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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0787

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Donnerstag, 7. November ML

43. Jahrgang. - Ar. 261.




^scheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgcholt 40 Pfg. Durch die Post be»
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. auss.Aüßlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamczeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
.borgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafcln der Heidelberger Zeitung und denWlakatsäulen- Fernsprech-Anschluß Nr. 82.


latzt'
Sch

Dom Briefmarkenübereinkommen mit
Württemberg.
.. Die Hauptbestimmungen des allgemein be-
^lißten Uebereinkommens sind folgende:
1) An die, Stelle der bisherigen Postwertzeichen
Rr den allgemeinen Verkehr treten vom 1. April 1902
^ einheitliche Postwertzeichen für das
^samtgebiet der beiden Verwaltungen mit dem Vordruck
"Deutsches Rsi ch".
. ,2) Die Einrichtung soll in allen Teilen derart durch-
Whrt werden, daß die reichsverfassungsmäßige Selb-
tandigkeit der württemb. Postverwaltung,
^besondere in finanzieller Beziehung erhalten
-eilst.
, 3) Zum Zwecke der Berechnung des Anteils Würt-
°Mbergs an den Einnahmen aus den einheitlichen Post-
wertzeichen wird die Einnahine der württ. Postverwal-
aus Postwertzeichen für den allgemeinen Verkehr ihr
Rechnungsjahr 1899 zu Grund gelegt und sodann von
Kstr zu Jahr der Prozentsatz zugeschlagen, um den dis
^--rtt. Einnahmen aus diesen Wertzeichen in den dem
ss-chre 1899 vorangegangenen drei Rechnungsjahren
Ä-Wchnittlich gestiegen sind. Jedoch kann die württ.
?°stverwaltung innerhalb der ersten fünf Jahre des Ue-
üsteinkommens je nach Abschluß der Jahresrechnung
Pt Wirkung für das abgelaufene Jahr verlangen, daß
E Anteil an den Einnahmen aus den einheitlichen Post-
PAzeichen an Stelle der vorstehenden Berechnungsweise
Pd dem Verhältnis der Einnahme der württ. Postver-
^ P/tung aus ihren Wertzeichen zu der Gesamteinnahme
P beiden Postverwaltungen im Jahre 1899 bestimmt
H-ch. Nach Ablauf der fünf Jahre wird die württ.
' Itverwaltung sich entscheiden, welche der beiden Berechh
P--gsarten ihres Anteils für die Zukunft dauernd maß-
end sein soll. Die Endabrechnung erfolgt alljährlich
-1 Feststellung der Jahreseinnahmen.
^) Die Herstellung der einheitlichen Postwertzeichen
Potgt nach näherer Vereinbarung durch die Reichs-
"Eerei für Rechnung der beiden Postverwaltungen.
Die besonderen Wertzeichen Württembergs für
P amtlichen und den Bezirksverkehr
>P->ats° und Bezirkswertzeichen) werden für Rechnung
württ. Postverwaltung beibehalten,
tl,Aenderungen in den Tarif- und BetriebseinriH-
tzjMh, welche auf den Teilungsmaßstab (Ziff. 3) von
^-Wirkung sein können, sind der anderen Verwaltung
Zeitig mitzuteilen.
') Die bestehenden Verabredungen über die Teilung
^Gebühren aus dem Briefpost-, Postanweisungs-,
^Rngs-, Fahrpost- und Telegramm-, Wechsel- und
hj?chgangsverkehr werden durch dieses Uebereinkommen
^ berührt.
Gegenwärtiges Uebereinkommen ist bis 31. März
«es" unkündbar. Von diesem Zeitpunkt an steht jeder
S ^ beiden Verwaltungen ein einjähriges Kündi-
it, bgsrecht je zum Schlüsse eines Rechnungsjahres

j


k^b) Vom 1.
Wertzeichen

April 1902 an werden die seitherigen
der beiden Verwaltungen außer Kurs

Amtlich wird noch beigefügt, daß die für die Berech-
" des Anteils Württembergs an den Ein-

^de

nahmen aus den gemeinsamen Postwertzeichen maßgeben-
den Ziffern in Uebereinstimmung mit den angestellten
Erhebungen vertragsmäßig sestgestellt worden sind.
Hienach betragen die Einnahmen der württ. Postverwal-
tung aus Postwertzeichen im Jahre 1899 11 441 123 Mk.,
die entsprechenden Einnahmen der Rsichspostverwaltung
269 148 329 Mark, das Anteilsverhältnis der württ.
Postverwaltung an der Gesamteinnahme 4,2282 Prozent,
und der für die Zukunft unterstellte Prozentsatz der
jährlichen Steigerung der württ. Einnahmen 6,4260
Prozent. _
Deutsches Reich.
— lieber denTod desDeutschen Ha«s Cordua in Süd-
afrika wird dem „Frkf. Gen.-Tlnz." von Augenzeugen
berichtet: Um das Schicksal des unglückseligen zwanzig-
jährigen Jünglings, Hans Cordua, der bekanntlich durch
englischeSpitz eiverlockt war, nach Möglichkeit
n i e d e r t r ä ch t i g zu gestalten, hat man ihm nicht den
echten Soldatentod gegeben, sondern man hat ihn an ei-
nen Stuhl gebunden. Fünf Soldaten legten dann —
von hinten ihre Flinten auf ihn an und schossen mit ihrer
„gewöhnlichen Sicherheit" ihn derart an, daß Cordua
vor Schmerz laut aufschrie. Ein Offizier trat dann
mit dem Revolver heran und schoß ihm eine Kugel durch
das Ohr. Die Hinrichtung des Deutschen Hans Cordua
wurde bekanntlich befohlen durch den Ritterdes ho-
hen Ordens vomSchwarzenAdler, Lord
Roberts, gegen den dies hingemordete deutsche Blut
für cht bare Anklage erhebt.
— In der Angelegenheit Spahn hat die „Ger-
mania" zuerst die Mitteilung, daß der Bischof von
Straßburg den Zöglingen des bischöflichen Seminars
den Besuch der Vorlesungen des Pros. Spahnverbo-
ten habe, als unrichtig bezeichnet. Jetzt muß sie
selbst folgendes schreiben: Thatsächlich hat allerdings der
hochwürdige Herr Bischof von Straßburg unter dem er-
sten Eindruck der Nachricht von der Verbindung Spahns
mit dem Grafen Hoensboech der Straßburger Regierung
mitgeteilt, daß er sich unter den genannten Umständen
nicht mehr an seine Zusage gebunden
halte, den Seminaristen den Besuch der Spahn'schen
Vorlesungen zu gestatten. Erst als von hoher kirchlicher
Seite (wer ist diese hohe kirchliche Seite?) die Be-
denken des Bischofs Fritzen zerstreut waren, hat letzterer
seine Bereitwilligkeit dazu erneuert, daß
die Priesteramtskandidaten die Vorlesungen Professor
Spahns besuchen dürfen.
— Durch die Zeitungen ging vor kurzem die
Nachricht, daß König Eduard eine Einladung Kaiser
Wilhelms zur Jagd nach Springe angenommen habe.
Wie nun die „Deutsche Warte" aus sicherer Quelle
erfährt, bestätigt sich diese Mitteilung keineswegs.
Der englische Herrscher hat gar keine Einladung erhal-
ten und wird auch nicht in Springe erwartet.
— Die „Münch. Allg. Ztg." bringt in Bezug auf das
neue Abkommen zwischen der Reichspostverwal-
tung und der württembergischen Po st Ver-
waltung eine Mitteilung ihres Stuttgarter Kor-
respondenten, in welcher im Gegensatz zu auderen Mel-
dungen sestgestellt wird, daß das neue Uebereinkommen
seitens des württembergischen Staatsministeriums, dem
Präsidium des ständischen Ausschusses lediglich zur Kennt-

nisnahme seitens der Ständeverwaltung übersandt wor-
den sei, eine gesetzliche Verabschiedung also
nicht als erforderlich erachtet werde, da es sich ebenso
wie seiner Zeit bei der Militärkonvention um ein Abkom-
men handele, das die reichsverfassungsmäßige Selbst-
ständigkeit ausdrücklich wahre. Die „Allg. Ztg.", die
ihrerseits ein gleiches Abkommen für Bayern wünscht,
fügt jedoch hinzu, daß Bayern sich dem Vorgehen
Württembergs nicht ans ch ließen werde.
Kiel, 6. Nov. Der Untergang des kleinen Kreu-
zers „Wacht" wird demnächst das Geschwader-Kriegs-
gericht beschäftigen, da gegen den 6»"--
vettenkapitän von Cotzhausen Ankla,
Verhandlung wird wahrscheinlich an
lenden Linienschiffes „Kaiser Wilhe
da die Marinebehörde bislang wer
gegen Offiziere gerichtete Prozesse t
dein.
Bayern.
--- Die Maschinengewehre gela
in der bayerischen Armee zur Einfük
nächst bei einer noch nicht näher
lung. Eine praktische Neuuniform
düng der Sichtbarkeit der Truppen i
Erklärung des bayerischen Kriegsm
Auge behalten.
Elsaß-Lothringen
— Aus Metz schreibt man den
lieber den Eindruck den der neue B i
ringische Landbevölkerung gemacht h
hier allerlei kleine Züge, von denen di
den als äußerst charakteristisch hier wi
mögen: Ein Bäuerlein, das in einer
von dem Inhaber gefragt wurde, wi
scbof gefalle, antwortete: „II est un
krel stamms st anaoi an Hamms
6omma§s, il sst Protestant". Ein
zurückkchrendcr Geistlicher redete den P
seine Gewohnheit deutsch an. Als
Wunderung darüber Ausdruck gab, w
soll man machen, jetzt heißt es, deutsch
auf den ersten Ausspruch muß man bec
dem Lande „preußisch" und „Protests
deutend gilt.
Aus Ser KuLilöLuher >
— Seine Königliche Hoheit der Gros
Oberpostsetretär Friedrich Wagner aus Ö
stelle bei dem Postamte in Schopfheim m
selben zum Postmeister übeitraaen.
Karlsruhe, 6. Nov. Die G
begab sich heute nachmittag von Schloß
ruhe, um dem Obersthofmeister Freihei
und seiner Gemahlin ihre Glückwüns
stattfindenden goldenen Ehejubiläum;
Königliche Hoheit will heute Abend Hai
Baden eintreffen.
Ausland.
Oestrrreich-Ungarn.
Wien, 6. Nov. Der sociald
Parteitag beschloß in seiner heuti
eine Sympatiekundgebung für die Bu


Kleine Zeitung
nl Augsburg, 5. Nov. Nun kommt also KneißI
Mistig zur Aburteilung. Der Fall wird nachträglich
Tsi-Re Tagesordnung der eben stattfindenden Schwur-
sik/Rssitzung gesetzt und zwar wurden für die Verhand-
ln Tage, 14., 15. und 16. November, in Aussicht
Rmen. Die Anklage gegen Kneißl, led. Schreiner
An ünterweikershofen, lautet auf zwei Verbrechen des
ÄxjW, drei Verbrechen des versuchten Totschlags u. a.
einseitig mit Kneißl kommt zur Aburteilung Michael
e r, verh. Gütler von Irchenbrunn, wegen zweier
^siz^chen der Teilnahme durch Hilfeleistung zu zwei
. ^chen des Mords.
K ^ Berlin, 5. Nov. Wegen des Vircho W-K o m -
i ^ ^ der ^ twranstaltst werden soll, ist ein
^y/spalt in der Berliner Studenten-
"" ^ ausgebrochen. Der akademische Turnbund und



Rn deutscher Studenten haben ihre Zusage, am
teilzunehmen, zurückgezogen. Von dem Direk-
«tsil?sr Akademischen Lesehalle erklärten auf Befragen
Re Mitglieder der Nationalen Partei, daß sie beim
- ^°Kommers nicht chargieren könnten.
Pstf, ^>us Wcstprenßcn, 1. Nov. Das Konfirman-
u s inSamPohl (KreisSchlochau) suchte imSep-
iPdgtzUrch Anzeige einen Theologen als Helfer
iPissP. Winterhalbjahr. Um die Stelle bewarb sich ein
.Pulest aus Wernigerode. Er wurde verpflich-
iPWq-Oem Bemerken, daß er bei seinem Dienstantritte
PMe, Oktober durch Zeugnisse den Nachweis führen
V ^ Theologe sei. Zuleck nahm die Stelle an
^msi^n Zeugnis über die in Berlin bestandene erste
!Re Prüfung vor. Er unterrichtete gut, war auch

sehr eifrig bemüht, in jeder Hinsicht seine Stellung aus-
zufüllen. So wurden Bedenken, die der Anstaltsdirektor
dann und wann gegen Zuleck hatte, doch immer wieder
zurückgedrängt. Da kam nach 2s^ Wochen der (militä-
rische) Losungsschein für Zuleck an, aus dessen Begleit-
schreiben sich ergab, daß Zuleck nie Theologe g e -
wese n. Zuleck, vom Anstyltdirektor vernommen, gab
ohne Leugnen zu, er sei Zuschneider, habe das
Gymnasium nur bis Tertia besucht und die Zeugnisse ge-
fälscht. Sofort wurde er entlassen. Bevor Zuleck ab-
reiste, machte er, wie dem „Gesell." geschrieben wird, noch
den Versuch, mit Hilfe eines gefälschten Wechsels den
Sampohler Darlehenskassenverein um 600 Mark zu be-
trügen. Das Geld war auch schon ausgezahlt; aber noch
rechtzeitig wurde der Betrug bemerkt. Zuleck wurde in
Klein-Konarczyn verhaftet und dem Gericht übergeben.
— Ein heiterer Zwischenfall bei der Brixcner Jahr-
tausendfeier. Ein ergötzliches Geschichtchen, welches sich
anläßlich des Festzuges in Brixen zugetragen haben soll,
wird der „Bozener Ztg." von dort gemeldet: Mehrere
Ladenbesitzer hatten ihre Schaufenster geräumt und an
Schaulustige vermietet. Vor einem Hanse in der L.-
Straße, in dessen Fenster drei Damen — welche das zarte
Frühlingsalter schon längst verlassen hatten — saßen,
staute sich plötzlich die Menge und ein ohrenbetäuben-
des Gelächter erscholl. Da der Haufe immer größer und
das Gelächter immer stärker wurde, fühlte sich der Haus-
besitzer veranlaßt, hinauszugehen, um nach der Ursache
dieses Zulaufes zu sehen. Groß war aber seine Verlegen-
heit, als er sich davon überzeugte. Er hatte nämlich in
der Eile beim Ausraumen des Schaufensters vergessen,
ein Schild wegzunehmen, welches unterhalb der Scheibe
befestigt war und worauf in großen, schwarzen Lettern

geschrieben stand: „Wegen vorgerückter
gesetzten Preisen!"
— Kopenhagen, 6. Nov. Als Bes
klärung des Professors Howitz berichtet
litärarzt Dr. Vogelius, er habe Resulta
bewiesen, daß es möglich sei, Krebsleid
renlassen mittels Chloraethyls zu h
— Man berichtet aus St. Petersburg
bewegungin Rußland hat einen neuen Erfolg zu ver-
zeichnen. Bisher waren Frauen als Lehrerinnen nur an
Mädchengymnasien thätig und nicht an Mittelschulen
für Knaben. Nun hat der Kaiser auf Vortrag des Un-
terrichtsministers die Anstellung einer Lehrerin der fran-
zösischen Sprache an der zweiten Realschule in
Jekaterinoslaw genehmigt. Die Dame heißt Ludmilla
Okulow.
— Flirte» verboten! Nette Zustände müssen in Kiew
herrschen, wenn man aus folgender Anordnung des dorti-
gen Polizeimeisters bestimmte Schlüsse ziehen darf: Es ist
den in der Nähe der Mädchengymnasien postierten Goro-
dowois befohlen worden, zwischen 1 und 3 Uhr nach-
mittags, wenn die Schülerinnen nach Hause gehe», sich
beim Ausgang der Gymnasien aufzustellen und junge oder
ältere Männer, die sich den Schülerinnen etwa anschließe»
sollten, sofort zu verhaften.
— Bunte Westen. Die neueste Mode, die der
„Figaro" für diesen Minier ankündigt, will, daß die
Herren seidene und gestickte Westen tragen. Diese Mode-
neuernng soll in allg>meiner Langweile, in dem Ueberdruß
an dunklen Geweben und in dem gebieterischen Wunsch,
„heiter auszusehen", ihren Ursprung haben.
 
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