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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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43. Jahrgang. — Ar. 258.

Montag. 4. November IM.


^scheint täglich, Sonntags ausgenommen
AI

— Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in'L Haus gebracht, bei der Expedition un^ den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. auss.Meßlich Zustellgebühr.
Nzeigenp reis: 2V Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und denWlakatsäulen- Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.


Zum Aass Spayrr.
, Die unerwartetste Folge der Ernennung des Pro-
; vor Spahn ist wohl der häusliche Krieg, der darob
^ der katholischen Presse „diesseits und jenseits der
!^.rge" ausgebrochen ist. Wir haben bereits mitgeteilt,
die römische „Voce d e l l a V e r i t a" sich in der
Öligsten Weise gegen Spahn ausgesprochen, von einem
Skandal Spahn" geredet und in der bestimmtesten Art
^stäuptet hatte, der Bischof von Straßburg habe den
^Minaristen den Besuch der Vorlesungen Spahns Ver-
ben. Daß die letztere Nachricht in dieser Form nicht
^treffend ist, haben wir bereits mitgeteilt. Wir haben
^Nrnehr noch die Thatsache zu verzeichnen, daß die deut-
le katholische Presse sich im ganzen und großen ziemlich
^Mütig gegen die Auslassungen des Blattes „ultra
Erstes" ausgesprochen hat. Am schärfsten und bS-
-pvnntesten der „Elsässer Kurier" in Kolmar.
k schreibt:
Das römische Blatt „La Voce della Verita" führt nun einen
Mrnpf gegen Spahn mit den Mitteln der Unwahrheit und Ver-
letzung, welche eine große Feindseligkeit und daneben einen
Mangel an Ehrlichkeit konstatiren lassen- Das Blatt gebärdet
stch, als ob cs in seiner Macht läge, die Ernennung Spahns
Rückgängig zu machen und die Beförderung eines anderen katho-
Achen Gelehrten zum Geschichtsprofessor an der Universität
^traßburg durchzusetzen Man braucht die Verhältnisse nur
wenig zu kennen, um einzusehen, wie naiv falsch diese Anschauung
N. In bedauerlicher Weise spielt sich das nicht offiziöse Blatt
w auf, als ob es die Anschauungen der höchsten, dem Vat kan
^ächststeheuden Kreise wiedergebe, was gänzlich ausgeschlossen
.^scheinen muß. Es ist kaum der Mühe wert, von den Aus-
messungen des Blattes Notiz zu nehmen,
s , Das ist von einer nicht mißzuverstehenden Deutlich-
em! Das dem „Elsässer Kurier" benachbarte „Journal
e Kolmar" des Reichstags- und Landtagsausschußab-
"Mneten Wetterlv scheint seine Nachrichten über die
z^oce della Verita" aus einem anderen Born geschöpft
^ haben und kommt zu folgendem Schlüsse:
. Die „Voce della Verita" ist offenbar zu weit gegangen,
T^enn sie von einem „Skandal Spahn" sprach und Nachrichten
Abreitetc, die durch den Fortgang der Angelegenheit nicht be-
Mtigt worden sind. Es kommt in einem Kampfe, in welchem
w wichtige Interessen auf dem Spiele stehen, vor allem darauf
L>, Matz zu halten. Indessen ist der Artikel der „Voce della
Mita" symptomatisch, weil er beweist, daß man in den dem
Aatikan nahestehenden Kreisen die Ereignisse, welche
"w abspielen, aufmerksam verfolge n. s. w. u. s. w.
Während der „Elsässer Kurier" es für völlig aus-

Uchlossen hält, daß die „Voce della Verita" die Anschau-
nDn der dem Vatikan nahestehenden Kreisen wieder
" e, und es geradezu als bedauerlich bezeichnet, daß das

L

Wische Blatt sich „so aufspielt", ist im Gegensatz dazu

„Journal de Kolmar", wie man sieht, der Ansicht,
sich die dem Vatikan nahestehenden Kreise in der

vce della Verita" wiederspiegeln.

Am Krage der Boykottierung englischer
Schiff«.
Berlin, 2. Nov. In einer Zuschrift an den
tzWrivärts" legt der V o r s i tz e n d e des deutschey
e in an n s v e r b an d e s, Paul Müller in Ham-
die Gründe dar, aus denen der Plan, durch einen
t, Wott englischer Schiffe seitens der Hafenarbeiter Eng-
^7 zur Beendigung des Buren krieg es zu zwin-

Grgklkonzert in der Kettiggeistkirche.
-i- Heidelberg, 4. Nov.
!ltu^uter zahlreichster Beteiligung der evangelischen Gemeinde
Sestern Abend in einem von Musikdirektor Ä. Hänle i n-
veranstalteten Volkskonzert die eigentliche Ern-
sting der neuen, bereits seit zwei Monaten aufgestellten
Orgel in der Heiliggeistkirche statt, und wir hörten, welch
Kest? künstlerischer Verwendbarkeit das prächtige Werk, von
KiK^hand gespielt, fähig ist. Die evangelische Gemeinde
stolz darauf sein, nun in ihren beiden Hauptkirchen, der
und Heiliggeistkirche, Orgelwerke zu besitzen, die den
lstr^vsten technischen und künstlerischen Anforderungen ent-
nach röhrenpncumatischem System gebaute Werk
^ aus der Orgelbauanstalt des in Deutschland jetzt Wohl
!sti^Lonkurrenz dastehenden Orgclbaumeisters W. Sauer in
?p;llurt a. O. Es besitzt 42 klingende Stimmen (Register),
Ay Wale, 7 Koppelungen und ist mit den modernsten, orgel-
^i,^>stschen Verbesserungen ausgestattet (2 Schwellwerke,
»k rv mlchweller, 2 Kombinationen u. s. w.).
Aiiu" einem geschickt zusammengestellten Programm brachte

KAn; stektor Hänlein die künstlerisch-musikalische Wirkungs-
Ack) der Orgel nach allen Seiten hin zu voller Geltung.
;Mx,ssUem einleitenden, musikalisch nicht gerade bedeutenden
Ugte ^Apiel: „Ein feste Burg ist unser Gott" von Max Reger
y^c^Ws viel und gern gespielte Organistenleibstück, Bachs
Fuge in O-inoU, die mit außerordentlicher Vir-
gespielt wurde. Welch mannigfache orchestrale Klang-
auf dem neuen Werk erzielt werden können, zeigte
Sart-ätherischer „Angelus" und R. Wagners Parsival-
tznstg? hE beide mit größter Feinheit registriert waren,
dvsimw ^ ^ urir angesichts unserer recht umfangreichen Orgel-
stx ^ 3>veck solcher Arrangements vor: Orchesterkom-
einem

istr Orgel nicht recht klar. Ist es etwa nur i
Wsterfinessen des Instruments zu zeigen, so sollte eir

gcn, zwar ideal, moralisch gut und schön, aber praktisch
undurchführbar sei. Zunächst erachtet es der Einsender
für unzulässig, daß ein bestimmter Industrie- oder En
werbszweig eines Landes für die politischen Verbrechen
der Landesregierung bluten soll. Auch glaube er nicht,
daß Chamberlain und Genossen, wenn wirklich eine An-
zahl Rheder infolge des auf sie ausgeübten Druckes ver-
anlaßt würden, im Sinne eines für beide Parteien be-
friedigenden Friedensschlusses zu intervenieren, diese Im
tervention irgendwie praktische Folgen haben würde.
Die britische Regierung, welche Millarden für den Krieg
geopfert und England bis über die Ohren in Schulden
gestürzt habe, würde sich in der Politik auch durch
eine materielle Schädigung gewisser Schichten schwerlich
von dem eingeschlagenen Kurs abbringen lassen. Die
Vorbedingung für dis wirksame Durchführung der ge-
planten Aktion sei aber eine stramme und leistungsfähige
Organisation, an der es in fast allen Schiffahrtsnationen,
speziell in Holland, unter den Hafenarbeitern fehle. Höch-
stens 10—16 Prozent von ihnen seien organisiert. Und
woher soll das Geld kommen? In Deutschland
habe die Krise auch bereits die Schiffahrtsbetriebe ergrif-
fen. Tausende von Hafenarbeitern und Seeleuten seien
feit Wochen arbeitslos. Wo sind die Mittel, um diese
Leute abzuhalten, ein in einen deutschen Hafen einlaufen-
des Schiff zu entladen, und woher die Legionen nehmen,
um den Zuzug arbeitsloser Elemente aus allen Teilen
des Landes nach den Hafenstädten zu verhindern? Ohne
Mithilfe der engli sch en Arbeiter sei der Kampf
auch nicht durchführbar, und es sei nicht anzunehmen,
daß sie, wenn ihre Existenz auf dem Spiele steht, miü-
machen würden. Die Spekulation auf die Unterstützung
der Kapitalisten sei irrig. Dazu seien die Beziehungen
und die Interessengemeinschaft des gesamten Unterneh-
mertums viel zu eng, und schließlich werde der Boykott
bei der Stellung des englischen Handels täglich auf un-
seren eigenen Handel und Verkehr zurückwirken und Tau-
fende von Leuten, die unter englischer Flagge leben, nach
Deutschland zurückschlagen. Die deutschen Rheder wür-
den sich im Gegenteil mit ihren englischen Kollegen soli-
darisch erklären und die Gelegenheit wahrnehmen, um
die Verträge mit den Arbeiterorganisationen zu brechen
und Lohnreduktionen vorzunehmen. Dergleichen abzu-
wehren, sei die Arbeiterschaft zur Zeit nicht in der Lage.
Der ganze Plan hätte niemals zur Diskussion gestellt
werden können, wenn er vor seiner Veröffentlichung
einer internationalen Arbeiterkonferenz unterbreitet wov-
den wäre.
Rom, 2. Nov. Die Exekutiv-Kommission der Ge-
nueser Ar beite rkammer prüfte den Vorschlag
der holländischen Arbeiter, die englischen Schiffe
zu boykottieren, und sprach sich dahin aus, die
Genueser Hafenarbeiter sollten in Solidarität mit den
Hafenarbeitern der ganzen Welt den Vorschlag unter-
stützen und ihn praktisch zur Geltung bringen. Ein
provisorisches Komitee wurdse ernannt. Das Matt
„Avanti" deutet diese Ernennung des Komitees dahin,
daß die Genueser Arbeiter die Wsicht hätten, sich zurück-
zuhalten und die Ausführbarkeit des Planes, sowie die
zur Verwirklichung anzuwendenden Maßregeln zu prü-
fen.

das Parsival-Vorspiel zu solch virtuosen Zweck denn doch
etwas zu hoch stehen. Die volle lebendige Wirkung des Orche-
sters wird ja doch nie erreicht werden.
Seine ganze Meisterschaft entfaltete der Konzertgeber zum
Schluß in der äußerst schwierigen, effektvollen Toccata aus der
L-ckur-Orgelsonate, op. 165 von I. Rheinberger, ein frischer
klangschöner Satz, der sich indes durch allzugrohe Tiefe nicht ge-
rade auszeichnet.
Den vokalen Teil des Konzertes hatten Frau M. Schaum-
Haußmann aus Leipzig u nd der evangelische
Kirchench 0 r übernommen. Die Sängerin besitzt eine präch-
tige Altstimme, die besonders in den tiefen Lagen durch ihren
warmen sonoren Klang erfreut. Während sie beim „Büßlied
von Beethoven fühlbar mit einer Indisposition zu kämpfen
hatte, gelang ihr P. Cornelius' Weihnachtslied „Die Könige",
aufs vortrefflichste, und mit Schuberts „Pax vobiscum" er-
zielte sie eine tiefergreifende Wirkung.
Der evangelische Kirchenchor unter der Leitung des Herrn
Hauptlehrers Herriegel, sang mit anerkennenswerter
Hingabe zwei Chöre: „Lobet den Herrn" von K. G. Gläser
und H. Lützels „Danket dem Herrn". Letzterem Chor wäre
ein schnelleres Tempo sehr von statten gekommen. —n.

StadtlHeater.
O Heidelberg, 3. November.
„Im weißen Rössel." Lustspiel von Blumevthal und
Kadelburg.
Wenn der Wind vom Gawskopel hcrkommt und mit dem
Zauber der Sommerfrische den Frieden mitbringt, daß es keine
Kabalen mehr giebt zwischen Giesccke-Berlin und dem Glüh-
strumpffabrikanten in Sangerhausen, wenn die Liebe kommt
zwischen Josephs und Leopold, und zwei andere Paare sich
finden, wenn der fidele Siedler nicht an die schwarze, geschweige
die Rote Robe zu denken braucht fern von Berlin, kurz, wenn
Kabale und Liebe ins Salzkammergut verlegt find: Dann darf

Deutsches Reich.
Bade«.
Baden-Baden, 2. Nov. Der Kronprinz von
Schweden und Norwegen reiste heute Abend 10.18
Uhr mit seinem Adjutanten Grafen v. Hamilton hier ab,
begibt sich zunächst nach Coblenz, und kehrt dann nach
Schweden zurück. Die Frau Kronprinzessin wird mit
ihrem Gefolge noch längere Zeit hier verweilen, bevor sie
die Reise nach dem Süden antritt. Präsident vr. Nicolai
war heute zur Vortragserstattung bei dem Großherzoge.
BO. Karlsruhe, 3. Nov. Im „Bad. Landsm."
protestiert ein Zeutrumsmann mit aller Entschieden-
heit gegen die Angriffe, die im „Vill. Volksbl." und im
„Freib. Bote" gegen die Zentrumsanhänger in der Re-
sidenz wegen ihrer Haltung bei der letzten LandtagA-
wahl gerichtet wurden. Dabei sagt er u. a.: Die Wahl
habe Uneinigkeit und Mißhelligkeiten genug ins Karls-
ruher Zentrumslager gebracht, man brauche keine wei-
teren Störungen von auswärts. Schließlich haben, was
in Karlsruhe geschehen ist, auch schon andere Zen-
trumsleute gebilligt, Parlamentarier und
Parteiführer, und sie hätten auch in Karlsruhe den Kom-
promiß begrüßt, allerdings hüten sie sich, das jetzt zu sa-
gen, aber es wäre ganz am Platze, wenn sie sich nun eüvas
um ihre vielangegriffene Spezial-Gesinnungsgenossen
annehmen würden. — Dieser letzte Satz ist sehr intU>-
essant, denn er zeigt, daß außer dem Gewährsmann des
„Oberschw. Anz." noch andere Zentrumsleute, sogar
Parlamentarier und Parteiführer mit der Wacker'schen
Parole nicht einverstanden waren, aber dies nicht offen zu
sagen wagen. Solche Aeußerungen beleuchten recht
drastisch den Wert der Vertrauenskundgebungen, die sich
Herr Wacker von Zeit zu Zeit ausstellen läßt.
BO. Karlsruhe, 3. Nov. Der EngereA n s°
schuß der nationalliberalen Partei lvar
heilte mit den Abgeordneten hier versammelt, um das Er-
gebnis der Landtagswahlelt und die Stellungnahme zu
erörtern, welche die nationalliberale Fraktion zu den
wichtigsten Fragen im Landtag einzunehmen gedenkt.
IM. Karlsruhe, 3. Nov. Den „Bad. Nachr."
wird von autoritativer Seite mitgeteilt, daß in Karls-
ruhe-Land der bisherige Abgeordnete Freiherr v. Stock-
horner wiederum kandidieren wird.
— Der Karlsruher X-Korrespondent des Mannh.
Gen.-Anz. schreibt unterm 1. November: Wie ich von
sehr gut insormirter Seite höre, ist den Oberbürgermeistern
der gröberen badischen Städte jüngst vom Herrn Minister
Dr. Schenkel ein Entwurf über die Revision der Kreis-
Verfassung zur Begutachtung vorgelegt worden. Der
Entwurf schlägt eine etwas freisinnigere Ausgestaltung des
Wahlverfahrens zur Kreisversammlung vor, enthält aber
auf der anderen Seite Bestimmungen, die dem flachen Lande
gegenüber den Städten ein noch größeres Uebergewicht
sichern würden, als wie es jetzt schon der Fall ist. Die
Oberbürgermeister haben den Entwurf deshalb in ab-
lehnendem Sinne beantwortet.
Württemberg.
Heilbronn, 31. Okt. Wenig schmeichelhaft klingen
die Entscheidungsgründe, mit denen die Strafkammer die
von Oberbürgermeister Hegelmaier gegen die „Heilbr. Ztg."
gestellten Strafanträge abgelehnt hat. ES heißt da u. A.:

weder den Auwren noch dem Thealeidircklor banae sein; das
volle Haus erfreut sich gern. Wie sich die Elemente-
mischen. so ist es gut: etwas GebirgSnatnr, etwas Helles Berliner-
tum, ein lispelndes Fräulein, ein junger Mann mit einer Glatze
ein Gelehrter von vorbildlicher Genügsamkeit. Es ist ji alles
da. Wären nicht ein paar Züge, die unwahrscheinlich sind, so
wäre es ein Lebensbild. Niemand kann es einem Autor, besten
Abficht es ist, nicht sowohl zu erschüttern und durch künstlerische
Werte zu wirken, als angenehm zu unterhalten, verwehren, sich
mit seiner fleißigen hübschen Arbeit ein Publikum zu suchen.
Die Neubesetzung des Stückes hatte im Ganzen das Richtige
getroffen. Frl. Müller bestätigte alles, was man bisher
Günstiges über sie gesagt hat; sie hat Frische, Anmut, wohl-
thuende Sicherheit der Geste und des Mienenspiels, auch mit
dem Dialekt ging es leidlich. In keiner Weise ließ sich Leopold
von ihr aus dem Felde schlagen. Herr Großmann überrascht
uns immer mehr durch seine Wandlungsfähigkeit. Wenn er
sein Rollengebiet strikt innehält, wird er einen schönen sichern
Weg nehmen. In der Roten Robe giebt es einen Entlastungs-
zeugen. Diesen gab in bemrrkensaierter Eigenart Herr Piau;
heute war er Loidl, der Bettler. Diese Rolle ist ganz klein»
wenn sich Herr Piau aller seiner Aufgaben mit gleichem Geschick
und gleicher Sicherheit annimmt, muß er ein tüchtiger Darsteller
werden.
Die beiden Berliner waren Herr Schneider und Herr
Rudolph. Sie strotzten nur so von Lebensfrtsche und trugen
das Wesentliche zum fröhlichsten Gelingen des Abends bei. Herr
Feldner und H rr Bernau, von denen der eine den
Schwiegervater mit dem Haar, der andere den Schwiegersohn
ohne Haar spielte, waren ein würdiges Paar. Frl Kögl war
sehr anmutig und erfolgreich als lispelndes Klärchen. Frl.
Beierle und Frl. Jungmann sahen in der Hochg birgstrachb
beide sehr hübsch aus. Frl. Jungmann muß in Geste und>
Sprache alles viel leichter nehmen. Mit der größeren Sicher-
heit wird auch das durchbrechen, was wir beim Darsteller arw
höchsten schätzen: Natur. L.
 
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