Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verdächtiges gegen sie. Man löste ihnen Fahrkarten
und brachte sie nach Frankfurt weiter. Die in Obernrsel
beschäftigten italienischen Arbeiter werden streng
überwacht, so erhielten 19 Italiener, die dieser Tage
als Erdarbeiter eingestellt wurden, von der
Polizeibehörde die Weisung, außer der Arbeitszeit sich
nicht auf der Straße zu zeigen oder zu zweien oder
mehreren zu gehen. Husarenposten stehen in unmittel-
barer Nähe der Arbeitsstätten dieser Italiener. Gestern
beschimpfte ein betrunkener Arbeiter einen Husaren-
offizier in Oberursel. Man nahm in fest und ließ ihn
wieder nüchtern werden. Aus diesen Verhältnissen und
Vorkommnissen entstehen die Gerüchte über Anarchisten
und Anarchistenverhaftungen. Die Behörden wissen,
daß zur Zeit an den Arbeitsorten des Kreises Anarchisten
Nicht weilen. Zum letztenmale hatte man es, nach der
„Straßb. Post", mit einem Anarchisten, einem Italiener,
in Oberursel zu thun, der Sekretär einer Anarchisten-
gesellschaft und ein Verwandter italienischer Anarchisten-
führer war. Dieser war vor Ankunft des Kaisers im
vorigen Winter über die deutsche Grenze gebracht wor-
den. Seit dieser Zeit ist die hiesige Gegend anar-
chistenrein und alle gegenteiligen Meldungen sind
grundlose Gerüchte. Der Kaiser, der gestern den Herzog
von Cambridge nicht angetroffen hatte, begab sich heute
Vormittag zu Fuß in dessen Wohnung.
Homburg, 8. Ang. Das Kaiserpaar brachte
den heutigen Tag in stiller Zurückgezogenheit in Hom-
burg zu. Heute Abend 6 Uhr werden sich die Mitglieder
der kaiserlichen Familie am Sterbebette der Kaiserin
Friedrich im Schlosse Friedrichshof zu einer Andacht ver-
sammeln. Der Kaiser machte heute Morgen dem Herzog
von Cambridge einen Besuch und unternahm darauf
einen Spaziergang durch die Kuranlagen in Begleitung
des Reichskanzlers. Später hörte der Kaiser den Vortrag
des stellvertretenden Chefs des Zivilkabinets, Geh. Re-
gierungsrat v. Valentini, dann hörte er den Vortrag
des Hausministers v. Wedel und des Instizministcrs Dr.
Schönstedt.

Baden.

Konstanz, 8. Ang. Prinz und Prinz es-
sin Max sind vorgestern in Salem eingetroffen.
Karlsruhe, 8. Aug. Gegenwärtig ist der säch-
sische Landtags- und Reichstagsabgeordnete Baudert
auf einer Agitationsreise durch Baden begriffen, die
hauptsächlich der Gewinnung der Textilarbeiter

für die sozialdemokratische Partei gewidmet ist. In

Ettlingen mußte er erleben, daß auf das ergangene
Ausschreiben beinahe keine Zuhörer erschienen und na-
mentlich die Textilarbeiter der Albthalfabriken ausblie-
ben, so daß der Agitator unverrichteter Sache abziehen
mußte
Karlsruhe, 8. Aug. Der Bund derLand-
wirte richtet an die bad. landwirtschaftlichen Vereine
und Bauernvereine einen Aufruf, sie sollen sich gemein-
sam „der großen Organisation des Bundes der Land-
wirte anschließen, welcher den Entwurf zum Zolltarif,
wie er jetzt vorliegt, unbedingt ab lehnen wird."
Als thatsächliche Verbesserungen werden im Entwürfe
anerkannt: dis Erleichterung des kleinen Grenzverkehrs,
hie Abschaffung der Mühlenkonten für Getreidemühlen,
die Verzinsung der Zollkredite mit 4 Proz. bis zum
Augenblicke, da das Getreide in den heimischen Gebrauch
übergeht, dis Ersetzung der Mühlenkosten durch die ge-
mischten Transitlager und der Umstand, daß der Doppel-
tarif wenigstens im Prinzip vertreten ist. Als Nachteile
werden dagegen aufgeführt: 1. Nur Roggen, Gerste,
Weizen, Spelz und Hafer, welche 16 Proz. in der Gesamt-
einfuhr landwirtschaftlicher Produkte bedeuten, haben den
Doppeltarif: 34 Proz, der letzteren sind ohne jeden
Schutz und 60 Proz. ohne einen Minimalzoll. Die Land-
wirte verlangen aber lückenlosen Schutz für sämtliche
fand- und forstwirtschaftlichen Produkte, also nicht nur
Getreidezölle, sondern auch Tabak- und Hopfenzölle, kurz
für alle Bodenprodukte und für die landwirtschaftlichen
Tiere und deren Produkte. 2. Die Viehzölle sind er-
höht, ja es ist sogar für Pferde, Schlachtochsen, Schweine
und Federvieh ein Wertzoll für Lebendgewicht aufge-
stellt worden; allein eine Grenze nach Unten ist nicht
festgesetzt worden, die Regierung kann sie beim Abschluß
von Handelsverträgen beliebig heruntersetzen. Dies,
könnte verhängnisvoll werden für die deutschen Viehpro-
duzenten. Durch das Geschrei der Freihändler, könnte
die Regierung leicht dazu gedrängt werden, die Zölle
noch unter die heute noch geltenden Zollsätze herabzu-
fetzen. Um dies zu hindern, will die deutsche Landwirt-
schaft einen Minimaltarif. 3. Die deutsche Handels-
gärtnerei ist im Tarif gänzlich vergessen. Mit Aus-
nahme ganz weniger unbedeutender Produkte bleibt sie
ungenützt. Kartoffeln dürfen zollfrei ins Reich, die
Feinschmecker können sich nach wie vor an Maltakartoffeln
delektieren! 4. Der Weinbau erscheint gleichfalls unge-
nützt. 6. Der Tabakbauer geht leer aus. 6. Hopfen
hat zwar einen erhöhten, aber durchaus ungenügenden
Schutz bekommen. Der Termin für das Inkrafttreten
des Gesetzes ist nicht festgelegt, sondern dem Ermessen des
Bundesrats anheimgegeben; also wäre das Mitwirken
der Volksvertretung ausgeschlossen. Man sehe das
Fleischbeschaugesetz. „Nach alledem, so schließt der Auf-
ruf, kann der vorgelegte Tarif die berechtigten Wünsche
der deutschen Landwirtschaft, ihre gerechte Forderung
auf Ausgleich zwischen Handel und Industrie nicht be-
friedigen."
Elsaß-Lothringen.
uod. Zu der Entlassung des Staatssekretärs
v. Puttkamcr meinen die „B. N. N.", daß auch die Ver-
leihung des Roten Udlerordens 1. Klasse an denselben
insofern Aussehen errege, als Herr v. Puttkamer be-
reits seit 16 Jahren den Roten Adlerorden 2. Klasse
mit Eichenlaub besitze, er also in unserer ordensfreudigen
Zeit eine auffällige Ausnahme darstelle.
—- lieber die Gründe des unerwarteten Rücktritts
des Staatssekretärs v. Puttkamer schreibt die „Frkf.
Ztg.": Es mag nicht unerwähnt bleiben, daß Personen,
die unterrichtet sein können, der Ueberzeugung sind, daß
Vorgänge Privater Art, die in den Familienverhältnissen
des Herrn v. Puttkamer liegen, von einer Seite die ihm
nicht wohl will, derart ausgenützt worden sind, daß mail
an hoher Stelle seinen Rücktritt ins Privatleben
wünschte.

Ausland.

Rußland.
Warschau, 3. Aug. Der russische Kultusminister
hat verfügt, daß an den technischen Hochschulen in War-
schau, Kijew und Odessa die Zahl der jüdischen
Hörer 2 Prozent nicht übersteigen darf. Es wird
als besonders wünscheilswert bezeichnet, daß sich geeig-
nete christliche (d. h. orthodoxe) junge Leute zum Be-
suchs der technischen Hochschulen entschließen, damit dem
großen Mailgel an Technikern und Ingenieuren in Ruß-
land abgeholfen werden könne; gegenwärtig ist ein sehr
großen Teil der leitenden technischen Stellungen in Ruß-
land mit Ausländern besetzt.

Australien.
Neuseeland. Wellington, 20. Juli. Das erz-
demokratische, nicht zum australischen Staatenbunde ge-
hörige Neuseeland hat es sich nicht nehmen lassen, den
britischen Thronfolger einzuladen u. überschwäng-
lich zu feiern. Dabei ereignete sich ein höchst ärgerlicher
Zwischenfall. Unter dem für die Festtage zusammen-
gezogenen Militär befand sich auch ein Reiterregiment
von 900 Mann; es war nach dem Newton Park geschickt
worden, um dort ein Lager zu beziehen. Der Platz be-
fand sich aber infolge anhaltender Regengüsse in einem
schauderhaften Zustande und war fußtief mit Schlamm
bedeckt. Auch war weder Futter für die Pferde noch
Nahrungsmittel für die Mannschaft vorhanden. Die
Offiziere kümmerten sich um die Leute nicht, sondern
stolzierten in glänzenden Uniformen in der Stadt umher.
Da machten die hungernden und frierenden Reiter kur-
zell Prozeß — sie zogen in geschlossenen Reihen in die
Stadt, an ihrer Spitze wurde ein faules Stück Fleisch
auf einer langen Stange vorangetragen; einen Toten-
marsch singeild, marschierten sie am Herzog vorüber, und
dann gings zu den Zeitungen. Das Mittel half: es gab
trockene Lagerplätze, Futter und Lebensmittel in Menge.
Der Höchstkommandierende leitete eine Untersuchung ein
und forschte nach den Rädelsführern, aber die Leute lach-
ten ihm einfach ins Gesicht, und damit war die Sache
beendet.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Architekten Philipp Thomas in Heidelberg das Ritterkreuz 2.
Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, sowie den nachge-
nannten Kgl. Preuß. Offizieren und Militärbeamten den Orden
vom Zähringer Löwen verliehen und zwar: s. das Ritterkreuz
1. Klasse: dem Major und Bataillonskommandeur im 5 Großh.
Hess. Jnf.-Reg. Nr. 168 Georg Buckholz, b. das Ritterkreuz 2.
Klasse mit Eichenlaub: dem Rittmeister und Kompagniechef im
Garde-Train-Bataillon Ludwig Vogel und dem Rittmeister und
Eskadronchef im Westfälischen Dragoner-Reg. Nr. 7 Alwyn von
Bohlen und Halb ach; o. das Ritterkreuz 2. Klasse: dem
Rendanten des Festungsgefängnisses Rastatt Oskar Kaspar.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
König!. Preuß. Generalmajor z. D. Freiherrn von Budden-
brock, bisher Hofchef der verewigten Prinzessin Lulle von
Preußen in Wiesbaden, das Kommandeurkreuz erster Klasse des
Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und den Oberbuchhalter
Johann Pfeifer beim Landesgefängnis Mannheim zum Revisor
bei dem Oberschulrat ernannt.
— Revident Rudolf Burkart beim Oberschulrat wurde
zum Revisor bei der genannten Behörde ernannt.
— Das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts
hat den Buchhalter Karl Wäsch beim Männerzuchthaus Bruch-
sal in gleicher Eigenschaft au das Landesgefängnis Mannheim
versetzt und den charakterisierten Buchhalter Verwaltnngsassistenten
Edmund Neumann beim Landesgefängnis Mannheim zum
etatmäßigen Buchhalter ernannt und ihm die Amtsstelle eines
solchen beim Männerzuchthans Bruchsal übertragen.
Karlsruhe, 8. Aug. Der Großherzog eiupfing
heute Vormittag 10 Uhr den Oberschloßhauptmann von
Offensandt-Berckholtz und um 11 Uhr zu längerem Vor-
trag den Geheimrat Heil, Direktor iin Ministerium des
Innern. Nachmittags hörte Seine Königliche Hoheit
deu Vortrag des Geheimen Legationsrats Dr. Frhrn.
von Babo. Die Großherzogin beabsichtigt morgen den
9. mittags zu kurzem Besuch ihrer Neffen und Nichten
nach Friedrichshof zu reisen, wo dieselbe noch den Sarg
der teueren verstorbenen Schwägerin im Schlosse trifft.
Ihre Königliche Hoheit gedenkt abends hierher zurückzu-
kehren. Dem Wunsche des Kaisers und der Kaiserin ent-
sprechend werden die Großherzoglichen Herrschaften erst
am Sonntag 11. der Haripttrauerfeier in der Kirche zu
Cronberg anwohnen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 9. August.
H Zur Einweihung des Ergänzungsbaues der Luisenheil-
anstalt. Nachstehend geben wir den Inhalt der Ansprache wieder,
die Prof. Vierordt bei der Einweihung des Anbaues zur
Luisenheilanstalt gehalten hat. Der Redner sprach den Erschie-
nenen seinen Dank aus und gedachte des Hinscheidens I. Maj.
der Kaiserin Friedrich. Er führte dann aus, wie es komme,
daß die Kinder der Armen und wenig Bemittelten im Krank-
heitsfälle auf die Wohlthätigkeit der Besitzenden angewiesen sind.
Die Sozialgesetzgebung Deutschlands sorgt für diejenigen, die in
der Arbeit stehen, und für die, denen das Arbeitszeug aus der
müden Hand gesunken ist; für die kranken Kinder der Unbe-
mittelten sorgen aber, von Ausnahmefällen abgesehen, weder
Kassen noch Versicherungsanstalten. Beihilfe durch Wohlthättg-
keit ist aber nicht nur für diese, sondern auch für die kranken
Kinder des unbemittelten Mittelstandes, verarmter kleiner Hand-
werker und Kaufleute rc. von großer Bedeutung, sei es durch
unentgeltliche oder billige Krankenhauspflege, sei es durch un-
entgeltliche Beratung. In all' den Fällen, wo die Verhältnisse
einer kleinen Wohnung für Pflege in schwerer Krankheit nicht
geeignet sind, erhöht die Krankenhauspflege die Chancen der
Genesung, ganz abgesehen von den vielen besonderen Hilfsmitteln
des modernen Krankenhauses. Während aus diesen Gründen
die Krankenhäuser für Erwachsene sich vergrößern und vergrößern
können, weil für die meisten Patienten die Kassen aufkommen,
wächst auch der Zudrang zn den Kinderkrankenhäusern, die aber
ihrerseits keine Deckung in Kassenbeiträgen finden, sondern in
hohem Grade auf private Wohlthätigkeit angewiesen sind. So
geht es auch der Luisenheilanstalt. Daran würde eine Ueber-
nahme der Anstalt durch den Staat, die übrigens gar nicht in
Aussicht steht, nichts ändern; denn der Staat würde dann hier
wie in den akademischen Krankenanstalten nur verschwindend
wenige Kranke ohne Entgelt von Kassen oder Gemeinden auf-
nehmen können; die Armen würden, da für sie Kreis und
Gemeinden nicht voll aufkommen können, ebenso auf die
private Wohlthätigkeit angewiesen bleiben, wie bisher.
Der Neubau war nötig durch das Wachsen der Ambulanz,
d. h. der morgendlichen Sprechstunde, in der z. Z. im Jahre
etwa 4800 Personen verkehren. Diese Menschenmassen brachten

so viel Schmutz, Unruhe .und Infektionsgefahr in daS Haupt-
gebäude, daß es sich schließlich nur fragen konnte, ob die Sprech-
stunde wieder abgeschafft, oder in ein gesondertes Gebäude ver-
wiesen werden solle. Der Verwaltungsrat entschloß sich, trotz
mangelnder Mittel, aus humanen Gründen zum letzteren. Er
entschloß sich gleichzeitig, einige Zimmer für die bisher geradezu
unwürdig untergebrachten Schwestern bcizufügen, sowie eine
Doktorwohnung und endlich die Räume für eine Säuglings-
station, die in Heidelberg ein dringendes Bedürfniß ist und mit
Beihilfe der Stadt hoffentlich zu Stande kommt. Die Mittel
mußten bisher in der Hauptsache durch Hypotheken gedeckt we:den ;
hier sprangen mit Darlehen zu niedrigem Zinsfuß die vielbewährten
Helfer der Anstalt. Hr. Pros.F.Eisenlohr und Hr. Prof. Buhl ein.
Zur Einrichtung spendete Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin
ein namhaftes Geschenk; einige Beiträge sind von Privatpersonen
zugeflossen. Die Anstalt rechnet auf weitere Hilfe aus privater
Wohlthätigkeit.
-ff- Das Oelgemälde Kuno Fischers von der Hand der Fürstin
Lwow geb. Pailaghy, ist seit gestern in der städtischen Kunst-
und Alkertümersammlung aufgehängt.
** Ständchen. Der Schützenverein ließ heute früh sei-
nem Oberschützenmcister Emil Roesler aus Anlaß seines
fünfzigsten Geburtstages ein Morgenständchen bringen.
— Polizeibericht. Eine Dienstmagd wurde wegen Umher-
ziehens und eine Köchin wegen unehelichen Zusammenlebens
verhaftet. — Wegen Ruhestörung kamen drei Personen zur
Anzeige.
Mannheim. 8. August. (Gestorben.) Der Schaffner Julius
Eich Holz von Landau, wohnhaft in Würzburg, welcher am
19 v. M. nachmittags vor dem Stationsgebäude Seckenheim
vom Trittbrett eines Personenzugs abgestürzt ist, starb heute
früh 2 Uhr im Allg. Krankenhause dahier.
Mannheim, 8. August. (Der erste automobile Hotel-
omnibus) hält seit gestern am Hauptbahnhof. Das ebenso
geschmackvolle als komfortable Fahrzeug trägt die Firma Park-
hotel „Pfälzer Hof." Es hat elektrische Antriebskraft von 10
Pferdestärken, wiegt 42 Zentner und kann 20 Kilometer in der
Stunde zurücklegen. Es kostete, wie verlaute). 13000 Mk.
S O. Bruchsal, 7. August. (Wiesenw ässerung s-G e-
nossenschast.) Die am 23. Juli durch das Großh. Bezirks-
amt Bruchsal abgehaltene Abstimmungstagfahrt wegen Bildung
einer Wiesenwässerungsgenossenschaft Bruchsal bezw. wegen der
staatlichen Bestätigung der seit Jahrhunderten bestehenden Ge-
nossenschaft behufs der Erlangung der Rechtsfähigkeit hatte, wie
nicht anders zu erwarten war, das Ergebnis, daß die ganze
Vorlage genehmigt wurde. Für die Bildung der Genossenschaft
haben bei der Abstimmung, welche nach dem Flächenmaß der be-
teiligten Wiesen erfolgt ist, 1215 Eigentümer mit 463 da 41 M
30 gm dafür und 117 Eigentümer mit 33 ka 58 ar 47 gm da-
gegen gestimmt. Die seit Jahren angestiebte Genossen-
schaft ist somit gesichert. Dies ist um so erfreulicher, weil das
Unternehmen für einen sehr großen Landesbezirk von größter
Bedeutung ist.
S.O. Bühl, 7. August. (D e r Frühzwetschgenmarkt)
ist stark befahren, obwohl die Saison jetzt erst recht anfängt. Es
sind schon viele fremde Händler aus Norddeutschland, Mittel-
deutschland. Bayern und der Schweiz hier. Der Massenversanin
hat bereits begonnen. Der Preis betrug am Frühobst-Markt
das Körbchen Frühzwetschgen 2 Mk. 60 Pf., der Zentner 15 Mk-
L.O. Freiburg, 7. Aug. (Schwindler.) Vom Schöffen-
gericht Neustadt wurde kürzlich der angebliche Franziskanermönch
Viktor Cointet von Salans wegen Betrugs, Bettels und Land'
streicherei zu einer empfindlichen Freiheitsstrafe verurteilt. Mit
der Behauptung, auf einer Pilgerreise nach Jerusalem begriffen
zu sein, im Ordenskleid mit großer Tonsur hatte er eine Reiht
von Katholiken, auch den Erzbischof in Freiburg und die Orts'
geistlichen in Hinterzarten und Neustadt um Unterstützungen an-
gegangen. Obgleich Cointet hartnäckig seine Eigenschaft als
Franziskanerbruder aufrecht erhielt, entlarvte ihn das Schöffen-
gericht als einen Schwindler, der sein frommes Gebühren nuk
benützte, um die Leute zu hintergehen. Dem Ortsgeistlichen io
Neustadt war seine Verhaftung zu verdanken.
S.O. Gengenbach, 7. Aug. (Ehrenbürger.) Der Bürger'
ausschnß beschloß den Geistl. Rot und Stadtpfarrer. Theodor
Burger, der am 20. August das 50jährige Priesteijubiläum feiert-
zum Ehrenbürger zu ernennen. In der Urkunde wird betoill
daß Herr Burger jederzeit bestrebt gewesen sei, den konfessionelle!"
Frieden zu wahren und zu erhalten. Der Beschluß wurde ei»'
stimmig gefaßt. Geistlicher Rat Burger wirkt seit 1888 st
Gcngenboch.
L.N. Radolfzell, 8. August. (Unglücks fall.) Auf deS>
hiesigen Bahnhofe wurde der verheiratete 30jährige Bremst'
Maier von Konstanz zu Tode gedrückt, da er beim Ankuppest
zweier Wagen zwischen die Puffer geriet.
Aus Baden. Der soeben ausgegebene Jahresbericht de-
Bad. Frauenvereins für 1800 enthält wieder die denn
lichsten Beweise für die segensreiche Wirksamkeit des unter dew
Protektorate der Großherzogin Luise stehenden Vereins. AP
der umfangreichen Schrift, die 140 Seiten Oktav umfaßt, st
hervorgehoben, daß der Gesamtumsatz mehr als 1'/, MillioNF
betrug und daß sich die Zahl der Zweigvereine um 17 vermehr
hat und jetzt 294 beträgt. Die Mitgltederzahl hat um 3741
genommen und beziffert sich jetzt auf 46000. Möge de"
Verein bei seiner uneigennützigen Arbeit immer so gute Erfolg
erzielen !



'-r
«Ü!

Ri
'st

d


. >k.

Ist

Ji
Rt


-lj

»ff

-t



U





°'t

Handel «nd Verkehr.
Mannheim, 8. August. (Aktien.) Die Börse war hew,
geschäftslos und sind keine wesentliche Kursveränderungen est
getreten, ausgenommen Brauerei Eichbaum-Aktien, die 169
notierten.
Frankfurt, 8. Aug. Effektensoztelät. Abends 6'/« E
Kreditaktien 203.30 b., Disconto-Kommandit 173.10 b., DeuM
Bank 192.10 b., Darmstädter Bank 120 b., Berliner Handel
gesellschaft 136 B. 135.90 G., Nationalbank f. D. 97.75 b. A
Staatsbahn 136 b., Lombarden 22 b.. Anatol. Eisenbahn (6Ü Ä
82.90 b. G. Bochumer 165.80 B. 70 G.. Hibernia 152.80 B.
G.j Oberschl. Eisen-Industrie 99.60 b., Eschweiler 184.30 A.
20 G., Elektrizitäts-Ges. Schlickert 99.70 b., G.
6V.-6V- Uhr:
Trotz geringer Umsätze zeigte die Abendbörse im Einklang s
besseren Londoner Notierungen auf allen Gebieten recht st'
Haltung. ....
Mannheim, 8. August. (Produktenbörse.) Per 100
Weizen Pfälzer 17.20 bis —, Norddeutscher —bis »
Azima 17.25 bis 18.-, Theodofia 18.50 bis , SaxoE
17.25 bis 17.50, Girka 17.25 bis , Taganrog 17.25^5
17.50, rumänische 17.25 bis 18.—, amerikanische Winter 1-'fl
bis —. —, amerikan. Spring —bis —, Kannsas H
17.25 bis Kalifornier 17.25 bis —La Plata
bis —. Walla-Walla 17.25 bis —Bahia blanca 17.75 A
—Semence Russe 18.— bis —, bis —, Kernen 1'O,
Roggen Pfälzer 14.50 bis —, Norddeutscher —.— bis
Russischer 14 50 bis 14.75, Gerste hiesiger Gegend 16.50
17.—, Pfälzer 17.— bis 17.50, Ungarische —bis "77),
Futtergerste 13.— bis —.—, Hafer Badischer 15.— bis 1^,
Württemberger —bis —, Norddeutscher —bis TF-fl
Russischer 15.— bis 15.75, Amerikaner 15.50 bis M
Amerik. mixed 12.75 bis —. La Plata 12 50 bis —, AH-
Donau 12.50 bis —.—, Kohlreps deutscher neuer 28.-" M
—, Wicken 21.— bis 22.—, Deutscher Kleesamen I 112.-7
113.—, Pfälzer —.— bis —, Deutscher II 94.— bis 10,.7c<
Amerikaner 102.— bis 105.—, Lucerne 90.— bis 95.—, Pr^^K
100 - bis 105—, Esparsette 29.50 bis —, Leinöl w» Ap
71.- bis -.-, Rüböl mit Faß 65.00 bis , bei LS-S^i
63.00 bis —, Petroleum Amerikany 18.25 bis —
Waggon 21.80 bis —in Fässern 22.30 bis ff
Russisches 17.25 bis —, bei Waggon 20.30 bis —


8


8
 
Annotationen