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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Donnerstag, 19. September IM.

Grstes Blatt.

43. Jahrgang. — Ar. 219.






Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeilc oder deren Raum. Reklamezelle 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Admiral Prinz Heinrich.
Prinz Heinrich ist zum Admiral der deutschen Marine
befördert worden. Leine Ernennung kommt ein wenig
überraschend. Ter Prinz hat im August d. I. das 39.
Lebensjahr vollendet und da er schon mit 10 Jahren
ols Leutnant zur See in die Flotte eintrat, gehört er
Weser 29 Jahre an. Aktiven Dienst thut Prinz Heinrich
seit 1877. Er stieg also in 24 Jahre,: von, Leutnant
Sur See zum Admiral auf. Nach sechsjährigem Dienst
als Kapitän zur See wurde der Prinz 1896 Kontre-
Udmiral und 1899 in seiner Stellung als Chef des ost-
asiatischen Kreuzergeschwaders Vize-Admiral. Trotz der
nunmehr erfolgten Beförderung zum Admiral wird er
das Kommando als Chef des heimischen Linienschiffsge-
ichwaders weiter führen. Der Prinz hatte noch vier
Vordermänner, nämlich die Vize-Admirale v. Diederichs,
der seit 1899 sich in dieser Rangstellung befindet und
Chef des Admiralstabes ist, den Chef des Marinekabinets
,frhrn. v. Senden-Bibran, den Chef des ostasiatischen
Kreuzergeschwaders Bendemann und den Staatssekretär
b- Tirpitz, die er in der Beförderung übersprungen hat.
Begründung eines neuen evangelischen
Arbeiterverbandes.
Die Beschlußfassung der am Sonntag, 16. September
Zu Vollmarstein tagenden Delegiertenversammlung des
Gesamtverbandes der evangelischen Arbeitervereine hat,
bue bereits gemeldet, zu einem Riß zwischen der Nau-
lliann'schen und der Bochumer Richtung geführt.
Wie aus Vollmarsteiu berichtet wird, gab nach der
befolgten Abstimmung, welche das Verbleiben des Rhei-
'Ulch-Westsälischen Verbandes im Gäsamtverbande be-
Moß, der Bochumer Delegierte llhlenbuck folgende
Erklärung ab:
^ „Ich bin beauftragt, zu erklären, daß die am 1.
September cr. in Bochum vertreten gewesenen 33 Vereine
Nunmehr ausgeschieden sind. Es kommen noch viele
Vereine hinzu, die an jenem Tage nicht vertreten waren,
weben aber für die Königssteeler Resolution gestimmt
haben. Ich bitte die Vertreter dieser Vereine, hier zu
bleiben, sich aber an den weiteren Verhandlungen nicht
Rehr zu beteiligen.
. Am Sonntag, den 22. d. M., nachmittags 3 Uhr fin-
det in, Evangelischen Vereinshause zu Bochum eine
Vcs ammlung zur Gründung eines
Reuen Verbandes statt."
- Diese Erklärung bedeutet eine Absage an Pfarrer
'wuniann und ein Vertrauensvotum für Abg. Franken.
„ , Wie wir hören, beläuft sich die Zahl der aus dem
Gesamtverbands a u s g e s ch i e d e n e n Vereine bereits
^uf 47; andere werden voraussichtlich noch fol-
6e„.
Deutsches Reich.
. Während der Kaiscrzusammcnkrinft in der Dan-
Rger Bucht sind, wie der „Bert Lokalanz." aus sicherer
.^Uelle mitteilen kann, keinerlei Trinksprüche politischen
Mhalts gewechselt worden. Bei der Tafel an Bord
R „Hohenzollern" beschränkte sich Kaiser Wilhelm da-
Vvf, sein Glas mit den Worten: „Ich trinke auf
s WohI ineines Freundes, S. M. des
o a i s ers v o u R ußIan d" zu leeren. Diesen Toast
^widerte Zar Nikolaus an Bord des „Standart" mit

fast gleichlautenden Worten: „Ich leere mein
Glas auf das Wohl meines Freundes,
S. M. des deutschen Kaisers." Der herzliche,
warme Ton, der das ganze Beisammensein der beiden
Monarchen beseelte, stand streng politischen Aeußerungen
oder Worten der glatten Höflichkeit im Wege. Die kurze,
männliche Versicherung der Freundschaft allein sollte
den Inhalt der öffentlichen Kundgebungen bilden. Kai-
ser Wilhelm nahm auch in den letzten Tagen wieder-
holt Anlaß, seiner Umgebung mitzuteilen,' wie sehr er
von der Zusammenkunft nsit dem Zaren befriedigt ge-
wesen sei und wie herzlich der Verkehr zwischen ihm und
Kaiser Nikolaus war.
-— Prinz Tschun wird nach seiner Rückkehr aus Dan-
zig nunmehr in Berlin die Räume beziehen, die man für
ihn und sein Gefolge im Hause Große Quer-Allee Skr. 1
und 2 gemietet und nach europäischer Art ausgestattet
hat. Das Gepäck, das, wie wir s. Zt. mitgeteilt, bereits
in Basel wegen seiner ungeheuren Menge Aufsehen er-
regt hatte, wurde aus dem Thiergarten-Hotel, dem in-
terimistischen Quartier der chinesischen Gäste, nach der
neuen Wohnung des Prinzen übergeführt. Dort befinden
sich auch noch, in Tschuns Schlafgemach aufgestellt und
wohl verwahrt, die Geschenke, die der Prinz im Aufträge
seines kaiserlichen Bruders für unser Herrscherpaar mit-
gebracht hat. Wenn das Beziehen des für ihn bereiteten
luxuriösen Heims sich so lange verzögert hat, so trägt
daran der Ilmstand die Schuld, daß über den Gemächern
Tschuns der japanische Gesandte wohnt. Ein Vertreter-
Japans über dem Haupte eines chinesischen Prinzen
weilend, das galt für unvereinbar mit der Würde Chi-
nas! Nunmehr aber scheint man sich doch mit diesem
Umstand abgesunden zu haben, und der Prinz wird in der
Parterrewohnung des Gezeichneten Hauses sein Hein,
aufschlagen.
— Den im Anschluß an den G u m binnerPro -
z e ß gemaßregelten Unteroffizieren sind von den ver-
schiedensten Seiten Stellen angeboten worden, sodaß sie
vor jeder Nahrungssorge geschützt sind,
— Sämtliche mit den Transportdainpfckrn aus
China zurnckkehrcnde und in Bremerhaven landen-
den Truppen werden gesondert. Einmal fin-
den diejenigen Leute, welche drüben oder während des
Transportes krank waren, in den Barackenlazaretten bei
Bremerhaven Aufnahme. An ansteckenden Krankheiten
sind lediglich Typhus und Ruhr vorgekommen.
Außerdem finden sich die durch das dortige Klima hervor-
gerufenen Gehirnhautentzündungen lind
Fälle von Gelenkrheumatismus vor. Diese
Kranken bezw. Rekonvaleszenten bleiben vorläufig in
ärztlicher Behandlung. Es sei hier hervorgehoben, daß
weder Typhus noch Ruhr bisher eine Ausdehnung an-
genommen hatten, die zu Besorgnissen irgend welchen
Anlaß bot, auch der Charakter der Krankheiten ist nicht
bösartig, es sind verhältnismäßig wenig Todesfälle ein-
getreten. Alle anderen Mannschaften chjerden nach
Münster in Hannover transportiert. Hier findet eine
gründliche Desinfektion und Reinigung der Leute und
ihrer Kleidungsstücke statt. Die Desinfektion geschieht
meist durch Formalindämpse. Hier werden die Truppen
scharf beobachtet, und es werden sofort Vorkehrungen
getroffen, wenn sich ein Zeichen von Erkrankung ein-
stellt. Nachdem dann durch bakteriologische Untersuchun-
gen der Einzelnen festgestellt ist, daß sie frei von An-

steckungskeimen sind, kommen die als unverdächtig Be-
fundenen zur Entlassung. Es scheint bei der sorgfältigen
Durchführung dieser Anordnungen völlig ausgeschlossen,
daß eine Verschleppung der Krankheiten in das Land
stattfindet. Von besonderem Interesse ist, daß die ge-
naue Untersuchung ergeben hat, daß kein positiver An-
halt dafür vorhanden ist, daß die Ruhrepidemie in
Döberitz und anch jetzt in Elseubor u, durch U e-
bertragung aus China entstanden ist, sie sollen viel-
mehr lokale Ursache gehabt haben.
Baden.
Karlsruhe, 18. Sept. Die „Karlsr. Ztg." berichtet:
Zur Besprechung über den Entwurf des neuen Zoll'
tarifs hatten sich auch am gestrigen und heutigen Tage
im Ministerium des Innern unter dem Vorsitze des Mini»
sterialpräsidenten Dr. Schenkel eine Anzahl Sachverstän-
diger aus den Kreisen der Industrie und des Handels ein-
gefunden.
Am ersten Tage bildere der Abschnitt V des Tarifs —
Tierische und pflanzliche Spinnstoffe und Waren daraus und
sofort (Gegenstände der Textilindustrie) — den Gegenstand
der Besprechung, während heute die Abschnitte XVII —
Unedle Metalle und Waren daraus — und XVIII — Maschi-
nen, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge —-zur Erörte-
rung standen.,
An den Besprechungen nahmen als Regierungskommissäre
teil seitens des Ministeriums des Innern Geh Oberregie-
rungsrati Braun und seitens des Finanzministeriums Mi-
nisterialrat Balliveg. Als Sachverständige waren gestern
erschienen die Herren Eckert —- Firma Eckert n. Komp. — in
Waldkirch, Phil. Sonntag in Waldkirch, Wilhelm Stuck in
Firma Ringwald in Waldkirch, Kommerzienrat Ballh in
Säckingen, Direktor Wenk-Wolf — Aktiengesellschaft für
Seilindustrie — in Mannheim, Fabrikant Feßmann in Zell i.
W., Fabrikdirektor Köchlin in Steinen, Fabrikdirektor Lab-
hardt in Lörrach, Direktor Nauwerk in der Bindfadcnfabrik
in Oberachern, Wattefabrikant I. A. Ziegler in Achern, Direk-
tor Baumgart in der Ersten Deutschen Ramiespinnerei in
Emmendingen, Kommerzienrat Otto Maurer in Lahr, Direktor
Müller in der Mannheimer Rohhaarspinnerei und Fabrik
technischer Gewebe, Blumenfabrikant Otto Speyerer in Bühl,
Hutfabrikant Rehfutz in Kehl, Hntfabrikant Martin Glaser
in Lauf (Amt Bühl). Heute waren beteiligt die Herren
Generaldirektor Bolze in Mannheim, Direktor Blümke in der
Schiffs- und Maschinenbaugesellschaft in Mannheim, Fabrikant
Junker in Firma Junker und Ruh hier, Direktor Platz von der
Aktiengesellschaft Badenia in Weinheim, Hermann Wittmer in
Firma C. Beuttenmüller n. Komp, in Brette», Direktor Brück-
ner von der Karlsruher Werkzougmaschinenfabrik, vormals
Gschwindt u. Komp., hier, Ad. Schmieder in Firma Schmieder
n. Mayer, Waggonfabrik hier, Direktor Ronmiel in Firma
Gritzner, Maschinenfabrik, in Durlach, Direktor Weihgerber
von der Waggonfabrik von H. Fuchs A. G. in Heidelberg,
Direktor Schade in der Maschinenbaugesellschaft hier.
6.0. Karlsruhe, 18. Sept. Eine außerordentlich
stark besuchte Vertraucnsmännerversammlung dernat.-lib.
Partei stellte heute Abend einstimmig die Herren
Prof. Dr. Goldschnitt und Rechtsanwalt Dr. Binz
als Kandidaten für Karlsruhe-Stadt auf. Als 3. Kandi-
dat wurde von der freisinnigen Partei, die heute Abend
ebenfalls eine Vertraucnsmännerversammlung einberufen
hatte, Rechtsanwalt Früh auf aufgestellt.
8.0. Wiesloch, 18. Sept. Fabrikant Neuhaus
in Schwetzingen hat die ihm vom Zentrum angetragene
Kandidatur für den Wahlbezirk Wies loch nunmehr
angenommen.

Der Alte von Steinach.
Z, Goisern erhält das „N. W. T." folgende
Ästchrift: por einigen Tagen habe ich, selbst ein mehr
Mebzigjähriger, hier in der Nähe von Goisern einem
einen Besuch abgestattet, von dem ich Ihnen viel-
Berichten darf. Von einem Führer geleitet, be-
st,? mich nämlich nach dem drei Viertelstunden Wald-
bon hier entfernten Dörfchen Steinach, um den
Pp?busalem der hiesigen Gegend, den 103jährigen Josef
y. ^dorfer, zu sehen. Auf dem Gemeindeamte hatte
ÜpjR die Liebenswürdigkeit gehabt, mir die einfache Le-
-o^üeschichte dieses Hundertjährigen schriftlich aufzu-
stk> geboren am 13. Januar 1798, und heute noch
sin-m- R" Tod hat ihn vergessen. Er war einst
a^'Rrarischer Arbeiter, tummelte sich in unvordenklichen
Hast r s'M Wäldern umher und schlug mit Jnhu! und
die gewaltigen Stämme nieder und hatte sein
w,Glück und Leid. Um die Zeit, da ich geboren
des» - vor sechsundsiebzig Jahren, war er schon tüchtig
ratet und Vater; Kind oder Kinder sind gestorben^
ist jetzt 26 Jahren starb auch sein Weib. Seitdem
H,.^ allein. Es ist seltsam, wie sich im Leben eines
s?r Ä^rtjährigen alles umdreht; so z. B. verkaufte die-
Wn,. Rendorfer, nachdem seine Gattin begraben worden
" Häuschen in Steinach an eine Anverwandte
Pg^werte sich das Ausgedinge; und nun ruht auch diese
Hcii,L?Eb auf dem Friedhof von Steinach, und das
send c " fiel im Wege des Erbganges wieder an Pe-
her ^ ^ zurück! So verließ ihn alles rings um ihn
84 nur cr blieb rüstig imd aufrecht. Im Alter von
—! fl heißt es in den Aufzeichnungen, die man
'"Gemeindeamte machte — war er noch so bei Kräf-
"dd auch bei Laune, daß er alle landesüblichen

Tänze frohgemut mitmachte; aber freilich, einmal hatte
es auch damit ein Ende. Als ich mit meinem Führer
vor das Häuschen kam, in dem er wohnte, fanden wir
die Vorhausthür gesperrt und sahen Lurch das Zimmer-
senster, daß der arme Alte in dem Bette angezogen lag.
Erst nach langem heftigen Klopfen hörte er uns — denn
er ist fast gänzlich taub — und erhob sich mit großer
Anstrengung vom Bette, um uns zu öffnen; und als ich
sah, mit welcher Mühe er den kurzen Weg zur Thüre
machte, am ganzen Leibe zitternd und mit den Händen
an der Wand und dem armseligen Hausgerät sich fort-
tastend, that es mir förmlich leid, daß wir gekommen
waren, denn unter solchen Umständen wird selbst die
Gabe des Mitleides zur Qual . . . Wohl zehn Minu-
ten dauerte es, bis er geöffnet hatte, und nun stand er
schwach und sprachlos und so müde vor uns, daß der
Führer ihn fast auffangen mußte, um ihn zu seinem B^tte
zurückzuführen. Er war so schwach, daß er kaum die
Hand erheben konnte, als ich ihm die meinige reichte.
Man mußte ihm taut ins Ohr hineinschreien, bis er et-
was verstand. Die Leute, die jetzt mit ihm im Häuschen
wohnen, gehen täglich zur Arbeit und er bleibt den
ganzen Tag allein. Was hat er erlebt? Woran denkt
er den ganzen Tag in seiner Einsamkeit? Er streckt
die Hand aus wenn man ihn danach frägt — nichts!
Als ich ihm noch viele Jahre wünschte, sagte er: „Nein,
nein, nein!" und ich, der Sechsundsiebzigjährige, kann es
zumteil bestätigen: Hohes Alter ist kein Segen . . .
Kleine Zeitung
— Aus der Pfalz. Der „N. Bayer. Ldsztg." wird
geschrieben: Der Vorstand des Vorschußvereins in Land-

stuhl Namens Herrlc hat bekanntlich durch seine Betrüge»
reien und Gaunereien Landstuhl und die ganze Umgebung
um Hunderttauscnde betrogen. Als schlechter Trost für
die Hereingefallenen zirkuliert nun dort das Wort: „Der
Herr hat's gegeben, 'sHerrle hat's genommen."
— Heiteres aus dem Reichstage. Zn der Mandats-
niederlegung des Alterspräsidenten des Reichstages«
des 83jährigen jZentrnmsabgeordneten Dr. Lingens,
wird der „Rhein.-Westf. Ztg." geschrieben: Lingens ge-
hörte zu den langweiligsten Rednern des Reichstages,
zu den sogenannten „Hausleerern", bei deren Namens-
aufruf die meisten Abgeordneten den Saal zu verlassen
pslRien, um sich draußen am Buffet zn „stärken" oder
im Lesesaal die Zeit zu vertreiben. Dazu kam, daß er
einer der einseitigsten Redner war, die der Reichstag
besaß. Er sprach fast ausnahmslos über ein einziges
Thema, das er als seine ureigene Domäne betrachtete,
und in dessen Behandlung er unerschöpflich und unermüd-
lich war: die Sonntagsruhe und die Seelsorge für die
Soldaten. Zum Militär-« und Marineetat und zum
Etat des Reichseisenbahnamts und der Reichspvstverwal-
tung Pflegte er regelmäßig das Wort zu nehmen und für
eine ausgedehntere Sonntagsruhe, beziehungsweise sur
eine bessere, natürlich katholische Seelsorge emzutreten.
Den Berichterstattern bereitete er durch die Beharrlich-
keit mit der er dieses sein Steckenpferd r,tt, stets eine
große Freude. Wenn er das Wort erhielt und feierlich
die Rednertribüne bestieg, schrieben sie schnell hin:
„Abg. Dr. Lingens tritt in gewohnter Weise für eine
ausgedehntere Sonntagsruhe ein," legten beruhigt die
Federn nieder und ruhten sich eine halbe Stunde (sa
lange ungefähr pflegte er zu sprechen) von ihrer anstren-
 
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