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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0655

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Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättcrn monatlich SV^Pf^^in's^aus ^br^cht, ^bei^ der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
Knzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum, ^eklamezeile 40 Pfg. Für hicüge^Geschäf^s-^ ermäßigt. — Für die Aufnahme von Ameiaen an bestimmt
^ vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82."

Hie Enthüllung des Urinz Wilhelm-Denk-
mals in Karlsruhe.
Karlsruhe, 18. Oktober.
Dem telcgr. Bericht über die Feier ist noch hinzuzufügen:
41s nach der Ansprache des Grotzherzogs unter dem Donner
der Geschütze und dem Geläute aller Glocken die Hülle des
Denkmals gefallen war, präsentierte die Ehrenkompagnie und
ste Leib-Grenadierkapelle spielte den Präsentiermarsch. Sämt-
llche Fahnen wurden gesenkt. Der „Liedcrkranz" sang unter
Begleitung der Lcib-Dragonerkapelle den 2. Vers der badischen
-6olkshhrnne. Es folgte die Besichtigung des Denkmals durch
"je Höchsten Herrschaften und die Niederlegung von Kränzen,
während ein Chorgesang („Prinz Wilhelm"-Jubelhymnus
»on Karrer, Musik von Krembser), vorgetragen vom „Lieder-
nanz" und der Leib-Dragonerkapelle ertönte. Es war eine
^hebende, herrliche Feier, die allen Teilnehmern unvergeß-
bch bleiben wird. Die Stadt prangte in» Flaggenschmuck. Am
vormittag blieben die städtischen Kanzleien und Kassen ge-
Wossen, die städtischen Arbeiter erhielten, soweit sie im
Dienste abkömmlich waren, dienstfrei; den nicht abkömmlichen
»>urde ein lOOproz. Lohnzuschlag für die Dienststunden am
Mutigen Vormittag bewilligt. Abends fand ein Festbankett
»att. Um 7 Uhr erschien der G r o ß h e r z o g in der Uniform
"es Leibgrenadier-Regiments mit den Abzeichen des Gene-
ralobersten und die Prinzen Max und Karl von der Ver-
sammlung durch Erheben von den Sitzen begrüßt. Nachdem
"er Grohherzog Einzelne der Herren freundlich begrüßt hatte,
ssahrn er mit den Prinzen in der Mitte der Ehrentafel Platz.
gleicher Zeit begann die Kapelle des Leibgrcnadicr-Regi-
faents unter Boettges Leitung den Prinz Wilhelm-Marsch zu
sdielen. Bald entwickelte sich ein zwangloses, echt kamerad-
schaftliches Treiben. Man freute sich, alte Bekannte zu be-
nützen, die man vielleicht seit dem großen Kriege incht mehr
»stehen hatte. Ehemalige Regimerrtsangehörige tranken ihren
Lustigen Vorgesetzten zu, ein Zeichen, daß diese es verstanden
hatten, sich die dauernde Achtung und Anhänglichkeit ihrer Un-
ergebenen zu erringen. Nach dem zweiten Musikakt ergriff
Begrüßungsrede Generalmajor Fritsch das Wort. Das
Koch auf den Großherzog, das er ausbrachte, fand brau, enden
Widerhall. Der erste Chorgesang, mit dem uns der „Karls-.
Kcher Liederkranz", unter Herrn Musikdirektor Julius Scheidts
^Nrperamcntvoller Leitung erfreute, war der „Gruß ans
Mner Land". Nachdem dieser verklungen, xrgriff der G ro ß-
^erzog das Wort und sprach:
. »Herzlichen Dank für die Worte, die wir soeben vernom-
men und die Sie mit solcher Wärme ausgenommen haben —
Mit einer Wärme, die ich in tiefster Dankbarkeit erwidere und
v°n der ich nur sagen kann: sie entspricht den Erfahrungen,
ste ich in langen Jahren gemacht habe, den Erfahrungen, daß
M treue Gesinnung überall noch obenan ist.
. Ich möchte All' denen, die dazu beigetragen haben, das
?Ut enthüllte Denkmal zu Stande zu bringen, nochmals Dank
?Sen dafür, daß Sie es mit so groherHingebung. daß Sre nnt
m großen Opfern teilweise es zu Stande brachten, dieses Denk-
M. das Ihnen selbst auf lange Zeit hinaus zur Ehre gereicht,
it'e Vergangenheit zu ehren und auf die Vergangenheit die
Äugend hinzuweisen — besonders das letztere, meine Freunde,
Mt not. Das müssen mir mehr und mehr pflegen, daß die
Ziehung, die seiner Zeit stattgefunden hat und die jetzt noch
Mfindet, in Kraft bleibe und daß sie auch zum Wohle, zur
Me und zur Größe des Reiches dienen möge. Ja des
^iches l
, Kein Fest führt uns so wie das heutige dahin, zu Wer-
ken und zu prüfen, daß die Zeit, in der auch mein seliger
^"Uder gekämpft hat, daß diese Zeit viel verlangt hat. Jetzt,
r? wir in einem festen geordneten Zustande uns befinden, ist
,.s.rnehr und mehr nötig, auf die Zeit hinzuweisen, wo das
iW der Fall war; das Reich ist errungen worden; em Kaiser,
k" das Heer mit diesem Gedanken erfüllt und durch das
^°r das Volk mitreißt auf dem Weg, der unwiderstehlich sein
und unwiderstehlich bleiben wird, die Hingebung, die

Selbstlosigkeit und damit den Ruhm der Tapferkeit herbei-
führt, und wenn man den Mut der Ucberzeugung hat, alles
erreichen kann.
Der heutige Tag, meine Freunde, greift noch weit zurück
in die frühere Vergangenheit, und ich kenne nur zwei Ereignisse
der Geschichte, an die uns der heutige Tag erinnern muß: als
gute Deutsche denken wir an Leipzig, das ist die Erinnerung
an die Zeit, wo der erste Anfang geschah zu einem freien und
starken Reich; aber das ist jetzt erst erreicht worden mit durch
Den, dessen Geburtstag heute ist: mit durch Kaiser Friedrich.
Unter Kaiser Wilhelms Führung ist das Heer zum Siege
geführt worden und nicht den geringsten Anteil an den er-
rungenen Erfolgen hat Kaiser Friedrich: er hat mit ihm die
Wege eröffnet und auf ihnen alle diejenigen mitgeführt, die
der gleichen Meinung, der gleichen Gesinnung waren. Diese
Erinnerung aber führt uns dahin, daß wir das, was erreicht
worden ist, erreicht worden ist mit der ganzen Kraft unserer
Ueberzeugung. Daß wir das aufrecht erhalten, das muß
unser Streben sein. Es ist ganz zweifellos, daß das wieder-
gcwonnene Reich, .ja das Kaiserreich, eine Festigkeit erlangt hat,
die allerdings nur durch ein Heer, wie es jetzt besteht, gestützt,
verteidigt, erhalten werden kann.
Also meine Freunde, inmitten alter und junger Soldaten
giebt cs keine schönere und erhebendere Ucberzeugung, als
auf diesen Pfaden zu beharren und die Jugend anzuleiten, daß
sie erkenne, was not thut. Gottlob, daß wir in Frieden leben.
Aber der Friede kann nur erhalten werden durch Macht und
Stärke, und die Macht und die Stärke, das ist das Heer und bei
dem wollen wir beharren, das soll die Zukunft des Volkes,
das soll die Schule des Volkes, das soll die Erziehung sein
für die ganze Nation.
In dieser Ueberzeugung, meine Freunde, glaube ich,
Ihrer Empfindung zn entsprechen, wenn ich — in der tiefen
Ueberzeugung, daß ein Hoch, welches wir ausbringen, auch
zugleich ein Eid und ein Bekenntnis sei, eine Versicherung —-
wenn ich Sie auffordere, des Deutschen Kaisers zn gedenken.
Dieser ist des Landes Hort. Dieses ist erlangt worden durch
die Heldengestalten, die ich vorhin nannte und zu denen ich
auch meinen Bruder rechne. Und in Dankbarkeit dafür, was
alle diese geleistet haben und opferfreudig gewesen sind, rufen
wir aus tiefstem Herzen:
Unser Deutscher Kaiser, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II.
Hurrah, hurrah, hurrahl
In das Hurrah des Großherzogs stimmte die Versamm-
lung mit Begeisterung ein.
Die Festrede hielt Prof. M üllcr aus Pforzheim.
Etwa ILIO Uhr verließen der Großherzog und die Prinzen
die Festhalle._
DsrsLschss N e i ch.
— Ganz aus einmal, ohne daß Non einer beabsich-
tigten Einwanderung der französischen Ordenslente nach
Deutschland auch nur ein Wort verlautet hätte, bringt die
ultramontane Presse die Nachricht, daß die Karthause
Rath bei Düsseldorf einen bedeutenden Zuwachs erhal-
ten habe durch die Aufnahme von 17 ans Frankreich
cmsgcwicsencn Patres. Es wird allerdings dabei be-
merkt, daß sie sämtliche Deutsche (Reichsländer) sind,
aber bezeichnend ist immerhin, daß diese erste Nachricht
über Ordenszuzug aus Frankreich nach vollendeter
Thatsache und dann ganz nebenbei am Schlüsse eines an-
deren kirchlichen Artikels erfolgt. Auf der Hand liegt die
Absicht, diese Einwanderung in der Presse möglichst dis-
kret zu behandeln. Sicher ist auch Wohl, daß die Kart-
hause Rath nicht die einzige klösterliche - Niederlassung
sein wird, die solchen Zuwuchs erhält, und so dürfen wir
Wohl einer erheblichen Mehrung des Ordenspersonals
in Deutschland entgegensetzen. Im Jahre 1899 bestan-
den nach ultramontaner statistischer Angabe in Deutsch-

land zusammen 2873 Ordenshäuser mit rund 40 000
Ordenspersonen, die auf 19 236 000 Katholiken kom-
men, auf je 100 000 Katholiken treffen nach der
gleichen Aufstellung etwa 207,9 Ordenspersonen. Da-
bei ist die Differenz zwischen Bayern und Preußen so,
daß aus 100 000 Katholiken in Bayern 295,9 Ordens-.
Personen, in Preußen dagegen nur 156,1 kommen, wäh-
rend die Ordensniederlassungen in Preußen allein (Ende
des Jahres 1896) 1399 mit 17 398 Mitgliedern be-
trugen. Die Behörden werden gut thun, auf den wei-
teren Zuzug von Ordensleuten ein wachsames Auge zu
haben, um so mehr, als er offenbar so still und heimlich
inszeniert worden ist.
Sigmnringen, 18. Okt. Der Kaiser ernannte
den Fürsten Leopold von Hohenzollern anläßlich
dessen 50jährigen Militärjubilänms znm Generalobersten.
Frankfurt a. M., 18. Okt. Prinz Friedrich
Karl von Hessen ist heute, am Geburtstage des Kai-
sers Friedrich, zum Major ernannt und zum Generalstabe
des XVIII. Anneekorps versetzt worden. (Prinz Friedrich
Karl von Hessen, bisher Hauptmann und Kompagniechef
im 81. Infanterie-Regiment und Rittmeister ä la suits
des 1. Garde-Dragoncr-Regiments, ist bekanntlich mit der
jüngsten Schwester des Kaisers verheiratet, die ihm bereits
sechs Knaben, darunter zweimal Zwillinge, geboren hat.
Die Red.)
Baden.
Zur Wahl in Eng e n—S tockach schreibt
die „Konst. Ztg.": Herr Müller, welcher 20 Jahre
den Bezirk in der Kammer vertrat, war verstimmt, weil
über ihn bei Ausstellung der Kandidatur Ottendörfer et-,
was summarisch zur Tagesordnung übergegangen wurde.
Wir begreifen die Verstimmung und glauben, daß sie
sich durch eine vorherige geschickte und offene Aussprache
des Wahlkomitees mit Herrn Müller hätte mildern lassen.
Allerdings bewies der weitere Verlauf der Dinge, daß
Herr Müller mit außergewöhnlicher Zähigkeit an sei-
nem Mandat hing, und daß znm Schluß noch in seinem
Interesse Bemühungen — um nicht zu sagen „Umtriebe"
— erfolgten, welche, wenn auch wohl unbeabsichtigt,
den Sieg des Zentrums herbeisührten; das wirst aihf
den Abschluß der zwanzigjährigen Parlamentarischen
Thätigkeit des Herrn Müller einen dunklen Schatten.
Daß Herr Müller, der dem Ehrgeiz des neuen Kandida-
ten zu weichen hatte, für diesen positiv warb, konnte
ihm niemand zumuten; aber zu erwarten war, daß er im
Interesse der Partei eine Zersplitterung der liberalen
Stimmen verhindert hätte, und das hat er nicht gethan:
Wohl hat er dafür den Dank der Zentrumspresse 'ge-
erntet, aber die Sympathie in liberalen Kreisen, soweit
wir die Stimmung kennen, vielfach verscherzt. Aufgabe
unserer liberalen Parteigenossen in Engen—Stockach
wird es sein, einig und geschlossen, vor allem in lebendi-
ger Fühlung mit der Parteileitung, für die Wieder-
gewinnung des Mandats in vier Jahren zu arbeiten.
Hiezu ist vor allem auch ein Kandidat nötig, der stramm
zur Partei steht und das Vertrauen der Bevölkerung
wirklich genießt."
Vi11ingen, 17. Okt. Die Wahl Grünin-
gers wird von den Nationalliberalen in Neustadt
angesochten, weil dort in einem Distrikt abends
um 8 Uhr das Wahllokal geschlossen wurde, so daß es

^ohin gehen wir am nächsten Sonntag?
Zwar ist vor einigen Tagen zur allgemeinen Freude
l^r Beteiligten Ortschaften die neue Bahn Wies-
e» K—Waldangello ch eröffnet und in ihren
^"tzen Vorzügen hochgepriesen worden, aber wir ziehen
doch vor, nach altmodischer Art unseren „Wandel-
te" zu ergreifen und dieselbe Tour .ans Schusters
h t>pen zu machen, dann bis zum W e i l e r fortzusetzen,
hst^ie Bahn ja doch nicht erklimmen kann, um schließlich
ins heim zu enden. Es ist die Tour, die der
enwaldkIub als letzte in diesem Jahre Pro-
ss?"unrnäßig ausführen will und zn der er alle seine
ünde sreundlichst einlädt.
Allerdings ist dieser Ausflug nicht so reich an.groß-
tz^en Eindrücken, wie so manch anderer der vorher-
t^den. Schlichter, einfacher ist das Gewand, das
illur angezogen hat: grüne Matten in den
d^'ii, buntgefärbte Waldungen auf den begleitenden
^ l°hen, dazwischen Ackerland, das sich an die zahlreichen
ist Nadelungen in weiter Ausdehnung anlehnt — das
b e Charakter des sonst welligen fruchtbaren Neckar-
8 I a n d e s, des Verbindungsgebietes zwischen
und Schwarzwald. Wie oft blicken wir über
"ebliche Hügellandschaft vom Königstuhl oller an-
Erhöhungen des Odenwaldes dahin — so ist es
s>iih„ berechtigt, daß wir sie auch einmal im Einzelnen
Mle» nnen lernen. Es ist ja Herbst, und an den
xUde» Margen wandert es sich angesichts der bunten
"ohl ' auch eine zeitlang ans der Landstraße fröhlich


das Land hin, die mit jeder des Odenwaldes an Groß-
artigkeit wetteifern kann.
Um 8.14 fahren wir von: Hauptbahnhof mit der
Staatsbahn hier ab (im Tourenvcrzeichnrs ist nach dem
L>ommerfahrplan 8.58 angegeben, doch fährt dieser
Zug nicht mehr). — Also nochmals 8.14 fahren wir ab
und beginnen unseren Marsch 8.34 vom Bahnhof Wies-
loch aus. Indem wir die Stadt links und bei der Fort-
setzung des Weges die auffallende Erhebung des Letzen
bei Malsch rechts liegen lassen, steuern wir gerade auf
Rauenberg und in das Angelbachthal hinein und
Erreichen weiterhin Rothenberg (1^) Stunde).
Diese kleine Stadt war einst von einer dein Bischof von
Speier gehörigen Burg gekrönt, die bis 1833 be-
wohnt war. Jetzt ist sie zerfallen, der Besuch der
Ruine ist nicht besonders zn empfehlen, nur das
Portal des Schloßtreppentnrmes erregt künstlerisches
Interesse.
UeLer Ai ühlhause n führt uns der Weg in aber-
mals 14/L Stunden weiter nach Eichtersheim, ei-
nem schönen, offenbar sehr wohlhabenden Dorfe, in dessen
Nähe sich eine noch erhaltene Tiefburg des sehr alten
Geschlechtes derer von Venningen befindet. lieber
M ichelseId, wo die ebenfalls hochangescchenen Frei-
herrn von Gemmingen ansässig sind, setzen wir unsere
Wanderung durch das immer lieblicher werdende Thal
nach Wald an gelloch fort und haben nach nun-
mehr über 3-stündiqer Anstrengung wohl ein Frühstück
verdient, ist die Zeit doch auch bis gegen halb 12 vor-
gerückt. Wenns im „Adler" noch so ist, wie früher, und
wir haben keine Ursache, das Gegenteil anzunehmen,
dann kann es uns hier wohl behagen. Die ehemalige
Burg von Waldanqelloch sehen wir uns am besten von

^egen Ende der Wanderung versprechen wir
^ Freunden auch eine herrliche Rundsicht weit über
Die heutige Nummer besteht aus drei Blättern mit zusammen 12 Seiten

dvn Fenstern des Gasthauses aus an; wens interessiert,
die Ruine genau zu studieren, mag sie in kurzer Zeit
ersteigen.
Nach einstündiger Rast brechen wir wieder aus und
biegen in ein Seitenthälchen ein nach dem Hofgut B n -
chenan zu. Südlich von demselben erhebt sich der
Eichelberg, mit dem Letzen und dem .Steins-
b e r g (Weiler), die markanteste Erhebung der Gegend.
Oben hat man eine hübsche Aussicht nach Süden, übri-
gens findet man dort auch Spuren prähistorischer Be>-
sestigungen. Würden wir mehr Zeit haben, so könn-
ten wir 20 Minuten von Buchenau nach der andern
Seite entfernt eine römische villn rnstion in ihren
Grundmauern kennen lernen. Indessen es zieht uns
hinauf zu der auf steilem, vulkanischem Bergkegel hoch-
emporragenden Burgruine des Stein bergs oder
W e i I e r s, die bald vor unseren Blicken auftancht. Ein
riesiger, fünfeckiger, aus gewaltigen Buckelquadern
aufgetürmter Bergfried erhebt sich inmitten der in kon-
zentrischen Ringen ihn umgebenden Mauern. Fast 30
Meter ist er hoch und somit fällt er auf der isolierten
Bergkuppe jedem sofort in die Augen, der auch nur. von
kleinen Erhebungen über das Hügelland hinblickt. Es
ist Wohl eines der merkwürdigsten Bauwerke dieser Art
weit und breit, lind welch' herrliche Aussicht hat man
von seiner Plattform: sie beherrscht das ganze Gebiet
von den Bergen des nördlichen Schwarzwaldes bis zu
denen des Odenwaldes, unter denen besonders
der Königstnhl, Dilsberg und Katzenbuckel er-
scheinen, von den Vogesen bis hinüber zn den Hohenlohe
Bergen. So liegt das reiche, schöne Land in seiner gan-
zen sonnigen Lieblichkeit zu unseren Füßen.
lieber die Geschichte des Berges ist wenig zu sagen.
 
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