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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
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Zweites Blatt.

Dienstag, 23. Juli 1901.

43. Jahrgang. — Ar. 169.


scheint täglich, Sonntags ausgenommen. - Preis mit Familienblä^ gebracht beider Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
^'zeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Rannn ^ettämezelle^Pfg. 'Mir htesigc^M ermäßigt. - Anschlag der Inserate ans den Nlakattaseln
der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschlnß Nr. 82. ' -p I

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Die Nahrnngsnlittel-Einfnhr Englands.
> Die britische Gesamteinfuhr belief sich im vorigen
,'^hre auf ioiZ> Milliarden Mark. Drei davon wander-
'in den Plagen Englands, und eigentlich ist es noch
Mmnmer. Denn diese 2000 Millionen gingen nnr für
st/ landtvirtschaftlichen Erzeugnisse ins Ausland. Also
solche, die auch im Lande gewonnen werden können,
schnei man noch andere im englischen Klima nicht ge-
Elende > Verbrauchswaren hinzu, wie Thee, .Kaffee
st'/ Carao, Zucker und Mais, so zahlt John Bull dem
l uslande jährlich über vier Milliarden für seines Lei-
N'ahruug. Hundert Mark ans den Kopf seiner vier-
Millionen-Fanülie. Brot ist der Stab des Lebens,
ch ein englisches Sprichwort, und bei keinem Ver-
hMichSgegenstande ist England in eine solche Ab-
AWigkeit vom Ausland geraten als mit seinem täglichen
, M- EA nmßte in: vorigen Jahre nahezu fünf Millio-
».!> Donnen Weizen einführen, sein ausschließliches Brot-
^'eide, und die Viertelmilliarde Mark für Mais ist
, ohl nicht allein in den Futterkrippen der Viehzüchter
den Bottichen der Bierbrauer versunken, sondern hat
s, dvejse auch in die Tröge der Bäcker ihren Weg gü-
Zuden. Da England rund sieben Millionen Tonnen
^o>zen jährlich verzehrt, ergibt sich, daß über 70 Pro-
st// der Bevölkerung allein auf eingesührtes Vrotge-
fc^de angetvieseir sind. Die 700 Millionen Mark, die
chmand dafür zahlte, verteilen sich auf viele Länder,
stü/tz voran kommen die Vereinigten Staaten mit 400
^Mionen Mark, in weitem Abstand folgt Argentinien
h,,! >70 Millionen. Ziemlich gleichmäßig liefern Ka-
f>^o?Zmd Rußland ihre 40 Millionen, während die
ihsD'discheu Dürren Australiens und besonders Indiens
ch? Weizenlieferungen zu einer Gabe des Zufalls machen.
Mineur Jahre kommen sie ans 70 Millionen Mark,
Mlgenden auf 70 000.
st, Wahre Kleinigkeiten gegen die Weizcneinsnhr er-
,,,m>en da die je 100 Millionen Mark für Gerste, Hafer
ist/ Hülsenfrüchte, aber sie bringen den Einfuhrwert der
„u'derfrüchte außer Mais auf eine volle Milliarde.
zx.od jede Mark davon könnten wir im Lande behalten",
s^l'n die Landwirte, „wenn wir nnr einen tüchtigen
ljjMchzoll hätten." Er müßte allerdings schon sehr
tzstm sein und — würde doch nicht viel helfen, denn
hLmid besitzt nicht mehr Land genug, sich diesen Ge-
tz Oebedarf selbst zu bauen, falls es nicht mit dem andern
»j,,M>zweig der Landwirtschaft, der Viehzucht, aus dem
ja die Traufe kommen will. Der Mensch lebt nicht
Brote allein, er möchte auch allerlei dazu haben,
äumal die Arbeiterklasse Englands denkt beim Brot
^Gleich au den Käse, mit der Butter als annehmlichen:
>i-,, . u im Bunde. Wenn man aber die englischen Wei-
st/, M Getreidefelder umwandelte, müßte man um so
st,M.Erzeugnisse der Milchwirtschaft einführen, und
n/r >otzt gehen schon erstaunliche Beträge dafür ins
Md. 140 Millionen Mark kosten die drei Millio,-
>st> Zentner Käse, von denen Kanada allein 66 Prozent,
sh. Bereinigten Skaten 26 Prozent und Holland 12
liefern. Frankreich, das Land der feinen Käse,
> wit einein armseligen einzige,: Prozent, und

lstst^chweiz schickt so wenig, daß das statistische Amt keine
>ftstMere Aufzählung nötig erachtet. Das erscheint merk-


> dämonischer Lebendigkeit gingen die Ereignisse dcS
Mhx o>> Tages an seinem Sinne vorüber, Mährend er die noch
stlistst, /(lebte Friedrichstraße in der Richtung des Halleschen
>Ü! ilw/W'ch'Nchr'tt. Wie

Die Brieftasche.
Roman von F. vo» Kapff-Essenther.
(Fortsetzung.)'

, n 'onnuumrirr. Me er heute früh vor seinem Chef stand,
^ Atx seine Zeichnungen zu einer neuen, ohim die Fehler





st es, P'gel der zahlreichen bisher konstruierten Setzmaschinen
Z Jedes Kind muhte begreifen, wie lebensfähig
. T war. Der fleißige und geschickteste Setzer verar-
zM einer Stunde nicht mehr als zweitausend Typen,
V^»! "oue Maschine sollte bei rnhigstem Gange reichlich
I^iid, also das Vierfache, ganz nach Bedarf aneinandcr-
tz/ dst- Dabei jvaren Jrrtümcr um so mehr ausgeschlossen,
Kreier' o Maschine auch das Ablegen besorgte. Die einzige
d'd,, Eeit, das Bedienungspersonal zu schulen, hatte seine
mit jedem, mehr oder weniger komplizierten Mecha-
Zst'yf üemem; aber das ließ sich bald überwinden, lind wie
st, kr;, Ivürde künftig der Setzer vor seinem Apparat sitzen
ststqg, Bleistaub, keine Fußleiden vom Stehen mehr, und
stx sta/oinel korrekten Satz! Er, der Erfinder, hatte Fahr
"(bei, der großen Massendruckpresse gestanden, hatte
!«,. >e Me die Menschenhilfe immer entbehrlicher wurde.
chUe dsttzitr und zählte und falzte die Maschine — sic bc-
stsltthzsch Auffangen und Gleichstoßen der Bogen, die sie sich
?sts°>»e„ch aufgelegt hatte. Früher, da war zu jeder dieser
chst Verrichtungen eine Menschenkraft erforderlich, tvenn
chstj, e die eines Mädchens; heute bediente er mit einem
chstillstchdcn gewaltigen Apparat — so weit war die
Druckmaschine vorgeschritten. Nnr drinnen, im
V>»ii dst ivar alles beim Alten geblieben. Höchstens,
dst P ün neuer Winkelhaken konstruiert wurde, oder daß
ckormen praktischer und leichter „schloß." l Aber das

aber wer ihn gekostet hat, gibt den Statistikern schon
Recht.
Die Schweizer halten sich dafür mit der kondensierten
Milch schadlos, für die ihnen England 36 Millionen
Mark im letzten Jahre entrichtete. Die 3Z4 Millionen
Zentner Butter erforderten gar 350 Millionen Mark,
zn denen man den besten Teil der 60 Millionen für
60 000 Tonnen Margarine getrost hinzurechnen kann.
Den Löwenanteil an der Buttereinfuhr besitzt Däne-
mark mit. anderthalb Millionen Zentnern. Es ver-
drängt infolge der Güte seiner Ware Frankreich und
Holland stetig vom britischen Markt und braucht vov-
länfig auch noch nicht den Mitbewerb Australiens zu be-
fürchten. Das sollte man Wohl denken. Butter, die eine
Reise durch die Tropen znrückgelegt, erweckt unwillkür-
lich nichts weniger als unfern Appetit. Aber eine Keine
Weltreise besagt ja heutzutage für niemand viel, nicht
einmal für Butter. Man legt sie in die Kühlkammern
des Schiffes, und England schickt 60 Millionen Mark
zurück. Die britischen Viehzüchter wünschen den Erfin-
der dieser Kühlkammern gewiß in die-— nun sagen wir,
entgegengesetzte Temperatur. Es ist kaum 20 Jahre
her, daß unternehmende Leute ans den Gedanken ver-
fielen, die in Neuseeland frisch geschlachteten Hämmel
einznfrieren und in eisgefüllten Schiffskammern nach
England zu senden. John Bull zuckte die Achseln. Solch
Zeug würden auch die Aermsten feiner Armen nicht essen,
und man muß gestehen, appetitlich war es gerade nicht
anznschnnen, wie das Eiswasser anS dem Fleische sickerte.
Doch die Transportverbesserungen blieben nicht aus und
die Zufuhr wuchs von 1- ans 2- und 300 000 „Leichen".
Die Einfuhrgeschäfte müssen aber ganz sonderbare Kauf-
leute gewesen sein, denn merkwürdigerweise verkaufte
kein Fleischer derartiges „Zeug", noch fand man jemand,
der es gegessen hatte. Eingestehen wollte das wenigstens
niemand, es sei denn, daß er ans Neugier gekostet habe.
AnS Neugier oder ans — Patriotismus, denn in jenen
Jahren ging die erste Woge des Imperialismus mit sei-
ner Bevorzugung der Erzeugnisse britischer Kolonieei:
über England. Das „Kosten" wurde dann überall Mode,
und eine Zeit lang konnte man sich an keinen Tisch zn
Gaste setzen und von keiner Hammelkeule essen, ohne
darauf vorbereitet zu sein, daß die Wirtin sich mit nn-
serm Feinkennest-Geschmack einen Spaß erlaubt hatte
und nachher mit der Frage kam, ob der Schöps einst in
England oder Neuseeland geweidet habe. Heutzutage
brauchte inan mit der Antwort nicht lange zn zögern.
Die größere Wahrscheinlichkeit liegt ans der Seite der
drei Millionen Zentner Einfuhr gefrorenenL>chaffleisches,
an denen Australien mit Zweidrittel, Argentinien mit
dem Rest beteiligt ist.
Doch die mehr und mehr verbesserten Kühlkammern
der Schiffe machen es heute nicht nnr möglich, das zuvor
gefrorene Fleisch in schmackhaftem und nahrnngsreichem
Zustande nach England zn bringen, sie haben für die
englische Fleischverforgung eine noch größere Bedeutung
erlangt in dem Versand ganz frischen Fleisches, das in
ihnen nnr kühl gehalten wird wie in einem gewöhnlichen
Eisschrank. Diese Methode ist für eine Durchquerung
der Tropen vorläufig noch nicht zur Vollendung ge-
bracht, aber für die kürzere Reise über den Atlantischen
Ozean entspricht sie allen Anforderungen, sodaß sich die
Einfuhr gekühlten Rindfleisches allein innerhalb zehn
Jahren von zwei auf vier Millionen Zentner verdoppelt
eigentliche Sehen der Schrift, dieses unsagbar eintönige hin
und her des Armes, dieses Greifen nach jedem Punkt, nach
jedem „Gänsefüßchen" und das Drehen der Type in der Hand
nnd das Anfügen und Anpassen jeder einzelnen an die andere
— das ivar sich seit Menschengedenken gleich geblieben.
Er aber, der Maschinenmeister, der oft viertelstnndenlang
müßig stehen durfte, wenn seine Pressen im Gange waren,
er hatte durch die großen Glaswände geschaut, Jahr um Jahr,
und hatte diese ertötende Arbeit des Setzens beobachtet. Und
in seinem regsamen Hirn ward der rastlose Arm zum
Hebel, den er von einem anderen Punkte aus lenkte und über
den Setzkasten hinfliegen ließ, immer eine Type nach der an-
deren hebend und sie zum -Ganzen fügend mit nie geahnter
Schnelligkeit. Zum Hebel aber fügte sich ein Exzcnter und zu
diesem Rad auf Rad, und eines Tages stand die neue Setz-
maschine fertig vor seinem inneren Auge, und er begann zu
zeichnen.
Unzählige schlaflose Nächte hatte er an die Arbeit ge-
setzt; bisweilen berauschten ihn kühne Hoffnungen, er sah sich
unter den bedeutendste» Erfindern der Gegenwart, sah seinen
Namen einer dankbaren Nachwelt überliefert. Dann wieder
überkamcn ihn Zweifel, aus welche die tote Zeichnung keine
Antwort wußte. War doch das Problem schon oft seiner
Lösung nahe gewesen, nnd die Praxis zerstörte immer wieder
die Hoffnungen des Erfinders! Aber er, Ernst Möhring, er-
mattete nicht. Er ersann neue Verbindungen, Verein-
fachungen, Sicherungen für den Betrieb.
lind endlich schien ihm seine Erfindung völlig reif.
Allerdings, nun fehlte ihm die Kleinigkeit von einigen tau-
send Mark, um ein Modell zu bauen. Aber sollte sich sein
Prinzipal, ein zwar nicht reicher, aber wohlsitnierter Drucke-
reibesitzer, nicht bereit finden lassen, das für ihn verhältnis-
mäßig kleine Kapital zu wagen? Konnte er doch damit znm
steinreichen Mann werden, sein eigenes Geschäft dadurch zn
ungeahnter Höhe entwickeln! Wie gern wollte Ernst Möhring
den lünftigen Geivinn teilen, sah er nnr erst seine Maschine
leben nnd arbeiten?

hat. Von den dafür bezahlten 160 Millionen Mark
gehen nicht weniger als 120 nach den Vereinigten Staa-
ten, dazu 30 Millionen für „frisches" Schweinefleisch
nnd 130 Millionen für wirklich frisches Fleisch in Ge-
stalt lebend herübergesandten Schlachtviehs. Doch die
Uankees haben noch einen anderen Posten ans ihrer
Rechnung, 300 Millionen Mark für „Schweinernes."
Letzteres setzt^sich ans Pökelfleisch nnd Schmalz (70
Millionen), Schinken (80 Millionen) nnd Speck (160
Millionen) zusammen. Alles in Allem zahlt England
dem Anslande für Fleisch, warm, kühl oder kalt, lebend
oder tot, 920 Millionen Mark. Der Brite liebt zu seiner
Frühstückstasse mehr als eine knusperige Semmel, schon
weil er sie nicht kaufen kann, nnd wenn die Hausfrau
nicht Besseres anfzntragen weiß — nnd das weiß sie
gewöhnlich nicht dann gibts Eier oder gebratenen
Speck, nnd dazu gehört seit Vorväter Zeiten auch wieder
ein Ei. Der englische Frühstückstisch ist deshalb znm
letzten Teile für die 36 Millionen Schock Eier verant
wörtlich, die Rußland, Deutschland, Dänemark, Frank-
reich und Belgien in ziemlich gleichen Teilen für 110
Millionen Mark liefern. Für den Kückengeschmack darin
aber wird nichts angerechnet. Eine beliebte Zukost zn
dem ewigen Bratspeck ist in den letzten Jahren die Tomate
geworden, wnnderbarerweise auch in den unten: Volks-
schichten, die sich sonst gegen jede neue Genüsse besonders
lange sträuben. Vor 16 Jahren noch galt die Tomate
auch in England für eine Seltenheit, wie es uns ältere
Leute ans ihrer Jugendzeit vo;: der Apfelsine erzählen.
Jetzt ist sie zn einen: so gewöhnlichen „Gemüse" geworden,
daß trotz ihres ausgedehnten Anbaues in England selbst
noch eine Million Zentner für 16 Millionen Mark ein-
geführt werden muß. Eine gleiche Ausgabe erfordert
das übrige Gemüse; und Früchte nicht weniger als
200 Millionen Mark, für Apfelsine;: allein 4(> Mill.
Denn man baut ja wohl in England Orangen, aber nicht
um der Früchte, sondern der Blüten willen, die nach
dortiger Sitte die Myrtenkränze ersetzen bei den Hoch-
zeiten, deren Folgen jahraus jahrein die obigen Snnk-
men vergrößern helfen. __
Aus Stadt und Land.
E! Wilhelmsfeld, 17. Juli. (Abschied.) Gesten: verließ
unser seit "/.Jahren hier wirkender Seelsorger Hr.Pfarrberwaller
Bender unseren Ort. Das Scheiden dieses beliebten Mannes
wird in der hiesigen, sowie in der Filialgemeinde Altenbach un-
gern gesehen. Herr Pfarrer Bender hat sich während seiner
"/.jährigen Thätigkeit in der Pfarrgemeinde großes Vertrauen
erworben, wir wünschen ihm in seinem neuen Wirkungskreise
Waldwimmersbach das beste Wohlergehen. Am gleichen Tage
trat auch unser neugewählter Pfarrer Herr Ziller seinen Dienst
hier an, er wurde beim Schrleshümerhof vom Kirchengemeiiide-
rat empfangen und in seine neue Wohnung des hiesigen sehr
schönen Pfarrhauses geführt. Möge auch er hier segensreich
walten!
O Schwetzingen, 21. Juli. (Die hiesige Höhere
Töchterschule mit Knabenvorschule) war nachdem
sechsten Jahresberichte im letzten Schuljahre in 8 Klassen
von 127 Kindern, 81 Mädchen und 43 Knaben, besucht, von
denen 101 auf Schwetzingen selbst entfielen. Die Anstalt, z. Zt. noch
Privatschule mit namhaften Zuwendungen der Gemeinde
und der Frau Ww. Bassermann, steht unter Leitung des
Vorstandes der Gr. Höh. Bürgerschule, nnd es wirken an ihr
ein ordentlicher Lehrer und drei Lehrerinnen, eine Volontäri»,
wei Handarbeitslehrerinnen, eine Gesangslehrerin und ein-
chließlich der Geistlichen 7 Hilfslehrer. Die Prüfungen finden
am 1., die Schlußfeier am 2. August statt; das neue Schuljahr
beginnt am 16. September l. Js.

So war er heute Vormittag mit stolzer Zuversicht vor
seiueu Chef getreten. Aber der sonst gutmütige Manu der-'
lachte ihn. Warum blieb er, Möhring, nicht auf seinem
gute;; Posten, den'er vortrefflich ausfüllte nnd ließ die
Maschinen nnd ebenso die Setzer, wie sic waren? Alle Welt
war ja zufrieden, im Maschinen- wie im Setzersaalei
Möhring kannte seinen Brotherrn als tüchtigen Ge-
schäftsmami; doch hatte er nicht inbctracht gezogen, daß der
geistige Horizont dieses Mannes eben über den seines Ge-
schäfts nicht hinansrcichte. „Sie wissen ja doch, Herr Bohne-
mann," sagte er, mühsam seine Erregung bekämpfend, „daß
die Welt fortschreitct, daß alles berbesserungsfähig ist — daß
wir früher mit armseligen Handpressen druckten, nnd daß
damals auch lange Zeit kein Mensch daran gedacht hat, diese
schwere Arbeit einer Maschine anfzubürden . .
„Na, das will ich ja nicht bestreiten," versetzte. Bohne-
mann, „nnr kann ich kein Geld ausgeben für Versuche nnd
Projekte, die ich nicht nötig habe nnd von denen ich nichts
verstehe. Ich bin mit den Leistungen meiner Setzer recht
zufrieden, nnd Sie wisse» ja selbst, es geht alles ganz gut
so, wie cs jetzt geht."
Bvhnemann hatte freilich Recht, mit den Dingen zu-
frieden zu sein, wie sie waren. Auch er war nur Maschinen-
meister gewesen nnd hatte sich durch Fleiß, nnd begünstigt
durch einige Glücksfälle, zur Wohlhabenheit cmporgearbeitet.
„Es handelt sich doch nicht allein um Ihr/Geschäft," ver-
suchte Möhring cinznwcnden, „es handelt sich um eine Er-
findung von weittragender Bedeutung!"
„Ach was, mir handelt sich's zunächst um mein Geschäft,"
beharrte der Chef; „mit den Erfindungen ist das so 'ne Sache!
Das Papier ist geduldig! Wer weiß, was sie da hin gezeichnet
habe;;, nnd.ob ihre Rechnungen stimmen."
(Fortsetzung folgt.)
 
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