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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0939

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Samstag, 30- November Ml.

« ^

U. 281.



O-
(9




Erscheint täglich', Sonntags ausgenommen-

«reis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
, zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr. ^ .
l »zeigen Pr eis: 20 Pfg. die Ispaltige Petiizeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Prtvatanzeigen ermäßigt. - Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
borgeschricbenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsaulen. Fernsprech-Anfchluß Nr. 82.

England wünscht Ariedensvorfchläge der Wirren.
London, 29. November. Der Minister des Innern
Ritchie sagte gestern in einer zn Croydon (bei London)
gehaltenen Rede, Lord Salisburys Erklärung in seiner
Guildhallrede, daß den Buren keine Unabhängigkeit
gelassen werden könne, sei völlig verdreht worden.
Salisbury habe gemeint, die beiden Republiken dürften kein
gesondertes Dasein mehr haben wie früher. Die Regierung
iei außerstande, einmal abgelehnie Bedingungen den Buren
goch einmal anzubieten. Wenn aber irgend ein General,
"er Bewaffnete vertrete, Vorschläge machen
würde, die irgendwie den seiner Zeit abgelehnten Be-
dingungen entsprächen und zum Ausdruck brächten, daß die
^uren mit einer repräsentativen Regierun'g
Einverstanden seien, dann glaube Redner wohl, daß
diese Vorschläge die Grundlage für einen Friebe ns-
Ichluß bilden würden.
Deutsches Reich.
— Der Etat für die Expedition nach Ostasien
Mr 1902 erreicht an Einnahmen 11504824 Mk.,
dos ist die am 1. Januar 1903 fällige 1. Rate der Ent-
kdbädigung von China. Aus der ersten Zahlung Chinas
Wllen die Entschädigungen an deutsche Privatpersonen und
Gesellschaften in einer Gesamthöhe von 13 484 644 Mk.
befriedigt werden, die vielleicht durch Nachmeldungen auf
15 000 000 Mk. steigen werden. Die Gesamtausgaben
des Etats betragen 39 258 824 Mk. gegen 123 322 000
diark im Vorjahre, darunter 491000 Mark Pensionen,
^ittwen- und Waisengelder.
Deutscher Weichstag.
Berlin, 29. Nov. Prä ident Graf Balrestrem
^öffnet um 1,20 Uhr die 100. Sitzung und spricht seinen
^onk für den Blumenschmuck aus, womit die Schriftführer
Präsidentensitz geschmückt habe.
§ Die Beratung der S e e m a n n s 0 r d u u u g wird bei
r. 33 fortgesetzt. Die Kommissioirsfassung besagt: Im Hafen
ü ein Schiffsmann nur in dringenden Fällen schuldig, länger
zehn Stunden täglich zu arbeiten, in den Tropen acht
Kunden. Den Schiffsoffizieren ist im Hafen eine Ruhezeit
o>r wenigstens acht Stunden innerhalb'je 24 Stunden zu ge-
fahren. Weitere Arbeit ist als Ueberstundenarbeit zu bcr-
Sriten.
». Ein Antrag Albrecht (Soz.) will die Arbeitszeit in den
l^open auf höchstens acht Stunden beschränken. — Ein An-
.Bg Stockmann lReichsp.) will 1) bezüglich des Tropen-
, 'cmsws keine Ausnahme machen, wenn es sich ausschließlich
ZU Aufsichtsdicnst oder Arbeiten zur Verpflegung oder Be-
Zknung der an Bord befindlichen Personen handelt; 2) Uebcr-
^vdenarbeit nur vergüten, soweit diese nicht zur Verpflegung
Bedienung der au Bord befindlichen Personen, zum
ZsEarmachen des Schiffes oder Sicherung des Schiffes in
wgenden Fällen erforderlich ist.
Unterstaatssekretär Rothe und Geheimrat v. d. Hagen
.jssaren sich namens der Regierung mit dem Antrag Stockmann
^erstanden und bekämpfen den Antrag Albrecht.
k. Die Debatte geht wieder sehr ins Weite und Einzelne.
L sheimrat v. Jonquieres gibt dabei zu bedenken, daß
nur von dem Aufenthalt im Hafen und auf der Rheede
j^wle. Man solle doch vergleichen, welche Arbeiten Kellner
großen Restaurants hätten.

Antrag Stockmanu wird schließlich angenommen, der
stW Albrecht abgelehnt.
34 betrifft den Wachtdienst. Auf der See geht der
^amÄ^yst für die Mannschaften in zwei Abteilungen. Bei
^.-Pslchisfen für transatlantische Fahrt ist der Dienst des
^^wmenpersonals in drei Wachen eingeteilt. Diese Vor-

schriften gelten nicht für Fährten von nicht mehr als zehn-
stündiger Dauer.
Ein Antrag Albrecht will den letzten Satz und die
Worte „in transatlantischer Fahrt" streichen. Ferner liegt
ein redaktioneller Antrag Raab vor.
8 34 wird schließlich in der Kommissionsfassung ange-
nommen.
8 35 betreffend Sonntagsruhe verbietet für Schiffe auf
transatlantischer Fahrt die planmäßige Ausfahrt an Sonn-
tagen innerhalb des Reichsgebietes mit Ausnahme der Post-
dampfer und ebenso das Löschen an Land für Sonntage. Hier-
von sind ausgenommen Postdampfer, Reisegepäck und leicht
verderblicher Güter.
Ein Antrag Albrecht will „in transatlantischer Fahrt"
streichen und sieht sonstige redaktionelle Aenderungen vor.
Cahensly betantragt, daß nur subventionirte Post-
dampfer Sonntags ausreisen dürfen.
Stockmann beantragt, das Verbot des Ausreisens an
Sonntagen ganz aufzuheben.
Hanseatischer Gesandte Kluegmann spricht gegen
das Verbot der Ausreise an Sonntagen. Es bestehe in der
ganzen Welt nicht.
Staatssekretär Dr. Graf v. P 0 s a d 0 w s k y: Die be-
deutendsten Auslandlinien ließen ihre Dampfer Sonntags
auslaufcn.. Ich glaube nicht, daß die deutsche Auffassung
einer übertriebenen Sonntagsruhe auf die Dauer gefallen
könnte. Verbieten wir aber unseren Schiffen das Auslaufen
an Sonntagen auch aus fremden Häfen, so würde die aus-
ländische Konkurrenz sich ein Vergnügen daraus machen,
ihrerseits von unseren Häfen Sonntags Schiffe auslaufen zu
lassen. Allgemein bekannt ist, daß man in fremden Staaten
große Anstrengungen macht, den interoceanischen Verkehr un-
ter eigene Kontrolle zu bekommen, und diese Angelegenheit ist
von allergrößter Bedeutung. Ich stehe durchaus auf dem
Standpunkt, daß wir den arbeitenden Klassen den Sonntag
erhalten müssen, und ich glaube, wir werden auch auf man-
chem Gebiet viel weiter gehen müssen als bisher — aber ich
glaube, wir^ können nach deutscher Auffassung um der Sonn-
tagsruhe willen die großen internationalen Verbindungen nicht
unterbrechen. Ich bitte, den Antrag Stockmann anzunehmen.
Der Antrag Stockmann wird gegen die Stimmen
der Sozialdemokraten und des Zentrums angenommen;
das Verbot des Auslaufens an Sonntagen
ist somit ge strich en.
K 35 wird in nunmehriger Fassung angenommen.
8 36 will die Thätigkeit der Mannschaften an Sonntagen
auf das beschränken, was zur Sicherung der Fahrt, zur Ver-
pflegung und Bedienung der an Bord befindlichen Per-
sonen nötig ist, und sieht ferner für die Mannschaften Ge-
legenheit oder Urlaub zur Teilnahme am Gottesdienst ihrer
Konfession vor. Hierzu wird mit großer Mehrheit ein Antrag
Cahensly angenommen, wonach den Mannschaften auf Wunsch
auch die Teilnahme an den gemeinschaftlichen Andachten ihrer
Konfession zu gestatten ist. — 8 36 wird ohne Debatte ge-
nehmigt.
Nach 8 36 b sollen die Vorschriften betreffend Bezahlung
von Ueberstunden für Schiffsoffiziere nicht gelten, wenn nicht
anders vereinbart ist. Ein Antrag Albrecht will diese Bestim-
mung streichen.
Bremischer Bundesratsbevollmächtigter Pauli und Ka-
pitän zur See Schmidt sprechen sich in der Debatte gegen
den Antrag Albrecht aus, der schließlich ab gelehnt wird.
8 36 b wird in der Kommissionsfassung angenommen,
ebenso die folgenden bis § 40.
Morgen 1 Uhr Weiterberatung. Schluß 5U Uhr.

Baden.
8.6. Karlsruhe, 29. Nov. Zum Verständnis der
in der Ansprache des Staatsministers v. Brauer an-
gekündigten Gesetzesvorlage betreffend die Ueberleitung des
ehelichen Güterrechts des älteren Rechts in das
Reichsrccht ist zu bemerken: Sämtliche Ehen, die vor dem
1. Januar 1900 geschlossen sind, also weitaus die meisten
wurden zunächst vom Bürgerlichen Gesetzbuch überhaupt
nicht berührt. Nur ein neuer Ehevertrag durfte jetzt
geschlossen werden, obwohl er nach badischem Recht noch

Ehcabschluß unerlaubt war. In diesem neuen Ehevertrag
konnte das Güterrecht des B.G.B. eingeführt werden.
Sonst gilt das alte Recht weiter und erst vom 1. Januar
1905 an tritt eine Erschwerung ein, indem dort mindestens
ein Eintrag zum amtsgerichtlichen Güterrechlsregister er-
folgt sein muß, wenn das alte badische Güterrecht zu Un-
gunsten eines Dritten geltend gemacht werden will. Da
die angeregte Abschließung neuer Eheverträge nicht eintrat,
obwohl die Gebühren dafür ermäßigt wurden, ist zu be-
fürchten, daß »och auf ein Menschenalter hinaus das alte
badische eheliche Güterrecht für viele Ehen Geltung haben
würde. Daß dies ein Mißstand wäre, wurde schon früher
anerkannt. Schon im letzten Landtag wurde erwogen, ob
nicht von gesetzeswegen gesorgt werden soll, daß auch,
wenn die Ehegatten keinen neuen Ehevertrag abschließcn,
doch das B.G.B. auf ihre güterrechtlichen Verhältnisse
Anwendung finden soll. Man nahm aber davon Abstand, weil
die Zeit damals drängte, das neue Recht auch noch keine
praktischen Erfahrungen gezeitigt hatte und man abwarten
wollte, wie sich die Neuregelung in anderen Staaten- die
sie vorgenommen hatten, bewähren werde. Jetzt soll diese
gesetzliche Regelung dahin stattfinden, daß auch ohne Zu-
thun der Ehegatten, also ohne daß sie einen neuen Ehe-
vertrag abschließen müssen, das B.G.B. an Stelle des
badischen Landrechts für ihre ehelichen Güterverhältnisse
maßgebend sein wird. Wesentlich in Betracht kommt da-
bei, daß unsere badische Ehefrau in vielen Punkten der
Ermächtigung des Mannes zu Rechtsgeschäften bedarf,
wofür sie die Ehefrau des B.G.B. nicht gebraucht. Durch
die beabsichtigte gesetzliche Vorlage würde also auch eine
gleichartigere rechtliche Stellung der Ehefrauen erreicht
werden.
Wadischer Landtag.
8.6. Karlsruhe, 29. Nov. (3. Sitzung der
Zweiten Kammer. Am Regierungstisch: Minister
Schenkel, Ministerialrat Glöckner. Alterspräsident Pflüger
eröffnet die Sitzung um '/.10 Uhr. Die Beratung über
den Wahlprotest gegen die Wahl in Villi 11 gen - Neustadt
wird fortgesetzt.
Abg. Hng (Zentr.): Wenn man den 8 45 der Wahlord-
nung, auf den sich der Protest stützt, cinwenden wolle, müsse
man ans die ratio legis, auf den Geist des Gesetzes zurück-
gehcn. Der 8 45 sei nicht Selstzweck, sondern nur Mittel zum
Zweck. Wenn nachgewiesen werden kann, daß die Wahl kor-
rekt vor sich ging, dann liege kein Anlaß zur Kassation vor.
Redner sucht diesen Nachweis zu erbringen. Wenn man auf
solcher Grundlage die Wahl kassieren wollte, so heiße das den
Formalismus auf die Spitze treiben. Er bitte daher, dem
Kommissionsantrag beizntreten. Abg. Birkenmeyer
(Zentr.) tritt ebenfalls für den Kommissionsantrag ein.
Binz habe zwar in sehr interessanten Darlegungen den Fall be-
leuchtet, sei aber zu einem falschen Schlüsse gekommen. Aller-
dings wurde ein schwerer Fehler gemacht, es komme aber
sehr darauf cm, ob derselbe das Wahlresultat beeinflussen
konnte. Das war im vorliegenden Fall nicht möglich. Der
Ausschluß der Oeffentlichkeit war völlig belanglos. (Abg.
Binz: Dann könnte man ja auch geheim wählen I) Birken-
meyer, durch den Zwischenruf völlig aus dem Konzept gebracht,
fragt erregt den Präsidenten, ob man den Redner fortwährend
unterbrechen dürste. (Wacker: Im allgemeinen darf man es Ist
Abg. Drccsbach (Soz.): Auch in diesem Falle komme seine
Partei zu dem gleichen Resultat, wie bei der Wahl in Engen—-
Stockach. Denn es sei das Prinzip der Oeffentlichkeit, das
ebenso wichtig sei, wie das Wahlgeheimnis, verletzt worden.
Zur Begründung seines Standpunktes schließt sich der Redner
den Ausführungen des Abg. Binz an. Abg. Wacker (Zeistr.st
bringt das Versehen mit den Wahlzetteln in Freiburg und im

Konzert der Karmmne-Kesessschaft.
X Heidelberg, den 30. November.
Gesellschafts-Konzert welches, wie alljährlich, die
gab am Donnerstag für ihre Mitglieder veranstaltete,
lass>, ""eder einmal Herrn Musikdirektor Sahlender Veran-
ieistx sich als den tüchtigen, umsichtigen und gewandten Orchester-
zeigen, als welcher er noch aus jener Zeit, wo es ihm öfter
Üehj war, den Dirigentenstab zu führen, in bester Erinnerung
§eisj,n- . r Abend, dessen günstiger Verlauf und der warme
5h,kg/s.. des zahlreichen Publikums bewies sowohl die treffliche
dez Dirigenten wie deren Würdigung seitens der Zu-
sstPd- Auch als Komponist begegnet man Herrn Sahlender
sh"« dem Programm. Wenn auch nicht durchweg originell,
> ßine Kompositionen ungemein an durch ihre ungesuchte
formelle Abgerundetheit und eine gewisse glückliche
?ebr„B>che Färbung. Aach die in diesem Konzert zu Gehör
Ar Am Stücke „In der Kapelle" (geistliches Lied) und „Heim-
den Wald" für Orchester weisen diese Vorzüge ans,
. E ss"" auch ihre freundliche Wirkung nicht verfehlten.
' Ah i n l - S a tz n s , welcher mit zwei Werken vertreten
I»^rn üu jenen Tonschöpfern unserer Zeit, welche die von
V^Üen^ - u Musikrevolutionären neugeschaffenen Bahnen be-
Mrnix" wochten, ohne aber mit den überkommenen Gesetzen und
in - alleren Tonkunst brechen zu wollen. Das Resultat
^ cin/st glückliches; es entsteht ein Zwittcrding, welches
« Extrem ins andere fällt und das in seiner Gesamt-
er ^ unerquicklich bleibt. Auch die symphonische Dichtung
Scheidewege stehenden „Herkules" leidet an diesem
Ublx„ syd kann trotz mancher fesselnden Episode keinen unge-
^>enuß bereiten. Dabei ist die musikalische Erfindung


recht dürftig, von dem phitisnösin Hauvttyema angefangeu vts
zu dem in der Schlußapotheose verwendeten überaus banalen
Walzermotiv. Weit mehr daheim fühlt sich derselbe Komponist
in seinem neuerdings zum Parade- und Leibstück aller Cellisten
gewordenen Cellokonzerte op. 33. Hier bringt er es in den
Grenzen de: alten Form zu recht hübschen Effekten und hat das
Verdienst zu beanspruchen, die obligate Langeweile, welcher sonst
der Cellokonzertttttcratur erbarmungslos onhaftet, so ziemlich
vermieden zu haben. Die sehr schwierige Komposition erfordert einen
ausgereiften Künstler. Herr Brumm löste se n: Aufgabe mit dem
allerbesten Gelingen; sein schöner weicher Ton und seine ausgezeich-
nete Technik kamen bei dieser Gelegenheit, wie auch in den außerdem
von» ihm gespielten Solostncken trefflich zur Geltung. Die
Sängerin des Abends, Fräulein Fried el Hart mann aus
Düsseldorf, zeigt noch einige Symptome von Ansängerschaft, doch
verfügt sie über eine in der Höhe recht ansprechende Sopran-
sitmme und gute musikalische Schulung, welche Eigenschaften be-
sonders in den Liedern von Weingartner, Steinbach und Umlauft,
weniger in der Arie aus Kretschmers „Folkungeru" und dem
Sahlender'schen „geistlichen Liede" hervoriraten. Das Konzert
wurde mit einer sthr schwungvollen Wiedergabe der „Nicnzi"-
Ouverture eingeleitet und schloß mit zwei Sätzen aus der
Moszkowski'schen Suite „Aus aller Herren Länder". O. S.
Kleme Zeitung.
— Kein Vergnügen ohne . . . Herren.! Die jungen
Mädchen von Great Bend, Pennsylvania, organisierten vor
einiger Zeit eine Anti-Tabaksliga, deren Hauptparagraph
dahin lautete, daß kein Mädchen mit einem jungen Manne

verkehren jollle, welcher Tabak in irgend einer Form ge-
brauche. Die jungen Männer der Ortschaft organisirten
nun sofort eine „Schutz- und Trutzorganisation" und be-
schlossen einstimmig, nur noch jungen Damen, die außerhalb
Gread Bend wohnen, den Hof zu machen. Eine Zeit lang
hielten die jungen Mädchen Great Bends diese Vernach-
lässigung aus, aber jetzt hat sich die Anti-Täbaksliga in
Rauch aufgelöst.
— Berschnappt. Richter: „Leugnen Sie doch den Einbruch
nicht. Ihre Stiesel paßten ganz genau in die Fußstapfe», die
man vor dem Hause gefunden hat!" — Angeklagter: „Das ist
ein Beweis für weine Unschuld ... die Stiefel Hab' ich nämlich
erst am nächsten Tage gestohlen I"
— Vergaloppiert. „Ich hoffe, Sic werden mich an meinem
Jour besuchen, Herr Doktor, Sie werden da auch einen ganzen
Kreis hübscher Damen antreffen." — „O bitte, gnädige Frau,
wenn ich komme, geschieht das nicht wegen der hübschen Damen,
sondern bloß Ihretwegen."
Lesefrüchte. Thoren und gescheite Leuts sind gleich unschädlich.
Nur die Hatbnarren u»d Halbweisen, das sind die gefährlichsten.
(Goethe.)— Geduld mit der Streitsucht der Einfältigen!
Es ist nicht leicht, zu begreifen, daß man nicht begreift.
(Marte von Ebner-Eschendach.)

Die heutige Nummer besteht aus vier Blättern mit zusammen 18 Seiten.
 
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