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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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Bezirk Engen zur Sprache. Er walle nach keiner Seite hin
einen Vorwurf machen, aber das Vorkommnis sei angesichts
der klaren gesetzlichen Bestimmungen sehr bedenklich. Sämt-
liche Parteien haben ein Interesse daran, daß hier eine gründ-
liche Reinednr eintritt. Bezüglich der Wahlanfechtung möchte
er bemerken, daß der Standpunkt Dreesbachs zu bedenklichen
Konsequenzen führe. Die Wahlkommissionen werden sich doch
nicht nach einer Rüge der Kammer richten. Wenn man wegen
solcher formaler Verstöße, die das Resultat der Wähl nicht al-
terieren, eine Wahl kassiert, dann setze man ja geradezu eine
Prämie aus für solche, die von vornherein eine Wahl anfech-
ten wollen. Für die Anhänger der Dreesbachsichen Meinung
erwachse die Pflicht, sofort der Frage praktisch näher zu tre-
ten, wie durch Strafbestimmungen den gesetzlichen Vorschrif-
ten Rechnung getragen wird. Minister Schenkel will auf
die Materie selbst nicht eingehen, da ihm die Sache zweifel-
haft erscheine, sondern dem Rate des bewährten Parlamen-
tariers Wacker folgen und sich einer Aeuherung enthalten.
In der Ansicht Wackers, daß die Kassation der Wahl den Wahl-
kommissären Anlaß geben könnte, Wahlanfechtungsgründe auf
Vorrat zu sammeln, liege ein uirbegriindetes Mißtrauen gegen
die Wahlkommissionen. Glücklicherweise sind die Fälle, wo
absichtlich das Wahlresultat gefälscht wurde, sehr selten. Wir
alle waren entrüstet über den Vorgang in Sand und befrie-
digt über die empfindliche Strafe, welche damals den Schuldi-
gen getroffen hat. Auch in anderer Beziehung habe Wacker
Mißtrauen geäußert, als ob bei Verwendung der betreffenden
Kouverts absichtlich eine Unregelmäßigkeit vorgekommcn
wäre. (Wacker bestreitet dies ausdrücklich. — Wenn dem so
ist, wozu dann der große Lärm in der ultramontanen Presse?)
Das Ministerium habe vorgeschrieben, daß aus Gründen der
Sparsamkeit die ungebrauchten Wahlkouverten gesammelt wer-
den. Da cs sich um etwa 20V OVO Stück handelte, so könne
Wohl ein Versehen borgekommen sein, eine Absicht habe aber
bei keiner Stelle Vorgelegen. In Zukunft werde die Kontrolle
noch verschärft werden. Wenn Fälle wie in Neustadt bona fide
geschehen, könne von strengen Strafbestimmungen keine Rede
sein, für grobfahrlässige Fälle besondere Bestimmungen zu er-
lassen sei das Mnisterium bereit mitzuwirkcn, für dolose Fälle
reichen die Bestimmungen des Str.G.B. aus. Abg. Dr. Wil-
lens ist Wacker dankbar, daß er die Vorgänge mit den Wahl-
kouverts zur Sprache gebracht. Die Regierung sollte dafür
sorgen, daß derartige unliebsame Ereignisse in Zukunft unter-
bleiben. Die Frage, ob der Verstoß gegen die W.O. erheblich
sei, müsse ohne Zweifel bejaht werden. Denn es handle sich
um eine formale Vorschrift, die eingehalten werden muh. Auch
in der Zivil- und Stcafprozeßordnung findet sich die Bestim-
mung, daß ein Urteil stets als nichtig anzusehen ist, wenn die
Vorschriften über die Oeffentlichkeit der Verfahrens verletzt
wurden. Abg. Fehlen bach (Zeutr.) meint, die Konse-
quenz des Dreesbachsichen Standpunktes wäre, daß jede Wahl
auch wenu das Resultat gar nicht zweifelhaft ist, kassiert werden
kann, sobald ein Formfehler vorliegt. Ihm scheine, daß die
Sozialdemokraten zu wenig richterliche Erfahrung besitzen,
sonst müßten sie wissen, daß die Abschreckungsthcorie viel von
ihrem alten Glanz verloren hat. Der Verstoß sei nicht ein
Verstoß gegen die allgemeine Oeffentlichkeit der Wahl. Die
Frage heiße einfach: Ist hier eine erhebliche Verletzung der
W.O. zu konstatieren? (Rufe bei den Nationall.: Jal) Er
müsse die Frage entschieden vermeinen. Nach weiteren Aus-
führungen der Abg. Fendrich, Dr. Binz und Zehnter wurde der
Antrag Binz, die Wahl Griiningcr's für ungiltig zu erklären,
mit 31 gegen 35 Stimmen angenommen.
Abg. Zehnter (Zentr.) berichtet sodann über die Be-
ratungen der Abteilung 5 inbctreff der Frage, ob ein Notar als
Bezirksbeamter anznsehen u. demgemäßMerklinger überhaupt
wählbar sei. Schon im Jahre 1893 habe der Landtag sich
eingehend mit dem 8 87 der Verf.Urk. beschäftigt. Nach dem
damaligen Kommissionsbericht sei der Notar zweifellos nicht
^den „Lokaldienern" zuzurechnen, ob er aber unter dieBezirks-
Lcamten gehöre, gehe aus dem. Geschäftsbericht nicht hervor.
Bezirksbcamte werden im allgemeinen solche Beamte genannt,
deren geschäftlicher Wirkungskreis sich mit dem geographischen
Bezirk deckt, z. B. Amtmann, Bezirksarzt, Amtsrichter. Ein
Teil der Wahlprüfungskommission schlage nun vor, diese De-
finition auch jetzt als maßgebend zu Grunde zu legen und
demgemäß den Notar nicht als Bezirksbeamten i. S. des Ge-
setzes zu betrachten .und die Wahl, Merklinger's für unbe-
anstandet zu erklären. Die Majorität aber war der Mei-
nung, man dürfe auf die geographische Bestimmung nicht zu
großes Gewicht legen. Der Notar sei zweifellos ein Bezirks-
beamter i. S. des § 37, weshalb die Wahl für ungiltig er-
klärt werden müsse. In diesem Sinne lapte der Antrag der
Kommissionsmehrheit. Abg. O b k i r,ch e r (natlib.) möchte
Len § 37 nicht auf alle Beamte ausgedehnt wissen. Ein No-
tar aber sei zweifellos als Bezirksbeamter anzusehen. Mi-
nister Schenkel betont, daß die gewöhnlichen Auslegungs-
regeln bei § 37 nicht anwendbar seien, weil hier die Absicht
Les Gesetzgebers nicht erschöpfend ermittelt werden kann und
der Wortlaut nicht klar sei. Wenn die Absicht des Gesetzge-
bers dahin geht, den Bezirksbeamten wesentliche Einwirkungen
«ruf die Bezirksbewohner zu entziehen, dann müßte man auch
die technischen und vor allem die Schulbcamten vom passiven
Wahlrecht ausschlietzen, was doch nicht wünschenswert wäre.
Much wären in diesem Falle die Bürgermeister zweifellos den
Lokaldienern zuzurechnen. Er meine, inan sollte dieBestimmung
des Gesetzes nicht unnötig ausdehnen. Allerdings haben jetzt
die Notare eine andere Bedeutung, als früher. Bei der in
Aussicht stehenden Verfassungsrevision werde man sich den
8 37 genau ausehen und ihm eine klare Fassung geben. Wg.
Wacker, der gestern die Meinungsäußerung des Ministers
als Parteinahme bezeichnet hatte, war heute hocherfreut über
Liese Worte des Ministers. Selten habe er Momente ge-
ihabt, wo er der Regierung so „uneingeschränkt und so erfreut"
zustimmen konnte. Hoffentlich werde man sich auf einer
.Grundlage verständigen, auf der eine richtige Interpretation
möglich sei. Abg. Hergt (Zentr.) war bei der Kommissions-
mehrheit, will aber jetzt für die Giltigkeit der Wahl Merk-
lingens stimmen. Abg. Geiß (soz.) erklärt, daß die So-
zialdemokraten für den Kommissionsantrag stimmen werden.
Schließlich wird der Antrag, die Wahl Merklinger's wegen
dessen Nichtwählbarkeit für ungiltig zu erklären, mit großer
Mehrheit (darunter auch Zentrumsstimmen) angenommen.
Per Akklamation werden sodann: Gönner zum Päsi-
Lenten, Lauck (Zentr.) zum I. und Dr. Heimburger (dem.)
zum II. Vize-Präsidenten (anstelle Pflüger's, der 'wegen ho-
hen Alters ablehnte), und die Abg. Müller, Rohrh u r st
sinat.), Blümmel, Köhler (Zentr.) zu Sekretären ge-
wählt. Schluß der Sitzung 1 Uhr.
Nächste Sitzung: morgen, 9 Uhr. T.-O: Bildung der de-
finitiven Abteilungen und ständigen Kommissionen. Vorlage
L.es Staatshaushalts.

M L.o. Karlsruhe, 29. Novbr. Wie vorauszusehen
war, sind nun auch die Wahlen in Vittingen-Neustadt
(Grüninger, Zentr.) und Wertheim-Walldürn (Notar Merk-
linger, Zentr.) für ungültig erklärt worden. Die Ma-
jorität des Hauses verharrte auf dem Standpunkt, daß im
2. Distrikt in. Neustadt das Prinzip der Oeffentlichkeit des
Wahlverfahrens verletzt wurde und somit ein grober Ver-
stoß gegen die Wahlordnung vorliege. Mit großer Zähig-
keit vertrat auch heute wieder das Zentrum die Ansicht,
Laß der Verstoß unerheblich sei, weil er das Gesamt-

resultat nicht offeriere, wobei namentlich der neue Abgeord-
nete von Freiburg, Fehreubach, nicht ungeschickt operierte,
in dem das Zentrum augenscheinlich eine ganz hervor-
ragende Kraft gewonnen hat. Die Kassation der Wahl
Merklinger's, die auf Grund des Z 37 der Vers.-Urkunde
erfolgte, mag deck „3.'ägigen" Abgeordneten selbst wohl am
meisten schmerzen. War es doch Merklinger, der vor 2
Jahren in einer Polemik gegen die „Badische Korrespon-
denz" sich als gewiegten Interpreten des ominösen Para-
graphen aufspiclte. Nun mußte er sich von der Kammer
das Zeugnis ausstellen lassen, daß seine Interpretation
falsch ist. Vielleicht nimmt er jetzt Gelegenheit, den früher
in Aussicht gestellten Kommentar zu Z 37 zu verfassen.
Das Wertheimer Mandat geht selbstverständlich dem Zen-
trum nicht verloren und an neuen Aspiranten aus dem
Kreise der alten Herren der Horoz-ma k'riburAsnsis wird
es nichl fehlen. Oder wird jetzt ein Landwirt Gnade vor
den Augen des Herrn Wacker finden?

Bayern.
München, 29. Nov. Die Kammer der Abge-
ordneten nahm mit 77 gegen 51 Stimmen den An-
trag Heim (Zentr.) an, wonach in der Justizver-
waltung Israeliten nur im Verhältnis der israeliti-
schen Bevölkerung zur Gesamtbevölkeruig ausgenommen
werden sollen. In der Erörterung erklärte der Justiz
minister, er könne gesetzlicher Bedenken halber dem Anträge
keine Folge geben, werde aber der Stimmung der Bevölke-
rung, soweit cs möglich sei, Rechnung tragen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben dem
Bezirksarzt Medizinatrat August Ambros in Pfuttendorf das
Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen und denselben auf sein Ansuchen wegen vorgerückten
Alters und leidender Gsiundheit unter Anerkennung seiner lang-
jährigen und treugeleisteten Dienste auf den 1. Dezember l. I.
in de» Ruhestand versetzt.
— Das Großh. Ministerium der Justiz, des Kultus und
Unterrichts hat den Gerichtsschreiber Wilhelm W ag n e r beim
Amtsgericht Tauberbischofshcim zum Amtsgericht Buchen und
den Gerichtsschreiber Johann Staudt beim Amtsgericht Buchen
zum Amtsgericht Tauberbischofsheim versetzt.
— Es wurden in gleicher Eigenschaft versetzt: Revisor Ernst
Mölbert in Lörrach zum Bezirksamt Pforzheim, Revisor
Gottfried Jsele in Konstanz zum Bezirksamt Lörrach, Revisor
Heinrich Theobald in Wiesloch zum Bezirksamt Bruchsal,
Revident Otto Kaiser in Neustadt zum Bezirksamt Wiesloch,
Revident Adolf Riegel in Bruchsal zum Bezirksamt Konstanz,
Revident Friedrich Götz in Buchen zum Bezirksamt Neustadt.
— Betriebssekretär Oskar Volkmar in Herbolzhsim wurde
zum Stationsverwalter daselbst ernannt.
— Mit Entschließung des Eoangel. Obcrklrchenrats wurde
Kmizleiasststent Gustav Jacob bei dieser Stelle zum Registra-
turassistenten ernannt.
Karlsruhe, 29. Nov. Am Mittwoch, den 27.,
abends, hat der Groß Herzog in Schloß Baden die
Kommissare empfangen, welche zum Zweck des Abschlusses
der Uebereinkunft, die Regulierung des Oberrheins betreffend,
sich in Baden versammelt haben. Es sind dies die Bevoll-
mächtigten: für Bayern Geheimer Legationsrat Loessl, für
Baden Geheimerat Freiherr von Marschall und für Elsaß-
Lothringen Geheimer Negieruugsrat von Traut. Nach dem
Empfang nahmen die genannten Kommissäre an der Groß-
herzoglichen Abendtasel teil.
A ir s Z n d.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 29. Nov. Der Reichsratsabgeorduete Wolf
hat sein Mandat n ied ergelegt. (Er ist einer von de-
nen, die sich stets durch ihre Leidenschaftlichkeit hervorgethan
haben. Als Leiter des alldeutschen Blattcs „Ostdeutsche
Umschau" hat er stets einen hervorragenden, freilich nicht
immer günstigen Einfluß auf die österreichische alldeutsche
Partei ausgeübt, der er übrigens auch ans größeren Agi-
tationsreisen in Deutschland Freunde zu gewinnen suchte.)

Mrrs StaDL und Lund.
Heidelberg, 30. November.
(I) Kaiser Wilhelm-Denkmal. Seit einigen Tagen hat
man auf dem Ludwigsplatz mit der Aufstellung der Dekora-
tionen zur Enthüllungsfeier im Rohbau begonnen.
* Der morgige Sonntag ist der erste der vier Sonntaze vor
Weihnachten, an welchen die Bestimmung-il über die Sonntags-
ruhe außer Kraft treten. Die Läden dürfen bis Abends 7 Uhr
offen sein. Der Neun-Uhr-Ladenschlnß wird für zwei Wochen vor
Weihnachten unwirksam. Vom 10. bis 2t. Dezember dürfen die
offenen Verkaufsstellen bis 10 Uhr geöffnet sein, ebenso am Sams-
tag den 28. und Dienstag den 31. Dezember.
)I( Dekorierter Chinakricge». Der ehemalige Reiter im
ostasiatischen Reiterregiment Herr Adolf Graf hat außer de»
Chinamedaille das preußische Militärehrenzeichen ziveiter
Klasse erhalten. Wir erzählten s. Zt. unseren Lesern von
dem mutvollen Verhalten und der schweren Verwundung des
Herrn Graf, sowie von der Anerkennung die er bei seinem
Regimentskommandeur in Ostasien und seinem früheren
Regimentskommandeur gefunden hat. Herr Gras, der hier
ausgewachsen ist und dessen Mutter hier in der Steingasse
wohnt, ist von Beruf Schmied. Diese schwere Profession kann
er nach seiner Verwundung nicht mehr ausüben. Aber da
er sonst wieder hergestellt ist, so ist er nur als dauernd Halb-
invalide zur Entlassung gekommen und hat keinen. Zivilver-
sorgungsschein erhalten. Bei einer monatlichen Pension von
16 Mk., steht er vor der Notwendigkeit sich einem neuen Beruf
zuznwenden. Herr Graf, der einen sehr günstigen Eindruck
macht und eine vorzügliche Handschrift schreibt, würde sich.sehr
gut zur Verwendung auf einem Bureau eignen. Wir 'em-
pfehlen den jungen Männ, dem sein Oberst erst neulich schrieb:
„Sie erhielten die Auszeichnung in treuester, mutvollster
Pflichterfüllung", dem Interesse seiner Mitbürger.
* Vom Schloß. Der Frage, ob und inwieweit eine Wie-
derherstellung des --Schlosses vorgenommen weri-
den soll, wird weit über die Grenzen Badens hinaus erörtert.
Man interessiert sich im deutschen Publikum dafür. So er-
zählt Cornelius Gurlitt in den „Dresdener Nachrichten",
daß er auf seinen ersten (die Art der Restaurierung des Frie-
drichsbanes tadelnden) Artikel zahlreiche Zuschriften von
Unbeteiligtere erhalten habe. Im Mannheimer „Generalanz."
setzt Dr. Alt seine Polemik mit Dr. Roth-Darmstadt fort. Er
steht auf dem Gurlittsichen Standpunkt und will nichts davon
wissen, daß man auf den Otto-Heinrichsbau ein doppeltes
Giebeldach aufsetzt. Den Artikel des Herrn v. Oechelhäuser
in der„Bad.Landesztg.", der dieRuine alsRenne erhalten will.

haben wir unseren Lesern im Wortlaut milgeteilt. I« dev
nächsten Nummer drucken wir einen Aufsatz des Herrn Seitz ab,
der sich insbesondere gegen die Ausführungen des Herrn Dr.
Alt wendet. ,,
* Ortskrankenkasse. Berichtigung. In der vorgestrigen
Genkrawersam ninng wurden ntch: die Herren Bäckennesiter
Burckardt und Gepäckträger Oser, sondern die H rren M irtin
Burckhnrdt, Möbelfabrikant, und Augnst O l? s e,
Polier, zu Mitgliedern d-s Vorstandes der Kasse gewählt-
Der Berichterstatter hatte die Namen der Gewählten nicht richtig
verstanden.
— Polizeibericht. Drei Personen wurden wegen B-ttelns
verhaftet. Wegen Ruhestörung kämm, fünf Personen zur
Anzeige.
O Schönau, A. H , 29. Nov. (Neue Glocken'— Krank-
heit.* In den nächsten Tagen werden in Frankenthal drei
neue Glocken für die hiesige protestantische Ki-che gegossen wer-
den. Wenn äußerst möglich, werden dieselben noch vor Weih-
nachten an ihren Bestimmungsort »erbracht — Dis gegenwärtige
Jahreszeit und der häufige Witterungswechsel haben mancherlei
Krankheiten zur Folge. So liegen z. Zt. hier viele kleine Kinder
an Masern und Röteln krank darnieder.
Friesenheim, A. Lahr, 29. Nov. (I ch a d e n fe u e r.) Auf
bis jetzt noch unaufgeklärte Weise entstand heute früh halb 5 Uhr
im Anwesen des Landwirts Friedrich Kiiins III. Feuer, welches
sich mit rapider Schnelligkeit auf die angrenzenden Gebäude der
Landwirte Kilius V. und Kramer verbreitete. Vier Scheunen
und das Wohnhaus des Landwirts Kiltus V. wurden, nach der
„Bad. Landesztg.", ein Raub der Flammen. Federvieh un*>
einige Schweine kamen in den Flammen um. Die Betreffende»
sind versickert.
Heidelberger Vereinsangelegenhetterr
i Verein gegen Mißbrauch geistiger Getränte. Die B*'
strebungerr dieser Vereins sind wert, daß sie unterstützt wer--
den, denn sie beschränken sich nicht auf i hren .nächste»
Zweck, sondern sie gehen darauf aus, zur allgemeinen Volks-
bildung und Volkserziehung durch Besprechungen und lehr-
reiche Vorträge beizutragen. Ein solcher Vortragsabend, der
dritte, seitdem Medizinalrat Dr. Kürz die Leitung des
Vereins übernommen hat, fand gestern draußen in der Kaffee-
Halle am Güterbahnhof statt. Medizinalrat Dr. Kürz sprach
hier in gemeinverständlicher Vortragsweise über den Ba»
des menschlichen Kö r p e r s insbesondere die Knoche»-
teile und Muskeln. Wie viel von einer guten Beschaffenheit
dieser festen Teile des menschlichen Körpers abhängt und iv*(
man sich vor Beschädigung schützen und bei Verletzungen diese*
Art zu verhalten hat, das lvurde zweckmäßig tu den Vortrag
eingeflochten. Außer diesen lehrreichen Ausführungen wurd*
den Anwesenden noch ein interessanter Vortrag, der durch
Lichtbilder wirksam unterstützt wurde, über eine Schweizel-
ir e i s e geboten. Herr Menge», der hier seine eigenen Er-
lebnisse zum Besten gab, schilderte in fesselnder Weise die NA
turschönheiteu der Alpen und Seen dieses Landes, dabei niw*
vergessend, Land und Leute treffend zu charakterisieren. Z»A
Schluß ergriff dann noch Medizinalrat Kürz das Wo**
und setzte auseinander, wie auch schon sein Vorredner, «*»
welche Weil- sür einen jeden die Mittel zu einer solche»
Reise br-raffen ließen. Er forderte dann die Anwesende»
(der Saal war sehr gut besetzt) auf, sich regelmäßig zu de»
allwöchentlich stattfindenden l'>- erhaltungsabenden einz»''
finden und die Bestrebungen cs Vereins zu unterstütze*»
Mit Dank für die Aufmerk" nakeit der Zuhörer wurde vo*»
Vorsitzenden darauf in vorgerückter Stunde die Versammlung
Theater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg 30. Nov. Die morgige Darsiel "g der lustigA
Novität „Die Liebesprobe" wird auß.r Abonnement sta»
finden, Dutzendbillets haben Gültigkeit. Namentlich die komisch*»
Darsteller sind in dem Schwanks mit prächtigen Aufgaben *>*
dacht — und es ist zu hoffen, daß das Stück auch an unser**
Bühne denselben durchschlagenden Lacherfolg aufzuweisen ha»*»
wird, wie an allen andern Theatern, an denen es bisher gezeb*»
wurde. ,
Boettge-Konzert. Wir machen unsere verehr!. Leser dara>»
aufmerksam, daß der Vorverkauf der Karten zum diesjährig*»
Boettge-Konzert wie immer ein äußerst reg-r ist und wird I*»*
gut daran thun, sich bei Zeit einer Eintrittskarte zu versickern.^



Kandet und Derkehr.
Portlandzementwerk Heidelberg und Mannheim.
Bezug auf das Ergebnis des heute zu Ende gehenden
schäftsjahres wird mitgeteilt, daß das Resultat, soweit es
jetzt schon übersehen lasse, ein der vorigjährigen Dividftft
von 8 Prozent fast gleichkommendes Erträgnis gestatten ws'fl
Angesichts der unsicheren Geschäftslage in der Zementindui**-,
werde jedoch die Verwaltung größere Abschreibungen i!-,
Rückstellungen vornehmen, sodaß jedenfalls mit einem N»'
gange der Dividende gerechnet werden müsse.
Heidelberg, 3V, November. (Marktpreise.) Heu der Zc»*»,
-1.20 bis 4.50, Korn-Stroh der Ztr. 3.20 bis 3.50, g^o
2.80 bis 3.00, gelbe Kartoffeln der Zentner ^ 1.80 bis 2;,,«
Salatkartoffeln „kL 4.20 bis 4 50, Butter in Ballen 1,0b
1.10, in Pfund 1.10 bis 1.20, Zwiebeln 8 bis 9 Z, Knobl»»-
35 Gelbrüben 8 bis 4 Rosenkohl das Pfd. 18-20A
Schwarzwurzeln 18 bis 20^, Kastanien 7—8^, Eier das S'A
7 bis 8 das Hundert 7.20 bis 7.50 -l, Nüsse das Hundert.,,«
bis 40 Blumenkohl das Stück 18 bis 20 Rotkraut 20 » z
25 Weißkraut 10 bis 12 Wirsing 6 8^, Kohlrabi 2
3 Boden-Kohlrabi 6 bis 8 Sellerie 5 vis 6 LA §
3 bis 4 Rettich 3 bis 5 Meerrettich 15 Weiße N»»«,
das Stück 2 bis 3 Rote Rüben das Stück 3 bis ö A
Kopfsalat 8 bis 10 ffj, Endivien 3 bis 4 Aepfel daS
3 bis 4 das Pfd. 15 bis 20 Birnen das Stück 4
6 das Pfund 25 bis 30 Gebund Petersilie 2-3
Schnittlauch 1 bis 2 Radieschen 3 bis 5 Hast» »
Stück 820—3.50 Froschschenkel 25—30 -ql
Eberbach. 28. Nov. Zu dem heutigen Schweinemarkt ****** »
34 Läufer und 1 Paar Milchschveine aufgefahren. Ve**»„,r
wurden 22 Läufer das Stück zu 25 1 Paar Milchsch»»
zu 23
Wasserstandsnachricht en.
Neckar., z RH ein. „gA»
Heidelberg, 30., 1,30, gef. 0,07m Lanterburg. 29,3,10, gest o-ggo*
Heilbronn, 29., 0,70, zeit. 0,01-in Maxau, 29., 3,10, gef. 0-ggi-
Mannheim. 29.2,66, gest.O.OLm: Mannheim, 29.. 2,39, gef- ^

NsNssSs NachVichtKK.
Darmstadt, 29. Nov. Wie die „Darmstädter 3?^
erfährt, haben die Versuche mit dem Baccellischen
Verfahren bei Maul- und Klauenseuche in versch**
Kreisen des Landtags nicht befriedigende Resultate 6
und sind nunmehr eingestellt worden.
Köln, 29. Nov. Wie nunmehr feststeht, wurde»
dem Eisenbahnunglück 5 Personen ge*» ^
Etwa 30 Personen wurden verwundet »»d^hß
einem benachbarten Gute zumteil untergebracht,
ihnen von den Aerzteu die erste Pflege zuteil wurde.
 
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