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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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43. Jahrgang. — Ar. 235

Dienstag, 8. Oktober 1901.

Westes B!E.





Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SV Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafcln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Zu den Landtagswahlen.
Von den nationalliberalen Bezirken, die diesmal
Sur Wahl standen, waren es besonders drei oberländische
auf die der Wahlstratege des Zentrums, Herr Wacker sein
Verlangen und seine Hoffnung gerichtet hatte: Meßkirch-
Stockach, Engen und Donaueschingen. Aber auch die
Verdrängung Kriechles in Bonndorf-Waldshut schien ihm
bei allseitiger Arbeit als wohl möglich. Nun, die Hoff-
nungen des Zentrumsführers sind zu unserem Glüch zu
Schanden geworden. Für Meßkirch-Stockach wird die
Nationalliberale Mehrheit auf 71 gegen 46 angegeben,
in Bonndorf auf 88 gegen 37. Sie ist also sehr be-
trächtlich. Doch wird unablässige Arbeit notwendig sein,
Um sie der Partei dauernd zu erhalten. In Engen
stehen 62 nationalliberale Wahlmänner 48 ultramon-
tanen gegenüber; dazu kommen 1 freisinniger, 1 un-
sicherer und 1 von: Bund der Landwirte. Pie natio-
Ualliberale Mehrheit ist also bis an die unterste Grenze
gerückt. Der Bezirk war volle zwanzig Jahre lang
durch den Bärenwirt Müller vertreten, einem einfachen
Diann, der im Bezirk in vielen Ehrenstellungen thätig
ist und großes Ansehen besitzt. Politisch ist in dem Be-
zirk fast gar nicht gearbeitet worden. Hoffentlich geschieht
das durch den neuen Abgeordneten, den Landgerichts-
rat Ottendörfer. In diesem Falle wird die national-
tiberale Mehrheit in dem Bezirk wieder wachsen. In
Donaueschingen ist das Stimmenverhältnis 65 zu 63.
Die nationalliberale Mehrheit ist also auch dort so knapp
wie möglich. Das Fiesersche Mandat geht auf den
Hofapotheker Kirsner über. Als Bürger der Stadt hat
rr die beste Gelegenheit, seine Abgeordnetenstellung zu
befestigen. Alle diese Bezirke können bei der nötigen
Arbeit dauernd der Partei erhalten werden. Dann
aber besteht gute Aussicht, mit der Zeit noch diesen oder
jenen Bezirk imOberland zurückzugewinnen.JnVillingen-
i^eustadt stehen 79 Zentrumsstimmen 68 nationallibe-
ralen gegenüber. Wenn es gelingt, im Bezirk Neustadt
auch nur einige Stimmen zu gewinnen, dann kann das
Mandat dem Zentrum wieder abgenommen werden. In
Triberg-Wolfach haben die Nationalliberalen erst in
letzter Stunde einen Kandidaten aufgestellt und doch
ein Drittel der Wahlmänner durchgebracht. Auch dieser
Bezirk wäre bei unablässiger Arbeit wieder zu gewinnen.
In Pforzheim (Stadt) hat unsere Partei sich diesmal
behauptet, nachdem das zweite Pforzheimer Mandat
Var zwei Jahren an die Sozialdemokraten verloren ging.
Vlas diesmal gelang, wird in zwei Jahren hoffentlich
Meder gelingen. Daß Heidelberg-Land von den Na-
^onalliberalen zurückgewonnen werden wird, ist Jedem
"ar, der das Ergebnis der diesmaligen Wahl näher
Untersucht hat. Die Besserung gegenüber der Wahl vor
vier Jahren ist augenscheinlich, es fehlte nur noch eine
Kleinigkeit und der Bezirk wäre schon diesmal zurück-
vrobert worden.
Diese durchaus nicht vollständige Nebersicht läßt er-
sinnen, daß unsere Partei einen erheblichen Teil des
früher besessenen Bodens zurückerobern kann. Dazu
A aber unablässige Arbeit nötig. Hieran jedoch fehlt es
Mder. Das Zentrum hat in jedem Ort in der Person
°es Pfarrers seinen Agenten sitzen. Unsere Partei be-
bals sich mit Versammlungen in den letzten Monaten
MerWochen vor denWahlemsodaß mancherOrt kaum alle
^ Jahre eine nationalliberale Versammlung sah. Wenn
Unsere Partei tüchtige Agenten unterhalten würde,

welche die Orte zu besuchen und das Interesse der Wäh-
lerschaft für unsere Partei zu erwecken und zu erhalten
hätten, dann würde man sehr bald ganz wesentliche Er-
folge wahrnehmen. Jeder Kaufmann schickt heute seine
Reisenden aus. Die politischen Parteien müssen es eben-
so machen, zumal nachdem einige damit angefangen ha-
ben. Sozialdemokraten und Antisemiten lassen auch in
der stillen Zeit Redner auftreten, um ihre Anhänger
aufzufrischen. Wir aber verhalten uns, abgesehen von
der Wahlzeit, passiv. Das ist ein großer Fehler.
Hoffentlich kommt nun ein frischer Zug in die Par-
tei, oder vielmehr bleibt der frische Zug darin, der sich
in der letzten Zeit in ihr bemerkbar gemacht hat. Da
eine Anzahl neuer Männer unserer Partei in die Kams-
mer eintreten, auch die Parteiführung neu bestellt wer-
den muß, zudem das Verhältnis zwischen den Parteien
sich zumteil verschoben hat, so wird die Frage der Par-
teitaktik eingehend erörtert werden niüssen. Dazu ist
auf die Frage der systematischen Bearbeitung des Lan-
des zu rechnen. Wird sie in befriedigender Weise ge-
löst, dann wird der gegenwärtige verheißungsvolle An-
lauf zu dauernden schönen Erfolgen führen.

Deutsches Reich.
Bade«.
L.O. Karlsruhe. 7. Okt. Die Nachricht der „Köln.
Ztg.", daß nach einem Beschluß der in Baden-Baden ta-
genden Konferenz preußischer, hessischer und badischer
Ministerialdelegierter vorbehaltlich der Zustimmung der betr.
Landtage der Eintritt der Main-N eckarb a h n in die
preußisch-hessische Eisenba h n ge me in sch aft am
1. April nächsten Jahres erfolgen soll, ist in dieser
Form nicht richtig. In der Konferenz wurde, wie
wir von kompetenter Seite erfahren, lediglich dariib'r ver-
handelt, ob und wie die komplizierte Verwaltung der
kleinen Strecke zu vereinfachen sei. Von der Einziehung
des badischen Teils in die preußisch-hessische Eisenbahu-
gemeinschaft war nicht die Rede, eine solche würde ja
auch im Landtag dem heftigsten Widerspruch begegnen.
— Im „Schwab. Merkur" schreibt ein, wie es
scheint, gelegcnt'icher Mitarbeiter:
Die Devise „Zentrum ist Trumpf", welche den Reichstag
beherrscht, sollte auch für Baden Geltung erhalten. Und der
kostbare Preis war der aufgewendeten Mühe und der skrupel-
losesten Agitation wert. 40 Jahre lang hatte den Sitz des
badischen Kammerpräsidenten ein Nationalliberaler einge-
nommen. Welch ein Erfolg für die Ultramontanen, wenn es
diesmal geglückt wäre, den Nationalliberalen so viel Mandate
zu entreißen, daß sie nicht mehr die stärkste Partei gewesen,
sondern an die zweite Stelle gerückt wären I Der Zentrums-
mann Hug als badischer Kammerpräsident und Geistlicher Rat
Wacker als der Kammerdiktator! Welch ein herrliches, verlocken-
des Bild für jeden echten UltramontanenI Welch ein Wonne-
gefühl für die Ultramontanen, nun auch in Baden, dem libe-
ralen Musterlande, endgiltig die Herrschaft an sich gerissen zu
haben! Aber es stand noch weit mehr auf dem Spiele. In
eingeweihten politischen Kreisen verhehlte man sich nicht, daß
bei der eventuellen weiteren Zunahme der ultramontancn
Landtagssitze und im Falle des Ucbergangs des Kammerprä-
sidiums an das Zentrum die badische Regierung noch mehr
vom Nationalliberalismus abrücken und eine ultramontane
Färbung annehmen werde. Es wird sogar behauptet, der
neue Minister des Innern, Herr Schenkel, habe bei sei-
nem Amtsantritt die Aufgabe der Einleitung einer ultramon-

tanen Versöhnungspolitik übernommen. Der Ausfall der
Wahlen mit seiner Stärkung des Nationalliberalismus und dem
völligen Mißerfolge des Ultramontanismus in den fast aus-
schließlich katholischen oberbadischen Bezirken wird durch diese
Mission des Herrn Schenkel, falls sie bestanden haben sollte,
einen starken Strich gezogen haben. Der im ganzen Wahl-
kampf am meisten Geschlagene ist der Geistliche Rat Wacker.
Seme verhetzende Politik, die sich nicht scheute, die Sozial-
demokratie künstlich groß zu ziehen, hat eine vernichtende Nie-
derlage erlitten. Nicht ein einziges Mandat vermochte die
Wacker'sche Politik zu erringen. Möglich ist auch, daß die
diesmalige Wahlniederlage des Zentrums den Einfluß Wackers
in der ultramontancn Partei, der schon in den letzten Monaten
sehr arg ins Wanken gekommen war, noch mehr erschüttert,
und die gemäßigtere Richtung die Oberhand gewinnt. Neben
dem Zentrum ist es vor Allem die Sozialdemokratie, die in
dem verflossenen Wahlkampfe eine empfindliche Schlappe er-
litten hat.
— Der nationalliberale Kandidat für Freiburg.Herr
Keller, hatte in einer Wahlrede den znrückgetretenen
Parteiführer Fieser gelobt und u. A. gesagt:
Mali konnte es einem Mann, der so viel geleistet wie Fie-
ser, wahrlich nicht übel nehmen, wenn er seinen Lebensabend
sich nicht wolle verbittern lassen von einer Kampfweise im
Wahlkampf, wie sie dem Gegner zurzeit beliebe. Das Zentrum
möge über Fieser sagen, was es wolle: gefürchtet habe es ihn
doch! Nun möge es den alten Löwen in Ruhe lassen
Der Zweisterne-Mann des „B e o b." kann nicht unv-
E'. "E Herrn Keller zu widersprechen und seine ab-
über Fieser in einem spalteulangen
Artikel kund zu gebe». Er sagt dabei u. A. :
Im Spätjahr 1896 suchte sich der Abg. Wacker über
die Situation im Wahlbezirk Donaueschingen genauer
zu orientieren, dessen Vertretung Fieser seit 4 Jahren
hatte. Erfand, daß die beste Aussicht vorlag, Fieser
aus dem Felde zu schlagen, wenn das Zentrum einen
Kandidaten acceptierte, der zwar gegen die Nationalli-
beralen war, aber auch nicht zum Zentrum gehören
wollte. Hervorragende Parteigenossen im Bezirke Do-
naueschingen waren sehr dafür, die Gelegenheit zu be-
nützen, dem leidenschaftlichen Zentrumstöter Fieser eine
Niederlage zu bereiten. Wacker vertrat einen ganz an-
deren Standpunkt und drang damit durch. Er betonte:
ein Bezirk wie Donaueschingen muß als einstiger
Zentrumsbesitz im Auge gehalten werden. Sei er jetzt
noch nicht zu haben, so ebne Fieser dem Zentrum am
sichersten den Weg für später. Auch arbeite Fieser durch
sein Auftreten in der Kammer dem Zentrum wesentlich
in die Hände. Man solle also davon absehen, ihn durch
einen Kandidaten verdrängen zu wollen, der nicht dem
Zentrum zugehöre. Nachdem das Zentrum 1893 und
1897 mit eigenen Kandidaten namhafte Fortschritte ge-
macht hatte, sah es 1901 die Kandidatur Fieser nur sehr
ungern verschwinden. Sie hätte mehr als jede andere
einen Zentrumssieg erleichtert. So hat das Zentrum
im Bezirke Donaueschingen Herrn Fieser „gefürchtet":
Daß das Zentrum auch in der Kammer ihn nicht „ge-
fürchtet" hat, dürfte aus den Protokollen derselben satt-
sam zu ersehen sein.
Etwas wie „Furcht" vor ihm hat sich allerdings in
letzter Zeit stark bemerkbar gemacht. Aehnlich wie
Kiefer in seinen letzten Jahren, so ist auch Fieser eine
Quelle von Sorgen geworden für — die eigene Partei.
Deren Haltung in der Frage des Wahlrechts in Staat
und Gemeinde in Verbindung mit ihrer kirchenpolitischen
Haltung ist sie sehr teuer zu stehen gekommen. Noch
schwerer als der Mandats-Verlust ist die Einbuße an

Erstes Weingartner-Konzert.
(Kammermusikabend.)
x Heidelberg, den 8. Oktober.
, Ebenso ungewöhnlich frühe, wie die rauhen Hcrbststürme
^ginnen dies Jahr die Heidelberger Konzerte. Mit dem
Estrigen ersten Winterkonzertc sind wir bereits Anfang Ok-
Aer mitten in die musikalische haute saison versetzt. Felix
Weingartner, der gefeierte primo uomo unter den der-
?°üigen Dirigenten hatte diesmal das Kapellmeisterpult mit
siM P^tze am Flügel vertauscht; er zeigte, daß er auch als
Unsinniger Kammermusiker der ersten einer genannt zu werden
sirdient. Es waren hervorragend schöne Genüsse, welche uns
sin gestrige Abend brachte, und ich wüßte kaum, welches der
asii zn Gehör gebrachten Werke ich als das vollendetste in der
uRführmig bezeichnen sollte. Dem ausgezeichneten Pianisten
jsiht ein vollkommen congeniales Streichcrpaar zur Seite,
sinzertmcister R. Rettich, Moncellist H. Warnke,
Künstlerkleeblatt im wahren Sinne des Wortes,
h Mozarts 2-äur-Trio ist ein in Dilettantenkreisen wohl-
simnntes Stück. (Hoffentlich haben dieselben gestern für ihre
Etlichen Vergnügungen etwas profitiert.) Der liebliche
yl'Üelsatz und das neckische Finale, welches thematische Arbeit
z si Klangschönheit verbindet, wie es eben nur Mozart zuwege
LRgt, gehören zu den schönsten Eingebungen des Meisters.
siRade, daß im großen Saale so manche feine Schönheit ver-
geht.
z,. -Las schwermütig grübelnde Volkmann'sche 8-moII-Trro
xsi"Ac einen wirkungsvollen Kontrast zum vorigen. Es ist
der wertvollsten Erzeugnisse der „nachklassischen" Zeit,
fsiminelhoch manche berühmter gewordene überragend, nur
viel zu selten gespielt, was den allerdings nicht uuerheb-
)rn Schwierigkeiten zuzuschreiben ist.
«um Schlüsse übte Beethovens O-clnr op. 70 die gewohnte
ung aus. Der von fröhlicher Energie erfüllte erste Satz,

Schlußpresto gelangten mit wimdcrbarrer Charakteristik zum
Ausdruck. Und wie schon den ganzen Abend, spendete das be-
geisterte Publikum rauschenden Beifall.
Leider war der Saal, wie dies bei Knnstdarbietungen in-
timerer Art meist üblich, zur Hälfte leer. O. S.

8rü ersledermaus"- oder „Gespcnsterlargo" mit seinem
Glichen Tiefsinn, der Alles fortreißendc Humor

nner-
des

Kleine Zeitung
— Berlin, 7. Okt. Der Polizeibericht meldet für
Samstag und Sonntag sieben Selbstmorde.
— Manresa, 7. Okt. Die über den Ausfall des
Stierkampfes unzufriedene Volksmenge zündete ge-
stern die Arena an. _
Sturm und Hochwasser.
Aus der Ortcnau, 7. Okt. Der gestrige Orkan verursachte
allenthalben bedeutenden Schaden. Zahlreiche Obstbäume
wurden teils abgeknickt, teils entwurzelt. Selbst die altehr-
würdige Dorflinde in Ortenberg, in deren Schatten sich so
manche Generation versammelte, wurde ein Opfer des to-
benden Sturmes.
Frankfurt a. M., 7. Okt. Hier sind 21 Verletzungen, die
der Mehrzahl nach leichter Natur sind, zur polizeilichen An-
zeige gelangt. Eine Photographenbude am Bahnhof wurde
vom Sturm total Hingerissen und Firmenschilder herabgcrissen.
Im Palmengarten sind viele hohe Bäume geknickt worden,
auch im Zoologischen Garten hat der Sturm schlimm gehaust,
ebenso in den Promenaden. Im Norden der Stadt sind Stücke
von Schornsteinen und Ziegelsteinen herabgcfallen. Im Wald
wurden schwere Verwüstungen angerichtet. Aus der ganzen
Mainebene kommen, laut „Frkf. Ztg." Meldungen über die
verheerende Wirkung des Orkans. In den Tannenwaldungen
von Kelsterbach- sind große Scharen von Bäumen entwurzelt.
Auch im Tamms ist enormer Schaden angerichtet. In der
Ausstellung für Unfallschutz wurden durch den Orkan wertvolle

Zeichnungen rc. des Reichsverstcherungsamts vollständig zer-
stört, sodaß erheblicher Schaden entstand.
Köln, 7. Okt. Infolge anhaltenden Regens führen die
Mosel, Saar und Kyll wieder Hochwasser.
Magdeburg, 7. Okt. In. vergangener Nacht herrschte hier
ein heftiger Sturm mit Regenböen. Vom Harz wird
ebenfalls stürmisches Wetter gemeldet, das in den Wäldern
vielfachen Schaden anrichtete. Im Oberharz und dem Bro-
ckengcbiete trat ein starker Schneefall ein.
Essen, 7. Okt. Der Sturm hat in hiesiger Gegend großen
Schaden angerichtct. In Bcrgeborbeck stürzte das Gerüst
des Turmbaues der katholischen Kirche ein. Eine abschließende
Bretterwand stürzte auf die Kirchenbesuchcr und verur-
sachte eine große Panik. Zwei Kinder sind lebensgefährlich
verletzt worden.
Breslau, 7. Okt. Die „Schlesische Zeitung" meldet aus
Brückenberg: Seit Sonnabend regnet es ununterbrochen. Die
Gebirgsflüsse sind bedeutend geschwollen. Auf dem
Riesengebirgskamm kam bei minus ein Grad Celsius Schnee-
treiben vor.
Brüssel, 7. Okt. H c f t i g e rS t u r m, verbunden nnt
Gewitter, Regengüssen und Hagel, wütete gestern in ganz
Belgien. Namentlich in Lüttich ist der durch das Unwetter
angcrichtcte Materialschaden bedeutend. Auf dem Marktplatz
sind eine Anzahl Meßbuden zerstört, viele Bäume sind ent-
wurzelt, Latcrnenpfähle umgerisscn.

Thraker- und Kunstxachrichtcn.
Heidelberg, 6. Oktober. Im Stadttheater gelangt morgen
Mittwoch zum zweiten und letzten Male die Lustspie,-
novität „Auf Strafurlaub" welche bei ibrer Erstaufführung einen
großen Heiterkeitsersolg erzielte, zur Darstellung. Donnerstag
geht nach mebrjäbriger Pause Gutzkow's Traieripiel „Urlel
Acosta" in Scene, em bedeutsames Werl, welches in dem Re-
pertoire aller ersten Bühnen Deutschlands vertreten ist. Herr
 
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