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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0849

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Samstag. 16. November 1901.

Erstes Blatt.

43. Jahrgang. — ssr. 269.

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Ers cheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Famtlienvlättern monatlich 50 Pfg. in'L Haus gebracht, bei der Expedition uns den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. aussftlsißlich Au", .llgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg Für hiesige Ge,chäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Auschluß Nr. 82.

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Wadischer Laudwirlschaftsral.
60. Karlsruhe, 15. Nov.
II.
Der badische Landwirtschaftsrat setzte heute seine Be-
ratungen fort. Der vom Ministerium des Innern vorgelegte
Entwurf einer Verordnung betr. den Verkehr mit Milch
Wurde ohne Erörterung gutgeheihen.
Eine längere Beratung entspann sich über die zur Förde-
rung des genossenschaftlichen Getreideab-
^atzes in Aussicht genommenen Maßregeln. Die Bericht-
erstatter Kommerzienrat Reiß und Altbürgermeister
Diüller kamen übereinstimmend zu dem Antrag: 1. Der
Landwirtschaftsrat möge den Vorschlägen der Regierung betr.
we Organisation des genossenschaftlichen Getreideverkaufs zu-
stimmen und dieselbe insbesondere ersuchen, 2. auch für die
nächsten Jahre einen angemessenen Beitrag zur Bestreitung
der Bureau- und Organisationskosten des Getreideverkaufs,
dureaus in Mannheim zu geben, 3. dem Verband genügende.
Weder zu verzinsende Betriebsmittel aus den Beständen der
Amortisationskasse zu verschaffen, 4.. den einzelnen Getreide-
kbsatzgenossenschasten zur teilweisen Bestreitung der lBau-
w:d Einrichtungskosten einen Beitrag von ein Drittel dieser
kosten zu gewähren, 5. die erstmalige Einfuhr von Origi-
^alsaatgut durch Uebernahme der Frachtkosten zu erleichtern
wrd 6. den Genossenschaften Bahngelände und Geleisean-
>chluß pachtfrei abzutreten. Sämtliche Redner begrüßten
wit Freude die Maßnahme der Regierung, doch wurden auch
stimmen laut, die vor übertriebenen Hoffnungen warnten,
ftaan dürfe die Konkurrenz der Großhändler nicht unter-
schätzen, auch liege die Gefahr nahe, daß Landwirte ihr Ge-
neide sofort nach der Ernte losschlagen, um dann im Früh-
Whr von den Händlern Mehl zu kaufen. Ministerialrat
nrems gab der Befriedigung Ausdruck, daß die Schritte
§er Regierung, den genossenschaftlichen Absatz in andere
Mahnen zu lenken, so freudigen Beifall gefunden hat. Wohl
werden Schwierigkeiten mit den eigenen Leuten und mit
Händlern zu überwinden sein, allein wenn sich auch
chcht alle Erwartungen erfüllen, soviel sei doch sicher, daß
nMn überhaupt etwas erreicht werden kann, mau letzt auf
richtigen Wege sei. - Es gelte vor allem, sich nicht zu übcr-
?wzen und nur da anzusetzen, wo das Bedürfnis der Be-
völkerung dazu drängt.
.Sehr lebhaft wurde auch im Anschluß an die Berichte des
Hinzen Alfred zu L ö w e n st e i n-Wertheim-Freuden-
und des Gutsbesitzers de Wuille über die Denkschrift
Er. die Förderung der Pferdezuch t und über die Maß-
hwhrnen zur Hebung der Pferdezucht gesprochen. Ein Antrag
E Wuille, daß der Staat die Hengsthaltung in die Hand
Emen, also wieder eilt Landesgeftüt einführen soll, wurde
^Sen eine beträchtliche Minorität abgelehnt, dagegen
E Cventualantrag angenommen, daß der Staat, sofern sich
L einem Bezirk kein geeigneter Hengsthalter findet, die
^Ngsthaltung selbst in die Hand nehmen soll.

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s».Die Vorschläge betreffend staatliche Förderung der (sie-
v-^gelzucht wurden ohne nennenswerte Debatte qut-
Mßen.
Zwecks weiterer Vervollkommnung des heimischen M o l-
jE.eiwesens und sachverständiger Beratung der Mol-
ysiwbetricbe beantragte Berichterstatter Dreher, die Re-
tz^ng solle: einen auch technisch vollständig erfahrenen
r Eiinstruktor bestellen, zuverlässige Aufstellung von Melk-
Estern veranlassen, entsprechende Leistungen durch Gewäh-
ltst von Prämien auszeichnen, durch fortgesetzte, regelmäßig
^ wiederholende Veranstaltung von Molkereikursen auf Ver-
t-wrnmnung der Molkereitechnik hinwirken. Beitrüge Zur Be-
htwng der Einrichtungskosten neuer nwlkereibetriebe ge-
päd. Molkereiverband auch fernerhin finanzielle
^^rstützungen angedeihen lassen und BuiterauSstelluugen mit
>>, swsienmgen veranstalten. Der Berichterstatter suchte
Evwem Referat den Einwand zu entkräften, daß die Mol-
idrEn schädigend auf die Viehzucht cinmirkcn, wogegen Jn-
stEv Heizmann betonte, daß Vollmilch das beste und wohl-
Kraftfutter sei und nicht durch Magermilch in Verbin-
!'>>> Eut Kraftfuttermitteln ersetzt werden könne. Von d!e-
Standpunkt aus sei es sehr zu bedauern, daß die M:l-
, einen so großen Aufschwung genommen haben.
^Egen 2 Uhr wurden die Beratungen abgebrochen. Fort-
"8 morgen. _
Deutsches Reich.
^ Bade».
Karlsruhe, 15. November. Die Beteiligung
Kreiswahlmänner wählen war durchgängig
,, K^ sehr flau. In Pforzheim wurden z. B. für die
sbg.^sthlmänuer, welche im Stadtbezirk für die Kreistags


.^dnetenwahl zu wählen waren, in allen elf Distrikten

st (Os, ^ 105 Stimmen abgegeben, während 6216 Wahl-
li' ^ E'gte vorhanden waren. In einem Bezirk waren nur
" ^Men abflegeben. Aehnlich lauten die Nachrichten
d übrigen Bezirken des Landes.
Aus »er- Kartsr«yer ZerrA«g.
ü tz.Iesill: Königliche Hoheit der Grotzh erzog haben
"'»ss.wEkretär Julius Ehrhardt aus Orschweier zum Ober-
Buchhalter bei der Oberpostkasfe in Karlsruhe ernannt,
wurden die Expetitionsassistenten Theodor Schmid
X, 8„?^ugen nach Freiburg, Albert Metzmaiei in Freiburg
"ritz wuend Ingen und Julius Stork in Mannheim nach
Ersitzt.
X? Justiz - Aktuare. Aufgrund der im Monat November
«"ie^stehaltenen Prüfung für Justizaktuare sind folgende
Justizaktuare ausgenommen worden: Karl Adler
' Ehki "ura, Ernst Albrecht aus Konstanz, Otto Fischer aus
ä''^uno Götz aus Karlsruhe, Anton Hang aus Rangen-
? .Hei tz aus Heidelberg, Karl Held aus Heidelberg,
uvK Aer aus Weiher, Hellmuth Kuch aus Bruchsal, Josef
Aussig, August Litsch aus Freibnrg, Wilhelm Maier

aus Heidelsheim, Wilhelm Mayer aus Breiten, Adolf Muhl aus
Cochstedt, August Ott aus Engen, Michael Quintcl aus Neckar-
Hausen, Karl Reiß aus Straßburg, Karl Schäfer aus Mosbach,
Friedlich Schemel aus Acheru, Karl Schilling aus Ettenheim,
Heinrich Schöner aus Adersbach, Karl Spindler aus Villingen,
Peter Vogler aus Weinheim, Paul Waaser aus Knittlingen,
Max Weinberg aus Danzig, Karl Ziegler aus Eppingen, Wilhelm
Zimmermann aus Eberbach.
Karlsruhe, 15. November. Der Großherzog
und die Großherzogin trafen heute Vormittag
'/^9 Udr von Schloß Baden hier ein. Bon ^10 Uhr
an bis °/^2 Uhr erteilte Seme Königliche Hoheit der Groß-
herzog einer Anzahl Personen Audienz, darunler dem Ober-
amtmann Dr. Holderer in Heidelberg, dem Rechtsanwalt
Dr. Süpfle in Karlsruhe, den außerordentlichen Professoren
Dr. His und Dr. Knoevcnagel an der Universität Heidel-
berg, dem Geistlichen Rat und Dekan Lender in Sasbach,
einer Abordnung des Karlsruher Liederkranz, bestehend
aus dem Präsidenten Stadtrat Wilsec und dem Musik-
direktor Sche-dt. dem Forstmeister Wesch in Ncckarbischofs-
herm, dem Notar Strübe in Weinheim, dem Professor
Buch in Sinsheim. Dazwischen meloeten sich mehrere
Offiziere, darunter: Major von Petersdorff beim Stabe
des Infanterie-Regiments Nr. 143, bisher Bataillons-
kommandeur im 2. Badischen Grenadier-Regiment Kaiser
Wilhelm I. Nr. 110, Major Hildebrandt, Valaillons-
kommandenr im 2. Badiichen Grenadier-Regiment Kaiser
Wilhelm I. Nr. 110, bisher im 3. Magdeburgischen In
fanterk-Regiment Nr. 66, Hauptmann von Ostrowski,
Batteriechef im 1. Badischen Feld ° Artillerie - Regiment
Nc. 14, bisher in der Ostasiatrschen Munitwns-Abtei-
luug, und Oberleutnant Astwyn im 2. Badischen Grena-
dier-Regiment Kaiser Wilhelm 1 Nr. 110, bisher im
Infanterie-Regiment von Lügow (1. Rheinischen) Nr.i 25.
Nachmittags von 3 Uhr an bis zum Abend empfing Seine
Königliche Hoheit den Generalleutnant und Generaladju-
lanten von Müller, den Generalintendanten Dr. Bürklin,
den Minister Dr. Buchcnbergcr, den Geheimerat Dr. Schenkel,
den Geheimen Legationsrat Dr. Freiherrn von Babo und
den Präsidenten Dr. Nicolai zum Vortrag. Die Rückkehr
der Höchsten Herrschaften nach Baden erfolgt abends 8
Uhr 40 Minuten.
Aus Stadt und Lim-.
Heidelberg, 16 November.
X Aus dem Stadtrat. In der vorgestrigen St ad trat s>
sitzuirg wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kenntnis bezw.
Erledigung aebracht:
1. Die Orlskrankenkasse zählte am 1. ds. Mts. 6136 männ-
liche und 1677 weibliche Mitglieder.
2. Die Geschenke der Herren Bauunternehmer Kretzer und
Rollert an die städtische Kunst- und Mkertümersammlung, be
stehend in bei Grabarbeiten gefundenen römischen Münzen, wur-
den dankend entMengenommen.
3 Bei der Einmündung der Moltke- und der Roonstraße in
die HandschuhSheimer Landstraße soll je eine öffentliche Gas-
laterne zur Ausstellung gelangen.
4 Die Verteilung der Erüägnisse der Dr. Flehlnger-Stiflung
für lövl erfolgte nach dem Vorschlag der besonderen Kommission-
5. Ratsdiener Leonhard w'aas wurde zum Verwalter des
Pfründnerhauses II und der seitherige Vizcfcldwebel Jacob Zo>
beley vom badlschen Fußarüllerie-Regiment Nr. 14 zum Rats-
diener ernannt.
6. Im September wurden 412 Stück Großvieh und 2033
Stück Kleinvieh im Schlachthaus geschlachtet, auf dem Vichhofe
aber 31 Stück Großvieh sowie 2714 Stück Kleinvieh zum Ver-
kauf gebracht. „ ^
7. Das Ergebnis der Laubversteigerung vom 7. ds. Mts
mit einem Erlös von 1755 Mk. wurde genehmigt.
8. Der seitherige Meßbudenschopf soll abgebrochen werden.
9. Die Vorlage an den Bürgerausschuß, betr. die Fortsetzung
der Asphaltierung der Fahrbahn in der Hauptstraße östlich vom
Kornmarkt, wurde festgestellt.
— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Tapezier wegen
Diebstahls, zwct Frauenzimmer wegen Umherziehens und ein
Stuhlwacher und ein Gärtner wegen Bcttelns.
ft Beerdigung. Eine ansehnliche Trauerversammlung hatte
sich gestern Morgen 1l Uhr auf dem Neuenheimcr Friedhofe ein-
gesunden, um dem entschlafenen Herrn Verlagsbuchhändler
Winter die letzte Ehre zu erweisen. Nach einer tiefempfunde
ncn Ansprache des Geistlichen der Kapellengemeinde, Prediger
Proß, in der er dre Verdienste des Toten und sein Leben schil-
derte, wurden die irdischen Ueberreste der Erde übergeben. Eine
ungeheure Anzahl Kranzspenden, die zum Teil persönlich nieder-
gelcgt wurden, zeugten von dem Ansehen und der Liebe, die der
Verblichene genossen hat. Erwähnen wollen wir die Spenden
der Stadt Heid-lberg, der konservativen Partei, des Süddeutschen
Buchbändler Vereins, des Mitteldeutschen Buchhändter-Vereins,
des Vernns deutscher Studenten u. a. m.
— Der Brand i« Dossenheim. Unser Dossenheimer Bericht-
erstatter ichrctbt uns: Gestern früh ^11 Uhr brach dahier ein
großer Brand aus, der in einem Zeitraum von kaum 1 Stunde
15—16 Gebäude, Wohnhäuser, Scheuern und Stall-
gebäude gänzlich in Asche legte. Menschenleben sind
zum Glück nicht zu beklage», auch konnte noch sämtliches Vieh
w Sicherheit gebrockt werden. Dagegen ist eine Menge Stroh,
Waldstreu, Hoiz und namentlich viel noch nicht abgehänglcr
Tabak milverbrannt. Ein Glück ist es noch zu nennen, daß der
noch morgens zwischen 7 und 8 Uhr stark wehende Westwind
nachgelassen hat, sonst wäre noch ein großer Teil des Dorfes
witvernichtct, da die Gebäude sehr nah miteinander zusammen-
hängen, ja sogar vielfach zusammengebaut sind. Wie Las Feuer
entstanden, ist zur Stunde noch nicht aufgeklärt, jedoch soll cs in
einem Scho,fe ausgekommen sein, in dem sich Kinder zuvor auf-

hieltcn. Die meisten Beteiligten sind versichert. Wäre das Feuer
in der Nacht entstanden, so wäre bei der sehr engen Bauart deS
tsiesiaen Dorfes namenloses Unglück über dasselbe gekommen. Ein
Getäuve auf der entgegengesetzten Seite der Straße, taS ziem-
lich weit vom Brandherde entfernt, aber ganz mit Stroh und
Heuvorräten gefüllt und oben gan, mit dürrem Tabak behängt
war, halte schon Feuer gefangen, dieses konnte aber noch im Entstehen
gelöscht werden. Die Feuerwehren von Dossenheim, Heidelberg
Handschudsheim und Schriesheim beteiligten sich sehr eifrig an
den Löscharveiten, so daß man gegen 1 Uhr Herr des Feuers
werden konnte. — Von anderer Seite wird uns über die Brand-
katastrophe noch berichtet: Das Feuer hat 6 Wohnhäuser
und 7 Scheunen und Schöpfe eingeäschert. Es entstand im Ge-
höfte des Küfermeisters Mühl bau er und pflanzte sich mit
großer Geschwindigkeit auf die umliegenden Häuser fort, sodaß
die herbeigeeilte Feuerwehr von Heidelberg, Handschuhsheim,
Schriesheim rc. nur noch die in nöchsteiNähe gelegenen Gehöfte vor
Schaden retten konnten. Leider konnte, und das ist sehr vedauer
Uch,dteFeuerwehr vonHeidelverg u. Handfchuhshetm.mit der Spritze
nur schwer in Aktion treten, da die Hydranten nichr auf die
Wasserröhrcn paßten. (Man sollte doch, wie dies in Preußen
und Bayern der Fall, ein einheitliches Hydrantcnsystem haben)
Der Schaden, welchen das Feuer anrichtete, ist sehr bedeutend,
doch sind alle in Mitleidenschaft Gezogene versichert, eine Familie
ioll, wie man hört, erst am Abend vorher ihre Police erhalten haben
Mit welcher Geichwivdiakeit sich das Feuer fortpflanzte, dafür
gibt das folgende Beispiel Auskunft: In einer Scheune ziem-
lich Welt von dem Urspiung des Feuers entfernt waren Leute
mit Dreschen beschäftigt und sie merkten erst daß es brenne, als
das Stroh über ihnen in Hellen Flammen stand. Das Feuer soll
durch einen lOjähitgen Jungen in einem Schopf angelegt worden sein.
— Ein weiterer uns zugegangener Bericht erzählt: Der Brand
kam auS bei Küfer Mühlbaner, dessen Wohnhrus, Stallung
Scheuer gänzlich niederbrannte. Der Mieter Albert Wolf m(t
500 Mark Fvhrnisscbaden, ist der einzige, der nicht versichert ist
Der schaden in diesem Anwesen ist auf 7500 Mark fest,-setzt.
Das Feuer griff über auf das Gasthaus zum „Adler" und
äscherte dssselb- vollständig ein. Gcsamtschaden mit Einschluß
des Pächters 45 000 Mk. Das folgende Haus war das deS
Peter Kraft IV., welchcs allerdings gut weg kam, dafür brannte
Scheuer, Stallung und Schuppen nieder. Ebenso gingen die
Geväuoe des Landwirts Wilhelm Harlmann verloren, bestehend
in Haus, Scheuer und Stallung. D-e Gebäude des Georg
Joachim: Haus, Scheuerund Stallung brannten ebenfalls nieder.
Ebenso das des Landwirts Philipp Kraft, das trotz aller An-
strengung der Feuerwehr nicht mehr zu retten war. Stark mit-
genommen wurde mit seinem Anwesen Georg Maier, dessen
scheuer, Stallung und Schuppen niederbrannte, während das Haus
teils durch Brand, teils durch Löschmaßregeln stark beschädigt wurde
Angrenzend an das Gasthaus zum „Adler" wurde noch das Haus deS
Schuhmachers Heinrich Nassauer, samt Scheuergipfel stark mit-
genommen. Alle Heimgesuchten sind teils gut, teils schwach versichert,
mit Ausnahme des genannten Steinbrechers Alben Wolf, dessen
Hab uns Gut in Flammen anfging. Der Gesamtschaden beträgt
ungefähr 130 000 Mk. Verbrannt sind zwei Schweine des Land-
wirts Harlmann. Außerdem wurde beim Herausholen von Fahr-
nissen ein Mann von Schriesheim verletzt- Voisäyliche Brand-
stiftung wird nicht vermutet. Die Ursache ist noch unbekannt.
Das Feuer machte dank dem rechtzeitigen Eingreifen der Heidel-
berger Feuerwehr, 2. Komp, unter Führung des Hauptmanns
Sandmann, an dem sehr gefährdeten Haus und der Scheuer des
Schmieds Unger Halt. Die Gebäude wurden allerdings schwer
heimgesucht, doch wurde das weitere Vordringen des Feuers ^da-
mit aufgebalten.
0.0. Karl-: ruhe, 15. Nov. (Protestversammlung.)
Eine von etwa .30 0 Studierenden der Technischen
Hochschule und Bürgern der Stadt Karlsruhe besuchte
Versammlung protestierte einmütig nach begeisternden Vorträgen
der Herren Professoren Dr. Böhtlingk und Baumeister, Re-
gierungsbaumeister Köhler und Revisor Diehm gegen die Krieg-
führung der Engländer in Südafrika und gegen die
Rede Chamberlai ns und nahm eine entsprechende Reso-
lution au, die durch Vermittlung des Reichskanzlers an den
demscheu Botschafter in London gesandt werden soll.
E^Freiburg, 14. Nov. (Ueberfall.) Ein Bewohner der
Hebefttiaße entfeinte sich nach der .Breisg. Zlg." am Sonntag
Abend 5 Uhr von zu Hause. Nach etwa einer Stunde in sein
Heim znrückgekrhrt, fand er seine Frau bewußtlos am
Boden lügend; Hände und Füße waren mit einer Schnur
zusammengebunden. Wieder ins Leben zurückgcrufen,
erzählte die Frau: sie habe bald nach dem Weggang ihres
Manncs Schritte vor der Wohnung (im dritten Stock des Hauses)
gehört und gleich darauf hätten auch schon zwei Fremde das
Zimmer betreten. Auf ihre Bemerkung, daß sie Licht mache»
wolle, habe einer der Beiden gesagt: „Zu unserer Arbeit
brauchen wir keines", worauf sich die Fremden dann an einem
Schrank zu schaffen machen wollten. Die grau sei dazwischen
gelreten, habe aber sofort einen Schlag auf den Kopf eihatlen,
daß sie das Bewußtsein Verlar. Die Frau liegt noch heute
darnieder, während es der Kriminalpolizei trotz energischer Be-
mühungen noch nichr gelingen konnte, die Eindringlinge zu ent-
decten. Merlwürdig ist es, daß sie die Frau nur um ihre etwa
v>er Mark eiuhaltende Börse beraubt, sonst aber nichts mit-
genommen haben- Vielleicht hörten die beiden Gesellen Geräusch
im Haus durch die in ihre Wohnung zurücklehrenden Mieter des
eigen Stocks — der zweite ist unbewohnt — und entfeimen sich
darauf rasch. Hoffentlich gelingt es, ihrer habhaft zu werden.
6.0. Bonndorf, 15 Nov. (Einsturz.) Gestern früh,
als eben die Maurer (Italiener) an die Arbeit gehen wollten,
stürzte ein massiver Anbau des nahezu vollendeten Neubaues für
das Stenerkomnsissariat zusammen. Ob der Vorfall —- der
leicht zur Katastrophe hätte werden können — durch das m
letzter Nacht wütende Unwetter verursacht, oder ans schlechtes
Ba>,-Material zurückzufnhren ist, läßt sich noch nicht übersehen.
Bezirksamtlich ist die Einstellung der Arbeiten angeordnet.
6.0. Todtnau, 16. November (Ein plötzlicher
Witternngsnmschlag) hat gewaltigen Regen und Sturm-
wind gebracht. Auf dem Feldberg, sowie auf noch tiefer gelegenen
Bergen hat cs über nacht tüchtig geschneit.
Ans Baden- In Sulz wurde das Gerippe eines 20jähri-
gen Mädchens ausgegraben, das etwa 25 Jahre in der Erde
 
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