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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
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Westes BlsLt,

43. Jahrgang. — Fr. 160


Freitag, 12. Juli 1901.

^'scheint tb klick, Sonntags evsxnwuiv-.cn. — Preis mit Fomilienblätiern monatlich SV Pfg. ftei in'S Henk gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post br»
zogen vierteljährlich 1.38 Ml. ausschließlich Zustellgebühr.
^reigeupreik: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum- Reklamczeile 4V Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafcln
der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Auschluß Nr. 82.

il

Zur Landtagswahl in Karlsrnhe«
y * Heidelberg, 12. Juli. Mit begreiflicher Span-
steht man allcnlhalben in Baden der diesmaligen

8
As

^Udtagswahl in Karlsruhe entgegen. Wird es
'Ngen, die Landeshauptstadt der Sozialdemokratie zu

, ^>ßen, oder wird die Uneinigkeit der bürgerlichen Par
abermals der Sozialdemokratie zum Siege verhelfen?
Allem, was man hört und liest, hat das Karls-
, her Bürgertum die sozialdemokratisch-demokratische, un-
^chtbare Vertretung gründlich satt. Selbst ein großer
e A der Zentrumsleute dort macht keinen Hehl daraus,
i«? er gewillt ist, an der Beseitigung der sozialdemokrati-
Vertretung mitzuwirk-n, während vor vier Jahren
^ Zentrum mit voller Absicht und im Bewußtsein der
^"Zweite seines Entschlusses der Parole folgte: Unter
Umständen für einen Nationalliberalcn! Die Frei-
balgen, die bei der letzten Wahl für die sozialdemokratisch-
^»statischen Kandidaturen eintraten, gehen diesmal mit
Nationalliberalen zusammen. Aber das wird nicht
. ^igen; es müssen auch solche Bürger, die sich bisher
von der Wahl znrückgehalten haben, oder solche, die
liib ^""rum nahestehen, für die Kandidaten der bürger-
Parteien stimmen, wenn diese den Sieg davontragcn
Unter solchen Umständen ist die Aufstellung der
tz ^idaten eine sehr delikate Sache, die reiflich nach allen
d^ten erwogen werden muß. Wir freuen uns deshalb,
l>eb Badischen Nachrichtenbureau jetzt festgestellt wird,
s ° über die Kandidatenfrage erst im September cnischie-
tz' werden wird; die Kandidatenliste, die von anderer
veröffentlicht worden ist, haben wir gestern schon in
Hr ^ ^äeit Bemerkung als eine unglückliche bezeichnet.
Fabrikant Wolfs, ein angesehener Karlsruher Bürger,
s., ach bisher von der Politik fcrngehalten hat, wäre eine
^' geeignete Persönlichkeit. An ihm sollte man festhallen,
tz^gen sollte man sich sehr überlegen, ob die Herren
p^'Zchmil und Frühauf unter den gegebenen Verhältnissen
j^ ^chtigen Kandidaten wären. Herr Goldschinil ist ein
!>bk ^rdienstvoller, fleißiger und redebegabler national-
Parteifreund und Hr. Frühauf ist ein Anhänger der
kj^bahnreform. für welche die „Heidelb. Zig." schon oft
»>, , gebrochen hat. So könnten diese Kandidaturen
Ilkh. uns nur recht sein; wenn wir ihre eventuelle Auf-
kx. ^g dennoch als einen sehr schweren taktischen Fehler
dj^chnen, so hoffen wir damit zu dokumentieren, daß wir
kkj^achtage ganz unbefangen und objektiv aniehen. Die
Her^n werden von dem in diesem Falle entscheiden-
der Karlsruher Wählerschaft nicht angenommen
tzyz ' ihre Aufstellung würde den abermaligen Sieg der
j^aldeniokratie bedeuten und den sollte man doch um
tz Preis zu verhindern suchen, mögen auch heute die
Demokraten lange nicht mehr so gefährlich sein, wie
und mögen sie in Zukunft dem etwa noch weiter
Ultramontanismus gegenüber in ihrer Ge-
Eeit noch viel weiter zurücklreten. Man sollte in
Männer aufstellcn, von denen die ganze bürger-
-Wählerschaft der Residenz sagt: „Ja, die lassen wir
' kr,- ^lallen." Es brauchen nicht einmal politisch neutrale
' - zu sein. Wenn man z. B. Herrn Basscrmann

Kleine Zeitung
stichT Neustadt a. d. H., Juli 1901. Aus dem in den
Jvc,,. Tagen zur Veröffentlichung kommenden Fest-
ÄosJUrm des „Pfälzischen Sängerfestes", das in den
Kg n vom 20. bis 22. Juli d. I. iu Neustadt a.
stß 1 l'» t stattfiirdet, können tvir auszugsweise Folgeu-
^im^Eeilen: Als Solisten sind gewonnen: Frl. Jo-
Konzertsängerin aus Frankfurt a. M. (So-
LÜl/'^Herr Emil Pinks, Konzertsänger und Lehrer am
?»h,^°uservatorium in Leipzig (Tenor), Herr Hans
br ^el, Kgl. Hofopernsänger in Berlin (Bariton),
, tHans Weilhammer, Konzertsänger in Frank-
M. (Baß), Herr Otto Voß, Pianist ans Berlin
gst Harfenvirtuos Stegmann aus Mannheim.
Ast ,^1amtchor der mitwirkenden Vereine besteht aus

Ödsten nie erreicht wurde. Als Dirigent des grö-
lst itzpst-vorwerkes mit Soli und Orchester „Hermann
ier", ^ Komponist desselben, Herr Mnsik-
Karl Zuschneid aus Erfurt selbst gewonnen;
der Gesamt- und Halbchöre teilen sich
«Aviost-dzer Dirigenten, die Herren Schefter-Speyer,
yAstr ^Kaiserslautern und Fahr-Neustadt. Das Or-
ans der Kapelle des Kgl. 18. Jnf.-Regts.
verstärkt durch Mitglieder des grotzherzogl.
stst.? kn^^ater-Orchesters aus Mannheim. Am 1.
^hh^vjnen die Gesamt- und Halbchöre sowie das
!Wv ^ Chorwerk zur Aufführung, während am 2.
EA rn r Mitwirkung sämtlicher obengenannten So-
^ünstlerkonzert stattfindet, dessen gewähltes
^ ueben verstärkten Männerchören mit Soli
^stter, Solovorträgen für Sopran, Bariton und

Ivoo

Sängern, eine Zahl, die bei den früheren


aus Mannheim aufstellte, einen politisch sehr thätigen
Nationalliberalen, so würde diese Kandidatur sicher Beifall
finden. Männer solcher Art giebt cs in Baden noch
manche; es müssen ja nicht gerade nur Karlsruher sein.
Die Hauptsache ist, daß der Wahlbezirk der Sozialdemo-
kratie wieder abgenommen wird. Alle persönlichen Wünsche
und Interessen müssen dabei zurückstehen, und wir zweifeln
nicht daran, daß sie auch von Jedermann im Interesse der
Sache gern zurückgestellt werden.

DtiitscheA Rei ch.
Baden.
L.X. Pforzheim, II. Juli. In einer heute Abend
abgehaltencn Versammlung der sozialdemokratischen Partei
wurde für die bevorstehende Landlagswahl im Bezirk
Pforzheim-Stadt als Kandidat Reichstagsabgcordneter
Adolf Geck-Offenburg ausgestellt.
Elsaß-Lothringen.
Metz, 11. Juli. Das auf 6 Jahre Zuchthaus
lautende Urteil des Kriegsgerichts gegen Oberleutnant
Rüger, ist vom Kaiser bestätigt worden. Das Gnaden-
gesuch seiner Angehörigen ist damit erledigt.
Württemberg.
Stuttgart, 11. Juli. Die Stuttgarter Han-
delskammer hat gestern mit überwältigender Mehrheit
folgenden Beschluß gefaßt: „Tie Kammer wolle sich da-
hin aussprechen, daß eine Vereinheitlichung
des deutschen Eisenbahnwesens für das
Reich, wie namentlich für Württemberg wirtschaftlich,
finanziell und politisch vorteilhaft und dringend
wünschenswert ist. Sie fetzt sich deshalb, um die Regie-
rung in dieser Richtung zu unterstützen, mit den anderen
Handelskammern Württembergs und des Reichs ins Be-
nehmen."
Bayern.
Schillingsfürst, 11. Juli. Die Feier der
Beisetzung des Altreichskanzlers Fürsten
Hohenlohe nahm heute Mittag halb 1 Uhr m t der
ersten feierlichen Einsegnung der Leiche in der Schloßkapelle
ihren Anfang. Die zur Feier zahlreich erschienenen hohen
Herrschaften nahmen in unmittelbarer Nähe des Sarges
Aufstellung. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der
Kronprinz als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers stand
zwischen dem Fürsten Philipp Ernst und dessen Bruder.
Domkapitular Schädler aus Bamberg hielt die Trauerrede.
Nach der Rede wurde die Leiche eingcsegnet und alsdann
in den vierspännigen Wagen gehoben. Unter dem Geläute
aller Glocken bewegte sich der Trauerzug zur Gruft nach
dem Friedhöfe. Zunächst hinter dem Sarge schritt der
Kronprinz, zur Rechten Fürst Philipp Ernst. In der Gruft
des Friedhofes fand die zweite Einsegnung statt. Der
Kronprinz und nach ihm die übrigen Teilnehmer der Trauer-
feier warfen drei Schaufeln Erde in die Gruft.
Preuße».
Düsseldorf, 8. Juli. Der Fall des Kap.
law Schwippert, der einem hiesigen Arbeiter den
Zutritt zu seinem im Krankenhanse befindlichen sterben-
den Weibe verbot, wird demnächst nochmals die Oeffent-

Batz, sowie Klavierstücke mir Orchesterbegleitung auf-
weist.
— München, 9. Juli. An einem hiesigen Gym-
nasium Hai, wie der „Franks. Ztg." mitgcteilt wird, ein
Zwillingspaar — ein junger Mann und ein
junges Mädchen —- gemeinsam das Abiturienten-
examen bestanden. Es sind Kinder des Universiräis-
profcssors Dr. v. Pringshcim und Enkel der Schrift-
stellerin Hedwig Dohm.
— Nach einem Konsularsberichte der Vereinigten
Staaten van Amerika soll Kaffee zu Haudclszwcckcn in
Spanien zum ersten mal in der Provinz Malaga ange-
baut werden, und zwar in dem kleinen, ungefähr fünf
Meilen von der Hauptstadt entfernt gelegenen Dorfe Cam-
panillas. Ein reicher Weinhändler von Malaga will dort
auf seinen Ländereien mit der Anpflanzung von 20 000
bis 50 000 jungen Kaffeebäumen einen Versuch machen.
Solange Cuba und Portoriko spanische Besitzungen waren
war der Kaffeebau in Spanien verboten, unter den ge-
genwärtigen Verhältnissen wird dagegen das Verbot
von der Regierung nicht mehr aufrecht erhalten. Der Un-
ternehmer hat bereits einige kleine Versuche geinacht
und ist überzeugt, daß der. Kaffee nicht nur in der Pro-
vinz Malaga, sondern auch sonst in Andalusien mit Vor-
teil gebaut werden kann. Andere, die die Frage unter-
sucht haben, befürchten, daß das Klima von Andalusien
nicht feucht genug ist. Man ist daher auf das Ergebnis
der jetzt in großem Maßstabe beabsichtigten Versuche
gespannt. Früher lieferten Cuba und Portoriko den gan-
zen Bedarf an Kaffee nach Spanien, von der Regierung
wurde eine Verbrauchsabgabe von 60 Pesetas für 100

lichkeit beschäftigen. Die Staatsanwaltschaft
hat sich der Sache angenommen, und die Anklage
wegen Freiheitsberaubung und Verächt-
lichmachung von Staatseinrichtungen —
der junge Kaplan hatte die gesetzlich geschlossene Ehe der
Eheleute Faßbender ein „sündhaftes Verhältnis", ein
„Konkubinat" genannt — ist in allernächste Nähe gerückt.
Gleichzeitig hat auch der Ehemann F. den Priester wegen
öffentlicher Verleumdung und Ehrabschneidung verklagt.
In dem nutzlos verlaufenen Schiedstermin hat sich
Kaplan Sch. geäußert: „Wenn ich über die Straße gehe,
dann rufen mir sogar die Kinder nach: „Das ist der
Kaplan Schwippert vom Josefs-Krankenhause!" Außer-
dem hat Sch., wie er sagte, ein ganzes Packet Briefe mit
Beleidigungen und Drohungen erhalten. In der An-
gelegenheit sind bereits zahlreiche Zeugen amtlich ver-
nommen worden.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine König!. Hoheit der Großhcrzog haben dem
Königlich Preußischen Hauptmann Freiherrn vonW angenhei m»
Flügeladjuianten des Herzogs von Sachien-Coburg und Gotha,
das Ritterkreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom
Zähringer Löwen, sowie dem L.eibiäger Sawall und dem
Lakaien Hcrrklotz im Dienste des Erbprinzen zu Hokenlohe--
Langenburg, Regierungsven-veserS in den Herzogtümern Sachsen-
Coburg und Gotha, die silberne Verdienstmedaille verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großhcrzog haben den
Landwirt'chaftsinspekor Friedrich Stengele in Bülrl, den
Revisor Ludwig Schmitt bei Großh. Bezirksamt Bühl, sowie
den Bezirkstierarzt Karl Römer in SinShei.n landesherrlich
angestcllt.
— Finanzaisistent Max Hammer beim Finanzamt Mann-
heim wurde als Buchhalter etatmäßig angestellt.
— Dem Realschulkandidaten Hauvtlehrer Friedrich Mölbert
von Ebsrbach wurde die etatSmägige Amtsstellc eines Real-
lehrcrS an der erweiterten Volksschule (Bürgerschule) in Kandern
übertragen.
Karlsruhe, 11. Juli. Der Erbgrvßherzog hat
heule seine erste Ausfahrt unternommen; die Genesung
macht gute Fortschritte. — Der Großhcrzog und die Groß-
herzogin beabsichtigen morgen Freitag Abend nach Karls-
ruhe zurückzukehren, wo dieselben zwei Tage zu bleiben
gedenken, um dann nach St. Moritz zu re sen.

Ausland.
England.
London, 11. Juli. Wie es heißt, hat sich Lord
Roseberry mit der Herzogin von Albany ver-
lobt. (Die Witwe des am 28. März 1884 verstorbenen
Herzogs von, Albany, des jüngsten Bruders des regieren-
den Königs Eduard, ist die am 17. Februar 1861 ge-
borene Prinzessin Helene von Waldeck und Pyrmont. Ihr
jetzt 17jähriger Sohn Karl Eduard ward nach dem Tode
seines Oheims Herzog Alfred Herzog von Sachsen-Koburg.
So lange die Königin Victoria in England lebte, durfte
die Herzogin an eine Wicderverheiratung nicht denken.
Sie war nur zwei Jahre mit dem Herzog von Albany ver.
heiratet und wurde in ihrem 24. Lebensjahre Witwe.
Lord Roseberry war in erster Ehe mit einer Rothschild
vermählt.)

Kilogramm bei der Einfuhr erhoben. Gegenwärtig be-
trägt der Einfuhrzoll 140 Pesetas für 100 Kilogramm
Kaffee, und im letzten Jahr kam der eingeführte Kaffee
zum größten Teil aus Valparaiso und anderen südameri-
kanischen Häfen. Nur der von Feruando Poo einge-
führte Kaffee unterliegt einem ermäßigten Zollsatz von
105 Pesetas für 100 Kilogramm. Wenn in der Provinz
Malaga Kaffee erfolgreich gebaut werden kann, so ist an-
znnehmen, daß der Anbau sich auch über ganz Andalusien
ansbreiten wird.

Lied des Aktionärs.
Leg' auf den Tisch die Leipziger Papiere,
Die lange Schcere bringe mir herbei,
Damit ich sie mit Oel noch einmal schmiere,
Wie einst im Mail
Ich will Konvoi: jetzt auf Koupon mir schneiden.
Als ob der Krempel etwas wer: noch sei,
Ich will an ihrer Addition mich weiden,
Wie einst im Mai!
Nun reiche mir das Kistchcn mir Cigarren,
Dos Stuck sechs Pfennige! Es ist vorbei
Jetzt mit den importierten! — Ach, die waren
So gut im Mai!
Aus den Konpons nun dreh' mir Fidibusse,
Und mit den Aktien heize die Kanzlei —
Dann wird uns wenigstens noch warm zum Schluffe,
Wie einst im Mai!
(Münchner Jugend.h
 
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