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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0442

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Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung Größt,. Ministeriums der Finanzen
wurde Forstassessor Loesset in Aglasterkausen nach Oberweiler
versetzt und dem Forstamt daselbst zugeteilt.
Karlsruhe, 16. Sept. Der Groß Herzog
nahm gestern Vormittag an dem Gottesdienst in der
Schloßkirche teil, wobei Hofprediger Fischer die Pre-
digt hielt. Darnach empfing Seine Königliche Hoheit
den Präsidenten Dr. Nicolai und hierauf den Geheim-
rat Dr. Wielandt, Präsidenten des Evangelischen Ober-
kirchenrats, zu längerem Vortrag, sowie den General-
intendanten Dr. Bürklin. Nachmittags empfing Seine
Königliche Hoheit den Generalleutnant und General-
adjutanten von Müller zur Vortragserstattung, besuchte
dann den Oberststaümeister Freiherrn von Holzincs-Ber-
stett, um ihm Glückwünsche zum Geburtstag darzu-
bringen und verweilte einige Zeit bei demselben und sei-
ner Gemahlin. Dann fuhr Seine Königliche Hoheit bei
Freifrau von Mentzingen vor, und erkundigte sich nach
ihrem Befinden. Hierauf besuchte Seine Königliche Ho-
heit noch die Gemahlin des schwer erkrankten General-
leutnants Hofmann, um Näheres über dessen Gesund-
heitszustand zu erfahren. Heute früh 5 Uhr reiste der
Großherzog nach Weißenburg, um von dort das Ma-
növergelände der 31. Division zu erreichen. Nach Be-
endigung dieser Hebung fuhr Seine Königliche Hoheit
über Sulz nach Freiburg und begab sich von dort in das
Manövergelände der 39. und 29. Division. Die G r o si-
tze r z o g i n ist am Sonnabend aus der Schweiz zurück-
kehrend zum Besuch der Erbgroßherzoglichsn Herrschaf-
ten in Badenweiler eingetroffen. Ihre Königliche Ho-
heit besuchte gestern Nachmittag die Freifrau von Mar-
schall in Neuershausen und kehrte abends nach Baden-
weiler zurück. _
Äitsla n
Frankreich.
Paris, 16. Sept. Die nationalistischen Blätter
erklären unter Hinweis auf die letzte Sozialistenversamm-
lung, in der der Zar in maßlos heftiger Weise ange-
griffen wurde, es sei Zeit zu erklären, weshalb Kaiser
Nikolaus von einen: Besuch in Paris Abstand ge-
nommen habe. —Graf Lamsdorff, welcher gestern
Abend hier eingetroffen ist, wird heute mit dem Minister
Delcassä über die Reise des Kaisers und der Kaiserin von
Rußland eine Unterredung haben. Morgen begibt sich
Lamsdorff nach Dünkirchen.
Marseille, 16. Sept. Acht Anarchisten
wurden hier verhaftet.- Die Polizei überwacht alle
ankommenden Passagierdampfer auf das Sorgfältigste.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 17. September.
* Von der Oberrealschule. In diesem Herbst sind es 25
Jahre, daß Prof. Dr. G. Holzer an der hiesigen Obcrrealschule
als Lehrer der modernen Sprachen wirkt. Ein Schulmann durch
und durch, mit ganzem Herzen an dem schönen Lehrerberuf
hängend, hat Prof. Holzer in diesen langen Jahren viele Generationen
von Schülern bilden helfen. Seins Hingabe an seinen Beruf ist
nicht nnbelohnt geblieben; reich« Erfolge hatte er mit seiner
Lehrthätigkeit errungen, Hunderte von ehemaligen Schülern ge-
denken dankbar der Gaben, die sie von ihm empfangen haben.
Am Samstag wurde das Jubiläum durch eine kleine Feier inner-
halb des Lehrerkollegiums im Gartensaale der Harmonie be-
gangen. Direktor Wittmann brachte dem Jubilar die Glück-
wünsche des Kollegiums dar und überreichte ihm zur Erinnerung
«ine prächtige Wanduhr. Professor Holzer dankte gerührt für die
ihm erwiesene Ehrung, die seinem Wunsche entsprechend im eng-
sten Kollegenkreis vor sich ging. Möge er unserer Oberrealschule
noch lange erhalten bleiben! — Dem Oberrealschüler Richard
Klingmann wurde, wie wir bereits meldeten, vom Großherzog
die silberne Rettungsmedaille verliehen, weil er vor einiger Zeit
ein Kind vor dem Tode des Ertrinkens rettete. Bei der feier-
lichen Eröffnung des Schuljahres am Samstag Morgen wurde
dem jugendlichen Lebensretter aus diesem Anlaß von Direktor
Wtttmann nach Konferenzbeschluß ein Buch überreicht.
st-f Fernsprech-Anschlüsse. In letzter Zeit sind folgende An-
schlüsse an die hiesige Stadt-Fernsprccheinrichtuug neu hergestellt
worden:
Nr. 110 Badischer Hof, Inh. Jak. Verwehen, Hotelier, Haupt-
straße 113.
427 von Kleiser, Rittmeister a. D., Bergstraße 29, III. St.
' 599 Knell, Philipp, Kolonial-, Material- und Farbwaren-
geschäft, Marktplatz 6.
,, 600 Renbert, A., Küferei und Weinhandlung, Fischsrgasse 9.
„ 601 Gebr. Hartenstein, Kunst- und Bauschlosserei, Römer-
straße 28.
602 Weber L Langeneckert, Manufakturwarengeschäft, Haupt-
straße 159.
_ 619 Dengel, Mehlhandlung, Kaiserstraße 50.
„ 622 Rohrmann, Wilh., i. Fa. Jac. Friedr. Rohrmann,
Kaufmann, Privatwohnung, Neuschulhausstr. 11.
627 Reiffel D. Nächst, Oskar Schepp, Garne und Kurz-
waren, Kaufmann, Steingasse 9,
„ 630 Bauer, Joh. Nächst, Kolonialwarengeschäft, Steing. 11.
„ 633 Veith, P., Gärtnerei. Uferstraße 48.
„ 636 Glätten, Adolf, Cigarrenfabrik und Restauration zum
Bratwurstglöckle, Bahnhofstraße 13.
„ 637 Weidner, Joh., Möbelspediteur, Neuenheim, Schröder-
straße 22 a.
„ 638 Dörsam, Ludwig, Kunstgärtner, Werderstr. 57.
„ 639 Burkhardt, Adolf, Drogerie, Handschuhsheimer Land-
straße 40.
„ 641 Hornung, G., Kolonialwaren-, Obst-, Gemüse-, Säme-
reien und Vogelfutterhandlung, Unterestr. 16.
„ 644 Merkh, Karl, Metzgerei, Hauptstraße 99.
645 Hoffmann, Jakob, Bäckerei und Weinwirtsch. z. „Neuen
Pfalz", Kümmelspalterei, Hauptstr. 117.
„ 646 Reis, Gottlieb, Landesprodukten und Futterartikel,
kleine Mantelgaffe 16.
„ 647 Kander, Gustav, Möbelfabrik, Hauptstraße 165.
„ 656 Stadtpfarrer I. Schück, Hirschstraße 17.
„ 660 Hormuth, Bernhard, Cigarrenhandlung und Annahme-
stelle für das Leipziger Sportshaus Frankfurt a. M.,
Hauptstraße 188.
„ 664 Sieb» Babette, Wirtschaft zur Erholung, Gaisberg-
straße 11.
„ 674 Gärtner, Leopold, Brod- und Feinbäckerei, Rohrbacher-
straße 45.
„ 675 Gärtner, Leopold, Brod- und Feinbäckerei, März-
gaffe 12.
„ 680 Sattler, Forstwart, Ziegelhausen.
1?) Musikschule Ballio. Unsere Leser machen wir auf
die im Inseratenteil erscheinende Anzeige der Musikschule
Ballio aufmerksam mit dem Bemerken, daß die Anstalt die
Einrichtung getroffen hat, eine Freistelle für jedes Hauptfach
an begabte und fleißige, aber wenigbemittelte Schüler bezw.
Schülerinnen zu vergeben. Die Gründlichkeit im Unterrichten
sowie eine langjährige Thätigkeit und Erfahrung der Künst-

lerinnen bieten sichere Gewähr für eine gediegene musikalische
Ausbildung der Schüler und Schülerinnen. Nähere Auskunft
über die Vergebung der Freistellen ist vormittags zwischen
11—1 Uhr in der Musikschule, Hauptstraße 41, zu erfahren.
O Kinderfest. Der hier vorteilhaft bekannte Jnstrumcntal'st
Max Grevetti wird morgen Mittwoch im ,H arm onieg a rt e n"
ein öffentliches Kinderfest veranstalten, dessen Verlauf nach dem
ausgestellten Programm ein glänzender werden wird. Zutritt
für Jedermann. (Näheres siehe Inserat.)
88 Ausgestellt. Aufsehen und Bewunderung erregen
allgemein eine Anzahl von Kunstschmiedearbeiten,
welche z. Zt. im Schaufenster der Herren Eiberger, Haupt-
straße Nr. 9 ausgestellt sind. Verfertiger der Arbeiter-
Kunstwerke im wahren Sinne des Wortes ist Herr Schlosser-
meister Fr. Schlicksupp in Neuenheim, Ladenburgerstr. 34.
An einzelnen Stücken sind zu nennen: 1 Schirmständer, 1
kleiner runder Tisch, 1 Rclicfbild eines weiblichen Kopfes mit
Rahmen, 1 Leuchter, 1 Stück eines Treppengeländers.
** Selbstmordversuch. Die 27 Jahre alte Karl Ruf Ehefrau
aus Cannstatt stürzte sich heute früh halb 5 Uhr aus einem
Fenster im 3. Stockwerk eines hiesigrn Hotels in den Hof; be-
vor die Lebensmüde den Boden erreichte, durchschlug sie mit
ihrem Körper ein Glasdach; verschiedene, jedoch nicht lebensgefähr-
liche Verletzungen waren die Folgen dieses Selbstmordversuchs.
Mehrere Schutzleute schafften die Frau, welche sich schon vor
mehreren Tagcn von ihrer Familie entfernt hat, ins akademische
Krankenhaus.
— Polizetbericht. Ein Metzger wurde wegen Betrugs, ein
Taglöhner wegen Landstreicherei und ein Dienstknecht wegen
Ruhestörung und groben Unfugs verhaftet. Zur Anzeige
kamen drei Personen wegen Ruhestörung und drei wegen Kör-
perverletzung.
Vo. Handschuhsheim, 14. September. (Konzert der
Zugspitzle r.) Bei vollbesetztem Hause konzertierten am
Sonntag Abend hier im „Gasthaus zur Traube" D'Zugspitzler.
D'Zugspitzler, die schon vor höchsten Herrschaften austraten,
hatten ein glänzendes Programm zusammengestellt. Besonde-
res Lob und Erwähnung verdienen die Lieder „Mein Glück ist
e Hütterl", Solo, das Duett „Alles nur aus Liab" von
Wiesberg und der „Tölzer Ländler von Burgstaller, welche
so rein, sauber und ansprechend vorgetragen wurden, daß die
Sänger stürmischen Applaus ernteten. Großen Lacherfolg er-
zielten D'Zugspitzler mit ihren urgelungenen Schnadahüpferl,
bei welchen, wie ja bekannt, keiri Blatt vor den Mund genom-
men wird, und alles, wie es auf der Zunge liegt, herauskommt.
Der Schupplattler wurde von 2 preisgekrönten Kindcrpaarcn
nach der Art des Schliersee'er Bauerntheaters ausgeführt, und
es war eine Lust, den Kindern zuzusehen und ihre Leistungen
und die Eleganz mit welchen dieselben cmsgcführt wurden, zu
bewundern. Stürmischer Beifall lohnte die Tänzer, so daß
sie wiederholt austreten mutzten.
Mannheim, 16. Sept. (Oberreals chule.) Heute Vor-
mittag 10 Uhr hat auf Einladung des Stadtrates die feier-
liche Uebergabe des nunmehr sertiggestelltenSchulbaus-
neubaueS an der Tullastroße an die Oberrealschule stattge-
funden.
Pforzheim 16. Sept. (Der Marine-Verein) hier be-
ging gestern fein drittes Stiftungsfest verbunden mit Fahnen-
weihe. Außer vielen hiesigen Vereinen, von denen der Verein
der 111-r, der Militär- und Krieger-Verein Pforzheim hervorzu-
heben sind, hatten sich Marine-Vereine aus Karlsruhe, Mann-
heim, Heidelberg, Lahr, Straßburg und Stuttgart einge-
funden, und im stattlichen Zuge bewegten sie sich gegen 11 Uhr
durch dir Straßen nach dem Saalbau, woselbst die feierliche
Weihe der neuen Fahne statlfand. Das darauffolgende Früh-
schopoenkonzert und abends das Festbankett im Saalbau nahm
den schönsten Verlaust Die Bilder aus dem Seemanns'eben und
die komische Operette „Auf der Werft" fanden bei den An-
wesenden vollen Beifall. Von auswärts trafen zahlreiche Glück-
wünsche ein, so auch einer vom Großherzog, dem Freund aller
vaterländischen Bestrebungen. Auch zahlreiche Geschenke wurden
dem Verein dargebracht; so üb rreichte der Heidelberger
Malineverein einen silbernen Becher,
Heidelberger Vereinsangelegenheiteir.
§ Karnebalgesellschaft Heidelberg-Neuenheim. Nachdem
schon in den letzten Jahren Versuche gemacht wurden, öffent-
liche Veranstaltungen in der Karnevalszeit nach bestimmtem Plane
ins Leben zu rufen, um dem bisherigen ungeordneten und oft
wenig anmutigen Treiben auf den Straßen während der Faschings-
tage ein Ziel zu setzen, bildete sich im vorigen Winter eine Kar-
ne v a l s g e s e l l s ch af t, die sich die Verwirklichung des obigen
Planes zur Aufgabe machte. Am vorigen Sonntag fand im
Kronensaal in Neuenheim unter dem Vorsitz des Herrn Karl
Eichenherr eine Mitgliederversammlung derselben statt, welcher
die Feststellung der Statuten und die Wahl des Elfer-Rats ob-
lag. Das rege Interesse, welches man der Sache entgegenbrachte,
zeigte sich in dem starken Besuche und der allseitigen Teilnahme
an den Beratungen. Für die nächste Karnevalsaison sind mehrere große
öffentliche karnevalistische Sitzungen geplant,für deren Gelingen der
Name des Vorsitzenden wohl allein bürgen dürfte, und auch ein
Faschingszug ist in Aussicht genommen. Dem Elfer-Rat gehören
folgende Herren an: Karl Eichen Herr, 1. Vorstand, Jac.
Weber, 2. Vorstand, H. Beinhauer, 1. Schriftführer,
L. Adelhelm, 2. Schriftführer, K. Staib, 1. Kassier, Peter
Koppert, 2. Kassier, Fritz Adelhelm, 1. Oekonom, Fritz
Weber, 2. Oekonom, Chr. Treiber, Hans Leibert,Matheo
Mann, Beisitzer. Im Interesse des gesellschaftlichen Lebens
unserer Stadt während des Winters wäre es wünschenswert,
wenn die dankenswerten Bestrebungen der Gesellschaft die er-
forderliche Unterstützung fänden und dieselbe zu einer ständigen
und lebenskräftigen Institution sich entwickelte.
/s Der Athleten-Klub „Germania" feierte am Sonntag
im Zwinger sein 9. Stiftungsfest. Der I. Vorstand,
Herr Leopold Wimmer, dankte den Erschienenen und sprach
die Hoffnung aus, daß die Feier Jedem in angenehmer Erin-
nerung bleiben werde, richtete sodann an die Mitglieder herz-
liche Worte mit der Bitte, einig und fest zusammen zu stehen
und immer mehr zu wirken und zu arbeiten für den Klub,
neue Mitglieder zu gewinnen und so den Verein immer wei-
ter auszubauen. Noch manches schöne Wort wurde gesprochen.
Die so schöne Feier nahm bei Spiel und Tanz bis in den
frühen Morgen einen schönen Verlauf. „Kraft Heil!"
Handel «nd Verkehr.
Mannheim, 16. Septbr. (A ktien.) Die heutige Börse ver-
lief in stiller Haltung. Gesucht waren die Aktien der Brauerei
Werger, Worms zu 92 pCt. Sonst notierten: Heilbronner
Straßenbahn Aktien 84 B.. Gntjahr-Aktien 122 B.
Frankfurt, 16. Sept. Eisekten so zt elat. Abends 6'/. Uh:.
Kreditaktien 195 b., Diskonto Kommandit 172.30 b., Dresdener
Bank 126.50 B. 40 G, Schweizer Union 94.80 B. 70 G., Oproz.
amort. Mex. 41.10 b. G., IV-Proz. Chinesen 84.40 B. 30 G.
Bochumer 162 80 b.. GelsenkirÄener 160.60 B. 50 G-. Harpener
151.30 B. 20 G., Hibernia 153 30 B. 20 G.
6 st,—3stz Uhr:
Im Abendverkehr blieb das Geschäft still und tendenzlos.
Die geringen Umsätze vollzogen sich zu ungefähren Mittagsschluß-
kursen.
Heilbronner Gewerbeüank. Die jetzt verkrachte Herlbronner
Gewerbebank wurde im Jahre 1889 gegründet. Die ver-
teilten Dividenden schwankten zwischen 5 und 6st, Prozent.
Für die beiden letzten Jahrs kamen je 6)h Prozent zur Ver-
teilung. In der Bilanz vom 31. Dezember 1900 figurierten
unter den Aktiven Debitoren mit 3 908 915 Mark und unter
den Passiven 357 445 Mark Bankschulden und 89S 011 Mark
Acceptverbindlichkeiten. Die Aktiven waren nur an der

Börse von Stuttgart notiert. Die Bank arbeitet hauptsächlich
mit der Deutschen Bank, der Deutschen Genossenschaftsbank
und der Effekten- und Wechselbank in Frankfurt, die jedoch
alle gedeckt sein sollen. Der Vorstand der Bank besteht aus den
Herren Wilhelm Fuchs und Gotthilf Keefer, während sich der
Aufsichtsrat aus den Herren I. Sihler, Fr. Bauer, Fr. Hauth,
Fr. Knittel jr., Rechtsanwalt Mögling, Eugen Bezner, C-
Eckert, Oberamtsbaumeister Eckert, W. Gerock, Karl Haas
und Fr. Heck, sämtlich zu Heilbronn, zusammengesetzt. — Nach dem
in der Aufsichtsratssitzung vom Samstag vorgelegten Status be-
tragen die Passiven 4 500 000 Mk., denen an Aktiven 3 Millionen ge-
genüberstehen; letztere sind hauptsächlich Ausstände, die vorerst
schwer einbringbar sind. Die Frankfurter Filiale der Deut-
schen Bank und die Deutsche Genossenschaftsbank in Frank-
furt a. M. sollen zusammen 2 Millionen Mark Forderungen
haben. Der Aufsichtsrat der Gewerbebank hat bekannt gege-
ben, daß er durch die Enthüllung überrascht wurde, daß die
Direktoren unter Fälschung der Bücher und Bi-
lanzen der Bank durch Börsenspiel die Bank bei
einen: Aktienkapital von drei Millionen Mark und Reserven
von 480000 Mark um zwei Millionen Mark ge-
schädigt haben. Der Äufsichtsrat hat sofort die nötigen
Maßregeln ergriffen, sich der Kaffe, der Bücher und Pa-
piere bemächtigt, die Direktoren der Staatsanwaltschaft über-
geben und dem Ansturm des Publikums dadurch die Stirn ge-
boten, daß er unter Bürgschaft seiner Mitglieder ein hiesiges
Bankhaus bewog, 125 000 Mark gegen Einräumung einer
hypothekarischen Sicherheit vorzustrecken. Als Ergebnis der
vorläufigen Besprechungen ist festzustellen, daß allerorts Ge-
neigtheit besteht, der Gewerbebank über ihre Krisis hnrwegzu-
helfen. Nur mutz erst ein genauer Status aufgestellt werden.
Der Aufsichtsrat der Bank ist der Meinung, daß eine Ueber-
schuldnng nicht vorliegt und alle Gläubiger ihre bolle Befriedi-
gung finden werden, sowie daß das Aktienkapital voraussicht-
lich mehr als zur Hälfte erhalten bleibt. Eine außerordent-
liche Generalversammlung ist auf den 17. Okrober einberufen.
Die Bücherfälschuugen sollen schon seit 5 Jahren im Schwung«
sein. Besonders haben die Direktoren tm Goldschares wild spe-
kuliert.
Heilbronn. 16. Sept. Auf dem Dachraum des Hauses des
verhafteten ersten Direktors der Heilbronner Gewerbebank. Fuchs,
wurde heute Vormittag der Betrag von 50000 Mark in einem
Versteck aufgefunden, welche Fuchs beiseite geschafft hatte,
um damit zu entfliehen. Vorläufig ist eine Unterbilanz
von l'/s Millionen festgestelli. Der Gesamtverlust der Bank
dürfte über 3 Millionen oder mehr betragen. Sämtliche drei
Direktoren sind ve-haflet. Entgegen der Versicherung, daß alle
Gläubiger befriedigt werden sollen, gilt der Konkurs als unver-
meidlich^__,
Wasterstsntz-nKckrichten.

Neckar.
Heidelberg, 17.2,15. gef 0.33m
Hellbraun. 15 1.95 gsst. 0.45m
Maunheiur 16.5.69, gest 160m

Rhein.
Lauterbura 16 5,69 gest 0,03m
Maxau, l6 579 gesi. 0.05m
Mannheim, 16.5,75 gesi. 0.20w

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land das Lsromotsr vesnig übsr Nittsl stöbt. Lin nsnsr Imst-
vürbsl von 750 mm ist in Irland sinZstroüsn. bür Nittvoob
und O oan s rs tag ist bsi rismlioü inndsr Ismpsratur rwsr
noob msbrkaob bsrvüllttss, absr grösstsntsils troobsnss lVsttsr su
srvsrtsn.

Briefkasten.
Einsender oder Einsenderin hier. Wie Sie uns Ihre Be-
fürchtungen wegen vorhandener Explosionsgefahr anvertrauen-
so können Sie uns auch ruhig Ihren Namen anvertrauen.
Jede Redaktion muß wissen, mit wem sie es zu thun hat.
Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.

Nsrrefte Nach « ichrsK
Berlin, 17. Sept. Die „Verl. Pol. Nachr." meinen,
die K a n a I v o r l a g e werde den Landtag sicher,noch
in der laufenden regulären Periode, aber schwerlich in
der nächsten Tagung beschäftigen.
Berlin, 16. Sept. Heute Nachmittag wurde die 23jährige
Arbeiterfrau Roehlick: in ihrer Wohnung, Gleditschstraße, im
Südwesten von Berlin, ermordet ausgefunden. Der M ä r-
d er wurde in der Pe-son des 22jährigen Albert Jänicke von der
Schömberger Kriminalpolizei verhaftet. Er legte ein umfassen-
des Geständnis ab.
Berlin, 16. Sept. (Frkf. Ztg.) Das Defizit der inter-
nationalen Feuerschutzausstellnng, deren feierliche
Schließung am gestrigen Sonntag erfolgte, wird auf 400000 Mk.
geschätzt, von denen etwa 230 000 Mt. durch den Garantiefonds
gedeckt sind.
Kiel, 16. Sept. Die Töchter des Zaren blei-
ben während der Reise ihrer Eltern in Ki e l, sie fuhren
im Hofwagen nach Holtenau, um sich dort von den Eltern
zu verabschieden und die Durchfahrt der Kaiseryacht' zn
beobachten.
Danzig, 16. Sept. Allgemeine Kriegslage für das
Kaisermanöver: Die „rote" Armee überschritt dis Ost-
grenze Ostpreußens und marschiert gegen die Weichsel
vor. Die „blauen" Streitkräfte sind zunächst außerhalb
Osi< und Westpreußens in Anspruch genommen. Bei
Neufahrwasser liegt das blaue Geschwader, das rote
kreuzt vor der Danziger Bucht.
Danzig, 16. Sept. Die Parade des 17. Armee-
korps bei Großstrieß war bom Wetter begünstigt. Ge-
neral Lerche kommandierte die Truppen, welche in zwei
Treffen standen. Der Kaiser übergab zunächst die neuest
Fahnen bor der Front den Obersten der betreffendest
Regimenter mit kurzen Ansprachen. Sodann ritt der
Kaiser die Front der Truppen ab, gefolgt von der Kai-
serin, dem Prinzen Albrecht, dem Prinzen Tschun, wel-
cher im Wagen saß. Im ersten Treffen stand die Jnfaw
terie und das Landungskorps des Uebungsgeschwaders
letzteres unter dem Kommando des Prinzen Heinrich-
Prinz Friedrich Leopold kommandierte die Kavallerie-
Einige Offiziere und eine Abteilung von Mannschaften
des russischen Panzerkreuzers Novak, dessen Kommast"
dant das Hnrrah ausbrachte, wohnten der Parade bei-
Es fand ein zweimaliger Vorbeimarsch statt; beidemale
führte der Kaiser der Kaiserin das 1. Leibhusarenregr"
ment, das zweitemal im Galopp vor.
Brnnsbüttclkoog, 16. Sept. Das russische
Kaiserpaar und Prinzessin Heinrich trafen nachmiü
tags 8 Uhr an Bord des „Standart" hier ein. Prin-
zessin Heinrich begab sich alsbald mittels Sonderzuges
nach Kiel zurück, während das russische Kaiserpayr erst
morgen früh 8 Uhr die Weiterreise nach Dünkirchen
antritt.
 
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