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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1901 - 31. Dezember 1901)
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GrSes Blatt.

43. Jahrgang. — . U 2S3.


Samstag, 14. Dezember 1801.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
, zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezcile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgcschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Deutsches Reich.
— Die polnische» Studenten in Berlin haben ein
Mißtrauensvotum gegen die polnische Reichs-
tagsfraktion beschlossen, weil diese erst drei Wochen
nach dem Wrcschener Urteil sich zu einer Interpellation
entschlossen und dieselbe in einer Weise abgefaßt habe,
welche mit der polnischen Nationalehre unvereinbar sei.
— Im Laufe dieses Monats werden in Berlin noch
drei öffentliche Polen»ersammlungen betreffs der
Wreschener Vorgänge stattfinden.
— Professor Behring teilte am 12. ds. in einem
Vortrag über die Serumtherapie in Stockholm mit,
daß durch die von ihm angestellten Versuche erwiesen sei,
daß das Vieh gegen Tuberkulose seuchenfrei ge-
macht werden könne. Behring beabsichtigt, den ihm zu-
erkannten Nobel-Preis für weitere Versuche in
der Bekämpfung der Viehtuberkulose zu verwenden.
— Sämtliche Professoren der Universität in Graz,
mit Ausnahme der klerikalen, richteten an Professor
Mommsen eine Adresse, in der sie ihre wärmste Zustim-
mung zu dessen Kundgebung über die Voraussetzungslosig-
keit der wissenschaftlichen Forschung aussprecheu.
— Die Kommission für Arbeiterstatistik trat am
12. ds. in Berlin nach längerer Zeit wieder zu einer
Sitzung zusammen. Sie beschäftigt sich gegenwärtig mit
der Untersuchung der Lage der Angestellten im Fleischer-
gewerbe. Der mit der Vorbereitung betraute Ausschuß
hatte das Formular für einen Fragebogen vorgelegt, in
dem die anzustelleuden Erhebungen enthalten waren. Gegen
den Inhalt des Fragebogens wurden die verschiedensten
Einwendungen erhoben, u. A. wurde bemängelt, daß die
Pfecdeschiächtereien nicht in die Erhebungen einbezogen
worden waren. Die Kommission verwies die ganze Sache
noch einmal an den Ausschuß zurück, mit dem Aufträge,
einen neuen Fragebogen auszuarbeiten, in dem die gemachten
Ausstellungen berücksichtigt werden sollen. Die Kommission
vertagte sich nach diesen kurzen Verhandlungen wieder
auf unbestimmte Zeit.
— Das „Berliner Tageblatt" meldet: Beim Stiftungs-
fest des Berliner Holländervercins „Nederland cn Oranje"
am 12. d. bemerkie der holländische Gesandte in einem
Trinkspruche, Königin Wilhelmiua und Prinz Heinrich
der Niederlande erfreuensichun gestörten Eheglücks.
Freudiger als je bringe er den Trinkspruch auf das Wohl
der Königin aus, da sie sich jetzt von der Enttäuschung,
die ihr vor einigen Wochen widerfuhr, wiederhergestellt fühle.
Die beiden Ehegatten lebten in großer Liebe und seien in-
nig verbunden. Prinz Heinrich widme sich der Königin
Mit größter Sorgfalt und Ergebenheit.
Badischer Landtag.
L.O. Karlsruhe, 13. Dez. Die Sonder-Kommission,
Kelche über den Gesetzentwurf betr. die Umwandlung der
Kolonie Königsfeld in eine politische Gemeinde zu
beraten hatte, nahm den Entwurf mit einer kleinen redak-
tionellen Aenderung an.
— Die B u d g e tk o m mis s i o n der Zweiten Kam-
mer hat den Justiz-Etat unter Aussetzung des Beschlusses
Über einige wenige Positionen beendet und heute die Be-
Airs der Karlsncher ZeitUM.
^ — Nachdem die mexikanische Regierung den Herrn Ernst
^eoni zum Vizekonsul in Mannheim ernannt hat. ist demselben
M zur Ausübung seiner Funktion erforderliche Exequatur
°ez Reichs erteilt worden.
Karlsruhe, 13. Dez. Der Großherzog und
°ie Groß Herzogin kehrten gestern Abend 10 Uhr
^ Minuten von Karlsruhe nach Baden zurück. Heute
Nachmittag empfingen Ihre Königlichen Hoheiten den Besuch
bes Fürsten Max Egon zu Fürstenberg und Gemahlin,
^hre Durchlauchten trafen um 2 Uhr von Donaueschingen
Baden ein und stiegen bei der Prinzessin Amelie zu
Wrstenberg ab. Der Fürst und die Fürstin besuchten die
^roßherzoglichen Herrschaften zwischen 3 und 4 Uhr für
?bige Stunden, nahmen hierauf an der Abendtafel teil und
?^den ihre Reise nach Böhmen mit dem Nachtschnellzug
Men.
Ausland.
Belgien.
sh. Aus dem Congostaat ist in Brüssel folgende
Meldung eingegangen: Major Lothaire wurde von den
e» Banana an Bord kommenden Untersuchungsrichtern
z^cht, sich sofort dem kongostaatlichen Gericht in Boma
^ stellen, um in vorläufige Haft genommen zu
Lothaire weigerte sich, versprach aber, von San
wohin ihn angeblich dringende Geschäfte riefen,
Boma zurückzukehrcn. Statt dessen reiste er von dort
klinigst nach Europa. Es bleibt nun abzuwarten, ob

der Kongostaat an Belgien den Antrag auf Auslieferung
stellen wird.
Afrika.
— Louis Botha macht jetzt Ernst. Er hat 15 Bu-
ren summarisch erschießen lassen, weil sie sich durch
englische Drohungen und Versprechungen verleiten ließen,
in die Polizei- und Kundschaflertrnppe Kitcheners cinzu-
treten.
Sitzung des ZSürgemusschusses
am 13. Dezember.
Einziger Gegenstand der Tagesordnung ist die V e r e i n i-
gung der Gemeinde Handschuhsheim mit
der Stadt ge mein de Heidelberg. Die Angelegen-
heit sollte schon in der Sitzung vom 28. November zur Verhand-
lung kommen, wurde aber wegen Erkrankung des Obmanns
des Stadtverordnetenvorstandes vertagt. Wie damals, so waren
auch diesmal die Mitglieder des Bürgcrausschusses nahezu
vollzählig beisammen; es waren 108 anwesend. Auch eine
starke Korona von Zuhörern, wie mm: sie sonst in den Sitzungen
des Bürgerausschusses nicht sieht, war, angezogen durch den
Gegenstand der Tagesordnung anwesend, insbesondere waren
es Neuenheimer und zukünftige Handschuhsheimer Mitbürger.
Wie bekannt, ist die Sache inzwischen in einer vertraulichen
Verhandlung des Bürgerausschusses durchgesprochen worden,
dennoch wurde auch in dieser öffentlichen Beratung noch aus-
führlich verhandelt.
Der Vorsitzende, Oberbürgermeister Dr. Wilckens,
teilte zunächst offiziell mit, daß der Stadtverordnetenvorstand
mit 4 gegen 1 Stimme die Vorlage abgelehnt habe und zwar
aus den drei bekannt gegebenen Gründen und gab dann dem
Obmann des Stadtverordnetenvorstandes das Wort zur Be-
gründung des ablehnenden Standpunktes des Vorstandes.
Obmann Leonhard führte im wesentlichen Folgendes
aus: Die Vorlage ist meines Erachtens außerordentlich wichtig.
In einer vertraulichen Versammlung vor zwei Tagen ist da-
rüber mehrere Stunden lang verhandelt worden. Die ver-
schiedenen Gesichtspunkte sind dort erörtert worden, allein es
ist doch geboten, diejenigen Gründe, welche die Mehrheit des
Vorstandes bestimmen, nochmals im Zusammenhangs darzu-
legen. Die städtische Verwaltung hat ihre Gründe in der ge-
druckten Vorlage niedergelegt. Der Stadtberordnetenvorstand
hat erst jetzt Gelegenheit, die seinen öffentlich darzulegen. Die
Einverleibung Handschuhsheims wäre für Handschuhsheim
selbst ohne Ziveifel eine nützliche Maßnahme. Die Umlage,
die dort ziemlich hoch ist, und noch weiter zu steigen droht,
würde sofort herabgesetzt. Der Geländewert würde nicht un-
wesentlich steigen. Das sind offenbar die Gründe, welche
die Gemeinde veranlaßt haben, ihren ursprünglich ablehnen-
den Standpunkt apfzugcbeu und auf die Selbständigkeit zu
verzichten. Die Stimmung in unserem Bürgerausschuß ist,
so weit ans Anzeichen zu schließen, der Einverleibung gün-
stig. Der Vorstand kann sich gleichwohl nicht entschließen von
seiner Ansicht abzugehen, selbst wenn man vielleicht in eini-
gen Jahren nicht mehr verstehen wird, wie eine Opposition sich
erheben komrte. Der Vorstand scheut diese Möglichkeit nicht.
Vielleicht wird durch seine Haltung Mancher an zukünftige
Fragen ernüchtert herantretcn. Ein Vergleich mit Neuenheim
ist nicht zutreffend. Die Einverleibung Neuenhcims war für
uns der unentbehrliche Ausbau unseres Hauses, während wir
bei der Einverleibung von Handschuhsheim ans fremdes Gebiet
übergreifen. Der Besitz Handschnhsheims ist für uns keine
zwingende Notwendigkeit oder so hervorragend nützlich, daß
die Eingemeindung für uns gerechtfertigt wäre. HandschuhS-
heim hat seine eigenartige Bevölkerung, die Einverleibung
würde nicht ohne mancherlei für beide Teile empfindliche un-
angenehme Schärfe sich vollziehen. Heidelberg würde einen
Fremdkörper in sich aufnehmen. In Großstädten, wo große
Verhältnisse sind, da sind die Einwohner vielfach nur Zahlen,
da wirken Angliederungen nicht in dieser Weise. Anders
in kleinen Verhältnissen, wo der Gegensatz der Anschauungen
und der Bedürfnisse sich stärker geltend machen; da müssen
Reibungen Vorkommen, sogar solche energischen Charakters sind
nicht ausgeschlossen. Hauptsächlich aber gründet sich die Stel-
lungnahme des Vorstandes auf finanzielle Bedenken. Die
Höhe der städtischen Schuld, die Notwendigkeit der Erledigung
weiterer Aufgaben und Unternehmungen, die an uns heran-
trcten zu denen, die iu den letzten Jahren an uns schon heran-
getreten sind, und erledigt werden muhten. Die städtische
,Schuld ist seit 1891 von 414 auf über 13 Millionen gewachsen,
dementsprechend die Zinsenlast. Die Höhe ist für niemanden
ein Vorwurf, auch kein Gegenstand des Bedauerns. Der
Stadtverordnetenvorstand hat immer zugestimmt und die
Unternehmungen befürwortet. Die Unternehmungen waren
notwendig und sind teils direkt, teils indirekt nutzbringend.
Der Zinsen- und Amortisationsauswand für die Schuld be-
trug 1894 272 000 Mark, 1901 427 000 Mark. Dazu kämen
von 1902 ab für das 4 Millionen-Anlehen iveiterc 160 000
Mark jährlich, die mit der Amortisation später auf 23S 000
Acdrk steigen. Das giebt eine jährliche Zinsenlast von über
600 000 Mark. In den letzten Jahren hat sich im städtischen
Budget eine gewisse Spannung bemerkbar gemacht; obgleich
wir unsere gesamte Wirtschastseinahme verwendet haben, hat
es gerade so zur Deckung gelangt. Wenn nun im nächsten
Jahre weitere 160 000 Mark Zinsenausgaben aus Wirtschafts-
mitteln aufgebracht werden müssen, da wird es schwierig sein,
in Ordnung zu kommen, denn wir haben in den letzten Jahren
keine Reserven zurückgelegt. Dabei ist auf ein so starkes An-
wachsen der Steuerkapitalien wie bisher nicht zu rechnen, weil
wir uns augenblicklich in einer Periode geschäftlichen Rück-
ganges befinden, deren Dauer sich im Voraus nicht berechnen
läßt. Sie wird vielleicht nicht so schnell verüberziehen, wie
ja auch die Periode des Aufschwunges verhältnismäßig lang
augedaucrt hat. Auf' die Staatsbudgets der verschiedenen
Länder hat der Rückschlag schon sichtbar gewirkt, da wird er
vor den Gemeindebudgets nicht Halt machen. Außerdem
stehen uns, wie schon angedeutet, große und kostspielige Auf-
gaben hervor, die unsere materiellen und finanziellen Kräfte
vollauf in Anspruch nehmen werden. Man spricht von der

Verlängerung des Stadens nach Osten. Der Ausbau des Rat-
hauses wird auch mit der Zeit kommen. Bei Verlegung des
Bahnhofs wird die Stadt Ankäufe für Straßen zu machen ha-
ben. Von einer dritten Brücke wird gesprochen. Ich hege
keine Besorgnisse; die Stadt hat sich bisher erfreulich ent-
wickelt; aber wir müssen uns mit unseren Aufgaben in unseren
Grenzen halten und uns auf unsere eigene Gemeinde beschrän-
ken. Nun sagt man, die Einverleibung von Hcmdschuhsheini
würde nur einen Aufwand von 15 000 Mark jährlich erfor-
dern und eine Umlageerhöhuug nicht nötig machen. Diö
Rechnung ist mir unbegreiflich. Was die Umlageerhöhung
anbctrifft, so schrecke ich vor derselben nicht; ich halte sie
für empfehlenswert. Lieb wäre mir, wenn man die Entschei-
dung verschieben würde, bis das nächstjährige städtische Bud-
get aufgestellt ist. Einen Antrag in diesem Sinne will ich
nicht stellen. Wenn man von den Vorteilen der Eingemein-
dung spricht, so nennt man den Hcmdschuhsheimer Wald und
das Handschuhsheimer Wasser. Nun, der Wald ist in einem
schlimmen vcrmagertcu Zustand und was das Wasser anbetrifft,
so würde die stärkere Heranziehung desselben solche Kosten
verursachen, daß Herr Eisele die Handschuhsheimer Quelle
als proplematisch für unsere Wasserleitung bezeichnet hat. Ein
späteres Gutachten von ihm, von dem gesprochen wird, ist nicht
bei den Akten. Man sagt, daß nach der Einverleibung auf dem
noch freien Terrain zwischen Heidelberg und Handschuhsheim
ein Villenviertel entstehen wird mit starken Steuerkapitalien.
Ich sehe nicht den großen Vorteil daran, denn die Villenbesitzer
würden auch den entsprechenden Aufwand von der Stadt ver-
langen. Ob der Unterschied so groß sein wird, daß er wesent-
lich ins Gewicht fällt, ist zu bezweifeln. Auch haben wir ja
jetzt schon ein großes Gebiet für Bauten zur Verfügung, zu-
mal nach der Verlegung des Bahnhofs. Wenn man darauf
hinwcist, daß Heidelberg und Handschnhsheim schon jetzt an
einer Stelle Zusammenstößen, so sei darauf hingewiesen, daß
ähnliche Verhältnisse mancherorts bestehen, ohne daß die be-
treffenden Gemeinden sich vereinigen. Im eigensten Jnteresss
Handschnhsheims liegt es, sich auch ohne Eingemeindung an
die Heidelberger Verhältnisse anzupasscn; sollten kleine
Unebenheiten austreten, so ist das im Falle etwaiger zukünfti-
ger Vereinigung von keiner so großen Bedeutung. Für die
elektrische Bahn wäre es ja vielleicht besser, wenn sie nach Hand-
schuhsheim hineiugcführt würde. Wenn sie aber nur bis zur
Grenze geht, wird unseren Neuenheimer Bürgern auch damit
gedient sein. Wenn andere Gemeinden einverleibt haben
und wenn in einem Mannheimer Bericht ein weiter und klarer
Blick in solchen Dingen verlangt wird, so sind eben dort airdere
Verhältnisse und der Stadtverordneteuvorstand hätte unter den-
selben auch dafür gestimmt. Bei den Akten befände sich
über die Motive anderer Orte nichts aus neuer Zeit. Nur
über Güntersthal und Mühlburg sei Etwas zur Zeit des
Neuenheimer Anschlusses erhoben worden. Güntersthal war
völlig von Freiburger Gemarkung umschlossen und Mühlburg
brauchte Karlsruhe, um einen Platz für seine Industrie zu
haben. Beides trifft hier nicht zu. Wir legen Wert auf Zu-
zug wohlhabender Privatleute. Sollten sich solche noch mehr
als bisher in Handschuhsheim ansiedcln, so hat die Stadt auch
ohne Eingemeindung Nutze:: davon. So kann der Vorstand die
Eingemeindung nicht empfehlen. Mir persönlich ist es un-
angenehm und es hat aus mein Gemüt gewirkt, daß ich nach
dreißigjähriger Thätigkeit in der Gemeindevertretung in einer
so wichtigen Sache in einen Gegensatz mit dem Stadtregiment
gekommen bin, aber ich muß wünschen, daß die Vorlage fällt,
wenn auch der Sieg des Stadtvcrordnetenvorstandes nicht ohne
Unanehmlichkeiten sein würde.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens bezeichnet die Auf-
fassung des Stadtverordnctenobmanns über die Meinungsver-
schiedenheit zwischen Stadtrat und Stadtverordnetenvorstarrd
als zu tragisch, weist darauf hin, daß sonst zwischen
beide:: ja meistens llebereinstimmung geherrscht habe und daß
es kein Unglück sei, wenn das einmal nicht der Fall wäre.
In allen Gemeinden käme dergleichen vor, aber von einer Zu-
rücknahme der Vorlage seitens des Stadtrates könne nicht die
Rede sein. Wenn der Bürgerausschuß anderer Meinung sei,
möge er sie äußern. Der Stadtrat wolle die Vera::two:-tung
nicht tragen, daß jetzt die günstige Gelegenheit, Handschuhsheim
ciuzugcmcindci: versäumt werde, dafür! verantwortlich sei,
bei Ablehnung der Vorlage, der Bürgerausschuß. Der Ober-
bürgermeister geht sodann aus die verschiedenen Punkte, die
der Stadtverordneteuvorstand gegen die Annahme der Vor-
lage durch seinen Obmann vorgebracht hatte, ein. Herr Leon-
Hardt bemängelte "u. a., daß Verschiedenes nicht in den Akten
stände, was er zur Prüfung der Vorlage gern dort gefunden
hätte. Richtig sei, daß vieles nicht in den Akten stä:ü>e, was
für die Vorlage spräche. Gerne wäre Redner stets bereit ge-
wesen, etwa gewünschtes Aktenmaterial herbcizuschaffen, es
sei aber an ihn ein derartiges Verlangen nie gestellt worden.
Der Stadtverordnctcnvorstand sei von vornherein prinzipiell
gegen die Vorlage gewesen, woraufhin ja weitere Verhand-
lungen als überflüssig geschienen hätten. Der Redner spricht
dam: sein Bedenken gegen die Verschiebung der Vorlage bis
nach Beratung des neuen Voranschlags aus. Der Stadtrat
habe viele andere Dinge zu thun, und wünsche diese Vorlage
endlich verbeschieden, auch wären die Heidelberger dem
Handschuhsheimer Gcmeindcrat endlich eine Antwort schuldig.
Sonnt sei eine definitive Entscheidung notwendig, zumal bei
dem Voranschläge doch Handschuhsheim noch nicht in Betracht
käme, somit Handschuhsheim ohne Einfluß auf denselben sei.
Der Obmann des Vorstandes bezeichne die Eingemeindung
als extreme Maßregel. Eine solche sei sie aber durchaus nicht.
Die Eingemeindung Neuenhcims könne doch als Vorbild
dienen, es sei uns daran ein Beispiel zur Verfügung gestanden.
Bei Haudschuhsheim aber lägen die Verhältnisse nicht anders,
auch hier seien die Bewohner Landwirte, meistens sogar gut
situierte, oder Villenbesitzer. Jedenfalls seien cs doch lauter
gute Elemente, die als Heidelberger Bürger jedenfalls keine
Unzuträglichkeiten schaffen würden. Ans den Einwurf des
Obmanns, daß sich nur größere Städte die Eingemeindung
kleinerer Gemeinden leisten könnten, macht der Redner darauf
aufmerksam, daß Heidelberg zur Zeit der Eingemeindung
Neuenhcims noch bedeutend kleiner gewesen sei und diese
Thal doch wohl noch nie zu bereuen gehabt hätte. Wenn ja
Heidelberg auch noch durchaus keine Großstadt sei, so hätte eS
 
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