Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
deutsch-sozialen Partei, des Hrn. Mampel, beschlossen.
(Wir müssen diese Stellungnahme des Bundes der Land-
wirte bedauern. Der nationalliöerale Kandidat, Herr
Quenzer, ist nicht nur gewillt, die Interessen der Land-
wirtschaft zu vertreten, sondern er ist dazu persönlich ohne
Zweifel besser vereigenschaftet, als der Kandidat der
Deutschsozialen, der zudem in seiner Isolierung im Land-
tag niemals das wird wirken können, was ein Mitglied
der stärksten Partei des Landtags auszurichten vermag.
Unsere ländlichen Wähler werden es sich hoffentlich sehr
genau überlegen, ob die Vertrauensmänner des Bundes
der Landwirte ihnen einen guten Rat gegeben haben.
Sie werden, wenn sie genau Hinsehen, finden, daß der
nationalliberale Kandidat ihre Interessen bei weitem besser
zu vertreten vermag, als es der antisemitische thun kann,
und sie werden, so hoffen wir, deshalb in ihrer Mehrzahl
Hrn. Quenzer ihre Stimme geben. Der Bund der Land-
wirte hat Herrn Quenzer über seine Stellung zu ihm
garnicht befragt. Er hat sich gegen ihn aus-
gesprochen, ohne ihn zu hören. Wir haben es also nicht
mit einer wirtschaftlichen Erwägung, sondern mit einer
politischen, nämlich einer konservativ-klerikalen Mache zu
thun. Red.)

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Realschüler Richard Klingmann in Ziegelhausen, Sohn des
AmtLregistrators Klingmann daselbst, die silberne Rettungs-
medaille verliehen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 6. August.
* Vom Stadtrat. Aus Anlaß des Todes Ihrer Majestät
der Kaiserin Friedrich hat der Stadtrat dahier folgendes Bei-
leidstelegramm an Seine Königliche Hoheit den Großherzog in
St. Moritz heute früh abgesandt:
„Euerer Kgl. Hoheit sowie Ihrer Kgl. Hoheit der Groß-
herzogin gestattet sich anläßlich des Hinscheidens Ihrer Majestät
der Kaiserin Friedrich Namens der Bürgerschaft Heidelbergs
die aufrichtigste Teilnahme und das innigste Beileid ehrerbtet igst
kundzugeben." Der Stadrat.
Von der Universität. Ein recht herzlicher Abschied wurde
Kuno Fischer in seiner letzten Faustvorlesung dargcbracht.
Nicht endenwollendes Trampeln und Händeklatschen der viel-
hundertköpfigen Schar dankbarer Hörer und Hörerinnen gab
dem hochgeschätzten Faustinterpreten das Geleite vom Katheder.
Einen fast wehmütigen Abschluß nahm Kuno Fischers Vorlesung
über griechische Philosophie. Dem Schlußwort seiner Vor-
trüge über Aristoteles fügte der greise Gelehrte in seiner be-
kannten philosophisch bedächtigen, pointierenden Art bei, daß
er im nächsten Semester über christliche Philosophie lesen werde,
wenn — seine Kräfte noch erhalten bleiben, . . Sollte auch
an ihn, den bisher Ewig-Jungen, die Zeit ihr unerbittlich
Matz anlegen?
Vor» der Universität. Der Senat hat in den im Einzelnen
vorgelcgten Beschwerdepunkten der deutschen Klimcisten keinen
genügenden Grund finden können, um eine prinzipielle Aenderung
in den Jmwatrikulationsbedingungen fürAusländer eintreten zu
lassen. Die bisher geltenden Bestimmungen werden, bei einiger-
maßen sorgfältiger Handhabung, vollkommen ausreichen. Jeden-
falls werden die Ausländer, die Medizin studieren wollen,
durchaus nicht anders behandelt werden, als diejenige», welche
sich den andern Fakultäten zuwenden. Jnbezug auf daS Prakti-
zieren in den Kliniken wird voraussichtlich nur eine Bekanntgabe
der Bedingungen, unter welchen Inländer sowohl wie Ausländer
zu demselben zugelassen, bezw. von demselben ausgeschlossen wer-
den können, erfolgen. Von irgend welchen schärferen Bestimmun-
gen wird man wohl absehen. — Von erheblicheren Mißständen
ist übrigens bei der nicht sehr großen Zahl der hier studierenden
Ausländer und bei dem überall in den Vorlesungen und Kliniken
genügend vorhandenen Raum bisher nichts hervorgetreten und
es ist zu erwarten, daß die zufällig einmal in diesem Semester
vorgekommenen Ungehörigkeiten und kleinen Reibereien, die zu
-einer ganz n »verhältnismäßige nVer st immung geführt
haben, bei einigem guten Willen von beiden Seilen nicht wiederkehren
werden. Die im allgemeinen recht fleißigen und strebsamen Aus-
länder werden an der,knpsrto-Omoln" nach wie vor will-
kommen sein.
X Das Allschlaraffische Sommerfest, welches gegenwärtig in
Heidelberg abgehalten wird und von etwa 300 zum Teil wett
hergereisten Gästen besucht rst, nahm bis jetzt in allen Teilen
einen glänzenden Verlauf. Der Begrüßungsobend im Garten
des städt. Saalbau bot schon ein bunt bewegtes Bild, welches
durch die Mannigfaltigkeit der von den einzelnen Reychen ge-
getragenen Helme, sowie durch die Prachr einer Menge in
schlarafsischen Farben prangender Lampions erhöht wurde.
Gestern Vormittag versammelten sich die Festteilnehmer um
10 Uhr im Schloßhof, um von da unter Vorantritt der Musik
nach dem Scheffel-Denkmal zu ziehen, da, wie der Festredner in
seiner tiefempfundenen Ansprache betonte, es die erste und schönste
Aufgabe des Schlaraffen sei, Getstesheroen überall ihre Hul-
digung darzubringen, wo sich immer die Gelegenheit dazu bietet.
Mit Absingen eines schlarafsischen Liedes, sowie des begeistert
aufgenommenen „Alt Heidelberg" nahm die erhebende Feier
hren Abschluß und man zog zurück zum Schloßkeller, woselbst
den Auswärtigen eine eigenartige Ueberraschung geboten wurde.
Liebreizende Burgfrauen und Maiden in mittelalterlichen Trachten
kredenzten den schäumenden Wein und ein fröhliches Treiben ent-
wickelte sich, welches seinen Culmtnattonspunkr erreichte, als
„Perkeo" in höchst eigener Person Herabstieg, um den Schlaraffen
in gebundener Rede einen Willkommgruß darzubringen und die-
selben zu fernerem treuen Festhalten an dem hehren schlaraffi-
schen Gedanken ermahnte. Nach Phot.-Aufnahme aller Fest-
teilnehmer sowie einzelner Gruppen im Schloßhof trennte man
sich vorläufig, um an verschiedenen Ausflngspunkten das Mittag-
essen einzunehmen und fand sich des Nachmittags beim Schloß-
Konzert Wieder zusammen, für dessen entsprechende Ausstattung
Herr Musikdirektor Radig in schönster Weise gesorgt hatte. Die
große Festsippung in dem mit schlarafsischen Emblemen, Guir-
landen und Waffen wunderbar dekorierten Srale des städt.
Saalbaues nahm um halb 9 Uhr ihren Anfang und ein imposantes
Bild bot schon der Einzug der etwa 60 verschiedenen Neyche,
über welche sich von den Gallerten alsbald ein aus schöner
Hand gespendeter Blumenregen ergoß. Auch eine An-
zahl eingeladener Gäste, worunter die Vertreter der Be-
hörden, waren an diesem Teil des Festes zugegen und
nahmen einen glänzenden Eindruck von dem Thun und Treiben
der so oft verkannten Schlaraffenbrüder mit sich fort. Das Fest-
essen findet am heutigen Tage ebenfalls im Städt. Saalban statt
und wird daran heute Abend eine Schloßbeleuchtung nebst großem
Feuerwerk sich anschließen.
):( Regatta des Heidelberger Ruder-Klub. Das starke
Steigen des. Neckars hatte die Abhaltung der auf vorigen
Sonntag angesetzten internen Regatta des Heidelberger Ru-
der-Klub in Frage gestellt, doch trat gegen Mittag ein Still-
stand und dann ein langsames Fallen des Wassers ein, so daß
nur die Nautischen Spiele eine Einschränkung erfahren mußten,
und alles Uebrige programmmäßig abgewickelt werden konnte.
Eine stattliche Anzahl von Zuschauern verfolgte die einzelnen

Rennen, die meist von der Großen Mantelgasse an 1100
Meter abwärts gingen, vom Neckar-Vorlande aus mit größtem
Interesse und hielt bis zur Preisverteilung aus. Von den
8 Rennen im Programm waren 1 für Einser, 6 für Vierer,
1 für Doppelzweier und 1 für Grönländer. Fast alle Rennen
boten einen scharfen Kampf und selten war klares Wasser
zwischen dem Sieger und seinem Gegner. Besonderes Interesse
erregte das Rennen für Doppelzweier, das von jungen Damen
gerudert wurde; Bord an Bord fuhren die beiden Boote über
die Bahn und nur um 14 Länge wurde der Sieg errungen.
Auch das Vierer-Rennen für die älteren Mitglieder, das von
Damen gesteuert wurde, erregte das Jyteresse der Zuschauer
in hohem Grade. Das Anfänger-Rennen mußte wegen einer
Kollision nochmals gefahren werden, wobei das beim ersten
Mal unterlegene Boot siegte. Das Rennen in Renn-Vierern,
in welchen sich die beiden diesjährigen Rennmannschaften des
Klub gcgenüberstanden, war über die ganze Bahn ein sehr
scharfes. Leider mußte die schließlich um eine Bootslänge
an erster Stelle durch das Ziel gehende Anfänger-Mannschaft
wegen Kollision vom Schiedsrichter ausgeschlossen und der aka-
demischen Mannschaft der Sieg zugesprochen werden. Der
auf die Rennen folgende Entenfang und das Zuber-Rennen,
das in 3 Abteilungen gefahren wurde, trug wesentlich zur Be-
lustigung der Zuschauer bei. — Abends bereinigte sich eine
namhafte Zahl der Ruderer und Zuschauer in der Westendhalle,
wo bei ernsten und heiteren Reden, lustigen Gesängen und
ganz vorzüglich musikalischen Vorträgen das Fest fröhlich be-
schlossen wurde.
** Zu Schiff von Heidelberg nach Italien und Sizilien.
Wer Lust, Zeit und Geld hat, kann von Heidelberg aus vom
nächsten Herbst ab zu Schiff nach Italien fahren. Von hier
bis Mannheim mit dem Motorboot, von dort bis Köln mit
einem Rheindampfer und von Köln aus mit einem der
Dampfer der Dampfschiffahrtsgesellschaft Argo in Bremen und
Köln, die eine regelmäßige Verbindung von Bremen und von
Köln nach Italien einrichtct. Von Köln geht als erstes Schiff
dieser Tour der Dampfer Bingen am 14. Oktober ab.
** Vortragsabend. Im Garten der Harmonie (bei ungünsti-
ger Witterung im Gartensaal) veranstaltet der Rezitator und
Charakterdarsteller Sigmund Ludwig Störk heute Dienstag
einen Vortragsabend. Dramatische Szenen sowie humoristische
Dichtungen Weiden zu Gehör gebracht werden. Es sei auf die
Veranstaltung hierdurch aufmerksam aemacht.
— Gewerbegerichts - Sitzungen vom 19. und 25. Juli.
1. I. S. des Schreinergehilfen Michael Kling gegen Schreiner-
meister Christian Seitz dahier wegen Zahlung einer Entschädigung
von 15 Mk. in Folge kündigungsloser Entlassung einigten sich
die Parteien dahin, daß der Beklagte dem Kläger 11 Mk. 60 Pfg.
bezahlt und dieser auf seine Mehrforderung verzichtet.
2. I. S. des Fensterputzer Hermann Steinberg gegen Fenster-
putzer Albert Wolf dahier wegen einer Lohnzahlung von 12 Mk. und
42 Mk. wegen Entschädigung in Folge kündigungsloser Entlassung
wurden die Verhandlungen ans Ausbleiben des Klägers im weiteren
Termin eingestellt.
3. I. S. des Kellners Martin Koßi in Mannheim gegen Re-
staurateur Ferdinand Schmitt dahier wegen Zahlung einer Ent-
schädigung von 98 Mk. in Folge kündigungsloser Entlassung
einigten sich die Parteien dahin, daß der Beklagte dem Kläger
sofort 10 Mk. zahlt und dieser ans die Weiterführung der Klage
verzichtet.
Ohne Zuzug von Beisitzern wurden im Laufe des Monats
Juli noch folgende Streitfälle erledigt.
4. I. S. des Zimmermädchens Johanna Prügel gegen Wirt
Friedrich Gutmann zur Westenhalle wegen Zahlung von 14 Mk-
Lohn und 12 Mk. Entschädigung wegen kündigungsloser Ent-
lassung verständigten sich die Parteien dahin, daß der Lohn bis
zum Tage des Austritts bezahlt wird und die Klägerin auf
ihren Entschädigungsanspruch verzichtet.
5. I. S- des Bäckergehilfen Johann Ebner gegen Bäcker-
meister Friedrich Bickel dahier wegen einer Lohnforderung von
15 M. erklärte sich der Beklagte zur Zahlung von 13 Mk. 80.
Pfg. bereit, worauf der Kläger auf seine Mehrforderung ver-
zichtete.
6. I. S. des Tapeziergehilfen Paul Wetzel gegen Möbel-
fabrikant Gustav Kander dahier wegen Fortsetzung des Arbeits-
verhältnisses bezw Zahlung einer Entschädigung Hierwegen
einigten sich die Parteien dahin, daß das Arbeitsverhältnis fort-
gesetzt werde.
7. I S. der Büffetdame Clara Taube gegen Restaurateur
Georg Striegel zum Hotel Adler wegen Lohnzahlung von 42 Mk
einigten sich die Parteien auf den Betrag von 20 Mk.
ü) Schöffengerichtssttzmrg vom 5. August. 1) Jos. Sieber,
Maurer von Eppelheim u. Jakob Zobeley, Maurer von dort, er-
hielten wegen Körperverletzung Elfterer 14 Tage, Letzterer 10
Tage Gefängnis; 2) Franztsko Mafia, Seifensieder von Otter-
berg, erhielt wegen Körperverletzung 25 Mk. Geldstrafe ev. 6 Tage
Haft; 8) Phil. Jak Zolk, Lackierer, Wilh. Zuber, Bureaugehilfe,
Emil Hoffstätter. Maschinenschlosser, alle in Heidelberg, waren
wegen Körperverletzung angeklagt, der Erstgenannte erhielt 5 Tage
Gefängnis, die beiden Letztgenannten wurden freigesprochen;
4) Joh. Klingmann, Landwirt in Gauangelloch, erhiel wegen
Diebstahl 25 Mk. Geldstrafe; 5) Joh. Schmidt, Kutscher von
Streithaag, wegen Diebstahl 1 Woche Gefängnis; 6) Friedrich
Wilhelm Wagner von Wössingen wegen Fundunterschlagung vier
Tage Gefängnis; 7) Die Verhandlung gegen Anton Meyerle,
Maurer von Btberachzell, wegen Unterschlagung wurde abbestellt;
8) Phil. Graf, Taglöyner von Kirchheim, erhielt wegen Unter-
schlagung 5 Tage Gefängnis; 9) Albert Ripple, Küfer von Ger-
stetten, wegen Widerstand 4 Woche Gefängnis und 4 Tage Haft;
10)Ludw. Krambs, Taglöhnec in Kirchheim, u. Joh. Adam Win-
disch, Taglöhner von dort, erhielten wegen Körperverletzung
Erstercr 4 Wochen, Letzterer 10 Tage Gefängnis; 11) Rosalie
Schick, Dienstmagd von Backnang, wegen Diebstahls in 2 Fällen
augeklagt, erhielt 3 Wochen Gefängnis; 12) Jos. Halb, Schmied
von Waldenburg, Wilh. Deiß, Schmied von Heßlenwart, Hch.
Drieser, Schmied von Duisburg u. Fr. Bonn, Schuhmacher von
Duisburg, waren alle wegen Körperverletzung angeklagt, Erstge-
nannter erhielt eine Gefängnisstrafe, von 2 Wochen, alle andern
eine Geldstrafe von 20 Mk.
--- Polizeibericht. Zwei Taglöhner und ein Glaser wurden
wegen fortgesetzter Ruhestörung urd Unfugs verhaftet. Fünf
Personen kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige.
-i- Saalbautheater in Mannheim. Heute Dienstag den 6.
August gelangt die beliebte Operette „Der arme Jonathan" im
Millöckcr-Cyklus zur ersten Aufführung. Mittwoch den 7. Ang.
wird die am Sonntag gegebene Operette „Der Vizeadmiral"
von Millöcker, welche mit großem Lacherfolg und Beifall ausge-
nommen wurde, zum letztenmale wiederholt. Anfang wie ge-
wöhnlich um 8V4 Uhr. Diese Woche Schluß der Theatersaison.
(I) Ncckarbischofsheim, 5. Aug. (Personalic n.)
Im Anschluß an die Mitteilungen ,^8om Oberland" sei be-
richtet, daß auch am hiesigen Amtsgericht nur zwei verheiratete
Beamten Gefangenwärter und Gerichtsvollzieher — vor-
handen sind. Amtsrichter und Notar sowie Gerichtsschreiber
und zwei Aktuare find alle „noch zu haben". Für die Ge-
schäftsleute macht sich durch diese Thatsache ein merklicher Aus-
fall gegen früher bemerkbar.
Mannheim, 8. Aug. (Zum Leichenfund bei
Rheinau. Die schon stark in Verwesung üb'ergegangene
Leiche zeigte eine Schußwunde im Kopf. Das Projektil einer
Revolverkugel steckte noch darin. Wie vermutet wird, ist der
Tote ein gewisser Kraut st etter aus Staufenberg. Der
Fabrikarbeiter I. Tremmel aus Brühl, bei dem man die Waffe
mit der der Mann getötet wurde, vorfand, wurde verhaftet.
Tremmel hatte, wie er angiebt, die Leiche zuerst entdeckt. Ob
der Mann Selbstmord begangen, was wahrscheinlich der Fall

ist, oder Mörderhand erlag, konnte noch nicht festgestellt wer-
den.
Bruchsal, 6. Aug. (B a h n p r o j e k t.) Gestern fanden
sich laut „Bruchs. Ztg.) einer Einladung des Herrn Ober-
bürgermeisters Stritt folgend, die Mitglieder des Komitees
zur Erbauung einer Lokalbahn B r u ch s a l - K i r r l a ch -
Hocken heim in Reilingen zusammen. Vertreten
waren alle an der projektierten Bahn interessierten Gemeinden.
Von der leistungsfähigen Firma Vehring u. Wächter, Berlin,
die geneigt ist, den Bau und Betrieb der Bahn zu übernehmen,
wohnte ein Oberingenieur den Verhandlungen bei. Der Vor-
sitzende begrüßte die Erschienenen, erinnerte an die langjährigen
Bestrebungen und Wünsche, welche nun, falls eine Einigung
der Interessenten herbeigeführt werde, ihre Verwirklichung
finden können. D.er Wunsch, eine Normalspurbahn zu er-
halten, müsse allerdings als aussichtslos fallen, da die Re-
gierung in wiederholten Erklärungen ausdrücklich deren Un-
ausführbarkeit betont habe. Sie wolle keinen Durchgangsver-
kehr schaffen angesichts der benachbarten 2 Hauptbahnlinicn;
einem Lokalvcrkehr mit Schmalspurshstem dagegen werde sw,
ihre Unterstützung durch Zuschüsse leihen. Herr Oberingenieur
Kökert gab über technische Fragen Aufschluß. Man könne
sich aber auch mit einer Schmalspurbahn befreunden, die -
entgegen vielseitigen Anschauungen — auch einen vorteilhaf-
ten Güterverkehr ermögliche, da das Umladen der Güter an
der Hauptbahn für 200 Ztr. bloß 2 Mk. kosten werde, wie an-
derwärts auch. An einem Beispiel erklärte er, daß ein Waggon
Kohlen von Bruchsal nach Hambrücken bloß 3.50 Mk. kosten
werden, die Vorteile seien somit in die Augen springend. Es.
erfolgten noch einige Reden und Gegenreden für die Normal-
spurbahn. Der Herr Vorsitzende ersuchte nun die anwesende«
Vertreter der Gemeinden, ihren Standpunkt zu präzisieren,
hauptsächlich nach der Richtung, ob die Gemeinden Willens
wären, die für die Normalbahn zugesagten Zuschüsse auch für
die Schmalspurbahn aufrecht zu halten. Leider zeigte sich, daß
die näher bei Bruchsal liegenden Orte weniger geneigt schienen,
für eine Bahn Opfer zu bringen, als die andern. Ein cnd-
giltiges Resultat sollte und wollte nicht erzielt werden, da die
Stellungnahme zur Frage ja Sache der bürgerlichen Kollegien
ist. Es wurde die Geneigtheit ausgesprochen, in den Orten,
wo cs nötig scheine, Versammlungen abznhalten.
Karlsruhe, 4. Ang. (Zur protestanti s ch e n B e-
erdignng des Direktors Gütz.) Zu einem Artikel
des „Bad. Beob." über die protestantische Beerdigung des ver-
storbenen Direktors Götz erläßt im „Beob." Prof. Dr. Heirn-
b u r g e r in Gießen folgende Berichtigung: „Meine Schwester,
die Witwe des verstorbenen großh. Professors und Direktors
Hermann Götz hat niemals, wie in dem Artikel in Nr. 11^
Ihres Blattes behauptet wird, dem israelitischen Glauben
angehört, so wenig wie irgend ein Mitglied unserer Farnsiir-
so weit sich deren Stammbaum väterlicher- und mütterlicher-
seits überhaupt verfolgen läßt. Sie ist vielmehr, wie unsere
sämtlichen nachweisbaren Voreltern, stets protestantisch gc-
wesen. Die Beerdigung durch, einen protestantischen GeisclichM
entsprach dem ausdrücklichen eigenen Wunsche des Ver-
storbenen. Dr. jnr. Karl Friedrich Heimburger, ord. Profess^
der Rechte an der Universität Gießen. Karlsruhe, den 1. AE
1901."
Karlsruhe, 4. Aug. (Vom Hafen.) Der andauerm
günstige Wasserstand des Rheins begünstigt die Ent-
wickelung des Verkehrs in dem neu eröffneten Karlsruher
Hafen sehr, so daß diese die gehegten Erwartungen bereit»
übertrifft. Heute liegen 24 Schiffe im Hafen, meist sehr groß^
und die 6 fertig gestellten Krahnen arbeiten schon seit einigA
Zeit, vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht, um dA
Ladungen zu bewältigen. Es wird bald nötig sein, weites
Krahnen aufzurichtcn. Man darf annehmen, daß die
bühren jetzt schon die Betriebskosten übersteigen, und in nE
zu langer Zeit dürfte das in den Hafen gesteckte Kapital direA
rentieren, abgesehen bon dem mittelbaren Nutzen, den es
Stadt durch die Belebung des Geschäftslebens einbringt.
Karlsruhe, 3. Aug. (Dbette Guilbert.) JA
Stadtgartentheater war gestern Gelegenheit, Frankreichs, HA
rühmte Chansonette Dvette Guilbert, die in so vielen deutstR
Städten schon ihre Bewunderer gefunden, auch in KarlsruA
kennen zu lernen. Eine kraftvolle Gestalt, deren Bewegung^
indeß ebenso geschmeidig wie energisch sein können, ein ausssA
ordentlich ausdrucksvolles Gesicht, das in seinem großartig«-
Mienenspiel alle Leidenschaften nicht nur, sondern den gan-ist
Gang einer Handlung mit verblüffender UeberzeugungSkuN
in lebendiger Natürlichkeit wiederzugeben weiß, wobei de
siegreichen Augen eine nicht geringe Rolle zufällt. Wenn st''
Guilbert ihre Chansons vorträgt, vergißt man Alter und stst
schlecht der Sängerin. Stolz und edel erschien sie im Dost
trag des tragischen „La Glu", übermütig und keck
„Pocharde" und in den „4 Studenten", von drastischer KoE
in der Schilderung der braven „Familie" und im Lied von »st
„Großmutter" von nicht minderer Wirksamkeit, wie vorh-
als guter Kinderfreund St. Nicolas. Das Publikum «E-
kandierte lebhaft und so sehr auch zu wünschen gewesen, HA
der Text der Lieder vorher ausgegeben und dadurch ermögl'st
worden wäre, sich trotz der brillanten Aussprache noch Est
in den alleinigen Bann des Vortragenden zu stellen, so übers(st,
doch gleichsam die dramatische, dem Leben abgelauschte VA,
tragsart Mdme. Guilbert's den Inhalt ihrer Darbietungen.-
die allgemein verständliche Sprache der Kunst. Der Schlichst >
fall war denn auch so anhaltend, daß er ihr noch eine Leiste,
abzwang, die wir mit „La Glu" zu den besten des ÄbM
zählen: Die Geschichte eines Mörders.
Aus Baden. In Bruchsal wurde in voriger Woche ^
Bezirkafeldwebel verhaftet. Dem „Volksfreund" zufolge soll
sich um Landesverrat handeln.
Kleine Zeitung.
—Gumbinnen, 8. Aug. Nach der „Preuß'sti
Lithauischen Zeitung" ist die Revisionsverhandlung
Marten und Hickel im GuniLinner Mordpros
auf den 15. bis 20. August festgesetzt.
— Danzig, 1. August. Bei den diesjährigen Kam-

flottenmcmövern wird die drahtlose Telegraph
zwischen einzelnen Divisionen, sowie von See nach 2
und umgekehrt in größerem Maßstabe erprobt werden-
— Paris, 5. Aug. Die 16jährige Tochter des
zösischen Staatsbeamten Cogno weilte mit ihren
tern im Walde von Sidicade, 20 Kilometer voll
Stadt Algier. Das junge Mädchen entfernte sich
80 Meter von dem mitten im Walde errichteten
da wurde sie von einem Panther zerrissen. ,,
— Stendal, 5. Aug. Eine große Feuersb r
äscherte in der vergangenen Nacht die Hälfte des


Schelldorf ein. Elf Höfe, die Kirche und ein stA'
Hof wurden ein Raub der Flammen. Viel Vieh ist
gekommen. _
ich,
— Kindermund. Vater: „Warum weinst Du , "
Karl?" — Karl: „Mama hat Mich gehauen und gesamt^
wäre ein ungezogener Bengel." — Vater: „Mama ha'sti)
recht, das bist Du auch." — Karl: „Und dann meinst.^'
wenn ich groß lväre, dann würde ich auch so ein Taug«!'
wie mein Vater."
Sehr richtig.


, , . „ Aufseher (in der Markthalle):
gott, schreien Sie doch nicht so laut! Sie machen ja hie»'
 
Annotationen