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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0850

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geruht hat. Der Fund lätzt auf einen Mord schlicken. In Sulz
erinnern sich die älteren Leute nicht, daß jemals irgend eine
Person vermißt wurde. — JnJöhlingen brannten am 15. dS.
ein Wohnhaus, die Oelschlagmühle, 2 Scheuern und 1 Schopf
bis auf den Grund nieder.

Heidelberg, 16. Nov. Nächsten Montag gelangt im Stadt-
theater neu tu Szene gesetzt das beliebte Lustspiel „Der
Bureaukrat" von G. v. Moser zur Aufführung und werden die
dankbaren Rollen des lustigen Werkes gespielt von den Damen Jelly,
Jungmann. Kögl, Milde und Schröter und den Herren Brandt,
Grobmann. Lassen, Rose, Rudolpd und Wiegner. Die überaus
wirksame Titelrolle spielt Herr Schneider. Die Vorstellung findet
im laufenden Abonnement statt. Der große Erfolg, den die
Komödie „Leontineu's Ehemänner" bei ihren bisherigen
Aufführungen auszuweisen hatte, veranlaßt die Taeaterinrektton
zu einer weiteren Wiederholung und geht das genannte Stück
demnach in der bekannten brillanten Besetzung der Hauptrollen
nächsten Dienstag, den 19 als Vorstellung außer Abonne-
ment, voraussichtlich zum letzt'» Male in dieser Saison in Szene

Handel und Verkehr.
Mannheim, 15. November. (Aknen.) Mannheimer Bank
—.— Oberrh. Bank 112 G. Rhein. Credttbank 110 G. Rheinische
Hypoth.-Bank 164 50 G. Brauerei Kleinlein, Heidelberg 150 G.
Schrödi'sche Aktien-Brauerei 165 G. Portland Cementwerk
Heidelberg 109.25 B.
Frankfurt. 15. Novbr. Effektensozietät Abends 6'/- M r.
Kreditsklien 196 b. Diskonto-Kommandit 173.80 b. Dresdener
Bank 121.20—120 80 b. Larmstädtcr Ba k 12o.30 b. Bauque
Ottomane 10210 b. cpt. Bochumer 16190 b. Gelsenkirchen
161.30 b. Harpener 158 b.
6'/-—6^2 Uhr: Diskonto 173.90.
Im Abendverkehr h.rrsckte ruhige Haltung. Insbesondere
zeigten Industrie-Aktien günstige Tendenz. Bergwerks-Aktien
blieben zu den etwas ermäßigten Mittags-Schlußkursen be-
hauptet.
Heidelberg, 16. November. (Marktpreise.) Heu der Zentner
4.20 bis 4.50, Korn-Stroh der Ztr. ^ 3.20 bis 3.5 ), gem.
2.80 bis 3 00, gelbe Kartoffeln der Zentner .-t. 1.80 bis 2.0 >,
Salatkartoffeln 3.80 bis 4.00, Butter in Ballen ^ 1 05 bis
1.10, in Pfund 1.10 bis 1.15, Zwiebeln 7 bis 8 Knoblauch
35 A Bohnen 00 00 Eib'en 00 bis 00 Gelbrüben
4 bis 5 Rosenkohl das Pfd. 18-20 -L, Schwarzwurzeln 40 bis
45^, Kastanien 8—10 Eier das Stück 7 bis 8 das Hundert
7.20 bis 7.50 Nüsse das Hundert 30 bis 35 Blumenkohl
das Stück 25 bis SO Rotkraut 15 bis 18 Weißkraut 8 bis
10 Wirsing 4 6^. Kohlrabi 2 bis 3 Boden-Kohlrabi 5
bis 8 Sellerie 4 dis 6 Lauch 1 bis 2 Rettich 3 bis
5 Meerrettich 15 Weiße Rüben das Stück 2 bis 3
Rote Rüben das Stück 8 bis 10 Kopfsalat 6 bis 8 Z,
Endivien 3 bis 5 Aepfel das Stück 3 bis 4 daS Pfo.
15 bis 20 Birnen das Stück 8 bis 10 das Pfund 20
bis 25 Gebund Petersilie 1 bis 2 Geb. Schnittlauch 1
Radieschen 3 bis 4 Kraut der Zentner 1.7o bis 1.80,
Hasen das Stück 3.20 bis 3-50.

Neckar. i Rhet n.
Heidelberg, 16., 129. gfft 0,04m! Sauterdnrg. 15. 3.15, gest. 0,01m
Heilbron«. 14.0,69, gest, 0,00m j Maxau, 15 . 3,18, gest. 0.04w
Wannheim. 14., 2,56, gei. 0,04m i Mannheim 15., 2.45, gef. 0,0irr

Mathias KneiM vor dem Schwurgericht.
t ii.
Augsburg, 14. November.
Die Fortsetzung des Verhörs Kneißl's ergab nach dem
Bericht der „Frans. Ztg." Folgendes:
Vom 25. Oktober bis 27. Nov. 1900 streifte Kneißl
im Dachauer-Moos und in dessen Nähe unstät umher, sich
als Jäger übend. Das gestohlene Wertpapier von 500 Mark
„verlor" er, als für ihn nutzlos. Am 27. November, abends,
stahl er im Dorf zwei Hühner und erschoß einen Hund, der ihn
anfiel, mit seinem Drilling. Darauf wurde das Dorf re-
bellisch. Eine Anzahl Burschen verfolgten ihn; Kneißl schoß
wiederholt mit dem Revolver in sie hinein, streifte den einen
leicht, traf aber einen anderen auf 20—25 Meter Entfernung
schwer in das Bein und entkam. Kneißl bestreitet, die Absicht
gehabt zu haben. Jemand zu erschießen. Er, als vortreff-
licher Schütze, der den Vogel mit der Kugel sicher treffe,
hätte einen Mann auch bei Nacht erschießen können, wenn
er gewollt hätte. Die Hühner warf er auf der Flucht durch das
Dorf weg. Am 30. November nachts kam er zum Fleckelbauer
Ri eg er in Jrchenbenn, wo er aß und trank und dann
die von Rieger herbeigerufenen zwei Gendarmen, wie im
Einleitnngsbericht erwähnt, niederschoß. Er habe das Nie-
derschietzen der Gendarmen mit Rieger nicht verabre-
det. Sie hätten von Gendarmen überhaupt nicht geredet.
Er habe auch nichts davon gewußt, daß Rieger die Gendarmen
geschickt habe. Auf den Vorhalt, daß er nach seiner Verhaf-
tung am 6. März den Schutzleuten die Verabredung und die
Anstiftung durch Rieger zugestanden habe, ebenso dem Un-
tersuchungsrichter bei der ersten Vernehmung, entgegnet
Rneißl: Die Gendarmen seien bei seiner Verhaftung
tote wild mit ihm umgegangen; er habe fünf Schüsse in
Kopf und Armen, den Hauptschuß in der rechten Bauchseite
gehabt. Er habe ihnen seine Hände gezeigt, daß er keine Waf-
fen habe. Sie hätten doch wie wild aufihnlos-
geschossen, sodaß der Arzt geglaubt hätte, ihn nicht mehr
lebendig nach München bringen zu können. Er habe deshalb
Furcht vor den Gendarmen gehabt, sie könnten ihn nun auch
Niederschlagen und so habe er zu allem „Ja" gesagt, auch als
ihn die Gendarmen gefragt: „Nicht wahr, der Fleckelbauer, der
Lump, hat Dich angestiftet?" Um 6 Uhr nachmittags habe
er die schwere Operation in der Klinik zu München durchge-
rnacht und um 10 Uhr morgens sei er vom Untersuchungsrich-
ter vernommen worden. Da habe er nicht gewußt, ivas er
gesagt. Er wisse überhaupt von nichts mehr aus dieser Zeit.
Kneißl spricht in 'dein langen Kreuzverhör über diese
Affaire überaus schlagfertig, rasch, lebhaft und zielbewußt. Er
stockt nicht einen Moment, auch nicht mit einem Worte, wider-
spricht sich nie, und stellt die ihm zur Last gelegten früheren
Aeußerungen, die beweisen sollen, daß er die Gendarmen ge-
haßt und oft vom Erschießen derselben gesprochen habe, teils
völlig in Abrede, teils als von anderen gethan, teils als harm-
los dar. Auf Anregung des Landgerichtsarztes wird die Ver-
handlung um 15 Minuten ausgesetzt, damit Kneißl, der immer
noch an seiner Bauchwunde leidet, sich etwas ausruhe und ein
Glas Wein trinken könne. Der Laie merkt Kneißl keinerlei
Erschöpfungserscheinnngen an.
Kneißl stellt im Laufe der weiteren Vernehmung in Ab-
rede, daß er anfangs Dezember nachts einen Sattlergehilfen
im Verein mit einem. Unbekannten unter Bedrohung auf der
Straße ausgeranbt habe. Der Sattlergehilfe kann auch
nicht ganz bestimmt den Kneißl als Thäter bezeichnen. Von
Anfang Dezember bis zu seiner Verhaftung am
8. März hielt Kneißl sich immer mehrere Wochen bei ein und
demselben Bauer auf. Am 23. Januar beging er mit zwei
Genossen, die er nicht nennen will, damit sie als Familien-
väter nicht ins Unglück kommen, eine räuberische Er-
pressung bei einem Privatier. Hierbei hatte er eine
schwarze Zipfelmütze über das Gesicht gezogen, in welcher
für die Augen Löcher geschnitten waren. Kneißl hatte einen
Revolver in der Hand und sagte zu dem seine Fensterläden

schließenden Privatier: „Ich bin in Not, gieb Geld her, da
schau ihn (den Revolver) an." Kneißl erbeutete hier 56
Mark. Kneißl sagt, er habe das Geld gebraucht, um es dem
Bauer zu geben, bei dem er gerade Unterschlupf hatte, und
der ihn sonst verraten hätte. Von München habe er Geld
von Freunden fortgesetzt erhalten. Er nenne auch diese nicht,
weil sie ebenfalls Familienväter seien. Damit ist das Ver-
hör Kneißl's beendet. —Die Art seiner Verhaftung wurde
nicht berührt.
Der Fleckelbauer Rieger erklärt,' er habe den Kneißl
nicht angestiftet. Er habe mit ihm auch nicht über die
Gendarmen gesprochen und ihm nicht gesagt, daß er nach der
Gendarmerie geschickt habe.
Augsburg, 15. Nov. (Frkf. Ztg.) Bezüglich des räu-
berischen Einbruchs im E i n ö d h o f bei Landshut stimmen die
Aussagen der im Hause nachmittags überfallenen Bäuerin
mit den Aussagen Kneißls überein, namentlich, daß nicht
er, sondern sein Komplize Holzleitner sie mit dem Re-
volver bedroht in das Bett gedrückt, nach dem Raub in den
Keller gesperrt hat und daß Kneißl ihn an der Beraubung
der Sachen des Hütbuben mit den Worten abgehalten hat:
Laß dem Hütbuben seine Sach'. Das Geld und die Wert-
papiere fand nach langem Suchen Kneißl; sie waren in einem
Gebetbuch aufbewahrt.
Der ans dem Zuchthaus vorgeführte sehr zynische und
schwer vorbestrafte Holzleitner, der, 30 Jahre alt,
Tapezierer ist (in Niederbayern geboren), in München fein
gekleidet und mit Zwicker herumging und der augen-
scheinlich eine sehr verbrecherische Natur ist, schildert die Vor-
gänge genau wie die Einödbäuerin u. Kneißl. Er sagt ferner
(in der Hauptsache in Uebereinstimmung mit Kneißl's Aus-
sagen) er habe im Gefängnis den Bruder Kneißls kennen
gelernt, von Lorenz (einem Verwandten des Kneißl, der
diesen an die Polizei verriet), mit dem er viele Sachen (Ein-
brüche) gemacht, sei er ans den ihm noch unbekannten Matthias
Kneißl aufmerksam gemacht worden. Er habe gesagt, da
Kneitzl schon eingesperrt gewesen, werde sich etwas mit ihm
anfangen lassen. Er habe den Kneitzl gesucht, endlich ge-
funden und habe ihn zu überreden versucht, mit ihm Ein-
brüche zu machen. Kneißl habe anfangs davon nichts wis-
sen wollen, habe gesagt, er habe an seinen Strafen schon
genug, da könnten leicht 15 Jahre herauskommen. Endlich
habe er ihn doch überredet.
Was die Erschießung der Gendarmen im Hause des
Flecklbauer Rieger betrifft, so besagt die Anklage, daß
Rieger die Gendarmen absichtlich in die Falle ge-
lockt und das Licht im Wohnzimmer bei ihrem Kommen aus-
gelöscht, während seine Frau die etndringenden Gendarmen
mit einer Laterne beleuchtete, damit der in der Küche im
Dunkeln versteckte Kneißl auf sie schießen konnte. Die mit
den Gendarmen gekommenen Bauernburschen erzählen nun
— in einzelnen Punkten miteinander' nicht ganz überein-
stimmend — die Gendarmen hätten sie aus dem eine Stunde
von Riegers Haus entfernten Wirtshause herausgeholt. Der
Gendarmeriekommandant habe zu ihm gesagt: „Buben,
jetzt fangen wir den Kneißl beim Flecklbauer. Geht mit,
wir bekommen 400 Mk. Die Burschen fragten: sollen wir
nicht etwas (Waffen) mitnehmen? Der Kommandant er-
widerte: Nein, das braucht Ihr nicht. Ihr geht voran, packt
ihn gleich, und wenn er etwas macht,- sind wir schon da und
schießen ihm den Kopf auseinander. — Auf dem Wege zum
Flecklbauer-Haus wurde nichts mehr gesprochen. Am
Hause angelangt, begehrte einer der Burschen, der etwas
voran war, Einlaß. Rieger rief heraus: Ich lasse Niemand
herein; es hat Niemand etwas hier verloren. Der Komman-
dant riß nun einen der geschlossene,: Fensterläden ans und
mehrere Bauernburschen sahen Mreihl am Tische sitzen und
den Rieger gegen die Wohnstubenthüre hingehen. Im selben
Moment erlosch das Licht. Mehrere Zeugen meinen,
das Licht müsse Kneitzl ausgelöscht haben. Einer will gesehen
haben, daß zuerst Kneißl und hinter ihm Rieger das Zim-
mer verlassen habe. Auf wiederholtes Verlangen des Kom-
mandanten schob Rieger den Hausthürriegel zurück, hielt
aber die Thür zu. Die Burschen drückten sie dann ein und
traten in das Haus. Voraus gingen ein paar Burschen,
dann kamen die Gendarmen; dann wieder einige Burschen.
Rieger sagte leise zum Kommandanten: Im Stü-
berl (neben der Küche) ist er. Der Kommandant und ein
Bursche riefen nach Licht. Die Frau Rieger brachte eine
Laterne, die der eine Bursche ergriff und in die Höhe hielt.
Diejenigen Burschen, welche vorausgeschritten waren, er-
zählen nun weiter: Kneißl sei in der Küche gestanden, deren
Thüre offen war. Er habe das Gewehr bis in Banchhöhe,
mit der Spitze des Laufes etwas nach unten geneigt, gehoben
und geschossen. Auf den ersten Schutz verlöschte und zer-
trümmerte die Laterne, wahrscheinlich infolge eines Schla-
ges des stürzenden Gendarmen. Die Burschen liefen so-
fort davon. Die Hinterthüre war nicht besetzt. Ein Bursche
hatte vor dem betreffenden Hause einen Gendarmen darauf
aufmerksam gemacht, daß man diese Thüre besetzen müsse.
Der Gendarm wollte das thun, ging aber dann doch zur
Vorderthüre, als diese geöffnet wurde.
Die unbeeidigt vernommene Frau Rieger, welche von
dem Recht der Ablehnung ihrer Aussage keinen Gebrauch
macht, erklärt, sie habe sich, nachdem sie ihren Mann und
Kneißl ins Haus gelassen, wieder zu Bett gelegt, wo sie be-
reits vorher gelegen; dann sei sie wieder aufgestanden und
in die Wohnung gegangen. Dort sei von allerlei, aber nicht
von Gendarmen gesprochen worden. Den später ins Haus
eindringenden Leuten sagte Frau Rieger: „Leute, gebt Obacht,
er ist voller Waffen." Mehrere Burschen bestätigen das. Die
Küchenthüre wurde durch ein Krautfaß offen gehalten und
war nicht geschlossen, wie die Anklage annimmt.
Der angeklagte Flecklbauer Rieger erklärt, er habe die
Gendarmen holen lassen, damit er seine Rühe (keine Unan-
nehmlichkeit) habe. Eine Anzahl Zeugen bringen Mittei-
lung über Aeußerungen des Rieger und dessen Frau, welche
sehr feindselig gegen die Gendarmerie uiw insbesondere gegen
den Kommandanten Lauten, gesinnt seien, und zwar des-
halb, weil Rieger des Glaubens lebt, er sei auf Betreiben des
Kommandanten „unschuldig verurteilt worden." (Rieger
hat 17 Vorstrafen.) Rieger habe sich in den letzten Jahren
geäußert, „der Kommandant werde noch hinwerfcn oder er
werde noch fortgejagt werden müssen." Dem Kommandanten
wird es (seine Anzeigen) schon zurückgezahlt werden, durch
ihn (Rieger) oder durch einen Anderen. Ein Zeuge (Bier-
wirt) saA, daß sechs Wochen vor der Affäre Rieger und der
Gendarmeriekommandant in seiner Wirtschaft gut mitein-
ander verkehrten und Rieger dabei sagte, „nun hüte er sich
Wohl wieder eingesperrt zu werden." Die Bevölkerung habe
über die Affäre mit Kneihl verschiedene Meinungen. Die
einen sagten, Rieger habe es der Gendarmerie gegenüber bös
gemeint, andere sagten, er habe zu ihr halten wollen. Meh-
rere Zeugen deponieren, Kneißl habe gelegentlich wiederholt
gesagt, „wenn wieder so etwas borkomme, wie in der Schacher-
mühle (Verhaftung in den ersten 90er Jahren), schieße er
nieder, was ihm vorkomme.) (Fortsetzung der Verhandlung
morgen.)

MsLrsfts NachNichLsW
Dresden, 15. Nov. Wie die „Dresdener Nachrichten"
milteilen, müßte der erste Vicepräsident des Reichstags,
Dr. Frege, sich hier einer ärztlichen Konsultation unter-
werfen, die für ihn die Notwendigkeit absoluter Fernhal-

tung von allen Geschäften ergebe» hätte. Dr. 0. Frege
beabsichtige, den Süden aufzufuchen.
15. Nov. Bei Besprechung der Eh e-
scheidungsangelegenheit des GroßherzogS
von Hessen hatten einzelne Blätter behauptet, nach der
Rückkehr des Großherzogs von seiner italienischen Reise
sei es in München zu einer Zusaminenkunf, des großyer-
zoglichen Paares gekommen, wobei der entscheidende Ent-
schluß der Lösung des ehelichen Bandes ausgesprochen
worden sei. Die „Kob. Ztg." erklärt diese Nachricht für
erfunden. Die Großhcrzogin habe Koburg seit dem 16.
Oktober nicht verlassen.
Berlin, 15. Nov. Der „R-ichsanzeiger" veröffentlicht
die Ernennung des Geh. Oberregiernngsiats Wilhelun
zum Präsidenten des Statistischen Amts.
Berlin. 14. Nov. Veränderungen in den höchsten
militärischen Kommandos stehen bevor. Prinz
Friedrich Leopold erhielt ein Armeekorps, wahrscheinlich
das 10. (Hannover); Verschiebungen in den Kommandos
anderer Armeekorps finden statt; General v. Bülow (14.
Armeekorps, Karlsruhe) tritt definitiv zurück.
Berlin, 15. Nov. Der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge
hatte der preußische Gesandte in Darm st ad st
Prinz zu Hohenlohe-Oehringen, vor seiner Abreise eine
längere Besprechung mit dem Reichskanzler.
Berlin, 16. Nov. Die hiesige Siudentenschaft ver-
anstaltete gestern zu Ehren des Professors Virchow einen
Festkommers, an dem über 2000 Personen leilnahmen-
— Ein hiesiger Handelsmann ist gestern Abend ans de;
Landstraße bei Grausee von 3 Wegelagerern über-
fallen und beraubt, sowie mit Messerstichen schwer
verwundet worden. — Unter dem Protektorat des Prinzen
Albrecht ist hier ein Komitee zur Errichtung eines Denk-
mals für den Kriegsminister Roon zuiammcngetreten.
Staßfurt, 16. Nov. Die Bergwerksdirektion tele-
graphiert, nach den „Berliner Morgenblärtern", an eine
Berliner Wochenschrift, daß von den 13 Verschütteten
noch keiner geborgen sei. Man halte alle für tot,
da sich nirgends ein abgesoerrter Hohlraum befinde.
Bremen, 15. Nov. Die Auswanderung nim""
wieder zu. Nach der Nat.-Ztg. sind im Oktober d. 3-
über Hamburg und Bremen 2639 Deutsche ausgewandert,
d. i. 223 mehr als im Vorjahre, und in den ersten zehn
Monaten zusammen 19 659, was eine Zunahme um 122"
Personen bedeutet. Die gesamte Auswanderung über deuW
Häfen dürfte im laufenden Jahre die durchschnittlichen
Ziffern des letzten Jahrzehnts beträchtlich übersteigen. „
Kiel, 15. Nov. Das Linienschiff „Kurfürl
Friedrich Wilhelm" wurde heute Vormittag währe""
emer Torpedoschießübung bei unsichtigem Wetter mit ist'
stoppter Maschine beim Uebernehmen eines Torpedos ""
der Backbordseite breitseits an den Handrücken bei w
Bülktonne L getrieben. Das Schiff kam mit Hilfe t>e
„Kaiser Barbarossa" und des ausgefallenen Heckankers bal
wieder frei. Die eingehende innenbords vorgenomnü"
Untersuchung ergab keine Beschädigungen.
Wien. 14. Nov. Eine Ordensdebatte fand hr"
im Abgeordnetenhause statt. Man beriet einen Antrags
radikalen Czechen, die Regierung möge unverzüglich ^
Hebungen über das Vermögen der toten Hand in Oesterre'
anstellen. Erler (deutsche Volkspartei) und Eisenkolb ,
deutscher Verband) begründeten die Notwendigkeit, jeder
Mehrung der geistlichen Orden zu begegnen, unter Hin>" .
auf die große Gefahr des Klerikalismus für den St" .
Der römische Jesuitismus habe schon viele Staaten
Grunde gerichtet; auch der oberste Faktor Oesterreichs h,
von diesen Feinden jeder Kultur umgarnt. Die
beratung wurde vertagt.
Pest, 15. Novbr. Im Laufe der gestern begönnet
Adreßdebatte wird die slowakische Nationalitätengr"^,
einen eigenen Adreßentwurf einreichen, worin sie ihr
gramm darlegen wirv. Die Agramer Universttätsjn^^

beschloß gestern, für die Errichtung einer sädslawii^

.il-2
Kundgebung zu

ist

Universität in Laibach eine
anstal'en.
Kopenhagen, 15. Nov. Prinz Christian
Scharlachfieber so bedenklich erkrankt, daß sein ^
der Kronprinz, von der Reise, auf der er sich äuge"
lich befindet, zurückgerufen wurde.
Petersburg, 14. Novbr. Nach Mitteilung eines
Peking kommenden Missionsgeistlichen zahlte E" ^
500 000 Rubel für den Wiederaufbau der währe"" ^
Unruhen im vorigen Jahr zerstörten russischen ^
schaflskirche und erklärte sich außerdem damit einv-rst"'^
daß in Peking ein großes orthodoxes Kloster gebaut
Syrakus, 15. Nov. Das deutsche Schulschiff /
lotte" mit dem Prinzen Adalbert an Bord ist
gekommen.
Tiflis, 15. Novbr. Aus Erze rum wird

ist'

Erdbeben gemeldet. Von 50 Erdstößen wäre"
sonders heftig. Viele Gebäude sind ein gestürzt- T'
amtlicher Meldung sind 22 Personen getödtet s"
Eine Panik bemächtigte sich der Bevölkerung, wels^
Feldern, in Gärten und unter Zelten wohnt.
vouakirt auf dem Markte. Die Bureaus der W -
sind geschlossen. Auch in den Städten Chnosykk"^
Hassarttaleh fanden starke Erdbeben statt. s§
Pretoria, 16. Nov. Eine Abteilung de?
afrikanischen Polizeitruppe griff am
Dutoil's Lager bei Doornhoek an, machte 13 ^
und erbeutete 7 Gewehre und 39 Pferde. „
New-Aork, 15. Nov. Dem „New - Aork
wird neuerdings aus Port of Spain gemeldet, r" ^ j
zu ela gewinne die Revolution an Boden, es
politischer Zusammenbruch erwartet; der frühere ^
Crespos, General Pietri, sei wiederum rntko">
suche den Guaricofluß zu erreichen, wo er bald ^ he
um sich gesammelt haben werde. Die Regierung
Truppen von der Halbinsel Goajira, wo ste
 
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