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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Donnerstag, 12. September IM.

Crstes Blatt.

43. Jahrgang. — 5r. 2!3.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 46 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 26 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Die Kaiser-Zusammenkunft.
^ Hela, 11. Sept. Auf die Nachricht, daß der
»Standort" mit dem Zaren sich der Danziger
Bucht nähere, war der Kaiser aus der „Hohen-
Zoller n" dem Gaste entgegengefahren. Bald nach
10^ Uhr vormittags kam iy der Höhe von Rixhöft der
»Standart" in sicht. Auch der russische Kreuzer
»Swetlcma" mit Großfürst Alexis, direkt von Peters-
burg kommend, wurde gesichtet. Als der „standart"
längsseit der „Hohenzollern" erschien, paradierten auf
beiden Kaiseryachten die Besatzungen. Die Musikkapellen
Monierten die Nationalhymne.. Drei Hurrahs wurden
Zur Begrüßung ausgebracht, während die Begleitschiffe
oen Kaisersalut feuerten. Nachdem sich der zum Ehren-
dienst befohlene Flügeladjutant Graf Platen auf dem
»Standart" gemeldet, begab sich der Zar in seine Gig,
begleitet von den Generaladjutanten, Baron Fredericks,
dem Vizeadmiral Lomen, dem Hofmarschall v. Bencken-
dorff. dem Flügeladjutanten Prinzen Engalitschew. dem
Fregattenkapitän v. Heyden, dem Marineattache an der
Berliner Botschaft Fregattenkapitän Pauli, dem Flagg-
offizier Prinz Golikine. dem Leibarzt v. Hirsch, dem
Minister des Auswärtigen Grafen Lamsdorff und dem
Kammerherrn v. Savinsky an Bord der „Hohenzollern".
Ter Kaiser erwartete den Gast am Fallreep. Die Maje-
stäten begrüßten und umarmten sich herzlichst. Darauf
land die Vorstellung des beiderseitigen Gefolges und der
Offiziere der „Hohenzollern" statt. Die Monarchen gingen
die Front der Ehrenwache ab und begrüßten darauf
den an Bord der „Hohenzollern" eingetroffenen G r o st-
ich rsten Alexis wärmstens. Die Majestäten begaben
stch hierauf auf das Promenadendeck, wo sie im eifrigen
Gespräch bis zur Frühstückstafel verblieben, die um 1
Uhr die Herrschaften mit dem Gefolge wieder vereinte.
Hela, 11. Sept. Bei der Tafel an Bord der
»H ohenz oller n" saß der Zar rechts vom Kai -
1e r, Großfürst Alexis links, rechts vom Zaren der
Reichskanzler, gegenüber den Majestäten Oberhofmar-
schall Graf Eulenburg init dem Grafen Lamsdorff zur
Rechten und Hofminister Baron Fredericks zur Linken.
Tie Mittagstafel verlies in angeregtester Unterhaltung.
Nachdem beide Majestäten miteinander angestoßen, trank
oer Zar dem Reichskanzler zu, dem General-
stabschef Grafen Schlieffen, dem Grafen Eulenburg,
sowie den Admiralen Hollmann und v. Tirpitz, während
der Kaiser mit dein Großfürsten ein Glas leerte und
dann Lamsdorff, Fredericks, den Grafen Benckendorff
und Dr. v. Hirsch durch Zutrinken auszeichnets. Die
Tafel winde aufgehoben, als „Hela" in Sicht kam. Bei
herrlichstem Wetter, Sonnenschein und ruhiger See
wurde die heranriahende „Hohenzollern" von der Flotte
uiit Salut begrüßt. Die Kaiseryacht dampfte mit der
deutschen und der russischen Kaiserstandarte im Groß-
topp durch die beiden Schiffslinien. Die beiden Mo-
narchen nahmen voin Kaiserstand der „Hohenzollern"
aus dis Parade über die Schiffe ab, welche über den
Toppen geflaggt hatten und deren Besatzungen Para-
dierten und beim Passieren die Majestäten mit drei
Hurrahs begrüßten, während die Bordmusiken die rns-
stsche Nationalhymne spielten. Die Kaiseryachten anker-
ton darauf an den für sie vorgesehenen Plätzen an der
Opitze der ganzen Formation. Hierauf wurden die Ad-
Wirale, die Kommandanten, Stabschefs und Flotillen-
chefs an Bord der „Hohenzollern" zur Defilierkour vor
den Majestäten besohlen.

Der Zehngebote-Hoffmairn als Harum al
Raschid
Berlin, 11. Sept. Der sozialdemokratische
Stadtverordnete Hoffmann, bekannt unter dem Namen:
»Der Zehngebote-Gofsmann", und ein Freund, der Zi-
starrenhändler Schulz fanden sich gestern beide absichtlich
M sehr verschlissener Kleidung im städt. Asyl für Obdach-
tche ein, um praktisch zu erproben, ob Klagen, die wegen
der Desinfizierung der Kleider und wegen des Badens
erhoben wurden, berechtigt seien. Unerkannt mit noch
^twa 1Z Obdachlosen und Genossen verlangte Hoffmann
Aufnahme, die ihm auch gewährt wurde. Nach Ep-
^digung der üblichen Formen wurden er und seine Be-
reiter zum Baden aufgefordert. Hoffmann widersetzte
äch dieser Aufforderung und reizte durch sein Benehmen
ststch pw übrigen Obdachlosen zum Widerstand gegen
we Beamten auf. Diese, an Zahl nur zwei, hatten der
Menge gegenüber einen sehr schweren Stand. Es ent-
uand großer Lärm, und ein Teil der „Obdachlosen", die
^ehr her Neugier wegen mitgekommen waren, entfernte
wieder. Nur Hoffmann und einige seiner Begleiter,
?uf die Eigenschaft des Stadtverordneten Pochend, blie-
zurück und beharrten auch dann noch aus der Auf-
tssthine, als- ihnen erklärt wurde, nur solche Personen
landen Ausnahme, die sich den getroffenen Bestimmungen
wid Anordnungen fügten. Da Hoffmann immer auf-
^regwr wurde, verlangte man seine Legitimation. Die
bestand nur in einem Zettel mit der Aufschrift:
»Arbeiter Hoffmann". Nunmehr wurde er hinausgs-
'wesen, wobei es wohl nicht ohne Zusammenstoß abge-
Mgen wird. Hoffmann gibt wenigstens an, ge-
"Pelt worden zu sein. Er wandte sich sehr aufgeregt

Deutsches Reich.
— Amtlicherseits wird bekannt gegeben, daß die
Vorsichtsmaßregeln Aur Verhütung der Einschleppung
ansteckender Krankheiten durch die aus Ostasien zurück-
kehrenden Truppen wegen einzelner auf den Transport-,
schiffen vorgekommener Typhus-und Ruhrfälle
verschärft worden sind. Unter Anderem wurde der voll-
ständige Abschluß der Truppen während der Zeit ihrer
Beobachtung in Bremerhaven und Münster von der Zi-
vilbevölkerung angeordnet. Die Angehörigen der zurück-
kehrenden Offiziere und Mannschaften werden im eigenen
Interesse dringend ersucht, sich nicht zum Empfange der
Letzteren nach den vorbezeichneten Orten zu begeben, da
von jetzt ab gänzlich ausgeschlossen ist, dortselbst mit den
Betreffenden in irgend einer Weise in Verkehr zu treten.
— Letzten Sonntag wurde voy den Kanzeln der
evangelischen Kirchen zu Osnabrück eine Protest-
erklärung verlesen, worin es heißt: Wir haben davon
Kenntnis genommen, daß die Leitung des Katholikest-
tages das Entgegenkommen der evangelischen Bevölke-
rung anerkannt hat. Wie bedauern aber, daß bei diesem
Entgegenkommen nicht überall dasjenige Maß innege-
halten worden ist, welches das evangelische Bewußtsein
erfordert hätte. Dieses Bedauern ist um so mehr gerecht-
fertigt, als der Verlauf des Festes der gegebenen
Versicherung, im Geiste des Friedens und der Achtung
Andersgläubiger tagen zu wollen, nicht entspra-
ch e n hat.
— Dr. v. Miguel hinterläßt außer drei Söhnen
eine Tochter, die in Schlesien an den Rittergutsbesitzer
v. Scheliha verheiratet ist. Miguels Gattin, von der er,
ohne geschieden zu sein, seit Jahren getrennt lebt, wohnt,
wie die „Freist Ztg." mitteilt, in Berlin. Miguels
Haushalt führte seit zwanzig Jahren eine Nichte.
Frankfurt a. M„ 11. Sept. Die Beerdi-
gung Miguels hat heute unter großartiger Teil-
nahme der Bevölkerung stattgefunden. Minister v.
Rheinbaben sprach der Familie das Beileid des
Kaisers aus, in defsen Namen er an der Bahre einen
Kranz niederlegts. Am offenen Grabe hielt u. A.
Oberpräsident v. Bennigfen dem Freunde und
Parteigenossen aus alter Zeit einen warmen Nachruf.
Er sei als vielleicht einziger noch lebender Begründer des
Nationalvereins verpflichtet, dem alten Freunde, den
er noch vor Kurzem gesehen, einen letzten Abschied nach-
zurufen. Miguel sei unter den ersten Männern des
vergangenen Jahrhunderts einer der ersten gewesen, nnd
sein Andenken werde in Deutschland nie erlöschen. Die
Angehörigen v. Miguels erhielten vom Großherzog
von Baden folgendes Telegramm: „Ich danke Ih-
nen für die Anzeige von dem Ableben Ihres Herrn
Vaters. Ich nehme aufrichtigem Anteil an diesem Ver-
luste und spreche Ihnen mein treues Mitgefühl an Ihrer
Trauer aus, dis ich von Herzen mit Ihnen teile. Das
Gedächtnis an Ihren werten Vater wird stets teuer
bleiben. Friedrich, Großherzog von Baden."
Berlin, 10. Sept. Zum sozialdemokratischen
Parteitag liegen bereits 90 Anträge und Resolutionen
vor.
Baden.
— Der „Volksfrc und" bezeichnet den Attentäter
Czoglosz aufgrund einer längeren psychologischen Betrach-
tung als irrsinnig. Ob das zutrifft oder nicht, bleibe
dahingestellt. Manches spricht dafür, daß solche Leute im

an einen Magistratsdiener, dem er aber auch nicht von
Person bekannt war. Aufgefordert, den Wärter zu be-
zeichnen, der ihn geprügelt habe, war Hoffmann dazu
außer Stande, so daß man seinen Angahen nur wenig
Glauben schenkte. Schließlich blieb den Beamten, um
endlich Ruhe im Obdach zu haben, nichts übrig, als
Hoffmann mit seinen Begleitern durch einen Schutzmann
sistieren zu lassen. Diefer brachte die „Genossen" nach
der Polizeiwache, wo man die Herren so lange be-
hielt, bis ihre Personen festgestellt worden waren.
Nach derDarstellungHoffmanns weigerten sich dieAsy-
listen, etwa 70 an der Zahl, zu baden, weil ihnen bei
offenem Fenster zu kalt fei und er mit seinen: Begleiter
schlossen sich der Weigerung an, um sich nicht mißliebig
zu machen und um eventuell Ausschreitungen gegen sich
zu verhüten. Als die Beamten nach 10 Minuten zu-
rückkehrten und sahen, daß Niemand Anstalten zur Ent-
kleidung gemacht hatte, ertönte der Befehl: „Heraus!"
Ein auf der Pritsche mit aufgestütztem Arms liegender
Obdachloser wurde von einem großen, kräftigen Wärter
mit Faustschlägen in den Rücken traktiert, und auch
mehrere andere Obdachlose mißhandelt. Als Hoffmann
und sein Begleiter erklärten, daß sie bereit seien,, zu
baden, wurde ihnen angedeutet, daß sie sich nicht ausge-
zogen hätten und deshalb ebenfalls das Obdach räumen
sollten. Auch sie wurden grob beschimpft und derartig
mißhandelt, daß Hoffmann blaue Flecken am Ober-
körper erhielt. Nun verlangte Hoffmann, wegen der
ungerechtfertigten Behandlung vor den Inspektor geführt
zu werden. Erneute Mißhandlungen und noch schwerere
Beschimpfungen waren die Folge dieses Verlangens.
Als Hoffmann auf der Straße sich befand, ersuchte er

Kopfe nicht richtig sind. Hier soll nur festgestellt werden,
daß die Auffassung des „Volksfreiind" einen Fortschritt
gegenüber derjenigen, die früher in der sozialistischen Presse
herrschte, bedeutet. Früher waren die Attentäter samt und
sonders Märtyrer; gleichsam als Heilige prangten sie
in den sozialistischen Kalendern. Jetzt sind sie Verrückte!
L.6. Karlsruhe, 11. Sept. Der Landesaus-
schuß der national-liberalen Partei tritt am nächsten
Sonntag zu einer Sitzung hier zusammen, um den Wahl-
aufruf festzustellen.
Karlsruhe, .11. Sept. Die Verhandlungen der
hiesigen N a t i on a 11 i b e r a I en mit dem Zen-
trumsortsausschuß behufs gemeinsamer Auf-
stellung von Landtagskandidaten in Karlsruhe sind ab-
gebrochen. Wie verlautet, hatte die nationalliberale
Partei zugestanden, daß einer der drei Kandidaten ein
vom Zeittrum selbständig zu nominierender Zentrums-
mann sein könne, und daß die Kandidaten auf das di-
rekte Wahlrecht ohne Kanteten verpflichtet würden, da-
gegen die Forderung abgelehnt, daß beide von den Na-
tionalliberalen aufgestellten Kandidaten nicht gegen die
kirchenpolitischen Forderungen des Zetttrums stimmen
dürften. Das überhaupt zu verlangen, war von dem
Zentrum durchaus unpassend. Es ist das gerade so
als hätten die Nationalliberalen vom Zentrumskandk-
daten verlangt, er solle sich auf ihren kirchenpolitischen
Standpunkt stellen.
Karlsruhe, 11. Sept. Genosse Bernstein
hat sich mt die Karlsruher Genossen gewandt mit der
Bitte, ihm ein etwa freies Mandat zum Partei-
tag anzuvertrauen, damit er nicht von dem Wohlwollen
des Parteitages abhängig sei, sondern Redefreiheit bean-
spruchen könne, um sich gegen Angriffe zu verteidigen.
Der hiesige soz.-dem. Wahlverein hat mit geringer Mehr-
heit beschlossen, den Antrag zu stellen, daß der 10. bad.
Wahlkreis den Genossen -Bernstein als einzigen und
alleinigen Vertreter nach Lübeck entsende. Als jedoch
dieser Antrag an die Wahlkreiskonserenz gelangte, fand
er Widerspruch. Es sei nicht angängig, die Wahl eines
Genossen zu empfehlen, den die allerwenigsten persönlich
kennen. Auch würde man aus der Entsendung Bern-
steins als einzigen Vertreters leicht den Schluß ziehen,
daß die Karlsruher Parteigenossen kritiklos sich zu allen
Anschauungen Bernsteins bekennen, was durchaus nicht
der Fall ist. Dagegen stehe nichts im Wege und es sei
sogar eine Pflicht gegenüber einem so alten und ver-
dienten Parteigenossen, wenn man neben der Ernennung
des Genossen Fendrich zu mersten Vertreter den
Genossen Bernstein zum zweiten Vertreter ernenne. Es
wurde auch die Ansicht ausgesprochen, daß das persön-
liche Erscheinen Bernsteins in Lübeck eher eine Anktähel-
rung der verschiedenen Anschauungen betr. der Taktik
herbeiführen werde als das Gegenteil. Bei der Ab-
bes Genossen Fendrich zum ersten Vertreter den
zum 1. und Bernstein mit allen gegen 11 Stimmen zum
2. Vertreter ernannt. Die Luft ist sehr mit Elektrizität
geladen. In den Kreisen der hiesigen Genossen gährt
es schon lange gegen die Parteileitung, und die Wahl
Bernsteins ist ein kaum verhüllter Protest gegen dieselbe.
Fendrich tritt in einem Aussatz der Sozialist. Monats-
hefte für die Bewilligung der bundesstaatlichen Budgets
und für sonstige Opportunitätspolitik gegenüber der
grundsätzlichen Neinsagerei der „Alten" ein. Auch das
Schiedsgericht wegen der Hamburger Akkordmaurer hat

den patrouillierenden Schutzmann mit ihm ins Obdach
zu gehen, um die Namen der Schuldigen festzustellen.
Der Schutzmann zeigte sich bereit, wurde aber von den
Beamten des Obdachs daran verhindert. Jetzt gab sich
Hoffmann als Stadtverordneter zu erkennen. Das
könne Jeder sagen, so hieß es, worauf Hoffmann vom
Polizeirevier sich Hilfe holte. Der Inspektor war in-
zwischen von dem Vorgefallenen in Kenntnis gesetzt wor-
den und empfing die Herren an der Thüre des Asyls.
Mit ihnen und den Polizeibeamten ging er in die Jnnen-
räume und ließ dort das gesamte Personal zur Fest-
stellung der Beschuldigten vorführen. Einer der Wärter,
gegen die Strafantrag gestellt werden soll, ist ein Bruder
des sozialdemokratischen Stadtv. Liebenow.
— Aus dem „Kladderadatsch". Gesucht wird im „Bayeri-
schen Kourier" als Kälberpflegerin ein „außerordentlich anständi-
ges, gescheites, gebildetes, feines, pflichttreues, aufopferndes,
sympathisches Wesen". Das geht ein bischen weit. So viel
gute Seiten können ja kaum von einer „Zukünftigen" verlangt
werden. — In Winden hak auf der Bahn ein Vassagier einen
andern durch einen Schuß verwundet. Die „Pfälzer Zeitung"
vom 31. August berichtet darüber: „Der Attentäter, welcher nach
seinem ganzen Benehmen geistesgestört zu sein scheint, wurde von
dem dienstthuenden Beamten sofort verheiratet." Das war wohl
das Unvernünftigste, was in diesem Fall geschehen konnte. — Im
„Golhaischen Tageblatt" vom 31. August werden die Kameraden
vom Veteranenverein ersucht, bei der Sedanfeier „im dunklen
Anzuge und möglichst hohen Hut zu erscheinen." Gelten Hüte
von außergewöhnlicher Höhe vielleicht für ein Zeichen besonders
patriotischer Gesinnung?
— Zn höheren Regionen. Dienstmädchen: „Herr Professor,
der Stör» hat ein kleines Bübchen gebracht." — Professor
(arbeitend): „Geben Sie ihm ein Trinkgeld und stellen Sie ihn
vorläufig dort in die Ecke."
 
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