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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0185

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Donnerstag, I. August IM._Zweites Blatt. 43. Jahrgang. - »r. 177.

Erscheint täglich, Sonntags ansgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition nnd den Zweigstellen abgeholt 40 Pfa. Dnr-b die Volt l.e-
^ zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr. '
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamereile 40 Pfg. Mir hiesige Geschäfts- nnd Privatanzeigen ermäßigt. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln
ger Zeitung nnd den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschlnß Nr. 82. ' >

der Heidelberger
LA

Ans dem Zolltarifentwrrrf.
(Fortsetzung.)

Bezeichnung der Ware

Zollsatz
Zollsatz des Bisheriger
deSEnt- bisherigen Vertrags-

Leder, halb oder ganz gar,
auch zugerichtet,
bei einem Reingewicht
des Stückes von mehr
als 3 leg
ganze Häute, auch in
Hälften ....
Kernstücke ....
bei einem Reingewicht
des Stückes
von 1 bis 3»kg . .
bei einem Reingewicht
des Stückes
von weniger als 1 kg
Ziegenleder, zugerichtet . .
Schafleder, zngerichlet . .
Bockleder.
Lederne Handschuhe . . .
Nohe Tischler-, Drechsler-
nnd Wagnerarbeiten:
Fensterrahmen, Thü-
ren, Treppen und
Teile von solchen,
profilierte Holzleisten
andere.
Halbzeug zur Papierfabri-
kation
Holzschliff ....
Cellulose ....
selbes Strohpapier . .
Gemeines Packpapier . .

Wurfs autonomen
Tarifs

satz *)


30
86

40 !

60

Sohlleder
36.
anderes
18

30

80 1 ungefärbt 18
36 1 gefärbt 36
36

36 .
60 j
200

100

100

10
8

1.25
1.26
1.50

t rauh
i. geglättet
/ rauh
1 geglättet

übrige Papier
(Druck-, Schreib-, Lösch-
und Seidenpapier,
Kartonpapier, liniiertes
Papier.
Weißes Spiegel- und Tafel-
glas, weder geschliffen
»och poliert u. s. w.;
Spiegelglas; RohglaS
Tafelglas, wenn die ein-
fache Höhe und Breite
zusammen betragen
120 am und dar-
unter .
tz mehr als 120 bis
200 am ... .
w mehr als 200 am .
Ehesten.
^tabeisen
im Gewicht von 1 kg

10

10

1
1
1
3
3
3
Druck»
Schreib-
Lösch- und
Sciden-
papier
6
anderes
Papier

10
12
1

6
brutto 8
brutto 10
1

brutto 8
brutto 10

^ *) Ein Gedankenstrich bedeutet, daß ein Vertragssatz nicht
Erstanden ist, daß also auch Vertrags- und meistbegünstigten

pudern gegenüber der autonome Zollsatz gilt.

Die Brieftasche.
Roman von F. von Kapff-Esscnther.
(Fortsetzung.)
»Nur keine Romanphrasen," fuhr er wieder ans, „wenn
mich liebtest, würdest Du die Pflichten besser vergehen,
»rein Rang mir auferlegt."
, Unwillig, wie sie ihn nie gesehen, nagte er an seiner Unter-
,»pe rmd drehte an seinem hübschen wohlgepflcgten Schnürr-
,Pt. Ottilie begriff ihn nicht; bisher war rhre Beziehung
/Mich nur Tändelei gewesen, die sich um Blumen, Brief-
./», klcirre Licbesbeteuerungen handelte. Heute zum ersten-
,-i?le trat der Ernst des Lebens an sie heran; aber sie konnte
sh nicht recht vorstellen, welche Pflichten ihm sein Name,
Rang anferlegten. In den Kreisen, in denen sie anfge-
u/hsen war, wusste man nichts von solchen Vcrpfüchrungen.
/" Rang, ein Name, der mit keinem Besitz, keinem Berufe
„^bimden war, was konnte der ihm für Verpflichtungen
»erlegen, nnd Offizier war er ja nicht mehr!
w Aber sic bezwang ihre Verstimmung; sic war ein lieoen-
^ Weib, sie wollte ihn nicht noch schwerer belaste», ihm keinen
'"en Kummer machen.
Nachdem sie eine lange Weile stumm nebeneinander her-
st/»gen waren, legte sie ihre fein behandschuhte Hand auf
"eu Arm und begütigte ihn mit sanften Worten.
-ohre Nachgiebigkeit entwaffnest ihn, rührte ihn sichtlich.
Mn hoffte jetzt ihren Zweck erreicht zu haben, ihn zur vollen
M ächtigkeit SU bewegen. Aber darin täuschte sie sich; noch
M,'"er gestand er ihr nicht zu, das; er etwas zu verberge»
und dennoch sah sie, daß es sich so verhielt.
M.Etwas Böses, Häßliches muhte es seist, was ihm auch,:»
>//'» Augenblick der Hingebung nicht über die Lippen
Tief und schmerzlich betroffen verstummte sie; das
/ war ihr schwer, wie vielleicht noch nie vorher „n Leben.
Au twr Ecke der Vellallianeestraße nahmen sie Abschied


sch /'»ander; er sah nun die Notwendigkeit ein, sic zu be-
"sistigeii.

Zollsatz
Zollsatz
des
Bisheriger
Bezeichnung der Ware
des Ent-
bisherigen
Vertrags-
wurfs
autonomen
sotz
Tarifs
oder darüber auf das
laufende Meter. . .
Stabeisen
— im Gewicht non weni-
2,50 ^
! 2,50
2,50
ger als 1 kg auf das
laufende Meier. . .
— in Slücken nicht über
12 om lang, zum Um-
schmelzen .
3 I
1
!
2,50
1,50

(Schluß folgt.)

Aus LLadL und Land
SO. Karlsruhe, 29. Juli. (Das Lehrerseminar
Ettlingen) war im laufenden Schuljahr von 162 Zög-
lingen besucht; davon fanden 132 Wohnung und Verpflegung
im Internate, 15 wohnten in der Stadt. Sämtliche drei Kurse
mußten wieder in Parallelklassen geteilt werden. Das Lehrer-
kollegium besteht aus sieben etatsmäßigen (darunter 3 Pro-
fessoren) und 4 nicht etatsmäßigen Lehrern.
8L. Freiburg, 30. Juli. (Die Strafkammer)
verurteilte die Ehefrau des Postagenten Binz von Gündlingen
wegen Unterschlagung im Amt, Untreue, Urkundeniälschung
zu 1 Jahr 0 Monaten Gefängnis, den Bürgermeister Josef
Held wegen Anstiftung Zu diesen Vergehen zu 2 Jahren Ge-
fängnis. Der Ehemann der Binz wurde freigesprochen.
1ZO Freiburg, 28. Juli. (V e r s ch i e d e n e s.) In der
letzten Versammlung des, sozialdemokratischest Vereins wurde
einstimmig beschlossen, den gegenwärtig inhaftierten Orts-
krankenkassenboten G. Ebbe wegen ehrloser Handlungen aus
dem Verein auszuschlietzen und bei dem Parteivorstande dessen
Ausschluß aus der Partei zu beantragen. Von der Beteiligung
an den bevorstehenden Landtagswahlen wollen die hiesigen So-
zialdemokraten absehcn. — Der ordentliche Professor Dr.
Alfred Dove an der hiesigen Universität wurde zum ordent-
lichen Mitglied der historischen Kommission bei der bayerischen
Akademie der Wissenschaften ernannt. — Prof. Dr. Axen-
feld, welcher als Ordinarius den Lehrstuhl für Augenheil-
kunde an der mecklenburgischen Landcsuniversitär inne hat nnd
mster dessen Leitung die Universitäts-Augenklinik steht, soll
laut „Breisg. Ztg." einen Ruf nach Freiburg als Nachfolger
des mit Schluß dieses Semesters in den Ruhestand tretenden
Prof. Dr. Mauz erhalten haben. Ob Axenfeld diesem Rufe
Folge leisten wird, wird indes; noch bezweifelt.
' lZL Mcsstirch, 80. Juli. (Windbruch.) Der Schaden
den die Stürme im Frühjahr in den Waldungen des Be-
zirks angerichtet haben, ist viel größer, als anfänglich be-
rechnet wurde. In den Domänen-, Gemeinden und Körper-
schaftswaldnngen fielen insgesamt 26 700 F-estm. Rechnet
man hierzu die Ergebnisse aus den fürstl. und anderen Pri-
vatwaldnngcn, die 'auf 16 000 Festmeter anzuschlagen sind,
so stellt sich die Windwurfmasse auf rund 40 OO0 Festmeter.

Sitzung des Ausschusses der deutschen Tnrner-
schast in Heidelberg am 27. nnd 28. Juli.
Ans dem zur Verlesung gebrachten Jahres- nnd G e-
s ch ä f t s b e r i ch t des Vorsitzenden Dr. Goetz nnd des Ge-
schäftsführers, Stadtschulrat Dr. Rühl-Sstttin, geht hervor,
daß die Zahl der zur deutschen Turncrschaft gehörenden
Vereine von 6601 auf 6755, die Zahl der Mitglieder von
648 273 ans 671 266, die Zahl der an den Turnübungen
Teilnehmenden bon 310 374 auf 320 884 gestiegen ist. Die
Zahl der Zöglinge beträgt 98 882, die der steuerpflichtigen Mit-
glieder 663 128 Mann, die der Vorturner 33 636 Mann.

Frauenabteilungen bestehen 950 mit 27 010 Mitgliedern.
Gaue giebt cs 281 in den jetzigen 18 Kreisen.
Erfreulich ist cs bor allem auch, daß die Zahl der bereins-
eigcne» Turnplätze sich um 71 vermehrt hat — fast-tausend
Vereine haben eigenen Grund und Boden — und daß die
Zahl der vcrcinseigcnen Turnhallen um 52 gewachsen ist.
Die „D c n t s ch e T u r n z e i t u n g", die ihre Aufgabe
mster Leitung des Oberlehrers Paul Erbes treu und nach
Kräften erfüllt, hat der .Kasse der deutschen Turncrschaft ganz
erfreuliche Beträge zugcführt. Für den Bau des Jahn-
Museums rn Freybnrg (Uestr.) sind rund 19 000 Mark
vorhanden, so daß hoffentlich im Spätherbst mit dem Bau be-
gonnen werden kann. Das Verhältnis der deutschen Turncr-
schaft zu der Mehrzahl der ausländischen Turnerbünde ist
durchaus freundlich, wenn auch die Grundsätze und praktischen
Ziele der deutschen Turnerschaft den Anschluß an die Interna-
tionale Vereinigung nicht gestatten.
Aus dem Berichte des Kassenwarts A t z r o t t-Steglitz
geht hervor, daß die Kasse der deutschen Tnrnerschaft ein
Vermögen bon rund 43 000 Mark, und die Kasse der Stiftung
zur Errichtung deutscher Turnstättcn einen Kassenbestand
pon 41 000 Mark besitzt. Die Sammlung zur Unterstützung
der in Südafrika ans Seiten der Buren kämpfende» deutschen
Turner hat einen Bestand bon rund 6900 Mark
Der bekannte I a h n b i o g r a p h, Schulrat Prof. Dr.
Euler-Berlin hat dem Ausschüsse seine außerordentlich
wertvolle, reichhaltige Sammlung bon Schriften und sonstigen
Erinnerungsstücken, Briefe» gezeichnet bon Frdch. Ludw. Jahn
als Geschenk für das Jahmnnseum angeboten, das vom
Ausschüsse mit herzlichem Dank aiignommen wird.
lieber die Thätigkcit des T u r n a u s s ch u s s e S berichtet
Professor KeßIe r-Stnttgart. Nach seinen Mitteilungen hat
der genannte Ausschuß im abgclaufenen Geschäftsjahre zwei
Sitzungen abgchalten und hierbei eine Reihe bon Arbeiten er-
ledigt. Von letzteren sind besonders zu erwähnen die Aufstel-
lung einer Geschäftsanweisnng für den Ortsturnausschuß
der Feststädte der künftigen deutschen Turnfeste und einer Ord-
nung für die Einrichtung der Turnspiele und des Fechtens
auf den deutschen Turnfesten. Eingehende Erörterungen wur-
den vom Tnrnausschnsse auch gepflogen über die Frage der
Herbeiführung einer größeren Einheitlichkeit in der deutschen
,-rnrnsprache, nnd es darf nach' den Angaben des Bericht-
erstatters Wohl erwartet werden, daß auch diese wichtige An-
gelegenheit im Laufe der nächsten Zeit wesentlich gefördert
werden wird.
Es folgte dann die Verteilung der Beihilfen ans der
Stiftung zur Errichtung deutscher Turnstättcn an 20 Vereine
im Gesamtbeträge von 7900 Mark. *
Der Haushaltsplan wird ans 20 600 Mark in Ein-
nahme und Ausgabe festgestcllt und dadurch für die Errichtung
eines Denkmals für Guts Mut Hs in Quedlinburg
200 Mark nnd für den Denkstein am Grabe des Professors
Li o »-Leipzig 100 Mark bewilligt.
Eingehende Beratung fand die Aenderung des Kreis-
grundgesetzes des Deutsch-Oesterreich umfassenden
16. Kreises, wonach nur solche Vereine dem Kreise angchören
können, die nur Deuts ch e (arischer Abkunft) als Mitglieder
aufnehmen nnd die Beschwerde der davon betroffenen Vereine.
Der Ausschuß mußte nach Maßgabe der grnndgesetzlichen Be-
stimmungen diesen Beschluß als gesetzlich anerkennen, nnd er-
klärte es als seine Pflicht, die durch den Beschluß
des 16. Kreises mit Ausschluß bedrohten Vereine
zu schützen. Die von den beschwcrdeführenden Vereinen be-
antragte, sofortige Bildung eines neuen Turnkrcises wird als
unthunlich abgelehnt. Dabei wird ausdrücklich betont, daß da-
mit eine Entscheidung der vorliegenden grundsätzlichen Frage
cmsgeschlossen wird.
An den deutschen Reichskanzler soll die Bitte gerichtet wer-
den, den deutschen Tnrnbereincn in der Ostmark zum Bau
bon Turnhallen ausgiebige Unterstützungen zu gewähren.
Das nächste deutsche Turnfest wird am 23. bis 26,
Juli 1903 in Nürnberg abgchalten werden nnd mit Rück-

Unaufhörlich versicherte er ihr, seine Angelegenheiten
ützten sich binnen kürzester Frist erledigen, nnd dann wurde
sofort sich bei ihren Eltern einstellen.
Ein'wenig fühlte sie sich denn auch beruhigt, aber eben
>r ein wenig. Im Stillen hatte sie sich die Sache folgender-
aßcn zurecht gelegt: er hatte von seinem Onkel die er-
rdcrliche Kaution erhalten und dieselbe ans irgend einem
runde angegriffen. Für ihn handelte es sich jetzt darum,
e Summe zu vervollständigen. Das konnte aber doch nicht
yvicrig, mutzte in wenig Tagen, ja Stunden, zu bewerk-
stligen sein.
So trennten sie sich denn in zärtlichem Einverständnis.
In tiefen Gedanken versunken, schritt sie die Bellallmmc-
mße entlang, ihrem Elternhause 3»^ Am besten mar e^
ch, sich ihrem Vater zu entdecken. Vielleicht bc durste ro
nur einer Kleinigkeit, um Edgar fortzuhclfen; und rn me-
m Augenblick erschien es ihr leicht, ihren» Vater von dem
cnstc und der Innigkeit ihrer Liebe zu »^erzeugen, ihn sur
»gar einzunehmen. Von diesem Vorsätze erfüllt tarn ne nach
ruse. . „
Soeben trug man hier die Suppe auf, mit dem Glocken-
staae, wie immer. Der Vater kam immer sehr piusttlich aus
r Druckerei nnd begab sich ebenso pünktlich m das Ceychaft
rück und auch im Hanse hielt er unnachstchtlich ans muster-
est Ordnung-
„Nur rasch, daß der Vater nicht böse wird!" rief die
sttter schon ganz ängstlich; „ich möchte auch nur wissen, wo
u jetzt immer so lange bleibst." , „ ,
Ottilie erwiderte nichts, legte im Korridor Hut und
antel ab, band eine Schürze um, auch das verlangte der
rter, und eilte zu Tische.
Herr Bohncmann saß mit sehr zufriedener Miene bor
imnn Teller Brühsuppe; ein großer, tiefer Teller, fast ein
ipf. Er liebte , die bürgerliche Hausmannskost; auch von
nie» Speisen ging er nicht ab, weder Sommer noch Winter.
„Na, wo warst Dn denn wieder?" fragte er leichthin;

aber er wartete kaum ans Antwort, um ihr die Neuigkeit des
Tages zu erzählen.
Grete war hier gewesen, Ottiliens älteste Schwester; sie
ivar an einen Glasermeister verheiratet, nnd ihr Mann hatte
soeben eine große Lieferung bekommen für einen mächtigen
Neubau. Sehr befriedigt rechnete der Vater ans Heller und
Pfennig den großen Gewinn nach, der dem jungen Hausstande
aus diesem Geschäfte erwachsen konnte. Ja, der Georg —
der Vorname des Glasermeisters — war ein tüchtiger' Ge-
schäftsmann; die Leute kamen vorwärts, nnd vorwärts muh
man kommen! Wie hatte man, als er die Grete dem Georg
gab, ihm abgcredet. „Nur ein Glasermeister," meinte selbst
die Mutter, der Schwiegersohn war selbst ihr zu gering.
Aber das Geschäft ist ganz gleich, wenn man nur tüchtig ist,
wenn man nur Geld verdient. Der Mann der Hedwig —
das war die zweite Tochter —ein Schnittwarenhändler, ist
bei weitem nicht so betriebsam, aber der Schwiegervater-
Würde ihn schon noch in das richtige Geleise bringen! Ja, und
die Tille — das war der Kosename, den er Ottilie beilegte
— mußte ihm auch einmal einen recht braven, fleißigen
Schwiegersohn ins Hans bringen.
Ottilie lächelte mit blassen Lippen; aber die Eltern, die
nichts weniger als scharfe Beobachter waren, bemerkten ihren
Kummer nicht. Mit Mühe verschluckte das junge Mädchen
die Thränen. Konnte sie ihrem Vater die Wahrheit gestehen,
ihn für Edgar cinnchmcn, der in gar nichts tüchtig war, als
in allerlei Sportsachcn, in der Kenntnis guter Weine und
der erschöpfenden Erfahrungen am Spieltisch nnd bei an-
deren vornehmen Vergnügungen? Es war ganz unmöglich,
ihrem Vater von Edgar zu sprechen, bevor dieyer nicht seine
Anstellung in der Tasche hatte.
„Na, warum ißt Dn den nicht? rief jetzt der Vater
unwillig. Er selbst brachte zu den derben Speisen, die ans
den Tisch kamen, stets denselben unverwüstlichen Appetit mit,
nnd er ärgerte sich, wen» es den anderen nicht ebenso schmeckte
(Fortsetzung folgt,)
 
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