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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Seine Königliche Hoheit nach Weißenburg zurückfuhr.
Seine Königl. Hoheit haben die Wohnung bei dem Kreisdirektor
Heitz angenommen, der demselben mit seiner Gemahlin eine sehr
freundliche Aufnahme gewährte und eine ausgesuchte Für-
sorge bereitete. Am Abend brachte die Bürgerschaft
Seiner Königlichen Hoheit ein Fackelständchen mit der
Feuerwehrmusik, dem , Militärverein und anderen Vereinen
der Stadt. Freitag früh 7 Uhr fuhr Seine Königliche
Hoheit wieder in das Manövergeläude des 15. Armee-
korps südlich von Weißenburg, wo die 30. und 31. Di-
vision einander bekämpften. Erst um 3 Uhr kehrte Seine
Königliche Hoheit nach Weißenburg zurück. Morgen,
Samstag, wird in der gleichen Gegend ein Korpsmanöver
des 15. Armeekorps gegen einen markierten Feind statt-
finden, nach dessen Beendigung der Großherzog nach
Lauterburg fährt, dort an einem größeren Frühstück von
Offizieren des Armeekorps teilnimmt und dann mit Hof-
wagen sich nach Karlsruhe begiebt.
Ausland.
Frankreich.
Reims, 19. Sept. lieber das Manöver vor dem
Zaren berichtet man dem „Bert. Lokalcmz.": Das
Schlachtgewühl nm die Forts von Fraisnes nnd Vitry
hatte anstatt um zwölf erst um zwei Uhr geendet. Wäh-
rend die Kaiserin dem ganzen Manöver im Wagen an
der Seite der Fürstin Narischkin folgte, beobachtete
Kaiser Nikolaus den Sturm auf Forts Fraisnes zu
Pferde mit außerordentlichem Interesse nnd den Angriff
auf Vitry von den Wällen dieses Forts. In seiner Suite
befanden sich sämtliche fremdländischen zuni Manöver
kommandierten Offiziere. Man erzählt, daß der Angriff
von der Infanterie äußerst schneidig ausgeführt wurde,
und daß der Kaiser Nikolaus ihn mit gespanntester Auf-
merksamkeit verfolgte. Die die Stadt Reims inzwischen
besetzende Infanterie, Gendarmerie und Kavallerie un-
ter Befehl eines Brigadegenerals sah gerade so aus, als
ob sie aus einer verlorenen Schlacht kämen. Die armen
.Teufel waren seit gestern unterwegs und während des
'stundenlangen Wartens fast ohne jede Nahrung. Ich
sah, daß allein vor der Mairie ein halbes Dutzend Leute
in die Ambulanzen geführt wurden. Nebrigens hatte
man das Publikum mit der Durchführung einer unbarm-
herzigen Absperrung so lange drangsaliert, daß man
trotz der Anwesenheit voir Hunderttausenden auf den
Straßen fast nur Militär wie in dem Feldlager einer
eroberten Stadt sah. Im Nathause bildeten die Pom-
piers Spalier. Dieses Korps ist militärisch ausgerüstet
und trägt Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten. Nur
die Stadtverordneten und Senatoren von Reims wohn-
ten dem Empfange des Zarenpaares bei. Die große Ver-
spätung bei Ankunft der hohen Gäste bewirkte, daß der
ganze Besuch im Rathause nur zehn Minuten dauerte.
Loubet führte die blühend anssehende Kaiserin. Der
Bürgermeister führte die Fürstin Narischkin. Kaiser
Nikolaus schlenderte sehr vergnügt hinterher nnd blickte
sich den Saal sehr genau an. lieber die Einzelheiten
ist schon telegraphisch berichtet worden.
England.
— Tie Schlappen in Südafrika, verur-
sachen in weiteren Kreisen Mißstimmung, die in teil-
weise recht übellaunigen Leitartikeln ihren Ausdruck fin-
det. Die „Times" kanzelt bei dieser Gelegenheit die
Regierung ab, weil sie die Fortsetzung des Krieges nicht
nachdrücklich genug betreibe. Nicht das Volk, sondern
die Regierung scheue vor der notwendigen Kraftanstreng-
ung zurück. Der Finanzminister scheine die Hand des
Kabinets zu lähmen, außerdem lasse neuerlich der
Nachschub von Ergänzungen sehr viel zu wünschen übrig.
Rußland.
St. Petersburg, 20. September. Der Komman-
deur des 39. Narwa'schen Dragoner-Regiments erhielt am
13. September folgendes Telegramm des Zaren:
„Ich habe gestern den Deutschen Kaiser nnd König von
Preußen Wilhelm II. zum Chef des Ihnen anvertrauten Re-
giments ernannt. Ich bin überzeugt, daß die Narwaer
in Befolgung der alten Traditionen dieses neue Zeichen
meines Vertrauens rechtfertigen werden. Nikolaus."
Kaiser Wilhelm sandte folgendes Telegramm an
Len Kommandeur:
„Kaiser Nikolaus hatte die Gnade, mich zum Chef der
Narwa'schen Dragoner zu ernennen. Durch diesen Freund-
schaftsbeweis Seiner Majestät, mich an die Spitze eines Re-
giments zu stellen, welches lange die Ehre hatte, als Chef
den Großadmiral, Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch
zu haben, bin ich sehr erfreut. Seine Majestät äußerte sich
Lei einem Gespräch, in dem er die Geschichte und Verdienste
des Regiments hochschätzte, über dasselbe als eines her-
vorragenden der russischen Armee. Ich beglückwünsche mich
und das Regiment zu diesem gnädigen Urteil seines ober-
sten Führers und bin überzeugt, daß dieses neue Band, das
mich mit der ruhmgckrönten russischen Armee verknüpft, zur
Aufrechterhaltuug und Festigung der alten Traditionen und
Waffenbrüderschaft zwischen unseren beiderseitigen Armeen
dienen wird. Meinen kameradschaftlichen Gruß den Herren
Offizieren und Mannschaften. Wilhelm, I. U."
Afrika.
— Die Hoffnung derEngländer bis zum 15.
September auch den letzten Widerstand der Buren brechen
zu können, hat sich, wie die gestern gemeldeten Schlappen
englischer Truppenabteilungen ausweisen, als vollständig
eitel erwiesen. Jetzt naht in Südafrika wieder
der Sommer, den Botha nnd de Wet abgewartet ha-
ben, um nun wieder mit größeren Operationen
Zu beginnen. Ihr erster Erfolg bei Utrecht bildet eine
überaus ermutigende Einleitung zu diesem dritten
S o mme r f e I d z u g, der ihnen bevorsteht. Herr
Ehamberlain sah bereits vor Monaten die Buren nur
noch zu zwei oder drei Mann durch die englischen Linien
schleichen, um Brand und Mord zu begehen. Er wird
sich jetzt davon überzeugen müssen, daß seine Augen ihn
getäuscht haben. Ein Gesamtverlust von 12 Offizieren
imd 189 Mann nebst drei Geschützen ist immerhin schon
mehr als ein „bedauerlicher Zwischenfall". Man darf
gespannt darauf sein, ob die Buren ihre Gefangenen
auch diesmal wieder freigeben werden, nachdem Kttchener
ihnen durch seine letzte Proklamation das Recht zur Fort-
setzung des Kampfes thatsächlich abgesprochen hat. Un-
ter allen Umständen bleibt ihnen der starke moralische
Eindruck, den ihr Sieg namentlich auf die Farmer in

Natal machen wird, und die Verstärkung ihrer Artillerie
werden sie jedenfalls auch nicht als unbequemen Ballast
empfinden.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 21. September.
* Von der Universität. Prof. Dr. Wolf hat den an ihn
e>-,iancencn ehrenvollen Ruf nah Göttinnen ast gelehnt —
Geh. Bergrat Prof. Dr. Rosenbusch wurde von der k. ^.eoa-
äswia üoi llinosi in Rom zum auswärtigen Mitglied erwählt.
(?) Die hiesigen Fleischpreise stehen zur Zeit auf einer für
diese Jahreszeit ganz ungewöhnlichen Höbe. Das Ocksenfl isch
kostet 74, da'» Ka'b- und Hammelfleisch 76 und das Schweine-
fleisch zum Braten gar 80 Pfg. das Pfund. Von Seiten der
Metzger wird lebhafte Klage darüber geführt, daß sie kaum im-
stande seien, ihren Bedarf an Schlachtvieh, besonders aber an
Schweinen zu decken. Während nämlich die hierländischen
Metzger in den letz'en Jahren viele Schweine aus Norddeutsch-
land bezogen, ist jetzt nahezu das umgekehrte Verhältnis einge-
treten. Zur Zeit werden in Süddeutschland viele Schweine auf-
gekauft und nach Norden geliefert, da infolge der schaisin
Absperrmaßregklr gegen Oesterreich, Rußland und Dänemark
die norddeutschen Metzger ihren teilweisen Bedarf an Vieh nicht
mehr vom Auslande beziehen können. Kleinere Leute mit
starker Familie müssen bei diesen Fl-ischpreisen wohl oder übe!
ans den Fleischgenuß verzichten.
x Das Kaiferpanorama, welches im Vorjahre die Bewoh-
ner unserer Stadt mit seinen Vorführungen erfreute, eröffnet
am Sonntag den 22. d. M., aufs neue einen Cyklus seiner
photo-plastischen Weltreisen. Wir werden nicht unterlassen,
allwöchentlich über die interessanten und lehrreichen Vor-
führungen zu berichten.
(?) Das Wegwerfe» von Obst auf öffentlichen Straßen oder
Plätzen ist eine Unsitte, die schon für manchen Passanten recht
verhängnisvoll geworden ist. Wie oft ist es doch schon vorgekommen,
daß, besonders ältere Leute, beim Auftreten auf dasselbe aus-
glitten und zu Fall kamen, was hin und wieder von üblen Folgen
begleitet war. Gerade in diesem Jahre sieht man sehr häufig
solch weggeworfenes Obst herumliegen, da durch die letzte» nieder-
gegangenen Regengüsse besonders viel Steinobst das schöne Aus-
sehen verlor und nun als ungenießbar wegaeworfen wird.
Vc>. Zur Schaustellung im Zwinger. Wir hatten Gelegen-
heit, denGrafen Orloff, den durchsichtigen und verknöcherten
Menschen, welcher zur Zeit im Zwinger ausgestellt ist, kennen zu
lernen. Es setzte uns das Gesehene in großes Erstaunen. Der
Oberkörper des Grafen Orloff ist vollständig verknöchert nnd
steinhart, während die Beine durchsichtig wie Glas sind, sodaß
man das Blut in denselben cirkulieren sehen kann. Dieses mensch-
liche Rätsel ist von den bedeutendsten Medizinern untersucht nnd
als medizinisches Problem von größter Merkwürdigkeit bezeichnet
worden. Prof. Virchow in Berlin nennt ihn den interessantesten
Fall in den med. Annalen nnd schreibt u. a.: „Graf Orloff ist
gegenwärtig eines der interessantesten pathologischen Objekte, zu-
gleich ein höchst überzeugendes Beispiel der Accmodationsfähigkeit
der Menschen." (Siehe Berliner Deutsche Medizinische Wochen-
zeitschrift März 4. 1897, Nr. 10.) Graf Orloff ist nicht krank,
wie man vielleicht denken könnte, sondern kern gesund, wenn er sich auch
nicht selbständig bewegen kann: er ißt mit gutem Appetit und
schläft sehr gut. Er ist 36 Jahre alt, mit seinem 14. Jahre
begann die Verknöcherung. Eine Sehenswürdigkeit ist dann auch
der gleichzeitig zur Schau gestellte indianische Riese Mi an ko
Karoo, eine wahre Hünengestalt, vom Stamme der Sioux.
Derselbe ist 34 Jahre alt, 2,35 Mir. hoch und wiegt 800 Pfund-
Er wurde 1882 nach Europa gebracht, wo er in den bedeutendsten
Etablissements zu sehen war. Acht Jahre war er bei Barnum
nnd Bailley. Manko Karoo ist gebildet, er spricht 4 Sprachen.
Montag, den 23. Sept., Nachmittags 4 Uhr findet eine Privat-
vorstelluug für Aerzte statt, worauf wir noch aufmerksam machen
möchten. Auch allen anderen Interessenten kann der Besuch einer
Vorstellung bestens empfohlen werden.
b. Ehrung. Die goldene Medaille der Hundeausstellung,
wurde HerrnNeith, Wirt zum Nodensteiner hier, für seine „Ber-
ti ienste um die tadellose Führung der Wirtschaft
auf der Hundeausstellung" verliehen.
s. Rodensteiner. Die Damenkapel le, die erst vor kurzer
Zeit Heidelberg verlies, ist wieder hier eingetroffen und läßt ihre
lustigen Weisen im Rodensteiner ertönen. Wer leichte Musik liebt,
sei zum Besuche aufmerksam gemacht.
— Poltzeibericht. Ein Zimmermann wurde wegen Diebstahls
von Fässern, ein Gärtner wegen Betrugs nnd ein Hausbursche
wegen Urkundenfälschung verhaftet. Drei Personen kamen
wegen Unfugs zur Anzeige.
S5l Mannheim, 20. Sept. (Der entsprungene
Zuchthäusler,) der gestern Nachmittag 143 Uhr aus dem
hiesigen Allg. Krankenhaus ausgebrochen ist, ist Artist nnd
heißt Peter Derst und hatte wegen Diebstahls und. Kuppelei
2 Jahren Zuchthaus erhalten. Von dem Flüchtling hat man
noch keine Spur. Derst wußte sich Kleider zu verschaffen, die
er anzog. In der Nähe des Thores wurde der Krankenkittel,
im Keller das Hemd des Flüchtlings aufgefunden. Wie Derst
in den Besitz von Kleidern gelangte, konnte noch nicht ermittelt
werden.
SO Karlsruhe, 20. Sept. (Der Raubmörder
Herberger) wird ständig, Tag und RacA, von zwei
Schutzleuten bewacht, so daß dem Delinquenten jedi Möglichkeit
eines Selbstmords — oder Fluchtversuchs genommen ist. Da
er über die Zeit von seiner Entlassung aus der Fremdenlegion
kein Alibi Nachweisen kann, so vermutet die Kriminalbehürde
Wohl nicht mit Unrecht, daß er noch weitere Unthaten auf dem
Kerbholz hat. Es werden insbesondere Recherchen nach - der
Richtung angestellt, ob Herberger vielleicht auch den Mord an
der Prostituierten Euler in Heidelberg begangen hat.
Er hatte in dieser Angelegenheit schon mehrmals ein scharfes
Kreuzverhör zu bestehen, entgegnete aber auf alle bezüglichen
Fragen: „Ein Mädchen habe ich noch nie umgebracht." Dafür,
daß Herberger geistig nicht normal ist, haben sich bis jetzt keine
Anzeichen ergeben.
Karlsruhe, 20. Sept. (In der Geschworenen-
liste) für das nächste Schwurgericht in Karlsruhe finden wir
die Namen von zwei Herren, die bereits vor einem halben
Jahr das Zeitliche gesegnet haben. Hoffentlich werden die-
selben, wenn das Schwurgericht zusammentritt, nicht auch noch
wegen „unentschuldigten" Ausbleibens in eine Geldstrafe ge-
nommen! ^ „
SU Villiugen, 20. Sept. (Verurterlter »Sol-
dat e n s ch i n d e r.) Vom Kriegsgericht der 27. Division
(Ulm) wurde gestern hier der Feldwebel Straub von der 6.
Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 120 wegen Miß-
handlung Untergebener in 46 Fällen zu 4 Monaten Gefängnrs,
der Vizefeldwebel derselben Kompagnie, Zeller, zu 214 Mona-
ten verurteilt. Letzterer hatte sich 6 Vergehen schuldig gemacht.
— Heute verlassen uns die Truppen, die seit ö. d. M. zectwerlcg
im Quartier lagen. ^ ,
SN Konstanz, 20. Sept. (Ein schwaches Weib.)
Letzte Nacht erschien bei einem hiesigen Arzt die Frau aus einer
Metzbude mit blutendem Kopf und gab an. in einer Wirtschaft
Streit bekommen zu haben und mit einem Bierglas geschlagen
worden zu sein. Kaum war die Dame verbunden, brachten
Schutzleute einen Athlet, welcher aus mehreren Kopfwunden
blutete und erzählte, er sei im Streit , von jener Grazie ,o
zugerichtet worden. Das war jedenfalls kelne vom schwachen
Geschlecht. ^ . ->
SU Konstanz, 20. Sept. (Die Beleidigungs-
klagen) des Seminardircktors Wasmer-Meersburg gegen
die Reallehrer Möhr-Karlsruhe und Hauptlehrer Rodel-Mann-

heim kommen am Dienstag, den 24. Sept., vormittags 9 Uhr,
vor der hiesigen Strafkammer in der Berufungsinstanz zur
Verhandlung.

Handel und Verkehr.
Frankfurt, 20. Sept. Kffektensozierat. Abends 6H. Uhr.
Krcditokticn 194 30 b, Diskonto Kommandit 172.30 b-, Dres-
dener Bank 125.25-60-30 b., Dmmstädter Bank 117 b. cpt.,
Nationalbank f. D. 97.10 b. cpt., Schweizer Union 94.30 B-
20 G. Hamburq-Amcrtk. Packet 110.70 b. ult., IlO.kO b. cpt-,
Norddeutscher Lloyd 110.10 b. G. Türk. Loose 97.40—80 b. G.,
Laura 177.50 b., Bochumcr 160.30 b., Harvener 149.10 B- 149 G.
Oberschl. Eisen Industrie 90 b., Bad. Zuckerfabrik 83 b. G.
6'/, 19/z Uhr:
Bessere Kurse der westlichen Böcien und Auslassungen der
„Köln. Ztg." über die Notwendigkeit einer Aenderung unserer
Böisengesetze füh-ten trotz anhaltend ruhigen Verkehrs zn all-
gemeiner Befestig ng.
Heidelberg, 2l. Sepchr. (Marktpreise.) Heu der Zentner
>it 420 bis 4.50, Korn-Strotz der Ztr. 350 bis 3.80, gcm.
2.50 bis 3 80, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.20 dis 2.50,
Salatkarloffeln 3.20 bis 3 50, Butter in Ballen 1.65 bis
1.10, in Pfund „k. 110 bis 1.20, Zwiebeln 7 bis 8 Knoblauch
35 Bohnen 6 - 8 Gestund Gelbrüüen 2 bis 3
Schwarzwurzeln 15-18 Eier das Stück 6 bis? das Hundert
6.50 bis 6.80 Nüsse daL Hundert 25 bis 30 Zwetschgen
das Hundert 15 bis 18 der Zentner 4.50 Blumenkohl
das Stück Io bis 20 Rotkraut 12 Ins 15 Weißkraut 8 bis
10 der Zentner 2 50 Wirsing 6- 8 Kohlrabi
1 bis 2 Sellerie 6 bis 8 Lauch 2 bis 3 Rettich
3 bis 5 Meerrettich 15 Gurken 3 bis 4 Einmach-
Gurken das Hundert 5V bis 60 Weiße Rüben das Stück
2 bis 3 Rote Rüben das Stück 8 bis 4 Kopfsalat 4 bis
6 Endivien 3 bis 5 Aepsel das Stück 8 bis 4 das
Pfv. 10 bis 15 Birnen das Stück 2 bis 3 das Pfund
15 bis 18 Gebund Pelersitie 1 bis 2 Geliund Schnittlauch
1 Radieschen 2 bis 3 <<Z> Pfirsiche das Stück 2 bis 3
Ungstein, 19. Sept- Die seit einigen Tagen im Gang be-
findliche Rotweinlese fällt doch etwas besser aus, als man
in letzter Woche erwartete. Durch die eingetretene Traubensäule
ist die Quantität vermindert und die Qualität nicht verbessert
worden. Die Mostgewichte sind immer noch recht zufriedenstellende,
da dieselben bis zu Anfang der 70er Grade sich bewegen. Das
Mostverkaufsgeschäft, das Anfangs recht schleppend ging, ist seit
gestern in lebhaftere Bahnen eingetreten. Viel auswärtige,
namentlich württembergische Wirte nnd Händler haben sich ein-
gestellt, um Portugieserniost aufzukaufen. So wechselten auch
gestern und heute einige tausend Loge! Trebermost zn Preisen
zwischen M. 5—5^ per 40 Liter ihre Eigner. Wenn die Leb-
haftigkeit im Geschäft heute noch Stand hält, wird der größte
Teil dieser Erescenz bis heute Abend an den Mann gebracht sein.
Deidesheim, 18. Sept. Im „Bayr. Hof" ließen heute die
Weingutsbesitzer Norbert Georg Erben und Mich. Dich Erben
(I- Weiß) 37 Stück und 16 Halbstück hiesige, Förster und
Ruppertsberger Weine versteigern. Bei diesem Ausgebote handelte
es sich durchweg um Originalmarken besserer und feinster Lagen
bester Kellerpflege. Die seither im Weinhandel herrschenden
Konjunkturen machten sich jedoch gleichfalls fühlbar, sodaß die Ge-
bote mehrfach nicht genügten, weshalb der Zuschlag nicht erteilt
wurde; teilweise wurden die Taxen überboten. 1000 Liter kosteten :
1898er Ruppertsberger M. 570 und 610, Deidesheimer M. 650,
640, 570, 530, 710, 720, 800, 1060 nnd 1180, 1899er Rupperts-
berger M. 860 nnd 1210, Förster M. 1110 und 2110, Deides-
heimer, M. 700, 750, 810, 800, 1370, 1300, 2110, 2160 und
2190. Von den zurückgezogenen Nummern wurde noch aus freier
Hand zu höheren als den vorher gebotenen Preisen ab genommen-

Neueste Nachrichten
Bremerhaven, 20. Sept. Der Lloyddcmipfer „Stutt-
gart" lief hier mit dem halben 1. Bataillon des 1-
oft asiatischen Regiments und der 7. Gebirgs-
batterie, zusammen 10 Offiziere und 344 Mann, ein.
Danzig, 20. Sept. Der Kaiser verlieh dem Prin-
zen Tschu n das Großkreuz des Roten Adlerordens.
London, 20. Sept. Die britischen Verl u st?
beim Gefecht in der Nähe von Tarkastad sind
größer als zuerst gemeldet. Von den Offizieren abgesehen
sind 30 Lanziers tot und 34 verwundet.
Belgrad, 20. Sept. Dem Einfluß des Minister-
präsidenten Dr. Wuitsch-gelang es, den König zu bewegen,
die Regelung der Thronfolge zugunsten seines
Schwagers Ljunewitza h i n a n s z n s ch i e b e n.
Pietermaritzburg, 20. September. Bothas
Einfall ist nur ein Teil der organisierten Sommer-
Campagne der Buren. Seit längerer Zeit haben sich
einzelne Buren unbemerkt nach Natal begeben. Dieselben
haben ihre Instruktionen, wonach sich die verschiedenen
Trupps an ganz unvorhergesehenen Orten konzentrieren
werden. Botha hat bei seinem letzten Abzug aus Natal
an verschiedenen Orten Waffen und Munition vergraben, so
daß es den Buren daran nicht fehlen wird. — In Natal
herrscht begreiflicherweise die größte Aufregung. — In
der Kapkolonie wird die Meldung von der Niederlage der
Engländer auch nicht verfehlen, einen besonders belebenden
Einfluß auf die Ausbreitung des Aufstandes ausznüben-

Das Zarenpaar in Frankreich.
Reims, 20. Sept. Beim Besuch der K a t h e d r a l e
hieß Kardinal Langenioux das Kaiserpaar willkom-
men. Der Kardinal zeigte dem Zaren die Reliquien des
wahren Kreuzes und der Dornenkrone
Christi. (!) Nachdem beides besichtigt worden war,
überreichte der Kardinal photographische Ansichten des
Innern der Kathedrale, während der Minister für Unter-
richt, Leygues, Stahlstiche des im Rathause aufbewahrten
Evcmgeliariums übergab. Um 6 "Uhr fuhr der Zug nach
Compiägne ab, wo er eine Stunde später eintras. Die
Stadt war beleuchtet. Der Kaiser war den ganzen Tag
bei bester Stimmung und hatte sich mit Loubet und den
Ministern mehrfach angeregt unterhalten. Die Kaiserin
ließ durch eine Kammerfrau alles, was sie interessierte,
photographieren und machte selbst eine Aufnahme de^
Kaisers, als dieser ans dem Berg Berru eine Kanone rich-
ten ließ.
Compidgne, 20. Sept. Der Kaiser und die Kaiserin
von Rußland machten heute Vormittag einen Spa-
ziergang im kleinen Schloßpark. Mittags wurden dM
Ministerpräsident Waldeck-Rousseau und Minister De>-
casss empfangen. Die Audienz des Ministerpräsidenten
Waldech-Ronsseau dauerte eine Stunde.^ General Le
Boisdeffre wird nur 2 Uhr empfangen. Später wohrM
der Kaiser der Taufe des Enkels des französischen Bot-
schafters in Petersburg, Grafen Montebello, bei und HM
das Kind in der Schloßkirche zu Compiägne selbst übe
die Taufe gehalten. Am Vorinittag hatten Graf LaM-
dorff nnd Minister Delcassö eine längere Besprechung-
 
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