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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0156

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internationalen Kommission vor, welche über das Vorgehen
der Missionare in China eine Untersuchung anstellen
soll. Er unterbreitete ferner der Regierung einen Plan
zur Unterdrückung des m Nordchina um sich greifenden
Räuberunmsens.
b Sitzung des Bürgerausschusses vom 26.Juli.
Im Saale sind große Pläne betr. Saalbau-Neubau und
Neckarstaden aufgestellt. Anwesend sind S1 Mitglieder des
Ausschusses.
Vor Eintritt in die Tagesordnung erbittet sich Medizinal-
rat Mittermaier das Wort und teilr mit. daß er nicht, wie die
hiesige Presse geschrieben habe, eine Schädigung der Interessen
Heidelbergs durch Ablenkung eines Teiles des Verkehrs.über
Meckesheim — Wiesloch beabsichtigt habe, worauf ihm der
Vorsitzende erwidert, daß er Wohl wisse, daß M. diese Ab-
sicht nicht gehegt habe, daß sie aber die Folge eines der-
artigen Vorgehens geworden wäre.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens weist auf den inncrn
Zusammenhang der Vorlagen hin. Der Stadtrat könne den Ver-
kauf der ehemaligen Museumsliegenschaft an den Staat nur
dann empfehlen, wenn es gelinge, gleichzeitig eine anderweite
Lösung der Saalbau-Frage herbeizuführen. Die Saal-
bau - Frage aber solle nach den Vorschlägen
des Stadrratcs auf dem Jubiläumsplatz gelöst werden, was
wiederum voraussetze, daß wenigstens der mittlere Teil dieses
Platzes von der Militärverwaltung freigegeben werde. Leider
fehle bis zur Stunde die definitive Genehmigung des Kgl.
Preuß. Kriegsministeriums zu der betreffenden Vereinbarung.
Wenn der Stadtrat gleichwohl eine Beschlußfassung des Bür-
gerausschusses beantrage, so thue er dies in der Annahme,
daß fragliche Genehmigung bei dem weitgehenden Entgegen-
kommen der Stadt in dieser Angelegenheit nicht ausbleiben
werde. Ueberdies könne die Beschlußfassung nichr weiter auf-
geschoben werden, wenn die Sache überhaupt noch vor Eintritt
der Urlaubs- und Reisezeit erledigt werden solle. Es könnten
und würden aber, worauf Redner entschieden Hinweisen
möchte, die heutigen Beschlüsse bezüglich des Verkaufs der
früheren Museumsliegenschaft an den Staat und bezüglich
des Saalbaues erst dann in Vollzug gesetzt werden, wenn
die wegen des Jubiläumsplatzes noch ausstchende kricgsmini-
sterielle Genehmigung vorliege, indem sonst die Gefahr vor-
handen sei, daß man das Museumsgrundstück verkaufe, ohne
zugleich einen Ersatz für den städtischen Saalbau zu erlangen.
Auch die Neckarstadenvorlagc habe mit den andern Gegen-
ständen der Tagesordnung insofern einen gewissen Zusammen-
hang, als die im Falle der Ausführung des neuen Stadens
eintretende Verbreuerung des Jubiläumsplatzes für dessen
Verwendung als Bauplatz für den Saalbau nicht ohne Belang
sei. Redner schlügt daher vor, man solle zunächst über die vier
Vorlagen eine Generaldiskussion pflegen, womit der Bürger-
ausschuß einverstanden ist.
Dazu ergreift zunächst der Obmann des Stadtverordneten-
vorst. das Wort u. gibt eine Uebersicht über die Entwickelung
des Festhallenfrage. Er erwähnt kurz die Kritiken, die die
Frage in allerletzter Zeit in den Blättern und in einem Flug-
blatte berührt haben. Bereits 1884 habe der gemeinnützige
Verein die Frage anläßlich des Universitäts-Jubiläums 1886
aufgeworfen, da der Verein voraussah, daß mir dem Wachsen
der Stadt nicht genügende Versammlungsräumlichkeiten vor-
handen sein würden. Am 7. Juni 1894 kam eine Vorlage,
den Häuserblock an der Unteren Neckarstraße anzukaufcn, mit
der Begründung, daß es zur Errichtung von öffentlichen Ge-
bäuden für die Stadt zweckdienlich sei, in allen Gegenden
der Stadt rechtzeitig Gelände zu erwerben. Für diesen Platz
habe jedoch schon damals der Stadtr. die Errichtung einer Fest-
halle im Auge gehabt. Rcduer erzählte nunmehr die noch in
aller Erinnerung stehende Geschichte des Ankaufs des Museums'
gebäudes, woraus hervorgeht, daß die Stadl froh sein dürfe,
das Museumsgebäude an den Staat zu verkaufen, da nach
den letzten Berechnungen ein Umbau denselben Preis, wie ein
Neubau am Jubiläumsplatz kosten würde und außerdem der
Vauplaü des früheren Museumsgebäudes zur Errichtung emcs
neuen Üniversitäts-Auditoriengebäudes geradezu prädestiniert
erschien, lebt doch der Bruder Studio in der Altstadt, die Wohl
verlangen kann, daß, wenn es irgend möglich ist, ihr dieser
Vorzug erhalten bleibt. ^ ^ ,
Redner mache noch auf die günstige Lage des Mu,eunv-
zu Universitätszwecken aufmerksam, erwähnt die Nähe der
alten und neuen Bibliothek, der verschiedenen Institute rc.
Nunmehr schildert der Obmann die vorzügliche Lage des
Jubiläums-Platzes zu Festzwecken. macht auf Neckarland,chaft
und Neckarfahrt aufmerksam und verrät daß die Errichtung
der Festhalle an besagter Stelle seine alte Liebe gewesen sei.
Nach seiner Auffassung sind die anderen vorgeschlagenen Bau-
vlätze ungeeignet, der alte Bahnhof wird ZU spät frer, wodurch
eine lange saalfreie Zeit entstehen würde, auch werden dre
Bauplätze dort zu teuer. Der Zementwerkplatz ist zu weit von
der Stadt entfernt; wenn man besonders an ungünstige Witte-
rung denkt. Der Beweis mit dem gelungenen Schützenfeste
hinke ein wenig, da diese wegen der Gefährlichkeit ihres Hand-
werks die Westen Entfernungen von Menschlichen Wohnungen
gewöhnt seien, bei den Hunden und ihren Besitzern könnte die
Entfernung auch nicht ins Gewicht fallen, an Gelehrtenver-
sammlungen, Kongressen u. s. w. könne man aber eine der-
artige Zumutung nicht stellen. Was Bequemlichkeit anbetrifft,
sei der Jubiläumsplatz wegen seiner leichten Zugänglichkeit
und seiner Lage mitten in der Stadt sehr zu empfehen. Von
den drei zu engerer Konkurrenz aufgeforderten Archrteklen,
habe Ebert das einfachste und praktischste ProM geliefert und
die besondere Empfehlung der Sachverständigen erhalten. Red-
ner gedenkt noch kurz des mit „viele Bürger' unter^ichneten
den Ausführungen Kochs, die zunächst noch von vielen
Seiten skeptisch ausgenommen worden sind, entgegen.
Professor Mefadycan verlas den Bericht über die Tuber-
kulose-Bazillen in der Milch. Er betonte, wenn er
auch nur zagend sagen könne, das; seine Anschauungen
von denen des Professors Koch abwichen, und welchem die
Schuhriemen zu lösen er sich nicht für würdig halte, so
sehe er sich doch genötigt, zu erklären, daß er Professor
Kochs Theorie nicht annehmen könne. Red-
ner führte statistische Belege an, die aus Untersuchungen
gewonnen seien, welche er an den beiden größten Kinber-
hospitälsrn Englands an verstorbenen Patienten vorge-
nommen habe, aus denen hervorgeht, daß bei einem
Hospital, in 29,1 Proz. und bei dem andern in 28,1
Proz. > Fällen die erste Ansteckung der an Schwindsucht
gestorbenen Kinder von innen h e r a u s e r s o l g t
s e i. Die Zahlen stimmten nicht zu den Angaben Pro-
fessor Kochs, daß derartige Fälle äußerst selten seien.
Redner sei aus eigener Erfahrung zu dem Schluß ge-
kommen, daß dis Milchse h roft die Infizierung der
Menschen durch Tuberkel-Bazillen veranlasse. Mefadycan
trat dafür ein, daß die Regierung eine genaue Prüfung
der Theorie Professor Kochs vornehmen lasse. Nocard
führte aus, er teilte die Ansichten Medfadycan's. Dr.
Crichton of Brown zollte dem Mute des Professors Koch
Anerkennung, mit welchem er seine Theorie hervorge-
bracht habe, welche erklärlicher Weise die Kritik heraus-
fordere, aber eine solche Krikik würde dazu beitragen,
die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Flugblattes und macht darauf aufmerksam, wie leicht man
die böswillige Absicht des oder der Verfasser durch die Zeilen
lesen konnte. Redner stellt noch einige Vergleiche mir Fest-
hallen anderer Städre an und beweist damit, daß die beabsick-
tigte Lösung der Festhallenfrage den Bedürfnissen Heidel-
bergs vollauf entspricht. Am Schlüsse seiner Ausführungen
betont er den engen Zusammenhang der Verbreiterung des
Neckarstadens mit den anderen Vorlagen und empfiehlt alle
zur Annahme.
Bürgermeister Dr. Walz giebt zu, daß in Bezug auf
die Saalbaufrage der Standpunkt verschiedentlich geändert sei,
die Bibliothek hätte man aber nicht auf die Stelle des jetzigen
Museums haben wollen, eigentlich könne man nur von 'Glück
sprechen, daß der Staat jetzt den Ankauf des Museums beab-
sichtige und zwar zur Errichtung eines neuen Universitäts-
Gebäudes. Er sprach entschieden für die Errichtung der Fest-
halle auf dem Jubilüumsplatz, als im Innern der Stadt gele-
gen. Gerade das Schützenfest habe manch bittern Tropfen
in dem Freudenbecher znrückgelassen und bewiesen, was für
eine Bedeutung das Abhalten von. Festlichkeiten außerhalb
der Stadt für die Heidelberger Geschäftsleute habe. Dem
Stadtrate Geheimthnerei vorzuwerfen, sei Unsinn, denn be-
kanntlich datiert der Beschluß seit März d. I. Redner weist
auf die Notwendigkeit des Saalbaues zum Unibersitäts-Jubi-
läum 1903 hin, ferner ans die Leistungsfähigkeit des Archi-
tekten und die praktische Einrichtung des Entivurfs.
Prof. Buhl zieht einen Vergleich mit dem Festhallen-
bau in Neustadt a. d. H., spricht von finanziellen Bedenken,
die er früher gehegt, die jetzt aber verflogen seien, da der
Stagr das Museum übernommen habe. Zunächst habe er aber
an den Neubau eines Theaters gedacht, der entschieden ebenso
notwendig sei, da man den hier zuziehenden und sich hier an-
siedelnden Fremdeit auch im Winter mehr bieten müsse, als
nur moderne Musik, die nicht Jedermanns Geschmack sei.
Oberbürgermeister Dr. W i l ck e ns weist im Anschluß
an die Ausführungen der Vorredner die dem Stadtrat in dem
bekannten anonymen Flugblatt gemachten Vorwürfe entschieden
zurück. Er erinnert daran, daß schon Ende März d. I. die
hiesigen Blätter eine ihnen vom Rathause zugegangene Mit-
teilung gebracht hätten, wornach Seitens der Gr. Regierung
mit der Stadtverwaltung Verhandlungen wegen Ankaufs
der ehemaligen. Muscumsliegenschaft für Universitätszwecke,
insbesondere für ein später zu errichtendes neues Kollegien-
gebäude, angeknüpft worden seien. In der betreffenden Mit-
reilung sei weiter gesagt gewesen, daß für den Fall, daß diese
Verhandlungen ein positives Ergebnis haben würden, die Er-
richtung eines neuen Saalüaues auf dem Jubiläumsplatz in
Aussicht genommen sei. Man habe also in allen Kreisen
Zeit und Gelegenheit genug gehabt, die Platzfrage hinsichtlich
des netten Saalbaus zu diskutieren. Es sei auch nicht zutref-
fend, wenn behauptet werde, daß man s. Z.' vom Jubilänms-
platz abgegangcn sei, weil man ihn für einen Saalbau als
überhaupt ungeeignet angesehen habe. Vielmehr sei der aus-
schlaggebende Grund in dieser Richtung der gewesen, daß man
gehofft habe, die Saalbaufrage auf dem Mnseumsgrnndstück
auf eine weniger kostspielige Weise lösen zu können, als auf
dem Jubilänmsplatz. Diese Hoffnung habe sich aber nach dem
Ergebnis der Projektbearbeitung nichr erfüllt. Auch nach um-
fassender Reduktion der Kosten wären immer noch 700 000
bis 750 000 Mark für den betreffenden Bau anfzuwenden ge-
wesen. Diese Höhe der Kosten habe dem Stadtrat, als die
Gr. Regierung anfangs Mürz d. I. an die Stadt mit dem
Ansinnen herangctretcn sei, es solle die ehemalige Musenms-
liegenschaft an den Staat für Universitätszwecke und speziell
für ein später zu erstellendes Kollegiengebäudc veräußert wer-
den, den Einschluß, dem Ansinnen stattzugeben, erleichtert.
Man habe sich aber auch sagen müssen, daß hier ein geradezu
vitales Jnreresse für die Universität und zugleich auch für die
Stadt in Frage komme, dem Man Rechnung tragen müsse. Man
habe nunmehr auch die Verpflichtung gehabt, schleunigst für
einen Ersatz für den stüdt. Saalbau zu sorgen. Bei Prüfung
dieser Frage habe man Männer zugezogen, die schon seither in
der Saalbaufrage der Stadt mit ihrem Rate und ihrer Arbeit
beigestanden hätten, und man habe schließlich ein Projekt er-
langt, das nicht nur nach Ansicht des Stadtrats, sondern auch
nach jener des Herrn Oberbaudirektors Dr. Dnrm gut und für
Heidelberg geeignet sei. Redner steht nicht an, zu sagen, daß
man vielleicht einen anderen Weg eingeschlagen haben würde,
wenn sich hätte voraussehen lassen, daß die Verhanvlungen
mit der Militärverwaltung, wegen des Jubiläumsplatzes sich
derart in die Länge ziehen würden, wie dies thatsächlich der
Fall gewesen. Man habe aber s. Z. damit gerechnet, daß die-
selben in Bälde erledigt sein würden und das; dann unverzüg-
lich eine Vorlage an den Bürgcrausschuß erfolgen könne.
Nachdem man aber inzwischen auf dem ursprünglich einge-
schlagenen Wege ein tüchtiges Prvjckt erlangt gehabt, habe man
dasselbe nicht wieder zu Gunsten einer etwa noch zu eröffnen-
den Konkurrenz beiseite legen wollen, und zwar um so weniger,
als die Erfahrungen in Mannheim zu einem 'derartigen
Schrirte üicht hätten reizen können. Der Stadtrat sei über-
haupt des ewigen Projektbearbeitens müde. Er sei der Mei-
nung, daß jetzt endlich einmal in das Stadium der praktischen
Ausführung übergegangen werden müsse. Wolle der Bürger-
ansschuß aber eine Konkurrenz eröffnen, so möge er dies^ be-
schließen. Es sei nur darauf hinzuweisen, daß damit ein wei-
terer längerer Aufschub verbunden sein werde, was nicht nur
wegen des Universitäts-Jubiläums im Jahre 1908, sondern
auch deßhalb bedenklich sei, weil das Museumsgrundstück nach
Ablauf von 2 Vs Jahren an den Staat übergehe und, wenn
bis dahin kein Ersatz geschaffen sei, im Saalbauwesen ein höchst
fatales Vakuum eintreten werde. Die Stadrverwaltung könne,
was in dieser Sache geschehen sei, nach allen Richtungen ver-
treten und glaube die Verantwortung für das Ebert'sche
Projekt in Ruhe übernehmen zu können.
Stadtverordneter K lingel spricht aus, daß der Gemein-
nützige Verein den Platz sowohl wie die Pläne als äußerst
glücklich bezeichne.
Stadtverordneter Ullrich entrüstet sich über das ano-
nyme Flugblatt und ist für Bewilligung, spricht jedoch die Hoff-
nung aus,' daß die Umlage nicht allzu hoch werde.
Bürgermeister Dr. Walz macht auf die starke Benutzung
des Neckarstadens seitens der Altstadt zur Erholung aufmerk-
sam und vergleicht die Anlage mit der Lunge der Altstadt.
Eine Befürchtung der Anwohner des Jubiläumsplatzes für
äußerlich zu einfache Herstellung der Westfront zerstreut er
an der Hand des anfgehängren Planes. Licht ginge auch
nicht verloren, da die Festhalle keine große Höhe erhielte.
Stadtverordneter Buhl begrüßt mit Freuden dre Absicht,
den Reckarstaden bis zum Karlsthor fortzusetzen, mutz aber
zu seinem Bedauern vom Vorsitzenden erfahren, daß diese Aus-
sicht noch nicht sehr nahe sei.
lieber die künftige Umlage, erklärt der Vorsitzende,
keine Angaben machen zu können, zumal ein Zurückgehen der
Einnahmen aus der Pferdebahn zu erwarten sei.
Nach einer Bemerkung des Stadtverordneten Strübe
frägt Stadtverordneter Böhl an, ob durch die Korrektion des
Neckars keine Beschädigung des Neuenhcimer Ufers zu erwarten
sei.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens sowohl, wie Bürger-
meister Dr. Walz zerstreuen diese Befürchtungen, indem
sie darauf aufmerksam machen, daß der Plan von der Rhein-
bauinspektion und dem Bezirksrat geprüft und genehmigt sei.
Stadtverordneter Petrers hat Sorge für die Unter-
bringung des Museums, worauf ihn der Vorsitzen de auf
die Vorlage verweist.
Auf eine Anfrage des Stadtverordneten B rechter, ob
die Steinlager am Neckar oberhalb der Neuen Brücke nicht ganz

zu entfernen, oder wenigstens die Zugänge zu denselben sehr
bequem für Lastthiere anzulegen seien, verspricht Bürgermeister
Dr. Wal z, daß in dieser Beziehung möglichst Abhilfe getrof-
fen werden würde.
Nach Schluß der Generaldebatte wurden alle vier Vor-
lagen einstimmig genehmigt.
Hierauf vertrauliche Sitzung.



Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 27. Juli.
I Die H. internationale Ausstellung von Hunden aller
Nasse«, verbunden mit Sportansstellung ist heute Vormittag
hier eröffnet worden. Die Ausstellung findet in den Hallen statt,
die zum Schützenfest errichtet worden sind, sie ist außerordentlich
reich beschickt. Auch die Hundefreunde in Heidelberg haben zahl-
reich ausgestellt, ein Zeichen, daß auch in hiesigen Kreisen Sinn
für Rassezüchtung herrscht, denn das ist ja gerade die Aufgabe
der Ausstellungen, daß sie fördernd auf die Rassezucht einwirken.
Wenn das große Publikum zu einer derartigen großen Schau
nur langsam Stellung zu nehmen vermag, so liegt das darin,
daß eben nur verhältnismäßig wenige Leute Hunde halten und
die anderen glauben, wenn sie selbst keinen Hund hielten, dann
hätte cs für sie auch keinen Wert, eine Ausstellung zu besuchen.
Und doch ist nichts verkehrter, wie dies. Der Sinn für Rasse«
zucht, die Freude am schönen Tier, die Abneigung gegen 5as
Fixkötertum muß allgemein verbreitet werden, damit die Hunde-
zucht in Deutschland durchgängig auf den Stand kommt, den sie
zunächst erst in einzelnen verständigen Kreise» erreicht hat. Wer
die hiesige Ausstellung besucht, wird eine lebhafte An-
regung empfangen, denn cs ist nicht nur ein außer-
ordentlich reiches. sondern auch sehr schönes Material
ausgestellt. Die Ausstellung wurde heute Vormittag in
Gegenwart des Staatsrats Reinhard aus Karlsruhe, des
Amtsvorstandes, des Bezirkskommandeurs, des Oberbürgermeisters
und mehrerer Stadträte, sowie der Ausstellnngskommtssioner er-
öffnet. Auch Ministerialrat Reichardt aus Karlsruhe ist an-
wesend. Dann begannen die Preisri chter ihre Arbeit; das Ergebnis
der Preisoerteilung wird in einer morgen zur Ausgabe gelangen-
den Festnummer der „Hetdelb. Ztg." veröffentlicht werden. Hervorzu-
heben ist, daß sowohl die Hundeausstellung wie die Sportsaus-
stellung vollständig fertig sind. Wir können den Besuch der
Ausstellung nur auf's angelegentlichste empfehlen.
* Nationalliberale Partei. Wir machen die Mitglieder und
Freunde der nationalliberalen Partei auf die am Sonn-
tag, den 28. ds. Mts-, nachmittags 3'/z Uhr im Ochse»
in Meckesheim stattfindende Versammlung aufmerksam,
in welcher Herr Professor Quenzer ans Heidelberg, oer Landtags-
kandidat für den Landkreis Heidelberg, sich seinen Wählern vor-
stellen wird.
ZZ Ausstellung des Kiinstvereins. Wie uns aus zuverläs-
siger Quelle mitgeteilt wird, soll das Portrait Sr. Exc.^des
Herrn Geh. Rat Kuno Fischer, gemalt von der Fürstin Llvoff-
geb. Wilma Parlaghy, hier angekauft und für die städt.
Sammlung auf dem Schloß bestimmt sein. Von den ne»
eingesandten Sammlungen sind zu nennen: 11 Oelgemälde-
Landschaften und 2 Blumenstücke von Prof. Fr. Kallmorgen,
Karlsruhe; von denen einige Motive aus seiner Nordlands-
fahrt nach Norwegen und Island bringen; dann eine Sauun-
lung von 15 Oelgemälden von Herrmann Daur, Karlsruhe,
die so recht die Auffassungen des Karlsruher Künstier-
buudes zur Geltung bringen; ferner eine recht vortreffliche
Sammlung von 9 Oelgemälden von Hans von Volkman»-
Karlsruhe, welche meistens Motive aus der Eifel darstelle»;
Dann folgt eine Sammlung von 16 Oelgemälden von MÄ
'Uth, Berlin, fast durchweg mit Motiven aus der Mark; dis
sieben Oelgemälde von Otto Leiber, Straßburg, gehören einet
neuen Richtung an, sie sind von guter Wirkung. Wie aus vor-
stehendem ersichtlich, ist das Landschaftliche in der Ausstellung
vorherrschend, um so erfreulicher ist es, daß man auch ein vor-
trefflich gemaltes Genrebild vorfindet; nämlich das große Ge-
mälde „Judith" von F. Schmid-Breitenbach, München. Ent-
gegen manchen anderen Darstellungen dieses historische''
Sujets hat der Maler seine „Judith" als ein kräftiges jungst
Weib dargestellt, dem man, trotz aller ausgesprochenen Energ'-'
kaum eine solche That zutrauen möchte, beim Anblick dr
starken Formen des Erschlagenen. Die größte Anerkennul's
finden die 17 sehr flott gemalten Aquarelle von Paul Schkütrv
Die 25 Aquarelle von C. E. Plitt werden nächstens zurück^,
zogen, es wäre sehr zu wünschen, wenn von den verschieden^
Motiven aus Rom und England noch einiges gekauft würd^'
Der Kunstverein bieret somit sehr viel neues.
Q Heidelberg College. Mit der üblichen Regatt.a auf dew
Neckar schloß das Heidelberg College gestern das SchN,
jahr. Vor dem Hauptgebäude des College waren am Neckar E
in früheren Jahren Bänke aufgeschlagen, von denen aus die GE
der Anstalt die Rennen verfolgten, während auf der linken Se>'
des Flusses eine nicht minder starke Zuschauerzahl, die sich ha»p'
sächlich aus Anwohnern des Neckarufers rekrutierte, dem i»E
essanten Schauspiel zusah Die Pause von 5 bis 6 Uhr "E
brachten die Gäste des College diesmal nicht in dem grEl
Saale der Hauptanstalt, sondern in dem Garten der von E,
Institut kürzlich angekauften Villa Bergfried, die zwischen den
den bisherigen Häusern der Anstalt etwas erhöht am Fuße.
Berges liegt. Man hatte Gelegenheit, den ausgedehnten schEz
Garten, der sich bis zum Philosophenweg und darüber lst"E
zieht, zu bewundern. Er enthält eine Anzahl von Terrasse»

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wird von einer Anzahl von schlangenartigen Wegen von »"?-


nach oben durchzogen. Man genießt von ihm aus eins herrl'S
Aussicht auf den 'Neckar, die Stadt und das Schloß; Kult"'§
verschiedener Art sind in ihm angelegt und er birgt ma»^
idyllische baumbestandene Plätzchen. Das Haus enthält in
der beiden Stockwerke vier Zimmer und Zubehör. Geschlol'^j
und offene Veranden im oberen Stock bieten den Bewohner»
jedem Wetter Gelegenheit, frische Luft zu genießen. Aul §,1
Terrassen in der Nähe des Hauses waren Tische ausgestellt-^,!
denen die Gäste des College in der bei demselben üb'Me
munifizenten Weise bewirtet wurden. Dazu spielte die K";
deS hiesigen Bataillons lustige und ernste Weisen, sodaß »'»'KM
in dem reizenden Garten sehr heimisch fühlte und nach
der Regatta noch gern ein Stündchen bet den liebensw»'^""







'Kt>


Gastgebern verweilte. Die Preisverteilung wurde mit einer .>
spräche des Hrn. Catty eingeleitet, wonach Mrs. Saiinder^ ^
Güte hatte, den Siegern die schönen Preise zu überreichen. M,,.
stehend die Lille der Sieger: llunior 8oulkin§
(Lrirs prsssntsä bz-llruu von LöniZ) : ai. II. Llastsrs ;K»'

Laos (Lriimsssin 6srta OllrrllonAo 6up prsssntsä bz' V'c,
ssnbsrA rrnä Oulvsrt tllmllonAS 6nx, Lrwos xrssontsä »i,

I, l:

Lrinoipuls): 6. Ltssls, ll. >V. votss, 0. ill. 6. Lrovns, 1
Larksr, 6. I?. lli'ssborn; llunior llours (OÜLlIsnss ^ v' ^
prssontsä bz- kittgr Lori von Zvrrrrck-Ilolslmuson)' si
Llrisllolm, 6. C. Oorson, 6. Loolrstron, v. 8. ANoäonola, 0^
Harri son; Lsippors' Loos: 1. R. O vsn8, V. ba» z w E
6onas Loos tüloson tllmilsngs 6up, Lrirs prsnsonv:.^
Rsrr Lbort): L. IV. vovis; 8snior Loirs (0»^. M ss
8llislä xrsssntsä b/ Or. Lortsls, Lriros prsssntsä »T. V u k»
Lsnson onä cl. L. Liellaräson Lsg.): N.. 0. Lotio», .g'E z. ist
Oovis, >1. K. Ovsos; llunior Loirs (OtrollsnAS Onp »01^,
tsä b.v Herr IVolll, Lrirs» prsssntoä dz- Llrs. onä ' >!iz
onck L. Liollorcisön Lsq.): L. II. Uostsrs, N. L, 0'
 
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