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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Partei wieder im Großen und Ganzen auf ihre eigene
Kraft angewiesen. Um so mehr müsse man alle Kräfte
anstrengen, damit die Hoffnungen der Gegner getäuscht
werden. Man bekomme hin und wieder den Eindruck,
daß eine gewisse Disziplinlosigkeit in die Partei eingerissen
sei; mögen daher die Parteifreunde vor allem dafür sorgen,
daß di- Reihen wieder geschloffen werden. (Bravo!) Ent-
schuldigungsschreiben liefen ein: Von den Bezirksvereinen
Bonndorf, Lahr, Eberbach und Konstanz. R.-A. Basser-
mann sandte ein Begrüßungstelegramm aus Hannover.
Zum Vorsitzenden wurde per Akklamation Oberbürgermeister
Gönner gewählt, der den Worten des Vorredners zu-
stimmte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Ver-
sammlung gute Früchte tragen möge. Die Parteifreunde
sollen ein Beispiel nehmen an jener Partei, die uns den
größten Feind genannt hat, und einmütig Vorgehen. (Bei-
fall!) Zur Beratung stand der Entwurf zu dem Wahl-
aufruf. Nach längerer Diskussion, an der sich die Herren
Dillenius'Pforzheim, Dr. Blankenhorn-Müllheim, Dr. Gold-
schnitt und Dr. Binz-Karlsruhe, Junghans und Keller-
Freiburg, Mayer und König-Mannheim, Obkircher-Frei-
burg, Ries-Offenburg, Pfefferte,Emmendingen, Rohrhurst,
Dr. Wilckens und Dr. Cantor-Heidelberg und Dr. Wey-
gold-Karlsruhe beteiligten, wurde der Aufruf in folgender
Fassung gutgeheißen. (Siehe weiter unten). Die nun
folgende Besprechung der Wahlaussichten in den einzelnen
Bezirken ergab, daß die nat.-lib. Partei mit Zuversicht
dem Ausfall der Wahlen entgegensetzen darf. Mit einem
Hoch auf die Partei schloß der Vorsitzende die 4stündige
Sitzung. Bei dem anschließenden Mittagsmahl toastete
Herr Gönner auf den Großherzog, Herr Dr. Wilckens
brachte ein Hoch auf die nat.-lib. Partei aus, der man in
letzter Zeit wieder einmal von verschiedenen Seiten das
Leben abgesprochen habe. Die heutige Versammlung habe
gezeigt, daß ein kräftiges Leben in ihr pulsiert und daß
besonders die jüngeren Kräfte recht wacker Mitarbeiten.
An den ausgeschiedenen Parteichef Fieser wurde auf seine
Anregung ein Begrüßungstelegrawm gesandt.
lla. Reilsheim-Bammenthal, 15. Sept. Heute
hielt in Reilsheim-Bammenthal die nationalliberale Partei
eine Versammlung ab, in welcher sich Prof. Quenzer
den Wählern als Landtagskandidat vorstellte und sein
Programm entwickelte. Wie ja bekannt, sind die Ver-
sammlungen der Nationalliberalen während der gegen-
wärtigen Agitationszeit immer gut besucht. Aber als eine
der besten und als eine überaus erfreuliche Versammlung
ist unstreitbar die gestrige in Reilsheim-Bammenthal zu
bezeichnen. Um halb 4 Uhr eröffnet« Bürgermeister
Scheu zel die Versammlung, die von 96 Wählern besucht
war, mit dem Dank für das zahlreiche Erscheinen seiner
Mitbürger. Professor Quenzer gab sodann einen Rück-
blick auf die Versammlung vor 4 Jahren in Bammenthal-
Reilsheim, in welcher der antisemitische Agitator Reuther
auf unlautere Art und Weise die Stimmen der sonst so
gut gesinnten Bammenthalcr angelte. Die I'/Mndigen
Ausführungen des Kandidaten fanden lebhaftesten Beifall.
Kein Mißton ließ sich vernehmen, eine friedliche Stimmung
und besonders eine einheitliche Meinung für den Redner
war vorhanden. Gespannt und aufmerksam folgten die
Zuhörer seinen Ausführungen. Wie überall, so auch in
Bammenthal-Reilsheim hatte man die Empfindung, daß die
Wähler wohl einmal in die Irre geführt werden können,
daß aber die gerechte Sache immer wieder ihren Platz be-
hauptet. Der lebhafte einmütige Beifall zeugte dafür, daß
es heute anders steht als vor 4 Jahren und ein Sieg der
Nationalliberalen im hiesigen Ort zu erwarten ist. Man konnte
dem Kandidaten nur gratulieren zu dem Beifall, der am
Schluß seiner Rede ihm gezollt wurde. Bürgermeister
Schenzel dankte dem Kandidaten für seine so klaren und
deutlichen Ausführungen, dankte nochmals den so zahlreich
erschienenen Bürgern für ihren Besuch und ermahnte
die Wähler, an dem Wahltage ihre Pflicht zu thun,
um der Wahrheit und dem Recht die Ehre zu teil werden
zu lassen. Professor Quenzer brachte sodann ein
von der Versammlung begeistert aufgenommenes Hoch auf
Kaiser Wilhelm und unfern geliebten Großherzog aus.
Stadtrat Ditteney richtete sodann noch einige warme
und für den Kandidaten eintretende Worte an die Wähler
und die Bitte, am Wahltage dem Kandidaten ihre Stimme
zu geben. Sodann ergriff Direktor Fuchs das Wort,
dankte dem Kandidaten im Namen der Erschienenen für
seinen so anziehenden und klaren Vortrag, ebenfalls mit
der Bitte an die Wähler, der Wahrheit und dem
Recht zum Siege zu verhelfen und dem Kandidaten ihre
Stimmen zu geben; er brachte sodann auf denselben ein
Hoch aus, in welches die Versammlung freudig einstimmte.
Und so kann man auch in Bammenthal-Reilsheim sagen:
Der Sieg muß d.'er nationalliberalen Partei
werden. In gemütlicher Stimmung blieb man nach Schluß
der Versammlung noch beisammen. Beim Abschied wurde dem
Kandidaten noch freudige und kräftige Unterstützung am
Wahltage zugesagt.
— Im „Pfälzer Boten" suchen die Antisemiten
unfern Bericht über die so wohlgelungene Dossenheimer
Versammlung zu widerlegen. Indessen vergeblich. That-
sache bleibt, daß die nationalliberale Versammlung gut
besucht war. „Es ist gesteckt voll", äußerte ein Anti-
semit und ein anderer warf die Frage auf: „Warum
kommt denn zu uns Keiner; ich muß den Neureuther hinter
die Bauern schicken, damit er ihnen warm macht." Man
braucht sich nur die Thatsache vorzuhalten, daß der Land-
tagsabgeordnete Mampel, statt in der von den Antisemiten
in Aussicht genommenen Versammlung zu sprechen, bei den
Nationalliberalen erschien, um zu beurteilen, ob es richtig
ist, wenn unser Bericht sagt: „die Antisemiten brachten
zunächst keine Versammlung zu stände."
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine König!. Hoheit der Großherzog haben dem
Maler August Pach er in München die silberne Medaille für

Kunst und Wissenschaft am Bande des Ordens vom Zähringer
Löwen, sowie dem Maler Alois Balmer in München und dem
Glasmaler A. Lüthi in Frankfurt a. M. die silberne'Medaille
für Kunst und Wissenschaft, ferner dem Schriftsteller Wilhelm
Raabe in Braunschweig die goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft am Bande des Bertholdordens, dem evangelischen
Pfarrer und Dekan Wilhelm Reimo ld in Obrigheim das Ritter-
kreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, dem
früheren außerordentlichen Professor an der Universität Heidelberg,
jetzigen chemischen Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des
' anptlaboratoriums der badischen Anilin- und Sodafabrik in
tannheim-Ludwigshafen, Dr. August Bernthsen, den Cha-
rakter als Hofrat verliehen, dem Lehramtspraktikanten Richard
Hennesthal aus Hüffenhardt unter Ernennung desselben zum
Professor eine etatmäßige Professorenstelle am Progymnasium in
Durlach übertragen und den Professor Dr. Albert Thumb am
Gymnasium in Freiburg i. B., außerordentlichen Professor an der
Universität daselbst, auf sein unterthänigstes Ansuchen auf den
1. Oktober 1901 aus dem Staatsdienste entlassen.
— Die Eröffnuna des Betriebs auf der neuen Bahnstrecke
Ueberlingen—Friedrichshafen nebst der Abzweigung von Ober-
uhldingen nach Uitteruhldingen ist endgültig auf 1. Oktober fest-
gesetzt. Der Fahrplan befindet sich in dem demnächst zur Aus-
gabe kommenden Winterfahrplan der badischen StaatSeiseubahnen
für 1901/1902.
Karlsruhe, 14. Sept. Gestern den 13. bezab sich
der Großherzog morgens 7 Uhr von Zwingenbcrg zum
Manöverfelde der 56. Jnfanteriebrigade, welcher das 1.
Badische Leibdragonerregiment Nr. 20 und das Feld-Art.-
Regiment Nr. 66 zugeteilt waren. Seine Königl. Hoheit
folgte den Uebungen bis zum Schluß und bestieg die Bahn
auf der Station Auerbach um 1 Uhr zur Reise hierher.
Die Ankunft hier erfolgte nachmittags halb 5 Uhr. Se.
Königl. Hoheit empfing dann zur Vortragserstattung den
Präsidenten Dr. Nicolai und den Legationsrat Dr. Seyb
bis gegen 9 Uhr. Heute Samstag früh 7 Uhr begab sich der
Großherzog mit der Bahn nach Kandel und von dort zu
Wagen in das Manövergelände der 30. Division, wo der-
selbe zu Pferde stieg und vom Kommandierenden General
des 15. Armeekorps General Herwarth von Bittenfeld be-
grüßt wurde. Der Kommandeur der 30. Division, Ge-
neralleutnant v. Mohner, leitete die Uebungen, welchen
Seine Kgl. Hoheit bis zum Schluß amvohnte. Nach der
Kritik fuhr Seine Königliche Hoheit zu Wagen bis Win-
den und kehrte dann mit der Bahn gegen 2 Uhr nach
Karlsruhe zurück. Heute Nachmittag von 4 Uhr an em-
pfing Seine Königliche Hoheit bis 8 Uhr abends zur
Vortragserstattung den Staatsminister von Brauer, den
Finauzminister Dr. Buchenberger, den Geheimerat Dr.
Schenkel und den Staatsrat Freiherrn v. Dusch. Am mor-
gigen Sonntag verweilt der Großherzog hier. Derselbe
setzt am Montag die Besichtigungsreise fort und zwar nach
Weißenburg zur Besichtigung der 31. Division.

Ausland.
Frankreich.
Paris, 14. Sept. Der Stationsvorsteher von
Pagny a. d. Mosel erhielt von der Ostbahngesellschaft
den Auftrag, den Bahnhof Pagny ausschmücken zu lassen,
da der Zar über Pagny zurück!ehren werde.
Afrika.
Südafrika. Zu dem südwärts gegangeneil Teile
des Scheeperschen Kommandos gehörte der kürzlich ge-
fallene vanderMerwe. Er wurde vom Obersten
Crabbe und seiner auf 100 Mann geschätzten Abteilung
am Morgen des 10. Sept. bei Driefontein, 30 Km. süd-
östlich von der Station Laingsburg, überrumpelt, d. h.
am Nordabhange der Zwarten Berge, an deren Süd!-
abhange Scheepers südöstlich von Ladysmith stand, lieber
Scheepers Kommando gibt der Bürgermeister von
Steytlerville Cloete, der fünfzehn Tage dessen Gefangener
war, folgende Auskunft. Das Kommando bestand damals
aus etwa 300 Mann, meist junge Kapburen,
da Scheepers nur 70 Mann aus dem Oranjefreistaate
mitgebracht hatte. Alle waren gut gekleidet, ausgerüstet
und genährt, stark bewaffnet und mit Handpferden ver-
sehen. Sie hatten weder Train noch Packpferde und
lebten ausschließlich von den Erzeugnissen des Landes,
das sie durchzogen, indem sie von den Farmen nahmen,
was sie brauchten. Scheepers hatte Befehl gegeben, die
Heimstätten aller derjenigen zu zerstören, von denen be-
kannt war, daß sie in den berittenen Bezirkstruppen
Dienst thaten. Demgemäß wurden viele Häuser ver-
brannt. Den Bewohnern wurde gestattet, einige Decken
und Betten mitzunehmen, und dann wurden die Ge-
bäude in Brand gesteckt. Scheepers ahmt offenbar die
von den Engländern geübte Methode genau nach. Kit-
cheners bekannte Kundgebung wurde dem Kommando
unter dem Schutze der weißen Flagge zugestellt. Kein
Mann dieses Kommandos ist älter als Scheepers, und
dieser selbst zählt bloß 24 Jahre.
Bloem fontein, 14. Sept. Der Afrikander-
geistliche Murray Botha kehrte heute von seiner e r -
folglosen Friedensmission zurück, die er zu Steijn
und Dewet unternommen hatte, um ihnen Kitcheners
Proklamation zu erläutern und sie zu veranlassen, sich zu
ergeben. Steijn und Dewet lehnten es ab, sie anzu-
hören.
Johannesburg, 14. Sept. Vorgestern begann
hier, wie „Daily Mail" meldet, der Prozeß gegen den
früheren, dritten Staatsanwalt Brocksma, der we-
gen Landesverrats angeklagt ist. Aus den
Zeugenaussagen geht hervor, daß der Angeklagte der
Vermittler zwischen Dr. Leyds, Dr. Krause und den
Buren, die sich in Europa aufhalten einerseits und den
im Felde stehenden Buren anderseits war. Die Briefe
wurden durch den amerikanischen Konsul in Johannes-
burg befördert. Unter den im Hause Brocksmas gefun-
denen Schriftstücke befindet sich ein Aufruf, durch den
Lord Kitchener mit seinen Offizieren und Sol-
daten für vogelfrei erklärt und den Buren
befohlen wird, alle bewaffneten Briten, die nach dem
16. September gefangen genommen werden, zu erschie-
ßen. Ferner wurden in dem Hause zahlreiche Briefe
von Dr. Krause und Abschriften von Antwortschreiben
Brocksmas gefunden.
— Die „Daily Mail" veröffentlicht eine Meldung
aus Kapstadt vom 28. August, wonach die Lage
in der Kapkolonie höchst düster war. Im
Innern des Landes schließen sich ganze Feldcornetschafien

dem Feinde an. Am 28. traf die Nachricht ein, der ganz? !
Nordwesten, also Teile der Bezirke Fraserburg, Willis-
ton, Sutherland, Carnarvos, Ban Rhynsdorp und
Clanwilliam ständen in offenem Aufruhr.

Badische Wähler!
In kurzer Zeit werdet Ihr zur Wahlurne berufen
werden. Die Hälfte der Landtagsabgeordneten ist neu
zu wählen. Die nationalliberale Partei wendet sich an
Euch in dem Bewußtsein ,daß sie in einer langen, ehrelü-
vollen Vergangenheit an dem großen nationalen Werke
der Gründung des Reiches und des Ausbaues seiner ver-
fassungsmäßigen Einrichtungen ebenso thatkräftig und
erfolgreich mitgewirkt hat, wie an der liberalen Aus-
gestaltung unseres badischen Heimatstaates.
Wir bleiben, was wir waren, eine nationale ufld
liberale Partei. In Zukunft wie in der Vergangen-
heit treten wir für die Erhaltung der Waffent ii ch-
tigkeit unseres Volkes ein, die uns jetzt seit einem
Menschenalter den Frieden und damit die Sicherheit
verbürgt und eine seit Jahrhunderten nicht gekannte
Entwicklung von Handel und Verkehr gezeitigt hat.
Als liberale Partei bekämpfen wir alle Bestre-
bungen, die die Freiheit des Forschens und
Denkens und deE k ü n st l er i s ch e n Schaffens
bedrohen. Wir treten fiir die Erhaltung des bestehenden
R e i ch s t a g s w a h I r e ch t s ein. Jeden Versuch,
darau zu rütteln, weisen wir als eine Versündigung
an den Rechten des Volkes zurück. Ebenso wollen wir
die K o a l i s a t i o n s f r e i h e i t in vollem Umfang
aufrecht erhalten und durchgeführt wissen.
Die großen Lebensinteressen der Arbeit und des
Kapitals, die von der Blüte des deutschen Handels ab-
hängen, sowie das rasche Wachstum unserer Bevölkerung
verlangen gebieterisch Erhaltung und Ausdehnung des
Marktes. Für diesen ist aber Stetigkeit ein unbedingtes
Erfordernis. Daher erstreben wir eine solche Gestaltung
des Zolltarifs, die den Abschluß von Hände l s'-
Verträgen auf längere Dauer ermöglicht, womit sich
sehr wohl eure in richtigen Grenzen gehaltene Erhöhung
der Getreidezölle vereinigten läßt. Diese erachten wir
im Interesse des Gedeihens der Landwirtschaft als drin-
gend geboten.
Badische Wähler! Seit der letzten Tagung der Kam-
mern hat sich in der Regierung unseres Heimatlandes
eine bedeutsame Veränderung vollzogen. Zwei hervor-
ragende Staatsmänner, die sich um das Wohl des Lan-
des in ausgezeichneter Weise verdient gemacht Haben, sind
aus dem Rate der Krone geschieden. Wir hoffen und
vertrauen, daß das neue Ministerium auf den bewährten
Bahnen eines besonnenen Liberalismus die
Geschäfte des Staates weiter führen wird und behalten
uns auch fernerhin vor, die Vorlagen des Ministeriums
nach unseren Grundsätzen auf ihre Zweckmäßigkeit und
Ersprießlichkeit einer gewissenhaften Prüfung zu unter-
werfen.
Wir treten für das direkte, allgemeine,
gleiche und geheime Wahlrecht zur Zweiten Kam-
mer ein mit der Maßgabe, daß die Städte, die mehrere
Abgeordnete zu wählen haben, in Wahlbezirke mit je
einem Abgeordneten eingeteilt werden, wie dieses aum
für die Neichstagswahlen in den Großstädten bestimmt
ist und auch der Gerechtigkeit entspricht, da nicht einst''
sehen ist, warum die Wähler in den größeren städteN
des Landes statt des einfachen ein mehrfaches Wahlrecht
besitzen sollen. Außerdem wollen wir alle vier Jahre
eine Gesamterneuerung der Zweiten Kammer; eure Re-
organisation der Ersten Kammer erstreben wir im «iiM?
einer stärkeren Vertretung der Interessen des Handels
und Gewerbes, der Industrie, der Landwirtschaft urm
der größeren Städte des Landes. Eine Verkür z u n Z
des Budgetrechts der Zweiten Kammer weiser
wir ab.
Die Bürger m eister und Gemeinderät"
werden bis jetzt nur in Gemeinden bis zu 1000 Ein-
wohnern direkt gewählt. Wir erkennen an, daß die be-
treffende Einwohnerzahl erheblich höher gegriffen
werden sollte.
Wir erstreben, daß eine steuerliche Enl
lastung der Gemeinden dadurch herbeigeführt werde,
daß die Kreise und besonders dürftige Gemeinden er-
höhte staatliche Unterstützung erlangen.
An den konfessionell-gemischten
Volksschulen halten wir unbedingt fest im Inter-
esse einer früheren Gewöhnung der Jugend an Duldum
der Andersgläubigen, im Interesse des Unterrichts um
endlich auch zur Vermeidung des Aufwandes stärkere
Mittel. Unsere Partei darf stolz darauf sein, daß d'
Einführung der gemischten Schule ihrer Initiative eu
sprungen ist. ,
Auf Anregung der nationalliberale'
Partei wurde auf dem letzten Landtage die Aufhebum
der Witwenkassenbeiträge beschlossen. Gleim
zeitig wurde eine weitere Verbesserung der Bezüge de'
Beamten und Volksschullehrer in Anssicht genornnre^
Wir werden für diese mit Entschiedenheit eintreten
darauf hinwirken, daß die Lehrer an einer der BedeutiM«
ihres Standes entsprechenden Stelle in den Gehaltstag
eingereiht werden. Die Aufhebung des (OrgaM
sten) Z 38 des Elementarschulgesetzes, die von der Zwe
ten Kammer bereits beschlossen war, halten wir für ev
Notwendigkeit. ,
Bei der bevorstehenden Steuerreform trei^
wir für möglichst weitgehende Schonung der mstw'
leistungsfähigen Stände ein, wie wir überhaupt
Maßregel begrüßen und unterstützen, die uns geeigw
erscheint, einen lebenskräftigen Mittelstand in der La">
Wirtschaft, im Handwerk und im Handel zu erhalten u>
zu stärken.
Wir wünschen, daß der Staat fortfahre, durch de,
Bau von Wohnunge n seinen Bediensteten ein b'
liges und gesundes Heim zu schaffen.
Wir treten für die rationelle Ausgesta.^
tung unseres Eisenbahnwesens sowie f,
den weiteren Ausbau unseres staatlichen Bahnnetzes evsi
Auch die N e b enb ah n e n, die für Ausschließung.^!
Verkehrs in so vielen Teilen des Landes von segensre'K ;

Bedeutung wurden, sind noch der Erweiterung 1^
Wir betrachten die Einheit der Tarife a"
 
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