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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0825

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Mittwoch, 13- November Ml.


43. Ja-MW. — Vr. 266.

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Erscheint täglichl, Sonntags ausgenommen- — Preis mit Famtlienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfa. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Der Krieg in Südafrika.
Einer der bekanntesten Großkapitalisten in S ü d-
afrika I. B. Robinson, der auch die Buren
genau kennt, hat in der „Times" einen Vorschlag zur
Beendigung des Krieges gemacht, dessen Hauptpunkte
folgende sind:
Föderation von Transvaal und Oranjefreistaat
unter britischer Flagge (mit Aussicht auf eine Födera-
tion aller südafrikanischen Staaten) unter einem Gou-
verneur, dessen Wahl durch eine 10 Personen umfassende
Körperschaft gebilligt wird, von der fünf Mitglieder
durch die britische Regierung und die fünf anderen durch
die Buren ernannt werden. Die Majorität entscheidet.
Milner wird abberufen. Ein Exekutivrat soll zusammen
Nut dem Gouverneur die Geschäfte der beiden Staaten
leiten, bis eine regelrechte legislative Versammlung
gewählt werden kann. Der Exekutivrat soll aus 12
Personen bestehen, von denen fünf durch die Buren und
sieben durch die britische Regierung ernannt werden.
Innerhalb 12 Monate nach Unterzeichnung des Friedens
soll eine Legislative gewählt werden. Amnestie für alle
diejenigen, welche am Kriege teilgenommen haben.
Entschädigung der Loyalisten und pekuniäre Hilfe für
die Buren zum Aufbau ihrer Farmen rc. Aufhebung der
Proklamation, welche die Verbannung der Burenführer
Und die Konfiskation ihrer Güter vom 15. Septeinber
an vsrordnete. Zeitweilige Ablieferung der Waffen
seitens der Buren.
Die letzterwähnte Bedingung dürfte den Buren kaum
annehmbar erscheinen.
„Daily Mail" veröffentlicht aus dem Präsidenten
Krüger nahestehenden Kreisen eine von angeblich au-
thentischer Seite stammende Mitteilung, in der es heißt,
daß Krüger die Eröffnung von Friedensun!»
Verhandlungen ernstlich in Erwägung ziehen
würde, wenn ihm diese direkt von einem annehmbaren
Zertreten Englands angeboten werden und auf folgen-
den Bedingungen beruhen: Amnestie für die Aufständi-
schen, sofortiger Rücktransport der Gefangenen und der
übrigen in Lagern oder an anderen Orten festgehaltenen
Personen, Zurückziehung aller britischen Truppen aus
dem Gebiete der Republiken, Wiederaufbau der zerstör-
ten Farmen oder Zahlung einer Entschädigung für alle
Materiellen Verluste, und schließlich Abschluß eines von
Frankreich und Rußland garantierten Vertrages, der
Buren unmittelbare Autonomie und alle Rechte
der Selbstverwaltung unter afrikanischer Flagge ge-
währt, wogegen die Buren Witwatersrand und die
Goldfelder an England abtreten, was als die von den
Puren zu zahlende Kriegsentschädigung angesehen
werden soll.

Deutsches Reich.
^ — Der Kaiser Hot dem Botschafter in London,
Grafen Hatzfeld, die erbetene Zuruhesetzung mit folgendem
Mndschrcidcn gewährt: Lieber Graf Hatzfeld I Mit leb-
M>cm Bedauern habe ich aus Ihrem Gesuch vom 30.
Stöber ersehen, daß Sie um Enthebung von Ihrem bis-
?tigen Posten und um Versetzung in den Ruhestand bit-
Die Rücksicht auf Ihren leider nicht befriedigenden
^ksundheitszustand nötigt mich, Ihre Bitte zu gewähren.
^7 ist NN7 ater Bedürfnis, Jbnen aus dieiem Anlaß mei-

nen kaiserlichen Dank auszusprechen für die ausgezeich-
neten Dienste, die Sie während Ihrer nunmehr 44jäh-
rigen Amtstätigkeit meinen Vorfahren an der Krone, mir
und dem gesamten Valerlande geleistet haben. Als Ge-
sandter in Madrid, sowie als Botschafter in Konstantino-
pel und vor allem in London ist es Ihnen gelungen, sich
das Wohlwollen der Monarchen und die Achtung der Re-
gierungen, bei denen Sie beglaubigt waren, in hohem
Grade zu erwerben, sodaß Sie in der Lage waren, meine
Politik und das Interesse des Vaterlandes besonders er-
folgreich zu vertreten und die gegenwärtigen Beziehungen
freundlich und vertrauenvoll zu gestalten. Ihre Amts-
tätigkeit als Staatssekretär und Staatsminister legte ein
weiteres ehrenvolles Zeugnis von Ihrer Geschäftskenntnis
und hohen politischen Begabung ab. Indem ich Ihnen,
lieber Graf, als Beweis meines Wohlwollens meinen Ver-
dienstorden der preußischen Krone verleihe und die In-
signien hiermit zugehen lasse, spreche ich die Hoffnung ans,
daß es Gott gefallen möge, Ihnen nach einem a beits-
vollen Leben die wohlverdiente Ruhe noch recht lange
Jahre zu gewähren. Wilhelm I. U.
— Die Nachricht, daß die Kaiserin nach Abbazia gehen
werde, wird als falsch bezeichnet.
— In vier Reichstags Wahlkreisen sind in
nächster Zeit Ersatzwahlen vorzunehmen: in Wies-
baden für den Freisinnigen Wintermeyer, in Haders-
leben für den Dünen Johanusen, in Schweinitz-
Wittenberg für den Freisinnigen Dr. v. Siemens und
in Breslau-West für den Sozialdemokraten Dr.Schön-
lank. Im Kreise Wiesbaden hat augenblicklich die Wahl-
bewegung ihren Höhepunkt erreicht; das Ergebnis läßt sich
nur insofern Voraussagen, als es dabei zur Stichwahl
zwischen dem sozialdemokratischen Kandidaten Dr. Qnarck
und einem der bürgerlichen (freisinnigen, nationalliberalen
und Zentrums») Kandidaten kommen muß. In Haders-
leben steht leider die Wiederwahl eines Dänen fest. In
Schweinitz-Wittenberg wiro die Wiederwahl eines Freisinni-
gen höchst zweifelhaft; denn Dr. v. Siemens siegte erst in
der Stichwahl; seinem konservativen Gegner fehlten bei der
Hauptwahl nur rund 200 Stimmen an dcr absoluten
Mehrheit und er wird diesmal die größten Anstrengungen
machen, den alten konservativen Sitz wieder zu erobern;
Herrn Dr. Barth, der für Dr. v. Siemens das freisinnige
Mandat erwerben soll, steht also ein heißer Kampf be-
vor. Für Dr. Schönlank in Breslau-West soll der Sohn
Liebknechts, Dr. Karl Liebknecht, kandidieren; dieses Man-
dat wird der Sozialdemokratie wieder mühelos zufallen.
— Der Reichstag wird nach der Wiederaufnahme
der Plenarsitzungen noch manches bei der Vertagung
am 15. Mai liegen gebliebene Arbeitsmaterial zu erle-
digen haben. Aus den Kommissionen waren heraus-
gekommen die Seemannsordnung mit den Nebengesetzen,
die Strandungsordnung, das Schaumweinsteuergeseff,
der Entwurf eines Süßstoff >-Gesetzes, der
Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Uebernahme
einer Garantie des-Reiches in Bezug auf die Eisenbahn
von Dar-es-Salaam (sogenannte ostasrikanische Zentral-
bahn), sowie von wichtigen Initiativanträgen, dis
vom Zentrum gestellten Anträge, betreffend die Freiheit
der Religionsübung (sogenannte Toleranzanträge) und

die Anträge Munckel und von Salisch-Rintelen auf Re-
vision des Gerichtsverfassimgsgesetzes, der Zivilprozeß-
ordnung und des Strafgesetzbuches. Die meisten Jni>°
tiativanträge haben kaum das Plenum beschäftigt, ge-
schweige denn zu greifbaren Ergebnissen geführt. Au-
ßerdem sind noch Berichte der Petitions,- und der Wahl-
Prüsungs-Kommission zu verhandeln.
— Der Abgeordnete Bebel veröffentlicht im
„Vorwärts" einen längeren Artikel, der den Zweck hat.
nachzuweisen, daß der in dem Frankfurter Prozeß gegen
Dr. Quarck erwähnte Hunnenbrief echt sei. Das
gleiche hat er auch lange von dem Tuckerbrief behauptet.
Hamburg, 11. Nov. Der „Hamb. Korresp." ver-
öffentlicht eine Unterredung mit dem Generaldirektor
der Hamburg-Amerikü-Linie, Ballin, der sich über
die Lage der Dampfschiffahrt ausgesprochen hat. Nach-
dem er das Gerücht über den Verkauf von 18 Dampfern
als absurd zurückgewiesen hatte, bemerkte er, der Nieder-
gang des Frachtmarktes sei vorauszusehen gewesen und
würde sich für seine Gesellschaft empfindlich bemerkbar
machen, wenn nicht der Passagier Verkehr recht
gute Ergebnisse hätte. In Voraussicht des Rückgangs
des nordamerikanischen Geschäfts habe die Hambnrg-
Amerika-Linie ihre Verkehrsbeziehungen nach allen Rich-
tungen hin ausgedehnt. Die unerfreuliche Lage des
Geschäfts sollte die am nordamerikamschsn Verkehr
beteiligten sieben großen Gesellschaften zu Uebereintünf-
ten betr. den Passagierverkehr veranlassen. Jetzt gehen
in der Woche sieben Schnelldampfer und mehrere Post-
dampfer von Newyork ab. Dabei würde nur ein Teil
des Raumes ansgenützt. Es wäre leicht, durch Uebeo-
einkuuft ohne Trustbildung während der Wintermonats
ohne Benachteiligung des Verkehrs insgesamt 50 Mil-
lionen Mark zu sparen. Von dem Eintritt der Morgan-
gruppe in den nordatlantischen Rhedereibetrieb ver-
spreche er sich in Bezug auf die Lösung dieser Frage
viel. Daß Morgan die deutschen Gesellschaften benach-
teiligen wolle, glaube er nicht. Um jeder Gefahr vor!-
zubeugen, würden demnächst die deutschen Gesellschaften
in ihren Generalversammlungen eine Asnderung der
Statuten Vorschlägen derart, daß nur Deutsche und
im deutschen Reich Wohnende in den Aufsichtsrat und
den Vorstand gewählt werden können und ebenso dafür
Sorge tragen, daß nicht eine zufällige Mehrheit Be-
schlüsse fassen könne, die auf den Charakter, die Natio-
nalität oder die Geschäftsgebahrung einen im nationa-
len Sinn ungünstigen Einfluß ausüben könnten.
Baden.
— Dem „Schwäb. Merkur" wird geschrieben: Als
Orte, an denen Männerklöster in Frage kommen
können, werden die folgenden genannt: Walldürn,
ein Wallfahrtsort, an den: die Ortsgeistlichkeck schon
lange klagt, daß sie an besuchten Wallfahrtstagen nicht
mit dem Beichthören fertig werde; Haslach im Kin-
zigthal, der Geburtsort Hansjakobs, wo ein altes Ka-
puzinerkloster vorhanden ist, dessen Wiederbevölkerung
dem Gemeinderat sehr am Herzen liegt; Reichend u,
die ehemalige Benediktinerabtei im Untersee, wo auch
noch ansehnliche Gebäude vorläufige Unterkunft bieten.
Die Wahl der Kurie dürfte für alle drei Orte ans K a-
puzin er fallen, während der Regierung wenigstens
für einen dieser Orte, etwa für Reichenau, mehr den
Studien obliegende Ordensleute, etwa Benediktiner,
lieber sein dürften. Sie wird aber wahrscheinlich auch

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StadtlHeater.
Heidelberg, den 12. November.
»Lcontinens Ehemänner." Komödie von A. Capus.
dx. Eapu? ist der bekannte saiyttsckn Plauderer des „Figaro",
H^.-die Affairc" mit Spüraugen verhüte; jeden schwachen
Usiru' Üben Mißgriff der Prozeßführung präparierte er mit
" Fingern und spießte sic mit einer pünktlich gefundenen
^ iE Heute plauderte er vor uns über die lustige Historie:
i» / Gefahren der Gutmütigkeit" oder „Der Herr Kommissar
kn "Uierid Nöten." Man kennt die Künste, einen Apfel so zu
daß man aus Fleisch. Schale und Gcbäule ein lustiges
c ^affl. Maupassant bewährt an den heikelsten Stoffen
Ns seine versöhnende Kunst. Lange nicht ?o geistreich,
- siüh Verschiedene cs pflegte, hat Capris eine
U» fgr seinen Zweck zurechlgeschriitten, den Spaß
^hxkUsNkrn biederen Mann, der ein Protokoll in einer
ungsangelegenheit ausnchmen soll: Dcr Aerwste
^ge>, .. Laufe dcr Amtshandlung, daß die Dame,
sii'-t °te es geht, ihn sehr intercisieren muß. Er selbst war
tk !elkk»"^Eolet. ^ selbst ist von ihr glücklich losgckommen,
i, 1>!un dat sich nach der Scheidung „als Onkel" nach allen
sollen von tbr ausbeuten lassen. Das Erstaunen ist groß
chkx 2,mert sicv, als Leontine, die Angeschuldigte, erklärt: „Ich
vr „Onkel" zurück."
kennt dcr Unglückliche seine Pappenheimer. „Wird diese
d ^ Perfekt, „so hat kein Andrer die Frcizewordene ans
als ich Aermster. Mit ihrer liebenswürdigen Un-
st lockt sie mir dann wie früher für ihre noblen
dies.!! Geld aus der Tasche. Ich gutmütiger Esel, bin
i?° in,)?, Ehescheidung der Einzige, der elwas zu verlieren hat.
ff ist ich sie M't allen Miltein dintertreiben." Er wirft sich also
t. >svn„ " and redet zur Versöhnung: „Sie stebe im Begriff eine
begehen, (überlegen Sie sich diese Sache
wiall" Daß man von einem Kommissär alles andere

erwartet ars diesen Flit.d'NL»riltieffer, darin liegt das Lulckge
des durch und durch übermütigen Stückes, das im dritten Akt
ein Alle befriedigendes Ende nimmt. Man kann der Leontine
nicht böse sein, und so wird sie, wenn sie ihren Männern und
uns ihr buntes Theater Vormacht, Zuschauer finden, die antmütlg
mit einem Auge zwinkern, darum aber doch nicht vergessen (auch
nicht für Augenblicke), daß es sich hier nicht um Kunst, sondern
um einen hübschen Scherz bandelt.
Die Art, wie heut; Abend die Komödie heraus-
gebracht wurde, färbte sich manchmal ein wenig nach sdrm
Stammtischsrtl hin. Aber nur manchmal. — Leontine hatte
ihren ersten Mann betragen, er war io gulmütig, alle Schuld
auf sich zu nehmen, er wurde für schuldig erklärt der „Mißhand-
lung seiner Gattin". Sic geht dann zum Zirkus, creiert dort
eine Nummer im Herrensattel und nimmt jedes Hindernis Frl.
Müller creierte diese Leontine und nahm auch jede? Hinder-
nis. Es war ja lustig, im zweiten Akt den Kommissär von sei-
nem früheren zierlichen Frauchen reden zu hören, und die Dar-
stellerin bot alle Eleganz und besonders alle gute Laune auf, die
nötig war, diese Leontine recht lebendig zu machen. Hr. Ru-
dolph griff etwas zu fest zu und Härte im zweiten Akt eine
noch schönere Wirkung erzielt, wenn er et» wenig mekr in der
Verlegenheit dagestanden hätte mit dem kratzenden Finger hinter
dem Ohr, wenn er dem Ganzen etwas mehr Ruhe gegeben hätte.
E-sah übrigens köstlich aus, dieser Biedermann. Der 2. Gatte iff ein
36jährigen Baron von freisinnigen Ansichten, etwas beschränkt,-
schüchtern, leicht zu leiten- Herr Brandt betonte das Lebe,
männische in der Rolle und fand großen Beifall. Den Professor
der über die Weinstockkrankheit geschrieben hat und der ernste
Mann ist, für den Leontine in ihrer zweiten Ehe schwärmt, spielte
Herr Bernau mit guter Haltung. Herr Wiegner als Ab-
geordneter hatte eine gute Maske gemacht und gab seinen Part
vornehm und hübsch. Die Damen Jelly, Herter, Hohenau
bethätigten sich mit Erfolg in Nebenrollen.
Die Dekoration, besonders die des dritten Aktes war recht
hübsch. Alles klappte. Dies ist ein viel feineres Genre als die
Dame aus dem Restaurant Maxim. So herzlich und so an-

haltend ist schon lange nicht mehr in nnserm Theater gelacht
worden. _ L. V.
Die Kruöenkatastrophe Sei Staßfurt.
Ein ausführlicher Bericht des „Berl. Lokalanz." er-
zählt über das Unglück folgendes:
Ein furchtbares Grubenunglück hat
sich gestern in den ausgedehnten Salzbergwerken bei
Staßfurt ereignet. Aus dem Schacht Ludwig II., der
sich in Privatbesitz befindet, ist die Anbausohle in der
Länge von 200 Meter niedergegangen, und zwar in
dem Augenblick, als sich eine Schicht der Arbeiter zunr
Aufbruch rüstete. Die Arbeiter, deren Zahl bisher noch
nicht genau festgestellt werden konnte, wurden von den
herabstürzenden Steinmassen verschüttet, so daß leider
der Vermutung Raum gegeben werden muß, daß eine
Anzahl wackerer Bergleute der Katastrophe zum Opfer
gefallen ist. Die Ursache des Unglücks konnte noch nicht
ermittelt werden. Es liegt folgendes Telegramm vor:
Staßfurt, 11. Nov. Eine heftige Erderschüt-
terung machte sich heute Nachmittag halb 8 Uhr in Staß-
furt und dem benachbarten Leopoldshall bemerkbar.
Es entstand allgemeiner Schrecken. Niemand wußte
im Augenblick, woher die Erschütterung kam. Alles
vermutete, im Leopoldshaller Schacht sei eine Kata-
strophe eingetreten. Schließlich verbreitete sich die,
Nachricht, daß im Schacht Ludwig II., der im Staß-
furter Stadtbezirk liegt und vom Zentrum des Ortes
nur cirka 20 Minuten entfernt ist, ein Unglück sich er-
eignet habe. Zwei Abbausohlen — zwei Etagen im
Bergwerksban — waren in einer Länge von ungefähr
 
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