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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0867

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^scheint täglich, Sonntags ausgenommen. - Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und üen Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
. zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zust-»gebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. - Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Grstes Blatt.



Kossand und der Wurenkrieg.
^ Haag, 16. Nov. In schriftlicher Beantwortung
.^Berichts des Bureaus der Kammer zum Budget
Klärt die Regierung, sie wünsche in der südafrikani-
,Rn Frage für den Augenblick die Politik der Neutrali-
zu wahren, welche, wie sie glaube, ihr gegenüber
H Kriegführenden unerbittlich durch die Notwendig-
N vorgezeichnet sei. Sie fei dem entsprechend ver-
suchtet, den durch das Völkerrecht im Falle eines Kriü-
^ den neutralen Mächten auferlegten Verpflichtungen

^des von der Negierung verlangen, daß sie deswegen
^ blutsverwandte Bevölkerung in Südafrika aus de::
?Ugen verliere. Die Regierung werde daher immer auf
Posten sein, und keine gute Gelegenheit versäumen,
e sich ihr biete, um für die Aufrechterhaltung des
„olkerrechts und die Wiederherstellung des Friedens
Mzutreten. Der Ministerpräsident protestiert gegen
Behauptung, daß er als Deputierter der früheren
Legierung zur irgend einem Vorgehen gegen England
Ave aufreizen wollen, er habe vielmehr stets abgelehnt,
^ irgend einer derartigen Versammlung leilzunehmen
i"er derartige Positionen an die Königin zu befürwor-
<1.

Peinlichster Weise nachzukommen. Niemand könne

1



Deutsches Reich.
Bade«.
Nach der gestern erschienenen Nummer 30 des
^taatsanzeigers" wird der Landtag auf Dienstag,
26. November d. I. einberufen. Zu Mitgliedern
? Ersten Kammer haben Seine Königliche Hoheit der
^ßherzog ernannt: den Kammerhecrn und außerordent-
Gesandten und bevollmächtigten Minister am König-
I Bayerischen und am Königlich Wülttembcrgifchen Hof,
Heimen Rat Ferdinand Freiherr» von Bo dm an,
^tsbesitzer auf Lorettohof bei Freiburg, den Kammer-
'Hy und Oberlandesgerichtspräsidenten, Geheimen Rat
Gebrich Freiherrn von Neubronn, den Geheimen
und Professor an der Technischen Hochschule Dr.
En gl er, den Geheimen Rat und Präsidenten des
sttvaltungsgcrichtshofs Ferdinand Lewald, den Geheimen
"dimerzienrat Philipp Dissen 5 in Mannheim, den
Keimen Kommerzienrat Ferdinand Sander in Lahr,
^ Kommerzienrat, Gutsbesitzer Ferdinand Seipio in
iKnheim und den KommerzicnratKarl Krafft in Schopf-
Zum Präsidenten der Ersten Kammer ist
t^nnt: Seine Großherzogliche
Krkgraf Karl von Baden
H«: Freiherr Franz von
^'ten Vicepräsidenten: Geheimer
K f e n ö.
- — Demnächst dürste eine Veränderung in
ss Besetzung des Generalkommandos
E 14. Armeekorps in Karlsruhe zu erwarten sein, da
^ General der Kavallerie v. Bülow in den Ruhe-
d zu treten beabsichtigt. Der Termin für diese
Änderung läßt sich nicht genau angeben, da die cck-
Exzellenzen das Recht haben, ihre Gesuche zu jp-
Zeit unmittelbar an den Kaiser einzureichen, sodatz
Entscheidung in der Regel besonders und nicht mit

Hoheit Prinz und
zum ersten Vicepräfi-
Bodman und zum
Kommerzienrat Philipp


den terminmäßigen Eingaben erfolgt. Der am 11. Jan.
1837 zu Berlin geborene General dient seit 1854 und
hatte zu Anfang seiner Laufbahn ein schlechtes Vor-
rücken, indem er über elf Jahre bis zum Oberleutnant
brauchte; dann ging er aber durch den Generalstab und
wurde schon nach weiteren sieben Jahren Major, ein
Dienstgrad, den er nach achtzehn Dienstjahren erreichte.
Kaiser Wilhelm I. ernannte ihn zum Flügeladjutanten.
1896 wurde ihm das 8. rheinische Armeekorps unter-
stellt und ein Jahr später siedelte er in gleicher Eigen-
schaft nach Karlsruhe über, um an die Spitze des badi-
schen Armeekorps zu treten, lieber seinen Nachfolger
lassen sich kaum Vermutungen aufstellen, indes steht der
Kommandeur der 2. Division, Generalleutnant v. Alten,
der aus dem Gumbinner Prozeß bekannt geworden
ist, unmittelbar zum Kommandierenden heran.
— Der „Pfälzer Bote" beklagt sich darüber, daß
hier in Heidelberg eins Kundgebung zu gunsten des
Zentrumsführers stattgefunden hat, ohne daß einer der
50 Teilnehmer es für gut befunden hätte, das lokale
Zentrumsblatt, den „Pfälzer Bote", von der beabsichtig-
ten oder abgehaltenen Versammlung zu benachrichti-
gen. So wird, ruft das Blatt, die Zentrumspresse von
ihren berufenen Mitarbeitern unterstützt!
Elsaß-Lothringen.
Straßburg, 17. Nov. Eine heute Nachmittag 3
Uhr im Saale der Union abgehaltene, von etwa 500 Per-
sonen aus allen Berufskreisen und sämtlichen Teilen
Elsaß-Lothringens besuchte öffentliche Versammlung,
in welcher Reichstagabgeordnetcr Riff-Straßburg und
Andere als Redner auftraten, nahm einstimmig eine Reso-
lution zu Gunsten der Verbilligung und Vereinheitlichung
der Eisenbahnpersonentarifc für das ganze Reich,
oder wenigstens für Süddeutschland, an. In zweiter Linie
spricht sich die Resolution für die Einführung von Kilo-
met er heften aus, und zwar unter Hinweis auf den
schweren, der gesamten reichsländischen Bevölkerung aus
dem Umstande erwachsenden Schaden, daß die Fahrpreise
in Elsaß-Lothringen höher sind, als in den benachbarten
Gebietstheilen Deutschlands. Die Tarif re form soll
unter Beseitigung der Ausnahmetarife, einschließlich der
Rückfahrkarten, auf dem Satz von 2 Pfennig für den
Kilometer, unter Zulassung weiterer Ermäßigungen für die
Arbeiter, aufgebaut werden. Anwesend waren n. a. Ver-
treter der Handelskammern von Straßburg und Metz, so-
wie des elsaß-lothringische» Gastwirte-, Hwelier-, Wein-
Händler- und Bäckermeister-Verbandes; ferner Vertreter zahl-
reicher Innungen, der Sektionen des elsaß lothringischen
Vogcsenklubs und vieler anderer Korporationen.
Arrs der KKrlsrrrher Zeitrmg.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habe» dem
Privatmann Max Schwab in Karlsruhe das Ritterkreuz zweiter
Klaffe des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
Karlsruhe, 18. Nov. Gestern, Sonntag Vormit-
tag hielt Hofprediger Fischer den Gottesdienst in der Schloß-
kapelle in Baden, welchem die Großherzoglichcn Herrschaften
mit der Kronprinzessin Viktoria anwohnten. Außerdem
nahmen die Hausgenossen der Höchsten Herrschaften und
sonstige eingcladene Personen daran theil. Abends gegen
8 Uhr empfing der Großherzog den Fürsten Philipp Ernst

zu Hohenlohe-Schillingsfürst, welcher Seiner Königlichen
Hoheit die badischen Orden seines verstorbenen Vaters, des
vormaligen Reichskanzlers Fürsten Chlodwig zu Hohenlohr-
Schilltngsfürst überreichte. Der Fürst nahm an der Abend-
tafel teil und verabschiedete sich hierauf, um heule früh
nach Böhmen zu reisen. Heute Vormittag 11 Uhr ein-
fing der Großherzog den Staatssekretär Freiherrn von
RichiHofen in längerer Audienz, darauf den bekannten
Wcltreisenden und Landesangehörigen Dr« Karl Albert
Haberer, welcher über seine letzten großen Reisen in den
verschiedensten Teilen von Ostastien berichtete. Der Staats-
sekretär Freiherr von Richthofen ist für heute Abend zur
Tafel geladen, welcher auch Staatsminister von Brauer
und Gemahlin und der Königlich Preußische Gesandte
Geheimrat von Eisendecher und Gemahlin anwohnen werden.
Von 7 Uhr an wird Staatsminister von Brauer Seiner
Königlichen Hoheit dem Großherzog Vortrag erstatten.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 18. Nov. Der Kaiser bemerkte heute
in einer Audienz gegenüber dem polnischen Abg.
Gniewosz, im Parlament geht es nicht vorwärts
Das einzige Mittel sei die Aenderung der Geschäfts-
ordnung, worauf Gniewosz erwiderte, der Polen-
klub habe bereits die Initiative hiezu ergriffen, mit
welchem Erfolge, lasse sich allerdings nicht voraussehen.
Einzelne Abgeordnete sind arbeitswillig, wenn sie je-
doch zusammentreten, kommt nichts zustande. Der
Kaiser meinte, das zeige nicht von Mut.
^ Frankreich.
— In Süds r a n k r e i ch sind in
letzter Zeit Uebertritte zum Protestantismus
zu verzeichnen gewesen. Am Allerheiligentage kündigte
Abbe Bonnet, der Pfarrer der Gemeinde Prechacg,
von der Kanzel seinen Uehertritt zur reformierten
Konfession an.
Asten.
Peking, 18. Nov. Die Kaiserin-Witwe
gab eine neue Verordnung bekannt, worin sie die Ver-
dienste Li-H ung-Tschan g s hervorhebt und best
siehlt, ihm zu Ehren ein Erinnerungsdenkmal in Ge-
stalt eines Bogens in dem Dorfe, wo er geboren wurde,
zu errichten. Durch die Verordnung wird ferner dem
ältesten Sohne und dessen Nachkommen durch 25 Ge-
schlechter hindurch der Titel Marquis verliehen.
Zur Arage der Wännerktöster in Waden.
Auf die Auslassungen der „Straßb. Post", in de»en
angedeutet wurde, daß an Wackers schroffem Auf-
träen am Samstag vor acht Tagen in Offenburg dis
nahe beim Abschlüsse angelangten Verhandlungen we-
gen der Männerklöster scheitern würden, ist im „Be-
obachter" prompt — augenscheinlich von Wacker selbst
herrührend — eine Antwort erfolgt. Wacker führt nochmals
aus was er in Ofsenburg gesagt hat, und meint, das sei
nicht schroff gewesen. Dabei muß man festhalten, daß
der größte Teil seiner Rede die Wahltaktik des Zentrums
behandäte, und daß er darin nach wie vor seine Wahl-
taktik pries, die bekanntlich auf die Unterstützung der

k

ch

1^/

Stadttheater.
Heidelberg, den 18. November.
-Der Bureaukrat." Lustspiel von G. v. Moser.
Man erzählt, ein junges Mädchen habe in einer Gesellschaft
°ie Frage, wie ihr das letzte Stück im Theater gefallen
geantwortet: „Oh, sehr gut, es ist ein herrliches Stück.
.Mädchen bekommen Männer." Das eben ist auch ein Vor-
U.^es Moser'schen Bureaukratcn, einer Charakterstudie, die ihr
wenn auch nicht sehr tief behandelt, doch bemerkenswerte
?! Züge aufweist. Die Verwechselungen und Mißverständnisse,
V°n Situationen ihre Pointe geben, erweckten berechtigte
Isiit.
^.J)er Rendant Lemke des Herrn Schneider zeigte alle
tch^alc der Karrikatur, die ganze Auffassung bewährte sich
k. fand den fröhlichsten Beifall. Herr Schneider spielte auch
!>s. „das fünfte Rad am Wagen" ausgezeichnet; mit Recht
"s ,7."e er auch nicht den Stolz des Mannes auf seine Qualität
k^!siglicher Beamter zu betonen.
^Baiii. Kögl folgen wir mit immer mehr wachsender An-
PLx "S- Ihr liebenswürdiges Spiel wird immer sicherer, weist
und reichere Farben auf. Herr Rudolph war dies-
novellenschreibendkr Graf. Klug, lustig, frisch spielte er
i!! Part herunter. Noch sind hervorzuheben Herr Wiegner
K Iraf, Hx,? Brandt als Schriftsteller, Herr Großmann
^Pamter, der vom Dichter dadurch charakterisiert ist, daß er
M. ^griffe wie Kettenbruch, Logarithmus u. s. f. in den Mund
Frau Jelly bewährte sich als Darstellerin der Gattin
» d» 8rl. Schröter füllte als Köchin ein Paar Momente
Wundervoll klingenden Lauten des Berliner Idioms aus.

Kleirrs Zeitrmg.
Frankfurt, 18. Nov. Herr Dr. Besold,
Ehlkopf-Spezialist der Heilanstalt Falkenstein i. T.,

teilt der „Franks. Ztg." von London aus mit, daß
die Annahme, seine Reise nach London stehe im Zusam-
menhang mit dem Gesundheitszustand des Königs von
England, vollständig irrig sei, da er sich lediglich in
Privatangelegenheiten nach England ibegeben habe.
— Studentinnen in Bonn. Ein unvorherge-
sehener Zwischenfall trug sich wie die „Köln. Dolksztg."
aus Bonn meldet, in der Vorlesung von Prof. Litzmann
über Goethes Lyrik zu. Zu derselben pflegt auch der
deutsche Kronprinz zu erscheinen, für den die erste Bank
sreibleibt. In dieser nahmen aber diesmal drei stu-
dierende Damen Platz, und half nichts, daß man ihnen
wiederholt sehr deutlich zu verstehen gab, die Bank pflege
für den Kronprinzen freizubleiben; den jungen Damen
machte' es offenbar Vergnügen, diese Bank
einzunehmen. Sie meinten lächelnd, es
bleibe ja noch ein Platz für den Kronprinzen frei.
Schließlich wurde aber auch noch dieser Platz von einer
Dame eingenommen, und als kurz darauf der Kronprinz
erschien, mutzte er auf einer Hinteren Bank, wo noch ein
Sitz frei war Platz nehmen. Wir wollen hoffen, be-
merkt dazu das genannte Blatt, „daß es nur ein ver-
schwindender Teil der weiblichen studierenden Jugend ist,
der sich so deutlich über die einfachsten Anstandsregeln
hinwegsetzt." — Uebrigens schreibt der „Köln Volks-
Ztg." eine Hochschülerin noch Folgendes: „Auch von
den weiblichen Zeugen des unangenehmen Austritts
wurde die Taktlosigkeit, mit welcher drei Damen in der
angegebenen Weise ihren Platz behcnchteten, Peinlich em-
pfunden. Zwei waren Amerikanerinnen, und es ist
Wohl nicht unwahrscheinlich', anzunehmen, daß der
Wunsch, sich rühmen zu können, neben den: deutschen

Kronprinzen gesessen zu haben, sie zu ihrem Benehmen
veranlaßte. Unter den deirtschen studierenden Damen
der Universität herrscht lebhafte Entrüstung über ein
solches Vorkommnis. _
— Reinlicher Mann (im Eisenbahncoupee zu seiner Frau):
„Schau' mal, Käthi, in dem Eisenbahnwagen sind viel sauberere
Vorhäng' als bei uns! Da kann man sich doch ohne Grausen
die Hand' abputzen, wenn man 'was Fett'ges gegessen hat I"

Theater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg. 19. Nov. Morgen Mittwoch gelangt im Stadt-
theater die Oper „Mignon", welche sich bei ihrer Premiöre
eines glänzerden Erfolges zu erfreuen hatte, wiederholt in der
bekannten trefflichen Besetzung der Hauptpartien zur Aufführung.
Die Vorstellung findet im laufenden Abonnement statt.
Boettge-Konzert. Wie alljährlich, so wird auch in diesem
Winter und zwar Samstag, 1. Dezember, Altmeister Boettge mit
seiner Künstlerschaar im städt. Saalbau ein außergewöhnliches
Konzert veranstalten. Daß auch diesmal etwas Neues und Her-
vorragendes sowohl in Bezug auf Kunst wie hinsichtlich des
Humors geboten wird, versteht sich bei der Leibgrenadier-Kopelle
von selbst. Näheres folgt.
Mannheim, 19. Novbr. Die Theater-Intendanz teilt mit
Wegen andauernder Heiserkeit des Herrn Götz muß die Neuein-
studierung des Macbeth verschoben werden. Donnerstag, 21. Nov.
gelangt im Abonnement L „ComtesseGuckerl" zur Aufführung

Litterarisches.
- 8 Meyers Historisch-Geographischer Kalender für 1902,
Vl Jahrgang, mit etwa 550 Abbildungen (Verlag des Biblio-
graphischen Instituts in Leipzig und Wien, Preis
2 Mark) ist soeben erschienen. Unter den vielen Kalendern, die
uns alljährlich zur Beurteilung vorgelegt werden, wüßten wir
 
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