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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0408

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welche Einschränkung oder Erweiterung des zwischen
Bayern und Württemberg provisorisch Vereinbarten durch
die Genannten etwa veranlaßt wird. Deshalb lasse sich
auch der gegenwärtige Stand der Frage nicht präzi-
sieren. Aber jedenfalls sei durch das Uebereinkommen
zwischen Bayern und Württemberg ein guter Schritt
vorwärts gethan. Das endgültige Resultat der Ver-
handlungen zwischen den vier Kontrahenten werde kaum
vor Ende Oktober zu erwarten sein, zu welchem Termine
sich dann auch der Landtag mit der Sache beschäftigen
wird.

Ausland.
Frankreich.
Paris, 9. Sept. Bis jetzt haben sieben männ-
liche Kongregationen die Autorisation nachge-
sucht, darunter auch die Dominikaner. Unter denjenigen
Kongregationen, welche die Autorisation weiterhin nach-
suchen wollen, befinden sich auch die Trap Pisten.
Entgegen anderweitigen Meldungen ist noch keineswegs
sicher, daß die Karthäuser bereits beschlossen haben,
auszuwandern, vielmehr ist der Bischof von Grenoble
nach Paris gekommen, um bei W a l d e ck - R o n s s e a u
vorstellig zu werden im Interesse eines Abkommens,
das ihnen das Verbleiben und den Fortbetrieb ihrer
Liqueurfabriken ermöglicht.
Dänemark.
Kopenhagen, 10. Sept. Der Kaiser und die
Kaiserin von Rußland, der König und die
Königin von England, derKönig von D ane-
rnark und die übrigen fürstlichen Personen trafen heute
Vormittag von Fredensborg hier sin und begaben sich an
Bord der russischen Kaiseryacht „Standart", wo aus An-
laß der Wreise des Kaisers und der Kaiserin ein Ab-
schiedsfrühstück stattfand. Die Kaiseryacht ist heute Nach-
mittag 2,18 Uhr mit dem Kaiser Nikolaus an Bord nach
Danzig abgegangen. Die dänischen und fremden Kriegs-
schiffe gaben Salutschüsse ab.
Türkei.
Konstantinopel, 10. Sept. Ein hoher Beamter
im Jildis-Palast lud den französischen Botschafts-
rat Bopst zu dem Bankett, das morgen anläßlich der
Hochzeit von drei Prinzessinnen im Jildis-Palast stattfin-
det, ein- Bapst hat jedoch die Einladung abgelehnt.
— Der Vizeadmiral Taik Pascha flüchtete nach
Malta. Wie versichert wird, hatte er dem Sultan eine
Denkschrift über den schlechten Zustand der türkischen
Flotte überreicht.
Amerika.
— Von der Anarchistin Emma Goldmann,
welche als die „Verführerin" des Verbrechers Leo
Czolgosz bezeichnet wird, berichten LondonerBlätter:
Die Anarchistin Emma Goldmann ist eine Deutsch-Ameri-
kanerin von unscheinbarem Aeußern, ein schmächtiges,
kleines Frauenzimmer mit gelber Hautfarbe, stechen-
den schwarzen Augen und schwarzen Haaren. Sie arbei-
tete ursprünglich in einer nach dem Schwitzsystem betrie-
benen Ärbeitswerkstatt in Amerika und sog ihre revolu-
tionären Anschauungen aus derselben Quelle ein, wie die
Chicagoer Anarchisten von 1887, die wegen ihrer Ver-
brechen gehenkt wurden. 1898 wurde Emma Goldmann
wegen einer Rede in Newyork verhaftet, in der sie die
Arbeitslosen zur Uebertretung der Gesetze aufhehte. Seit-
dem zieht sie in der Union umher und hält anarchistische
Vorträge, schreibt auch für Anarchistenblätter. Im vori-
gen Jahre kurz nach König Humberts Ermordung machte
sie eine Vorlesungsreise durch England. Bergmann,
welcher 1892 beim großen Ausstand zu Homestead den
Direktor der Carnegiewerke, Frist, erschoß und dafür
hingerichtet wurde, war ihr Geliebter. Sie ist die er-
folgreichste Verkünderin des Anarchismus in Amerika.


M Äie Lerer;

Beschwerden über unpünktliche Zustellung des
Blattes bitten wir sofort unmittelbar an uns richten zu
wollen.

Expedition dev Heidelberger Zeitung.


Ans Stadt und Land.

Heidelberg, 11. September.
Von der Universität. Im abgelaufenen Sommersemester
haben an hiesiger Universität 187 Promotionen stattgefunden.
Davon entfallen 63 auf die juristische Fakultät, 36 auf die na-
turivissenschaftlich-mathematrsche, 27 auf die philosophische und
>11 auf die medizinische Fakultät. Die theologische hat weder
einen Dr. noch einen Lic. creiert.
-r- Gewerbegerichtssitzung vom 22. bis 26. August.
1. I. S. des Oberkellners Emil Ernst Holzhausen gegen
Gastwirt Friedrich Gutmann Wtw. zur Westendhalle wegen
fache mancher ernstlichen Gesundheitsstörungen bei Kin-
dern sind. Die Luftballons, welche gewöhnlich über Nacht
im Kinderzimmer aufgehängt werden, geben nach und
nach ihr Gas ab. Dieses Gas ist arsenikhaltig und ver-
giftet die Atmosphäre. Ebenso schädlich kann es sein,'
wenn die Kinder mit dem Munde den Ballon wieder
aufblasen, wie es zumeist geschieht. Dies müsse streng
untersagt werden, weil es außer mancher Erkrankung
auch schwere Augenentzündungen Hervorbringen kann.
Nicht zu übersehen wäre auch die große Feuergefährlich-
keit dieser Ballons, da sie leicht Platzen, und schon aus
diesem Grunde sollten sie während der Nacht aus. den
Schlafräumen entfernt werden.
— Schlimmes Kopfleiden. A.: „Wie geht es Ihrer
Frau?" — B.: „Ihr Kopf macht ihr viel zu schaffen!" —
A.: „Leidet sie denn an Neuralgie?" — B.: „Das gerade nicht;
aber sie will wieder einmal einen neuen Hut haben!"
— Nicht zu verblüffen. Vater (ärgerlich): „Du fauler
Schlingel! Bist Du schon wieder um einen heruntergekom-
men in der Schule? So etwas wäre bei mir ganz unmöglich
gewesen." — Karl: „Unmöglich? Da warst Du wohl immer
der Letzte, Papa?"

Zahlung einer Entschädigung von 108 Mark wegen Bruchs
des Arbeitsverhältnisses wurde der Kläger mit der erhobenen
Klage abgewiesen.
2. I. S. des Maurerpaliers Gabriel Bürgermeister gegen
Baumeister August Hartnagel wegen einer Entschädigungs-
forderung von 66 Mark infolge kündigungsloser Entlassung
wurde der Kläger mit der erhobenen Klage abgewiesen.
3. I. S. des Bäckermeisters Gustav Tochtermann gegen
Bäckerlehrling Emil Hoffmann wegen Zahlung einer Entschä-
digung von 100 Mark infolge Bruchs des Lehrverhältnisses
einigten sich die Parteien dahin, daß versucht werden soll, diese
Angelegenheit zunächst außergerichtlich zu erledigen.
4. I. S. des Bäckergehilfen Fritz Wolfer gegen Bäckermei-
ster Adam Bauer dahier wegen einer Lohnforderung von
28 Mark 03 Pf. machte der Beklagte eine Gegenforderung
von 15 Mark geltend, worauf die Parteien sich dahin einigten,
daß Beklagter an den Kläger 10 Mark bezahlt und dieser auf
seine Mehrforderung verzichtet.
8. I. S. des Gipsers Ernst Wehrte, Peter Junghans,
Joseph Müller und Taglöhner Johann Steinhiller gegen Bau-
unternehmer Leonhard Kretzer in Neuenheim wegen Forde-
rung von 28 Mark 78 Pf., 26 Mark 58 Pf., 33 Mark 66 Pf.
und 11 Mark 65 Pf. einigten sich die Parteien dahin, daß
der Beklagte an die Kläger sofort folgende Beträge bezahlt:
15 Mark 38 Pf., 13 Mark 08 Pf., 17 Mark 40 Pf. und
10 Mark 05 Pf. Auf die Entschädigungsforderung von je
12 Mark haben die drei ersten Kläger nachträglich verzichtet.
6. I. S. des Kunstglasers Rudolf Hirschler in Mannheim
gegen Glasmaler G. H. Beiler jr. wegen einer Lohnforderung
von 17 Mark 60 Pf. einigten sich die Parteien auf den Be-
trag von 14 Mark 60 Pf.
7. I. S. des Kellners Karl Schmid dahier gegen Wirt
Heinr. Walter zum schwarzen Schiff in Neuenheim wegen einer
Lohnforderung von 42 Mark 60 Pf. einigten sich die Parteien
auf den Betrag von 24 Mark 34 Pf.
8. I. S. des Malergehilfen Ernst Schwenk gegen Maler-
und Tünchermeister Jakob Weber in Handschuhsheim wegen
einer Lohnforderung von 12 Mark und einer Entschädigung
von 40 Mark infolge kündigungsloser Entlassung einigten sich
die Parteien dahin, daß das Arbeitsverhältnis zunächst bis
zum Ablauf der Kündigungsfrist fortbesteht und Kläger als-
dann seinen vollen Lohn für 15 Arbeitstage erhält.
Ohne Zuzug von Beisitzern wurden vom 16.—31. August
noch folgende Streitfälle erledigt.
9. I. S. der ledigen Kätchen Bretzer gegen die Firma
I. I. Lindau mechan. Weberei dahier wegen Zahlung einer
Entschädigung von 10 Mark 80 Pf. infolge kündigungsloser
Entlassung haben sich die Parteien nach der ersten Verhandlung
außergerichtlich geeinigt.
10. I. S. des Taglöhners Karl Haas gegen Firma Ge-
brüder Reis, Kunstwollfabrik dahier, wegen einer Lohnforde-
rung von 5 Mark wurde der Kläger auf Ausbleiben im Ter-
min mit der erhobenen Klage abgewiesen.
O Gewitter. Heute Nacht hatten wir hier eist Gewitter. Es
blitzte und donnerte mehrere Male. Tagsüber war die Witterung
auffallend schwül.
— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Hausbursche
wegen Diebstahls, ein zur Straferstehung von einer auswärtigen
Behörde verfolgter Bierbrauer, ein Taglohner wegen fortgesetzter
Ruhestörung und eine Kellnerin wegen Umherzieheus. Wegen
Unfugs kamen 8 Ve'sonen zur Anzeige.
-r- Handschuhsheim, 10. Sept. (Dekorierte
Feuerwehrmänner.) Am Geburtstage des Grotz-
herzogs, vormittags 11 Uhr wurde von Herrn Amtmann Heß
in Heidelberg im Namen des Großherzogs an die weiter unten
verzeichneten 14 Männer der freiwilligen Feuerwehr für 25-
jährige treue Dienstleistung das vom Grotzherzog gestiftete
Ehrenzeichen (silberne Schnalle) in feierlicher Weise über-
reicht und dem Großherzog ein dreifaches Hoch dargcbracht,
worauf die Anwesenden stehend die bad. Nationalhymne san-
gen. Bürgermeister Fischer und Feuerwehrhauptmann Genth-
ner sagten wärmsten Dank, lstach dem Festakt auf dem Rat-
hause zog man mit Musik ins Gasthaus zur Pfalz zum Fest-
essen, mit Bankett und darauffolgendem Tanz ab. Die
Namen der dekorierten Feuerwehrmänner sind: 1. Frz.
Thurecht, Gemeinderat; 2. Jak. Schilberth, Wirt zur Pfalz;
3. Jak. Schneider, Landwirt; 4. Joh. Mutschler, Wirt zum
Lamm; 5. Valentin Thurecht, Landwirt; 6. Adam Schneider,
Landwirt; 7. Will). Scholl, Landwirt; 8. Jak. Heinr. Elfner,
Landwirt; S. Heinr. Wernz, Landwirt; 10. Jak. Bauer, Ge-
meinderat; 11. Georg Grieser, Bäcker; 12. Valentin Klemm,
Küfermeister, 13. Ludwig Genthner, Hauptmann der freiw.
Feuerwehr; 14. Heinr. Genthner, Landwirt.
(?) Ncckargemünd, 9. Sept. (GrotzherzogsGe-
burtstag.) Wie jedes Jahr, so ist auch Heuer wieder
das Geburtsfest des Großherzogs in würdiger Weise hier ge-
feiert worden. Das Festessen fand im Hotel „Kredell" statt,
Herr Bürgermeister Wittmann brachte in schwungvollen Wor-
ten das Hoch auf den Grotzherzog aus.
)!( Sandhaufen, 10. Sept. (GroßHerzogs Ge-
burtstag) wurde auch hier letzten Sonntag durch Kirchen-
parade sowie Kommers, bei welchem Lehrer Wunsch den Toast
auf Seine Kgl. Hoheit ausbrachte, gefeiert. Gestern fand im
Fabriksaale der Fabrik der Herren Gebrüder Maier die De-
koration von zwei Männern und vier Frauen mit dem Ehren-
zeichen für langjährige treue Dienste, vor sämtlichen Ar-
beitern und anderem geladenem Publikum durch den Herrn
Bürgermeister resp. Frau Kaufmann Kletti als Vorsteherin
des Frauenvereins statt. Die schönen Ansprachen des Bürger-
meisters, des Herrn Maier und des katholischen Pfarrers
gestalteten die Feier sehr erhebend. Bei dem darauf folgender:
Bankert im Gasthaus zum Lamm fehlte es ebenfalls nicht an
ernsten und heiteren Reden. Essen und Trinken ging auf Ko-
sten des Herrn E. Maier. Die Dekorierten sind folgende:
1. Herr Werkführer Nick; 2. Herr Christof Burkhard;
3. Frau Anna Baumarm; 4. Frau Margaretha Wrllrrauer;
6. Frau Margaretha Wittmarrn; 6. Frau Elisabeth« Scheid.
(!) Karlsruhe, 10. Sept. (Deutsche Glasma-
lerei-Ausstellung.) In wenigen Wochen, nämlich am
letzter: Tage dieses Monats, wird die Ausstellung geschlossen.
Eine Verlängerurig ist unter keinen Umständen möglich, Werl
die Abnahme der Glasgemälde und das Verpacken derselben
sowie der Einzug der Kunstgewerbeschule irr die neuen Unter-
rickrtsrärrme die folgenden drei Wochen bis zum Beginn des
nächsten Schuljahres vollauf in Anspruch nimmt. Wer daher
die vortreffliche Sammlung vor: Glasbildern noch nrcht ge-
sehen hat, versäume nicht, in der: nächsten Tagen sich rn den
Ausstellungsräumen einzufinden, da eine gleich günstige Ge-
legenheit, die Leistungen der deutschen Glasmalerei rn über-
sichtlicher Weise kennen zu lernen, sich nicht so bald wieder kne-
ten wird. Der Besuch ist gegenwärtig ein recht reger und na-
mentlich ist die Beteiligung an den gemeinsamen Rundgangen,
die jeweils am Sonntag um 11 und 4 Uhr und am Mittwoch
um 4 Uhr stattfinden, eine zahlreiche. Bei Begrün dieses
Monats ist eine dritte Auflage des Katalogs nötig geworden.
Die künstlerisch vollendeten Ansichtspostkarten haben ebenfalls
bereits großen Absatz gefunden.
UL. Karlsruhe, 10. Sept. (Gewitter.) Heute Nacht
ging über Mrttelbaderr ein fchweres Gewitter nieder, das von
heftigen Niederschlägen begleitet war. An mehreren Orten
wurden durch Blitzschlag die Telegraphenanlagen beschädigt
und der Telephonverkehr unterbrochen. In Oetigheim schlug
der Blitz in die Scheuer des Landwirts und Bahnarbeiters
Friedrich Wild und zündete. Es brannte das mit der Scheuer
unter erncrn Dach befindliche Wohnhaus nebst Stallung nie-
der.

Lös Baden-Baden, 10. Sept. (U n g l ü ck s f a l l.) All-
gemeines Bedauern erregt hier in der ganzen Stadt ein Un-
glücksfall, welcher am Sonntag Abend sich ereignete. Während
des großen Feuerwerks sprang aus bis jetzt noch unbekann-
ter Ursache ein Mörser und die Frau des Herrn Schneider-
meister Klein wurde von einem Eisenstück getroffen. An-
fänglich schien die Verwundung weniger gefährlich, da Frau
Klein stets bei Bewußtsein geblieben war. Heute Nacht aber
stellte sich plötzlich Bewußtlosigkeit ein und heute früh gegen
7 Uhr ist die bedauernswerte Frau gestorben. Der durch
den Tod der Frau schwer heimgesuchten Familie wird das tiefste
Bedauern entgegengebracht.
Offenvrrrg, 9. Sept. ((Die Weichenwärter der
Bad. Staatseisenbahnen) hielten gestern ihre
Landesversammlnng im „Printz" hier ab. Etwa 40 Vertre-
ter ans allen Gauen Badens waren anwesend. Die Verhand-
lungen verliefen ruhig u. sachlich. Es wurde, der „O. Ztg." zu-
folge, beschlossen, dem nächsten Landtag eine Petition vorzu-
legen, die bezweckt, eine Besserstellung der Gehalts-
nnd Dienstverhältnisse, welche diesen Beamten in anbelracht
ihres verantwortungsvollen Dienstes sehr zu gönnen wäre, zu
erreichen.
Breisach, 9. Sept. (Unthat.) Heute Morgen halb 7
Uhr wurde der Landwirt Karl Möhrle mit gespalrenem
Kopf, doch noch lebend, in einem Garten aufgefunden. Wahr-
scheinlich wurde er auf dem Heimwege überfallen und dann
über die Gartenmauer geworfen. Der vermutliche Thäter,
ein bekannter Raufbold, ist heute früh verhaftet worden.
UL Bräunlingen, 10. Sept. (Italienische
M es s e r ste ch e r.) Am letzten Mittwoch wurden zwei Ita-
liener ins hiesige Spital gebracht, welche einander aus der
Straße vor: Wolterdmgen nach Bräunlingerr gegenseitig halb-
tot gestochen haben. Der eine hat sieben sehr schwere, und
der andere eine gefährliche und vier leichtere Stichwunden.
Ursache der That soll nach der Aussage des einen Verletzten
Geldgier gewesen sein. Zrr der Annahme führt auch der Um-
stand, daß derjenige, welcher dieses räuberischen Üeberfalles
bezichtigt wird, kurz vorher ein langes Metzgermeffer gestohlen
hat und mit diesem auf seinen Freund stach, von dem er
wußte, daß er 135 Mark in der Tasche trug. Der Angegrif-
fene setzte sich ebenfalls mit dem Taschenmesser zur Wehr und
brachte seinem Gegner sieben schwere Stichwunden bei, wäh-
rend er selbst fünf erhielt. Der Räuber legte sich dann ins
Wasser, nur die furchtbaren Schmerzen zu lindern, und wurde
dort von Gendarmen gefunden. Die rechte Hand ist ihm nahezu
entzwei geschnitten. Die gerichtliche Untersuchung wird be-
stätigen, ob wirklich ein Raubmordversuch vorliegt oder Strei-
tigkeiten den Anlaß zur That bildeten.
LL. Säckingen, 10. Sept. (Scheffeldenkmal.)
Ende dieses Monats soll das Scheffel-Denkmal enthüllt
werden. Für die Einweihungsfeierlichkeiten Hai der Bürger-
ausschuß von Säckingen einen Kredit von 1000 Mark bewil-
ligt; außerdem hat er die noch fehlende Summe von 6000
Mark aufgebracht, so daß die Kosten des Denkmals (25 000
Mark) gedeckt sind. Unter den freiwilligen Beiträgen, die sich
auf insgesamt 19 000 Mark belaufen, befinden sich Spenden
von Kaiser Wilhelm (1000 Mark), Großherzog Friedrich
(500 Mark), .Erbgroßherzog Friedrich (500 Mark); das
preußische Staatsrninisterium für Unterricht gab 300 Mark-
Das Denkmal wird durch Bildhauer Menges in München
ausgeführt. Es besteht ans einem vier Meter hohen Sockel
mit dem Brustbild Scheffels aus Bronze; vor dem Sockel steht
der Trompeter in Lebensgröße. Das Säckinger Scheffeldenk-
mal reiht sich würdig den schon bestehenden an. Ein Scheffel-
Denkmal, wohl das erste und älteste in Baden, steht in Radolf-
zell, wo Jesephus vom dürren Ast seine zweite Heimat gefun-
den und wo er seinen Lebensabend verbrachte. Das Denkmal
hat Viktor v. Scheffel der Stadt Radolfzell selber geschenkt.
Das schönste Denkmal Scheffels befindet sich in Heidelberg,
wo der vor einigen Jahren verstorbene Professor Heer den Dich-
ter als Wanderer dargestellt hat. Die Scheffelbüste in Karls-
ruhe stammt von Prof. Bolz; auch ans dem Hohentwiel, in
der Nähe der Scheffelbank, leuchtet an einer Felsenwand neben
dem Bismarckrelief eine große Scheffelmedaille.
Aus Baden. Ein Sattlerlehrling in Heiters-
heim wurde Montag nachts 9 Uhr von einem Bierwagen,
welcher Bier znm Manöver brachte, überfahren und starb so-
fort an den Verletzungen. —-In Dill-Weißen st ein
wurde letzthin abends der 16 Jahre alte Goldschmiedslehrling
Brenner in der Ortsstraße vor: einem Motorwagen überfahren
und lebensgefährlich verletzt. — Die Strafkammer in
Karlsruhe verurteilte den 18jährigcn Kaufmann Max
Stadelbarier von Freiburg, der aus Mutwillen mehrere große
Schaufensterscheiben in der Kaiserstraße mit einem Achat
zerkratzt und dadurch den betr. Ladeninhabern einen Ge-
samtschaden von etwa 2700 Mk. zugefügt hatte, zu 3 Monaten
Gefängnis. — Der aus Weinheim verschwundene Ver-
mögensverwalter des Grafen Bcrckheinr, Rentmeister Blank,
dessen Dienst in Ordnung sein soll, scheint lt, „Stratzb. Post"
geistesgestört zu sein. — Ingenieur Dollinger von Ett-
ling e rr, der in Malsch an den Einrichtungen der elektri-
schen Beleuchtung thätig ist, wurde von einigen Arbeitern dieses
Werkes überfallen, und schwer verwundet. Die Thäter sitzen
bereits hinter Schloß und Riegel.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.
O Turnerbund. Am Samstag Abend fand in den Lokali-
täten des Turnerbundes die übliche Kneipe, verbunden mit der
Ausgabe der Diplome vom Bezirksturnfeste des Main-Neckar-
Gaues an die preisgekrönten Turner statt. Nach Eröffnung der
Kneipe ergriff der Vorstand, Herr Schmitt, das Wort und
sprach für die zahlreiche Beteiligung am Turnfeste in Watbstadt
seinen besten Dank aus. Daß das Wettturnen unter starker
Konkurrenz stattfand, ersehe man daraus, daß außer Gau die
meisten Einzelpreise nach Karlsruhe, Heidelberg und Beiertheim
entfielen. Er beglückwünschte die Turner Fr. Gattern icht,
I. Rederath, Fr. Eberhard, O. Klausner und H.
Gaska zu ihren Erfolgen und legte ihnen ans Herz, auch
fernerhin für die Ehre des Turnerbundes einzutreten und noch
recht oft auf dem Turnplätze zu erscheinen.

Theater- und Kunstuachrichten.
In Berlin, München und Stuttgart wurde gleich-
eitig Björnsoirs neues Drama „Laboremus" aufgeführt, es fand
n den drei Städten nur einen Achtungserfolg._
Handel und Verkehr.
Frankfurt, 10. Sept. Esfektensozretät. Abends 8 v. Uh".
Kreditaktien 196.96 b., Berliner Handels-gesellschaft 13S4.0 b.,
5proz. amort. Mexikaner 41.30 b. G„ Bochumer 164 b., Harpe-
ner 153,20 B. 10 G., OLerschl. Eisen-Industrie 97.60 b>, Bad.
Zuckerfabrik 82 b. G.
69.-6V- Uhr:
An der Abendbörse fand wieder nur sehr geringes Geschäft
statt, wobei sich die Kurse gegen äußersten Mittagsschluß kaum
verändert haben. Als etwas fester können Schweizer Union an-
geführt werden.
Hopfen. In Schwetzingen war der Handel an den
beiden letzten Tagen ziemlich ruhig bei gleichbleibenden Prei-
sen. Abgewogen wurden 39 Ballen. In Brühl wurden
mehrere Partien wieder zum Preise von 100—105 Mark
nebst Trinkgeld gehandelt. — In Plankstadt wurden
105—110 Mark nebst Trinkgeld pro Zentner bezahlt, für gute
Ware 115 Mark nebst Trinkgeld. — In Ketsch wurden
105 Mark nebst Trinkgeld, für gute Ware 110 Mark bezahlt.
 
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