Apotheke, der in seiner Weise die Tante unterstützt, indem
er für sie, wo er nur kann, hier ein Stückchen Seife, dort Par-
füm, bald auch Brustbonbons stibitzt, mit großer Frische. Frl,
Schönberg unterstrich die wenigen Satze, die sie -ü ivre-
chen hatte, übermäßig.
In der Episodenrolle des Oberlehrers machte Her«
Brandt einen huchchen Eindruck. Die Aufführung war sorg-
jältig vorbereitet und hätte, wenn man geneigt gewesen wäre
zwer Rollen anders zu besetzen, durchweg einen günstigen Er-
folg gehabt." E^. lohnt sich schon, mit diesem „überaus echten
Sudermann vor das Publikum zu treten. Bei der Wieder-
holung wird das Haus sicherlich voller sein. K. W.
Lesefriichte. Unser Volk ist der Ahnherr, von dem die Eltern
st^^bn, der uns Sprache, Recht, Sitte, Erwerb und jede Mög-
lichkeit des Lebens, fast alles, was unser Schicksal bestimmt
Ulster Herz erhebt, geschaffen oder zvgetragen hat. Freilich nicht
unser Volk allein: denn auch die Völker der Erde stehe» wie Ge-
schwister nebeneinander, alle zusammen haben gelebt, gelitten und
gearbeitet, damit wir leben, schaffen und uns freuen.
Gustav Freytag.
 
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