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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
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Montag, 5. Angnst 1901.


43. Jahrgang. — 180.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg, in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. DurS die Post be-
zogen vierteljährlich 1.38 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
^Nzeig enpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate auf den Plakattaseln
der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.



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Für die Monate
August und September
kostet die
„Heidelberger Zeitung"
durch die Post bezogen ohne Zustellung
SW? nur SV Pfg., WWW
bei Zustellung durch den Briefträger frei ins
Haus Mk. 1.18.
An allen Orten, an denen wir Träger unter-
halten, kann die „Heidelberger Zeitung" durch
diese zum Preise von 5V Pfg. im Monat frei
ins Haus bezogen werden.

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rn bedauerliche Wendung im Befinden
Kaiserin Friedrich.
^ lieber das Befinden der Kaiserin Friedrich laufen
»/armierende Nachrichten ein, die wir in

^chstehendem znsammenstellen:
H o m b n r g , 3. Aug. Die „Hambnrgische Börseii-
,"He" meldet: Der Kaiser hat den KronPrinze n
seiner Vertretung beim Empfange des Gra-
n Waldersee beauftragt und davon dem Senat
folgendem Telegramm Kenntnis gegeben:
- Tie vom Krankenlager Meiner geliebten Fran Mutter einge-
^^ienen Nachrichten haben Mich veranlaßt, Meinen in Aussicht
, ^^Mmenen Besuch in Hamburg aufzugeben. Ich habe Meinen
E den Kronprinzen, mit meiner Vertretung beauftragt. Wenn
auch der schmerzlichen, allseits verstandenen Sohnespflicht
glömme, so will Ich doch nicht unterlassen, dem Senat und
t ^ Stadt Hamburg für dir Bereitwilligkeit, mit der Meinem
^kehrenden Feldmarschall Grafen von Waldersee ein großartiger
^ / o^sang bereitet werden soll, Meinen kaiserlichen Dank auszn-
l/^en. Die Stadt Hamburg bei Bethätignng deutsch-patriotischen
stets im Vordergründe zu sehen, gewährt mir besondere
^ugthnnng.
Wilhelm I. R.
^ Emden, 3. Aug. Vorm. 11 Uhr. Soeben ist
m Oberbürgermeister folgendes TeIegram m des
UM Essers eingetroffen:
M. der Kaiser haben wegen schlechter Nachrichten aus
b >>?^richzhof h^,tc früh die Rückreise von Bergen nach Hamburg
A, l^Ereten und unter diesen Umständen mit Allerhöchst Ihrem
W ^sonderen Bedauern die persönliche Teilnahme an der
"Einweihung in Emden und der Enthüllung der Denkmäler
müssen. S- Majestät haben Se. Kais, und König!.
> den Kronprinzen mit Allerhöchst Ihrer Vertretung bei den
>»» ^Nichkesten beauftragt. gez. v. Thielen.

wie

ir^

Cronberg, 3. Aug. Tie rasche Entschließung
des Kaisers, an das Krankenbett seiner Mutter zu eilery
wird darauf zurückgeführt, daß ihm ein Schwäche-
ansalI seiner Mutter gemeldet wurde, der aber schon
am gleichen Abend wieder behoben war. Man glaubt
hier einstweilen noch nicht an das Bevorstehen einer
Katastrophe. Sämtliche Kinder der Kaiserin Friedrich,
mit Ausnahme des Prinzen Heinrich, weilen am Kranken-
bett ihrer Mutter.
B onn , 3. Aug. Der K ronprinz reiste zum Be-
suche der Kaiserin nach Wilhelmshöhe.
Homburg, 3. Ang. Prinzessin Christian
von Schleswig-Holstein, Schwester der Kai-
serin Friedrich, ist heute Vormittag hier eingetrosfen
und durch Hosequipage nach Schloß Friedrichshof ge-
bracht worden.
H o m b nrg , 3. Aug. Ter Kaiser trifft Montag
in Kiel ein und begiebt sich am selben Tage nach Schloß
Wilhelmshöhe. Dienstag Mittag wird der Kaiser aus
Schloß Cronberg eintreffen.
Berlin, 3. Ang. Wie der „Lok.-Anz." meldet,
verschlimmerte sich der Zustand der Kaiserin
Friedrich in den letzten Tagen in so besorgniserregender
Weise, daß jeden Augenblick das Schli m m st e zu be-
fürchten steht. Professor Renvers weilt bereits in
Friedrichshos, wohin er schleunigst berufen wurde. —
Das „Fremdenbt." berichtet vom Krankenlager der hohen
Patientin, daß die Stimmung aus Schloß Friedrichshof
eine, sehr gedrückte sei. Bereits seit Anfang vorigen Mo-
nats sei ein bedrohlicher Schwächezustand eingetreten, so
daß die Ausfahrten eingestellt werden mußten. Die
Kaiserin habe seit dem 4. vorigen Monats ihr Zimmer
nicht mehr verlassen. Infolge großer Schmerzen mußten
bei ihr wiederholt Morphiumeinspritzungen gemacht wer-
den.
BerIin , 3. Aug. Tie Nachricht, daß der K aise r
in Abänderung seines Reiseplanes wegen schwerer
Erkrankung der Kaiserin Friedrich nnmittel-
b a r n ach Homb u r g geht, wird in Hamburg, und
Emden, wo man sich ganz ans den Besuch eingerichtet
hatte, großes Bedauern erregen, nicht minder aber ganz.
Deutschland mit Betrübnis erfüllen wetzen des Grundes,
der ein Abweichen von den bisherigen Anordnungen nötig
machte. Daß der Zustand der Kaiserin Friedrich ein
sehr bedenklicher war, ist seit langer Zeit bekannt; die
plötzliche Abreise des Kaisers zu seiner schwer erkrankten
Mutter zeigt aber deutlich, daß in dem Zustand der
Kaiserin Friedrich eine ernste Verschlechterung eingetreten
ist, die Schlimmes erwarten läßt.
KiMl, 3. Aug. Die Ankunft des Kaisers
wird Sonntag Vormittag erwartet.
Bergen, 3. Aug. Ter Kaiser ist heute Früh
an Bord der „Hohcnzollern" nach Kiel abgereist.

Deutsches Reich.
— Ein Mitarbeiter des Blattes „Politiken" fragte
brieflich beim Oberpräsidenten v. Koller an, ob es wahr
sei, daß er nach Elsaß-Lothringen versetzt Warden sei.
Dieser antwortete von seiner Besitzung in Hohwald, er
wisse noch nicht, wann er nach Schleswig-Holstein zu-
rücktehre, aber die Nachrichten, daß er Schleswig-Hol-
stein verlasse, seien noch so wenig begründet, daß man
vor destnitiven Entscheidungen sie lediglich als Gerüchte

Kleine Zeitung

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Gießen, 31. Juli. Die hiesige Universität hat
^ der Versicherungsgesellschaft Nordstern in Berlin
..^" Vertrag abgeschlossen, nach dem^mit dem Beginn
Wintersemesters sämtliche Studierende gegen
Ahlall versichert sind. Einen Versicherungsbeitrag
nur die Studierenden zu entrichten, die ihrem
in"'Um entsprechend besonders gefährdet erscheinen
sste^Eer, Physiker, Mediziner und Veterinärmediziner.)
die Versicherung fallen: Explosionsschädsn, nn-
, Ege Aufnahme von Chemikalien, giftig oder schäd-
Wirkende Stoffe, Infektionen der Hände und Arme
^^handlung Kranker und Hebungen an Leichen. Die
H.-stge der übrigen Studierenden werden aus den
iifsjichüssen der Krankenkasse gedeckt. Auch die unter
?Ilx Ht,der akademischen Lehrer etwa eintretenden Un-
»/ei Ausflügen, beim Fechten und Reiten sind in
//rsichernng mit einbegriffen.
Bayreuth, 1. Ang. In der heutigen M a g i-
§ ^ s s i tz ii n g machte Bürgermeister Dr. Lasse l-
^ ^ ^ eine Mitteilung, die in den Kreisen der Bayreuth
dan Fremden lebhaft beachtet werden wird. Der
^ ^"»leister beklagte, nach dem Bericht der Blätter,
, / tz8 r e m d e n in d em H o t e l „Z u r S o n n e"
,/ Kh e die Maßen ausgebeutet werden. „Es
^V so ^^0 der Bürgermeister, „nun von

oft

r,

^>>i^nen Seiten neuerliche Klagen ausgesprochen, die
Ix i AEheuerlicher Art sind, daß eine öffentliche Fest-
"" '>! 5 s S derselben geradezu geboten erscheint. Ein schon
tz^-Per Zeit zu unseren Festspielen kommender Herr
.'

eine Anfrage nach einem belegten

erklärt worden sei, das gebe es nicht, man

tonne nur kalten Aufschnitt, die Schüssel zu 3 Mk., er-
halten. Für ein Glas Himbeerlimonade sei 1 Mk. ver-
langt worden, auf Vorhalt habe der Wirt sich geäußert,
daß der Preis richtig sei. Eine Portion Rühreier sei
mit 2 Mk. berechnet worden u. s. w. Von einer hoch-
gestellten Persönlichkeit wurde amtliche Klage darüber
geführt, daß für ein einfcnstriges Zimmer 30 Mk., für
ein Dienstbotenzimmcr 20 Mk. hätten bezahlt werden
müssen, für einen kalten Ausschnitt seien so hohe Preise
verlangt worden, daß die in Frage kommende hochge-
stellte Persönlichkeit erklärte, noch niemals, nicht
einmal 'in dem teuersten LuxuSbad,
s o übe r n ommen worden z u s e i n. Ich nahm
wiederholt Veranlassung, wegen dieser neuerlichen
Klagen dem Pächter des Hotels „Zur Sonne" Vorhalt
zu machen. Er stellte die Höhe der oben angegebenen
Preise mit Ausnahme der Zimmerpreise nicht in Ab-
rede, bezüglich der letzteren bestritt er die gegen ihn er-
hobenen Klagen. Da gesetzliche Mittel nicht zu Gebote
stehen, so bleibt der Stadtverwaltung weiter nichts übrig,
als das reisende Publikum auf solche Vorkommnisse
öffentlich aufmerksam zu machen, mit dem Hinweis,
daß diese nur vereinzelt Vorkommen und die ent-
schiedene Mißbilligung der gesamten Bürgerschaft finden.
Der Fremde, der die lokalen Verhältnisse nicht kennt,
der insbesondere nicht weiß, daß in allen übrigen Ho-
tels und Restaurants der Stadt durchaus zivile Preise
bestehen, ist leicht geneigt, aus einen: einzelnen Falle
verallgemeinernde Schlüsse ans die Gesamtheit zu
ziehen."
— München, 3. Ang. Die Bahnlinien Murnan-
Garmisch und Jmmenstadt-Oberstorf sind durch H o ch -

ansehen könne. (Herr v. Köller ist unterdessen von Hoh-
wald über Straßburg nach Schleswig zurückgereist. In
Kopenhagener Kreise wird erzählt, er habe in Langen-
bnrg eine Unterredung mit dem kaiserl. Statthalter ge-
habt und sei znm Vortrage beim Kaiser, unmittelbar
nach dessen Rückkehr von der Nordlandsfahrt, befohlen.
D. Red.)
— Wie der „Deutschen Schlachtvieh-Verkehr" ver-
nimmt, sollen die Aussührungsbestimmungen zum
Flcischbeschaiigcsctz alles mit Borsäure, schwefliger Säure,
schweflig- und unterschwefligsauren Salzen, ebenso wie
alles mit Farbstoffen irgend welcher Art behandelte
Fleisch für zum Genuß untauglich erklären.
Damit wäre die soviel umstrittene Verwendung von
Meat-Preserve-Salz und das Färben von Wurst un-
bedingt verboten.
— Dem „Rheinischen Kurier" wird vom Chef des
Hofstaates der Landgräsin von Hessen, Frhrn. v. Both-
mer, mitgeteitt, daß die Meldung von dem Ucbertritt
der Landgräfin zur katholischen Kirche in keiner Weise
zutreffend sei. An der Meldung ist nur richtig, daß die
Landgräsin in der letzten Zeit nicht die evangelische Kirche,
sondern den katholischen Dom in Fulda besuchte.
ueb. Der in Verbindung mit dem Verkauf eines
Exemplars des Zolltarifentwnrfs genannte Berliner
Journalist Dr. H a m burger ist seit Freitag spurlos
verschwunden. Der in derselben Angelegenheit erwähnte
Vertreter des Berliner Vertreters des „Franks. Generanl-
anz.". Bahr, sendet an die „Post" eine Zuschrift, in
welcher er erklärt, Dr. Hamburger sei vor 14 Tagen
bei ihm erschienen und habe ihn: mitgeteilt, daß er im
Besitze des deutschen Zolltarifentwnrfs sei. Dr. Ham-
burger machte Herrn Bahr den Vorschlag, er möge bei
dem ihm — Bahr — befreundeten Herausgeber der
Londoner „Finanzchronik" wegen Ankaufs des Entwurfs
vermitteln. Bahr hat das in der Annahme, daß Dr.
Hamburger ans legalem Wege in den Besitz des Entwurfs
galangt sei, gethan und die Korrespondenz zwischen
Dr. Hamburger und Tr. Rosendorf-London vermittelt.
Die von Dr. Rosendors gezahlte Summe von 1000 Mark
habe er der Polizei freiwillig zur Verfügung gestellt.
Baden.
Karlsruhe, 3. Aug. Das Ministerium des Innern
hat zufolge landesherrlicher Verfügung bestimmt, daß mit
den Vorarbeiten für die Landtagsarbeiten als-
bald zu beginnen ist und die Wählerlisten vom
20. August an aufzulegen sind. Vor zwei Jahren ist am
26. September mit der Auflegung der Wählerlisten begon«
nen worden; eS kam: daraus die Vermutung abgeleitet
werden, daß die Kamm r nicht erst, wie bisher, im No-
vember, sondern schon im Oktober einberufen werden wird.
Karlsruhe, 3. Aug. Der Badische Eisen-
bahnrat trat heute Vormittag halb 10 Uhr in Frei-
bnrg i. B. zu seiner 42. Sitzung unter dem Vorsitz des
Ministers des Großh. Hauses und der auswärtigen Ange-
legenheiten, "Herrn Staatsminister Erccllenz v. Brauer,
zusammen. Auf der Tagesordnung befanden sich fol-
gende Gegenstände: 1. Vorlage des neuen Verzeichnisses
der Ausnahmetarise. 2. Mitteilung über die Einführung
von Kilometer-Heften 3. Klasse für 300 Km., sowie über
die ermäßigte Fahrtaxe für Arbeitslose. 2. Beratung
des Winterfahrplans 1901—1902. Die Verhandlungen
waren um 1 Uhr nachmittags beendet.

w a s s e r unterbrochen. — Die Isar steigt fortgesetzt
stark. Die Bahnlinien Vilshofen-Sandbach, Engls-
mannsreuth-Schnabelwaid, ischnabelwaid-Pegnitz.Schna-
belwaid-Krenßei: und Bamberg-Hirschaid waren teils
zeitweise, teils sind sie noch unterbrochen. -— Im Gebirge,
am.Bodensee und im südlichen Allgäu gingen gestern
Wollend räche nieder, die starke Ueber-
s ch w e m m n ngen der Gebirgsslüssc zur Folge hatten.
—. LUpzig, 1. Aug. Heute sind seit der Begründung
des Bibliog r a p h ischenI n st: t:: ts in Leipzig,
der weltbekannten Vertagsanstalt, 75 Jahre verflossen.
Die von Josef Meyer ins Leben gerufene, jetzt von den
Brüdern Dr. H. Meyer, dem bekannten Forschungs-
reisenden, und A. Meyer geleitete Firma verdankt ihren
internationalen, für alle Zeiten fest-begründeten Nus
bekanntlich in erster Linie ihrem Konversationslexikon,
den Klassikerausgaben, Volksbibliothcken, Sprachführern
und Reisehandbüchern. Alle die zahlreichen Ausgaben
des Verlags sind von Anfang an bis heute ans die
eigene Anregung der Geschästsleiter zurückznführen.
Welche Riesenarbeit von der Meyer'schen Offizin bewäl-
tigt wird, geht an: besten daraus hervor, daß sie gegen-
wärtig bis zu 660 Personen beschäftigt, die Bnchdruckerei
120 Millionen, die Steindrnckerei 20Z4 ..Millionen
Drucke, die Buchbinderei 1 Million Broschüren und
750 000 Einbände jährlich liefern. Mehr als 850 000
Mk. werden jährlich für Gehälter und Löhne gebraucht,
460 000 Mk. für Farben, Kohlen und sonstige Materia-
lien und über 1 Million Mk. für Papier. Die heutige
Jubiläumsfeier gab Anlaß zur Dekorierung einer An-
zahl verdienstvoller Beamten des Hauses. Julius
Meyer, der Vater der beiden Geschästsleiter, spendete
neuerdings 100 000 Mk. zum Pensionsfonds des Hauses,
 
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