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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
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Staatsrats, eine Ansvrache au den Gemeinderat und an
die zur Fe'er eingetroffenen Gäste, worin er ausführte,
daß in dem Reichslande Jeder im Herzen dem ehemaligen
Vaterlande ein frommes Andenken bewahren dürfe, jedoch müsse
in unserem neuen Vaterlande der Bürgermeister vor Allem und
in Allem ein treuer Unterthan Seiner Majestät des Kaisers
sein. Seine Majestät sei für jeden Bürgermeister des Landes
das höchste und leuchtende Vorbild in der gewissenhaften und voll-
kommenen Erfüllung der Pflichten.
Man darf in diesen Worten, welche von den an-
wesenden Bürgermeistern und Gemeinderäten mit lauter
Zustimmung begrüßt wurden, eine Bcthätiguüg erblicken,
daß auch in Lothringen maßgebende Persönlichkeiten aus
ihrer bisherigen politischen Zurückhaltung mehr und mehr
heraustreten und sich mit bezeichnender Offenheit und in
ehrlicher Mitarbeit auf den Boden der neuen Verhältnisse
stellen.
Oldenburg.
Oldenburg, 20. Juli. Die Großherzogiu
bon Oldenburg wurde heute früh von einem Mädchen
entbunden. (Großherzog August von Oldenburg hat
aus seiner ersten Ehe mit der 1898 verstorbenen Prin-
zessin Elisabeth von Preußen eine Tochter, die jetzt 22
Jahre alte Herzogin Sophie Charlotte. Der 1896 ge-
schlossenen zweiten Ehe mit der Herzogin Elisabeth zu
Mecklenburg ist 1897 ein Sohn entsprossen, der Erb-
großherzog Nikolaus. Die am 24. März 1900 gebo-
renen Zwillinge, ein Knabe und ein Mädchen, starben
bald nach der Geburt).

Ans der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzov haben dem
Hauptlehrer Jakob Beisel in Oberöwisheim das Verdienstkreuz
vom Zähringer Löwen verliehen, dem Königlich Rumänischen
Generalkonsul Karl Simon in Mannheim die Erlaubnis zur
Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Kommandeur-
kreuzes des Ordens der Rumänischen Krone erteilt und den
Zeichner Karl Nigorth bei der Oberdirektion des Master- und
Straßenbaues unter Einreihung in die Gehaltsklasse 1 landes-
herrlich angestellt.
Aus lUdi"
Australien.
Alba ny (Westaustralien), 20. Juli. Die Jacht
„Ophir" mit dem.Herzogspaar von Cornwall und
I o r k an Bord war durch zu h e f t i g e n S t u r m ge-
zwungen, hierher zurückzukehren, wo sie heute früh ein!-
traf. Das Herzogspaar befindet sich wohl.

18. Berbaudsschietzen rn Heidelberg.
** Heidelberg. 22. Juli.
Das Hauptereignis des 7. Festtages, des Samstags, war
der Ballon-Aufstieg der bekannten Luftschifferin Fräulein Paulus
aus Frankfurt am Main- Eine zahlreiche Menschenmenge hatte
sich aus dem Festplatz, sowie auf dem gegenüberliegenden Neckar-
user eingefunden. Nachdem eine Stunde zuvor ein kurzer Ge-
witterregen niedergegangeu war, vollzog sich kurz uach 6 Uhr
bei schönem Wetter der Aufstieg des Ballons in glatter Weise.
Ein Offenbacher Schütze begleitete die Luftschifferin. Der Ballon
stieg erst gerade in die Höhe und nahm dann eine nördliche
Richtung, drehte aber schließlich nach Südosten und ging über die
Stadt und das Gebirge hinweg. An der Haltestelle Waldhils-
bach ging die Landung gut von statten. Bei dieser Flugrichtung
konnte oer angekündigte Fallschirmabsturz nicht aus-
geführt werden. Frl Paulus, die abends wohlbehalten In der
Festhalle wieder eintraf, wurde mit Hochrufen und einem Tusch
begrüßt.
Auf den Schießständen war noch fleißig geschossen worden.
Folgende Herren errangen Becher:
Standbecher am Samstags Vormittag: Maro Rosa,
Mannheim, I. Bretzner, Mannheim, Karl Krafft, Neustadt,
E. Eder, Neumarkt.
Feldbecher: G. Bernhardt, Pforzheim, W, Walz, Stuttgart,
Keser, Lörrach, Kindler, Durlach.
Standbechcr Nachmittags: Knipper, Albert, St. Johann
a. S., Barthold, W., Kaiserslautern, Zimmermann, New-Aork,
Wertes, N., St. Johann a. S., Edel, Emil, Heidelberg.
Feldbecher: Reiher, August, Heidelberg, Dr.
Steger, Bammenthal, Möserlin, Schopfheim, Hof, I. Frankenthal,
Wertes, St. Johann a. S., Erich, Eisleben, Zimmermann,
New-Aork.
Kurz nach 8 Uhr verkündeten Böllerschüsse den Schluß des
Schieß ens,die Scheiben wurden eingezogen, die Flagge auf dem
Schicßhause sank. Mit Musik wurden die Sieger des Tages zum
Gabentempel geführt, wo Herr Friedrich Walb eine An-
sprache an sie richtete. Als Beweis, wie rege die Beteiligung
ani Schießen war, mag gelten, daß die Ehrenbecher im Lauf der
Woche zweimal vergriffen waren und nachbestellt werden mußten.
Der Besuch des Festplatzes am S a m s tag Abend war
ein recht guter; bis lange nach Mitternacht herrschte ein frohes
Treiben in der Festhalle und in den übrigen Zelten.
Am gestrigen Sonntag, dem letzten Festtage, fand
nachmittags das Schlußbankett statt. Es verlief bei Be-
teilung von gegen 100 Herren und Damen sehr angeregt. Mehrere
Redm wurden gehalten.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens eröffnete die Reihe der
Ansprachen, indem er mit Befriedigung des guten und schönen
Verlaufs des Festes gedachte, der in erster Reihe der zahlreichen
Beteiligung der auswärtigen Schützen zuzuschreibcn sei. Dieselbe
sei eine ungemein rege und lebhafte gewesen und habe diejenige
an den früheren Verbandsschießen erheblich übertroffen, was so-
wohl der Feststadt, als auch den Veranstaltern des Festes, die
sich um dessen Gelingen in emsiger Arbeit entschiedene Verdienste
erworben hätten, zur Ehre gereiche. Redner dankt den auswär-
tigen Besuchern des Verbandsschießens für ihr Kommen und
hofft, daß sie freundliche Eindrücke von hier mitnehmeu. Aber
auch die Bevölkerung Heidelbergs habe sich an den festlichen Ver-
anstaltungen auf's eifrigste beteiligt. Schon der Festzug habe

unter der Bedingung entsprochen, daß der Name Frckü-
lein Helen Vanderbilt-Wackermans genannt werde und
Prof. v. Herkonier ihr ein von ihm gemaltes zweites
Bild unentgeltlich liefere. Weder das eure noch das an-
dere ist geschehen, und was die beiden Damen am meisten
kränkt, ist, daß das Bild im Verzeichnis ohne Namen
angeführt ist, was den Glauben erweckt, es sei das Bild
einer gewerbsmäßigen Schönheit, d. h. eines bezahlten
Modells, deren Namen der Gepflogenheit der Akademie
nach nie genannt werden. Frau Vanderbilk-Wackerman
verlangt nun Genugthuung für diese „Ehrenbeleidigung"
ihrer Tochter und erklärt nun, da ihre Schritte bei Pro-
fessor v. Herkomev und der Royal Akademie ohne Er-
folg geblieben sind, sich an den König wenden und außer-
dem auch gerichtliche Hilfe in Anspruch uehmen zu wollen,
um ihrer Tochter zu ihrem Rechte zu verhelfen und der
weiteren „Schädigung ihres guten Namens" vorznbeu-
gen.

von dem großen Interesse der Bürgerschaft für das ganze Fest
ein erfreuliches Zeugnis abgelegt. Das Fest selbst aber habe
sich unter der Teilnahme der gesamten Einwohnerschaft von Tag
zu Tag mehr zu einem großen Volksfeste ausgestaltet und da-
mit einen Charakter angenommen, wie er schon den Schützen,
festen in früheren Jahrhunderten beigewohnt habe. Nachdem die
Stunde des Abschieds nunmehr gekommen sei, wolle er, nicht
unterlassen, den auswärtigen Schützen ein herzliches Lebewohl
zuzurufen. Er wünsche ihnen -ine glückliche Rückkehr in die
Heimat und hoffe, daß sie Heidelberg in guter Erinnerung be-
halten würden. Er knüpfte daran aber auch die Erwartung,
daß das 18. Verüandsschießen nicht das letzte gewesen sein werde,
welches von den Badischen. Pfälzischen und Miitelcheinischen
Schützen hier abgehalten werde. Vielmehr hoffe er, daß sie sich
in absehbarer Zeit wieder zu einem Festschießen hier zusammen-
finden würden. Mit dem Wunsche auf ein späteres Wiedersehen
in Heidelberg leerte der Redner sein Glas auf das Wohl der
auswärtigen Teilnehmer an dem Verbandsschießen, indem er zu-
gleich ein Hoch ans dieselben ausbrachte, in welches die anwesen-
den Heidelberger lebhaft einstimmten.
Als zweiter Redner gab Hr. Jacob-Mainz seiner Genug-
thuung über das prächtig gelungene Fest Ansdruck. Es werde
den Mitgliedern der drei Verbände ewig in Erinnerung bleiben.
Sein Hoch galt den Damen. Weitere Trinksprüche brachten aus
Herr Meister-Frankfurt auf die Stadt Heidelberg, Gebhard-
Ludwigshafen namens der pfälzischen Schützen auf den Ober-
schützeumeister Rösler, Roth-Frankfurt auf den deutschen
Schützenbund, Oberschützenmeister RS s l er - Heidelberg hofft,
daß die auswärtigen Gäste mit dem Feste zufrieden sind und
dankt für das Entgegenkommen, welches der mittelrheinische, der
pfälzische und badische Schützenverbans den Heidelbergern durch
die Wahl ihrer Stadt als Fefioit und durch überaus thatkräftige
Unterstützung bei den Vorbereitungen zum Fest erwiesen haben.
Sein Hoch galt der Einigkeit der 3 Verbände.
Gegen 6 Uhr wurde durch Ehren-Oberschützemneister Fuchs
die Verte lullg der ersten 10 Preise auf die 6 Festscheiben vor-
genommen. Die glücklichen Sieger, die jeweils durch ein Hoch
geehrt wurden, nahmen im Gabentempel die wertvollen Preise
m Empfang. Die Ehrengaben, meistens ganz hervorragend schöne
Erzeugnisse der Kunst und des Kunstgewerbes, wandern nach
allen Himmelsrichtungen. Einige verbleiben hier am Platze.
Nachstehend das Verzeichnis der Sieger:
Feldfest scheibe „Bade n".
Ernst Majer Schopfheim, 1 silberner Humpen, Ehrengabe
Sr. Kgl. Hoheit des Grotzherzogs.
Wilhelm Klemenz, Frankfurt a. M., 1 Taschenuhr (Stif-
ter Fritz Landfried), Wert 300 Mark.
Josef Jordan, Darmstadt, 1 Silberbesteckkasten (Hotel-
Vereinigung Heidelberg) Wert 300 Mark.
I. R. Merkes, St. Johann, 1 silb. Pokal (Schützenverein
Karlsruhe) Wert 260 Mark.
Ehr. Bankel, Lauf i. B., 1 Tafelservice (von den Frauen der
Heidelberger Schützen) Wert 210 Mark.
G. Neubronner. Frankenthal, bar in Etui (Deutscher
Schützenbund) Wert 200 Mark.
K. Melchior, Münsterhof, 1 Standuhr v. d. Frauen der
Heidelberger Schützen) Wert 200 Mark.
, F. Schultz, Marburg, 1 Silberbesteckkasten (Bad. Lattdes-
schützenverein, Pfalz, und Mittelrhein. Schützenbund) Wert
200 Mark.
August Schweppenhäuser, Frankfurt a. M., 2 Armleuchter,
Silber (Stadt Heidelberg) Wert 175 Mark.
Friedrich Glünckin, Lörrach, 1 Kanne und 6 silberne Becher
(Schützenverein Frankfurt a. M.) Wert 150 Mark.
Feldfeskscheibe „Pfalz".
Anton Herrmann, Dillingen, 1 gold. Genfer Herrcnnhr
(Stifter Stadt Heidelberg) Wert 460 Mark.
Franz Leu pol d. Heidelberg, 1 silb. Pokal (Val.
Fuchs) Wert 450 Mark.
Albert Knipper, St. Johann, 1 silb. Pokal (Klcmlem-
sche Brauerei, A.-G.) Wert 350 Mark.
Karl Kanstinger, Gurach b. Waldtirch, bar in Etui (Ober-
rhein. Bank) 300 Mark.
Hugo Rösicke, Nürnberg, 1 Silberbesteckkasren (Val. Fuchs)
Wert 275 Mark.
I. Greincr, München, 2 silb. Brodkörbchen Zigarrenfabri-
kanten Heidelberg) Werr 250 Mark.
Ferd. Rappenegger, Vöhrenbach, 1 silb. Pokal (Schützenge-
sellschaft Mannheims Werr 220 Mark.
C. A. Ganß, Mainz, 1 Standuhr (Herm. Landfried), Wert
200 Mark.
Paul Rummel, Halle a. d. S., bar rn Etui (Pfälzer
Schützenbund) 150 Mark.
Johann Seid, Offenbach a. M., 6 Becher in Etui (Schützcn-
gesellschaft Pforzheim), 150 Mark.
' S t a n d f e st s ch e i b e „Heidelber g".
Ludwig Volk, Frankfurt a. M., 1 silb. Kaffee- und Thee-
serbice (Stadt Heidelberg), Wert 800 Mark.
Ernst Vogt, Butzbach, 1 Scheibenbüchse (Val. Fuchs),
Wert 550 Mark.
Karl Bitzi n ge r, Heidelberg, 1 Besteckkasten (Hei-
delberg College) , Wert 350 Mark.
Ant. Werner, Hannover, 1 Waffenschrank (Heidelberger
Schützenverein), Wert 250 Mark. ,
Th. Borzner, Bockenheim, 1 Besteckkasten (Bad. Landes-
schützenberein), Wert 250 Mark.
Le Veith, Mainz, bar in Erui 200 Mark (Pfalz. Schützen-
bund) .
Ernst Linsenmcyer, Heilbronn, eine Uhr (Marmor),
(Schützenverein Wiesbaden), Wert 200 Mark.
Jos. Huber, Frankfurt a. M., bar in Etui 200 Mark
(Deutscher Schützenbund).
Fritz Opel, Rüsselsheim. 1 Garnitur Eßbestecke (Sonntags-
Frühschoppengesellschaft vom Bahnhof Heidelberg), Wert
170 Mark. « . ^ .
Aug. Damköhler, Forsthaus Blanken r. Braunschwelg,
1 goldene Uhr (Mittelrhein. Schützenbund). Wert 150 Mk.
S t a n d f e ft s ch e ib e „Gießen".
Wilhelm Sattler. Homburg b. d. H., 1 silb. Kaffeeservice
(Stifter: Frauen der Heidelberger Schützen), Wert 500 Mk.
Albert Knipper, St. Johann. 1 Bcsteckkasten und bar m
Etui 400 Mark (Kommerzienrat Will,. Landfried).
Komerzienrat Körting. Hannover, 1 silberner Pokal
(Schroedl'sche Brauerei), Wert 300 Mark.
I. Speth, Braunschweig, 1 Jardiniere (Bad. Landes-
schützcnvereins, Wert 250 Mark.
G. Kallcnberger, Mannheim, 1 Standuhr m,t 2 Leuchtern,
(Oberschützenmeister Roesler), Wert 250 Mark.
Gg. Leist, Reckargemünd, 1 Tafelaufsatz, (Val. Fuchs),
Wert 200 Mark.
Karl Reicvle, Baden-Baden, 1 gold. Uhr (Schützengesell-
schafr Mainz) , Wert 200. Mark.
Andreas Ohl, Frankfurt a. M.. 1 Scheibcnbüchse (Schutzen-
gescllschaft Ludwigshafen a. Rh.), Wert 175 Mark.
Emil Reitzcnstein, Mühlhausen i. Bayern, 1 Flgur Terra-
kotta) (M. Kockienbnrger), Wert 150 Mark.
Josef Rieden Starnberg, bar in Etui 160 Mark (Schutzen-
vcrein Landau).
Jagd-Scheibe.
Paul Grimm, Berlin, 1 Tafelaufsatz (Ehrengabe Sr- HAM
des Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar). ,
Gust. Heß, Darmstadt, 1 Ranchgarnitnr mit Tych ans Hirsch-
geweih (Stifter Will). Geiger), Wert 220 Mk.
I. Braun, WormS, 1 Dtzd. Rehkron-Best-cke und 2 J-igd-
Figuren (Val. Fuchs), Wert 160 Mk.

Aug. Schuster-Birstein, 1 Wanduhr (J-gdstück) (Dir. Schott),
Wert 150 Mk.
Fritz Büchner, Würzburg. 1 Pirschbüch se (Frauen der Heidel-
berger Schützen, Wert 150 Mk.
Gg. Roth. Frankfurt a. M., Bowle (Stammtischgesellschaft
Cafö Häberlein), Wert 120 Mk.
I. Schembs, Wiesbaden. 1 Wanduhr (Schützengesellschast
Karlsruhe), Wert 100 Mk. * " '
Ferd. Hachmayr, Kaiserslautern, 1 versilb. Hirsch und KoNsol
(Stammtischgesellschaft im Silbernen Hirsch). Wert 80 Mk.
Aug. Kilbinger, Gießen. 1 Pokal (Bad. Landesschützen-Verain).
Wert 70 Mark.
Fritz Netz, Mannheim. 6 silberne Löffel (Pfälzer Schützeubund),
Wert 60 Mark.
Pistolen-Fest-Scheibe „Neckar".
B. Keßler, Möllenbeck, 1 Kassette (Stifter A. Voigt), Wert
120 Mk.
C. A. Ganß, Mainz 1 Dtzd. Christ.-Besteck (Val. Fuchs),
Wert 100 Mk.
E. Osterwald, St. Johann, 1 Pendule (Henkenhaf u. Ebert),
Wert 100 Mk.
Rob. Baer, Berlin, 1 Besteckkasten (Samstagsharmonie-Keael-
gesellschaft), Wert 80 Mk.
Jakob Gräff, Mannheim, 1 Weinkanne (Ueberle u. Ritz Haupt),
Wert 70 Mk.
Ferd. Mackeldey, Wiesbaden, 1 Pistole (Schützenverein Hom-
burg v. d. H.), Wert 60 Mk.
Wilh. Walz. Stuttgart, 1 Pistole (Stammtisch im FLßchen).
Wert 55 Mk.
Karl Grünig, Wiesbaden, 1 Kaffeeservice (Heidelberger
Schützenverein), Wert 40 Mk.
Ant. Herrmann, Tillingen, 1 Bierkanne (Stammtisch Perkeo),
Wert 30 Mk.
Ludwig Böhler, Ludwigshafen a. Rh., 1 Feldstecher (Mitt-
wochsgesellschaft im Gutenberg). Wert 80 Mk.
Nach Beendigung der Preisverleilung zogen die Schützen
wieder in die Festhalle, wo es zum Schluß noch ein-
mal recht lustig herging. Auf dem Tanzplatze vor der Halle
spielte die Bataillouskapelle zum Tanz auf. Von der ersehnten
Gelegenheit, dem Tanze zu huldigen, wurde reichlich Gebrauch
gemocht. Die Schloßbe lenchtung konnte vom Festplatze aus ge-
sehen werden. Ein Teil der Gäste war indessen gegen Abend
neckaraufwärts gefahren und bewunderte im Schiff zurückkebrend
das herrliche Schauspiel, das der Festwoche den schönsten Be-
schluß gab.
Das Treiben auf dem Festplotze, das durch die Schioß-
beleuchtung eine kurze Unterbrechung erlitten hatte, s.tzte nach
deren Beendigung wieder ganz ein und dauerte bis lange nach
Mitternacht.
So ist eine Woche lang geschossen, bankettiert und jubiliert
worden. Eine solche lange Dauer eines Festes ist doch für die
Teilnehmer anstrengend und mancher wird heute bei dem Ge-
danken, daß das strapaziöse Fest nun vorüber ist, erleichtert aur-
geatmet haben. Auch für die Geldbeutel war es Zeit, daß das
Fest ein Ende nahm, denn das Verweil en auf dem Festplatz ge-
hörte gerade nicht zu dem billigsten Ver gnügen, ganz abgesehen
von den Schützen, die ihre oft recht bedeutenden Scherflein in die
Schicßhalle trugen.
Das Fest ist ohne jede Störung verlaufen, ein Zeichen dafür,
daß es gut vorbereitet worden ist. Lobend hervorzuheben ist es,
daß die Pferdebahn große Anstrengungen gemacht hat, um den
gesteigerten Ansprüchen der Festzeit gerecht zu werden. Es ist
ihr das in der That gelungen Auch die Ordnung in der Stadl
und auf dem Festptatz blieb jederzeit aufrechteihalten. Polizei
und Gendarmerie haben anstrengenden Dienst gehabt und was
besonders zu loben ist — ihres Amtes diskret gewaltet, lieber
die finanziellen Ergebnisse des Festes wird erst in nächster Zeit
Näheres berichtet werden können ; nur soviel kann schon heute
gesagt werden, daß kein Defizit zu befürchten, sondern vielmehr
ein Ueberschuß zu erwarten ist.
Die Po ft an st alt auf dem Schutzenfcstplatze befaßte sich
mit Postanweisungen, Einschreibbriefen, Telegrammen, Vermitte-
lung von Ferngesprächen und der Bearbeitung der aufgelieferten
Briefsendungen, ferner mit der Ausgabe von Briefsendungen,
Postanweisungen und Telegrammen. Es wurden während den
8 Tagen bearbeitet 47740 Briefsendungen (meistens Postkarten).
Ausgegeben wurden 1S9 Briessendungen. Angenommen 61 Post-
anweisungen, eine geringe Anzahl Einschreibbriefe, 207 Tele-
gramme. 106 Ferngespräche. Lokaigespräche fanden etwa 150 bis
200 täglich statt. Die wenig günstige abseitige Lage der Post-
anstalt trug nicht zur Vergrögermig der Anzahl der Postsendungen
bei, besonders war nicht einmal allgemein bekannt geworden,
daß ein besonderer Stempel für das Schützenfest vorhanden war.
Als Nachfeier sollen heute auf dem Festptatz Volks-
belustigungen stattfinden — falls sie nicht verregnen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. Juli.
A Luisenheilanstalt. Anfang August wird der bescheidene
Neubau der Luisenheilanstalt dem Betrieb übergeben, welchen die
hohe Protektorin, I. K. H. die Großherzogin, vor Kurzem als
durchaus notwendig bezeichnet hat. Das von Herrn
Architekt Thomas erbaute Haus steht an der Luisenstraße mit
Front gegen Süden; eS enthält einen Warteraum und drei
Untersuchungszimmer für die zahlreichen ambulanten Kranken,
welche zur ärztlichen Beratung gebracht werden; ferner enthält
es eine Doktor- und eine Portierwohnung, in den obern Räumen
Schwesternzimmer, und endlich einen Saal, der später zur Eva-
cuation der stets' überfüllten Anstalt dienen oder als Säug-
lingsstation Verwendung finden wird. Dieser Neubau ist durch
den enorm gesteigerten Zudrang zur Luisenheilanstalt nötig ge-
worden. Achthundert und acht, d. h. mehr als viermal so viel
Kranke als vor zehn Jahren, hat dieselbe im vorigen Jahre be-
herbergt, und die Ausnahmen dieses Jahres (bis zum 15. Juli
523!) lassen berechnen, daß am Ende desselben das erst-Tausend
voll wird. Die Ambulanz aber, die erst seit einigen Jahren
existiert, hat es im Vorjahre auf über 2000. in diesem Jahre
vollends schon auf 1300 gebracht. Es ist m der letzten Zeit
mancherlei in die Oeffentlichkett gedrungen über die finanziellen
Schwierigkeiten, mit denen dieses segensreich wirkende Institut
kämpft, allein wie sehr die nie endende Geldnot auf der An-
stalt lastet, davon macht man sich in weiteren Kreisen nur unge-
nügende Vorstellungen. Betritt man die Anstalt des morgens
um 11 Uhr. so trifft man auf ein wüstes Gewühl von Müttern
und Kindern; Geschrei und schlechte Luft, im Vestibül eines
Krankenhauses ! Der Arzt, der die Ambulanz versteht, kommt
nie vor 2 Uhr, in jeder Woche ein- oder mehreremal erst um
4 Uhr zu Tisch- nach ununterbrochener 7—Ostündiger Arbeit, die
am Abend von 5—9 Uhr weitergeht. Hat er doch außerdem drei
Kronkensäle im Hause zu versehen! Denn die Anstalt kann nur
zwei Assistenzärzte und diese nur so schlecht bezahlen, daß aus-
schließlich wohlhabende junge Aerzte die Stellungen längere Zeit
bekleiden können. Die Schwestern aber haben, weil auch sie
nicht in genügender Zahl bezahlt werden können, einen unmensch-
lichen Dienst; sie stehen um 5 Uhr auf, haben um Mittag ein-
halbstündige Essenspause und kommen nie vor halb 9 Uhr zur
Ruhe: also ein fünfzehnstündiger Arbeitstag! Dabei ist es bis-
her nicht möglich gewesen, denen, die nachts gewacht haben, am
folgenden Tag Erholung zu gönnen! Ten schwersten Dienst
haben diejenigen Schwestern, welche in den in diesem Jahre nie
leer werdenden Stationen für Diphtherie, Scharlach und Masern
arbeiten; und dieser Dienst ist durch völlige Abgeschlossenheit
gegen die Außenwelt verschärft! Von ansteckenden Kranken allein
hat die Anstalt im Vorjahre 235 beherbergt, d.h. mehr, als vor
zehn Jahren die Gesamtzahl aller Patienten betrug; in diesem
Jabre aber sind es dis jetzt bereits 160. Die Arbeit wurde im
 
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