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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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Montag, 7. Oktober 190k

Erstes Blatt.

43. Jahrgang. — Hr. 234.


Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen- — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfa. in's HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
*lrrze igenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Ausnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Die Karlsruher Wahl.
Um die Besprechung der Karlsruher Wahl geht der
-,Beob." herum, wie die Katze um den heißen Brei. Er
sagt:
Man hat schon bei der letzten Wahl in Karlsruhe davon ge-
sprochen. daß die Opposition ihre Gegner überrumpelt habe. DaS
diesmalige Resultat scheint dies zu bestätigen. Auch der Jubiläums-
Sedanke hat viele, besonders Zcntrumsleute, veranlaßt, für die
pationalliberal-freisinnige Liste zu stimmen. Die Zentrumsleute
Mben damit entgegen ihrer Wahlparole gehandelt. Wir sagen
sas, weil wir es bedauern, wenn wir es auch nicht bedauern, daß
'eine Sozialdemokraten gewählt worden sind. Viel trug offenbar
su diesem Resultat auch bei die unredliche Stimmungsmache, als
handele es sich bei der Wahl um den Kampf des Bürgertums
Segen die umstürzlerische Sozialdemokratie.
Also der „Beob." bedauert, daß nicht alle Zentrums-
Eute direkt oder indirekt die Sozialdemokraten unter-
stützt haben, er bedauert aber nicht, daß die Sozialdemo-
kraten durchfielen. Dies ist ein völlig unlösbarer Wider-
Much. Die spitzfindigen Artikel des „Beob." vor der
<8ahl, in denen immer nur auf die eine Seite, nämlich
Suf die Zurückdrängung der Nationalliberalen abge-
hoben wurde, landen mit dieser Wahlbetrachtung glück-
üch beim unlösbaren Widerspruch, also beim Unsinn.
Ao werden die früheren Artikel des „Beob." durch
Ziesen selbst in das rechte Licht gesetzt.
Der „V o l k s f r e u n d" benimmt sich, entgegen
Unserer Erwartung, recht vernünftig und männlich. Wenn
Vicht noch ein Rückfall kommt, darf man ihm gratulieren.
M schreibt:
> Am wenigsten zufrieden mit dem Wahlausfall ist die Sozial-
demokratie, ihre Fraktion kehrt geschwächt in den Landtag zurück.
K nützt nichts, diese Thatsache irgendwie entschuldigen zu wollen,
^ lediglich auf das Konto der Jubiläumsstimmung zurückführen zu
sollen. Gewiß hat diese, wie wir in unserer Extraausgabe bereits
setonten, einen ganz hervorragenden Anteil an dem Wahlausfall,
Ms konnte man ja besonders in Karlsruhe sehen, aber diese
pUbiläumsstimmung allein ist es nicht, der die Schwächung
fkserer Position im Lande Baden zuzuschreiben ist. Da sind eben
?vch auch tiefer liegende Gründe und es wird die ernste Aufgabe
"er badischen Partei sein müssen, der Sache auf den Grund zu
scheu. Von Grund ans muß manches anders werden in der
Mischen Partei. Dieser Einsicht soll und darf sich kein Partei-
Moffe verschließen. Die persönlichen Zwistigkeiten, die seit Jahren
M den Landesversammlungen der badischen Sozialdemokratie den
fitesten Raum einnahmen, haben viel zu viel die praktische Arbeit
fchemmt, und nicht nur das, sie haben auch in weiten Kreisen
,»screr Partei Mißstimmung erregt, die sich in der Teilnahms-
Mgkeit vieler unserer Genossen an der Parteithätigkeit äußerte.
ist hohe Zeit, daß diesem Zustand ein gründliches Ende ge-
?»cht wird. Vor Allem muß es unsere Sorge sein, in den Massen
,°r Arbeiterschaft die Begeisterung für unsere Ziele wieder zu be-
'ben, mehr Aufklärung zu schaffen über das, was wir wollen.
» Am ordinärsten drückt sich wie gewöhnlich der demo-
Msische „Landesbote" aus, indem er schreibt:
. . Die Jubiläumswahl ist da. Die Stadl Karlsruhe hat ihren
Müschen Kniefall zum Rrg'erungsjubiläum gemacht. Die
Mionalliberale Partei wird allerdings sagen, der „gesunde Sinn
»2 Bürgertums" hat den Sieg davon getragen. Thalsächlich ist
? aber kein Zeichen eines gesunden Sinnes seitens des Bürger-
hh>s. wenn es st ine golitisch e Ueberzeugung hinter rein äußer-
ten vielfach persönlichen Gründen zurücktrelen läßt. Tie Karls-
ster Wahlen haben wieder den Beweis geliefert, wie schwer sich
deutsche Michel aus den Fesseln losmachen kann, in die ihn
' s don den Nationalliberalen mit Vorliebe kullivieite angeblich
"»rische Tradition eingezwängt hat.
Die demokratisch-freisinnige „Neue Bad. Lan-
zeitung" in Mannheim urteilt folgendermaßen:
^er Nationalliberalismus, hat sich trotz der Neutralität

Stadttheater.
0 Heidelberg, 7. Oktober.
„Margarethe" (Faust). Große Oper von CH Gounad.
Zur Eröffnung der diesjährigen Opernsaison hätte man sich
E besseres Theaterwetter denken können als den gestrigen
En- und sturmreichen Herbstsonntag. Da findet man sich
bMelt gerne zu behaglichem Kunstgenießen eilt und ist von
MMerein besonders empfänglich gestimmt für Alles, was da
E>Nen mag. Der Gesamteindruck der gestrigen Auffüh-
M8 war, um es gleich im Voraus festzustellen, ein auher-
Ewlich erfreulicher. Schon die sehr exakte und stimmungs-
E Ausführung der Einleitung ließ Angenehmes erwarten
E Wan winde auch nicht enttäuscht. Mit Genugthuung kann
E Jahr für Jahr die Fortschritte konstatieren, welche unsere
auf dem Gebiete der Oper macht und es ist hier in
Linie das unermüdliche rastlose und zielbewußte Wirken
v Mzuhebcn, mit welchem Musikdirektor Radig nun schon
schöne Erfolge errungen hat und deren Wohl noch weit
^ erringen wird.
ii^fBounods vielgeschmähte, aber wegen ihrer unleugbaren
>kE.eben doch nicht nmznbringende Gretchen-Oper gab gestern
- freuen alten Bekannten vom vorigen Jahre Gelegenheit,
in unser Gedächtnis zurückzurufen. Herr Kurt
M.o d e , der schon im vergangenen Winter durch seine sym-
E^sche, wohlklingende Tenor-Stimme erfreut hatte, sang
v'aust. Sein Spiel hatte an Routine gerade nicht ge-
^ daß er die Figur des für die große Oper zurecht-
iiMMn Doktors nicht sehr beleben konnte. Doch mag er
M^oaulit trösten, daß es zweifellos wenig Sterbliche gibt,
Ms-r fiesen Opernfaust je vollendet darstellen sahen. Sehr
^ d, er die Anfangsscene und die Kavatine, doch sollte
p»d ?. üble Gewohnheit ablegen, immer vor seinen spielenden
stihMugimden Kollegen fertig zu werden. Herr v. Hunyady
Mbm'- Mephistopheles recht flott und auch mit der nötigen
üii'mBwen Färbung durcb. stimmlich dürfte ein wenig mehr

dl

Äh

Färbung durch, stimmlich dürfte
Haltung in den Ensembles und etwas

wenig mehr
mehr Noblesse

der Regierungsbehörden dank seiner liberalen Haltung
behauptet! Die Sozialdemokratie hat eine Niederlage
erlitten!" Und weiter: „Der Nationalliberalismus hat
bewiesen, daß er unter den Auspizien Bassermanns auch
ohne die Gunst der Regierungssonne seinen Besitzstand
wahren kann. Und außerdem hat sich gezeigt ,daß die
Bäume des Zentrums und der Sozialdemokratie vor-
läufig noch nicht in den Himmel wachsen!"
Am Tage darauf schreibt das genannte Blatt im
gleichen Sinne: Wenn dis .nationalliberale Partei fast
sämtliche ihrer gefährdeten Mandate behauptete und gar
noch einige dazu gewann, so ist dies immerhin ein
Symptom dafür, daß die von den Führern Basser -
mann und Dr. Wilckens inaugurierte volkssreund-
lichere Politik ihre Früchte schon jetzt zu tragen beginnt.
Wir haben seit Jahren den Standpunkt verfochten, daß
die Vertretung der Eisenlohr'schen Politik den National-
liberalen lediglich Nachteil gebracht hat, und daß ein
Einschwenken in liberale Bahnen ihre Partei nur kräf-
tigen tonnte. Das gestrige Wahlresultat hat diese Auf-
fassung vollständig bestätigt. Es wird sicherlich das
Ansehen und den Einfluß der genannten nationallibera-
len Führer noch vermehren, und rnan darf daher Wohl
hoffen, daß die Partei nicht so leicht wieder in ihre Fie-
ser'schen Antecedentien zurück verfallen wird. — Bedauer-
lich findet die „Neue Bad. Landeszeitung", daß die De-
mokraten und Freisinnigen sich auf Jahre hinaus durch
die Karlsruher Wahl verfeindet haben. Da das Blatt
mit einem Fuß bei den Freisinnigen, mit dem andern
bei den Demokraten steht, so ist es leicht begreiflich,
daß ihm das Auseinandergehen beider Parteien große
Unbehaglichkeit verursacht.
Ohne Zweifel ist der Ausfall der Karlsruher Wahl
eine spezielle Niederlage des Herrn Wacker, der das
Zentrum in die Stellungnahme gegen die anderen büri-
gerlichen Parteien hineingehetzt hat. Er hat das Zen-
trum um den Dank gebracht, den es durch.seine Unter-
stützung der Qrdnungsparteien hätte verdienen können.
Kurz vor der Wahl zitierte der „Bad. Beob.", wie der
„Schw. Merk." hervorhebt, ein Wort des Zentrumsäb-
geordneten Lauck: „Wacker war doch der Gescheidtere!"
Nein, diesmal war er es nicht. Der Gescheidtere war
der Stefanspfarrer Geist!. Rat Dr. Knörzsr, sein Rat
war der bessere. Er und sein tapferer Meßner Karser
konnten sich am Wahlabend mit ruhigem Bewußtsein
schlafen legen, ihre Widersacher hingegen gingen als
schwer blamierte Europäer zu Bett.
Wie viele Zentrnmsleute in Karlsruhe für die So-
zialdemokraten gestimmt haben, das läßt sich natürlich
zahlenmäßig nicht feststellen, da die Wahl geheim vor
sich geht. Thatsache aber ist, daß in den Bezirken, in
denen fast keine Sozialdemokraten wohnen, viele Stim-
men, ia auffallend viele Stimmen für sie abgegeben
worden sind. Andere mögen sich enthalten haben, blieb
doch ein ganzes Viertel der Wähler zu Hause. Eine An-
zahl hat aber ohne Zweifel für die Listen der Ordnungs-
parteien gestimmt. Ob diese Zahl größer gewesen wäre,
wenn, wieHerrGoldschmit mit gutemHumor in der letzten
Wahlversammlung bemerkte, „bessere" Kandidaten aus-
gestellt worden wären, das ist freilich ebensowenig fest-
zustellen.
Bedeutungsvoll ist der Ausfall der Karlsruher
Wahl in dreifacher Beziehung. Einmal bringt er den
Nationalliberalen einen Zuwachs von zwei Mandaten.

(besonders in der tiefen Lage!) zu empfehlen sein. Die Partie
des Valentin lag bei Herrn v. Keller in guten Händen.
Fräulein Heiland spielte die Martha mit gutem Humor,
was man vom Siebel des Frl. Koppenhöf er nicht sagen
kann. Eine neue Bekanntschaft machten wir an Fräulein
Else Halma als Margarethe. Die junge Dame, welche
durch eine angenehme Bühnenerscheinung sich vorteilhaft
einführt, besitzt schöne frische Stimmmittel, welche zwar noch
etwas unausgeglichen, sind, wohl auch gestern durch Befangen-
heit beeinträchtigt wurden, aber doch im Ganzen Zeugnis einer
guten Schulung ablegen. Ihr Vortrag der „Schmuckarie"
war in dieser Hinsicht trefflich. Ihr Spiel, das (für eine
Anfängerin?) viel Gewandtheit verriet, wirkte durch Unge-
künsteltheit und ruhige Einfachheit sehr liebenswürdig. Die
ganze Aufführung, welche, wie bereits gesagt, im Allgemeinen
durchweg sich auf sehr achtbarer Höhe hielt, wurde getragen
von der trefflichen Leistung des Orchesters. Die Violinsoli
im 2ten Akte wurden von Konzertmeister Grau meisterhaft
gespielt. Von sehr günstiger Wirkung ist die neugetroffene
Vorkehrung, mittelst einer Erhöhung der Brüstung den Schall
des Orchesters zu dämpfen und abzutönen, wodurch besonders
der Klang der Bläserinstrumentc an Vornehmheit gewinnt.
Wenn, wie wir hoffen dürfen, die weiteren Opernaufführungen
dieses Jahres auf gleichem Niveau stehen werden wie die
gestrige, dann ist ein großer entschiedener Schritt vorwärts
gethcm. _ O. S.

Kleine Zeitung
— Darmstadt, 5. Okt. Nach dreitägiger Verhandlung
gegen die Bankiers Gebrüder Marx wegen Betrugs
und Unterschlagung wurde heute Mittag das Ürteil gefällt.
Dasselbe lautet gegen Hermann Marx auf fünf Jahre Ge-
fängnis, gegen Maximllian Marx auf drei Jahre sechs
Monate Gefängnis; außerdem gegen beide Aberkennung

Wie sehr die Nationalliberalen darnach trachten müssen,
die Zahl ihrer Mandate zu vermehren, das zeigt ein Blick
auf die Ministerien dis seit Jolly aufeinander gefolgt
sind. Je stärker die Nationalliberalen, desto liberaler
die Ministerien!
Dann ist die Wahl bedeutungsvoll wegen der
Schlappe, die Herr Wacker erlitten hat. Sein Ansehen
in seiner Partei wird sicherlich nicht steigen. Wohl
mancher Zentrumsmann sagt sich heute: Wären wir
Herrn Knörzer und nicht Herrn Wacker gefolgt, dann
hätten die Nationalliberalen nicht mehr als sie jetzt ha-
ben, wir, die Zentrumsleute, aber, würden als die
„Retter" der Residenz angesehen. Thatsächlich wäre,
wenn das Zentrum HerrnKnörzer gefolgt wäre, der Sieg
ein überwältigender gewesen und er wäre aller Wahr-
scheinlichkeit nach ganz auf das Konto des Zentrums ge-
setzt worden.
Zum dritten ist die Wahl bedeutungsvoll wegen des
Zusammengehens von Nationalliberalen und Freisinni-
gen. Das kann in der Zukunft für beide Teile gute
Früchte tragen. Es giebt eine ganze Anzahl Wahlbezirke
in denen wir in den letzten Jahren keine Erfolge erzielt
haben, wo aber vielleicht ein weiter links stehender Kan-
didat Aussicht auf Sieg hat. Wie man früher die Frei-
sinnigen benützt hat, um eine Abbröckelung bei der na-
tionallib. Partei herbeizuführen, so sollte man fortan
nationalliberalerseits die Freisinnigen überall gegen das
Zentrum unterstützen und sie zur Aufstellung von Kan-
didaten in den Hochburgen und Burgen desselben er-«
muntern. Was das Zentrum verliert ist für uns ein
Gewinn.
Sv wollen wir hoffen, daß die Wahl von 1901, diq
erste Wahl im neuen Jahrhundert, uns ein Anzeichen und
ein Wegweiser sei zu weiteren Erfolgen.

Deutsches Reich.
— Ueber einen bedauerlichen Mißgriff, den sich der
Verteitiger des Angeklagten Hickel im Gumbinner Mord»
Prozeß, Rechtsanwalt Horn in Insterburg, hat zu-
schulden kommen lassen, berichtet die „Tägl. Rundschau"
aus Nordschleswig was folgt:
In Hadersleben kündigte in einem Variöiötheater ein
mimischer Verwandlnngskünstler namens Hoppkens sein Auf-
treten an. Er stellte dabei in Aussicht, auch Personen aus dem
Gumbinner Mordprozeß vorzufllhren; auf privates Anraten hat
ec dann aber korrekterweise erklärt, davon Abstand nehmen zu
wollen. Das Bemerkenswertest- aber ist der Umstand, daß der
Rechtsanwalt Horn in Insterburg ihm auf Wunsch dazu sein
photographisches Porträt zur Verfügung gestellt hat. In einem
Schaufenster sah man nämlich Liese Photographie mit der
Htnzufügung des Empfängers: „Leiter (?) des Mordprozesses
in Gumbinnen." Um jeden Zweifel an der Herkunft des Bildes
zu beseitigen, geben wir den Text des ebenfalls gleich dem
Original-Briefumschlage mit ausgestellten Begleitschreibens
wie folgt wieder: „Geehrter Herr! Anbei die gewünschte
Photographie. Haar dunkelblond. Senden Sie mir, bitte,
einige Zeitungausschnitte über Ihr Auftreten in dieser IRolle.
Ich wurde Ihnen dafür sehr dankbar sein. Mit vorzüglicher
Hochachtung Hör n."
Die „Nationalztg." hat bet Rechtsanwalt Horn wegen
der Angelegenheit angefragt und von ihm die telegrahische
Erwiderung erhalten, daß er „leider unvorsichtig ge-
wesen" sei.
— Der frühere nationalliberale Reichstagsabge-
ordnete, Kommerzienrat Eugen Holtzmann, Fabrikbe-

dcr bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren;
neun Monate Untersuchungshaft wurde in Anrechnung
gebracht.
— Berlin, 5. Okt. Der „Kreuzztg." zufolge ist
die Witwe des früheren Kultusministers v. Muehler,
Adelheid, geb. v. Goßler gestorben.
— Berlin, 4. Okt. Der Kaiser hat nach dem Lokal-
anzeiger der Frau des verstorbenen Kammersängers Götze
aus Rominten folgendes Beileidstelegr amm gesandt:
„Ich spreche Ihnen bei dem unerwarteten Ableben Ihres
Gatten meine aufrichtige Teilnahme aus. Die deutsche
Sangeskunst verliert in dem Dahingeschiedencn einen ihrer
ersten Meister. Auch ich verdanke ihm manche Stunde edlen
Genusses und hatte gehofft, noch oft und lauge seiner Kunst
mich erfreuen zu können".
— Hamburg, 4. Oktbr. Wegen der in Neapel vor-
gekommenen Pestfälle wird der Hamburger R.-P.-D.
„König" seine Ausreise nach Ost- und Süd-Afrika am
Freitag, den 11. Oktober, 9 Uhr morgens, ausnahms-
weise von Genua aus antreten.
— Wien, 5. Okt. Das Amtsgericht in Wiesbaden
teilte der hiesigen Polizeidirektion mit, daß gegen den
flüchtigen Vicepräsidenten der deutsch-österreichischen Litteratur-
gesellschaft Baron Manfred Maderny rooto Simon Suth
der Verdacht d.s G i f t m o r d e s an Hofrat Dr. Schmitt
in Wiesbaden vorliege, in dessen chemischer Untersuchungs-
anstalt Madernh angestellt war.
 
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