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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1901 - 31. Dezember 1901)
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Westes Blatt»

Mittwoch, 11. Dezember IM.


A

rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Fawilienblättern monatlich SO Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und ven Zweigstellen aögeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
uzeigcnpreis: 20 Pfg. für die Ifpaitige Pctitzeile oder deren Raima Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafcln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Die Lage in Oesterreich.
Den Ernst der gegenwärtigen politischen Lage in Oester
deich hat der Ministerpräsident v. Kör der vorgestern im
Abgeordnetenhause bei der Beratung des Budgetprovisoriums
Uiit überaus ernsten Worten gekennzeichnet. Ec er-
klärte, daß A n fl ö s un g sdr o h un g e n nicht von der
Regierung ausgegangen seien und daß zwischen der Ne-
gierung und den deutschen Parteien kein anderes Verhält--
vis besteht, als zwffchen ihr und den anderen großen Par-
teien. Die Regierung stehe nicl! unter der Botmäßigkeit
irgend einer Pa'ici. Wir erkennen die Bcdeuiung des
tschechischen Volkes vollauf an. D eutsche uudT s eheche u
Müssen notwendig zu einem Frieden ge-
langen. Aus der Verwirrung, welche im Lause der
Zeit in unsere inneren Angelegenheiten gebracht wurde,
lagt eines als klares und unverdunkeltcs Ziel hervor:
das ist die Zukunft des Staates! Deshalb ford-rn
Mir von allen Parteien mehr als je alle Tugenden des
Patriotismus. Das Haus folgt zu langsam den
Bemühungen der Regierung. Wie nun, wenn die Re-
gierung und zwar selbst die ernsteste und gewissenhafteste
auf die Wünsche und Ungeduld der Bevölkerung sich be-
rufend, im dringendsten Interesse der SiaatsnotMendigkeit
an die Verfassung greift, greifen muß?
(Bewegung.) Diese Regierung ist für alle Zeiten ent-
lastet vor der Verurteilung durch die Geschichte, ja, sie
kann unter Umständen mit vollem Mächte als Retterin
des Staates anerkannt werden. (Zwischenrufe.) Doch
Mie ergeht es den U-Hebern dieses Gewaltaktes im vernich
teten Pailammis Sie mögen immer in den großen Wald
Oefftntlichkeit rufen: das; Sie es so nicht gewollt, aber in
Ihrem Gewissen wird es doch erklingen: rnoa erftxa, irroa.
Maxima oulxa. Wir haben in diesem Reiche schon eine Verfas-
sung Zusammenstürzen gesehen, wir sollten eine Wiederholung
vermeiden. (Bewegung.; Die Regierung will Alles ihn», um
eine solche Katastrophe hintauzuhalten. Wir wollen arbeiten,
llm Frieden zwischen den Völkerschaften zu Stande zu bringen.
Wir wollen in wenig erregter Zeit der Fortbildung der
Verfassung, welche nichts Vollendetes sein kann, aus ver-
fassungsmäßige Weise nicht aus dem Wege gehen. Lassen
Sie das Parlament nicht schuldig werden. (Beifall und
anhaltende Bewegung.)
Die Rede des Ministerpräsidenten rief im Hause
große Bewegung hervor und machte bet allen Parteien
Östren nachhaltigen Eindruck. Die Sitzung
Murde bald darauf geschlossen, weil die Parteien zur Rede
Stellung nehmen wollten. Die deutsche Obmäimerkon-
wpenz Hat sofort zusammen^ da insbesondere! bei den
Deutschen die Verteidigung des eventuellen Verfassungs-
Bruches Peinlich berührte, und man befürchtete, daß die
Aeußernng Körbers über die Resonribedürftigkeit der
Brrsasschng eine mora,Ische Stärkung und Ermunterung
kilv die.diesbezüglichen Bestrebungen der slavischen Par-
tien bilden. werde. Man war auch der Ansicht, daß die
Momentane parlamentarische Lage zu so ernsten Erklä-
rungen keinen Anlaß bot, da gerade an diesem Tage die
Nr den Termin gebundene Vorlage des Budgetproviso,-
^Uims ohne weitere Störung zur Verhandlung gelangte.
Wau glaubt, daß Schwierigkeiten, die der Oeffeullichkeit
sucht bekannt sind, die ernste spräche des Ministerpräsi-
denten mit vercmlaßteu.
. Wie schon gemeldet, begaben sich die Obmänner der
. entschen Klubs zum Ministerpräsidenten, dieser erklärte
'Mm, daß er einen Staatsstreich nicht aussühren werde,
über eine andere Regierung werde den Staatsstreich
machen müssen, wenn man auf seine Warnung nicht
ächte.

Deutsches RsL ch.
— Der Reichskanzler hat gestern im Reichstag
die Interpellation der Polen über die Wreschener An-
^kegenhett nur kurz und abweisend erwidert. Auf den
^?chverhalt ist er nicht eingegangen, weil die Angelcgen-
eine preußische sei. Dagegen hat er konstatiert, daß
Regierungen von Oesterreich und Rußland sich korrekt
.kommen haben, wie das auch nicht anders zu erwarten
Die nachdrückliche Betonung der deutschen Inter.
Dn durch den Reichskanzler macht den beste» Eindruck,
us Sachliche an dem Wreschener Fall ist dieser Tags
Lxx „Nordd.Allg.Ztg." näher geschildert worden,
«nach sMx ,'n der Oberstufe der katholischen Schule zu
fesche,, entsprechend der bestehenden Verordnung der Re-
s»A"vsuntcrricht ^ deutscher Sprache erteilt werden, da
^Mutiert war, daß die Kinder im Deuischen weit genug
um bequem folgen zu können. Vierzehn Tage ging
ten - ^n» änderte sich das Bild; zunächst verwciger-
L Einzelne Kinder, die deutschen Religionsbücher mit nach
Hx v ^ andere brachten sie zurück. In steigen-
vus Ahnten die Kinder ab, im Religionsunterricht
gar, . lsche Fragen zu antworten oder die gestellten Aus-
^ zu lösen. Der Kreisschulinspektor erhielt im Mai

auf seine Anfrage von der Regierung die Weisung, dft
Kinder, weiche ihre Aufgaben nicht lernten, nach sitzen
zu lassen und soweit sie Trotz und Widerspenstig-
keit zeigten, auch körperliche Züchtigung anzuwendcn.
Als der Kreisschulinspektor, der den Schulbctreb selbst
fortdauernd überwachte, am 20. Mai in der Schule er-
schien, fand er, daß von den in der Religion deutsch unter-
richteten K-'ndern 26 zurückbehalten waren, weil sie sich
geweigert hatten, das vom Lehrer vorgeschriebene Wort
Maria nachzusprechen und einen Satz in dem deutschen
biblischen Geschichtsbuch zu lesen. Der Kreisschulinspektor
ermahnte die Kinder freundlich und cnlließ nach einiger Zeit
diejenigen, die sich nicht besonders widerspenstig zeigten. Es
blieben 14 zurück, die nach dem Maße des bekundeten
Trotzes eine ganz mäßige körperliche Strafe er-
hielten. Mit einem dünnen Rohrstock erhielten drei Mädchen
je vier Schläge auf jede Hand, drei Mädchen und ein
Knabe je drei Schläge, ein Knabe und fünf Mädchen je
zwei Schläge aus jede Hand und ein Knabe zwei Schläge
auf das Gesäß. An diesen Vorgang schloß sich der Tumult
an, der zu dem Urleil des Gneseuer Landgerichts geführt
hak. Hier ist nun zu bemerken, daß die wegen des
Tumults bestraften Leute nicht etwa die Eltern der
in der Schule gestraften Kinder sind. Die Ellern
dieser Kinder haben sich vollständig zurückgehaltcn;
von ihnen wurde Niemand bestraft. Die Tumultuanten
siud andere polnische Personen. Das kennzeichnet das
„himmelschreiende Unrecht", das angeblich in Meschen
begangen worden ist, am besten.
— Tie „National-Ztg." dementiert die Meldung
der „Potsdamer Ztg." über die angebliche Duellrede,
die der Kaiser am 1. Dezember im Kasino des 1. Garde-
re-ftments zu Fuß gehalten haben soll. Das Blatt erklärt:
Soweit sich die Erzählung aus die genannten Offiziere be-
zieht, können wir bestimm! erklären, daß kein wahres Wort
, daran ist.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 10. Dez. Interpellation des Abg. Fürsten
Radziwill betreffend die Wreschener Vorgänge.
Der Reichskanzler Graf Bülow erklärt sich bereit, die
Interpellation sofort zu beantworten.
Abg. Fürst Radziwill (Pole): Es sei Pflicht seiner
Fraktion gewesen, durch die Interpellation die nationale Würde
denjenigen Volksteile zu wahren, die sie hierher geschickt haben.
Diese Würde sei durch die Wreschener Vorgänge verletzt worden.
Man dringe die eigentlich zur Zuständigkeit eines Bundesstaats
gehörende Sache hier vor, weil die Bewegung weit über die
Rcichsgrenzen hinaus Wellen geschlagen hake. Die Würde der
deutschen Nation und namentlich die ihr in diesem hohen Hause
schuldige Rücksicht würde dadurch nicht verletzt. Der Reichs-
kanzler möge überzeugt sein, daß keinerlei agitatorische Giünde
die Veranlassung gegeben hätten. Für die Würde und Wohl,
fahrt des Reiches sei es nicht nötig, dis nationale Minderheit
im Reiche in der Weise, wie es seit längerer Zeit geschehe, in
ihrer nationalen Eigentümlichket einzuschiänken mit dem aus-
gesprochenen Endziel, sie früher oder später ganz zu unleMücken.
Dadurch, daß den polnischen Kindern die Muttersprache gleichsam
als minderwertig hluaestellt werde, bilde sich bei ihnen eine gewisse
Renitenz gegen die Schul-. Die neueste Frucht der preußischen
Schulpolitik entspräche durchaus nicht den Traditionen der
früheren preußischen Herrscher, deren Behandlung polnischer
Unterthanen ganz anders gewesen sei. Nicht einmal die Heilig-
keit des Hauses werde respektiert. Die Erregung werde auch
schon von" fernstehenden Kreisen geteilt. Es sollte doch möglich
sein, daß der Reichskanzler Maßregeln anordne, die auf den
Frieden in der sehr aufgeregten Bevölkerung hinwirken, in deren
Erregung doch bet aller Leidenschaftlichkeit ein hoher sittlicher
Kern stecke.
Reichskanzler Graf Bülow erklärt in Beantwortung der
Interpellation, er müsse die Erörterung dieser vor den preußischen
Landtag gehörenden Angelegenheit ab lehnen, stelle aber fest,
daß das Ansehen des Reiches durch das Verhalten der Behörden
in Wreschen nirgends gelitten habe und daß auch die Beziehungen
zu Oesterreich-Ungarn und Rußland völlig unberührt geblieben
seien. Beide Mächte hätten in korrektester Weise Maßnahmen zur
V.erhütnug von Ausschreitungen getroffen. Er werde
als Reichskanzler und Ministerpräsident allen auf Zurückschranbnng
der Geschichte gerichteten Bestrebungen entgegentretcn und dafür
sorgen, daß die Deutschen im Osten nicht unter die pol-
nischen Räder kommen. Er habe als Reichskanzler die Pflicht,
einerseits die verfassungsmäßigen Rechte des Reichs gegenüber den
Bundesstaaten zu wahren; es sei aber ebenso sehr seine Aufgabe,
ein Eingreifen von Reichsinstitutionen in die den Einzelstaaten
vorbehaltenen Rechte zu verhindern. Er würde denselben Stand-
punkt vertreten, wenn es sich nicht um Preußen, sondern um
Bayern oder Württemberg oder Anhalt handle. Er müsse aber
auf jeden Fall jeden Versuch der Beeinträchtigung de
bnnd esstaatlichen Rechte znrückweisen. Dem Antrag-
steller sei er für seine maßvolle Begründung der Interpellation,
die sich sehr von dem Tone der polnischen Presse abhcbe, sehr
dankbar. Von einer Schädigung des deutschen Ansehens im Aus-
lande sei ihm aber nicht das Mindeste bekannt. Die Exzesse in
Galizien und in Wreschen habe der Antragsteller viel zu milde
beurteilt. Die Besorgnis, daß durch solche Zwischenfälle die Be-

ziehungen zn Oesterreich-Ungar n irgendwie getrübt worden
seien, könne sich vollkommen zerstreuen. (Beifall rechts.) Die
Haltung der russischen Regierung entsprach durchaus den ge-
hegten Erwartungen und wir haben keinen Grund der Beschwerde.
Er freue sich, darauf Hinweisen zn können, daß die kaiserlich
russische Regierung anläßlich der am 4. d. M. gegen das deutsche
Konsulat in Warschau begangenen Ausschreitungen sofort be-
friedige n d e R eine d ur habe eintreten lassen. Der russische
Minister des Auswärtigen habe unseren kaiserlichen Botschafter in
Petersburg sogleich gebeten, der kaiserlichen Regierung sein
tiefstes Bedauern über die höchst beklagenswerten
Vorkommnisse auszndrücken. Gleichzeitig ließ Graf Lamsdorff
keinen Zweifel darüber, daß die deutsche Regierung zur
russischen das volle Vertrauen haben könne, daß diese anZ
freien Stücken alle notwendigen Maßnahmen sofort und im
vollsten Umfange ergreifen werde. Dieses iei auch bereits ge-
schehen und jeder Zweifel gegenüber der kaiserlich russischen Re-
gierung in dankenswerter Weise gehoben. Die russische und die
österreichisch-ungarische Regierung habe alles gelhan, uns die
weitestgehende Genugthuung zu geben. Ich kann nicht schließen,
ohne mein Erstaunen darüber auszudrücken, daß der Antragsteller
auch nur einen Augenblick annehmen konnte, wir würden uns
durch ausländische Beurteilungen inländischer Vorgänge und
Verhältnisse irgendwie imprässionieren lassen. (Lebhafter Beifall
rechts.) Ausländische Stimmungen und Strömungen, sowie
Demonstrationen können weder den Gang unserer inneren Politik
noch die Haltung der leitenden Minister im Reich beeinflussen.
(Bravo rechts.) Für mich kann nichts anderes maßgebend
sein als die Staatsraison dieses Landes und
meine Pflicht gegenüber den Deutschen. Dieser
Pflicht werde ich eingedenk bleiben und werde gegenüber der
ernsten Gefahr, die nach meiner ileberzeugung unserem Volks-,
tum von polnischer Seile droht, thnn, was meines Amtes ist,
damit die Deutschen im Osten nicht unter die Räder kommen.
(Lebhafter Beifall rechts, Zischen bei den Polen.)
Nachdem Abg. Graf Hompesch (Zentr.) die Besprechung
der Interpellation beantragt, verlassen der Reichskanzler und die
Staatssekretäre de» Saal.
Abg. Roereii (Zentr): Der Reichstag sei in der Sache
kompetent; die Erregung im Auölrnde mache es nötig, daß auch
er das Wort ergreife. Den Anlaß habe eins Art Massenprügelei
gegeben. Man duffe die Eltern, die ihre.Kinder vor Züchti-
gungen schützen wollen, nicht als Verbrecher hinstellen. Warum
lasse man ihnen nicht die Muttersprache? Gegen Hochverrat
würde seme Partei die Regierung entschieden unterstützen; der ist
aber in keinem Falle nachgewiesen.
Abg. Graf Ltmburg-Stirum (kons.): Selbstverständlich
solle den Polcn die Religion ihrer Kirche gewahrt bleiben: eS
widerspreche aber dem Wesen der Religion nicht, wenn sie in
einer andern Sprache gelehrt werde. Die Sache gehöre vor den
Landtag. Die preußische Regierung wird sich nicht an den Wagen
fahren lassen. Das deutsche Volk wird ihr zur Seite stehen
und darauf halten, daß das Deutschtum gegen die Propaganda
der polnischen Agitation geschützt wirb.
Abg. Dr. v. Dziembowski (Pole) beklagt die einseitige
Berichterstattung der Presse über den Gnesener Prozeß, die über
die Reden der Verteidiger nicht berichtet habe. Die Presse habe
nichts aufgkbauscht. Die Geistlichkeit konnte nicht andels handeln.
Der Widerstand der Kinder sei rein passiv gewesen.
Abg. Dr. Sattler (nati ) bedauert, daß das Zentrum diese
preußische Angelegenheit ans taktischen Gründen im Reichstage
vorbringe. Das Ansehen des Reiches leide nicht, wenn ein
Hause zusammengerotteter Radaubrüder — (großerLärm) warten
Sie doch ab—wenn ein Hause zusammengerotteter Radaubrüder
die Fenster eines Konsulates einwerfe. Das schade nur dem
Ansehen des Landes, wo solches vorkomme. Daß ein österreichi-
scher Minister an einer gegen Vreußsn gerichteten Versammlung
teilgenommen habe, wäre vielleicht Gegenstand für eine Inter-
peUation gewesen, man brauche aber keinen Wert darauf zu legen
Es habe sich um die Aufrechterhaltung der Schuldisziplin ge-
handelt. Es sei nur bedauerlich, daß die Strafe nicht die treffe
die die ungebildeten Leute so anfgereizt hätten. Die polnische
Presse führe eine geradezu unerhörte Sprache. Redner geht des
Weiteren auf die Verhältnisse i» Galizien ein.
Abg. Ledebonr (eroz.): Dieses System der Kinderfolter
sei ein Ausfluß der agrarischen Herrscherklasse. Wenn man zum
Reichskanzler als Menschen das Vertrauen haben könne, daß er,
wie jeder gebildete Mensch, kein Vergnügen an Kinderprügeleien
finde — obwohl gekrönte Häupter daran Vergnügen haben
sollen —, so haben wir zu dem Reichskanzler als Diplomaten
gar kein Vertrauen. Der deutsche Unterricht polnischer Kinder
ist nur eine Stümperei. Die Hoffnung des polnischen Volkes
und seine Zukunst beruhe einzig auf dem Proletariat.
Um 6 Uhr wird ein Vertagungsantrag angenommen. Morgen
1 Uhr Zolltarif. _

Bade».
— In N custadt fand am Sonntag eine Zentru m s-
versamnil-ilii g statt, in der Abg. Fehrenbach auftrat.
Der Zentrumskandidat Grüninger hatte sein Erscheinen eben-
falls zugesagt, es aber im letzten Moment vorgezogen, nicht
zu kommen. Wahrscheinlich fürchtete Herr Grüninger, es
hätte einem Bürger von Neustadt in den Sinn kommen
können, der „eifrigen Thätigkeit" des angeblich so „ver-
dienstvollen" Abgeordneten für den 14. Wahlbezirk auf den
Grund zn gehen und den Nachweis zu erbringen, daß Herr
Grüninger den Namen „Neustadt" in den letzten beiden
Landtagen überhaupt nicht in den Mund genommen hat.
Unter solchen Umständen konnte selbst der Advokat Fehrenbach
keine Verdienste für seinen Klienten ins Feld führen.
 
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