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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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Dienstag- !5. Oktober 1901.

Gestes Blatt.

43. Jahrgang. - Ir. 24 l.

Erschein,t täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die PostZbe-
zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zmüllgebühr.
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vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82. Ä

Reich a. L-
In die Zeiten der deutschen Kleinstaaterei könnte
Aan sich zurückversetzt wähnen, so oft man, was ja lei-
der in gewissen Zwischenräumen der Fall zu sein Pflegt,
An seltsamen Vorkommnissen in Reuß ä. L. (Reutz-Greiz)
Hort. Wir haben über das neueste, die Ausübung des
Begnadigungsrechts in Form von Prügelstrafe bereits
furz berichtet. Lassen wir die Sache selbst, bis authenti-
sche Aufklärung erfolgt, auf sich beruhen. Der Vorfall
über bietet einen aktuellen Anlaß zur Erörterung der
fleußischen T h r o n f o l g e r f r a g e. Fürst
Heinrich XXII. von Reuß ä. L. steht im 56. Lebens-
jahre und ist seit einem Jahrzehnt Witwer. Seine ver-
dorbene Gemahlin hat ihm erst einen Sohn, dann nach
Mander fünf Töchter bescheert. Sein einziger sohn,
?er jetzt 23jährige Erbprinz Heinrich XXIV.,
üt un heilbar geisteskrank, mithin nicht re-
Kfernngsfähig. Der regierende Fürst will sich offenbar
Acht wieder vermählen, andernfalls hätte er das sicher-
sich schon gethan; er hat also keine Aussicht mehr, daß
jsiw noch ein regierungsfähiger Thronerbe beschieden
An werde. Die Regierung in den beiden Fürstentümern
fleuß ist im Mannesstamme nach dem Recht der Erstge-
burt und der agnatischen Linealfrage erblich. Erlischt
fle eine Linie, so succediert die andere. Wenn also Hein-
Ach XXII. Neuß ä. L. einmal die Augen schließt, so
Ard zwar der geisteskranke Erbprinz nomineller Fürst
florden, die Regentschaft aber auf den Erbprinzen Hein-
Mi XXVII. von Reuß j. L. übergehen. Der regierende
Airst Heinrich XIV. von Reuß j. L. hat, als er nach dem
U-ode seiner ersten Gemahlin eine von seinen Unterthanen
Acht gern gesehene morganatische Ehe einging, auf die
Regierung verzichtet, seinen Sohn dauernd mit der Re-
dflutschaft betraut, das Land verlassen und seinen Wohn-
N in Dresden genommen. Unter der Regentschaft des
siU'bprinzen Heinrich XXVII., der jetzt 43 Jahre alt
A und aus seiner Ehe mit einer Tochter des Fürsten
Mhenlohe-Langenburg zwei «söhne und zwei Töchter
At, ist das Fürstentum Reuß j. L. vortrefflich aufgeho-
An. Denn der Erbprinz ist in jeder Hinsicht ausge-
Aschneter Landesvater. Auch Reuß ä. L. wird sich nicht
Allagen, wenn es ihn einmal Zum Regenten erhalten
Alte. Die Vereinigung der beiden reußischen Fürsten-
Awer in den Händen der jüngeren Linie ist, wie sich aus
Anstehendem orgiebt, nur eine Frage der Zeit. Was die
Anziehungen der beiden Häuser zu einander betrifft, so
A es zeitgemäß daran zu erinnern, daß der regierende
Abpriuz von Reuß j. L. in einem Geraer Blatte einen
Mnrnischten offenen Brief an den Fürsten Heinrich
Axil. ä. L. veröffentlichte, als dieser anläßlich der 26-
Asifligen Gedenkfeier der Wiederaufrichtung des deutschen
Aichas sich die berüchtigte Flaggengeschichte geleistet
Alte. Seither ist, wie inan erzählt, der Erbprinz Reuß
auch im Fürstentum Reuß ä. L. sehr populär gewor-
den.

Deutsches Reich.
j Charlottenburg. 14. Okt. Heute Vormittag fand
' Gegenwart des Kaisers die Enthüllung des
hinüber dem Schloß errichteten Denkmals des
ins Prinzregenteii

Mas fünfte Rad".


Stadttheater.
O Heidelberg, 14. Oktober.
Lustspiel von Lubliner.
^ Theodor Fontane hat den Lebenskreis, aus dem Lubliner
Figuren zu diesem Stück genommen, in seinem Romane
AAu Jenny Treidel" erschöpfend mit großem Scharfsinn
eist flebhaftcm Humor gestaltet. Die Frau Geering ist nur
bAjflchwacher Abglanz jener Frau Treibel. Hat jene einen
dieAblen Oberlehrer und Kunsthistoriker zum Vater, so hätte
st,A beinahe einen Oberlehrer und Archäologen zum Manne
e>,stowen. Der Lublinersche Herr Geering wiederum ist
M Afleinerter Bruder des ebenfalls von der Sonnensekre
ist Aebens stammenden Herrn Wulckow. „Sehn Se, das
hAflr so die Gegend, wo wir zu Hause sind", kann Herr
F mit Herrn Wulckow sagen und meint Berlin N. oder
M -Mit. Beide haben das Herz auf dem rechten Fleck. ^Bei-
tzeihsil „JH leime das menschliche Leben" aus der Seele
TiAAlien und — ja, und nun muß ich Herrn Lubliner fragen:
schfl. kommen Sie mir vor? Dieser Mann mit solch aufge-
ivstflstnem Verstand, mit solchem Herzenstakt soll der sich
ÄzAAch von dieser Oberlchrcrstochter zum fünften Rad am
hoben degradieren lassen? 20 Jahre sind sie ver-
jÄlnA und immer noch überläßt dieser Mann der Frau den
flümannscheii.l „Schein der Oberhoheit" ?' Man färbt
flu Ab in der Ehe. Gesetzt diese Dame war als junge Frau
Ast geschwollene Philippinc als die sie der Autor hinstellt.
A ;Ange dauerte cs denn im Leben und sie packte fest und
flko,,Awer, umsponnen von dem goldenen echten Wesen dieses
sii>e As, ihr bischen Bildungsdünkel ein und begnügte sich
flr flnfache n,id treue Frau zu sein, ohne Redensarten? Aber
flöqZflrr Autor brauchte nun einmal die psychologische Um
^»tteflkeit. die Handlung seines Stückes wäre sonst zu eitel
. ZAAAch geworden.
Asien ^anze ließ sich nicht übel an. Man konnte ßch unter-
^ ifl. ^nd gemütvolle Töne kamen von der Bühne und fan-
den Wiederhall im Publikum. Herr Schneider stand

Braunschweig, statt. Zugegen waren ferner Prinz Albrecht
mit seinen Söhnen und die Herzogin Alexandrine von
Mecklenburg-Schwerin, die eine Tochter des Verewigten
ist. Generaloberst Frhr. v. Loö hielt eine längere An-
sprache, in der er em Bild des Prinzen entwarß und
schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Unter den Klängen
der Nationalhymne fiel die Hülle, worauf der Kaiser, die
Fürstlichkeiten und Regimentsabordnungen Kränze nieder-
legte!,.
Baden.
— Landwirte aus der Gemeinde Oberhansen rich-
ten eine Petition an den Landtag um A ban-
der u n g des Jagdgesetzes, wonach den Gemein-
den gestattet werden soll, die Jagd mit Zustimmung
des Bürgerausschusses frei zu verpachten bezw. zu ver-
geben, ohne an die Bestimmung des Jagdgesetzes, sie
an den Meistbietenden zu verpachten, gebunden zu sein.
Man hofft dadurch dein Uebelstand zu begegnen, daß
das Wild von reichen, ausländischen Pächtern übermäßig
gehegt wird.
— Der Bad. Bauernverein hat bekanntlich
in seiner Generalversammlung zu Offenburg am 18. Au-
gust eine Eingabe an den Reichstag beschlossen, in der
die Stellung des Vereins zum Zolltarif eingehend dur-
gelegt werden soll. Diese Eingabe, die nun vorliegt,
fordert folgende Getreidezölle: für Roggen, Weizen,
Spelz Mindestzollsatz 7.60 Mk. die 100 Kilogramm,
Hafer und Gerste 6 Mark und Buchweizen 4 Mark.
— Nach den Wahlen pflegt W. im „Beobachter"
fürchterliche Musterung zu halten. Wehe dem Pfarrer, in
dessen Ort schlecht gewählt worden ist! Er wird öffentlich
vor dem ganzen Lande gebrandmarkt. Die meisten haben
nicht den Mut, sich gegen die unerbetene Zensur aufzulch -
nen oder sie hatten ihn bisher nicht. Wenn sich jetzt im
„Beobachter" selbst eine den Tadel zurückweisende Stimme
vernehmen läßt, so ist das ein Zeichen dafür, daß die
Autorität Wackcrs gesunken ist. Seine falsche Politik bei
der Wahl in Karlsruhe hat sein Ansehen in Zentrums-
kreisen so erschüttert, daß man es wagt, gegen seinen
Stachel zu lösten. So erhält der „Beoaachter" folgende
Zuschrift aus Thiengen:
Thicngen, 11. Okt. Der Wahlbezirk Bonndorf-Je-
stetten-Thiengen ist jüngst im „Beobachter" unter den ver-
schiedenen Wahlbezirken als, der „dunkle Punkt" bezeichnet
worden. In unserem Bezirk sieht es allerdings sehr dunkel
und doch nicht schwarz aus. Es ist begreiflich, wie diejenigen,
welche in die Verhältnisse von Thiengen nicht eingew'e ich t
s in d, uns vorwerfen werden: da oben ist eben nicht gearbeitet
worden. Dieser Vorwurf ist durchaus ungerechtfertigt
und wir dürfen ohne eine Widerlegung fürchten zu müssen,
sagen, daß vielleicht in keiner Stadt, die im letztenWahlkampf
den Sieg davongetragen, mehr gearbeitet wurde, als auf un-
serer Seite in Thiengen.
Wir haben hier zwei katholische Vereine, die zusammen
über 200 Mitglieder zählen; in beiden Vereinen wird eifrig
gearbeitet; im katholischen Volksverein, der ja politische und
soziale Zwecke verfolgt, und im Arbeiterverein, der sich mit
sozialen und religiösen Aufgaben befaßt, was ja nicht ohne
Wirkung bleibt auch auf distpolitische Haltung. Aber auch vor-
hergegangcne große Volksversammlungen zu Wahlzwecken
haben Leben und Bewegung in die Wahl gebracht. Und bei
solchen Vereinen und Agitationen werden die Leser fragen,
sollte das Zentrum so miserabel unterliegen? Was ist die Ur-
sache hievon?
Diesen Sommer waren hohe Herren von Karlsruhe und
da so bieder, kurz angebunden, treuherzig einfach, daß man
nur immer weiter hätte zuhören mögen. Da lebte alles in
der Geste, in der Sprache, im Gehen und sich Gehaben. Wie
passen denn zu diesem Manne der Arbeit die beiden blasierten
Lebejünglinge, verkörpert durch die Herren Gros; mann und
Bernau? Sie konnten sich sehen lassen. Frl. Schönberg
gab die feinere Dame, die durch Heirat ein Par Stufen im
Sozialen heruntergerutscht ist, mit der Eleganz, die diese
Rolle erforderte. Sie ist übrigens eine Flickrolle. Herr
Wiegner erschien auch nur auf der Bühne, um alsbald
von ihrer Fläche wieder zu verschwinden. Das sind Fehler des
Stückes. Der liebende Backfisch ist gerade auch nicht charakte-
ristisch und liebevoll vom Autor behandelt. Frl. Juug-
mann fand sich leidlich damit ab. Die bildungsstolze Wil-
helmine war Frl. Jelly. Wir haben sic schon so oft in
dieser Rollo in anderen Stücken gesehen, daß uns zum Loben
fast nichts mehr übrig bleibt an charakteristischen Ausdrücken
der Anerkennung. Herr Rudolph war ein liebenswürdig
einfacher lebenssprühender Maler. Auch er war der Alte.
Die Regie hat Herr Schneider sorgfältig geführt. Das
Haus war gut besetzt. . K. W.
Meirrs Zeitung
— München, 11. Okt. In einem Zivilprvzeß am
hiesigen Landgericht, den ein Zuschneider und 'Geschäfts-
führer gegen eine hiesige Herrenkonfektionsfirma an-
strengte, wurde, wie die „Allg. Ztg." erzählt, bekannt,
daß der Zuschneider ein jährliches Hono-
r a r von 8000 Mk. nebst fünf Anzügen im Jahr bezog.
Sowohl der Vertreter der Firma wie auch der Gerichts-
Vorsitzende selbst meinten, daß dies sozusagen ein Mi-
nistergehalt sei. Indessen erschien der betreffende Zu-
schneider gegenüber einem Kollegen in Berlin, der 12 000
Mark Jahresgehalt bezieht, und einem solchen in Frank-

mit diesen Herr Abgeordneter Kriechle hier anwesend (Wir
haben seiner Zeit darüber berichtet. D. R.) um
das Terrain zu inspizieren, auf welchem eine neue Anstalt für
Irrsinnige errichtet werden könnte. Diese Anstalt ist der
hiesigen Bürgerschaft der Gegenstand eines großen Verlangens.
Man hofft zu verdienen nach verschiedenen Seiten, was den
Leuten in der flauen Zeit zu gönnen ist. Diese Anstalt wurde
für den Wahlkampf von gegnerischer Seite auf's Beste ver-
wertet. Herr Kriechle, hieß es, das ist der Mann, der uns
die Anstalt bringen kann! Kurz vor der Wahl wurde in die-
ser Angelegenheit noch ein Flugblatt verbreitet. Die An-
stalt wurde Wahlparole und hat viele der Unsrigen mitgerissen.
Dann kamen freilich noch Dinge, welche unseren Leuten schär-
fer auf den Leib rückten. Die Fabrikanten, die Herren Beam-
ten — und Einer ausgenommen- die vermöglichen Protestan-
ten, Katholiken und Juden stehen auf der liberalen Seite,
die dem Zentrum Angehörendeu sind größtenteils ärmere,
abhängige Leute. Und bei dieser Situation die indirekte Be-
vormundungswahl I
In den beiden Filialen Breitenfeld und Dezeln haben wir
bei Wahlen gar keine Mühe und diese beiden Orte wählen
jedesmal Zentrum. Die Wahl in Thiengen und Unterlauch-
riugen verursacht jedesmal große Anstrengung und das Re-
sultat — wenige Ausnahmen abgerechnet — heißt: verloren.
Wir kommen über die bestehenden Ver-
hältnisse einfach noch nicht hinaus.
Hessen.
D a i m st a d t, 12. Okt. Staatsminister Rothe
empfing heute sin Beisein des Ministerialrats Braun
eine Abordnung der am 15. September abgehaltenen
L a n d e s v e r s a m m l u n g der hessischen
Landwirt e, die unter Führung des Geheimrat Haas
der hessischen Regierung die seinerzeit gemeldeten Be-
schlüsse dieser Versammlung zum Zolltarif unterbreiten
und begründen sollte. Eine bestimmte Zusicherung hin-
sichtlich der-Stellung der Regierung zu den von der De-
putation vorgetragenen Forderungen — u. a. der7fl^
Mark-Zoll für alle vier Getreidearten — erteilte Staats!-
minister Roths nicht. Er betonte die. Notwendigkeit des
Abschlusses von neuen Handelsverträgen und versprach
nur in diesem Rahmen möglichste Berücksichtigung der
agrarischen Wünsche. Aehnliche Antworten hat der
Staatsminister Abordnungen des Handels, der Industrie
und der Gewerbe bereits früher gegeben.
Elsaß-Lothringen.
M e tz, 12. Okt. Bischof Benzler hat vom Papste
die Erlaubnis erhalten, auch als Bischof sein Mönchs-
gewand — mit dem bischöflichen Abzeichen zweier vio-
letter Streifen ans der Brust — weiter zu tragen. Die
Weihe findet am 28. Oktober statt.
Uns der Karlsruher ZeiLung.
— Seine Königliche Hoheit der Großhcrzog haben
den nachgcnannten Personen folgende Auszeichnungen ver-
liehen und zwar: 1. das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichen-
laub des Ordens vom Zähringer Löwen: dem 2. Vorsitzenden
des Preußischen Landcskriegerverbandes, Abtcilungsvorsteher
und Professor am Königlich Preußischen Geodätischen Institut
Dr. Wcstphal; 2. das Ritterkreuz zweiter Klasse desselben
Ordens: dem Bureauvorsteher im Warenhaus für Armee und
Marine Wilhelm Beese in Berlin und dem Schauspiel-
Regisseur und Dramaturgen der Königlichen Theater Georg
Dröscher daselbst; 8. die silberne Verdienstmedaille: dem
Braumeister Ignaz Barth und dem Vergolder Karl Weise
daselbst.
— Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog haben
dem Oberbaurat Tobias Wolfs in Konstanz das Ritter-
kreuz des Ordens Bcrthold I. verliehen.
furt a. M., der im ersten dortigen Konfektionsgeschäft
in Stellung ist und ein Jahreseinkommen von 16 000
Mark hat, als ein armer Flickschneider. Da der Kläger
auf fünf Jahre fest angestellt war, jedoch nach kurzer
Zeit wieder entlassen wurde, verlangt er jetzt 40 OOO
Mark im Wege dev Klage.
— Wien, 14..Okt. Wie verlautet wird die Hochzeit
der Erzherzogin Elisabeth Marie mit dem Prinzen von
Windischgrätz schon Mitte Januar stnttfinden. Dem heu-
tigen Hofdiner anläßlich der Verlobung der Erzherzo-
gin Elisabeth Marie werden auch der Gras, und die
Gräfin Lonyay beiwohnen.
— Innsbruck, 14. Okt. Die Leiche des verunglück-
ten hiesigen Touristen Melzer ist gestern in einer
Spalte der Praxmarerwand vom gegenüberliegenden
Zeigergrat aus von drei Herren mst dein Fernrohr ent-
deckt worden. Sie ist mit einem Seil angebunden und
ruht ans dem Rucksack; sie kann, da die Wand ganz ver-
eist ist, jetzt noch nicht herabgebracht werden.
— „Auf beiden Seiten!" Ein heiterer Vorfall
spielte sich, wie der „Tagt. Rundschau" von glaub-
würdiger Seite erzählt wird, im Norden Berlins in einem
Blumengeschäft ab. Von einem Herrn ward dort ein
Trauerkranz bestellt mit der Weisung, auf der Schleife
wie. jetzt üblich, die Inschrift: „Ruhe sanft!" auf beiden
Seiten anzubringen. Das Lehrmädchen, das den Auf-
trag entgeqennahm, führte ihn prompt nach ihrer Auf-
fassung aus. In nicht geringes Erstaunen geriet der Be-
steller am Sonntag, als ans der schlerfe ui goldenen
Worten zu lesen war: „Ruhe sanft auf beiden Seiten!"
Selbstverständlich konnte bei einer derartigen Widmung
die Traucrschleife ihrem ernsten Zwecke nicht dienen.
 
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